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Das Dachgeschoss

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11.08.2011
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Das Dachgeschoss

"Wir alle haben im Dachgeschoss der Seele ein Geheimnis unter Verschluss. Das hier ist das meine." so beginnt Óskar Drai seine Erzählung in Carlos Ruíz Zafon´s Marina.
Dieses Geheimnis kann alles mögliche bedeuten und jeder wird an dieser Stelle wohl - bewusst oder unbewusst - nach dem kleinen Geheimnis in der eigenen Seele suchen. Mancher wird nichts finden - er möge sich glücklich schätzen! Ein anderer wird mehrere kleine Geheimnisse finden, alle zusammengenommen immernoch klein und nicht der Rede wert. Auch er möge sich glücklich schätzen, denn was für ein ruhiges Leben muss das sein, wenn die Seele so frei von Schuld und Zweifel ist?

Dem Rest geht es wie mir .
Das Dachgeschoss nimmt sofort Formen an, Staub wirbelt durch die hereinfallenden Sonnenstrahlen, Holzdielen knarren und der typische Geruch von Dachboden steigt direkt in die Nase. Es ist warm, vielleicht sogar stickig, aber es fühlt sich gut an.
Hier ist das Geheimnis sicher; sorgfältig verstaut - an einem trockenen und warmen Ort.
Es geht ihm gut hier, so gut sogar, dass es beginnt zu wachsen. Dieses klitzekleine aufregende Geheimnis hat sein Dasein satt, will sich ausbreiten und der ganzen Welt zeigen, wie einzigartig und bezaubernd es ist. Alle würden ihm zu Füßen liegen - wäre da nicht diese unüberwindbare Hürde auf dem Weg nach draußen... Dieses aufgeräumte Geschoss, in dem alles seinen festen Platz hat, umgeben von nichts als Ordnung. Wer diese Ordnung vorgibt ist dem Geheimnis nicht klar, doch kennt es den Raum und weiß um seine Gefahren. Immer wird er ihm im Weg stehen, ihm ohne müde zu werden erkären, dass ein Geheimnis, besonders wenn es immer größer wird, nicht vorbei kann, nicht raus darf!
Das Geheimnis wird ihm niemals glauben, dass dies sein Ende wäre.
Sicher, es gäbe da schon ein paar Unannehmlichkeiten zu bewältigen. Aber wen stört das, wenn das große Glück ruft, das große Abenteuer lockt?

Und so beginnt ein Kampf zwischen dem absoluten Chaos im Dachgeschoss der Seele und dieser verdammten Vernunft.
Ein ständiges Tauziehen der Gefühle, das selbst nachts, wenn die Sonnenstrahlen im Dachgeschoss schon längst verschwunden sind, nicht aufhören will. Mal dringt die Vernunft in den Dachboden vor, gesteuert und magisch angezogen vom Chaos. Die Folgen sind immer Schmerz und Zweifel - und atemberaubendes Herzrasen. Manchmal schafft es dann aber doch auch das Chaos in die Welt der Vernunft und auch dieser Kampf geht nicht ohne Angst und Schuldgefühl aus.

Man sollte doch meinen, dass irgendwann einer der beiden aufgibt, einsieht, dass er unterlegen ist. Doch wie lang dauert das und passiert es überhaupt irgendwann? So ganz von allein?
Der Kampf zermürbt, gefährdet alles andere und lässt sich trotzdem nicht abbrechen. Es ist nicht möglich - er muss ausgefochten werden. Ganz tief, im Dachgeschoss der Seele... denn nur dort kann er endgültig enden. Wird er im Geschoss der Vernunft und Ordnung ausgetragen, ist eines ganz klar - über kurz oder lang, wird im Dachgeschoss wieder ein kleines Geheimnis verwahrt - und es wird sich wohlfühlen!

 

Hallo Lycaena
und herzlich willkomen bei KGde.

alle zusammengenommen immernoch klein und nicht der Rede wert.
immer noch

Dem Rest geht es wie mir .
mir.
Und, braucht es diesen Satz wirklich?

Mir gefällt deine kleine Geschichte vom Geheimnis, dass im Dachstock heranwächst, raus will und vom unteren Geschoss der Vernunft daran gehindert wird.
Allerdings finde ich es schade, dass du später den Fokus auf das Chaos lenkst und dem Geheimnis in gewisser Weise die Schau stiehlst.

Ganz im Sinn von "show, don't tell" hätte ich mir auch noch etwas mehr Handlung gewünscht. So könnte ein personifiziertes Geheimnis, das aufmüpfig und trotzig, zu einem Jugentlichen herangewachsen, endlich aus diesem stickigen Dachstock in die weite Welt drängt, mit der Vernunft in einen wilden Dialog eintreten.
Und was ist mit diesem alten, dunklen Geheimnis mit Bart im hinteren Winkel des Dachstocks, das Gefahr läuft, durch den Übermut des noch jungen Gehemnisses ans Tageslicht gezerrt zu werden?
Aber jetzt geht's mit mir durch ... :D

Fazit: Die Idee ist witzig, aber da liegt meiner Meinung noch viel Potential brach.
Gruss dot

 

Hallo dotslash
und vielen Dank für die Begrüßung.

Ich glaube, du hast Recht. Den Satz "Dem Rest geht es wie mir." braucht es eigentlich wirklich nicht.

Das Ganze ist meine erste Kurzgeschichte, wenn man sie überhaupt so nennen mag. Sie ist ja doch reichlich kurz. Irgendwie hat sie sich einfach entwickelt, sollte anfangs ganz sicher in eine andere Richtung gehen und ist dann doch das geworden, was sie ist.

Ich danke dir auf jeden Fall für deine Kritik, das macht wirklich Mut, sie noch noch vertiefen.

LG Lycaena

 

moin, Lyc.
Auch von mir ein herzliches Willkommen bei KG. de.
Nette kleine Geschichte, die mich an meine eigene "Käsekuchentheorie" erinnert.
Das bezieht sich bei mir eher auf die Psychologischen Auswirkungen von Abspaltungen... aber die Wirkungsweise ist im Grunde die selbe.
Auch ich sehe Potential bei Dir und bin gespannt, was sonst noch so von Dir kommt.
Gruß Lord

 

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