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Das Auge.
Nikolaj hatte eindeutig irgendwelche Berührungsängste. Er war bei uns in der Klasse schon seit drei Monaten und hat immer noch kein einziges Mädchen gebumst. Für die Verhältnisse einer durchschnittlichen Moskauer Schule war es ziemlich öde. Nicht, dass unsere Mädchen irgendwie nicht bumsfähig waren! Nee! Da lief alles wie geschmiert. Zumindest aus meiner Sicht!
Auch Nikolaj selbst, er war... na ja... schwer einzuschätzen für mich, da ich ja nicht auf Jungs stehe… Aber... na ja, sagen wir, er war nicht gerade häßlich oder so. Manche Mädchen hätten bestimmt voll Bock auf eine Spritztour mit ihm oder so. Dazu passte er zum Beispiel noch sehr auf die eigene Hygiene auf: Zähne putzen, jeden Tag duschen und all das Zeug. Und auf so was stehen Mädels normalerweise oder? Nicht, dass er irgendwie anders… na ja, schwul war. Das will ich jetzt nicht so einfach behaupten. Auf jeden Fall hatte er diese Berührungsängste. Das Händeschütteln, beim Sport angerempelt zu werden und all die Dinge - das war nicht seins.
Er versuchte, soweit es ging, all dem aus dem Weg zu gehen. Nicht wie ein Schwächling oder Feigling. Sondern mit einem gewissen Hauch von Würde, oder wie man dieses Zeug nennt. Deswegen wurde er immer trotz dieser Spezialität immer respektiert oder zumindest in Ruhe gelassen.
Vorgestern stürmte in den Englischunterricht der Arsch, der bei uns an der Schule für politische Mastrubation zuständig ist. Er zwinkerte unsittlich der alten Schlampe zu und verteilte seine Zettel. Also, die wichtigste Prüfung im Leben eines jungen Mannes ist halt die Musterung. Klar oder? Morgen in einer Woche wäre es soweit! So ein Fack! Das kann man laut denken und sagen! So ein Fack!!!
Der einzige Trost, den die ganze Klasse oder zumindest deren männliche Anteil in diesem Moment empfand, war der Gedanke an Nikolaj und seine Besonderheit. Zur Hauptattraktion der Musterung gehörten die Sagen über die uralte Hexe, die den splitternackten Rekruten die Eier betatschte und in den Arsch reinguckte. Dieses Schauspiel mit Nikolaj und der Alten wollte sich niemand aus unserer Klasse entgehen lassen. So was erlebt man halt nicht so oft und ungern aus einer Erzählung!
Die Stunde der Wahrheit war gekommen. Alle Jungs unserer Klassen standen wie gewünscht splitternackt im überhitzten Vorraum des Militärkommissariatskrankenhauses und wartete auf die „Schlachtung“. Die sorgfältig gefalteten Klamotten samt Handys, Geldbörsen und all dem Zeug warteten gehorsam auf den Sitzbänken. Wir, wie eine Horde von wahnsinnigen Schwuchteln, standen da und glotzten uns mit einer gewissen Portion Ironie an. Nikolaj stand etwas abseits und drehte abwesend etwas Rundes in seiner Hand, ein Teil wie eine Murmel oder so was. Ich musste etwas genauer hinschauen, bis ich erkannte, dass es sich dabei um ein Plastikauge?… ein Plastikauge von einer Kinderpuppe handelte!
In diesem Moment wurden wir hineingelassen. Ich warf noch einen Seitenblick zu Nikolaj und sah, wie er sich dieses Auge unauffällig in den Arsch steckte?!
Die Akten an die Allervordersten gepresst klebten wir nun im Untersuchungsraum aneinander. Nicht zuletzt zur heiteren Belästigung der jungen Krankenschwesterschaft. Schlampen!
Allen voran schritt mit seiner Akte Nikolaj. Die uralte Hexe erschien und klärte uns über die bevorstehende Prozedur auf. Sie stierte als erstes unseren Kolja an, nahm seine Akte in die Hand mit einem Lächeln, dass einem Gnadenschuss ähnlich war, und forderte ihn auf: „Beuge dich nach vorne! Mit dem Hintern zu mir! Die Pobacken mit Händen auseinanderhalten! So!“
Nikolaj verbeugte sich widerstandslos, hielt seine Schnitzel mit Händen auseinander. In diesem Moment wich der alten Hexe ihr Lächeln vom Gesicht. Neugierig blickte sie auf einen Punkt auf Nikolaj „Landkarte“, der ihr offensichtlich etwas Ungewöhnlich vorkam. Sie rückte ungeduldig ihre Brille auf der Nase, kam etwas näher, um ihren Augen die beste Ausgangsposition in dieser wichtigen Angelegenheit zu gewährleisten. Ihre Augen wurden zu engen Augenschlitzen! Ihre Kartoffelnase verwandelte sich in ein einziges Schlachtfeld aus unzähligen Panzergräbern. Überraschung zeichneten sich in ihrem Gesicht. Die linke Oberlippe begann auf einmal etwas nervös zu zittern. Sie rüttelte ihre Brille, als würde sie versuchen, eine lästige Schweißfliege von einem ihrer Gläsern zu verscheuchen. Der Abstand wurde immer unanständig geringer. In diesem Moment sagte Nikolaj etwas angestrengt mit gepresster Stimme: „Doktor, ich sehe Sie!“
Nikolaj hat eindeutig irgendwelche Berührungsängste. Er war bei uns in der Klasse schon seit über drei Monaten und hat immer noch kein einziges Mädchen gebumst. Das ist aber auch völlig kackegal! Jemand, der die alten Hexen vom Militärkommissariat mit einem "Augenzwinker" fast bis ins Jenseits bumsen kann, hat es auch nicht nötig!