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Das Experiment

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10.04.2013
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Das Experiment

Guten Abend, Herr Dr. Göbel.
Ich freue mich, Sie in unserer kleinen Reihe SUBERIUS` LITERARISCHES EXPERIMENT begrüßen zu dürfen. Und, so viel sei verraten, liebe Freunde der erhabenen Buchstabenkombinationen: Herr Dr. Göbel hat uns etwas ganz besonderes mitgebracht.
Herr Dr. Göbel?

Ja, ich danke Ihnen, Herr Suberius, für die freundlichen Worte, welche Sie zum Anlass meines heutigen Erscheinens hier gerade verloren haben ...

Oh, darf ich da gleich mal in aller Höflichkeit intervenieren? Meinen Sie wirklich, Herr Dr. Göbel, dass ich jene Worte verlor? Oder habe ich Sie Ihnen nicht vielmehr gegeben, sacht hinüber geworfen, vielleicht sogar im Bestreben, Sie Ihnen darzureichen, als Geschenk?

Nun, wenn Sie mir gestatten würden, diese Ihre Fragen zunächst einmal im Raume stehen zu lassen, damit ich meinen einleitenden Gedanken zu Ende führen kann ... also, vielen Dank und ja, sehr richtig, ich habe heute etwas dabei - um es zu spezifizieren: ein Buch. Es befindet sich hier in der Innentasche meiner Jacke und ...

... stopp, Herr Dr. Göbel, bitte achten Sie auf die Dramaturgie des Abends, wie wir sie vor dieser Sendung durchgesprochen hatten. Meine angeblich verlorenen Worte liegen und die dies bezügliche Frage steht hier zudem noch herum, und ich bitte doch sehr um die Sorgfalt und Seriosität eines sich sauber entwickelnden Ablaufes. Dass sich in Ihrer Jackentasche ein Buch befindet, ist spannend, ist eine klare Ansage und außerdem ein Tatbestand, der hier und heute noch eine bedeutende Rolle spielen wird, wenn wir dann zum Experiment gelangt sind. Lassen Sie uns nicht vorgreifen und damit fortfahren, die sich hier aufgestaut habenden Fragen zu erörtern.

So sei es, Herr Suberius, wenn´s Ihnen denn ein Anliegen ist.
Ihre eingangs geäußerten Worte sind de facto verloren. Es wird Ihnen zwar gelingen weiterhin welche zu finden - den Beweis haben Sie ja bereits erbracht - doch es wird sich nicht mehr um genau diese Worte handeln können. Versuchen Sie sich vorzustellen, Sie würden sich erbrechen. Natürlich könnten Sie, selbst wenn es Ihnen gelänge, sich das Erbrochene erneut einzuverleiben, denselben Vorgang nicht wiederholen. Ihr Erbrochenes wäre gleichsam verloren, verstehen Sie? Wäre es nun so gewesen, dass Ihr Erbrochenes mir gegolten hätte, Sie mich also volksmundartlich "angekotzt" hätten, so wäre es selbstredend an mir, hinsichtlich dieses Ereignisses eine Wertung vorzunehmen. Ich bezweifle allerdings, ob ich ein solches als Geschenk wahrnähme.

Danke, das ist einleuchtend genug und, geneigte Freunde der gehobenen Literaturizität, dieser kleinen Reihe des geistigen Austausches fraglos in vollem Umfang angemessen.
Gelangen wir jetzt aber zum kapitalen Kapitel des Abends, Herrn Dr. Göbel, dessen Buch und dem Experiment. Bitte erläutern Sie ...

Wie bereits erwähnt, habe ich ein Buch bei mir, man könnte es seiner Gestalt wegen auch als Büchlein bezeichnen, und dieses Buch wird im Mittelpunkt eines Selbstversuches stehen, welchen ich hier heute Abend unternehmen werde.
Es handelt sich im übrigen um folgendes Werk: ISBN 9783150071113.
Ich werde es jetzt aus der Innentasche meiner Jacke nehmen und im Rahmen der Versuchsanordnung auf diesen Beistelltisch an einer eigens entwickelten Vertikal-Buchhaltevorrichtung befestigen, wobei es dortselbst in einen aufgeschlagenen Zustand versetzt wird. In einer Entfernung von sieben Metern zum Tisch habe ich eine Markierungslinie auf den Boden gezeichnet. Eine weitere befindet sich auf dem Tisch selber, der Abstand zum Werk beträgt hier zehn Zentimeter.

Das ist sehr beeindruckend, Herr Dr. Göbel - aber welches Ziel liegt diesem Experiment denn eigentlich zu Grunde? Und: Haben Sie weitere Hilfsmittel? Ist es gefährlich?

Ich erhoffe mir von diesem "Versuch am Buch" ...

... wunderbar! ...

... genaueren Aufschluss zum Verständnis des Werkes an sich. Auch die offene Frage, ob eine gehörige Distanz zum Werk hierbei hilfreich sei oder die Herstellung beträchtlicher Nähe diesem Zweck dienliche Effekte zeitigte, harrt noch einer schlüssigen Antwort. Die einzig ferner benötigten Anordnungen sind meine Augen und, mit Verlaub, mein Gehirn. Und "gefährlich"? Nun, ich gestehe, ich wäre erleichtert, wenn der Versuch der Super-Distanz sich so erfolgreich gestaltete, dass sich weitere erübrigen würden ...

Wahrlich, das sind spannende, wichtige Fragen und, verehrte Rezipienten nachhaltiger Kulturkost, ich greife sicher nicht zu hoch, wenn ich ankündigen darf, dass genau diese Rätsel-Nüsse am heutigen Abend auf ihren Rätsel-Nussknacker, Herrn Dr. Göbel, treffen werden. Ich sag´ mal salopp: Legen Sie los!

Ich werde mich nun zunächst an der sieben Meter-Markierung positionieren und das Buch fest in den Blick nehmen ...

... und, was sehen Sie? Sehen Sie etwas?

Moment, Herr Suberius, Moment ...
- Ja, ich sehe das Werk dort hinten auf dem Tisch. Ich vermag allerdings nicht zu entziffern, was dort geschrieben steht. Ich schließe daraus, dass eine solch großzügig gewählte Distanz zum Werk dessen Verständnis nicht förderlich ist.

Damit ist es schon eine Frage weniger ...

Genau. Und nun bewege ich mich buchwärts zur anderen Marke hin. Jetzt erfolgt die Betrachtung aus einer Entfernung von zehn Zentimetern ...

Und ... Herr Dr. Göbel?

...

... Herr Göbel? ...

... nein. Nein. Es ist nicht möglich. Ich sehe Buchstaben, Wörter, doch in einem Maße unscharf, dass ich sie nicht lesen kann. Sie schwimmen. Sie tanzen! Ich ...

Herr Dr. Göbel, sehen Sie etwas?

Ich sagte doch schon - es ist nicht möglich. ... Bei dieser Nähe. Unfassbar!

Meine Freunde der Bücher und ihrer Staben, es ist unglaublich! Das Werk entzieht sich weiterhin des Verständnisses und das, obwohl Herr Dr. Göbel die Anordnung gewissermaßen sogar umgekehrt hat. Was für ein Buch!
Herr Dr. Göbel - ist das Experiment damit gescheitert, ist es vorüber?

Nein, Herr Suberius, wo denken Sie hin?
Es folgt nun ein dritter, letzter, radikaler Schritt innerhalb dieses Experimentes. Ich werde mir jetzt das Werk unmittelbar ins Gesicht pressen. ....

Herr Dr. Göbel ?! ...

Ja! Jaaahhhhh! - Es ist unglaublich ...!

 
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Gehoben vorgetragener Klamauk bleibt Klamauk. Und so konnte ich diesem Talkshow-Schmankerl nicht viel philosophische Erkenntnis entnehmen. Du spielst mit der Doppeldeutigkeit des Wortes "Distanz", einerseits die physikalische Distanz in Metern, andererseits die geistige Distanz zum Werk. Allerdings erschöpft sich der Text nur in einer Seite dieser Doppeldeutigkeit und lässt so am Schluss in meinen Augen das (Text-)Experiment scheitern.

Im übertragenen Sinne versteht Herr Göbel das Werk nicht, und so "verschlingt" er sozusagen das Buch um hinter dessen Geheimnis zu kommen. Schön, aber ich als Leser bleibe aussen vor und das ist höchst unbefriedigend.

Aber vielleicht gibt's weitere Stimmen, die das Ganze ja völlig anders sehen.

BTW: "Göbel" & "Experiment" gebaren einen Freudschen Kobold, der mir bis zum Schluss im Nacken sass.
;)

Gruss dot

 

Hi dot,

ja, ich kann gut nachvollziehen wie Du die Wirkung dieser Geschichte (auf Dich) beschreibst. Ich bin ja beizeiten ein Spezialist für (scheinbar/tatsächlich) Sinnentleertes und muß mich folglich und berechtigterweise mit diesem Vorwurf an manche meiner Texte beschäftigen.

"Gehobenen Klamauk" labelst Du. Das will ich, auch wenn ich selbst es als "philosophische Groteske" (mit Schwerpunkt auf Letzterem) etikettieren täte, gern so stehen lassen, und mit dem Angelsachsen Why not? angelsächseln. Die ISBN hast du sicher gesuchmaschint, "Ein Buch für Alle und Keinen"?; Zufall ist das keiner.
Vermisst Du die Inhaltlichkeit ? Stößt du Dich an der formalen Leere?
Dann ist das so.
Wenn du Dich "als Leser außen vor" fühlst, kann das mehr als nur einen Grund haben:
- Der Text interessiert Dich im Grunde nicht. (Desinteresse)
- Der Text stößt dich ab. (Abneigung)
- Du verstehst diesen nicht. (Un-Verständnis)
- Der Text will, dass Du außen vor bleibst. (Wirkungsabsicht)

Verstehe ich Dich richtig, trifft´s der letztgenannte Punkt und, in seinem Gefolge, Punkt Nr.2.
Ja, vielleicht finden sich ja noch andere Stimmen. Für Deine bin ich Dir sehr dankbar!
7miles

PS: Noch ein Wort zu Deinem BTW - Das ist wirklich erstaunlich, dieser "Freudsche Kobold" ist keinerlei Absicht. Ich werd´mal mit ´ner Taschenlampe in den Keller meines Unterbewusstseins absteigen und nachschauen. Bücherverbrennung...? Mon Dieu! Wirklich erstaunlich! Thx

 

Hallo 7miles!

Erinnert mich stark an Heraklit. Der hat mal so was gesagt: (ich krieg das nicht mehr so 100%ig zusammen) „Man kann nicht zweimal in den selben Fluss steigen.“
Das meine ich, aus dem ersten Teil deiner Geschichte herauszulesen.
Im zweiten Teil kehrt sich das Prinzip um. Ein Buch ist immer dasselbe, nur der Leser, der es zum zweiten Mal liest, ist nicht der derselbe. Er liest es nun mit anderen Erfahrungen und Gedanken wie zuvor. Das hat durchaus etwas mit der Distanz zu tun. Die wird bei jedem Lesen geringer. Allerdings nicht, wie in der Geschichte, die physikalische Distanz. Da hast du mal wieder ein wenig Verwirrspiel getrieben.

Lieben Gruß

Asterix (der immer alles am Fließen hält) :D

 
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Hallo 7miles

Beinah fühle ich mich versucht zu sagen, du eilst da, mit Siebenmeilen Stiefeln durch das Forum, oder kommt es mir nur so vor. :D

Deine dritte Geschichte hatte ich nicht gelesen und bei dieser hier vorab den Kommentar von dot. Deine Antwort dazu hat mich dann stutzig werden lassen, da es mir eher wie ein Abwehrreflex wirkte, als denn eine klare Entgegnung. Bevor ich die vorliegende Geschichte dann selbst las, nahm ich mir den Kommentar von Asterix noch vor, der sich als Perpetuum mobile einbrachte und sie in Fluss hielt, eine Bewegung, die mich nun auch moderat in den Sog zog.

In einem früheren Kommentar erläutertest du: Die "reine Lehre" ist es nicht, ich habe aber als Quelle eigener Inspiration beschlossen, diese des häufigeren zu ignorieren. Es führt nicht immer zu befriedigenden Ergebnissen, das "Chaos" ins Schreibzimmer zu bitten, gelegentlich aber gebiert es Kurioses.
Ein kapriziöser Ausspruch, den du in gewohnter Manier vorträgst. Der Skeptizismus, nicht negativ, sondern kritisch, welcher mir beim Lichterhannes gegenwärtig war, bekam im vorliegenden Stoff neue Nahrung, dass es nicht einfach nur eigene Inspiration ist, die das Feuer schürt. Ich zweifle keinen Moment an der Eigenständigkeit deiner Texte, aber daran, dass sie einfach einem Chaos entsprungen sein sollen. Dass dieser Stoff Zuordnungsbar sein soll, magst du vielleicht als Zufälligkeit abtun. Nur dem entgegne ich, dass Zufall immer das Zusammentreffen von Ereignissen ist und nicht ein Durcheinander.

Im ersten Satz der Geschichte wurde ich gleich mit dem literarischen Experiment von einem Herrn Siberius konfrontiert. Bereits der Name legte mir die Assoziation zu Simulacres et Simulation nahe. Ja spricht er nun von Baudrillard, fragte ich mich? Der Inhalt war mir dann zwar zu roh bearbeitet, fast ungeschliffen für diese literarische Richtung, wenn ich mich etwa an das Buch Reisen im Skriptorium von Paul Auster erinnere, welches ich vor einigen Monaten las. Aber es ist durchaus ein Text, der sich explizit an der Postmoderne anzulehnen sucht.
Die Geschichte selbst liest sich humorig, aber wenig vordergründig sinnbehaftet. Der Rückschluss von gehoben vorgetragenem Klamauk füllt da schon ein Vakuum. Nachzutragen bleibt, das sich Postmoderne solcher Stilmittel bedient, die allein im Ausschnitt betrachtet wahnwitzig erscheinen, und sich erst in der Reductio ad adsurdum als triftig weisen. Dieses Ende fehlt mir hier, welches die Lösung wirklich präsentierte und nicht in einem vagen, unvollendeten Ausruf. So fehlt mir ein wesentliches Stück zum Gehalt eines philosophischen Lesestücks, das es als solches auszeichnet.

Nun komme aber keiner, es entspreche eben der Inspiration des Unbewussten, dies tut es mit Bestimmtheit nicht. Wäre es allein eine bruchstückhafte Gedächtnisleistung, so wäre diese topisch dem Vorbewussten zuzuordnen. Der Versuch, sich in einen grenzüberschreitenden Bereich zu artikulieren, stellt aber eine bewusste Handlung dar.

So, lieber 7miles, jetzt bin ich gespannt, ob du dich mal konkret der Sache stellen magst. ;)

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Auch die offene Frage, ob eine gehörige Distanz zum Werk hierbei hilfreich sei …,

lieber 7miles,

vermag ich in äußerster Nähe zum Text (auf’m Bildschirm ca. 40 cm vor meiner Nasenspitze) nur zu bejahen. Aber das gilt selbst für meine eigenen Ergüsse, nicht nur hier vor Ort, insofern mag mein Beipflichten zu den vorgehenden Kommentaren aus zu arger Nähe erfolgen.

Et is’ durchaus jeeignet für’ne Bütt, aber ob man da gerade der Liebe zur Weisheit frönt …
Vielleicht willstu die Geschwätzigkeit in solchen Gesprächsrunden bei gleichzeitiger Selbstüberschätzung der Gesprächsteilnehmer über ihre eigene Bedeutung in Frage stellen, aber dafür wirkt der Witz/Humor dieser Humoreske arg erzwungen.

Kleinere Schnitzereien

Und, soviel sei verraten, liebe Freunde der erhabenen Buchstabenkombinationen: …
Soviel ich weiß, ist die Zusammenfügung des ehem. Adverbs „so“ + des Adjektivs/unbest. Zahlworts „viel“ als „untergeordnete“ Konjunktion durchaus üblich, doch fürcht ich,
dass hier „soviel“ gerade mal keine Konjunktion ist, sondern eher eine Verkürzung eines „derart viel“, was ja eindeutig auseinandergeschrieben werden sollte.

zu ende
Besser: zu Ende

Und zum Abschluss

In einer Entfernung von 7 Metern zum Tisch … beträgt hier 10 Zentimeter.
Zahlen bis zwölf werde üblicherweise ausgeschrieben.

Gruß vom & schönes Herbstwochenende wünscht der

Friedel

 

Hej 7miles,

zuerst habe ich den Text in leicht alkoholisiertem Zustand gelesen und Tränen gelacht. Nüchtern liest es sich dann nicht so leicht über kleinere Ungereimtheiten hinweg, obwohl ich die Idee immer noch witzig finde, sich den Ggegenstand der Untersuchung "ins Gesicht zu pressen" nachdem die Versuche bezüglich einer angemessenen Distanz zum Objekt gescheitert sind. Ist in seiner Aussage wohl eher nicht dazu angetan, Philosophen hüpfen und springen zu lassen, oder?

Und sonst:

Meine angeblich verlorenen Worte und einige meiner Fragen liegen und stehen hier zudem noch herum
Welche Fragen? Ich kann nur eine finden: "Meinen Sie wirklich, Herr Dr. Göbel, dass ich jene Worte verlor?"

Diese Diskussion über "Verloren" finde ich müßig. "Verloren" bedeutet vllt, etwas ist "nicht wieder-(auf)findbar", die Worte ließen sich aber leicht wieder finden und -holen, es sei denn da litte jemand an einem extrem schlechten oder gar nicht vorhandenem Gedächtnis.

Anders verhält es sich mit der Bedeutung der Worte, die kann bei genauer Betrachtung trotz Wiederholung nie ganz genau dieselbe sein.

Falls Du das so meinst, finde ich es schön gedacht aber sperrig rübergebracht, dazu muss man das Verlieren nicht so sehr bemühen.
Ich habe halt den Eindruck, dass Du als Autor dem Redner das Wort "verloren" in den Mund legst, um zu dieser Diskussion zu gelangen.

Danke, das ist einleuchtend genug
Find ich nicht. So lässt sich gerade durch den Vorgang, das eigene Erbrochene zu verspeisen, der Vorgang des Erbrechens aber sowas von wiederholen.

wobei es dortselbst in einen aufgeschlagenen Zustand versetzt wird.
Ich hab den Eindruck, Du tust Dir nicht immer einen Gefallen mit dieser Sprache. Jemand der "dortselbst" und eine Passiv-Konstruktion für "ich (er/sie) schlage/schlägt das Buch auf" benutzt, ist für den geneigten Leser schwer zu orten. Das wirkt ähnlich nervig, wie beschlagene Scheiben in einem Auto oder einem Bus. Man kann nichts sehen, vor lauter Dunst.

Und: Haben Sie weitere Hilfsmittel? Ist es gefährlich?
Hilfsmittel. Wie kommt man bei so einer detaillierten Beschreibung auf die Idee, der Experimentator hätte wichtige Hilfsmittel unterschlagen? Oder darauf, es könnte gefährlich sein?

Ich erhoffe mir von diesem "Versuch am Buch" ...

... wunderbar! ...

weil es sich reimt?

Ja! Jaaahhhhh! - Es ist unglaublich ...!
Schwer vorstellbar, dass dieser Göbel "Jaaahhhhh!" anstatt "Jaaaaaaaah!" sagt, und "unglaublich" schwächelt in meinen Augen als letztes Wort gerade in diesem Text auch etwas. Ansonsten hat mir das Ende gefallen.

LG
Ane

PS:

Vermisst Du die Inhaltlichkeit ? Stößt du Dich an der formalen Leere?
Dann ist das so.
Richtig. Dann ist das so, auch ohne dies extra zu betonen.
Klingt, als wolltest Du hier freundlich ausdrücken: Mir doch egal.

PPS: ... und mich erinnert es nicht an Heraklit sondern an Kierkegaard, der des öfteren lang und breit erklärt, warum er Regine Olsen nicht heiraten kann.

 

Hallo Asterix, hallo Anakreon, Friedrichard,

herzlichen Dank für eure Kommentare!

Panta rhei - ja, der schwappte mir zweifelsohne fluß- und schreib - ab durchs Stüberl; der alte Grieche und seine Parabel sind mir verehrte Säulen im Denken.

"Verwirrspiel" - es handelt sich hier um ein Experiment, das vordergründig mit der nahen bzw. fernen Distanz zu einem Objekt geistigen Inhalts spielt. Die Versuchsanordnung ist hierbei in ihrer Klarheit sinnlos, eine unmögliche Anordnung, die das Substanzielle vollkommen außer Acht läßt. Dies kann als Stilmittel dessen betrachtet werden, was ich hier beabsichtigte. Das Werk selbst spielt in seiner (außer der ISBN-Listung) Nicht-Bennenung eine verborgenen Hauptrolle, seine Wahl ist kein Zufall.
Ich überschreite in dieser für mich in sich schlüssigen Grotesken bewusst nicht die Schwelle des übertragenen Sinnes, die Distanz bleibt physikalisch, als ein gewollter Tribut an das, was ich mir ersann. Weitergehendes, substanzielle Implikationen, hätten dieses Konzept befärbt, in einem Sinne, der nicht in meiner Absicht lag. Dieselbe Situation ist in meiner "Viel Geld im Netz verdienen und..."- KG bereits zu besichtigen (und auch die- geteilte - Kritik an dieser Konzeption).
Die Höhe, in welche sich der Leser dieser Story(ies), diese - und ich möchte bei dem Label bleiben - Groteske hängt, bleibt jedem unbelassen. Wird sie oftmals vielleicht höher gehängt, nicht nur als sie es verdiente, sondern auch zu dem Zwecke, ihren Fall tiefer zu gestalten? Ich hoffe niemand kommt auf den Gedanken, die (im Text enthaltende) Publikums-Verarschung persönlich zu nehmen. Und ist es im Zweifel nicht des Lesers eigen Ding, eigene Erwartungen enttäuscht zu sehen? Auf welcher Grundlage ist es legitim jemanden zu schelten, eigene Erwartungen verfehlt (unterschritten) zu haben?
Ich schreibe dies nicht als Rückzugsgefecht gegen etwaige Kritik. "Klamauk", "reicht für die Bütt´" - is doch okay!
Entnehme ein Jeder, was er/sie entnehmen möchte - und sei es "nichts". Die KG "Das Experiment" ist nichts anderes als ihr Titel suggeriert. Sämtliche der Texte die ich entwerfe sind Experimente!
Noch ein Wort zum "Chaos", welches mein Schreiben begleitet und das von dir, Anakreon, in Zweifel gezogen wird. Vielleicht handelt es sich um ein Missverständnis. Was ich damit beabsichtigte zum Ausdruck zu bringen, war dass ich oftmals krückenlos, ohne konzeptionelle Vorbereitung mich mit einer nur diffus konturierten Idee ans Werk mache. Das Chaos ist, und somit rudere ich zurück, dann selber Mittel auf einem vorher nicht geplanten Weg zu einem unbekannten Ziel. Und somit wohl auch kein Chaos mehr...
7miles

 
Zuletzt bearbeitet:

He Ane,

vielen Dank für deinen zwischenzeitlich nüchterne Betrachtung des Experiments. Ich stehe aktuell unter dem Einfluss eines "Super Bock Stout". Mal gucken, wohin das führt...
Rolle ich Deinen Kommentarteppich falsch herum auf, lese ich

Kierkegaard, der des öfteren lang und breit erklärt, warum er Regine Olsen nicht heiraten kann.

Das ist bestimmt konstig, leider habe ich meinen Kirkegaard noch nicht gelesen, werde es aber nachholen.

Darüber steht

PS:
Zitat:
Vermisst Du die Inhaltlichkeit ? Stößt du Dich an der formalen Leere?
Dann ist das so.
Richtig. Dann ist das so, auch ohne dies extra zu betonen.
Klingt, als wolltest Du hier freundlich ausdrücken: Mir doch egal.

Ich möchte den Eindruck, es sei mir egal, hiermit dementieren. Desgl. ist es mir natürlich nicht egal, was Menschen, die meine Texte lesen, diesen entnehmen. Schrieb ich auch, das es jedem frei stehe, dem Text das Seine zu entnehmen und wenn es nichts sei, so bitte ich dies nicht als beleidigte Reaktion auf vermeintliches Unverständnis misszuverstehen und schon gar nicht als Desinteresse meinerseits an den Entnehmenden und deren Entnommenen, im Gegenteil.
Ja! Jaaahhhhh! - Es ist unglaublich ...!

Jaaaaaaaaaaah!

Ich habs noch mal phonetisch durchgetestet. Die Reaktionen hier in der Bar auf beides sind erstaunlich indifferent.

Ich erhoffe mir von diesem "Versuch am Buch" ...

... wunderbar! ...

weil es sich reimt?

Ja, Suberius´ etwas unbedarfte Natur herauszustellen.


Zitat:
Und: Haben Sie weitere Hilfsmittel? Ist es gefährlich?
Hilfsmittel. Wie kommt man bei so einer detaillierten Beschreibung auf die Idee, der Experimentator hätte wichtige Hilfsmittel unterschlagen? Oder darauf, es könnte gefährlich sein?

Dafür, dass sich das Experiment in dieser seiner Versuchsanordnung erschöpft und nur die optischen und geistigen Mittel des Experimentators hinzukommen. "Gefährlich?" - Diese Frage des Suberius soll dessen Wunsch nach Dramaturgie Rechnung tragen.


Zitat:
wobei es dortselbst in einen aufgeschlagenen Zustand versetzt wird.
Ich hab den Eindruck, Du tust Dir nicht immer einen Gefallen mit dieser Sprache. Jemand der "dortselbst" und eine Passiv-Konstruktion für "ich (er/sie) schlage/schlägt das Buch auf" benutzt, ist für den geneigten Leser schwer zu orten. Das wirkt ähnlich nervig, wie beschlagene Scheiben in einem Auto oder einem Bus. Man kann nichts sehen, vor lauter Dunst.

OK, auf diesen Satz bin ich sogar, hui!, stolz! Er ist sprachlich an diese schwallenden Riesen-Magier angelehnt. Dabei ist es ja nur ein Büchlein.

Falls Du das so meinst, finde ich es schön gedacht aber sperrig rübergebracht, dazu muss man das Verlieren nicht so sehr bemühen.
Ich habe halt den Eindruck, dass Du als Autor dem Redner das Wort "verloren" in den Mund legst, um zu dieser Diskussion zu gelangen.

Habe ich ihm tatsächlich vorsätzlich in den Mund gelegt. Er soll hier semantisch mimosisch reagieren, um sich als Held so gehobener wie entbehrlicher Aüßerungen zu entlarven. Ist kein Highlight, da hast Du recht.

Zitat:
Danke, das ist einleuchtend genug
Find ich nicht. So lässt sich gerade durch den Vorgang, das eigene Erbrochene zu verspeisen, der Vorgang des Erbrechens aber sowas von wiederholen.

1. ("einleuchtend genug) Hier ist Suberius offensichtlich bestrebt, weiteres abzukürzen, da er nicht umhin zu kommen glaubt, anzunehmen, das Dr. Göbels Aüßerungen auf sein persönliches Geschwafel gemünzt sind.
2. Sich herausgekotztes erneut hineinzuschaufeln in der Absicht magenkontraktiven Recyclings ist durch aus möglich. Es wäre aber sicher nicht dasselbe.

Zitat:
Meine angeblich verlorenen Worte und einige meiner Fragen liegen und stehen hier zudem noch herum
Welche Fragen? Ich kann nur eine finden: "Meinen Sie wirklich, Herr Dr. Göbel, dass ich jene Worte verlor?"

Wo Du nicht unrecht hast, hast Du nicht unrecht. Da geh ich noch mal bei.
Liebe Grüsse
7miles

 

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