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Das böse Qi
Immer noch weinend sitzt Brigitte in der armseligen Drei-Zimmer-Wohnung, die Zwangsvollstreckungsurkunde des Amtsgerichts liegt auf dem Boden. Sie blättert in einem Ordner, in dem sich alte Belege und Rechnungen befinden. Manchmal stoppt sie, verweilt und beginnt stärker zu schluchzen. „Wie konnte ich das nicht merken? Ausgerechnet mir passiert so ein verheerender Fehler!“ Brigittes Gesicht sieht gezeichnet aus, sie scheint einem Nervenzusammenbruch nahe.
Noch vor knapp zwei Jahren war Brigitte eine ganz normale Mittvierzigerin mit durchschnittlichem Einkommen, der es an nichts mangelte. Des Berufs wegen musste sie von Stuttgart nach Würzburg ziehen. Aus diesem Grund war sie mit dem Immobilienmakler Weber verabredet.
Nach wenigen Minuten Wartezeit kam er zum vereinbarten Treffpunkt, begrüßte Brigitte freundlich und stellte sich vor. Brigitte hatte schon viele Wohnungen besichtigt, doch bisher hatte ihr keine gefallen. Das sollte sich jetzt ändern. Weber schloss die Wohnung in der Münzstraße auf, und bat Brigitte, einzutreten. Schon nach dem ersten Blick wollte Brigitte sich umdrehen und wieder gehen, lediglich der Anstand gebot es ihr, wenigstens kurzfristig Interesse zu heucheln. Immerhin hatte sich der Makler Zeit für sie genommen. Sie betrachte den dunkeln Raum mit nur einem Fenster eindringlich, murmelte: „Nett. Wirklich nett“ und dachte: Nett ist die kleine Schwester von Scheiße.
„Ja, aber warten Sie, bis Sie die anderen Zimmer sehen“, entgegnete Weber euphorisch. Das nächste Zimmer war noch hässlicher, als das erste. Zu klein, zu eng und in einer scheußlichen Wandfarbe gestrichen. Um nach der Führung verschwinden zu können, suchte Brigitte nach einem K.O.-Kriterium und wurde schnell fündig.
„Was ist das denn?“, fragte sie und zeigte auf eine feuchte Stelle in der Ecke des Raumes.
„Das ist Feng Shui“, erklärte Weber selbstsicher.
„Sieht eher wie Schimmel aus?“
„Aber ... aber ... Frau Schneider. Wo denken Sie hin? Sie haben wohl noch nichts von fernöstlicher Baukunst gehört. Interessiert Sie sicher.“
„Ja“, sagte Brigitte und gähnte.
„Es handelt sich hierbei nicht um so etwas Abstoßendes wie Schimmel, sondern schlicht und einfach um die Fünf-Elemente-Lehre. Präziser: Um das Element Wasser! Das Element Erde stellt das Zentrum dar – deshalb auch die Löcher im Boden der Diele – und wird flankiert durch das Wasser. So kann sich das Qi sehr schön in der Wohnung verbreiten. Man fühlt sich umgehend besser.“
Brigitte die schon immer einen Hang zur Esoterik hatte, war nun tatsächlich etwas interessiert: „Zeigen Sie mir doch bitte noch das nächste Zimmer.“ Weber stieß eine Tür auf, durch die man nur gebückt gehen konnte: „Hier ist es. Famos, nicht?“ Das Zimmer war winzig klein. Brigitte konnte darin nicht einmal aufrecht stehen. „Nicht gerade hoch“, meinte sie skeptisch.
„Gott sei Dank. Nur so werden Sie hier drinnen von allen negative Einflüssen bewahrt. Das ideale Schlafzimmer. Der Teufel selbst könnte nebenan wohnen und das würde Sie nicht einmal tangieren. Kommen Sie rein und spüren Sie es selbst.“ Weber zog Brigitte am Arm in den Raum. Da das gebeugte Stehen Weber zu unbequem war, setzte er sich in den Schneidersitz. Brigitte tat es ihm nach.
„Fühlen Sie es schon, Frau Schneider, wie es Ihnen augenblicklich besser geht, wie alle negativen Energien verschwinden? Atmen Sie, Frau Schneider, atmen Sie!“
Brigitte atmete ein und fühlte sich tatsächlich besser. „Atmen Sie tiefer ... Hach, welch ein Karma! Ein Traum von einem Zimmer. Aber kommen Sie, ich zeige Ihnen die Küche.“
„Einen Moment noch, bitte. Ich möchte noch eine kleine Prise von dem Karma erhaschen.“
Brigitte sitzt noch immer vor dem Ordner und liest:
Feng-Shui Beratung Brigitte Schneider
Ausgangsrechnung vom 26.03.2006
Ihre Frage: Gehört eine Kugel zum Element Metall oder Wasser?
Unsere Antwort: Eine sehr interessante Frage, die Sie da stellen. Man merkt regelrecht, wie Sie sich nach spiritueller Kraft sehnen. Ihr Anliegen ist umso wichtiger, wenn man bedenkt, dass Sie ihr Haus vermutlich nach den fliegenden Sternen ausrichten möchten. Es fällt mir, ob der Komplexität der Frage schwer, Ihnen eine eindeutige Antwort zu geben. Unumstritten ist jeden Falls, dass wenn es sich um eine metallische Kugel handelt, sie dem Element Metal zuzuordnen ist. Wohingegen eine gläserne Kugel - vor allem eine blaue – in den Wirkungsbereich des Wassers fällt.
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Brigitte weint jetzt wieder. „So komplexe Fragen habe ich aus dem FF beantwortet. Aber bei meiner Wohnung hab ich die offensichtlichsten Dinge übersehen ...“
Nach weiterem Ein- und Ausatmen gingen die beiden in die Küche. Dort standen ein Kühlschrank, eine Spüle und ein kleiner Holzhocker. Viel mehr Platz bot die Küche nicht.
„Hier gibt es ja gar keinen Herd“, sagte Brigitte. „Und keinen Tisch!“
„Wo denken Sie hin? Natürlich gibt es einen Herd. Da, auf dem Balkon. Und einen Tisch gibt es ...“
„Wieso steht der Herd denn auf dem Balkon?“
„Das, Frau Schneider, können Sie sich, denke ich, selbst beantworten.“ Weber grinste dümmlich. „Na?“
„Vermutlich hat das Ganze etwas mit Feng Shui zu tun.“
„Bravo, Frau Schneider. Es ist um genau zu sein eine reine Vorsichtsmaße.“
„Es liegt also nicht daran, dass der Herd hier nicht mehr hereingepasst hätte?“
„Ach was! Das war sicher nicht der Grund. Wie jeder weiß, beschwören Herd und Spüle, wenn sie direkt nebeneinander stehen nur Streit und Ärger herauf. Davor wollte ich Sie bewahren, deshalb hab ich den Herd schon mal vorsichtshalber auf den Balkon stellen lassen. Im Winter ist es übrigens sehr schön im Freien zu kochen, ließ mir der Vormieter ausrichten.“
„Das ist wirklich nett. An was Sie alles denken! Aber einen Tisch sehe ich trotzdem nicht.“
„Er steht direkt vor Ihnen.“
„Der Hocker?“
„Das ist doch kein Hocker, Frau Schneider. Man setzt sich im Schneidersitz davor zum Essen. Erdnähe, Sie verstehen?“
“Natürlich. Ich bin heute vielleicht schwer von Begriff. Tut mir leid.“
„Kein Problem. Dafür bin ich ja da. Gehen wir ins Wohnzimmer. Dort können wir uns noch ein wenig unterhalten.“
Feng-Shui Beratung Brigitte Schneider
Ausgangsrechnung vom 03.05.2006
Ihre Frage: Kann ich in meinem Bad einen Bagua Spiegel benutzen? Ich habe kein Fenster! Und noch schlimmer: Das Bad befindet sich in der Mitte meiner Wohnung. Was kann ich dagegen tun?
Unsere Antwort: Ein Bad ohne Fenster ist schon sehr problematisch, aber Wasser im Zentrum des Hauses ist fatal. Sie müssen Handeln. Schnell, bevor es zu spät ist. Sicher können Sie einen Bagua-Spiegel aufhängen. Doch der Spiegel hat nur die Wirkung, das er die Umgebung bis hin zur Unendlichkeit reflektiert. In Ihrem Fall würden also die negativen Einflüsse reflektiert und somit vervielfacht. Auf der gesamten Erdachse Nordost – Mitte – Südwest sollte sich kein Wasser befinden. Lässt es sich wie in Ihrem Fall nicht vermeiden, muss man dem entgegen wirken. Es ist eigentlich ein Wunder, dass sie noch gesund sind. Sie müssen die Erdachse um jeden Preis stärken. Verwenden sie rote oder gelbe Handtücher und Badvorleger. Zudem ist in diesem Jahr noch die zwei im Zentrum, die auch Erde symbolisiert und für Krankheitsanfälligkeit steht. Damit Sie diesen zeitlichen Einfluss nicht noch verstärken, sollten Sie auf jeden Fall zwei, besser drei, getrocknete Kallebassen (Flaschenkürbisse) hinstellen. So gerüstet kann Ihnen eigentlich nicht mehr viel passieren.
Für meine Bemühungen erlaube ich mir 756,20 Euro zu berechnen. Binnen 14 Tagen zu überweisen an ...
„Das ist mir gar nicht aufgefallen ... War das Wohnzimmer vorhin auch schon in diesem bezauberten Kotbraun gestrichen?“
„Ja, das war es. Nur für Sie habe ich es in dieser wunderschönen Farbe streichen lassen.“
„Wie meinen Sie das? Wieso extra für mich?“
„Na, ich fragte Sie doch vor unserem Rundgang nach Ihrem Namen und Ihrem Geburtsdatum. Das hatte nicht nur organisatorische Gründe ... Ihr Geburtsdatum, der 23. September 1962, entspricht einer Kua-Zahl von fünf. Die Kua-Zahl ordnet jedem Menschen sein, ich nenne es mal, tragendes Element zu. Ihres ist somit die Erde. Deshalb sollten Sie Ihre Wohnung in erdnahen Farben halten, also braun oder dunkles Gelb. So können Sie ganz leicht das Qi verstärken.
„Das wusste ich nicht. Vielen Dank, dass Sie sich so viel Mühe gemacht haben.“
„Ach was, das gehört zu meinem Job. Wie gefällt Ihnen die Wohnung?“
„Die Wohnung ist wunderschön! Am liebsten würde ich den Kaufvertrag sofort unterschreiben.“
„Das sollten Sie meiner Meinung nach auch tun. Eigentlich darf ich es Ihnen ja nicht sagen, aber es gibt fünf weitere Interessenten. Kein Wunder bei einem Spottpreis von einer halben Million Euro.“
„Nur verständlich. Kann ich den Vertrag gleich unterschreiben?“
„Ja, prinzipiell schon. Wir benötigen von unseren Kunden nur immer eine Bankgarantie, dass sie den Kaufpreis auch zahlen können beziehungsweise, da die meisten Objekte über einen Kredit finanziert werden, die Bestätigung der Bank über die Bereitstellung des Geldes. Nicht, dass ich mir bei Ihnen Sorgen machen würde. Ist alles reine Formsache. Sie verstehen?“
„Sicher verstehe ich das. Ich kläre das Finanzielle mit der Bank und melde mich dann sofort bei Ihnen. Ich bitte sie nur: Halten Sie dieses Juwel von einer Wohnung noch solange zurück.“
Feng-Shui Beratung Brigitte Schneider
Ausgangsrechnung vom 29.06.2006
Ihre Frage: Bringt schlafen über der Garage Probleme?
Unsere Antwort: Fakt ist, dass die Garage Unruhe stiften kann. Das Cha des Autos steht im Widerspruch zum Chi des Hauses. Hinzu kommen noch die Hohlräume des Hauses. Möglich wäre es, ein Luftreinigungsgerät einzubauen, um so dem Cha, also den Abgasen des Autos, zu entgehen. Aber das würde wiederum niederfrequentierte Felder erzeugen. Die einzige Lösung, die somit wirklich in Betracht kommt ist: Parken Sie Ihr Auto möglichst weit weg vom Haus. Einen Kilometer mindestens.
Für meine Bemühungen erlaube ich mir 505,11 Euro zu berechnen. Binnen 14 Tagen zu überweisen an ...
Brigitte ging noch am selben Tag zur Bank und bat um ein Kreditgespräch. Nachdem sie dem Bankkaufmann alle erforderlichen Angaben gemacht hatte und ihre Vermögensverhältnisse offengelegt hatte, ging sie nach Hause und träumte von der neuen Wohnung.
Nach zwei Tagen meldete sich Weber telephonisch: „Grüß Sie, Frau Schneider. Haben Sie schon einen Bescheid von der Bank? Die Konkurrenz drängt langsam. Lange kann ich sie nicht mehr zurückhalten.“
„Nein, leider noch nicht. Aber lange wird es nicht mehr dauern. Bitte warten Sie noch ein, zwei Tage, ich werde heute noch mal nachhaken.“
Doch das brauchte Brigitte nicht. Denn als sie aufgelegt hatte, schellte das Telefon erneut. Ihr Kreditberater war am anderen Ende der Leitung und bestellte sie in die Bank. Kleinigkeiten seien zu klären, sagte er.
„Ihre Kapitaldienstfähigkeit ist gegeben, Frau Schneider. Wir zweifeln nicht daran, dass sie die Annuitätsraten erbringen können, dennoch brauchen wir Sicherheiten. Das Haus, das sie kaufen möchten, hat einen derzeitigen Marktwert von 80.000. Sie sind aber bereit dafür 500.000 Euro zu bezahlen. Als seriöser Berater muss ich Ihnen von dem Kauf abraten, da Sie ihr Geld sonst auch gleich aus dem Fenster werfen könnten. Falls Sie aber immer noch das Haus kaufen möchten ...“
„Natürlich möchte ich das Haus noch kaufen! Sie haben es ja nicht gesehen, sonst würden Sie nicht so abfällig davon sprechen.“
„ ... dann bräuchten wir noch eine zusätzliche Sicherheit, die den Differenzbetrag abdeckt. Ich denke da an eine Bürgschaft seitens Ihrer Eltern.“
„Die müsste ich dann selbstverständlich erst einmal fragen. Das werde ich am besten sofort machen. Ich melde mich bei Ihnen. Wie hoch soll denn der Bürgschaftsvertrag sein?“
„450.000 Euro. Also bis demnächst, Frau Schneider.“
Eine Stunde später saß Brigitte bei ihren Eltern im Wohnzimmer und überzeugte diese davon, für sie zu bürgen. Zwei Stunden später unterzeichneten alle gemeinsam die Kreditverträge. Brigitte fuhr gleich weiter zum Makler, übergab ihm die Bestätigung der Bank und unterschrieb den vom Notar vorbereiteten Kaufvertrag. Sie war überglücklich, ob ihr fantastischen Neuerwerbung. Bereits am nächsten Tag lud sie ihre Eltern in die neue, noch kahle Wohnung auf einen Kaffee ein. Nachdem diese sich umgesehen hatten, waren sie fassungslos. Herr und Frau Schneider verließen wortlos das Haus und enterbten ihre Tochter.
Brigitte bekam von dem Entsetzen und dem Missmut ihrer Eltern nichts mit. Sie war verzückt von ihrer Wohnung und richtete sie in Gedanken schon nach Feng Shui ein. Zu diesem Zweck kaufte sie sich verschiedene Lehrbücher und engagierte einen Feng Shui Berater. Immer tiefer stieg sie in die Materie ein: Sie belegte Kurse an der Volkshochschule und las Fachliteratur. Auch andere Formen der Esoterik weckten ihr Interesse. Sie betrieb Yoga und meditierte viel. Die anfängliche Begeisterung hatte sich zu echtem Enthusiasmus verstärkt. Sie feilte an der perfekten Wohnung, an der Oase des Qis, dem spirituellen Traumhaus.
Ein Jahr nach ihrem Einzug, machte Brigitte sich selbstständig, natürlich als Feng Shui Beraterin. Ihr kleines Geschäft wurde ein riesiger Erfolg. Die Leute waren regelrecht ausgehungert nach fernöstlicher Philosophie. Und Brigitte bot sie ihnen. Nicht nur das klassische Feng Shui und die Sternelehre wurden von ihrem Angebot abgedeckt, nein, sie beherrschte auch neue Formen wie Shua Gua oder 3-Türen-Bagua. In ihrer Freizeit schrieb sie diverse Fachbücher. Die neuesten rangierten auf Platz eins bis drei der Beststellerliste. Schon nach kurzer Zeit expandierte sie. Im Dezember hatte Brigitte sechzehn Angestellte beschäftigt.
Feng-Shui Beratung Brigitte Schneider
Ausgangsrechnung vom 09.12.2006
Ihre Frage: Feng Shui ist totaler Quatsch! Ich habe mich etwas in das Thema eingelesen und festgestellt, dass sich die verschiedenen Arten des Feng Shuis widersprechen.
Unsere Antwort: Ihren Unmut können wir verstehen, es ist nicht leicht am Anfang durchzublicken und alles zu verstehen. Aber dafür gibt es schließlich Berater wie uns.. In Asien denkt man nicht „entweder – oder“, sondern „sowohl als auch“. Yin und Yang! Daher ist es möglich, dass eine Wasserader gut und schlecht sein kann. Uns Westlern fällt so etwas, vor allem anfangs, sehr schwer. Was ich Ihnen dringen empfehlen: Befassen Sie sich weiter mit Feng Shui. Wenn Sie nur lange genug lesen, werden Sie feststellen, das vermeintliche Gegensätze zumindest auf einer gleichen Grundannahme beruhen. Zudem werden Sie ihr Wohlbefinden wesentlich steigern. Falls Sie noch Fragen haben sollten, bitte ich Sie inständig uns zu kontaktieren.
Für meine außerordentlichen Bemühungen erlaube ich mir 2.386,02 Euro zu berechnen. Binnen 14 Tagen zu überweisen an ...
Brigittes Firma warf immer höhere Gewinne ab. Das Firmenvermögen wuchs und wuchs. Brigitte beschloss, ihr Darlehen zwanzig Jahre vor Ablauf zu kündigen, als sie feststellte, dass das Firmenkonto bis zum Dispolimit ausgeschöpft war. Sie fragte bei ihren Angestellten nach, was das solle. Doch keiner wusste eine Antwort. Viel mehr wollten die wissen, warum sie, Brigitte, den Kollegen Huber vor drei Wochen entlassen habe.
„Huber? Entlassen? Wieso sollte Huber entlassen worden sein?“
„Was denn sonst? Huber ist seit drei Wochen nicht mehr hier erchienen?“
„Warum?“
„Ja, weil sie ihn entlassen haben.“
“Das habe ich aber nicht.“
„Sehr seltsam das alles. Wer macht denn jetzt solange die Lohnbuchhaltung? Immerhin warten wir schon seit vier Tagen auf unseren Lohn.“
„Keine Sorge, ich werde das klären.“
Einen Tag später stellte sich heraus, dass Huber die unterschriebenen Blankoschecks, die Brigitte im gutgläubig gegeben hatte, damit er das Gehalt der Mitarbeiter rechtzeitig überweisen konnte, dazu ausgenutzt hatte, um das gesamte Firmenvermögen auf die Bahamas zu transferieren, wohin er anschließend ausgewandert war. Brigitte war ruiniert! Die Bank kündigte ihr aufgrund ausbleibender Raten den Kredit und nahm die Bürgen in Anspruch. Die Wohnung wurde zwangsversteigert.
Im Moment verabschiedet sich Brigitte gerade von ihrem fernöstlichen Paradies. Den Ordner hat sie weglegt. Sie denkt an die wunderschönen Zeiten zurück und stammelt immer wieder: „Wie konnte so ein unglaublicher Fehler mir nur passieren. Das hätte ich doch merken müssen! Grob fahrlässig war das. Jeden Tag war ich in der Wohnung und nie ist es mir aufgefallen, dass ich die Achsen falsch berechnet habe. Das gibt’s doch nicht! Die Erde hab ich gestärkt, obwohl sie schon überproportional vorhanden war. Die Erde! Kein Wunder, dass meine Karriere den Bach runter ging und ich mein gesamtes Vermögen verlor. Wie kann man denn die Erde stärken?. So etwas darf einem doch nicht passieren ... Die ganze Achse ... Einfach verwechselt ...“