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Das elektrische Volk

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29.11.2015
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Das elektrische Volk

Andreas sitzt an seinem Schreibtisch, vor ihm drei Bildschirme. Auf einem laufen weiße Schriftzeilen auf schwarzem Grund, auf dem anderen ploppen in regelmäßigen Abständen Diagramme auf, auf dem dritten liest er gerade einen Artikel einer renommierten Wissenschaftlerin seines Fachgebiets. Er gähnt, nimmt einen Schluck Kaffee. Ein Blick auf die Uhr. In zwölf Minuten werden die Studenten kommen. Ein kurzer Blick auf die weißen Textzeilen verrät ihm, dass seine Programme ohne Fehlermeldungen laufen. Trotzdem wirft er einen prüfenden Blick auf die Diagramme. Kann es stimmen, was sie zeigen? Nun muss er aber auch schon los zum Konferenzraum.

Kaum angekommen, kommen auch schon die Studenten. Es sind sechs an der Zahl. Für angewandte Mathematik kann sich eben kaum jemand begeistern, denkt er. Er strafft die Schultern. "Herzlich willkommen bei der CompVeri GmbH. Mein Name ist Andreas Ziesig und ich bin Leiter der Abteilung für political polls. CompVeri ist ein Unternehmen, dass sich auf Simulationen im Gebiet der Computational Statistics spezialisiert hat. 2027 als Startup gegründet, konnten wir uns innerhalb weniger Jahre einen guten Ruf auf dem Gebiet der Soziosimulationen erarbeiten. Wir haben weltweit Kunden wie Politiker und Parteien, aber auch NGOs.." Andreas spult den Standardtext mit den Unternehmensdaten herunter. Nach dem vierten Mal in diesem Monat ödet es ihn an, jedes Mal das selbe zu sagen. "Damit unsere Voraussagen über gesellschaftliche Entwicklungen so präzise wie möglich sind, müssen wir die Dynamiken der Gesellschaft möglichst wirklichkeitsgetreu abbilden. Wir arbeiten hierbei mit einigen Tausend bis zu Millionen individuellen Entitäten und untersuchen mit ihnen die Stabilität von gewissen Ideen. Mit diesen Entitäten modellieren wir bestimmte Aspekte der Gesellschaft." "Wollen Sie damit etwa sagen, dass Sie auf Ihren Computern ein Volk von künstlichen Intelligenzen halten?", fragt ein Student. "Ja, man könnte fast sagen, unsere Programme können denken wie Sie und ich. Na gut, die Entitäten sind trotz unserer Bemühungen noch relativ simpel gestrickt, also mehr wie Sie und weniger wie ich." Andreas grinst. Die Studenten lachen.

Nach dem Vortrag setzt er sich wieder an den Schreibtisch in seinem Büro. Auf einem der Bildschirme steht "analysis complete". Er schaut sich die Ergebnisse an. Es ist ein simulierter Volksentscheid. Das Ergebnis wird dem Auftraggeber gefallen. Anhand der Simulation wird eine Aktionsliste ausgearbeitet werden. Dann sollte eigentlich nichts schiefgehen. Das Telefon klingelt. Andreas zögert abzunehmen. Das letzte Projekt hat sich als Fehlschlag herausgestellt. Die Entitäten in der virtuellen Meinungsumfrage hatten etwas anderes gesagt, als später abgestimmt wurde. Die Daten zeigen einen merkwürdigen Effekt, für dessen Untersuchung Andreas noch keine Zeit hatte. Bestimmt will ihm sein Chef jetzt noch mal auf die Finger klopfen. Er fasst sich ein Herz und nimmt den Hörer in die Hand.

"Guten Tag, mein Name ist Strader vom Meinungsforschungsinstitut Polytest. Haben Sie Zeit, mir ein paar Fragen zu beantworten?"

 

Puh...
Mit dieser KG schließt du direkt einen Großteil aller aus, die sich mit der Thematik nicht intensiv beschäftigen. Ich sehe da wenig Begeisterungsmaterial.
Leider sehe ich (d)eine tiefgehende Botschaft nicht, denke aber, dass die etwas mit dem Titel zu tun hat. Die Message kommt bei mir leider nicht, was nicht unbedingt an dir liegen muss, aber ein paar weitere Hinweise wären vielleicht nicht schlecht.
Ich finde den Text leider viel zu kurz, um etwas mit ihm anfangen zu können. Sorry!

Sprachlich ist das für mich alles in Ordnung. Der trockene Stil soll wohl zum Inhalt passen. Das leuchtet ein.

 

Hm...
Ich dachte, man könnte die Geschichte auch ohne Fachkenntnisse verstehen. Ich habe die Kurzgeschichte deshalb so kurz wie möglich gehalten, um nicht mit langen Exkursen in die Wissenschaft zu langweilen.
Die Idee hinter meiner Geschichte ist, dass die von Andreas angesprochenen "Entitäten" im Prinzip so etwas wie künstliche Intelligenzen sind. Also virtuelle Menschen, jedoch etwas simpler. Der letzte Satz sollte einleuchten, wenn man zum Beispiel den Film "Matrix" von 1999 gesehen hat. Ich muss diesen Punkt mit den künstlichen Intelligenzen wohl noch etwas ausbauen.
Der "trockene Stil" ist von Hemingway abgeschaut.

Danke für das Feedback.

 

Moin moin!
Als ITler (leider konnte ich mich noch nie mit neuronalen Netzen befassen, schade) fand ich die Geschichte vom fachlichen Aspekt her gut lesbar, als Laie wird man meiner Auffassung nach aber Schwierigkeiten bekommen, wie Jizzle richtig bemerkt hat.

Ich finde deine Idee gut, einen Teil der Story mithilfe des Vortrags vor den Studenten zu erklären, das gibt dem ganzen auch einen zeitlichen Faden. Allerdings führt der irgendwie... ins Leere?
Dein Vorhaben, nicht mit langen Exkursen zu langweilen, in allen Ehren, aber im Moment liest es sich für mich eher wie die Erzählung einer Situation, die dann ganz abrupt und ohne erkennbaren Grund endet.

Ich sehe einen guten Ansatz darin, der aber noch ausgearbeitet werden sollte.

Der Schreibstil ist zwar nicht ganz meines - bin eher ein Fan von längeren, verschachtelten Sätzen - aber konsequent durchgezogen. Gut!

 

Hallo Wado,

ich muss gestehen, dass du auch mich mit der Geschichte im Regen stehen gelassen hast.
Es soll sich bei Andreas und seinen Studenten ebenfalls um virtuelle Entitäten oder KIs handeln, richtig? Der letzte Satz soll diese Auflösung liefern, weil Andreas jetzt selber befragt wird.
Vielleicht solltest du das noch eine Spur deutlicher machen - nicht mit der erklärenden Holzhammermethode, aber zumindest ein wenig.
Dein Stil und die Länge der Geschichte sind voll und ganz ok - kurz, knapp und gut zu lesen.

Zwei kleine formale Hinweise habe ich noch:

die Stabilität von gewissen Ideen. Mit diesen Entitäten modellieren wir gewisse Aspekte

Etwas zuviel "Gewissen"

die Entitäten sind sind trotz unserer Bemühungen noch relativ simpel gestrickt

Ein "sind" zuviel

Insgesamt aber ansonsten keine schlechte Geschichte!

Viele Grüße,
Eisenmann

 

Danke für das Feedback!
Eisenmann Ja, diese Frage, was real ist und was nicht, wollte ich bewusst offen lassen. Außerdem wollte ich auch die Komplexität unseres Denkens in Frage stellen. Es gibt sicherlich ein intellektuelles Level, das für Menschen unerreichbar ist, da wir "zu simpel gestrickt" sind. Aber das heißt ja nicht, dass es generell unerreichbar ist.
SpaceCarsLA Ja, ich habe die Geschichte recht schnell herunter geschrieben. Aber das ist ja gerade der Vorteil von Kurzgeschichten, dass sie ohne viel Handlung und Emotionen auskommen. Mein Vorbild für den Stil ist hierbei Hemingway.
Morre Die Kurzgeschichte endet ganz abrupt, weil es für mich weiter nichts zu sagen gibt. Ich hatte angedacht, dass der Leser an dieser Stelle an einem Punkt sein sollte, an dem er selbstständig weiterdenken sollte. Vermutlich sind die meisten Leser aber durch den abstrakten Inhalt an der Stelle aber noch etwas überfordert. ;-)

 

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