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Das Bild im leeren Raum
Sie stand im Schlafzimmer, ein leichter Sonnenstrahl umspielte zärtlich das traurige Bild das sie jeh schon immer faszinierte. Ein kleines Mädchen das weinte. So traurig es auch war: gleichzeitig war es auch faszinierend.
Sie saß auf dem Boden, starrte gleichgültig auf dieses Bild, während das Bett aus dem Zimmer gehieft wurde.
Dann der Nachtschrank und zu guter letzt das Regal.
Das Zimmer war nun leer. Verlassen. Sie schaute sich in diesem kalten Raum um, der eigentlich gar nicht kalt war - Sonnenstrahlen durchfluteten diese kalte Atmosphäre. Sie fühlte nichts. Gar nichts.
Keine Wut, keinen Hass, einfach nichts.
"Ich werde mich nicht verabschieden" flüsterte sie in die Stille, dass es wie ein Schrei auf ihr drückte.
Warum auch?
Der Wagen draußen gab tösende Motorgeräusche von sich. Sie würden jeden Moment losfahren. Mühsam rappelte sie sich auf, schleppte sich in die Küche, sah wie der alte Mann und der 15jährige Bengel zum Auto gingen - ohne sich nochmal umzudrehen. Als sie sich umsah, sah sie die große, dicke Gestalt vor sich.
"Willst du dich nicht verabschieden?"
Ohne ein Wort zu sagen, ging sie zurück ins leere Schlafzimmer, hockte sich an die Heizung.
Die Schritte auf der Treppe entfernten sich langsam, wurden leiser bis sie gar nicht mehr zu hören waren.
Der Motor heulte nochmal auf - dann wurde es leise.
Stille kann manchmal erdrückend sein.
"Warum soll ich mich verabschieden?" flüsterte das elfjährige Mädchen weinerlich mit tränenerstickter Stimme in die Stille.."Warum auch? Ihr seit nur kurz weg, ohne mich.. nur kurz. Ihr seit meine Familie, ihr kommt zurück, ganz bestimmt!"
Ein letztes mal sah sie auf das Bild. Das letzte Stück Erinnerung was geblieben war. Es war als ob das weinende Kind mit ihr weinen würde.
Es war ein wunderschönes Bild, was die Traurigkeit einfing als würde es die Ewigkeit bestimmen.
Sie nahm es ab, räumte es auf den Dachboden und sah es sich nie wieder an.