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Das bittere Ende
Das bittere Ende
Kennen Sie den Unterschied zwischen einem deutschsprachigen Lied und einem Song mit englischen Lyrics?
Ganz einfach. Beim englischen Song wissen Sie, warum Sie ihn nicht verstehen.
Ich selbst bevorzuge Instrumental-Lieder, da gibt es nichts, was man nicht verstehen könnte.
Ausser vielleicht, warum da nicht gesungen wird.
Wir schreiben das Jahr 2014. Soeben hatte ein Asteroid beim Versuch, ein kleines Loch in die Erde zu stanzen, dem einen verbliebenen Turm der Petronas-Towers die Antenne vom Dach gefegt.
(Anm. des Autors: Der erste fiel im Februar 2010 einem Anschlag, ausgeführt durch die Schweizer Terror-Organisation El Raclettida, zum Opfer. Ein mit Friburger Vacherin-Käse gefüllter Pilatus Porter mit Schleudersitz raste in das drittoberste Stockwerk hinein. Die Architekten der Towers erklärten in einer Pressemitteilung, dass für den Einsturz des Turmes nicht die Wucht des Aufpralls, sondern das Gewicht des Käse verantwortlich war.)
Der Asteroid seinerseits flog weiter und schlug auf dem Mars ein. Ob das sich dort befindende Atommüll-Lager in Mitleidenschaft gezogen wurde ist nicht bekannt und im Prinzip auch völlig egal.
Soviel zur allgemeinen Lage.
Was die Musikbranche betrifft, sie ist eher still geworden. Die Rolling Stones haben eine neue CD veröffentlicht und starten in kürze ihre vorläufig letzte Tournee. Die Konzerte können nur noch in wenigen Stadien durchgeführt werden. Die meisten sind zu klein, so dass die rollstuhlgängige Bühne nicht aufgebaut werden kann.
Die „neue deutsche Welle“ wurde offiziell zum wertvollen Kulturgut erklärt und Helge Schneider wurde wegen seelischer Grausamkeit und psychologischer Kriegsführung gegenüber der breiten Masse (und den schlanken Leuten) zu lebenslanger Haft verurteilt.
So kam es, dass sich zwei Musikproduzenten bei einem Gespräch über die momentane Flaute in der Branche einig wurden, dass, wenn nicht bald etwas passieren würde, auch weiterhin nichts passiert.
„Es muss etwas passieren“ sagte der eine.
„Du hast recht“ meinte der andere und bestellte sich noch ein Bier. „Wie wär`s denn, wenn wir versuchen würden, die Begnadigung Helge Schneiders zu erwirken? Er könnte dann mit Tina Turner im Duett singen!“
„Interessanter Vorschlag. Aber gibt es da nicht ein Sprachproblem? Immerhin ist die Turner ein Ami und Schneider soll mit dem Amerikanischen seine liebe Mühe haben.“
„Dann sollen sie doch englisch singen!“
„Idiot! Das ist doch ein und dieselbe Sprache!“
„War nur ein Scherz! Ich sehe da nämlich kein Problem. Denn bei der Tina versteht kein Mensch, was sie singt, und beim Schneider versteht niemand, warum er singt. Das ergänzt sich doch wunderbar!“
„Einverstanden. Ein Problem haben wir aber noch!“
„Und das wäre?“
„Na, die Begnadigung natürlich!“
„Ist doch kein Problem. Denk doch mal an die Deutsch-Österreichische Freundschaft!“
„Hä?“
„Na überleg mal! Der Amerikanische Präsi war doch früher mal ein Österreicher, der hat doch bestimmt ein gutes Wort für einen deutschen Showstar übrig!“
Gesagt, getan. Einen Monat später standen eine Greisin und ein wirrer Deutscher in einem Studio und traktierten die hyper-moderne Einhundertachtundzwanzig-Spur Anlage mit gnadenlosem Gejammer.
Ob dies nun wirklich den dritten Weltkrieg und die damit zusammenhängende nukleare Zerstörung ausgelöst hat, weiss niemand.
Hauptsache, es ist etwas passiert.