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Das Böse in mir

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11.09.2001
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Das Böse in mir

Ganz allein stand David mitten in der Nacht im Wald. Zwischen den Bäumen glitzerte das silberne Mondlicht. Und wie so oft, wenn er hier allein war, stellte er sich die Frage: Warum war das Leben so grausam zu ihm? Alles, was ihm wichtig schien, ging nach und nach verloren. Als er 18 Jahre alt war, starben seine Eltern und bei einem schweren Autounfall, den David wie durch ein Wunder leicht verletzt überlebt hatte. Seit diesem Tag sind nun 2 Jahre vergangen und er war allein.
Fast jede Nacht verließ er das Haus und ging spazieren um über vieles nachzudenken, vor allem über das, was er verloren hat. Seit dem Tod seiner Familie verloren hat hatte er immer wieder das Gefühl gehabt, dass er nicht weiterleben kann. Das Leben schien ihm sinnlos, niemand schien dieses Gefühl auch nur im Entferntesten zu verstehen… nicht einmal Jennifer.
Er öffnete langsam seine Hand und sah auf das kleine Glas, dass er darin hielt. Schon vor einem halben Jahr hatte er sich dieses starke Schlafmittel zugelegt, hatte aber immer wieder gezögert, es zu verwenden. „Wenn das Leben mich nicht mehr will, will ich auch das Leben nicht mehr“, dachte er.
Noch einmal sah er sich um, wollte sichergehen, dass ihm niemand gefolgt war. Er war nun mindestens eine halbe Stunde durch den Wald gegangen und wusste selbst nicht mehr so genau, wo er sich eigentlich befand. Dunkle Wolken zogen auf und bedeckten den Mond. Es war sehr windig geworden.
Ein weiteres Mal sah er auf das Glas in seiner Hand, dann begann er weinen laut zu weinen. Nun dachte er an Jennifer, seine Freundin. Vor ein paar Monaten glaube er noch, dass sie ihn von all seinen Problemen und Gedanken befreien könne, doch er merkte schon bald, dass dies nicht der Fall war. Stattdessen war er der festen Überzeugung, dass es ihr doch ihn und seine Probleme selbst schlecht gehen würde. Er liebte sie, aber selbst die Liebe konnte sein Leiden nicht besiegen. Ja, er liebte sie sehr. Er wollte nicht mehr, dass sie unter ihm litt, wollte, dass sie ein glückliches Leben fern seiner Probleme führt.
Er sah er sich wieder um. Ein seltsames Gefühl befiel ihn. Es war, als würde er beobachtet werden, doch überall um ihn herum war es stockfinster. Er konnte kaum die Umrisse der Bäume erkennen, und die Wolken wurden dichter. In der Ferne sah er Blitze vom Himmel zucken, doch kein Donnerschlag war zu hören, nicht einmal ein fernes Grummeln.
Die Blitze zwischen den Wolken kamen schnell näher, bis schließlich der gesamte Himmel über ihm von schwarzen Schatten bedeckt war, zwischen denen gespenstisch grelle Energieentladungen aufflammten. Doch noch immer war kein nicht das leiseste Geräusch zu hören.
Um ihn herum wurde es eiskalt, und aus dem Wind wurde ein regelrechter Sturm, der durch die Bäume fegte und Laub durch die Luft wirbelte. Doch auch der Sturm tobte Lautlos wie die Blitze den Himmel erfüllten.
Mit zitternder Hand öffnete das Glas mit dem Schlafmittel, doch es war so finster, dass er seine eigene Hand vor Augen nicht mehr erkennen konnte. Unheimliche Schatten, erzeugt durch die in schneller Folge zuckenden Blitze waren das Einzige, das die Umgebung erhellte.
Er zitterte am ganzen Leib und das Glas fiel zu Boden. Ein weiterer gewaltiger Blitz erhellte den Wald und eine dunkle, menschenähnliche Silhouette erschien für einen Sekundenbruchteil in etwa 50 Metern Entfernung. War da zwischen den Bäumen jemand? Die Blitze wurde wieder häufiger und David erkannte tatsächlich jemanden… oder etwas zwischen in einiger Entfernung stehen. War es ein Mensch? Er konnte nur Umrisse erkennen. Die Gestalt trug einen langen, dunklen Mantel und eine Kapuze. Mit jedem Blitz schien er näher zu kommen, doch jedes Mal, wenn der Wald für einen Sekundenbruchteil erhellt wurde, schien die Gestalt still zu stehen.
„Hallo!?“ rief David laut, doch er bekam, wie er schon vorher erwartete, keine Antwort. David begann davon zu laufen in die Richtung, aus der er vorher kam. Er lief so schnell er konnte, sah jedoch nicht mehr als ein paar wage Umrisse der Bäume und er hatte schon lange die Orientierung völlig verloren.
Schon minutenlang rannte David, er hätte schon längst den Waldrand hätte erreichen müssen, doch er sah nichts. Plötzlich blitzte es wieder grell und er sah die Gestalt direkt vor sich stehen. Dann wurde es wieder finster. Ein paar Sekunden später blitzte es noch einmal doch dir dunkle Gestalt war fort.
David sah sich in Panik um, konnte ihn aber nirgends etwas erkennen. „Wer ist da!?“ rief er wieder so laut er konnte. Ein eiskalter Hauch streifte seinen Nacken und blitzartig drehte David sich um, sah jedoch nichts. Überall aus dem Wald um ihn herum waren Geräusche zu hören. Keine Geräusche des Windes, auch keine Tiere… es klang wie ferne, verzerrte Schreie.
Dann plötzlich spürte er eine Berührung. Nicht auf der Schulter, nicht an der Hand, und auch nicht an seinem Bein. Es war, als würde ihn ein eiskalter Schatten überall gleichzeitig zu berühren. David versuchte sich zu bewegen, doch er war wie erstarrt, konnte weder seine Hände, noch seine Füße, nicht einmal seine Augen bewegen.
Die Kälte kroch durch seinen Körper hinauf in seinen Kopf, schien sich in sein Bewusstsein zu fressen. Dann durchfuhr ihn ein Schmerz, der so intensiv war, dass er fast Augenblicklich das Bewusstsein verlor.

David schwebte über dem Wald. Es war nicht dunkel, doch irgendwie war auch nirgends Licht zu sehen. Er konnte seinen Körper nicht spüren, er fühlte sich, als würde er als reiner Energie bestehen. Ein Bewusstsein außerhalb jeder physischen Existenz. Doch dann zog ihn irgendetwas wieder nach unten.
Zwischen den Bäumen erkannte er einen leblosen Körper. War es die Gestalt, die ihn verfolgte? Er kam ihr immer näher, und schließlich erkannte er die Person, die dort lag. Es war sein eigener Körper. Er wollte schreien, doch er konnte nicht.

„Er kommt zu sich“ sagte eine Stimme. David öffnete die Augen. Über sich sah er die Decke eines Krankenhauses.
„Wie fühlen Sie sich?“ fragte ein Arzt und leuchtete ihm mit einer kleinen Lampe in die Augen, vermutlich um zu erkennen, ob sie auf Licht reagieren.
David versuchte zu sprechen, doch es gelang ihm zuerst nicht. Er versuchte es erneut: „W… was ist pa… passiert?“ Er fühlte sich merkwürdig. Weder krank, noch gesund. Er hatte keine Kopfschmerzen, aber irgendetwas schien ihm zu fehlen… sein Körper, sein Geist fühlte sich leer an. „Ein Polizist fand Sie im Wald. Sie waren bewusstlos. Er rief einen Krankenwagen und man brachte Sie hierher. Laut unseren Untersuchungen sind sie allerdings völlig gesund. Wir hofften, Sie könnten uns sagen, was dort im Wald geschehen ist.“
David dachte kurz nach, schüttelte dann den Kopf. „Ich weiß es nicht“ sagte er.

Nachdem noch ein paar Untersuchungen zur Sicherheit durchgeführt wurden, entließ man ihn ein paar Tage darauf. Aber das Laufen fiel ihm schwer, er hatte kein richtiges Gefühl in den Beinen und auch sein Gleichgewichtssinn spielte verrückt. Genau genommen fühle er gar nichts mehr. keinen Schmerz, keine Angst, aber auch positive Gefühle existierten in ihm nicht mehr. Es war, als würde er nicht mehr leben, aber die Tatsache, dass er herumlief und denken konnte überzeugte ihn vom Gegenteil.
Er kam zuhause an und schloss die Tür auf. David erinnerte sich, dass es jedesmal ein schreckliches Gefühl war, in das leere Haus seiner Eltern zurückzukehren, doch heute war es ihm egal. Er spürte weder Trauer, noch Angst oder Verzweifelung, wie er es sonst tat. Als er sich ein paar Minuten ausgeruht hatte, begann er aufzuräumen, warf unter anderem all die Dinge in den Müllcontainer, die ihn an seine Familie erinnerten und die ihm früher wichtig waren.
Am Abend war er müde und hungrig. Er nahm einen Apfel aus dem Obstkorb und begann ihn langsam zu schälen. Noch immer hatte er kein richtiges Gefühl in den Fingern, so rutschte er dabei mehrmals mit dem Messer ab.
Sein Blick fiel auf seine Hand. Sie blutete. Er hatte sich wohl mit dem Messer versehentlich geschnitten, es aber nicht bemerkt.
Noch einmal drückte er das Messer in seine Hand. Er spürte, wie das Messer seine Haut durchdrang, doch er empfand dabei keinerlei Schmerzen. Er versuchte es erneut, schnitt sich diesmal in die andere Hand, danach weiter oben in den Arm. Nichts... es fühle sich kalt an. Nicht nur kalt… tot.
David aß den Apfel und ging bereits um 8 Uhr abends ins Bett, da er recht müde war. Der Arzt hatte ihn aufgrund seines Schwächegefühls eine Woche krankgeschrieben, so konnte er am Tag darauf ausschlafen.
Um 15 Uhr wachte er am nächsten Tag erst wieder auf, doch er war noch immer müde. Er fühlte sich, als hätte er die ganze Nacht nicht geschlafen. Die nächsten zwei Tage und Nächte war es nicht anders. Aber nach dem dritten Tag fühle er sich schon wieder ein wenig kräftiger. Auch das Gefühl in seinem Körper kam langsam wieder. Seine Verzweifelung und seine Depressionen, die ihn vor dem unheimlichen Vorfall im Wald quälten, bemerkte er kaum noch. Er beschloss sich nun viel mehr Zeit für seine Freundin Jennifer zu nehmen.

Etwa 2 Wochen später saßen David und Jennifer abends der Couch und sahen sich einen Film an. David stand auf und gab Jennifer einen Kuss. „Wo gehst du hin?“ fragte sie.
„Ich hole uns noch etwas zu trinken“, antwortete David. Er ging nach unten in die Küche. Es war bereits dunkel und er wollte das Licht anmachen, aber der Schalter reagierte nicht.
„Verdammt!“, fluchte er leise.
„David, der Strom ist ausgefallen!“ rief Jennifer von oben in die Küche herunter.
„Ich schätze, da ist wohl die Sicherung rausgeflogen. Ich hab das gleich wieder!“ rief er zurück.
Er ging zum Fenster herüber und zog die Jalousien hoch, damit ein wenig Mondlicht von draußen hereinkam. David wollte sich gerade umdrehen, da spürte er wieder eiskalten Atem in seinem Nacken. Er erschreckte sich zuerst, dann fragte er „Warum bist du nicht oben geblieben, Jenny? Ich hab das mit der Sicherung... Jennifer?“ als er sich umgedreht hatte war sie nicht zu sehen.
„Jennifer!?“ rief er noch einmal. Er war fest überzeugt, dass jemand hinter ihr stand, war sich sicher, dass sie es war.
„Ja?“ rief sie von oben.
„Warst du gerade hier unten?“ rief er hoch.
„Nein? Wieso fragst du?“ David ging zum Fenster, doch von dort konnte keine kalte Luft hinein gelangen, denn es war fest verschlossen. Plötzlich blitzte es draußen in der dunklen Nacht wieder ein paar Mal so hell, dass David geblendet war. Dann war es wieder dunkel. Ein paar Sekunden später blitzte es ein weiteres Mal und da draußen war jemand... oder etwas. Oben kreischte Jennifer in Panik:
„Was war das?! David komm schnell hier hoch, da draußen ist irgendetwas!“ Er stand noch immer vor dem Fenster und sah hinaus.
„David?“ Jennifer rannte panisch die Treppe zur Küche hinunter, als sie keine Antwort von David bekommen hatte.
„Was war das da draußen?“ schrie sie. Doch er reagierte nicht. Er stand unbeweglich da und sah noch immer aus dem Fenster.
„David?“
„Ja, ich…“ antwortete er leise, beendete den Satz jedoch nicht. Dann drehte er sich langsam um. Seine Pupillen waren trotz der hellen Blitze stark vergrößert und er starrte Jennifer an… beinahe durch sie hindurch, wie es ihr schien.
Wieder fühlte er sich innerlich so leer. Er sah Jennifer in die Augen und empfand nichts für sie... empfand überhaupt gar nichts. Er ging rüber zum Küchenschrank und erneut nahm er das Messer, schnitt sich in die Hände, in die Arme...
„Was zum Teufel machst du da?“ kreischte Jennifer. Sie packte seine rechte Hand und versuchte ihm das Messer zu entreißen, doch David hielt es mit aller Kraft fest. Tränen flossen über ihr Gesicht.
„David, was ist los mit dir? Du machst mir Angst!“ Er sah ihr erneut in die Augen und noch immer empfand er diese Gleichgültigkeit für sie. Irgendetwas zog ihn nach draußen. Er hatte keine Ahnung, was es war oder warum.
Jennifer versperrte ihm den Weg zur Tür und ohne darüber nachzudenken, rammte er ihr das Messer in die Brust. Für Sekunden starrte sie ihn aus weit geöffneten Augen an. Nicht in der Lage zu sprechen formte sie Worte mit den Lippen, der Boden Ihr Blut lief über den weißen Küchenboden, doch David beachtete sie nicht weiter. Sie fiel auf den Boden, ihr versteinerte. David ging an ihr vorbei und öffnete die Tür, die von der Küche aus in den Garten führte. Er ging hinaus, ohne sich nur ein einziges Mal umzublicken, das blutige Messer noch immer in seiner Hand.

Draußen war es war kalt. Er atmete die Luft ein, verspürte aber ein merkwürdiges Gefühl der Wärme. Er kümmerte sich nicht weiter darum. Noch immer zuckten vereinzelte Blitze lautlos vom Himmel, und David ging auf den Waldrand zu, der nur einige hundert Meter entfernt war. Irgendwie wusste er, dass die dunkle Gestalt, die ihm nun schon zwei Mal erschienen war, dort auf ihn warten würde.
Es begann zu regnen und das Licht der Strassenlaternen spiegelte sich auf der nassen Strasse. Im blassen Licht sah er auf seine Hand. Es klebte Blut an ihr. Das Blut von Jennifer, doch David ging weiter ohne sich für das Blut an seiner Hand zu interessieren.
Als er den Wald fast erreicht hat, blitzte es stärker und heller als je zuvor. Dunkle Wolken schienen direkt über dem Zentrum des Waldes zu kreisen und aus ihrer Mitte schossen jene Blitze in alle Richtungen. Und doch, es war es gespenstisch still. David hört nicht einmal das Echo seiner eigenen Schritte. Sie klangen auf seltsame Weise falsch, unecht. Als wäre sämtliche Naturgesetze durcheinander geworfen worden.

Am Waldrand blieb er stehen, drehte sich um und warf einen kurzen Blick auf die verregnete Straße. Die Straßenlaternen waren ausgefallen. Nicht ein Mensch war zu sehen... nur ein dunkler Schatten, eine schwarze Gestalt die immer nur kurz im Licht der Blitze zu schemenhaft zu erkennen war und die Straße entlang von David fort ging.
Er muss vor etwa einer Minute, ohne dass David es bemerkt hatte, an ihm vorbei gekommen sein.
David folgte der Gestalt scheinbar unbemerkt bis vor die alte Dorfkirche. Er wollte endlich wissen, wer oder was dieses Wesen im schwarzen Gewand war. In der Kirche brannte das Licht von vielen Kerzen. Die schwere Holztür der Kirche öffnete sich laut knarrend und die schwarze Gestalt betrat das Gebäude.
Sie drehte sich nicht um, doch David war davon überzeugt, dass sie von seiner Anwesenheit wusste. David verspürte einen inneren Zwang, dem Wesen zu folgen. Er konnte sich nicht dagegen wehren. In der Kirche war es sehr warm durch das Feuer vieler Kerzen. Alle Bänke waren mit Menschen aus der Nachbarschaft besetzt, die ausdruckslos nach vorn zum Altar blickten.
David war erschrocken. Warum hatten sich all diese Leute um diese Zeit in der Kirche versammelt? Es war totenstill und die Kerzen brannten immer heller. Die Dunkle Gestalt bewegte sich langsam zwischen den Bänken hindurch nach vorn bis zum Altar. Dahinter verharrte sie einen Moment und drehte sich dann zu den Menschen, die noch immer regungslos in den Bänken saßen, um.
Er hob seine langen, dürren Arme und sprach irgendwelche Worte in einer Sprache, die David nicht verstand. Er spürte, wie die Kälte aus seinem Kopf und seinem Körper wich. Das Gefühl der Gleichgültigkeit verging und David geriet in Panik. Er war nun wieder völlig klar im Kopf und sah auf seine blutverschmierte Hand. Er begann zu schreien und wollte davonlaufen, aber seine Körper gehorchte ihm nicht mehr. Er stand da nur weiter regungslos und unfähig zu jeder Bewegung da, und er schrie.
Das Licht der Kerzen wurde noch greller und die stickige Luft in der Kirche erwärme sich weiter. Die Leute saßen einfach da und sahen nach vorn zum Altar, über dem ein großes hölzernes Kreuz hing, dessen Ränder zu glühen begannen.
Nach ein paar Minuten war es so heiß in der Kirche, dass Davids Haut zu brennen begann. Er schloss die Augen, weißes Licht erfüllte die Kirche und das Kreuz begann fing Feuer. Die Hitze breitete sich weiter im Gebäude aus.
Dann sah die schwarze Gestalt David, den sie zuvor ignoriert hatte, direkt ins Gesicht. Rot glühende Augen waren unter seiner Kapuze zu sehen, doch kein Gesicht oder irgendetwas anders war darunter zu erkennen. Nur tiefe, ewige Schwärze.
Das Licht in der Kirche wurde so grell, dass David nichts mehr sehen konnte und es war unerträglich heiß.
„Deine Aufgabe ist nun vollendet. Du kannst gehen.“ sagte die Kreatur plötzlich mit tiefer, ruhiger Stimme. David konnte sich nun wieder frei bewegen und rannte sofort raus.
Als er draußen auf der Straße stand, blickte er sich zur Kirche um. Sie stand vollständig in Flammen. Plötzlich hörte er die Menschen in der Kirche ein letztes Mal voll Schmerz und Qual aufschreien. Flammen waren durch die bunten Kirchenfenster zu erkennen und Blitze zerschmolzen das schwere eiserne Kreuz oben auf dem Kirchturm.
David rannte die Straße hinunter, schrie immer wieder um Hilfe und konnte nicht glauben, was er gerade erlebt hatte. In der Ferne sah er die beiden gewaltigen Türme der Kathedrale in der Stadtmitte ebenfalls brennen. Im Sekundentakt schlugen Blitze in den Spitzen der Türme ein, und er hörte wieder jene Schreie aus allen Richtungen, die er bereits vor einigen Tagen im Wald gehört hatte. Doch sie waren nun viel lauter. Es klang wie die Schreie von tausenden, vielleicht Millionen gequälten Seelen, die auf die Erlösung von dem Schmerz hofften. David warf sich zu Boden, konnte nicht mehr hinsehen und begann laut zu weinen.
Die ganze Stadt und der Himmel schienen zu brennen, Blitze zuckten überall herab und schlugen weiter in die alte Dorfkirche und die Kathedrale in der Stadtmitte ein. Er blieb auf der nassen Strasse liegen bis die Nacht vorüber war.

Seine Kleider waren schwarz und verbrannt, doch es war inzwischen mehr oder weniger hell geworden. David sah sich um, warf einen Blick in den Wald am Ende der Straße. Die Bäume waren verkohlt, gebrannt hatten sie nicht, aber die Kirche war völlig zerstört. In der Ferne waren die Türme der Kathedrale noch zu erkennen, doch auch sie waren pechschwarz.
David machte sich auf den Weg, rief immer wieder um Hilfe, doch kein Mensch antwortete. Die Häuser waren leer, sämtliche Kirchen, Friedhöfe und andere geweihte Orte waren alle durch Feuer völlig zerstört worden.

Kraftlos, erschöpft und mit Tränen in den Augen kam er zuhause an. Der Küchenfußboden war mit Blut überströmt, in dieser Pfütze lag regungslos seine Freundin Jennifer. David rannte zu ihr, fühlte ihren Puls, doch er fand nichts. Sie war vermutlich schon vor Stunden gestorben. Er begann laut zu weinen… nun wusste er wirklich, wie es war, von allem verlassen zu sein und alles verloren zu haben.
Zu entscheiden, wie es weitergehen würde, fiel ihm nicht schwer. Er saß am Zaun im Garten, vor dem er Jennifer begraben hatte. Leise sprach er noch ein paar Mal ihren Namen, bat sie um Verzeihung… dann schlief auch er ein.

 

Hallo Neawoulf,

kann leider nicht allzuviel zum Text sagen, da ich ihn nur kurz überflogen habe und die interessantesten Stellen gelesen, aber ich probier's.

Hmm. Am Ende frage ich mich, warum der "Held" dies alles getan hat. Ist der Teufel in ihn gefahren? Aus ihm heraus?
Eine Erklärung hätte ich, zwar unmoralisch, aber auf solche Ideen würde ich kommen (aber, ehrlich gesagt, nicht unbedingt veröffentlichen): Sein Hass auf seine verständnislose Umwelt entlud sich in der Gestalt dieses Fremden und brachte sie alle ratz-fatz um. Hmpf.
Klär mich auf oder gib mir den Tipp, das Ganze noch einmal zu lesen, vielleicht ist es ja das...

Vom Inhalt zur Form. Vom Stil her glaube ich, nicht so viel Schlimmes gesichtet zu haben. Nur: Es ist nichts besonderes! Ob ein Text gruselig wirken soll, kann man sich gut vergegenwärtigen, wenn man ihn laut vorliest. Ansätze habe ich gefunden, aber nicht gut genug ausgearbeitet. Der Stil hält sich so durchgehend bis zum Ende.

Eine Sache nur, die mir gerade auffällt:

Er war gerade ein paar Sekunden draussen, da hörte er in der Kirche plötzlich die ca. 200 Menschen gleichzeitig in Todesangst aufschreien.
Kannst du auf Anhieb erkennen, dass es zweihundert sind?

Um Spannung zu erzeugen, würde ich Sachen wie oben stärker verschleiern - mysteriös ist immer gut.

Du bedienst dich auch der Natur, um das Szenario lebendig wirken zu lassen. In Ordnung, aber weise ihr doch eine wichtigere Rolle zu: Obwohl ich kein Freund von Details bin, hättest du hier eindringlicher damit arbeiten können - z.B. beschreiben, wie die Tiere angsterfüllt zurückweichen. Was immer gut kommt, ist das Attribut "Ferne" - lass viele Dinge außerhalb der Reichweite des Protagonisten geschehen.

Am Ende das Tempo zu erhöhen ist gut und gerechtfertigt.

Allgemein finde ich, dass man diese Story noch ausbauen könnte, denn der Ansatz ist gut. Wenn der Inhalt auch stimmt, worüber ich noch etwas Aufklärung brauche. ;)

Danke.
Sternenfluter

PS: Wenn ich mal wieder Blödsinn gelabert haben sollte, verzeiht mir, bin etwas in Eile... :shy:

 

Hallo Neawoulf,
die Idee für die Geschichte war gut, aber mir hat einiges nicht gefallen.
Zuerst die kleineren Dinge, die einfach einer zweiten Überarbeitung bedürfen, und mir den Spannungsbogen beim Lesen versaut haben.

Er öffnete die Hand und sah auf das Glas in seiner Hand. Er hatte sich ein ganzes Glas eines starken Schlafmittels besorgt...
Der ganze Satz ist durch die Wiederholungen nicht schön. Wiederholungen hast du sehr viele!

In der Ferne sah er Blitze, hörte aber keinen Donner. Das Blitzen zwischen den Wolken kam näher, bis es schließlich direkt über ihm war. Doch noch immer war kein Donner zu hören.
Ich kann mir das nicht vorstellen, wie die Blitze so schnell näher kommen. Musst du genauer beschreiben. Ausserdem finde ich die Bemerkung mit dem Donner unnötig. Das kann sich der Leser doch selber denken, ob es jezt donnert, oder nicht.

Jemand hat sie im Wald gefunden. Sie waren eingeschlafen, aber es gelang uns erst nicht, sie zu wecken.
Tut mir leid, aber meiner Meinung nach ist der ganze Satz völliger Blödsinn: Man schläft nicht einfach im Wald ein (der Arzt ist os naiv) und außerdem schließt sich das einschlafen und die Unfähigkeit, ihn aufzuwecken nicht aus (aber ist fehl am Platz).

Wir haben sie gründlich untersucht und sie sind völlig gesund.?

Ein paar Tage später wurde er entlassen.

Wieso??? Er ist doch völlig gesund? Hat das Krankenhaus zuviel Geld?

Da er noch immer kein richtiges Gefühl in den Fingern hatte,
Das kommt zu apprupt, würde ich einleiten. Vielleicht, dass er im Krankenhaus schon merkt, dass er nichts mehr fühlt. Oder lass das "noch immer" weg!

Er war froh, dass der Arzt ihn eine Woche krankgeschrieben hatte, so konnte er ausschlafen
Nochmal: Er ist nach der Meinung des Arztes
völlig gesund!

Bei der Beschreibung mit dem Licht gibt es auch zu viele Wiederholungen.

Jetzt aber zum anderen.
Ich finde Satan als Mann mit Kapuze und roten Augen sehr naiv. Das passt eher in einen Groschenroman und nicht zu den teilweise anspruchsvollen Beschreibungen, die du geschrieben hast. Auch bleibt die Logik oft auf der Strecke. Warum gibt es keine Menschen mehr, wenn Satan nur die Kirchen angezündet hatt. Ist S. nicht böse genug, den Helden auch noch zu killen. Er hat doch jetzt was er will und braucht ihn nicht mehr.

Ok, das wars mit meiner Kritik, ich hoffe ich habs nicht zu sehr zerissen. Sag mal, hast du mal "Das letzte Gefecht" von Stephen King gelesen? Erinnert mich vom Ende her an dessen Anfang.
olafson
:ak47: :pope:

 

Lange war ich still, was diese Geschichte betrifft. Habe sie nun einmal komplett überarbeitet.

Greetings by Neawoulf

 

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