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Das Coktailwürstchen

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14.03.2005
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Das Coktailwürstchen

Das Cocktailwürstchen

Frau Ann-Kathrein Müller-Löbau-Boltenhagen, Ausländer- und Integrationsbeauftragte der Grundschule Borsdorf, hatte einst, vor nicht allzu langer Zeit, die Grundschule zu Borsdorf in einen multikulturellen Biotop erste Klasse verwandelt, in dem seit her niemals wieder die religiösen Gefühle von Mehr- oder Minderheiten verletzt worden waren. Bis heute!

Mein Sohn Harald und der kleine Ahmed schlenderten während der kleinen Pause durch die Gänge der Borsdorfer Grundschule.
„Isst’n Du da?“, fragte der kleine Ahmed, türkischer Abstammung und mutmaßlich islamisch erzogen, was man Anhand der türkischen Herkunft vermuten könnte, was allerdings bei der Betrachtung des Lebenswandels seiner Eltern mit gutem Gewissen verneint werden kann. Ahmed geht mit meinem Sohn Harald in eine Klasse, weswegen er bei uns ein und ausgeht, was dazu führte, dass man unweigerlich die Eltern kennen lernt, um dann festzustellen, dass die Herren Väter die Vorliebe für Trash Metal und die Frauen Mütter die für Käsekuchen und Bailey’s teilen. Kurz um: Atheisten wie wir pflegen regelmäßigen Umgang mit Beinahe- oder Fast-nicht-Moslems wie den Göllens, die auch gern mal ein Schweinesteak vom Grill essen oder sich einen Jim Beam hinter die Binde gießen. Wir haben viel Spaß mit einander und genießen die regelmäßige Ausübung der gemeinsamen Hobbies. Ich möchte betonen, dass Abdul Göllen sich als herausragendes Mitglied unserer Trash-Metal-Musikformation „The Evil Motherfuckers“ bewährt hat und ein klampfender Mattenschwinger und Vernichter amerikanische Spirituosen erster Kajüte geworden ist. Jedoch wurde unser gemeinsames, angenehmes Dasein durch einen schweren Fall religionsverletzender Entgleisung auf eine harte Probe gestellt.
„Ein Cocktailwürstchen! Willste eins?“ Doch bevor Ahmed sich das niedliche Würstchen in den Mund schieben konnte, wurde es ihm direkt vor den Lippen weggegrabscht.
„Unerhört! Wie kannst Du nur? Weißt Du denn nicht, dass Moslems kein Schweinefleisch essen dürfen? Du hast seine religiösen Gefühle auf’s Schändlichste verletzt!“, brüllte die Ausländer- und Integrationsbeauftragte Frau Müller-Löbau-Boltenhagen dem kleinen Harald ins Gesicht, der vor lauter Schreck das Glas mit den Cocktailwürstchen fallen ließ, welches auf dem Fußboden zerschellte und seinen widerlichen, die religiöse Gefühle verletzenden Schweinefleischinhalt auf einen halben Quadratmeter verteilte.
„Nun sieh nur was Du angerichtet hast!“
Frau Müller-Löbau-Boltenhagen rief sofort den Hausmeister und ließ das Gebiet um das zerschellte Glas weiträumig absperren. Die muslimischen Mitschüler wurden umgehend vom Unterricht freigestellt und mit verbundenen Augen zum Hinterausgang geführt, um nicht den Anblick von geräuchertem Schweinfleisch ertragen zu müssen. Zusätzlich wurden eilig die Gänge mit Toilettenlufterfrischer zugenebelt, um den Geruch dieses Nahrungsmittels zu übertünchen.
Der Schulsicherheitsdienst nahm den kleinen Harald in Verwahrung und verfrachtete ihn in den eigens für derartige Zwecke eingerichteten Atheistenkarzer.

Der kleine Ahmed kam geschwind zu uns nach Hause gelaufen und berichtete uns von der Inhaftnahme unseres Sohnes.
„Harald ist im Atheistenkarzer!“
„IM WAS???“
Eilig machten meine Frau und ich uns auf den Weg zur Schule. Am Schulgebäude empfing uns Frau Müller-Löbau-Boltenhagen mit Vertretern der Ausländerbehörde und des Jugendamtes. Sie teilte uns mit, dass unser Sohn wegen des Vorfalls vom Schulgericht zu drei Tagen Haft im Karzer verurteilt wurde.
„Seien Sie versichert, dass das nur der Anfang war. Ich habe den Vorfall bereits dem Rat der Muslime gemeldet und werde eine Verfügung beim Jugendamt bewirken, dass ihr Sohn umgehend in eine Besserungsanstalt eingewiesen wird. Schämen Sie sich den gar nicht? Wie kommen Sie nur dazu, derart unsensibel mit den religiösen Gefühlen unserer Schüler zu spielen?“
Mittlerweile war auch mein Freund Abdul eingetroffen. Doch bevor ich ihn begrüßen konnte, wurde er mir vor meiner Nase von Frau Müller-Löbau-Boltenhagen weggeschnappt, die mit gesenktem Haupt und flehenden Händen versuchte, eine passende Entschuldigung für die unerhörten Vorfälle zu finden.
Zu allem Überfluss hatten sich auch die Boulevardpresse und das Lokalfernsehen dazugesellt. Frau Müller-Löbau-Boltenhagen ergriff die Initiative und startete ihre fein säuberlich ausgearbeitete Rede zur Integrationspolitik der Schule und verurteilte die jüngst begangenen Taten als ein Akt von Intoleranz und Gleichgültigkeit gegenüber den Mitbürgern anderen Glaubens.
Meine Frau und ich standen immer noch fassungslos da und versuchten, das Geschehene zu verarbeiten. Abdul kam zu uns rüber und begrüßte mich erst mal. Wir tauschten einige Worte aus und Abdul versicherte mir, dass sein Sohn schon immer scharf auf diese kleinen Würstchen war, die Abdul selbst vom türkischen Gemüsehändler in der Stadt zu einem günstigen Preis gleich Palettenweise bestellte. Er erzählte mir da nichts Neues, denn schließlich zweigte er immer ein paar Gläser für mich mit ab.
Frau Müller-Löbau-Boltenhagen bemerkte unser Gespräch und rannte umgehend auf Abdul zu, um ihm noch mal die Hand zu schütteln und ihm im Namen aller Intergrationswilligen ihr Wohlwollen auszudrücken, weil er sich trotz erlittener Beleidigung noch mit mir unterhielte. Mir warf sie nur einige hasserfüllte Blicke zu.
Die Vertreter der Ausländerbehörde, des Jugendamtes und der eilig herbeigeeilte Abgesandte des Rates der Muslime kamen zu dem Entschluss, dass mit der mentalen Verfassung von Frau Müller-Löbau-Boltenhagen irgendetwas nicht in Ordnung sein konnte. Man zitierte sie zu sich. Nach wenigen Worten versteinerte sich das Gesicht der Dame, und sie wies den Schulsicherheitsdienst an, meinen Sohn aus der Haft zu entlassen. Die hasserfüllten Blicke von Frau Müller-Löbau-Boltenhagen wurden immer hasserfüllter.
Die Offiziellen am Ort drückten meiner Frau und mir ihr Bedauern über diesen Vorfall aus und bewirkten zu unserer Freude, nicht zu vergessen zu unserer Schadenfreude, die Verhaftung von Frau Müller-Löbau-Boltenhagen.

Gott sei es gedankt, dass Integrationswahnsinn mittlerweile als pathologischer Zustand und demnach als Krankheitssymptom von Psychiatern anerkannt worden ist.
Frau Müller-Löbau-Boltenhagen befindet sich nach ihrer Verurteilung wegen Misshandlung Schutzbefohlener in psychiatrischer Behandlung. Man hielt es für angebracht, sie in die geschlossene Abteilung zu verfrachten, denn die Ärzte waren es langsam leid, sich Vorträge über den mangelnden Anteil an Frauen in der Ärztebelegschaft anzuhören. Weiterhin wurde sie von der Ausländerbehörde und dem Integrationsbeauftragten der Stadt zu unerwünschten Person erklärt.

Zurzeit läuft in der Grundschule zu Borsdorf wieder alles seinen gewohnten Gang. Doch wir trauen der Ruhe nicht so recht, denn es stellte sich heraus, dass die neue Integrationsbeauftragte der Schule, Frau Gesine Niemeyer-Westermeier verwandt mit dem Schwager der ehemaligen Leiterin des StudentInnen-Rates der Uni Marburg, Frau Ruth-Mechthild Sonntag-Wiecznewski war, dem auch Frau Müller-Löbau-Boltenhagen angehörte. Wir haben deshalb die Schul-Cocktailwürstchen für Harald und Ahmed mit einer Dönerbrottarnung umgeben. Gegen Dönerbrot kann ja nun keiner was haben, oder?

 

Hallo Angrynowaka,

an vielen Stellen wirkt Dein Text noch sehr rohgefasst; die Idee, den alltglichen Wahnsinn um PC darzustellen und dabei bewusst in Kauf zu nehmen, political incorrect zu sein, ist ein dankbares Thema für Satire, schliesslich soll und will sie mit dem Mittel der Überzeichnung solchen Wahnsinn anprangern können. Und ich bin sehr wohl der Meinung, daß gerade Satire gegen die allgemeine Lesweise gebürstet sein darf und soll und auch anecken kann, doch dann bitteschön sauber formuliert.

Es fängt schon mit Deiner Einleitung an, die nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun hat und die ich komplett zu streichen empfehle. Der einleitende Absatz kann raus, steig gleich da ein, worum es geht, um die Schule und die Integrationswilligkeit, schliesslich geht es ja _wirklich_ um Cocktailwürstchen und nicht um Genitalien und deren Größe. Warum also den Leser bevormunden und ihm mitteilen, was nun folgen wird und folgt ?
Im Verlauf der Satire hast Du einige schöne Bilder drin, doch ein paar wirklich grobe Schnitzer haben mir die Freude an einer bissigen Satire sehr reduziert, was ich neben dem erwähnten streichungswürdigen Intro meine :

was man Anhand der türkischen Herkunft vermuten könnte, was allerdings bei der Betrachtung des Lebenswandels seiner Eltern mit gutem Gewissen verneint werden kann. Ahmed geht mit meinem Sohn Harald in eine Klasse, weswegen er bei uns ein und ausgeht, was dazu führte,
die Wortdopplungen sind unschön, zudem passt der Konjunktiv, da nicht konsequent im gleichen Bezug verwendet, nicht. Entweder "vermuten könnte" oder "was verneint werden könnte". Wodurch sich wiederum eine Wortdopplung ergibt, die ich Dir ebenfalls zu eleminieren anriete.
welches auf dem Fußboden zerschellte und den seinen widerlichen, religiöse Gefühle verletzenden Schweinefleischinhalt auf einen halben Quadratmeter verteilte.
alternativ mit Kommata abtrennen, wobei dann ein schräger Bezug zwischen widerlich und religiös entstehen würde. Vorschlag : "auf dem Fußboden zerschellte und seinen widerlichen, die religiösen Gefühle verletzenden ..."
Der Schulsicherheitsdienst nahm den kleinen Harald in Verwahrung und verfrachtete ihn eigens für derartige Zwecke eingerichteten Atheistenkarzer.
verfrachtete ihn in den eigens für
„Harald ist im Atheistenkarzer!“
„IM WAS???“
Eilig machten meine Frau und ich uns auf den Weg zur Schule. Unser Sohn in Haft? Das kann nicht sein! Und was ist eigentlich ein Atheistenkarzer? Quälende Fragen, die uns bis zur Ankunft an der Schule davon abhielten, einen klaren Gedanken zu fassen.
das Kursive erklärt nur in anderen Worten das, was Du mit dem kurzen Dialog bereits zeigst, ich würde den kursiven Part ersatzlos rausnehmen, um die Wucht dieses Einschubes zu betonen, ohne den erklärenden Teil wirkt es deutlich grimmiger, pointierter
Wie kommen Sie nur dazu, derart unsensible mit den religiösen Gefühlen unserer Schüler zu spielen?“
unsensibel
Doch bevor ich ihn begrüßen konnte, wurde er vor der Nase von Frau Müller-Löbau-Boltenhagen weggeschnappt,
er wurde vor der Nase der Lehrerin weggeschnappt ? Oder wurde er von der Lehrererin vor der Nase des Erzählers weggeschnappt ?!
denn es stellte sich heraus, dass die neue Integrationsbeauftragte der Schule, Frau Gesine Niemeyer-Westermeier, verwandt mit dem Schwager der ehemaligen Leiterin des StudentInnen-Rates der Uni Marburg, Frau Ruth-Mechthild Sonntag-Wiecznewski, dem auch Frau Müller-Löbau-Boltenhagen angehörte.
da fehlt was, was stellte sich heraus ? Mindestens ein abschliessendes "stellte sich heraus, dass... war"

Fazit : überarbeiten, fertigstellen, dann ist es eine Satire mit Potential zur bitterbösen Unterhaltung.

Grüße
C. Seltsem

 

Danke schön, Herr Seltsem.

Ich habe jetzt einige Sachen geändert, bzw. gemäß deines Rates rausgestrichen.

Was die Wortdoppelung und den Konjunktiv angeht:

Die Wiederholung von "was" würde ich gern drin lassen, weil ich hier an einen typisch umgangssprachlichen Redefluß ohne Atemzug oder Punkt und Komma gedacht habe.

"...was man Anhand der türkischen Herkunft vermuten könnte, was allerdings bei der Betrachtung des Lebenswandels seiner Eltern mit gutem Gewissen verneint werden kann."
Ich bin der Meinung, dass sich Konjunktiv und Tatsache hier nicht unbedingt beißen, wenn es das war, was Du meintest. Ich habe hier auch mehr oder weniger umgangssprachlich geschrieben. Sollten aber auch andere der Meinung sein, dass das garnich geht, dann schreib' ich das irgendwie um.

Ich bedanke mich für die ausführliche Kritik.
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Hallo !!
Hab den Text aufmerksam gelesen und mich zu Beginn gefragt was das werden wird, aber mit zunehmendem Lesen gefiel es mir immer besser.
Hatte zuerst das Gefühl es wird ein Tatsachenbericht und erst langsam hat sich die Überzeichnung aufgebaut.
Bissl bissiger könnts für meinen Geschmack noch sein.

Viel Spaß noch
Kröte

 

Das Thema der Geschichte an sich finde ich durchaus anregend, jedoch hättest du ruhig ein wenig mehr übertreiben können. Das Ende wirkt auf mich nicht so originell, doch hat mich diese Geschichte gut unterhalten.

Wir haben viel Spaß mit einander und genießen die regelmäßige Ausübung der gemeinsamen Hobbies.
miteinander und Hobbys (Im Englischen zwar mit "ie" geschrieben, im Deutschen jedoch falsch übernommen, weshalb man Hobbys schreibt.)
Lg,
E.H.

 

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