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Das beste Geburtstagsgeschenk der Welt?
Ich gehe durch die Straßen und denke an sie.
Schritt für Schritt. Sie geht mir nicht aus dem Kopf. Schon der Gedanke daran, wie sie mir gestern zulächelte, lässt mich Freudensprünge machen.
Ihr Gesicht, ihre Augen, ihre Lippen in wunderbarer Perfektion zu einem Kunstwerk vereint. Ein Meisterwerk, wie nur die Natur es in ihrer einzigartigen Unnachahmlichkeit erschaffen kann. Keine bösen Worte haben jemals ihren wunderschönen Mund verlassen, so klein, so verwundbar scheint er.
Ich könnte mich allein in jenen Blick für die Ewigkeit verlieren, welchen sie mir am gestrigen, dem schönsten aller Tage zuwarf. Erschrocken und überrascht, lächelte ich zurück und war sprachlos. Sprachlos vor Freude erhört worden zu sein. Natürlich versuchte ich das Gespräch, unbeachtet des eben erlebten Glücksgefühls, cool weiterzuführen. Ich lief mit meinen Freunden weiter die Straße hinunter, ohne mich umzublicken.
Jetzt, als ich die Stelle wieder passiere, bereue ich es zutiefst. Vielleicht hatte sie sich ja auch umgedreht? Wer weiß das schon? Außer ihr natürlich.
Jetzt war erstmal Party angesagt. Fern von allen Liebschaften war erstmal mein Geburtstag dran. Heute Abend sollte mein engster Freundeskreis mit mir feiern. Endlich Sechzehn! Ich hatte mich schon seit Tagen darauf gefreut. Bis zu jenem Zeitpunkt. Aber jetzt wartete ein ganz anderes Problem auf mich...
Schließlich hatten sie mir aufgetragen, den ganzen Tag in der Stadt zu verbringen, damit sie alles vorbereiten können. Sie sind aber nicht auf die Idee gekommen, mir einen Gefährten mitzuschicken. Jetzt muss ich vier Stunden alleine hinter mich bringen bis es endlich losgeht. Wie ein kleines Kind, das auf die Bescherung wartet, schaue ich immer wieder auf die Uhr in stiller Hoffnung es sei, wie durch ein Wunder, eine Stunde anstelle einer Minute vergangen.
Vier Extrem langweilige Stunden später...
Endlich geschafft. Kein Mittag in meinem ganzen Leben ist mir jemals so ewig lang vorgekommen. Wenn nur dieser Idiot im Kino nicht gewesen wäre, "ohne Ausweis kann ich dich hier nicht reinlassen!" Trottel.
Jetzt steh ich vor der Tür. Aufgeregt wie eine Kuh vor dem Schlächter. Im positiven Sinne natürlich. Werden Kühe überhaupt geschlachtet? Egal, jetzt muss erstmal die Tür geöffnet werden.
Doch bevor ich den Türgriff zu fassen bekomme, öffnet sich die Tür und ein schallendes "Happy Birthday Mike" empfing mich.
Einen nach dem andern umarmend rutscht mir mein Herz plötzlich in die Hose, um dann wie ein Feuerwerkskörper nach oben zu schießen, um einen Klos in meinem Hals zu bilden.
Bevor ich etwas sagen kann oder wenigstens einen überraschten Laut äußern kann, umarmt sie mich auch schon. Wieso umarmt sie mich einfach? Ist sie denn überhaupt nicht schüchtern?
Mein Glück im ersten Moment kaum fassend, frage ich betont selbstbewusst was heute denn so alles auf dem Plan stünde. Blöd grinsend erklärt mir Jim, dass wir es heute etwas ruhiger angehen lassen wollten.
Ein Videoabend?
Plötzlich ist das Licht aus, Gekicher, Gemurmel, das Quietschen der Tür und bin ich alleine. Fast...
"Weißt du was das soll? Die spinnen ja total."
Sie war noch da. Solche Deppen. Das haben sie also vor. Mich mit ihr einzuschließen und auf den großen Knall warten.
Cool...
"Ich hab keinen Plan, was das soll. Solche Idioten."
"Willst du mich küssen?"
"Was?"
"Ich fragte ob du mich küssen willst."
"Ja!" Zu einer poetischeren Antwort bin ich einfach nicht in der Lage. Wie heißt es noch gleich? Küssen ist die schönste Art jemanden zu Schweigen zu bringen.
Auf ihre Konturen zugehend, finde ich die Idee meiner Freunde immer besser.
Warum aber fragt sie das einfach so? Sie kennt mich doch gar nicht. Andererseits könnte ich auch mich fragen, warum ich einfach ja gesagt habe.
"Sie haben mich mit den Worten, er wäre wirklich sehr erfreut dich zu sehen, eingeladen. Was hätte ich da sagen sollen?"
Anstatt ihr zu antworten, küsse ich ich sie. Der schönste Kuss in meinem ganzen Leben folgt. Unglaublich. Diese Gefühl der Vollkommenheit. Nichts interessiert mich mehr außer ihr. Sie ist es die mich so glücklich macht. Niemand sonst könnte das.
Sie kann gar nicht mehr von mir lassen. Ich aber auch nicht von ihr. Wochenlange Hoffnungen gehen in Erfüllung. Das Beten hat Erhörung gefunden, denke ich noch während sie mich fragt: "Sollen wir abhauen?" "Ja", antworte ich und nehme ihre Hand. Klammheimlich verlassen wir das Haus durch das wohl absichtlich offengelassene Fenster und machen einen Spaziergang. Wir laufen durch den Stadtpark und erfrischen uns immer wieder mit kleinen Liebeleien. Wegen dieser "Pausen" brauchen wir eine halbe Ewigkeit für die sonst sehr kurze Strecke um den See .
Wir lassen uns auf einer kleinen Wiese nieder. Zum Glück ist es für diese Jahreszeit noch sehr warm, so erfrieren wir wenigstens nicht, wenn wir uns auf die Wiese legen.
Zart wie eine Biene auf einer BLume landet schiebt sie sich langsam auf mich. Wir küssen und streicheln uns, wie ich es noch nie erleben durfte.
Völlig unerwartet öffnet sie plötzlich meine Hose. Überrascht und erschrocken schiebe ich sie hastig von mir weg. Total entrüstet steht sie auf und schaut mich an. Was hatte sie denn gedacht? Ich lass doch nicht jede an meine Unterwäsche. Natürlich habe ich von diesem Augenblick geträumt, aber doch nicht gleich beim ersten Treffen.
"Was bitte soll das?"
"Was soll was? Kann ich denn was dafür, wenn du gleich den Schwanz einziehst?"
"Denn Schwanz einziehen? Wir kennen uns doch kaum. Was soll das überhaupt?"
"Ich hab das bisher immer so gemacht und nie hat einer so rumgezickt wie du!"
"Weißt du was? Dann machs doch weiter so. Ohne mich. Ich verschwinde."
"Gut dann hau doch ab du Muttersöhnchen." Ohne sie mit einer Reaktion zu würdigen gehe ich nach Hause. Diesmal brauche ich statt 30 gerade mal 5 Minuten.
Tränenüberströmt öffne ich die Türe.
Heute ist mir klar geworden wie unwichtig die Hülle eigentlich ist.
Auch wenn es eine schöne Hülle ist.
Eine verdammt schöne.