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Das Ente- Schild

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30.08.2003
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Das Ente- Schild

Der nächste fuhr wie ein Walross, dem plötzlich Räder gewachsen waren; doch das machte keinen Unterschied.
Ich schickte ihm Nummer sechs entgegen, und er zögerte nicht, sie gemessen in Empfang zu nehmen.
„Gemessen“- das heißt nicht etwa gewöhnlich oder irgendwie langweilig...normal; denn so war es nicht.
Es war nicht normal.
Die Nummer sechs, die letzte von allen, freundete sich mit dem Wind an, und lauschte seinen Ratschlägen.
Erst dachte ich, sie wolle stiften gehen, wolle sich in einer nicht nachvollziehbaren und wirren Kurve verliehren, ohne jemals wieder gesehen zu werden.
Doch das war falsch.
Sie ließ sich vom Wind nehmen und ließ sich von ihm verwirrende Flausen in den Kopf setzen, letztenendes erreichte sie dann doch das Ziel, nach dem ich sie geschickt habe.
Damit meine ich, natürlich, das Walross, dem plötzlich Räder gewachsen waren.
Bevor meine Nummer sechs seinen Kapriolen ein Ende setzte, schien er mit der Lenkstange zu ringen, wie mit einer wild gewordenen Boa.
Er riss sie hin und her.
Das lag wohl am weichen Boden, den ich zwecks der Glaubwürdigkeit mit allerlei Zutaten gewürzt habe, die eine verlassene Seitenstraße durch den Wald, für gewöhnlich ausmachen:
Laub, Dreck, Scheiße.
Am Straßenrand (sollte jemand mal behaupten, das Ding sei ‘ne Straße- ich würd ihn erst auslachen, dann abknallen) hatte ich alle paar zehn Meter einen Pflock in die Erde getrieben, und daran je ein Schild befestigt.
Jedes dieser Ente- Schilder sollte dafür sorgen, dass sich meine kleinen Freunde nicht als das fühlten, was nämlich angemessen wäre:
Naive Frischluft- Deppatte, die schon ‘nen Hautausschlag bekommen, wenn sie auch nur ein grünes Bild sehen.
Damit meine ich natürlich: Trottel aus der Stadt.
Wie dem auch sei; die Schilder taten ihren Dienst, und sorgten dafür, dass alle paar Tage mal jemand bei mir vorbeischaute, dem ich dann nach Herzenslust ‘ne Kugel zum Gruß entgegen schicken konnte.
So saß ich also auf meiner Veranda, inhaliere das Zeug, das ich mir selbst im Garten anbaue, und wartete auf den nächsten Deppen, der auf meine präparierte Straße hereinfiel.
Sie schauen immer recht verblüfft, wenn sie in meinen Garten reinfahren; in etwa so wie jemand, der bemerkt, dass Schokoladeneis in Wirklichkeit bloß gefrorene Scheiße ist.
Nachdem ich das fahrende Walroß abgeknallt hatte, fühlte ich mich irgendwie schwermütig.
Ich fühlte tief in mich rein, um sicher zu gehen, ob es nicht doch Gewissensbisse waren.
Ich sah nach dem fremden Jungen, der in meinem Garten lag, zwischen all den Blüten und Pflanzen; wie ein bizarres Gewächs.
Die Lenkstange hielt er noch im Tod umklammert, die Kette war so rostig- braun, wie frische Blumenerde.
Die Gliedmaßen lagen einfach so herum, als hätte man ihm die Fäden durchgeschnitten; das war die unmißverständliche Optik des Todes.
Nummer sechs hatte ganze Arbeit geleistet.
Da viel es mir ein- Nummer sechs!
Ich musste aufstehen, und neue Kugeln holen, für die leere Trommel meiner alten Kanone.

 

Angenehm kurze Geschichte.
Anfangs hat sie mich zutiefst verwirrt und ich rechnete mir schon aus, nur einen Satz als Kommentar zu hinterlassen: "Wäre die Story nicht in Seltsam besser aufgehoben?"
Ab der Mitte wurde es dann deutlich, daß es hier um einen irren Heckenschüzen geht, der Abschüsse auf seinem Grundstück sammelt.
Nett.
Stilistisch hat sie mir teilweise ausgesprochen gut gefallen, insbesondere Sätze wie

in etwa so wie jemand, der bemerkt, dass Schokoladeneis in Wirklichkeit bloß gefrorene Scheiße ist.
Hehe.
Auffällig viele Rechtschreibfehler übrigens, aber für die fühle ich mich aus vielerlei Gründen nicht zuständig.

r

 

Wow, danke.
Freut mich, dass sie dir stilistisch gut gefallen hat, immerhin ist der Plot eher lustig gemeint.
So, halt.
Shit, da fällt mir noch ein, dass ich ihn die Leichen als Dünger verwenden lassen wollte.
Sollte ich das noch einbaun?

Rechtschreibfehler- sind mir ein Kreuz.

Danke für das-

vantandriel

 
Zuletzt bearbeitet:

Meiner Meinung nach eine sehr interessant gestaltete Geschichte, sehr gut gefällt mir die Ausführung, wie "Nummer 6" sich mit der Luft balzt (anfänglich musste ich an einen Drachen denken, beim zweiten Lesen kams mir dann vor, als fliege die Kugel in Bullettime ^^)

Die herbe Ausdrucksweise des Protagonisten wenn er über seine Opfer spricht macht was her, das macht sein Handeln verständlich.

Ich mag diese Art Geschichte, wo man am Ende sein anfängliches Bild revidieren muss.

Achja, zweite Zeile: müsste es nicht "angemessen" heißen?

"Frischluft- Deppatte" Meinst du Deppen, also die österreichische Aussprache? ..Depperte schreibt mans

Gegen Ende etwas unschlüssig: Da liegt also schon der Junge im Garten. Dann schreibst du: "Nummer sechs hatte ganze Arbeit geleistet". Aber der Junge müsste doch Nummer 5 oder noch kleiner abbekommen haben, Nummer 6 war Walross und der war eben gerade nicht beschrieben. Verstehst du, wie ich meine?

 

@SamCaracha
Nein, eigentlich habe ich "gemessen" bewußt geschrieben; glaub das geht schon.
Freut mich, dass dir meine Geschichte fazitmäßig doch gefallen hat.
Übrigens: Der Typ der zu Schluss am Boden liegt ist tatsächlich selbst das "Walross".
Danke für den Kommentar.

@samdaskod- hab ichs endlich richtig geschrieben ;)
Tja sollte diese Geschichte tatsächlich die heutige Gesellschaft wiederspiegeln...
naja wie auch immer ich kenne solche Leute nicht :D
Freue mich gleichermaßen über dein Lob.

Sänkz
Mädt

 

Hi vantandriel
Sehr originell deine Geschichte
Besonders hat mir gefallen, dass du so lange von etwas schreiben konntest, was keinen Sinn ergab und ich trotzdem weiterlesen mußte, weil es doch spannend war.

L.G
Bernhard

 

Wow, das ist wirklich mal eine überraschende Geschichte. Am Anfang dachte ich auch das die eher nach "Eyperimente" gehört aber dann klärt sich das ja :)

Bitterböse - und der Stil gefällt mir ausserordentlich gut. Nur das mit dem Ente - Schild habe ich nicht ganz verstanden.

 
Zuletzt bearbeitet:

Eine Ente ist eine falsche Zeitungsmeldung...

/edit: Um nicht nochmal zu spammen:
Ich denke, dass diese falschen Schilder als Ente Schilder bezeichnet werden, weil sie die Menschen auf den falschen Weg bringen. Analog dazu enthält eine Ente falsche Informationen.
Was ist daran so schwer zu verstehen?

 
Zuletzt bearbeitet:

Sam: Klugsch ...... aber nun erkläre mir mal was eine Zeitungsente mit einer Ente auf nem Schild zu tun hat....

 

Das ganze geht so:
Er stellt Schilder auf und baut eine Straße, damit die Leute zu ihm kommen.
Wenn das dann geschieht, knallt er sie ab.
Schade, dass das so unverständlich war :(

 

Ja aber was haben die Enten auf den Schildern damit zu tun das die Leute zu ihm fahren? Da wäre doch ein Schild "Freibier hier entlang" besser gewesen ....

 

Hallo, Vantandriel!

Schön schräg, auf so was stehe ich.
Wenn man bedenkt, dass es solche Leute wirklich geben könnte...

Liebe Grüsse
Arry

 

Gäbe es solche Leute wirklich, so sollte man sich stets per Landkarte orientieren und keinen Wegweisern mehr trauen...
Freut mich, dass sie auch dir gefallen hat!

Ciao
Vant

 

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