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Das Ende einer Liebe
Die Tür fiel mit einem dumpfen Knall ins Schloss und sie war draußen.
Sie ballte wütend die Hände zu Fäusten und versuchte die Tränen, die unaufhaltsam ihre Augen füllten, zu verdrängen. Ihr Blick war verschwommen, sie biss sich auf die Lippen und wandte sich zum Fahrstuhl.
Mit einem sanften „Pling“ hielt dieser, die Tür öffnete sich automatisch. Peinlich berührt bemerkte sie, dass bereits zwei Männer in der Kabine standen. Sie blickte demonstrativ zu Boden, dachte, so könnten diese ihre Tränen nicht sehen, und drehte ihnen den Rücken zu.
„Das war es also“, dachte sie verbittert. Das Ende einer großen Liebe, eines großen Gefühls.
Sie konnte es nicht glauben, was sie da eben erlebt hatte.
Sie hatte ihn, wie immer, nach Feierabend besucht, hatte etwas zu essen und eine Flasche Rotwein mitgebracht, um es sich mit ihm gemütlich zu machen.
Er war heute aber von Anfang an so merkwürdig gewesen.
Hatte keinen Appetit, rauchte entgegen seiner sonstigen Gewohnheit eine Zigarette nach der anderen und wich ihrem direkten Augenkontakt aus.
Zuerst versuchte sie das eiskalte Entsetzen, das sie packte, zu ignorieren, aber es gelang ihr nicht.
Es gab keine Vorankündigung. Nichts aus seinem Handeln oder Reden hätte sie darauf schließen lassen, dass ab heute alles vorbei sein sollte.
Sie plapperte verzweifelt munter drauf los, um ihn daran zu hindern, das zu sagen, was ihm ins Gesicht geschrieben stand.
Nach einer Weile, die er schweigsam rauchend auf seinem Bett sitzend verbracht hatte, sah er sie plötzlich an. Sie verstummte sofort, erwiderte
voll banger Vorahnung und mit angehaltenem Atem seinen Blick.
„Ich kann nicht mehr so weiterleben“ presste er mühsam hervor.
Sie antwortete nicht, saß da und senkte den Blick auf den Boden.
Er inhalierte ein weiteres mal tief an seiner Zigarette, drückte sie dann angewidert, nur halb geraucht, im Aschenbecher aus.
Dann stand er auf, verschränkte die Arme hinter dem Rücken, und begann, in seinem kleinen Appartement auf und ab zu gehen. Es waren nur fünf Schritte vom Fenster zur Tür, es war ein winziges Zuhause.
Nachdem er diesen Weg dreimal zurückgelegt hatte, zündete er sich eine weitere Zigarette an.
„Ich möchte deine Liebe nicht mehr! Sie klebt!“ stieß er fast wütend hervor.
„Du erdrückst mich! Ich halte es nicht mehr aus!“
Erschrocken sah sie zu ihm auf, sie spürte diese Worte wie Peitschenhiebe, mitten ins Gesicht!
„Aber, ich wollte doch nur...“ stammelte sie, mühsam um Beherrschung ringend.
„Nein, es ist aus! Ende! Vorbei! Ich kann nicht mehr! Ich ertrage deine Fürsorge nicht länger. Du erdrückst mich, du machst mich unselbstständig, ich will leben! Komme nicht mehr her, bleib weg! Bitte!“
Langsam und verwirrt erhob sie sich von seinem Schreibtischstuhl, zog mit zitternden Händen ihren Mantel an und sah ihn dabei die ganze Zeit wie ein waidwundes Reh an.
Er schob sie unsanft zur Tür und drängte sie hinaus.
„Ich bin 32 Jahre alt, es wird Zeit, dass ich mehr vom Leben habe als das hier! Bitte geh jetzt, Mutter!“