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Sehr geehrte Leser, das schreiben von Kurzgeschichten, dient für meine musikalischen Projekte. Auch können sie als eine Variante des Storyboard für meine Videoclips dienen.
Sehr geehrte Leser, dies ist zum kommenden Album der Handlungstext. Am 16. 12.2024 erscheint das neue Album, doch zuerst der Text. .
Das Dorf der unmöglichen Bewohner
Der Ort
Die Wälder sind die Beschützer der Einsamen, so sagt man es sich im Dorf Amnbach, welches an der Mündung von Dro in die Dnet liegt. Amnbach ist ein kleines Dorf, mit wenigen Ereignissen. Manchmal kann es vorkommen, dass ein Kind seine Eltern tötet, nur weil es ihm langweilig ist. Aller Jahre kommt es zu einer tödlichen Epidemie im Dorf, wo auch alle Bewohner sterben. Und wenn es ganz schlimm kommt, dann steigen die Pegel der Dro und Dnet an und verursachen eine Überschwemmung im Dorf.
Man könnte sagen, es ist ein Dorf, welches glücklos ist. Da ist es nicht verwunderlich, dass es auch nur wenige Bewohner gibt. Eine davon ist Msgard, die hier schon immer wohnt und keiner sagen kann, wie lange sie schon da ist. Sie sieht das Dorf nicht als glücklos. Sie fühlt sich in dem Dorf wohl, sie mag die Einsamkeit, die Gespräche in ihrem Kopf und besonders mag sie die Sterne in der Nacht. Bisher konnte kein Astronom die Sterne lokalisieren oder zuordnen. Alles im Dorf Ambach hat seine eigene Ordnung.
In der Mitte des Dorfes steht auf einem nicht messbaren hohen Hügel eine obligatorische Kirche. Sie ist rund, sie hat kein Kreuz und keinen Turm. Sie sieht aus wie eine große Tomate, es gibt viele große Fenster um diese Tomate, die um sie her schweben, wie ein Planet und dessen Monde. Eine Tür sucht man bei ihr vergebens. Neben der Kirche steht das Wirtshaus, das immer offen hat, auch wenn sich keine Menschen dort befinden, so gibt es immer frisches Bier und gutes Essen. Eine Tür hat es im Wirtshaus nie gegeben. Neben dem Wirtshaus, steht die Apotheke. Die Apotheke ist ein würfelförmiger Bau. Hier ist auch kein Eingang. Erreichbar ist der Hügel nur an zwei Tagen im Jahr. Zum Fest der Pest und dem Ereignis der Geburt. Alle drei Gebäude werden von Bäumen umringt, es ist nicht zu erkennen, um welche Art von Bäumen es sich handelt.
Wenn man durch das Dorf von Anfang bis Ende laufen will, so braucht man ein ganzes Menschenleben. Man kann es auch abkürzen, indem man sein Menschenleben aufgibt. Msgard wohnt im kleinsten Haus des Dorfes, das aus den kleinsten Steinen der Gegend gebaut ist, die von schwarzem Lehm gehalten werden. In der Mitte befindet sich eine Tür aus einem Kaleidoskop von verschiedenen Hölzern der Gegend. Das Dach ist leicht nach oben gewölbt, gebrannte rautenförmige Ziegel, in allen seinen verschiedenen Farben, erscheinen im Trugbild der menschlichen Psyche. Immer wieder versetzen es Msgard in Erstaunen, wie schön sie wohnt.
An der Vorderseite über der Tür befinden sich wie in einem Band geknüpft Metallfiguren. In manchen Nächten kann man, wenn das Licht durch eine unbekannte Quelle auf diese Figuren scheint, beobachten, wie sie immer wieder Geschichten aus den besseren Zeiten darstellen. Es sind Filme wie in den alten Kinos, die vor langer Zeit verschwanden. Weil die Menschen sich nicht mehr darum gekümmert hatten, um alle dieser schönen Filme. Kurz gesagt ist es ein normales Haus in einer merkwürdigen Zeit.
Alle anderen Häuser, bis auf die drei auf dem Berg und Msgards unterhalb des Berges, sind unterschiedlich gebaut und dienen allerlei Bedürfnissen. Alle vier Häuser haben eine Geschichte mit einem inliegenden geheimnisvollen Kern. Die anderen Häuser sind die der anderen Bewohner, sie sehen alle gleich aus, jedes Haus ist eine unveränderbare Schablone, man könnte auch sagen, es sind Klone aus Stein und Holz, die Häuser sind in der Tiefe von Amnbach gebaut.
Einige der Häuser gehen bis zu 30 Meter tief. Es ist trotzdem ein Rätsel, warum man trotz des ständigen Hochwassers so baut. Auch trotz der Warnungen und mit der eindringlichen Bitte des Magistrates im Werk, die Häuser so zu bauen, wie Msgard ihres gebaut hatte.
Es ist früh am Morgen, ein lautes Quietschen ist zu hören, die Sonne steigt auf hinter der Kirche, es wird ein kalter Tag, die Blätter der Bäume haben sich zurückgezogen. Msgard ist zufrieden, sie hat die Sonne in den Himmel geschraubt, sie geht zurück in ihr Haus und brüht sich ein Getränk aus den Blättern, die manchmal an den Außenwänden in den schwarzen Löschern der Apotheke wachsen.
Sie weiß, was für ein Kraut es ist, es wärmt sie und das reicht ihr. Auf einem Teller mit floralen Szenen gezeichnet, liegt ein Stück Brot mit der Marmelade, die hier nur hier in Amnbach gekocht wird, aus den Wurzeln des Krautes, welches auch als der Tee getrunken wird. Msgard ist zufrieden, es sind einer dieser schönen Tage, es ist ruhig und der Tag verspricht, nicht hektisch zu werden.
Nachdem Msgard gefrühstückt hat, geht sie in ihren kleinen Garten und kümmert sich um den guten fruchtbaren Boden. Der, wenn mit Glück, etwas Gutes in wenigen Monaten herausbringt. Msgard ist mit sich zufrieden, sie ist immer da und war auch nie weg gewesen.
Nachdem Msgard eine Büchse aufmacht, die neben ihrem Haus steht, kommt ein milder Wind heraus. Er trägt nicht nur einen wohltemperierten Hauch mit sich, sondern verteilt alle Aromen der Glückseligkeit. Im Grunde ist es ein neutraler Duft, so auch wie es Msgard wahrnimmt, doch trifft er auf die Menschen in der Erde, so verströmt er alles an Gerüchen, die mit einer schönen Erinnerung eines einzelnen Bewohners verknüpfte sind.
Doch jetzt sind keine Bewohner da und Msgard macht es nur der Gewohnheit wegen. Sie ist sich sicher, die Ernte im Boden würde alles noch besser in ihrem Wachstum begünstigen.
Nach getaner Arbeit im Garten setzt sich Msgard auf einen alten Stuhl, der neben ihrem kleinen Haus steht, hin und beobachtet, mit dem Blick in den Himmel gerichtet, die Vögel, die so zahlreich verscheiden sind. Was es für Vögel sind, das weiß nicht einmal Msgard.
Zu lange ist es her, als sie kamen, und der Ornithologe, der sie in den Himmel gezeichnet hatte, er hatte es einfach nicht mehr geschafft, sie zu benennen. „Träume reich und sanft, berühre deine Haut so lieblich es nur geht und verliere keinen bösen Gedanken.“ Erschallt es aus der Ferne, Worte getragen von einer warmen sanften Stimme. Msgard schaut in Richtung Wald und kann nichts erkennen, doch sie ist sich sicher, etwas gehört zu haben.
Wieder kommt aus dem Wald die Stimme. Doch diesmal sind es keine Worte, sondern leise rauschende Tonfetzen. Wie aus dem Radio, das im Haus des Apothekers steht. Doch es soll schon lange defekt sein, keiner hat sich mehr um das Radio gekümmert. Wozu auch, die Lügen, die aus dem Lautsprecher dröhnen, glaubt keiner der Bewohner mehr. Also ist das Radio nicht mehr angegangen, weil keiner der Bewohner es eingeschaltet hat.
Selbst Msgard kennt noch das Radio, leider darf sie nicht in das Haus der Apotheker, der Wirte und der Kleriker. So war es immer schon.
Sie
Im Wald ist es ruhig, die Tannen sind grün und ihre Stämme wohlgeformt. Das Moos ist mit Wasser durchzogen und die einen oder anderen Pflanzen bereiten sich auf ihr Sterben vor. Leichte Sonnenlichtfetzen durchfluten den Wald und treffen auf alles, was im Wege steht. Ein Reh hält an und lauscht. Es putzt sich kurz, erhebt seine Kopf hoch. Es macht einen großen Knall und der Kopf des Rehs zerfetzt in allen Richtungen.
Jetzt ist alles still, die Stille, sie ist eingerahmt in schwerer Luft. Aus dem Dickicht, aus unbekannter Richtung, läuft eine Person einen Hohlweg entlang. Sie läuft schnell, man kann ihr Gesicht nicht richtig erkennen, es ist verschwommen, wie eine Fotografie, welche nicht gelungen ist. Auffällig ist ihr dichtes blondes Haar. Sie bleibt stehen, schaut in den Himmel und stößt einen tiefen Seufzer aus. Sie geht weiter, nach ein paar Minuten kommt sie auf eine Lichtung und kann das Tal erblicken, das so schöne Tal Brovamil. Sie setzt sich auf den Boden, entledigt sich ihrer Sachen, bis auf ihren Slip und T-Shirt. Sie nimmt eine Flasche Gin aus dem Rucksack und ein Paket.
Sie wickelt das Paket aus und zum Vorschein kommen ein Stück Käse, Brot und ein Apfel. Sie legt alles vorsichtig auf das Butterbrotpapier. Aus ihrer Jacke nimmt sie eine Schachtel Zigaretten. Sie nimmt sich eine Zigarette, zündet sie mit einem Streichholz, welches in der Hosentasche sich befindet, an und legt sich auf den Rücken. Sie nimmt einen tiefen Zug, sie fühlt sich entspannt, das Nikotin tut ihr gut und mit jedem Zug spürt sie ein wohliges Gefühl in ihren Lungen. Sie richtet sich auf und blickt eine Zeit in das tiefe Tal mit den eigenartigen Felsen.
In den Gedanken einer bestimmten Frau
Kinder spielen ausgelassen, nur ein Mädchen steht abseits neben dem Spielplatz, der sich etwas außerhalb des Kindergartens befindet. Das Mädchen hat kein Gesicht, so wie auch die anderen Kinder. Es trägt eine Schuluniform wie auch die anderen Kinder. Einige der Kinder spielen Fange und andere sitzen zusammen und reden miteinander. Manchmal schauen sie zu den abseitsstehenden Mädchen. Sie kichern dabei und drehen sich wieder weg.
In der Hand hält das Mädchen einen Tierkadaver. Es bemerkt nicht den süßlichen, fauligen Gestank, sie ist dieses Spiel gewohnt, das ihr die anderen Kinder aufzwingen.
Das, was sie in der Hand hält, war mal ein ein Lebewesen, das jetzt versucht, aus den Händen des Mädchens zu entkleiden. Das Fleisch ist zu weich, es verflüssigt sich langsam, doch das Mädchen hält den Kadaver fest, als sei es ihr das Wichtigste in ihrem Leben. Eines der Mädchen aus der Gruppe, die miteinander tuscheln, geht auf das Mädchen zu und schaut es prüfend an, es lacht laut.
„Du kannst es loslassen, lasse es fallen, los.“ „Willst du nicht hören, du Biest, willst du wieder Schläge ?„ Das Mädchen mit dem Tierkadaver regt ihre andere Hand hervor, ihre Hand ist zu einer Faust geballt.
Sie streckt den Arm gerade aus und dreht ihre Faust nach oben, sie öffnet die Faust und zum Vorschein kommt eine Granate. Das Mädchen aus der Gruppe lacht und sagt zu dem Mädchen: „Es ist nur eine Attrappe, du kannst sie mir wieder geben, du hast es ja geschafft, zwei Stunden so herumzustehen.“ Du wirst nie eine Freundin werden, du bist hässlich, fett und stinkst noch schlimmer als dein dieses Vieh.
Das Mädchen mit der Granate schaut auf den Spielplatz, es schaut zu der Gruppe der Mädchen, die nicht mehr tuscheln, sie alle starren das Mädchen an. Die Kinder, die Fange spielten, stehen wie festgefroren auf ihren Plätzen, als ob jemand halt befohlen hätte. „Gib sie her, es ist nur eine Attrappe, du dummes Ding, du fällst immer wieder darauf rein.“ Während sie es so sagt, lacht sie höhnisch. Das Mädchen gibt ihr die Granate. Sie nimmt sie an und steckt sie in ihr Dekolletee. Sie dreht sich um und lacht laut, was die anderen, die immer nur zusammensitzen und Tuscheln, ihr gleich tun.
Das Mädchen nimmt den Tierkadaver, legt ihn auf den Boden, reist mit ihren Händen seinen Bauch auf, was sehr leicht geht, dass der Kadaver so weich wie Gelee ist. Holt einen Gegenstand heraus und geht auf die Mitte des Spielplatzes. Alle schauen gespannt, was sie macht, einige zischeln ihr böse Worte entgegen. Sie legt einen runden Gegenstand in die Mitte des Spielplatzes.
Es ist ein tellerförmiger, schwarz aussehender Gegenstand. Sie drückt einen Knopf in der Mitte des Gegenstandes und geht ein paar Schritte zurück. Sie blickt die Tuschelecke an.
„Wenn ihr es schafft, in zwei Stunden etwas Gutes zu sagen oder nur zu denken, dann könnt ihr morgen wieder herkommen.“ Einer der Mädchen schaut auf den Gegenstand und fängt an, hysterisch zu lachen.
Das Mädchen dreht sich um, es nimmt den Kadaver in den Arm und geht.
Es läuft und läuft. An einer einer Anhöhe angekommen, legt es den das Übelriechende in ein tiefes Loch und schüttet es mit Erde zu. Es blickt in das Tal, mit seinen schönen Häusern und Wiesen. Das Mädchen erkennt den Spielplatz. Es setzt sich in das Gras. Es holt eine Zigarette aus seiner Tasche und zündet diese sich an. Während der Funke auf das Streichholz fällt, gibt es einen ohrenbetäubenden Lärm und ein orangefarbener Blitz steigt aus dem Tal. Alles, was unter dem Mädchen erscheint, ist ein undurchdringlicher Qualm und entsetzlicher Gestank, der nicht zu beschreiben ist.
Szenewechsel:
Die junge Frau bemerkt nicht, dass die Zigarette bis zum Filter abgebrannt ist. In ihren Gedanken sagt sie sich: Sie haben meinen einzigen Freund getötet. Sie haben es verdient. Sie legt sich hin und schläft ein.
Die Merkwürdigkeiten derselben Tage
Msgard betrachtet den Boden ihres Gartens, die Erde ist so schwarz wie Ebenholz, kleine rote Punkte sind zu erkennen. Msgard geht zur Gartentür und blickt durch das Schlüsselloch. Sie lacht kurz auf, nimmt ein Gewehr, das neben dem Eingang steht, und richtet den Lauf auf das Schlüsselloch. Sie zählt von zehn herunter und bei null drückt sie den Abzug und ein ohrenbetäubender Knall geht durch die Luft. Sie stellt ihr Gewehr wieder zurück und lacht leise vor sich hin.
Perspektivwechsel, kurz davor.
Hans Obschl hasst diese Tage, solche Tage wie diese möchte er nicht haben, doch er muss heute in diesen schrecklichen Ort. Sonst macht es keiner und er ist der einzige, der diese merkwürdige Sprache der Amnbacher sprechen kann.
Obschl ist ein Mann in der Mitte der sechzig, klein gewachsen und von gedrungener Statur. Haare sucht man auf seinem Kopf vergebens, wenn man sie in der Nase betrachtet, dann ist er stark beharrt. Obschl trägt eine der dicksten Brillengläser, die ein Glasbläser herstellen kann. Das ist ein Übermaß an Material, das er auf seinen Nasenrücken lastet.
Sonst ist er unauffällig beigefarben bekleidet, wie so viele von den Obschls. Er läuft heute den Weg zum Haus zu einer Kundin, er ist schon an dem Gedanken genervt, mit ihr zu diskutieren.
Am Ende des Feldes, mit der tiefschwarzen Erde, kommt er langsam zu diesem besagten Haus an, wo er heute prüfen muss. Wenn er es nicht machen würde, und das würde er bei ihr gerne, dann gehen seine Pensionsansprüche für immer weg. Er denkt sich nur, noch drei Tage und ich gehe in den Ruhestand und kann abgestellt werden.
Obschl läuft weiter und beschließt, den emotionslosen Arschgesichtchen-Typen heraushängen zu lassen. Er denkt sich, bei der ist es besser so. Kurz bevor er an die Gartentür klopfen will, knallt es heftig und ein heftiger Windzug geht durch seine Hose und knapp fliegt ein Projektil an einem seiner verdorrten Eier vorbei.
Er zeigt keine Reaktion, dreht sich herum und sieht, wie langsam die Kugel in das Nichts fliegt.
„Msgard du blöde Kuh, ich habe es dir immer wieder gesagt, du triffst noch was, das du nicht treffen willst, es ändert nichts, ich muss dein Haus vermessen, du weißt, alle zwei Wochen ist es dran.“ Msgard schaut durch das Schlüsselloch und bleckt ihre Lippen. „Du alte Mistsau, du weißt, ich will dich nicht hier haben, du bist der Letzte von denen, den ich sehen will.“ Kontert Msgard durch die Tür.
Msgard ist amüsiert und auch zugleich genervt, wie immer, eigentlich ist sie von sich selber genervt, denn es ist immer dasselbe Prozedere, doch es ist nun einmal so. Sie macht das Tor auf, vor Obschl steht auf einmal ein kleines Mädchen mit Sommersprossen, abstehenden Ohren und Haare zu verstrubbelt, als käme sie gerade aus der Honigschleuder.
Obschl blickt auf das kleine Ding herunter und fixiert sie mit seinen grünen Augen an. In einem tragenden Tonfall sagt er: Na junge Frau, ich komme wieder, um zu messen, wo sind denn deine Eltern?
Diese Frage kommt ziemlich besorgt herüber, selbst Obschl bemerkt dies und findet es komisch, dass er so tragend fragt. „Sie sind da hinten auf dem einen Berg zusammen mit den anderen, mittlerweile sind sie verschmolzen, zu einer Kugel aus Teig.“ Erwidert sie wie aus der Pistole geschossen. Im Grunde sind es immer die gleichen Dialoge, die Frage nach den Eltern, die Frage, ob er auf die Toilette darf, und die Frage, ob sich am Haus was geändert hat.
Also belanglos und eigentlich keine Kugel wert. Doch Msgard und Obschl genießen es, so miteinander umzugehen. Das ist so in Amnbach, dort, wo alle Menschen sterben und wieder kommen, um wieder zu sterben.
„So meine Liebe, da du so brav bist, schenkt dir der Onkel Obschl ein Bonbon, und wenn du ganz brav bist, hat er noch eine kleine Überraschung.“
„Ach, was hast du denn noch Obschl“.
Er blickt sie an, dreht sich weg und geht zum Haus, bleibt abrupt stehen, öffnet seinen Mantel, kichert vor sich hin und dreht sich zu Msgard. Sein Körper, der eines alten Mannes, ist ein Gebilde aus Drähten, Spulen und Blinklichtern und alten elektronischen Müll.
Sie schaut ihn an und sagt: „So will ich dich sehen, so will ich dich haben und so will ich dich quälen.“ An der Stelle, wo sein Herz liegen müsste, öffnet sich ein Fach, in dem ein Gerät herausfährt. Es ist eine altertümliche elektronische Verbindung, die schon sehr zerkratzt ist. Obschel zieht aus einer Stelle an der Hauswand ein Kabel heraus und verbindet es mit sich.
Er bleibt eine Weile stehen und zuckt zusammen, dann ist wieder Ruhe und er zuckt wieder zusammen. Das geht eine ganze Zeit. Währenddessen setzt sich Msgard auf ihre geliebte Bank und schaut in den Himmel und beobachtet ein drachenähnliches Wesen, das anscheinend Nahrung sucht.
Sie ist wieder verwandelt in die Erwachsene Msgard.
Es ertönt ein kratzend klingendes Signal und Obschl schließt seinen Mantel. Er dreht sich um, geht wortlos zum Gartentor und verlässt Msgard, ohne sich bei ihr zu verabschieden oder sich herumzudrehen. Er ist wie Geistesabwesend. Msgard denkt sich so ein Arsch. Aber auch auf eine nette Weise.
Sie beobachtet, wie Obschl gegen den Horizont läuft, und erkennt noch, wie etwas in der Ferne explodiert.
Der Tag geht zu Ende und alles ist so gut. Tatsächlich?
Mushroom Bee
Im Wald klopft der Specht und die Wildschweine zerwühlen immer wieder die selben Stellen. Sie kommen immer wieder zu dem alten, vergessen entweihten Friedhof, um noch die letzten Knochen der Ertrunkenen zufressen.
Die Rehe sind auf dem Hut. Ein Jäger mit seinem abgeschossenen Ohr sucht die kleine Marie, das kleine böse Mädchen. Kleine Mädchen sind böse und unberechenbar, das weiß der Herr in Grün, auch deswegen, weil er es so sehen will und nicht anders. Der Jäger steht auf einer saftigen grünen Wiese und beobachtet das Nichts, was da ist.
Er ist gesichtslos und sein Anzug und Hut sind schon hunderte Jahre alt. Auf seinem Rücken trägt er eine Panzerfaust und er hat einen Behälter neben sich stehen mit der Aufschrift Waldgift Firma Tomsato. Er dreht sich um und starrt auf die Wildschweine. Er dreht sich um und schaut mit seinen kalten, blauen Augen dich an.
Ist einmal der Ruf ruiniert, dann lebt es sich ungeniert. So dachte es auch die Mutter vom Jäger. Sie war schon immer traurig über ihr eigenes verkorkstes Kind, welches sie auf die Welt gebracht hatte. Doch das ändert alles nichts, er ist da und die Welt muss ihn ertragen.
Der Jäger, legt sich auf die Lauer, er kniet im hohen Gras und beobachtet seine Beute. Er nimmt sehr leise und behutsam die Schutzkappe seiner Panzerfaust ab, legt sie auf seine rechte Schulter und visiert an. Seine Anspannung kann er nicht unterdrücken, er hat dieses Gefühl, dass er kotzen muss. Speichel läuft unaufhörlich seinen Gaumen herunter. Sein rechter Zeigefinger krümmt sich leicht und er versucht, das Rohr richtig zu stabilisieren. Er muss seinen albernen Hut abnehmen, da der Schweiß über die Augen rinnt. „Es ist nicht das erste Mal, das er es so gemacht hatte, doch heute ist es anders.“ Murmelt er vor sich hin. Er denkt darüber nach, wie es doch besser gewesen wäre, im Dorf zu leben.
Doch das ist vorbei, er hat es getan und er kann nicht zurück. Nie wieder, er wurde dazu verdammt, für immer ein Arschloch zu bleiben. Er weiß es zu gut, er weiß, dass er es sich leisten kann. Er ist auch sich bewusst, dass er sehr viel Macht gegenüber den Waldbewohnern hat. Ja auch gegen Menschen, die sich in seinem Reich verirren.
Er sieht durch seinen Sucher: Eine Biene lässt sich nieder auf eine wunderschöne, aber im Sterben befindliche Blume. Sie arbeitet sich unermüdlich an der Blüte ab, sie versucht heute noch mehr Ausbeute zu machen, denn sie will am nächsten Tag in den Urlaub und dann hätte sie ihr Soll erreicht. Urlaubszettel ist bei der Königin eingereicht. Im Kopf der Biene summt ein Schlager, es ist der von diesen Kral Trott. Sie mag das Lied eigentlich nicht, da es ihr zu klischeebeladen wirkt und es auch an der Grenze der kulturellen Aneignung geht.
Auf einmal nimmt sie ein lautes Zischen wahr, sie dreht sich um, sieht auf sie etwas zukommen, sie lässt sich rücklings fallen und stürzt auf dem weichen Waldboden.
Das Geschoss zischt weiter in unbekannter Richtung und nach einer Weile macht es einfach nur noch bumbumbummbrumm. Stille, nichts als unendliche Stille ist danach zuhören. Die Biene rappelt sich wieder auf, merkt, dass sie einiges ihrer Rohstoffe verloren hat, doch es ist jetzt zu spät.
Sie muss sehen, dass sie wegkommt. Sie blickt sich kurz um und bemerkt den Jäger, der auf sie zugerannt kommt. Er ruft laut immer wieder Scheiße, er wirkt sehr aufgebracht und er scheint nach der Beobachtung der Biene ziemlich aufgeregt zu sein. Doch sie sammelt sich erst einmal wieder und holt aus ihrem Brustbeutel eine Packung Mushrooms. Sie knipst sich eine Ecke vom Blame ab und legt sich kurz hin.
Der Jäger rennt und rennt, er bemerkte gar nicht, dass er alles stehen und liegen gelassen hatte. Es kamen ihm Tränen, er wiederholte immer wieder, nicht schon wieder, nicht schon wieder. Jetzt sieht er das Problem, er hat das Haus von Msgard getroffen. Er bleibt plötzlich stehen und geht in die Hocke, er kann seinen Atem kaum steuern.
Er sieht, wie die Mauer zum Haus ein Loch hat, sein Durchmesser so ungefähr wie ein Gullydeckel. Um das Loch raucht es. Er kann nicht mehr sehen, da das hohe Gras die Sicht versperrt. Msgard, die zum Glück nicht hinter der Mauer saß, erblickt den Schaden und ist außer sich vor Wut. Doch sie konnte sich erst einmal beruhigen, weil am Haus nichts zerstört wurde. Msgard öffnet die Gartentür und blickt in die Ferne. Sie geht zurück in ihr Haus, kommt einen Augenblick später zurück. Sie trägt etwas in der Hand, sie läuft durch das hohe Gras. Der Jäger bekommt schon fast einen Angstschiss, als Msgard direkt vor ihm steht. Er hält seinen Atem an und hofft, dass sie ihn nicht bemerkt.
Sie geht weiter, ihre Schritte entfernen sich, er atmet langsam aus. Er traut sich, seinen Kopf zur rechten Seite zu drehen. Nichts zu sehen, er dreht sich um, legt sich auf den Rücken und blickt in den Himmel. Er sieht die schönen Cumuluswolken. Ein leises Zirpen bricht sich in sein Trommelfell ein. Er liegt noch eine gute Viertelstunde und steht vorsichtig auf. Er blickt in die Richtung, in der Msgard ging. Es ist nichts zu sehen. Er schaut auf die Mauer von Msgard. Das Loch ist verschwunden.
Die Luft ist rein, denkt er sich. Er steht auf, setzt seinen albernen Hut auf und drückt seinen Rücken durch.
Er atmet tief ein und prustet mit einem Ton den verbrauchten Atem wieder aus. Um ihn herum riecht es nach alter Bratwurst. Ja, er hat heute Bratwurst gegessen, wie jeden Tag. Billige Bratwurst für dreißig Pfennige. Das ist ihm immer noch zu teuer. Jetzt kommen wieder die Gefühle des Jägers in sein Kopf, er ist allen überlegen, er ist der Herr im Wald und nur er kann alles machen, was er will.
Er darf schießen und erschießen, wenn er will. Nachdem er nochmal sich umgeschaut hatte, geht er langsam in den Wald zurück und suche seine Panzerfaust und seinen Koffer. Als er nichts davon findet, bekommt er einen heftigen Pulsschlag in seinen Kopf.
Er verspürt wieder diese Angst. Was kann nur sein, sagt er sich. Er geht an die Stelle, wo die Biene chillt, und bemerkt gar nicht, dass etwas von hinten angerannt kommt, er bekommt von hinten einen heftigen Schlag auf den Kopf und er fällt mit dem Gesicht an einen hervorstehenden Ast. Dieser bohrt sich langsam durch das linke Auge, durchstößt langsam den Knochen und fährt langsam und behutsam durch alle Zonen seines Gehirns. Kurz bevor der Ast die hintere Schädeldecke durchbohren will, bekommt der nochmal einen Schlag und der Jäger hängt mit einem Ast im Kopf am Baum.
Doch er lebt, er hat keine Schmerzen. Die Biene fliegt auf seine Nase, schaut ihn an, kichert und fliegt weg. Die Gestalt kommt von hinter näher an sein rechtes Ohr und sagt ihm was Unverständliches. Der Jäger fängt an zu weinen und zu schluchzen, er bibbert und zittert, er merkt nicht einmal, dass er anfängt sich einzunässen .
Msgard wendet sich von ihm ab und macht ihm klar, dass er eine Woche so bleiben wird. Sie stellt seinen Koffer mit den Schadstoffen ab und geht. Er weiß, dass es kein Spaß ist und Msgard es ernst meint. Er ist jetzt für eine Woche verdammt, an dem Ast hängen zu müssen und sich von seinem Koffer ernähren zu müssen. Langsam kommen auch die Schmerzen und er schreit auf, er schreit und schreit vor Schmerzen. Doch Msgard, die sich eine Zigarette angezündet hat, schultert die Bazooka und geht langsam zu ihrem Haus.
Sie legt die Bazooka neben den anderen Waffen, die sie von diesem Arschloch abgenommen hatte. Msgard ist mit sich zufrieden. Sie geht in den Garten, setzt sich auf die Bank, öffnet eine Flasche Rotwein und raucht dabei. Sie hört das Schreien des Försters und lehnt sich entspannt an die Hausmauer zurück.
Das Loch in der Mauer kann sie trotzdem sehen. Sie weiß, in ihrem Haus und Garten ist alles anders. Sie blickt herüber, schärft ihre Sehsinne und erkennt im Loch eine sich bewegendes Bild von Planeten und Sternen, die langsam von einem schwarzen Loch aufgesaugt werden. Msgard nimmt das Schreien und Wimmern leise wahr und geniest es den Rest des Tages, den sie würdevoll ausklingen lässt.
Er darf schießen und erschießen, wenn und wen er will. Nachdem er nochmal sich umgeschaut hatte, geht er langsam in den Wald zurück und suche seine Panzerfaust und seinen Koffer. Als er nichts davon findet, bekommt er einen heftigen Pulsschlag in seinen Kopf.
Er verspürt wieder diese Angst. Was kann nur sein, sagt er sich. Er geht an die Stelle, wo die Biene chillt, und bemerkt gar nicht, dass etwas von hinten angerannt kommt, er bekommt von hinten einen heftigen Schlag auf den Kopf und er fällt mit dem Gesicht an einen hervorstehenden Ast. Dieser bohrt sich langsam durch das linke Auge, durchstößt langsam den Knochen und fährt langsam und behutsam durch alle Zonen seines Gehirns. Kurz bevor der Ast die hintere Schädeldecke durchbohren will, bekommt der nochmal einen Schlag und der Jäger hängt mit einem Ast im Kopf am Baum.
Doch er lebt, er hat keine Schmerzen. Die Biene fliegt auf seine Nase, schaut ihn an, kichert und fliegt weg. Die Gestalt kommt von hinter näher an sein rechtes Ohr und sagt ihm was Unverständliches. Der Jäger fängt an zu weinen und zu schluchzen, er bibbert und zittert, er merkt nicht einmal, dass er anfängt sich einzunässen .
Msgard wendet sich von ihm ab und macht ihm klar, dass er eine Woche so bleiben wird. Sie stellt seinen Koffer mit den Schadstoffen ab und geht. Er weiß, dass es kein Spaß ist und Msgard es ernst meint. Er ist jetzt für eine Woche verdammt, an dem Ast hängen zu müssen und sich von seinem Koffer ernähren zu müssen. Langsam kommen auch die Schmerzen und er schreit auf, er schreit und schreit vor Schmerzen. Doch Msgard, die sich eine Zigarette angezündet hat, schultert die Bazooka und geht langsam zu ihrem Haus.
Sie legt die Bazooka neben den anderen Waffen, die sie von diesem Arschloch abgenommen hatte. Msgard ist mit sich zufrieden. Sie geht in den Garten, setzt sich auf die Bank, öffnet eine Flasche Rotwein und raucht dabei. Sie hört das Schreien des Försters und lehnt sich entspannt an die Hausmauer zurück.
Das Loch in der Mauer kann sie trotzdem sehen. Sie weiß, in ihrem Haus und Garten ist alles anders. Sie blickt herüber, schärft ihre Sehsinne und erkennt im Loch eine sich bewegendes Bild von Planeten und Sternen, die langsam von einem schwarzen Loch aufgesaugt werden. Msgard nimmt das Schreien und Wimmern leise wahr und geniest es den Rest des Tages, den sie würdevoll ausklingen lässt.
Die Apotheke ist ein altes Haus, die Kirche mit dem Turm, um Gott zu huldigen, steigt immer mehr in den Himmel. Man kann undeutlich sehen, wie zwei Männer an dem Turm arbeiten. Es wird nichts bringen, denkt sich Msgard. Gott ist nicht. Keine Kinder bei Adam und Eva, also kein Gott. Sie bemerkt, dass die Menschen sich miteinander unterhalten: Einige blicken ängstlich um sich herum, andere brüllen aufeinander ein und einige blicken zu Msgard.
Msgard betrachtet die Erdhügel, in denen die Menschen hier leben. Sie zerbröseln langsam. Die Menschen bemerken dies und schreien auf. Die zwei Flüsse verbinden sich zu einem Strom und überfluteten alles. Sie alle wollen sich retten, doch sie werden vom schwarzen Wasser fortgerissen, auf immer weg, sagt sich Msgard.
Das schwarze Wasser zerstört das ganze Erbaute der Menschen und ihnen bleibt nichts mehr. Nur eine zweifelhafte Geschichte in einem Buch.
Theater der längste Akt
Das Theater ist das Wirtshaus, es wird zeigt, der Akt, der nie endet, es ist ein Stück geschrieben aus den Gedanken des alten Mannes. Er ist Beobachter und Lenker dieser Szene. Eine neue Zeit, ein neuer Versuch, denkt sich der alte Mann am Fenster herabblickend und schickt seine Engel herunter, nur um einer jungen Frau zu sagen, dass ihr Mann ein Untreuer ist. Sie soll ihn verlassen und sich den Mvare unter den Menschen, auch Obschl genannt, als Mann nehmen. Die junge Frau, die auf einem Altar aus den aufgeweichten Knochen der Ertrunkenen liegt, das so weich ist wie ein Himmelbett, starrt auf die schwarze Kuppel voller Wasser.
Der alte Mann geht vorsichtig an die junge Frau heran und küsst sie sanft auf ihre Stirn. Sie steigt nach dem Verschwinden des alten Mannes den Berg der Toten herunter, breitet ihre Arme aus und schreit. „Du bist Tod, Gott, du bist eine Fiktion unter vielen anderen, gleich und gewöhnlich in deinen Worten.“ Mutter, lasse den Wolf nicht herein und gebe den Zwergen das gerechte unter den Steinen.“ Das Bild der Szene entfernt sich in der Kuppel und eine neue Szene kommt zum Vorschein, von ebenda. Es zeigt eine Frau, die an einer Anhöhe sitzt und entspannt eine raucht. Sie dreht sich um und blickt in deine Augen. Sie sieht dich an und führt ihren Zeigefinger zu deinen Mund. „Du sollst schweigen, bevor alles endet, und hinterfrage nicht die Tragödie.“ Spricht die Frau, zieht den Finger langsam zurück. Sie entfernt sich langsam aus deinem Gesichtsfeld.
Das Werk
Wenn wir lachen, so sagt man, verzieht sich der Mund zu einer Fratze. Das Gesicht offenbart die Abgründe der Gesichtslosen.
In einem Raum, in dem viele alte Kommoden stehen, in unterschiedlicher Anfertigung, Größen und Breiten, soll sich das Archiv der Gesichtslosen befinden. Jede Kommode hat eine unterschiedliche Anzahl an Fächern und die unterteilen sich wieder in weitere kleine Fächer. Die Kommoden stehen schräg an den Wänden, hängen kopfüber an den Decken. In dem verwirrten zugestellten Raum flackert ein kleines Licht. Es ist sehr zaghaft und schwer zu erkennen. Denn der Raum erlaubt es nicht, weiter hineinzugehen. Eine unsichtbare Grenze der Gedanken hält einen Fern. Früher hatten hier zwei Brüder gelebt, in allen ihren Sammlungen von Zeitungen, Büchern und was sie sonst für wichtig erachteten.
Beide sind auch in den Raum gestorben. Nur keiner konnte die Leichen der beiden finden. Enfart, der Apotheker, erfuhr es als Erster, dass sie gestorben waren.
Er kaufte das Haus, als er noch jung war. Er machte es sich zu einer seiner Lebensaufgaben, die beiden Brüder in dem Haus zu finden. Er hat nicht viel im Haus verändert, einige hunderte Bücher sind dazugekommen und die eine oder andere Kommode hat er ein wenig verschoben. Damit noch etwas Licht in sein Heim fallen kann. Das Licht ist für Enfart ein wichtiger Bestandteil seiner Philosophie des Seins. Das grüne Licht, welches auf der Suche ist nach dem Sinn des Menschseins. Daher ist sich Enfart sicher, Menschen mit grünen Augen verstünden den Sinn ihrer Existenz, auch wenn das Sein nicht im Sinne ist. Enfart hat eine Tafel in seinem Wohnzimmer. Dort sind alle Bewohner im tabellarischen System namentlich aufgelistet. Sterben diese, so verschieben sich die Namen der Verstorbenen und aus den alten Namen kommen neue Namen heraus. So etwas nennt man den Kreislauf der Gerechtigkeit.
Enfarts Haus ist der Würfel mit den schönen Blumen. Sie verzieren den orangenen geheimnisvollen Stein, der einen Würfel formt. Mit seinem Aussehen fällt er auch auf, auch hier. Es ist das Haus von Enfart und zugleich seine Apotheke vor Ort. Wenn man ein Rezept einlösen muss, so geklopft oder geklingelt man nicht, sondern die Person muss eine Formel aufsagen und der Würfel drehte sich einmal um seine Achse, dann erscheint eine große Tür aus Eisenguss und man kommt zu Enfart, dem Apotheker. Diese Formel kannte jeder, diese wurde mit anderen Informationen bei jeder Geburt eines Bewohners in das rechte Ohr geflüstert. So wird es immer noch gemacht. Es ist wie ein Kreislauf.
Es ist die Nacht vor dem großen Unglück. Enfart der Apotheker ist alleine in seinem Haus. Er brüht sich einen Tee auf aus dem Glirtz-Gewächs. Glirtz ist eines der merkwürdigen Pflanzen, die es im und um Amnbach gibt.
Die Wurzeln des Glirtz muss man in Essigwasser auskochen und mehrere Wochen fermentieren lassen. Dann wird die zähflüssige Brühe so weit eingekocht, bis eine schwere Masse entsteht. Diese wird getrocknet und in Pulverform für alles verwendet. Jeder hat seine eigene Art, das Glirtz zu konsumieren. Manche ziehen es sich durch die Nase und andere reiben sich am Körper ein und legen sich nachts ins Freie. Nur für die einfache Libido reicht es nicht.
Es ist ein sehr beruhigendes Mittel, es versetzt die Leute in einen Traumzustand, der mehre Tage gehen kann. Somit wird auch eine Verbindung zur anderen Welt hergestellt.
Enfart nimmt nur ganz wenig davon, er ist sich bewusst, dass auch es Nebenwirkungen hat, und einige sind nicht mehr in die Welt zurückgekommen. Der Bruder seiner Schwester ist als Reh wieder zurückgekommen. Ja, alles hat immer eine dunkle Seite. Das ist sich Enfart bewusst.
Enfart setzt sich in sein Wohnzimmer und hört andächtig, wie der Regen langsam und auf das Haus fällt. Enfart nimmt jeden Tropfen hörbar wahr. Er könnte diese auch zählen, doch nicht heute. Er muss etwas anderes tun, das bedarf mehr als einer entspannten Wahrnehmung.
Er blickt noch einmal zur Tafel und ist froh, dass alles noch so ist wie vorher. Keiner ist gestorben. Enfart stellt seine Tasse auf seinen Tisch, erhebt sich von seinem Sessel und nimmt eine Scheibe aus dem Regal. Er legt diese auf ein Gerät, das er in Mardf gekauft hatte. Diese grüne Scheibe ist aus einem unbekannten Material. Viele Punkte und Kerben befinden sich. Einige Kerben mit Goldstein verziert. Das sonderbare Gerät macht Töne, auf der Scheibe sind die Töne und die Dinge, die man nicht hören kann. Das Gerät ist ein Import aus der anderen Welt und er musste seinen Urlaub für die lange Reise in die nächstgrößere Stadt nach Mardf unternehmen.
Enfart setzt sich wieder hin, neben ihm ist ein kleines Gerät, welches das große Gerät steuert. Es ist eine altertümliche Anordnung von Schaltern. Er drückt gleichzeitig auf zwei Tasten. Die Scheibe fängt an zu rotieren und sich links und rechts zu bewegen. Ein leises Fiepen ist zu hören, ein Grummel gesellt sich gleichbleibend dazu. In der Ferne singt eine Frau einen traurigen Text von Liebe und Ablehnung, ein schöner Sopran, und es klingt auch manchmal, als würde sie ihre Stimme einsetzen, um das ganze Universum zu besingen. Die Musik steigert sich immer in eine bedrohlichere Phase und wechselt in vollkommener Stille. Die Frau, die den Verlust ihres Mannes besingt, wirkt wie ein Traum. Voller Ängste und Harmonie zugleich. Enfart bemerkt, dass es ihm sehr nahe geht, er lehnt sich zurück und schließt die Augen.
Ein lauter Gong erschallt und Enfart erwacht wieder. Er bemerkt, der Regen ist stärker geworden, ja, jetzt kann er die Tropfen nicht mehr zählen, es klingt genauso wie auf einer einer dieser Autobahnen in der anderen Welt. Enfart sagt auch dazu: Eine graue Hölle ist diese unendlich wirkende Schlange. Er war mal als junger Mann kurz in der anderen Welt, er hat sich als Dachs verwandelt. So kennt er die Geräusche sehr gut. Die andere Welt hat eine andere Klangkulisse. Leider konnte Enfart nicht mehr hinüber, da viele der Leute, die sich in andere Tiere verwandelten, zu Tode gekommen sind. Sie wurden immer wieder von diesen schweren Ungetümen erfasst und zerfetzt. Zum Schluss lagen sie Tagelang auf dem heißen Boden und verwesten. Ihre Seele konnte niemanden retten.
Sie mussten als die Verlorenen in der anderen Welt existieren. Es wurde oft behauptet, sie müssen in diesem seelenlosen Einkaufscenter umherirren. Ihre Aufgabe ist es, den Gesichtslosen in der grauen Welt das starke Bedürfnis zu erzeugen, sich alles kaufen zu wollen, was sie nicht selbst besitzen können.
Doch einige im Dorf halten diese Geschichte für Unfug. Selbst der Jäger glaubt nicht daran. Doch wie sagt sich Enfart immer, man weiß es nicht und Wissen ist stärker als glauben. Enfart überlegt kurz und denkt sich: War es doch nicht anders herum der Spruch?
Enfart, zieht sich seinen Regenmantel und Schuhe an und tritt aus einer unsichtbaren Tür auf die Straße. Das ganze Dorf steht unter Wasser. Doch es ist kein Problem, denn die Wassermassen können nicht in sein Haus eindringen. Denn dies ist mit einem ausgeklügelten System abgesichert, es nennt sich Vernunft.
Dafür hat der Bruder von Herrn Obschl gesorgt. Opnart, der Ingenieur aus Triebsa. Enfart läuft in Richtung Wirtshaus und bemerkt, dass die Lichter schon aus sind. Er sieht auch niemanden an der Kirche. Etwas Unbehagen macht sich bei Enfart breit.
Es ist immer etwas geöffnet, wenn die Kirche zu ist, dann ist das Wirtshaus offen, und wenn alles geschlossen ist, dann droht Gefahr. Enfart bekommt ein mulmiges Gefühl, und doch er bemerkt nicht, dass einige Leute in den Häusern schreien und nach Hilfe rufen, der Regen ist zu laut. Enfart kann es nicht hören. Doch es kommt noch schlimmer. Ein merkwürdiges Brummen und Wehklagen durchströmt in Enfarts Ohren. Es ist die Scheibe, die er vorhin gehört hatte. Doch dieser Gesang ist anders, er ist ungewöhnlich. Enfart kann sich nicht erinnern, es schon einmal gehört zu haben.
E
in merkwürdiges Gefühl macht sich in ihm breit. Es überkommt ihn, er verspürt großes Unbehagen und in seinem Kopf zieht sich eine dunkle Decke über seinen Verstand. Enfart wird sich auf einmal bewusst, was er hörte, er kennt es. Als er früher als Dachs in der anderen Welt war, hörte er an einem Auto, das nicht weiterfahren konnte, so etwas. Die Leute, die da standen, haben getanzt und waren irgendwie anders. Er hatte mal von Campern gehört, als er nachts unterwegs in der anderen Welt war, dass es so etwas gibt, wie fröhlich oder glücklich zu sein.
Und dass immer dazu die Münder aufgerissen werden und manchmal machen sie merkwürdige Sachen, ja, sie weinen auch dabei. Ja, es ist bedrohlich, so etwas, was er hört, klingt bedrohlich, Freude der anderen ist bedrohlich.
Enfart macht sich in eilenden Schritten zum Werk. Es ist ein großer fabrikähnlicher Bau. In dem ist alles untergebracht, was das Dorf zum Leben braucht und wo alles auch geregelt wird. Der Regen ist so stark, dass Enfart nicht geradeaus sehen kann, er muss sich den Weg in seinem versteckten Archiv im Gehirn aufrufen. Jetzt hat er den Weg in seinem Kopf gefunden, immer gerade aus, nach einer Minute rechts, drei Sekunden links und vier Minuten zurück. Enfart schreitet die Treppen des Werkes hoch. Die Treppen sind endlos und das Wasser prasselt die Stufen herunter. Enfart muss sich an dem Geländer festhalten.
Nach einem fast ungleichen Kampf ist er angekommen, er schiebt diese riesige Tür vor und kommt in einen riesigen Saal. Er sieht, wie einige Leute sehr hektisch herumlaufen, auch sie sind jetzt informiert, dass es mehr ist als nur ein Regen. Enfart geht zwei Stockwerke nach oben und geht in einem schnellen Schritt, zwei Kilometer den Gang entlang.
Diese Gang wechselt immer mal seine Form, er dreht sich immer öfter wie ein Wurm, der sich in seinen letzten Atemzügen befindet. Am Ende des Ganges taucht aus dem Dunkeln eine kleine unscheinbare Tür auf. Enfart blickt um sich herum, er befindet sich in einer völligen Stille, er kann nur die Tür sehen, alles andere ist von der Dunkelheit gefressen worden. Enfart klopft an die Tür. Etwas ruft ja. Enfart öffnet die Tür, spärlich scheinendes Licht durchdringt den Mantel der Finsternis. Enfart tritt in den Raum ein und die Tür geht hinter ihn zu.
Das Ende einer Zeit
Amnbach und seine Bewohner sind nicht mehr in der Verfassung, um ein wiederholtes Armageddon zu überstehen. Wenn es noch Bewohner geben sollte, dann ist es auch reiner Zufall, und man kann auch sagen, es wäre ein Unglück, das sie überlebt hätten.
Doch es ist einfach so: Sie überleben es nicht, jedenfalls nicht alle, nur wenige sind in der Lage, das Werk zu erreichen. Die wenigen, die es schaffen, müssen erkennen, dass alles verloren ist, und dass sie ihre Häuser nie wieder betreten werden. Denn Sie sind nicht mehr dort unter der Erde. Der Morast hat sich um sie geschlungen. Und in den Häusern sind alle, die sie mal geliebt hatten, verloren und vergessen, bis zu den nächsten Generationen. Ambach wird es vielleicht woanders geben. Mit allen seinen gesichtslosen Bewohnern. Doch auch das wird ein weiter Weg sein, zu der Erkenntnis, dass man sich der Natur nicht widersetzen kann.
Die Überlebenden haben sich auf den Treppen versammelt, mit dem Wenigen, was ihnen geblieben ist. Sie müssen dabei zusehen, dass sie schutzlos der Natur ausgeliefert sind.
Die ersten Toten werden langsam angespült, und wenn schon nicht die Regenmassen alles überfluten, dann können es die warmen Tränen der Hinterbliebenen sein. Die Leichen liegen wie Treibholz vor dem Werk, ihre Gesichter sind wie ausradiert, ihre Leiber sind verdreht wie ein Wurm. Eine schwarze Masse hat sich aus ihren Augen hervorgetan. Die Überlebenden stehen geschockt da und wissen nicht mehr, ob sie leben sollen.
Der Regen nimmt immer mehr zu und die Leichen schieben sich immer weiter die Treppen rauf. Das Schwarze aus den Augen der Toten vermischt sich mit dem trüben Wasser. Das Wasser und die schwarze Masse werden zu einem zähen Brei, der immer mehr einen rötlichen Farbton annimmt. Die Menschen auf den Treppen schreien und flehen den Himmel an, er möge sie verschonen. Einige beißen sich in ihre Hände und halten schluchzend ihre letzten Habseligkeiten in den Himmel, als ob sie noch verhandeln können. Sie sind schon lange nicht mehr in der Position, zu verhandeln, um zu überleben.
Ein alter Mann, der es gerade noch geschafft hatte, als Letzterer die Treppen zu erreichen, schaut verbittert in die Leere. Sein Gesicht ist vernarbt und das Restliche, was Haut ist, ist zerfurcht von tiefen Falten. Er hat schöne grüne Augen.
Es ist eines der grünen Augen, die es nur einmal gibt. Ja, der alte Mann ist einer, den es nur einmal gibt. Sein Mund ist trotz des Alters sehr lieblich und wohl geschwungen wie eine kleine Welle. Der alte Mann fällt auf die Knie, er beugt mit seinem Oberkörper nach vorne, er senkt seinen Kopf nach unten, als würde er sein letztes Gebet sprechen. Seine Kieferknochen bewegen sich langsam, aber kräftig, als würden sie einen Stein zermahlen.
Enfart kommt zur Tür heraus und beobachtet das Szenario. Msgard erscheint hinter ihm und sie erkennen das Werk ihres Wunsches. Die Welt in Amnbach hat eine neue Chance bekommt. Msgard schaut den Apotheker an, es ist ein sehr vertraulicher Blick, der einen Moment etwas auffängt, das man innige Verbundenheit nennen kann.
Enfart schreitet die Stufen herab und läuft langsam in das Wasser. Neben ihm machen die toten Körper Platz und Enfart verschwindet. Msgard bemerkte nicht, als er neben ihr stand, dass er einen Koffer neben ihr abgestellt hatte. Msgard öffnet diese sehr kleinen Koffer und etwas grünes Licht strahlt heraus. Msgard greift in den Koffer und in ihrer Hand hält sie einen Würfel in der Hand. Sie betrachtet diesen, sie dreht ihn einmal herum und etwas Undefinierbares fällt zu Boden.
Der alte Mann, der immer noch auf den Stufen des Werkes sitzt, hebt seinen Kopf nach oben und alles um ihn herum ist anders, nicht anders als sonnst. Der Regen ist weg und all das ganze Wasser. Keine Menschen, kein Wasser, keine Leichen. Er sitzt auf den Stufen zum Werk und er ist der Einzige im ganzen Universum. Das Werk und seine Treppen befinden sich alleine in den Unweiten, den dunklen, scheinbaren Strömen des Universums.
Die Sterne und die farbigen Planeten kreisen um das Werk herum. Der Mann schaut auf die Stufen, sein Kopf ist immer noch gesenkt und seine Kiefer mahlen unaufhörlich, er würgt langsam und sein Hals scheint sich leicht aufzublähen. Sein Adamsapfel steigt auf und ab. Der Mann mit seinen grünen Augen würgt etwas hervor, sein Mund öffnet sich weit auf. Er stützt sich mit seinen Händen ab und kämpft immer mehr mit dem, was sich in seinem Hals befindet.
Das Universum ist still, zu still, trotz der Sterne und der vielen Planeten, die sich um das Werk drehen. Jetzt sind alle versammelt und beobachten sehr gespannt. Obschl, Bee, Enfart, Jäger und Marie. Sie sind die Gilde einer unverständlichen Anschauung der Dinge. Sie bilden sich heraus zu einem neuen Menschen und geben sich der Gabe des Normalen bis hin zum Bösen. Einfach gesagt die Banalität des Groteskes. Es sind die Helden, die wir sein wollen und anbeten möchten. Sie wechseln ihre Identitäten, um uns zu gefallen.
Nur nicht der Mann: Seine schönen grünen Augen sehen die rotierende grüne Scheibe, sie wird durchzogen von einem Geflecht von roten Linien. Er möchte doch so gerne schreien, doch er ist nicht in der Lage, was er nie konnte.
Er war nie in der Lage, zu schreien. Er fühlt, dass sein Brustkorb sich immer weiter dehnt. Ein langsamer aufsteigender Schmerz in seinen Lungen bringt den Mann dazu, sich auf die Seite zu legen. „Er möchte so gerne schreien, er möchte doch so gerne noch einmal singen.“ Sagt Msgard zu sich selbst und setzt sich zu dem Mann. Sie beobachtet, wie dem Alten ihm das Blut aus seiner Nase rinnt.
Msgard zieht ein Kästchen heraus, das voller grüner Algen umgeben ist. Sie schaut entzückt. „Das Geheimnis des Jägers“. Sagt sie keck. Ihre Augen starren eine Weile zu den See mit den Ertrunkenen.
Sie beugt sich wieder zu den alten Mann herunter und steckt ihre Zunge heraus und leckt das Blut von seinem Gesicht ab. Der Mann richtet sich auf und erblickt die Kinder. Als er begreift, dass er nicht alleine ist, steht er mit seiner letzten Kraft auf. Aus seinem Mund schießt eine Fontäne von schwarzer Masse. Sie verteilt sich auf den Treppen des Werkes.
Sein Brustkorb bebt immer mehr, sein Körper zittert vor Schmerzen, er kann nicht mehr länger sich halten, seine Kräfte schwinden von Sekunden zu Sekunden.
Msgard legt ihre Hand auf seinen Brustkorb. Sie bohrt langsam mit dem Zeige- und Ringfinger einen Zugang durch den Brustkorb des Mannes.
Msgard nimmt das Kästchen und drückt es an ihre Lippen. „Ich habe so lange auf dich gewartet, mein Liebster.“
Der Mann bemerkt erst jetzt, wo er war, und sieht sie jetzt alle , die nicht aussehen wie Götter. Er sieht trotz der Schmerzen und Tränen eine Gruppe von Kindern. Msgard legt ihren rechten Arm auf die seine Schulter, sie drückt den Mann herunter, er legt sich auf seinen Rücken. Sie legt ihren Kopf auf seinen offenen Brustkorb.
Seine Schmerzen sind weg, er empfindet etwas, was er noch nie empfand, obwohl er es selber millionenfach beschrieben hatte. Es ist das unbeschreibliche Gefühl, geliebt zu werden, ein Gefühl, das er immer ablehnte. Er spürt so viel von allem, was die Menschen nicht mehr haben, er spürt das Geliebtwerden und er weist dies nicht zurück. Er wird liebkost und umwärmt auf eine Weise, die nur den Wenigen im ganzen Universum zuteil wurde.
Seine schönen grünen Augen werden gewässert von einem Meer von Tränen. Das Grün in seinen Augen verschwindet langsam, das Grün rinnt über seine Wangen herab. Msgard liegt immer noch mit ihrem Kopf auf seinem Brustkorb, sie nimmt seine Hand und hält ihn fest.
Er fängt an zu lachen, nicht laut, sehr leise. Die anderen drehen sich um und verschwinden im Nichts der Dunkelheit. Msgard hebt ihren Kopf und blickt den Mann an. „Du bist so schön, ohne deine Augen bist du noch viel schöner, ohne deinen Körper wirst du noch schöner.“ Der Mann hebt leicht seinen Kopf. Er sieht Msgard. Sie schaut ihn mit seinen Augen an, es sind seine grünen Augen.
Das Werk und die Treppen – mit dem Mann und Msgard – verschwinden langsam in den Weiten der unverständlichen Dinge.
Langsam und immer langsam ziehen die farbigen Planeten und die Sterne sich zusammen. Sie verformen sich, sie verformen sich in ein anderes Gebilde. Es entsteht ein Ort, ein neuer Ort. Diese Geschichte ist eine Geschichte, welche nie dazu gedacht war, seine Bedeutung zu hinterfragen, ob das alles geschieht und endgültig einen Sinn ergibt. Die Geschichte diente nur dazu, die Geburt eines neuen Menschen in seiner ursprünglichen Form der Schöpfung zu beschreiben, in einer so dunklen Welt zu bringen, wo die Mehrheit, einfach immer wieder seine Häuser in die Tiefe baut. Amnbach hat nie existiert und wenn es tatsächlich ein Ambach gegeben hatte, so standen es viele Orte, in denen Menschen immer die selben Fehler machen, aus reiner Bequemlichkeit.
Alle Personen und Tiere haben mal gelebt, nur an verschiedenen Zeiten und Orten. Das Wasser war immer da und konnte nie gebändigt werden, solange Menschen die Gefahren des Wassers unterschätzten. Und immer das sein wollen, was sie nicht sein können. Das, was ich hier beschrieben habe, kann sich zugetragen haben, es kann auch nur eine Fiktion sein, von mir erschaffen. Weil ich so gerne sein möchte wie das Menschenkind, das kein böses Wesen sein will.
Nur eine Person, die junge Msgard, ist real. Ich sitze neben ihr und beobachte sie, wie sie in die Ferne des Tals schaut. Ich gebe ihr eine von mir angezündete Zigarette. Wir sitzen beide auf der Anhöhe und blicken zum Tal herunter und sind glücklich über das, was wir haben, dass wir uns haben, und dass wir den Menschen gedenken, die es nicht geschafft hatten, sich vor den Fluten zu retten. Jetzt sehe ich erst, wie sich zwei Bäche durch das Gestein im Tal hindurchschlängeln. Ich denke mir, in meiner Zufriedenheit, ob es doch alles so gewesen ist und ich nicht geträumt habe.
So endet der Nachmittag und ein Reh, das gerade hinter uns steht, blickt uns an. Seine Augen verfärben sich zu einem wunderschönen Grün.
Ende Ende Ende