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Das blaue Kornblumenfeld

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20.06.2018
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Das blaue Kornblumenfeld

Der Wind pfeift und grollt. Er kommt vom Meer. Von dem tiefen, dunklen, blau glänzend und funkelnden Gewässer. Ritterlich reitet er über die unaufhaltsamen Wellen. Im letzten Moment fliegt er davon. Genau dann, wenn die weiss schäumende Gischt auf die scharfen und spitzen Klippen trifft und dort bitterlich zerbricht. Wenn tausende Wasserperlen verrückt durch die Luft tanzen. Wenn das Meer sich fluchend und wild kreischend zurück zieht.
Dann fliegt er davon. Streift über das ruppige Gestein. Wirbelt feinen hellen Sand auf und fliegt davon. Er saust über rote Dächer. Weht durch Gassen und Strassen. Erklimmt steile Felswände und rutscht auf ihren runden Buckeln herab. Kämpft sich durch kahle Eislandschaften und ringelt sich um hohe Bergspitzen. Er schaukelt über smaragdgrüne Seen und Flüsse und saugt den Duft von frischem Fischfleisch in sich auf.
Er zieht weiter, über trostlose graue Betonbauten und kleine einfache Hütten.
Streichelt über sattgrüne Hügel und bunte Wiesen. Schelmisch wie ein Kind, schleicht er durch einen grossen dunklen Wald und lässt die schweren, alten und knorrigen Äste stöhnen. Braust durch die hohen Baumwipfel und Kronen.
Wild und Kräftig zieht er an den Bäumen. Türmt sich auf und kracht scheppernd auf die Erde nieder. Schleudert wütend Laub und Stöcke in die Höhe und lässt die Luft erzittern. Rennt über Lichtungen und Feldwege. Zischt schreiend durch Büsche und Dornenhecken. Aber auf Zorn folgt Leid. Ein Schauer ergiesst sich über das Land.
Doch ihm ist es egal. Er dreht sich um und wirft keinen Blick mehr zurück. Er rauscht vorbei. Zieht über stinkende Höfe und rauchende Fabriken. Die Rohre ragen wie Zahnstocher in den Himmel. Fettige dunkle Wolken quellen aus ihnen hervor. Sie kleben wie frischer Schneckenschleim.
Aber er lässt sich nicht stören, fliegt immer weiter, nichts scheint ihn aufhalten zu können. Und doch wird er schwächer.
Denn auch er wird einmal enden. In einem blauen Kornblumenfeld. Dort wird er die Blumen und das Gras sanft schaukeln lassen. Liebevoll werden sie seinen ruhigen Walzer tanzen. Dort wird er enden, im blauen Kornblumenfeld. Zwischen den blauen Blüten und den struppigen Gräsern.
Weit weg vom Meer, eine lange Reise hinter sich. Im blauen Kornblumenfeld. Zwischen geschmeidigen Faltern und plumpen Hummeln, dicken Käfern und zierlichen Spinnen. Am Ende der Welt.
Im blauen Kornblumenfeld.
Ja, dort wird er enden.

 

Hi kathagatha,

und herzlich willkommen hier.

Blaue Kornblumen, wie hübsch. Hab ich für immer auf meinem Unterarm. :)

Über den Wind haben schon viele geschrieben. Beneidenswert, wie er die ganze Welt bereist und alles beobachten kann.
Du hast diese Reise recht gut beschrieben, für mich ist es nur etwas überladen. Ich steh nicht so auf Adjektive, aber das ist Geschmackssache.
Eine richtige Geschichte finde ich das allerdings nicht - eher eine Beschreibung. Was macht die Spannung aus, das Besondere? Warum sollte ich weiterlesen?
Das Thema ist nicht einfach, eben weil es schon tausendfach beschrieben wurde. Eine etwas andere Geschichte dieser Art gibt’s hier:
Gegenwind

Vielleicht magst du dich erstmal an einer Geschichte mit Menschen und einer echten Handlung versuchen? Ich denke, damit kannst du Leser besser erreichen.

Viel Spaß hier noch und liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 
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Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Hey Nichtgeburtstagskind

Vielen Dank für dein tolles Feedback. Ich hab mich sehr über deinen Kommentar zu meinem Text gefreut und werde mich sicherlich demnächst auch noch an Menschen und ihren Charakteren versuchen.

Liebe Grüsse
kathagatha

Hey SayuriTatze

Es freut mich ein so tolles Feedback bekommen zu haben. Tatsächlich ist mir erst beim lesen deines Kommentars aufgefallen, dass die schnellen Wechsel von Bild zu Bild, den Leser überfordern könnten. Vielleicht werde ich beim nächsten mal darauf achten, mehr Pausen zwischen den einzelnen Szenen ein zu legen.

Liebe Grüsse
kathagatha

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo kathagatha
Und auch von mir ein herzliches Willkommen hier.

Ich sehe gerade in deinem Profil, dass du erst 14 bis. Ich finde es echt cool, dass du dich jetzt trotzdem schon hier rumtreibst. Ich bin auch erst vor ein paar Wochen 15 geworden:shy:

Dann kann ich dir aber auch auf Augenhöhe sagen, wie ich deine Geschichte finde. Nimm es bitte nicht persönlich, wenn mein Feedback nicht so positiv ausfällt. Wie du sicher weißt, ist Grundstein dieser Seite Kritik, damit sich die Autoren anhand desssen verbessern können.

Erst mal ein bisschen Kleinkram.

Von dem tiefen, dunklen, blau glänzend und funkelnden Gewässer.
Es müsste blau glänzenden heißen.

die weiss schäumende Gischt
und Strassen
einen grossen dunklen Wald
ergiesst sich über das Land
An diesen Stellen müsste jeweils ein ß statt einem ss stehen. Bist du Schweizer/in?

trostlose graue Betonbauten
kleine einfache Hütten
grossen dunklen Wald
Fettige dunkle Wolken
An diesen Stellen muss jeweils ein Komma zwischen die beiden Adjektive.

Mit dem Letzten Absatz habe ich Probleme.

Denn auch er wird einmal enden. In einem blauen Kornblumenfeld. Dort wird er die Blumen und das Gras sanft schaukeln lassen. Liebevoll werden sie seinen ruhigen Walzer tanzen. Dort wird er enden, im blauen Kornblumenfeld. Zwischen den blauen Blüten und den struppigen Gräsern.
Weit weg vom Meer, eine lange Reise hinter sich. Im blauen Kornblumenfeld. Zwischen geschmeidigen Faltern und plumpen Hummeln, dicken Käfern und zierlichen Spinnen. Am Ende der Welt.
Im blauen Kornblumenfeld.
Ja, dort wird er enden.
Also ich weiß nicht. Drei mal „er wird enden“ und vier mal „Im blauen Kornblumenfeld“. Dreimal „dort“, zwei mal „Gras“. Man kann zwar Wiederholungen als Stilmittel einsetzen, aber ich mag das gar nicht. Aber auch wenn ich es mögen würde, wäre das viel zu oft. So bringt das keine Stimmung mehr rüber. Dafür würde es schon reichen wenn man nur eine Sache nur zweimal schreiben würde. So nervt es einfach nur noch. Ich würde da an deiner Stelle nochmal ordentlich dran rumschrauben.

Dann zwei größere Kritikpunkte, auch wenn sie eigentlich beide schon genannt wurden:
1. der Text ist mit Adjektiven total überladen. Nichtgeburtstagskind meinte, das sei Geschmackssache. So würde ich das nicht sagen. Ich habe das lange Zeit auch ganz ähnlich gemacht. Aber inzwischen habe ich auch gemerkt, dass das eigentlich nicht gut ist. Man muss nicht jeden Satz mit drei Adjektiven bespicken, damit er eine Stimmung, ein Bild, eine Szene rüberbringen kann. Eher kann man dadurch letztendlich weniger vermitteln, denn dadurch ist man als Leser schnell überfordert, wenn nicht sogar sehr genervt. Ich will nicht sagen, dass man komplett auf Adjektive verzichten soll, nur etwas sparsamer damit umgehen.
An dieser Stelle zum Beispiel fand ich auch, dass das Adjektiv gar nicht wirklich gepasst hat:

und dort bitterlich zerbricht.
2. Du beschreibst hier nur äußerlich, was passiert, bringst kein Innenleben rüber. Klar, wenn man über etwas Abstraktes, wie den Wind schreibt, ist das sehr schwierig. (Ich finde aber, josefelipes Text war da ein gutes Beispiel) Deswegen würde ich dir ebenfalls raten, dich bei der nächsten Geschichte eher an menschlichen Protagonisten zu versuchen. Es ist einfach viel spannender, wenn man Gefühle sehen kann, Gedanken, aktive Handlungen, kleine Eigenarten ... weißt schon.

Ich würde dir empfehlen, einfach auch ganz viele andere Geschichten hier zu lesen und zu kommentieren. Ich finde, dabei kann man immer selbst sehr viel über das Schreiben lernen.

Viele Grüße und viel Spaß hier,
Anna

 

Hey annami

Zuerst, ja ich bin Schweizerin und kenne mich deswegen nicht mit diesem s-Zeichen aus (finde es gerade nicht einmal auf meiner Tastatur:)). Vielen Dank für die grammatikalischen Verbesserungen. Ich glaube dort bin ich noch nicht ganz so sattelfest, aber ich bin ja auch hier zum lernen und mich zu verbessern.

Liebe Grüsse
Katha

 

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