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Das Erwachen

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15.07.2002
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Das Erwachen

Der Elfenkrieg
Das Erwachen

Aifena war müde. Die lange Reise hatte sie angestrengt. Aber sie durfte jetzt keine Pause machen. Sie wusste, irgendetwas oder irgendjemand war ihr auf den Fersen. Auf jeden Fall war ihr Verfolger mächtig.
Es wäre ein Fehler, Aifena eine Magierin zu nennen. Auch das Wort begabt traf es nicht direkt. Sie war vielleicht eine bessere Taschenspielerin. Vor langer Zeit hatte sie ihre magischen "Kräfte" entdeckt. Mehr aus Zufall, als aus Wissen oder Ausbildung. Als sie vielleicht dreißig war, wurde der Bauernhof ihrer Tante von Drow angegriffen. Sie hatte sich versteckt, musste aber trotzdem mit ansehen, wie ihre Verwandten und alle, die sie gekannt hatte, abgeschlachtet wurden. Keine andere Bezeichnung trifft es besser. Dann hatte einer der Dunkelelfen sie entdeckt. In diesem Moment spürte sie diese Kraft zum ersten Mal und es gelang ihr aus reinem Instinkt heraus, ihren Angreifer davon zu schleudern und zu flüchten. Danach zog sie von Stadt zu Stadt und verdiente sich ihren Lebensunterhalt mir betteln, stehlen oder später mit einfachen Zaubertricks. Aber sie hatte diese Kunst nie zur Perfektion gebracht, oder überhaupt so weit, dass sie bei einem Magier Unterricht nehmen konnte. Einmal hatte sie ihr Geld gespart und eine magische Schriftrolle gekauft. Der Verkäufer hatte ihr versichert, dass es einer der einfachsten Sprüche sei, den andere schon am Anfang ihrer Ausbildung lernten, aber sie hatte es nicht geschafft, diesen Spruch zu meistern. Es lag nicht daran, dass sie die Sprache oder den Inhalt nicht verstand, aber wenn sie die Anweisungen auf der Rolle folgte, geschah überhaupt nichts. Sie hatte es seitdem oft versucht, aber am Ergebnis hatte sich nie etwas geändert. Daher beschränkten sich ihre Kräfte auf einige einfache Tricks und ein klein wenig Selbstverteidigung gegen betrunkene Männer. Aber sie hatte keinerlei Chance gegen das, was sie verfolgte. Sie wusste nicht, wie weit er oder es noch entfernt war, aber sie konnte die magische Aura bereits körperlich spüren und sie bereitete ihr Schmerzen. Noch war es erträglich, aber je näher der andere kam, desto stärker wurden sie. Auch das machte ihr zu schaffen. Wenn sie weiter liefe, würde sie irgendwann zusammenbrechen, und dann hatte sie überhaupt keine Chance mehr. Was hieß hier, überhaupt keine Chance mehr. Sie wusste genau, dass sie auch in ausgeruhtem Zustand und ohne Schmerzen keine Chance hatte. Aber vielleicht war es ja auch nicht hinter ihr her, sondern hatte nur zufällig denselben Weg. Sie klammerte sich an diese letzte Hoffnung, denn nur das hinderte sie daran aus Furcht vor dem Tod völlig gelähmt zu werden. Sie setzte sich an einen Baum, lehnte sich zurück, schloss die Augen und versuchte die Schmerzen zu ignorieren. Es gelang ihr nicht vollständig, aber immerhin ein wenig. Aber nun, da sie sich nicht mehr bewegte, holte es viel schneller auf und die Schmerzen wurden immer schlimmer. Sie steigerten sich über nervig, bis hin zu unerträglich, und schließlich kam die wohlverdiente Ohnmacht. Ihr letzter Gedanke vor der rettenden Dunkelheit war: "Wenigstens sterbe ich ohne die weiteren Schmerzen zu spüren." Danach kippte sie zur Seite und blieb reglos liegen.

Sie war unfähig, die Augen zu öffnen, aber sie hörte Stimmen. Die Worte waren fremd und sie hörte nicht alles, als ob ihre Besitzer umherliefen, oder sie immer wieder ohnmächtig wurde. Nach einiger Zeit verstummten die Männer. Sie hörte Schritte, die in ihre Richtung kamen und fühlte kurz danach eine Hand auf ihrer Stirn. Ein weiteres Mal versuchte sie ihre Augen zu öffnen, und zu ihrer eigenen Überraschung gelang es ihr. Aber das Licht, das überall zu sein schien war zu grell, als dass sie irgendetwas erkannt hätte. Sofort schloss sie die Augen wieder. Obwohl dieser Vorgang vielleicht eine Sekunde gedauert hatte, hatte der jemand ihn dennoch bemerkt.
"Ah, du bist wach. Das ist gut."
Sie wollte antworten, aber eine Hand legte sich auf ihren Mund. "Sprich nicht. Du warst lange bewusstlos und bist nur sehr knapp dem Tod entronnen. Ruh dich aus, ich werde dir bei Gelegenheit alles erklären."
Sie fühlte, wie die Müdigkeit wieder ihren Körper heraufkroch und kurz danach war sie eingeschlafen

Als sie wieder aufwachte, fiel es ihr leichter, ihre Augen zu öffnen. Auch war das Licht nicht so grell wie das letzte Mal und nach einiger Zeit, gelang es ihr, ihre Umgebung zu erkennen. Sie befand sich in einem kleinen Raum. Die einzigen Gegenstände darin waren das Bett, in dem sie lag, ein kleiner Tisch daneben und eine Lampe an der Decke, direkt über ihr. Es gab ein kleines Fenster und gegenüber eine verschlossene Türe. Aifena wollte zum Fenster hinübergehen und schlug die Bettdecke beiseite. Sie trug nicht mehr ihren Umhang, sondern ein einfaches Nachthemd. Nun gut, darüber würde sie sich später Gedanken machen können. Zuerst einmal musste sie wissen, wo sie war und wer sonst noch hier war. Sie setzte sich auf und schwang vorsichtig ihre Beine aus dem Bett. Gerade als sie aufstehen wollte, wurde die Tür geöffnet. Sie belastete ihre Beine, doch diese gaben sofort unter ihrem Gewicht nach. Kurz vor ihrem Sturz nahm sie noch wahr, wie der Mann vom letzten Mal zu ihr sprang und sie auffing. Danach wurde wieder alles um sie herum Schwarz. Aber nur für kurze Zeit, denn als sie die Augen wieder öffnete, sah sie über ihr das Gesicht des Mannes und spürte, dass er sie immer noch in den Armen hielt und versuchte so vorsichtig wie möglich in das Bett zu legen. Er bemerkte, dass sie schon wieder wach war und lächelte. Sie versuchte, zurückzulächeln, aber es gelang ihr nicht sonderlich gut.
"Du solltest noch nicht aufstehen. Du warst fast fünf Tage bewusstlos. Wir hatten schon Angst, dass du es nicht überleben könntest."
Danke, wollte sie sagen, aber sie brachte nur ein Krächzen heraus.
"Warte, ich hole dir ein Glas Wasser, aber bleib liegen und lauf nicht weg, in Ordnung?"
Anstatt zu antworten, nickte sie nur schwach mit dem Kopf. Daraufhin verschwand der Mann und kam kurz darauf mit einem Glas in der Hand wieder zurück. Er half ihr beim Aufsetzen und Trinken und sie war ihm dankbar dafür, denn sie fühlte sich so schwach wie schon lange nicht mehr, eigentlich wie noch nie. Seit sie von dem Bauernhof geflohen war, hatte sie sich nie auf jemanden anderen verlassen, als auf sich selbst, und das immerhin dreißig Jahre lang.
Nachdem sie etwas getrunken hatte, fühlte sich besser und sie brachte sogar ein halbwegs verständliches "Danke" heraus.
"Gut, dass es dir wieder besser geht. Aber du solltest dich nicht überanstrengen. Es wird wahrscheinlich noch einige Tage dauern, bis du wieder durch die Welt ziehen kannst, solange solltest du jedoch hier bleiben."
"Wo ist hier?" fragte sie mühsam.
"Du bist in Sicherheit. Du bist in einem Gemach der Burg meines Ordens. Einer unserer Templer hat dich zufällig unterwegs gefunden und hierher gebracht. Aber das reicht jetzt, schlaf noch ein wenig."
Der Mann hatte recht, sie sollte wirklich schlafen. Diese wenigen Worte und Bewegungen hatten sie schon wieder völlig ausgelaugt. Kaum hatte sie sich zurückgelegt und die Augen geschlossen, da schlief sie schon wieder ein.
Beim nächsten Aufwachen fühlte sie sich schon viel kräftiger als beim letzten Mal. Draußen wollte die Sonne gerade untergehen. Auf dem Tisch fand sie ein weiteres Glas mit Wasser. Sie trank ein paar Schlucke und legte sich wieder hin. Sie versuchte sich daran zu erinnern, warum sie hier war, aber soviel sie auch suchte, da war keinerlei Erinnerung. Sie konnte sich überhaupt nicht an die Geschehnisse im Wald erinnern. Sie nahm einfach an, dass sie aus irgendwelchen Gründen zusammengebrochen war, vielleicht weil die Reise einfach zu schwer gewesen war. Sie grübelte noch eine Weile über diesen Ort nach und schlief dabei wieder ein. Die nächsten Tage liefen so ähnlich ab wie die letzten, abgesehen davon, dass sie mit jedem Tag kräftiger wurde. Schon zwei Tage später konnte sie allein aufstehen und in ihrem Zimmer umherwandern. Nach weiteren drei Tagen setzte sie sich über die Ratschläge ihres Betreuers hinweg und verließ das Gemach. Sie verließ nicht nur das Gemach, sondern das ganze Gebäude. Sie stand im Hof der Burg. Er war recht groß, aber er beinhaltete nur einige Gebäude wie das, aus dem sie gerade gekommen war, eine Stallung mit Brunnen und ein massiven Burgfried, der wie ein Monolith einzig und alleine über die mit ihm verbundene Burgwehr hinausragte. Es war um die Mittagszeit, aber merkwürdigerweise war keine Menschenseele zu sehen. Sie ging zu dem ihrem gegenüberliegenden Gebäude. Auch im Inneren war niemand, aber sie konnte leise Stimmen hören. Sie schlich weiter in die Richtung, aus der die Stimmen kamen. Sie kam zu einem größeren Saal. Die Tür war nur angelehnt, so dass sie hindurch sehen konnte. Sie erkannte außer dem Menschen, der sie betreut hatte, niemanden. Außer ihm mussten noch 3 andere Personen im Raum sein. Sie konnte nur einen stämmigen Mann sehen mit einem wild aussehenden Bart, der Gesprächspartner ihres Betreuers war nicht komplett in ihrem Blickwinkel, aber ein gebräunter, kurzhaariger Mann war zu erkennen.

Sie kann nicht hier bleiben. Es war ein Fehler, sie überhaupt mitzubringen."
"Du weißt, dass wir uns verpflichtet haben, jedem zu helfen, der gegen die Drow kämpft und sie hatte Probleme mit ihnen."
"Ja natürlich weiß ich das, aber zur Zeit ist die Lage angespannt. Was, wenn jemand erfährt, dass sie hier ist."
"Was sollte dann schon passieren. Noch ist es nicht verboten, Elfen zu helfen."
Offensichtlich ging es um sie. Aber warum sollte es ein Fehler sein, ihr zu helfen? Jetzt bedauerte sie ihren Entschluss, sich nicht für die Politik zu interessieren.
"Aber sie hat doch in ihrem Tagebuch selbst geschrieben, dass sie glaubt, verfolgt zu werden. Was, wenn derjenige hierher kommt. Wir können uns zur Zeit kaum verteidigen!"
Ihr Tagebuch? Natürlich, sie hatte es ganz vergessen und deshalb war es ihr nicht aufgefallen, dass es fehlte. In diesem Moment erhob sich ihr Betreuer von seinem Platz.
"Willst du sie etwa wieder da raus schicken? Du warst dabei, als wir sie gefunden haben. Könntest du in Frieden schlafen, wenn du wüsstest, dass das wieder passieren könnte? Es war keine einfache Ohnmacht, wegen Erschöpfung oder so, nein, das war das Werk von Magie. Und wie es scheint, ist sie auch eine Zauberin. Du hast es vielleicht nicht bemerkt, aber sie erholt sich sehr viel schneller, als ein normaler Mensch oder auch Elf. Sie dürfte noch nicht einmal in der Lage sein, aufzustehen, aber ich habe Schwierigkeiten damit, sie davon abzuhalten, hier überall herumzulaufen. Wenn wir sie wieder da hinaus schicken, wird sie sterben, das ist fast schon garantiert."
"Aber wir können sie nicht ewig hier behalten."
"Das hatte ich auch nie vor. Aber vielleicht können wir ihr etwas beibringen, damit ihre Chancen ein wenig steigen."
"Du willst ihr auch noch helfen? Was ist, wenn in Kürze ein Krieg losbricht und man erfährt, dass wir einer Elfe geholfen haben, oder sie sogar immer noch bei uns beherbergen?!"
"Wer soll es schon erfahren? Und vor allem was soll dann passieren? Solange kein Krieg da ist, dürfen wir das noch."
"Und was hätten wir davon? Einen weiteren Elfen, der schwer zu besiegen sein wird."
"Nein, stell dir vor, wenn sich plötzlich ein mächtiger Elf gegen einen Krieg aussprechen würde. Kein Fußsoldat, sondern ein Magier. In ihr ruhen Kräfte, von denen wir keine Ahnung haben und sie wahrscheinlich auch nicht. Wenn sie gegen den Krieg wäre, oder zumindest nicht gegen die Bevölkerung von Corvalinsk, wäre das ein großer Vorteil. Vielleicht will man sie auch deswegen töten."
"Ich habe meine Bedenken. Aber ich werde mich deinem Plan anschließen, wenn sich die anderen auch für dich aussprechen. Lasst uns also abstimmen."
Aifena hatte genug gehört. Sie wusste zum einen nicht, was für einen Krieg diese Templer meinten, aber wenn sich wirklich ein bewaffneter Konflikt zwischen Menschen und Elfen anbahnte, würde das die Reaktion mancher Menschen in den Städten erklären. Man hatte ihr nie offnen Hass entgegengebracht, aber zum einen hatten Elfen schärfere Sinne als Menschen und zum anderen war sie immerhin leicht begabt in den magischen Künsten und so hatte sie doch mitbekommen, dass man ihr manchmal ärgerliche oder sogar wütende Blicke zuwarf. Und es war nicht schwer, sie als Elfe zu erkennen. Obwohl die meisten Elfen, außer den Drow natürlich, die gleiche Hautfarbe wie Menschen hatten, war sie eine Ausnahme, denn ihre Haut war schneeweiß.
Während sie zu ihrer Hütte zurückging grübelte sie über die Worte ihres Betreuers nach. Was meinte er mit "... das war keine einfache Ohnmacht", war sie etwa angegriffen worden? Sie konnte sich nicht daran erinnern. Vielleicht würde ihr Tagebuch ihr auf die Sprünge helfen, zumindest wenn sie es erst wieder hatte. Und noch mehr interessierte sie, welche Kräfte in ihr Ruhen sollten. Sie war noch nicht einmal in der Lage, einen einfachen Zauberspruch von einer Schriftrolle zu lernen. Aber sie war sich sicher, dass sie das noch erfahren würde, vielleicht sogar sehr viel früher, als ihr recht war.

Kaum hatte sie sich wieder hingelegt, kam ihr Betreuer wieder ins Zimmer. Sein Gesichtsausdruck verriet Aifena, dass entweder die Abstimmung nicht so ausgefallen war, wie er sich erhofft hatte, oder dass ihm das ganze Gespräch nicht gefallen hatte. Er setzte sich neben ihr auf das Bett und es schien, als ob er nicht ganz sicher war, wo er anfangen sollte. Endlich rang er sich zu einem Anfang durch:
"Wie hast du deine magischen Kräfte entdeckt?"
"Na ja, ich hatte meine Eltern bei einem Überfall der Drow verloren und habe danach bei verwandten gelebt, aber auch diese wurden von Drow überfallen und als ich zum zweiten Mal mit ansehen musste, wie meine Familie abgeschlachtet wurde, spürte ich es zum ersten Mal. Als dann auch noch ein Drow mich angreifen wollte, schleuderte ich ihn einfach so von mir ohne ihn zu berühren und floh."
"Wie kommt es, dass du den ersten Angriff überlebt hast?"
"Ich hätte ihn nicht überlebt, aber ein Drow-Krieger stellte sich seinen Gefährten in den Weg und verteidigte uns. Leider war es da aber schon zu spät für meine Eltern." Während sie erzählte, begannen sich kleine Tränen in ihren Augen zu sammeln. Der Mensch schien das zu bemerken und fragte nicht weiter nach. Aber es war schon zu spät, all die Erinnerungen kamen wieder zu ihr zurück. Erinnerungen an ihre Eltern, an den Überfall und an den Krieger, der nach dem Kampf bewusstlos vor ihr zusammengebrochen war. Sie wollte ihm helfen, aber die anderen Elfen, um sie herum, zerrten sie sofort von ihm weg und kurz darauf kamen auch die ersten Soldaten vorbei. Sie wurde bei einer Familie untergebracht, bevor sie zu ihren Verwandten ziehen sollte.
In der Nacht, hatte sie einen merkwürdigen Traum: Sie stand wieder auf der Lichtung des Angriffs, aber sie war allein. Sie drehte sich mehrmals im Kreis, bevor sie gehen wollte. Aber in diesem Augenblick sah sie den toten Drow auf dem Boden und erkannte den Krieger, der sie gerettet hatte wieder.
Mit einem Schrecken fuhr sie hoch. Ihr war klar, dass man den Drow töten würde und sie wusste auch, dass sie ihm helfen musste. Sie sprang aus dem Bett und nahm sich ein kleines Messer, bevor sie das Haus verließ. Ihre Schritte lenkten sie unbewusst wieder zur Lichtung und von dort weiter zu einer kleinen Höhle. Sie konnte zwei Wachen vor dem Eingang sehen und als sie sich näher anschlich, konnte sie auch ihr Gespräch verstehen. Sie unterhielten sich über den Drow. Nach einiger Zeit gähnte einer der beiden. Kurz darauf auch der zweite und nur einige Minuten später schliefen sie beide tief und fest. Wie war das möglich? Elfenkrieger waren dafür bekannt, dass sie Gefangenen nicht einfach entkommen ließen, und dazu gehörte auch, dass sie nicht einfach während der Wache einschliefen. Egal, Aifena konnte das nur recht sein. Sie betrat die Höhle und sah den Drow an einer Wand sitzen. Sofort ging sie zu ihm hinüber, nahm einer der Wachen noch die beiden Katanas des Dunkelelfen ab, legte sie neben ihn und zerschnitt seine Fesseln. Kaum war er befreit, machte er im Schlaf eine Bewegung. Aifena fuhr erschrocken zurück, immerhin hatten seine Brüder ihre Eltern getötet. Leise, wie sie gekommen war, verschwand sie wieder aus der Höhle.

Sie war so sehr in Gedanken der Vergangenheit vertieft, dass sie gar nicht bemerkt hatte immer noch im Gemach der Ordensburg zu sein, und dass ihr Betreuer sie ansprach.
"Willst du spazieren gehen?"
"Entschuldigung, ich war gerade woanders. Ja, ich würde gern ein wenig nach draußen gehen."
Er half ihr beim Aufstehen ~ er musste ja nicht wissen, dass sie schon alleine umherspaziert war ~ und die beiden gingen nach draußen. Sie liefen einige Zeit schweigend nebeneinander her, bis der Mann die Stille brach.
"Es tut mir leid, ich habe mich bis jetzt ja noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Arthas, ich bin einer der Primarchen des Ordens"
"Ich heiße übrigens Aifena." sagte sie.
"Ich weiß," antwortete Arthas "wir haben dein Tagebuch gelesen." Mit diesen Worten zog er ein kleines, in Leder gebundenes Buch heraus.
"Ich möchte mich dafür entschuldigen, ich weiß, dass Tagebücher etwas sehr privates sind, aber wir mussten es einfach tun."
Wenn sie es nicht vorher schon gehört hätte, wäre sie jetzt wahrscheinlich mit dem Buch davongestürzt, ohne nachzufragen, was geschehen war, aber jetzt behielt sie einen kühlen Kopf.
"Warum war ich bewusstlos?"
"Wir sind uns nicht sicher, deshalb haben wir auch das Tagebuch gelesen. Du hast geschrieben, dass dich jemand oder etwas verfolgt hat. Aber du hast nicht geschrieben, ob er oder es dich eingeholt hat. Wir vermuten, dass du im Kampf verletzt worden bist. Auf jeden Fall musst du deinen Angreifer in die Flucht geschlagen haben, denn als wir ankamen, warst du allein und wahrscheinlich schon länger bewusstlos."
Jetzt, da Arthas davon sprach, kehrten auch ihre Erinnerungen zurück. Ja, sie war verfolgt worden, aber sie war in Ohnmacht gefallen, bevor sie eingeholt wurde. Sollte sie Arthas das erzählen? Immerhin hielt er sie für eine mächtige Magierin, sollte sie das jetzt aufklären? Aber wie konnte er sie für mächtig halten, wenn er ihr Tagebuch gelesen hatte?
"Nein, ich habe ihn nicht vertrieben, Ich wurde bewusstlos, noch bevor er mich eingeholt hatte und selbst wenn nicht, hätte ich keine Chance gegen ihn gehabt. Ich bin keine Magierin, nur eine Taschenspielerin. Meine einzigen magischen "Kräfte" beziehen sich auf sehr schwache Illusion und Abwehr gegen Betrunkene und auch das nur sehr schwach."
"So wie du das darstellst, muss du ja überhaupt keine Ahnung von der Magie haben“
"Das trifft es ziemlich genau. Ich habe einmal versucht, einen Spruch von einer Schriftrolle zu lernen, aber irgendwie hat der Zauber nicht funktioniert."
"Vielleicht war der Zauber einfach zu schwer für dich als Neuling. Hast du die Rolle noch?"
"Ja, sie müsste bei meinen Sachen sein. Wo sind die eigentlich?"
"Die haben wir beschlagnahmt, nur so zur Vorsicht. Warte kurz, ich hole sie." Und schon war er auf dem Weg zum Burgfried. Aifena blieb also nichts anderes übrig, als sich in den Schatten eines Baumes zu setzen und den warmen Sommertag zu genießen. Sie fragte sich, wann sie das letzte Mal solch inneren Frieden wie jetzt gefühlt hatte, und sie musste feststellen, dass das nach dem Tod ihrer Eltern überhaupt nicht mehr der Fall gewesen war. Aber warum fühlte sie sich hier so geborgen? Nach einigem überlegen, glaubte sie den Grund zu kennen: Zum ersten Mal machte sie sich keine Sorgen darum, dass sie von den Drow angegriffen werden könnte. Irgendwie hatte sie das immer gefürchtet und sie wusste auch, dass beim nächsten Mal kein abtrünniger Drow-Krieger zur Stelle sein würde, um sie zu retten. Aber hier war sie sicher. Zum ersten Mal seit dem Überfall auf den Bauernhof war sie in Gesellschaft. Unbewusst hatte sie auf ihren Reisen Gefährten immer gemieden. Gleichzeitig fürchtete sie sich jedoch auch davor, nach Einbruch der Dunkelheit allein unterwegs zu sein. Sie war so sehr in ihre Gedanken vertieft, dass sie Arthas erst bemerkte, als er ihr die Hand auf die Schulter legte. Ihr Instinkt übernahm reflexartig die Kontrolle über ihren Körper, so dass sie sich zur Seite warf und Arthas mit einem magischen Stoß etwa drei Meter weiter nach hinten befördert wurde. Sie sprang sofort auf und lief zu ihm hinüber, aber anstatt verärgert zu sein, lacht er.
"Und du sagst, du wärst keine Magierin."
"Bin ich auch nicht, ich kann es nicht kontrollieren, es geschieht einfach, wenn ich, wie zum Beispiel gerade eben, überrascht werde."
"Na gut, das ist doch immerhin ein Anfang. Den Rest bringe ich dir schon bei. Hier sind deine Sachen, zeig mir bitte mal die Schriftrolle."
Aifena ging zu ihrem Rucksack und holte eine mittlerweile völlig zerknitterte Rolle heraus und überreichte sie Arthas. Dieser entrollte das Papier und las die Schrift darauf.
"Na gut, verstehst du alles, was dort geschrieben steht?"
"Ja."
"Gut, es ist ein relativ einfacher Spruch, probier ihn einfach."
Aifena nahm die Rolle wieder an sich, sagte die magischen Worte und machte die nötigen Handbewegungen. Natürlich konzentrierte sie sich dabei auch auf die Magie an sich, und versuchte sie so zu formen, wie es auf der Rolle beschrieben war. Aber es geschah überhaupt nichts. Arthas ließ sie das ganze stundenlang wiederholen, wies sie auf dies und jenes hin und gab ihr Ratschläge, aber am Ergebnis änderte sich nichts. Aifena bemerkte, wie Arthas bei zunehmender Dauer des Trainings die Geduld verlor. Sie erwartete, dass er sie jeden Moment wegschicken und sie als hoffnungslosen Fall abstempeln würde. Aber sie hatte den Menschen unterschätzt, denn anstatt aufzugeben sagte er: "Hören wir für heute auf, aber morgen üben wir weiter."
Aifena nahm ihre Sachen und ging wieder in ihre Hütte zurück. Mittlerweile war es Abend geworden und die Elfe fiel in ihr Bett, um sich auszuruhen. Sie wusste, dass sie Arthas einiges verdankte, ihr Leben zum Beispiel, und sie wollte ihm beweisen, dass sie auch etwas leisten konnte. Aber dazu musste sie diesen Zauberspruch endlich meistern. Also überlegte sie lange, woran es liegen könnte. Sie ging die Prozedur unzählige Male im Geiste durch und irgendwann glaubte sie, das Problem gefunden zu haben. Die Rolle beschrieb, wie sie die Magie beeinflussen musste, damit die gewünschte Wirkung eintrat, aber die vorgeschriebene Methode war zu kompliziert für sie. Es gelang ihr einfach nicht, auf diese Weise. Nach einigem Überlegen, meinte sie einen einfacheren Weg gefunden zu haben. Also stand sie auf und schlich in die Nacht hinaus. Nachdem sie einigen Abstand zwischen sich und die Gebäude gebracht hatte, versuchte sie ihre Gedanken von gerade eben in die Tat umzusetzen. Nach einigen Versuchen schaffte sie es tatsächlich, ein magisches Geschoss zu erzeugen, aber nicht so, wie es auf der Schriftrolle erklärt war, sondern auf ihre eigene Art. Nur war sie aber schon nach diesem einen "Erfolg" so erschöpft, dass sie es gerade noch in ihr Bett schaffte.

Am nächsten Morgen wurde sie von Arthas geweckt.
"Auf geht's, wir haben eine Menge Arbeit vor uns."
Aifena war sofort wach, denn immerhin hatte sie jetzt die größte Hürde überwunden.
"Wir treffen uns wieder am selben Ort, wie gestern.", sagte er und verließ die Hütte. Die Elfe war dankbar, endlich wieder ihre gewohnten Sachen anziehen zu können und nicht länger mit dem weißen Nachthemd, das man ihr gegeben hatte, auftreten musste. Ihre schwarze Robe und der gleichfarbige Umhang verliehen ihr ein gewisses Gefühl der Sicherheit. Außerdem waren die Kapuze und die langen Ärmel in Verbindung mit einem Paar Handschuhe bestens dafür geeignet, ihre unnatürliche Hautfarbe zu verbergen. Aber hier war das wahrscheinlich nicht mehr nötig. Nach dem Umziehen ging sie zum Treffpunkt, an dem Arthas bereits auf sie wartete. Er blickte sie, oder vielmehr ihre Kleidung, zwar ein wenig komisch an, sagte aber nichts.
"Na gut, dann wollen wir mal weiter machen.", begann er. Gerade wollte er zu einem Ratschlag ansetzen, als plötzlich ein magisches Geschoss knapp neben seinem Kopf vorbeiflog. Aus einem Reflex heraus warf er sich zur Seite, und starrte Aifena danach verwundert an.
"Überrascht?" fragte sie unschuldig, während sie ihm ihre Hand hinstreckte.
"Na ja, überrascht ist noch gelinde Ausgedrückt. Sag bloß, du konntest es schon die ganze Zeit?"
"Nein, ich habe es gestern Nacht gelernt. Ich habe mir einige Gedanken über den Spruch gemacht und einen anderen Weg, als auf der Rolle gefunden."
"Was meinst du mit 'einen anderen Weg, als auf der Rolle'"
"Na, ich meine es so, wie ich es gesagt habe, ich mache das auf eine andere Weise."
"Wie du meinst. Und kannst du inzwischen schon mehr Zauber?"
"Bis jetzt nur diesen einen, aber ich bin gerne bereit, weitere zu lernen." Das war sie tatsächlich. War sie am vorigen Tag schon nach einem Versuch total erschöpft gewesen, fühlte sie sich heute noch vital genug, weitere Zauber auszuprobieren. Sie schob dieses Phänomen einfach auf die Tatsache, dass sie gestern schon den ganzen Tag trainiert hatte.
Von nun an war das Training auch sehr viel leichter. Arthas beschrieb ihr einen Zauber und sie fand selbst heraus, wie sie ihn wirken konnte. Mit der Zeit bekam sie einige Übung darin, den Fluss der Magie so zu formen, wie sie ihn brauchte. Aber während des Trainings merkte sie auch, dass Arthas allerhöchstens ein Laie als Magier war, aber kein Meister der magischen Künste. Vielleicht hatte er auch deswegen soviel Geduld gehabt. Sie war ihm unglaublich dankbar, dass sie durch ihn Zugang zur Magie erhalten hatte, nachdem sie schon jede Hoffnung aufgegeben hatte. Aber wie konnte sie sich revanchieren? Sie wollte sich irgendwie bei ihm bedanken, aber sie wusste nicht wie.
Aber sie sollte schon bald eine Möglichkeit bekommen, sehr bald sogar...

Am Abend schlief sie mit dem Gedanken ein, endlich ihren Traum erfüllt zu haben und eine Magierin zu sein, zwar nur eine schwache, aber eine Magierin.

In der Nacht wurde sie von irgendetwas geweckt. Es dauerte eine Weile, bis sie die Geräusche identifizieren konnte, aber danach war sie sofort hellwach. Das war das Klirren von Schwertern, ganz eindeutig. Sie stürzte ans Fenster, aber sie konnte nichts erkennen, denn zum einen war es Neumond und zum anderen war es bewölkt. Im Hof herrschte die schwärzeste Nacht, die Aifena je gesehen hatte. Aber dann sah sie auf einmal zwei Gestalten. Als Elfe konnte sie die Wärmeabstrahlung anderer Wesen sehen. Das könnte ihr vielleicht das Leben retten, aber dann erkannte sie, dass es sich bei den Angreifern um Drow handelte. Das machte die Sache schwierig für sie, vor allem weil sie jetzt wahrscheinlich die einzige war, die die Burg retten konnte. Schnell zog sie ihre Sachen an, inklusive Handschuhe. Obwohl sie es besser wusste, gab ihr die Kleidung das Gefühl, in der Nacht nicht so schnell gesehen zu werden, außerdem schirmte sie auch ihre Körperwärme ein wenig ab. Aber es war wahrscheinlich immer noch leicht für die Drow, sie zu entdecken. Als letztes nahm sie ihren Stab. Sie hatte ihn gefunden, als sie später die Ruinen des Bauernhofes durchsucht hatte und sie hatte ihn seitdem als Wanderstab benutzt. Aber jetzt, da sie die Magie teilweise beherrschte, fühlte sie auch die Magie in dem Stab. Sie wusste noch nicht, was er genau bewirken konnte, aber das würde sie noch herausfinden, vorausgesetzt, sie lebte lange genug.
Sie sah noch einmal aus dem Fenster und öffnete dann vorsichtig die Tür. Es war niemand zu sehen, also schlich sie in die Dunkelheit hinaus. Vom Eingang der Burg hörte sie das Klirren von Waffen und Befehle. Vielleicht konnte sie ja helfen und so lenkte sie ihre Schritte dorthin. Aber, obwohl die Hauptschlacht wohl dort war, hatte sie die zwei Drow gesehen und es waren definitiv keine Illusionen gewesen. Sie entfernte sich ein wenig vom Gebäude und sah sich dann um. Wie lange tobte die Schlacht schon, und vor allem wie viele Drow waren dabei? Sie wusste nicht viel über die Dunkelelfen, nur dass sie mindestens so gute Krieger waren, wie die anderen Elfen, wenn nicht sogar bessere. Jetzt bedauerte sie es, dass sie den Drow, der sie gerettet hatte nicht, mehr getroffen hatte. Ihre Gedanken schweiften in ihre Kindheit ab, bevor der Überfall stattgefunden hatte. Und genau das hätte ihr beinahe das Leben gekostet. Sie bemerkte den kleinen Körper gerade noch, bevor er hinter einem Baum verschwand. Sie war sich nicht ganz sicher, was sie gesehen hatte. Sie glaubte, es wäre ein Goblin. Nein, sie hoffte, es wäre ein Goblin, denn gegen einen Drow standen ihre Überlebenschancen denkbar schlecht. Instinktiv umklammerte ihre Hand den Stab fester und ihre Gedanken rasten. Sie versuchte, sich selbst ein wenig zu beruhigen und sich auf ihre magischen Kräfte zu konzentrieren, aber es gelang ihr nicht so gut, wie sie gehofft hatte. Aber immerhin wurde sie ein wenig ruhiger. Sie bewegte sich langsam auf den Baum zu, hinter dem die Gestalt verschwunden war. Langsam, Stab und Magie immer bereit, ging sie um den Stamm herum. Aber dahinter war nichts. Gerade wollte sie erleichtert aufatmen, als plötzlich hinter ihr etwas im Gebüsch raschelte. Dieses Mal zögerte sie nicht, sondern wirbelte herum, erkannte einen Goblin im Gebüsch und schickte einen Feuerstrahl hinein. Der Busch fing sofort Feuer und erleuchtete die Umgebung. Der Goblin stürmte aus dem brennenden Gebüsch, aber darauf hatte Aifena nur gewartet. Mit einem schnellen Schlag ließ sie ihren Stab auf den Kopf des kleinen Wesens sausen, der, schon durch das Feuer stark verwundet, sofort tot zusammenbrach. Sie schaute sich um. Anscheinend war der Goblin allein gewesen, oder zumindest konnte die Elfe nichts entdecken. Vorsichtig ging sie weiter in Richtung Burgtor. Sie war noch keine drei Schritte weit gelaufen, als sie plötzlich etwas von der Seite ansprang und zu Boden riss. Gerade als sie aufstehen wollte, hielt ihr der Drow sein Schwert an den Hals und zischte etwas in der unverständlichen Sprache der Dunkelelfen. Sie interpretierte es als etwas ähnliches wie "keine Bewegung" und blieb liegen. Sie blickte in die roten Augen des anderen, aber sie erkannte nichts, wie in den Augen des unbekannten Kriegers, vor langer Zeit. In diesen Augen spiegelte sich nur Hass und Wut wieder und Aifena war sich sicher, dass ihr Leben nun vorbei war. Tatsächlich hob der Drow sein Schwert und wollte es gerade in ihren Hals bohren, als ein Bolzen aus den Schatten kam und den Helm des Dunkelelfen durchschlug. Aifena drehte den Kopf in die Richtung, aus der das Geschoss gekommen war und erkannte einen jungen Mann, der auf sie zu kam. Sie stand auf und ging ihm entgegen.
"Danke, dass du mich gerettet hast", sagte sie.
"Keine Ursache. Arthas meinte, ich sollte dich holen. Es gibt Probleme."
Sie fragte lieber nicht nach, was für Probleme und folgte dem Mann vorsichtig, aber sie erreichten den Eingang des Burgtors ohne weitere Zwischenfälle. Arthas wartete bereits auf sie.
"Ich habe sie gefunden. Aber es gibt noch ein weiteres Problem, sie wurde von einem Drow angegriffen."
"Von einem DROW?!? Wie ist das möglich? Sind noch mehr da?"
"Ich weiß es nicht", begann er, aber Aifena unterbrach ihn.
"Ich habe vorhin zwei gesehen, also ist noch mindestens einer hier unterwegs."
"Das ist schlecht. Hybrid, schaffst du das alleine?"
"Ich werde tun, was ich kann. Shevarash ist mit mir." Damit verschwand er wieder im Dunkel des Waldes.
"Meinst du, es ist so eine gute Idee, ihn alleine loszuschicken?"
"Er kann schon auf sich aufpassen, er ist ein Halbelf und dazu noch Assassine. So schnell wird ihm nichts geschehen und wenn er vorsichtig ist, ist auch der Drow kein Problem. Aber vergiss ihn mal kurz, wir haben hier gerade andere Sorgen. Wir sind nicht viele und die Orks greifen uns an. Wir brauch jeden, und das schließt dich mit ein."
"Ich will gerne helfen. Was soll ich tun?"
"Schließ dich den anderen Templern an und verteidige den Eingang."
Sofort war sie unterwegs zu den anderen. Als sie die schmale Brücke über der Talsenke sah, wusste sie, was Arthas mit 'nicht viele' gemeint hatte. Dort waren gerade mal zwei einsame Templer. Aber diese zwei reichten, um den Eingang zu verteidigen, zumindest solange sie nicht zu erschöpft waren. Was sie dahinter allerdings sah, machte ihr nicht allzu viel Mut. Sie konnte nicht viel von der schmalen Brücke sehen, aber in diesem kleinen Bereich, drängelten sich eine Menge Orks. Ohne zu zögern, schickte sie den Angreifern einen Flammenstrahl entgegen, der sie zumindest kurz aufhielt und den anderen Verteidigern eine kleine Verschnaufpause gönnte. Aber dieser kleine Angriff brachte nicht unbedingt viel, da er nur einen Ork ausgeschaltet und einen weiteren verletzt hatte. Insofern war der dünne Übergang natürlich ein Nachteil. Immer wieder schickte sie Zauber über die Brücke, mal mit mehr, mal mit weniger Erflog. Sie wusste nicht mehr, wie lange sie das durchgehalten hatte. Irgendwann kam auch Hybrid dazu und raunte ihr ihm vorbeigehen zu, dass er sich um den Drow gekümmert hätte, dennoch schien er nun zu humpeln. Im Verlauf des Kampfes stieß auch noch Arthas dazu, der sich um einige Goblins gekümmert hatte, die schon vor dem Angriff eingedrungen waren.

Als die Schlacht vorbei war, fühlte sich Aifena so müde wir noch nie zuvor in ihrem Leben. Und auch den restlichen vier Templern konnte man ansehen, dass sie völlig geschafft waren. Sie stützte sich schwer auf ihren Stab als sie zu ihrer Hütte ging und dort fiel sie in ihr Bett.
Als sie die Augen wieder öffnete, wurde sie von einem gleißenden Licht geblendet. Sie konnte ihre Augen nicht mit der Hand abschirmen und auch wenn sie sie schloss blieb das Licht. Dann sah sie undeutlich die Gestalt eines Mannes, der auf sie zukam. Je näher er kam, desto deutlicher konnte sie ihn erkennen. Es war ein Elf.
"Du hast dich bisher gut geschlagen. Ich habe dich beobachtet und ich weiß, dass du von den Drow gesucht wirst und von einem gerettet wurdest. Der Magier, der dich verfolgt hat, war ein Drow, ein äußerst mächtiger Drow, und du musst noch viel lernen, bevor du ihm gegenüber treten kannst. Aber bis es soweit ist, bleib bei Arthas, Hybrid und ihren Templern. Auch sie kämpfen gegen die Drow, und sie werden dir helfen."
Als sie die Augen wieder öffnete stand die Sonne bereits hoch am Himmel. Sie erinnerte sich an ihre Begegnung mit dem namenlosen Elfen. Nein, nicht namenlos. Sie wusste, dass es Shevarash gewesen war, der Elfengott des Hass gegen die Drow, der Rache und des Verlusts, und dass er ihr den Weg gewiesen hatte. Sie stand auf und ging zu Arthas, um ihm davon zu erzählen und ihn zu bitten, ihm folgen zu dürfen. Er war damit einverstanden und so wurde Aifena zu einer der 'schwarzen Templer’.

Sie war noch nicht lange wach, aber, wie jeden Morgen, war sie bereits vor dem Tor und übte einige alte und neue Zaubersprüche. Sie war so sehr darin vertieft, dass sie die Gestalt erst bemerkte, als diese sie ansprach.
"Seid gegrüßt, schöne Maid." Aifena drehte sich langsam um.
"Könnt ihr mir sagen, ob ich hier richtig bin? Ich suche einen gewissen Ar..."
Aber weiter kam er nicht, denn Aifena hatte trotz seiner Kapuze den Drow erkannt und einen Schrei ausgestoßen. Der Drow blickte sie völlig fasziniert an. Aber als sie die Augen des Drow sah, wusste sie, wer es war. Ihre Gedanken kehrten zu der Lichtung zurück und zu dem Krieger, der sie gerettet hatte. Es waren dieselben Augen.
Hybrid, der sie aus gewisser Entfernung beobachtet hatte, war los gespurtet und stieß dem Dunkelelfen das Ende seines Scimitargriffes mit einem wuchtigen Schlag gegen den Kopf, worauf der Drow bewusstlos zusammenbrach. Dabei fiel ihm auch die Kapuze vom Kopf.
"Was zur Hölle macht einer dieser verfluchten Drow hier?" fragte er erzürnt.
"Soll ich ihn gleich töten, oder wollen wir diesen Spaß für Arthas aufheben" sagte Darkon, der kurz nach Hybrid gekommen war.
"W...wartet!" warf Aifena dazwischen, die mittlerweile wieder in die Gegenwart zurückgekehrt war.
"Ich glaube ich habe den Drow schon einmal gesehen."
Tatsächlich handelte es sich bei Raven um den Krieger von der Lichtung der ihr damals ihr Leben gerettet hatte, und kurz darauf wurde auch er zu einem Templer.

So, ich hoffe, das wenigstens ein paar die Geschichte lesenswert fanden. Über Kritik jeder Art würde ich mich freuen.

 

Hi Negromanus!

Ich fand die Geschichte sehr spannend! Dem Titel nach zu urteilen wird das nicht der letzte Teil gewesen sein (hoffe ich)!

Ein kleiner Wunsch von meiner Seite: wenn Du die Zauber noch etwas ausführlicher beschreiben würdest, fände ich das noch spannender.

Und das Ende wirkt etwas abrupt... Du hättest die Geschichte etwas offener Enden lassen können, indem Du den letzten Satz einfach streichst...

Weiter so, ich wäre auf eine Fortsetzung gespannt!

kindest regards,
asgard

[ 16.07.2002, 00:04: Beitrag editiert von: asgard ]

 

hi! kurze kritik, ich schreibe nur negatives, weil nur das auch weiterbringt, also bitte nicht falsch verstehen:

1 vergangeheit benutzen nimmt lebendigkeit, versuch mal die geschichte im präsenz zu schreiben und lies sie dann im vergleich laut vor...

2 versuch mal, mehr mit den worten und den sätzen zu spielen, einen flüssigeren stil zu finden. - keine abgehackten sätze - alles ein ganzes - aber übersichtlich bleiben.

ansonsten danke fürs schreiben!
egotrap

 

sodele... also, nun werd ich auch mal etwas kritik druntersetzen!

anders als egotrap finde ich nicht wirklich, dass man Präsens nehmen müsste, um es spannender zu machen. Das war im Lateinischen früher ein Stilmittel. Bei besonders interessanten und mitreißenden Szenen wurde die Gegenwart gewählt um dem Leser das Geschehen noch näher zu bringen...

Ich persönlich bin aber nicht so eine Freundin der Gegenwart... Ich finde, sie macht die Sätze etwas stockend...

Womit man aber bei Kurzgeschichten mehr Spannung erzeugen kann, sind kurze Sätze.
Sätze wie zum Beispiel:"Ihre Hand griff zum Schwert. Der Griff war kalt. Es war reiner Instinkt."
Das sind jetzt Sätze, dich nichts mit deiner Geschichte zu tun haben, ich wollte nur irgendwie ein Beispiel geben...

Du hast eine gute Wortwahl und verstehst es, dic auszudrücken, nur wird es manchmal etwas lang und zusammmenhang los. Das ist ein Satzt, der eine Handlung beschreibt, dann ein nächster, der eine andere Handlung beschreibt und manchmal fehlt eben das, was dazwischen liegt!

Zum Inhalt:

Aifena wird ein bisschen schnell zur Magierin, finde ich... Sowas bedarf denke ich mal auch für eine Elfe, die es immerhin schon jahrelang probiert, sehr viel Zeit.
Aber die Idee ist spitze... da könnte man einiges ausbauen... Ich muss schon sagen, um den Inhalt, bin ich dir neidisch *G* :p


Naja, das Ende klingt dann wieder etwas nach: "Mein gott, ich kann nich ewig weiterschreiben, also mach ich jetzt eben ein Ende!"
Nicht, dass es schlecht wäre... Aber die ganze vorige Geschichte, ist so blumig, und dann, ganz plötzlich und irgendwie auch etwas zusammenhanglos.. hackst du sie einfach mit:

Tatsächlich handelte es sich bei Raven um den Krieger von der Lichtung der ihr damals ihr Leben gerettet hatte, und kurz darauf wurde auch er zu einem Templer.
ab.

Allein aus diesen 2 Sätzen hättest du einen schönen schluss von mind. 100 Wörtern, oder so formulieren können.

Ich finde kurze Wege gut, abe rnur dann, wenn es auch zum Rest der Geschichte passt!

Aber ich muss sagen, ich finde sie auf jeden Fall lesenswert, besonders, weil mich Themen, wie diese, also wirkliche Fantasy.Geschichten sehr ansprechen!

Liebe Grüße
Christine

 

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