Das Ende einer Freundschaft
Das Ende einer Freundschaft
Heute Abend rufst du an. Du bist erst seit vier Wochen fort, und doch, mein Leben hat sich verändert, ich habe neue Freunde, neue Hobbies.
Dennoch freue ich mich wahnsinnig, als ich deine Stimme höre.
Wir waren nie zusammen, auch wenn ich es mir manchmal gewünscht hätte. Das ist schon komisch, denn gerade heute dachte ich, dass ich es mir nicht mehr wünschen würde, das ich darüber hinweg wäre.
Und nun rufst du an und ich freue mich, doch das Gefühl, das ich sonst immer hatte, ist nicht mehr da. Plötzlich nervt mich dein Lachen, deine Scherze sind nicht mehr lustig, sondern nur noch albern.
Und dann passiert es: Wir fangen an zu streiten. Es sind Nichtigkeiten, völlig Unwichtiges, doch das war ja schon immer so. Wie oft haben wir uns über Kleinigkeiten gestritten, die keiner von uns wirklich wichtig nahm.
Und doch wurde daraus oft genug ein ausgewachsenes Streitgespräch, bei dem keiner den anderen von seinem Standpunkt überzeugen konnte.
Allerdings war es noch nie so schlimm. Plötzlich kommt alles ans Tageslicht, was wir uns bisher nie gesagt haben.
Ich fühle mich schrecklich. Ich weiß, ich habe dich verletzt und du hast mich verletzt und jetzt sind wir beide unglücklich.
Trotzdem diskutieren wir weiter, und schließlich sehe ich dein Argument ein und stimme dir zu.
Doch nun willst du nichts mehr davon wissen, willst dich in deiner Depression versenken und traurig bleiben.
Und auf einmal weiß ich, was ich zu tun habe. Wir haben uns auseinander gelebt, haben nicht mehr viel gemeinsam. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir es schaffen, wieder auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen.
Also verabschiede ich mich von dir. Auch wenn keiner es ausspricht, so wissen wir doch beide, dass es ein endgültiger Abschied ist.
Ich lege auf und weine. Etwa zehn Sekunden lang.
Dann stehe ich auf, gehe an den Computer, schreibe etwas, sehe fern und koche mir Spaghetti.
Es ist zwei Uhr einundfünfzig. Das Ende unserer Freundschaft, der Beginn eines neuen Lebensabschnitts.
Ich bin nicht mehr traurig. Ich bin glücklich.
Mein Leben gehört mir.