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Das Ende

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15.03.2016
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Das Ende

Sie hörte das Knirschen von Metall. Es war wie ein gellender Schrei in ihren Ohren. Ein letzter Hoffnungsschimmer brach sich in splitterndem Glas. Alles ging schnell. Eingreifen? Unmöglich! Sie hätte niemals gedacht, dass es so enden würde. Erinnerungen flogen vorbei. Bunte Bilder, wie in einer Kunstausstellung. Ein Lächeln fand den Weg auf ihre Lippen. Der Moment schrecklich. Die Zerstörung unwiderruflich. Der Schmerz lies ihr das Atmen schwer werden. Das Lächeln blieb. Was waren es für schöne Zeiten gewesen. Damals. Es war Liebe auf den ersten Blick. Er war schön. Er war genau, was sie sich erträumt hatte. Es war ein Wunder, dass sie ihn fand. Oder hatte er sie gefunden? Er passte zu ihr. Sportlich. Bodenständig. Und trotzdem etwas ganz Besonderes. Sommer 1989. Schweden. Ihr erster gemeinsamer Urlaub. Die Sonnenuntergänge am See. Wie viele Nächte hatten sie zusammen verbracht. Sie, an ihn gekuschelt. Er, wie ein Ritter, der ihr Geborgenheit schenkte. Sie beschützte. Dieses Gefühl würde sie nie wieder erleben. Nicht mit ihm. Etwas brach. Geräuschvoll um sie herum. Geräuschlos in ihr. Sie zuckte zusammen. Der Druck auf ihrer Brust nahm zu. Sie hatten so unglaublich viel zusammen erlebt. Wie war es nur so weit gekommen? Wie konnte das hier passieren? Wäre es zu verhindern gewesen? Lag es an ihr? Ihrer Art? Ihrem Umgang mit ihm? Angefangen hatte alles schon vor ein paar Wochen. Sie erlebte ihn das erste Mal unzuverlässig. Sie brauchte ihn und er? Er ließ sie im Stich. Ohne ein Anzeichen. Ohne Vorwarnung. Sie hatte in liebkost. Reaktionslos. Hatte ihn gebeten. Gebettelt. Geschimpft und mit den Fäusten auf ihn eingeschlagen. Nichts. Keine Reaktion. Kein Ton. Die Stille machte sie wahnsinnig. Er war ihre einzige Rettung und doch ließ er sie im Regen stehen. Einfach so. Das hatte sie nicht erwartet. Nicht verdient. Ihre Tränen nahm er hin. Emotionslos. Sie hatte ihn berührt. Er blieb kühl. Letztlich hatte sie sich nicht mehr zu helfen gewusst. Schmerzlich war ihr klar geworden, dass ihre Beziehung sich überlebt hatte. Sie würde ihn verlieren. Würde ohne ihn weiterleben müssen. Ihre Freunde sagten: „Du findest einen anderen.“ Wollte sie das? Sie wollte ihn! Wegen der schönen Erinnerungen. Weil er in guten und schlechten Tagen bei ihr war und jetzt, jetzt waren sie hier. Sah ihrem gemeinsamen Ende zu. Seinem Ende.

Die Schrottpresse öffnete sich. Von dem alten Opel Manta war nur noch ein Häufchen Altmetall übrig.
Ihr brach das Herz, als Sie das Klapprad nahm und nach Hause fuhr.

 

Hallo Xayide,

das Problem mit deinem Text ist, dass du keine Geschichte erzählst, sondern einen "Witz".
Alles was du schreibst, baut auf die Pointe am Schluss auf. Dadurch bist du gezwungen, alles nur anzudeuten, kannst nichts wirklich zeigen, weil das den Witz vorweg nehmen/ zerstören würde. Und in dieser Form kann man eben keine Geschichte schreiben, die in irgendeiner Weise berührt. Berühren muss es aber, sonst bleibt es beliebig, lädt zum überfliegen oder wegblicken ein. Show don't Tell. Vielleicht würde das auf der Bühne funktionieren, wo der Sprecher mit dem ganzen Körper agieren kann. Als Geschichte ist das nix. Da entschädigt auch der "Scherz" am Ende nicht. :dozey:

Grüßlichst
Weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola Xayide,

toll gemacht, Deine schnuckelige Kurzgeschichte!
Hast ja keinen Trick, keine Variante ausgelassen, den Leser im Ungewissen zu lassen. Der Text wirkt komprimiert, und da hat die Geschichte die richtige Länge.
Einen längeren Text mit diesen superkurzen Sätzen kann ich mir allerdings schlecht vorstellen; in letzter Zeit hatten wir ja schon einige Stakkato-Texte im Forum.
‚Superkurz’ wirkt auf mich in manchen Fällen wie zu sehr verknappt, unvollständig.
Ein Beispiel wäre:

Der Moment schrecklich.
Die Zerstörung unwiderruflich.
Etwas weniger gehackt wäre es nach meinem Empfinden:
Der Moment schrecklich, die Zerstörung unwiderruflich.

Sehr kurze Sätze wirken weniger abrupt, wenn sie Subjekt und Objekt enthalten:

Etwas brach.
Ich muss aber auch in Betracht ziehen, dass wir Leser unterschiedlichsten Alters im Forum haben. Die jüngeren finden diese Reduzierung eventuell schick und gut.

Schöne Erinnerungen kommen auf: der Schweden-Urlaub,

Sie hatten so unglaublich viel zusammen erlebt.
Oh mei! Als ich meinen Uralt-Volvo beim Händler gegen einen neuen austauschte, fühlte ich mich wie ein Schwein, wie ein Verräter. Ich ließ ihn einfach dort stehen – das muss man sich einmal vorstellen! Aber notgedrungen; ich bin sicher, dass er noch gewollt hätte, doch er konnte nicht mehr. Jedenfalls hatte ich ein mächtiges Zucken in den Mundwinkeln:crying:.

Etwas brach. Geräuschvoll um sie herum. Geräuschlos in ihr.
Das finde ich wunderschön. Und das Ende ebenfalls:

... als Sie das Klapprad nahm und nach Hause fuhr.
Das Klapprad! Eine sehr gelungene Kurzgeschichte.
Hab ich sehr gern gelesen!
José

Hola@Weltenläufer, bitte nimm meinen anderen Standpunkt nicht wahr als Lust an der Konfrontation. Xayides Geschichte wirkte auf mich ganz anders als auf Dich – wohl auch wegen der beiden Autoschicksale und der Zerknirschtheit ihrer Besitzer.

 

Hej Xayide,

jetzt übertreibt sie's aber mit Ihrem Frauenbild. Und dieses Mal hätte ich wohl mal so richtig ... :lol:

Köstlich, diese Szene. Äh, welche Farbe hatte er?

Danke für die Einstellung, Kanji

 
Zuletzt bearbeitet:

Alles ging schnell. Eingreifen? Unmöglich!

Scheint mir die entscheidende Stelle der Miniatur zu sein, die das Stilelement der kurzen Sätze (Ellipsen wirken in Texten wie/als [Brand]-Beschleuniger) begründet,

liebe Xayide.

In Deiner ersten, blutigen Liebesgeschichte hätte ich es eigentlich ahnen können, dass Du Entfremdung pur beschreibst. Denn so wenig wie ein Mord aus Liebe auch nur das geringste mit Liebe zu tun hat, sondern eher mit Besitz- und Machtansprüchen, so kann ein/e Ding/Sache (Leichen fallen unters Sachenrecht) weder was erleben oder gar geliebt werden, es fällt auf die kulinarische Liebe zum Schnitzel zurück und ist die gleiche Haltung wie beim Angeber, der meint, wenn er Fotos zeige, wären es Frau, Kind/er, Haus, Garten, Geländewagen, alles versehen mit dem entsprechenden Possessivpronomen. Aber was Du da machst, find ich gut. Noch ein wenig stärkere Beißer und richtig zugebissen könnte da eine Satire draus werden ...

Aber ach, schon am Anfang lauert der steinige Weg!

Der Moment schrecklich. Die Zerstörung unwiderruflich. Der Schmerz lies ihr das Atmen schwer werden. Das Lächeln blieb. Was waren es für schöne Zeiten gewesen. Damals.

Hier ist schon ein Komma zu setzen
Der Moment[,] schrecklich.
Warum?
Das Adjektiv ist ein dem Substantiv nachgestelltes Attribut, das gemeinhin vorm Substantiv steht (Der schreckliche Moment), was nicht bedeutet, dass es da nicht stehen dürfe, wo es steht. Aber bitte von Satzzeichen eingeschlossen ... Die Hälfte erledigt ja der abschließende Punkt.

Und so geht es zwangsweise weiter

Die Zerstörung[,] unwiderruflich.

Dann kommt – Flüchtigkeit?, ich weiß nicht, bei solch einem kurzen Text … - die Verwechslung von lesen (lies) und lassen (ließ)
Der Schmerz lie[ß] ihr das Atmen schwer werden.

Hier nun könnte auf das gedoppelte sein verzichtet werden
Was waren es für schöne Zeiten [...]. Damals.
Denn das die schöne Zeit (warum kommt die Zeit immer im Plural daher?) vorbei ist, folgt doch aus dem ersten sein und der darauffolgenden Ellipse. Zudem klingt gewesen arg nach Verwesung … Abe vielleicht wolltestu ja etwas Verwesungsgeruch andeuten.

Gern gelesen vom

Friedel

Nachtrag: Die oben angemahnten Kommas können auch - gleichwertig - durch einen Gedankenstrich ersetzt werden, was natürlich eher Gedanken auslöst als mickrige Kommas ...

 

Hallo Xayide,
ich mag diese Geschichte, auch wenn das Ende nach meinem Geschmack zu platt ist. Tatsächlich ist das ein Witz. Aber alles ist keck geschrieben und liest sich flüssig. Lange habe ich geglaubt, dass es sich doch um den "Ex" handelt. Bin voll drauf reingefallen. Ich finde es schön geschrieben.

Güße
Lind

 

Hallo zusammen,

vielen Dank für Eure Kommentare:

@ Weltenläufer: Schade, dass Dir die Geschichte nicht gefallen hat. Vielleicht hab ich beim nächsten Mal mehr Glück.

@ Josefelipe: Danke schön. Die kurzen Sätze bleiben meinen kurzen Geschichten vorbehalten. Ich hatte in diesem Fall einfach Angst, zu viel zu verraten. Daher musste es bei Andeutungen und kurzen Gefühlsfetzen bleiben. Ein Auto ist mehr als ein fahrbarer Untersatz. Bisherige Trennungen blieben bei mir nie ohne den Zugriff auf ein Taschentuch. ;O)

@ Ronnie: Wow, vielen Dank für das große Lob. Was soll ich noch sagen. :O))

@ Kanji: War rot. Und der Fuchsschwanz hängt jetzt am Klapprad ;O)

@ Friedrichard: Am Thema "Flüchtigkeit" muss ich dringend arbeiten. Den Hinweis gab es schon von anderer Seite. Manchmal sieht man den Tippfehler vor lauter Buchstaben nicht. Aber ich halte die Augen auf. Und ob man Sachen lieben kann, darüber darfst Du mit einer Frau nicht streiten.
Schuhe und Handtaschen... Glaub mir, das kann Liebe sein.
Und auch Tiere fallen unter das Sachenrecht. Und über diese Liebe kann man wohl kaum streiten.
Vielen Dank für Deine Anmerkungen. Es macht mir immer Spaß, sie zu lesen.

@ Lind: Danke schön. :O)


Viele Grüße

Xayide

 

Schuhe und Handtaschen... Glaub mir, das kann Liebe sein.

Glaub ich Dir,

liebe Xayide,

unbesehen,

wenn ein Schuh sich an das Füßchen schmiegt, der zwote eifersüchtig sich dem andern Fuß verweigert, ja ja, kenn ich, und so die ihnen dargebrachte Liebe erwidern - bei der Handtasche fällt's mir schwer ... aber was Frauen da immer mit sich rumschleppen. Immer belastbar. Immer im Dienst. Hat doch keine Zeit zur Liebe ...

Tschüss

Friedel

 

Lieber Friedel,
Du wärst wohl der erste Mann, der das Verhältnis zwischen Frauen und ihren Taschen verstehen würde.
Mit dem Inhalt meiner Tasche könnte ich im Wald überleben, das Land verlassen und bestimmt auch die Welt retten. Alles, worauf eine Frau vorbereitet sein sollte. ;0) Aber das ist eine andere Geschichte. :0)

Schönen Abend

Xayide

 

Hallo Xayide,
was ich lese, gefällt mir. Das ist so schön illusionistisch, bis hin zur Pointe. Man denkt, es sei ein Mann und wird dann überrascht, mag ich.

MfG,
Eliaathina

 

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