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Das Brautkleid

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18.05.2017
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Das Brautkleid

"Brautkleid zu verkaufen. Ungetragen." Sie starrte so lange auf den Bildschirm, auf diese Worte, bis sie anfingen zu tanzen. "Der Bildschirm ist zu hell eingestellt. Das kann gar nicht gut für deine Augen sein." Das hatte er immer behauptet. Er war es auch der ihr diesen Account, auf dem man Kleider verkaufen konnte, einrichtete. Diesen Account, auf dem sie jetzt ihr eigenes Brautkleid verkaufen wollte. Das Brautkleid in dem sie stehen sollte, wenn er sie als Frau nehmen wollte. Schon ironisch irgendwie.
Sie stand auf und ging ins Badezimmer. Im Spiegel war eine andere Person zu sehen. Nicht das junge Mädchen, mit dem stets ordentliche Aussehen und den strahlend blauen Augen. Die Augen, die er so geliebt hatte. Die Augen, die jetzt nur noch dunkel und matt, traurig, in dem blassen Gesicht lagen. Die Augen die ausdrückten was sie fühlte, wie sie sich fühlte.
"Genug!" Sie hatte das Wasser aufgedreht und ließ es kalt über das Gesicht laufen. Als sie mit dem Handtuch um ihren nackten Körper und ihrem Kaffee in der linken Hand zurück in ihr Zimmer kam, war die Seite immer noch offen. War das Kleid immer noch auf der Seite. Bevor sie wieder darüber nachzudenken anfing, ob sie das Kleid nicht doch aus dem Internet nehmen sollte klappte sie den Laptop schnappend zu. So wie sie all die Bilder umgeklappt hatte. Bilder aus der Vergangenheit. Bilder aus einer Zeit in der die Beiden noch "die Beiden" waren. Zusammen. Glücklich. Für einander da. Ein ironisches Lächeln zog sich über ihr Gesicht. Für einander da...
Als sie sich fertig angezogen hatte, setzte sie sich mit ihrem Kaffee in die Küche. Der Kaffee war schon kalt. Aber sie schüttete ihn nicht weg. Sie saß mit ihrem kalten Kaffee in ihrer Küche mit den sonst so warmen Farben, die einmal so frisch und hell, farbenfroh, waren. Sie saß mit ihrem kalten Kaffee in ihrer Küche mit den sonst so warmen Farben, die sie plötzlich zu erdrücken schienen.
Sie hörte ihn noch bevor sie ihn sah. Sie hörte seine Schritte den Flur entlang gehen. Sie hörte ihn die Schlüssel im Schloss umdrehen. Und sie hörte ihn seine vertraute Worte sagen: "Hallo Schatz. Ich bin wieder da. Wie war dein Tag?" Sie hörte ihn, aber sie sah ihn nicht. Sie sah ihn nicht, wie sie ihn sah, bevor er vor ihr auf den Knien saß und um ihre Hand angehalten hatte. "Wir müssen reden.", sagte sie und erschrak über ihre eigene Stimme, welche die Kälte der Wohnung angekommen hatte. In diese Kälte mischte sich Enttäuschung über sie selbst. Die letzten Gefühle, die sie für ihn übrig hatte, als sie sagte:" Ich werde dich nicht heiraten."

 

Hallo @Antonia1501

Das Brautkleid in dem sie stehen sollte, wenn er sie als Frau nehmen wollte.

Der Satz klingt für mich etwas ungelenk. Mein Vorschlag wäre: Das Brautkleid, das sie tragen sollte, wenn er sie zur Frau nahm oder: Das Brautkleid, in dem sie neben ihm stehen sollte, wenn er sie zur Frau nahm.

Die Augen die ausdrückten was sie fühlte, wie sie sich fühlte.

Ich würde mich hier für eins entscheiden.

Als sie mit dem Handtuch um ihren nackten Körper und ihrem Kaffee in der linken Hand zurück in(s) ihr Zimmer kam, war die Seite immer noch offen.

Mit Possessivpronomen sparsam umgehen. Das fette kann weg.

Bevor sie wieder darüber nachzudenken anfing, ob sie das Kleid nicht doch aus dem Internet nehmen sollte klappte sie den Laptop schnappend zu.

Hm, das liest sich schwer. Mein Vorschlag: Bevor sie wieder darüber nachdachte, das Kleid doch aus dem Internet zu nehmen, klappte sie den Laptop zu.

Als sie sich fertig angezogen hatte, setzte sie sich mit ihrem Kaffee in die Küche. Der Kaffee war schon kalt. Aber sie schüttete ihn nicht weg. Sie saß mit ihrem kalten Kaffee in ihrer Küche mit den sonst so warmen Farben, die einmal so frisch und hell, farbenfroh, waren. Sie saß mit ihrem kalten Kaffee in ihrer Küche mit den sonst so warmen Farben, die sie plötzlich zu erdrücken schienen.

Du möchtest die Wiederholungen als Stilmittel, denke ich. Mich werfen die aber raus. Ich finde, du bist noch nicht so sicher im Umgang mit Worten, als dass du das hier schon einsetzen kannst. Ich fände es besser, auch für diese Geschichte, wenn du dich erst mal aufs Wesentliche konzentrieren und das dann schreiben würdest. Alles Weitere lernst zu dann dazu.

Sie hörte ihn noch bevor sie ihn sah.

Sie hörte ihn schon, bevor sie ihn sah.

… und erschrak über ihre eigene Stimme, welche die Kälte der Wohnung angekommen hatte.

angenommen

So, jetzt bin ich durch, paar Fehler hat es aber noch. Inhaltlich hat mich das nicht sehr überzeugt, sorry. Es geht wohl um eine Liebe, die schon erloschen zu sein scheint, noch bevor die Protagonistin zum Altar tritt. Könnte man auch sagen: Zum Glück, denn eine Scheidung wird teuer. Aber ich versteh schon die Ironie mit dem Account, den er ihr anlegt und dem Brautkleid. Aber für eine Geschichte ist mir das zu wenig Konflikt, zu wenig Handlung. Erzähl mir doch, warum sie ihn nicht mehr liebt. Warum kann sie ihn jetzt nicht mehr so sehen wie früher, bevor er um ihre Hand anhielt. Das hätte mich sehr interessiert, was da vorgefallen ist. Ich hätte mitfühlen und leiden können oder vllt auch denken: Na die hat sie ja nicht mehr alle, oder so ähnlich. Jetzt bleibe ich aber nur ratlos zurück. Schade.
Du schreibst in deinem Profil, du möchtest ehrliche Kritik, um dich und deine Texte zu verbessern.
Nun, die hast du jetzt bekommen. Bedenke bei Kritik aber immer: Das ist eine Lesermeinung.
Ich heiße dich jedenfalls herzlich willkommen, bleib dabei und hab viel Spaß.

Lieber Gruß
Tintenfass

 

Hallo Tintenfass

Danke für deine ehrliche Kritik!
Bei meiner nächsten Kurzgeschichte werde ich deine Tipps einbauen.

Liebe Grüße Antonia

 

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