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Das Alte

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05.07.2020
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Das Alte

Josef Sturm steigt auf sein Pferd und gibt ihm die Sporen. Schwere Schauer peitschen über das Land, als er das Moor passiert. Die wenigen Hütten dort sehen aus, als duckten sie sich. Er lässt sie hinter sich, reitet vorbei an niedrigen, aus Ästen zusammengebundenen Zäunen, vorbei an Feldern und noch mehr Feldern. Die Menschen hier, denen das Lachen so schwerfällt, müssen Wind und Wetter trotzen, um die Saat auszubringen. Ihm, dem Hünen, hängt die Kleidung nass und schwer am Leib und sein Gesicht, es ist verwittert wie Stein. Er treibt sein Tier an, viel zu schnell, gefährlich geradezu, obwohl er die Gegend kennt. Aber sie ist ihm fremd geworden. Wie aus einem Schlaf gerissen fühlt er sich, ohne zu wissen, warum. Er reitet, und die wenigen, die ihn sehen, müssen glauben, dass hinter diesem Mann der Deibel her ist.

Er steigt ab. Regen schlägt ihm gegen den Mantel und Wasser rinnt über seinen Filzhut. Er führt sein Pferd auf der Dorfstraße. In einer offenen Scheune bindet er es an. Ein Trog steht bereit, ein wenig Heu darin. Er streicht über die Nüstern des Tieres und klopft sanft die Flanke. „Ruhig“, flüstert er. „Ruhig.“ Wenn er spricht, und sei es nur dies einzelne Wort, ist ihm, als wäre was in seinen Hals geraten. Knirschend und rieselnd, so klingt es in seinen Ohren. Drum schweigt er und richtet den Blick auf die Holztür der Schenke. Durch das dünne Glas kann er schummriges Licht erkennen. Der Wichmann wird drinnen sitzen. Ob Gast oder nicht, er wird dort sitzen und die Stunden zählen. Josef Sturm hastet auf die Tür zu. Er hat sein Gewehr dabei. Im Krieg war er ein guter Schütze. Seitdem putzt er jeden Sonntag den Lauf mit einer kleinen Bürste und ölt den Schaft.

Wichmann schaut dem Riesen zu, der durch den Eingang seiner Schenke bricht, Wind und Wasser hereinlässt und die Tür hinter sich zuschlägt, als wären die Hunnen im Anmarsch. Die Holztische sind verwaist. Bei dem Wetter täte man wohl selbst den schlimmsten Hund nicht vor die Tür setzen. Und doch steht da Josef Sturm. Den sie im Dorf Sturmsepp nennen. Der vielleicht drei Mal im Jahr hier aufschlägt, der für zwei Männer säuft und nie viel redet, bevor er sich aufs Pferd schwingt, um zurück zu seinem Hof im Moor zu reiten.
„Wozu die Büchs’?“, ruft er. „Angst vorm Wolf?“ Er grinst. Aber zum Lachen ist ihm nicht. Bis eben hat er den Querbalken betrachtet. Den großen, der das Dach der Schenke trägt. Aus dunklem, schwerem Holz ist der gehauen, massiv schaut der aus. Aber Wichmann fragt sich, ob ers wird halten können. All die schweren Gedanken und vielen Fragen, auf die er keine Antwort mehr zu finden hofft. Und nun steht der da und lässt ihm keine Ruhe.
Er sieht ihn sich an. Sieht, wie er auf ihn zukommt, den Hut abzieht und sein Gewehr an den Tresen lehnt.
„Wölfe hat man hier schon lang nicht mehr gesehen“, sagt der Sturmsepp und Wichmann holt zwei Gläser und eine Flasche hervor. Er schenkt ihnen ein. Sie trinken. Bis Wichmann fragt: „Warst bei dem Wetter aufm Feld gewesen?“ Ihm ist die Erde aufgefallen, die an der Kleidung vom Sturmsepp klebt. Durchs Reiten allein kanns nicht kommen, denkt er. Unter den Nägeln ist sie ebenso wie im Gesicht und in den Haaren und als der Sturmsepp gerade was gesagt hat, meinte er gar, die Erde befände sich auch zwischen dem seinen Zähnen und im Hals. Als hätte er es knirschen gehört bei jedem Wort.
„Meine Felder liegen brach. Da findest nichts zum Ernten mehr, das is vorbei.“
Der Sturmsepp wirft einen Blick zum Fenster. Dieser Berg von einem Mann schaut aus, als fürchte er, dass dort draußen wer sein könnt.
„Gibst ihn auf, deinen Hof?“
Der Sturmsepp sieht ihn an.
„Wen kümmert schon der Hof? Das is alles nicht mehr wichtig.“
„So? Was treibst denn dort, wennst schon nicht die Ernte einholst?“
Der Sturmsepp beugt sich vor. Sein Gesicht ist eingefallen und im Licht der Kerzen wirken die Schatten unter seinen Augen und entlang der Wangen wie ausgebeizt.
„Ich hab meinen Hund erschlagen“, flüstert er mit seiner rieselnden Stimme. „Irgendwann die letzten Tage hab ich ihm mit nem Hammer den Schädel eingeschlagen. Der wollts Bellen nicht aufhören. Tag und Nacht hat der angeschlagen. Du willst wissen, was ich so treib auf meinem Hof, ja? Ich kanns nicht sagen, weil ich mich kaum dran erinnern tu. Aber ich weiß, was ich getan haben muss. Is nicht zu übersehen. Am Waldrand, neben meinem Feld. Da hab ichs Graben angefangen.“
Wichmann runzelt die Stirn.
„Es is dort etwas, weißt? In der Erde, verborgen unter Wurzeln, unter Lehm und Steinen begraben, da is was. Und es will raus.“
„Wovon redest du? Was soll da sein?“
Der Sturmsepp zuckt mit den Schultern. „Weiß ich nicht. Noch ists ja in der Erde drin. Aber es is ungeduldig.“
Er macht eine Geste zur Flasche auf dem Tresen.
„Es hat mir was über dein Bier erzählt, Wichmann. Du panscht es, nicht wahr? Die Leut vermutens ja schon lang, nur beweisen kanns dir keiner. Und deine Frau? Die is dir untreu, weilst se nicht mehr besteigst. Seitm Kriech schon nicht, stimmts?“
Wichmann, der glaubt, nicht richtig gehört zu haben, ballt die Hände zu Fäusten. „Vorsicht!“, sagt er leise. „Magst ja groß sein, aber noch en einziges Wort über meine Frau, und das hilft dir auch nichts mehr.“
„Es hat mir erzählt, dass du Stund um Stund vorm Balken hier hockst und überlegst, dich dran aufzuhängen, während sie dort oben liegt und sich nach anderen Männern verzehrt. Aber um deine Frau gehts dir nicht. Die is dir egal. Nein, der Grund, dass du hier hockst und den Tod herbeisehnst, is en and´rer.“ Der Sturmsepp grinst und Wichmann wird eiskalt.
„So oder so, niemals wirsts tun. Weil en elendiger Feigling bist. Mit dir wirds anders zu Ende gehen. Willst wissen wie? Soll ichs fragen?“
„Das ist nicht richtig“, flüstert Wichmann. Der Sturmsepp nickt und hört auf zu grinsen.
„Hast recht. Ich sollt nicht wissen, was dich umtreibt, hab ich nichts zu schaffen mit. Obwohl manche Dinge nicht an die Oberfläche gehören, kommens manchmal hervor.“ Er nimmt einen Schluck. Dann sagt er: „Vielleicht ists noch nicht zu spät.“ Mit seiner Zunge fährt er seine rissigen Lippen entlang. „Vielleicht reicht die Zeit noch.“ Er nimmt das Gewehr in die Hand und legt es auf den Tresen
„Nimms!“, sagt er.
Wichmann schüttelt den Kopf. „Was verlangst da?“
Der Sturmsepp packt ihn am Arm. Er ist stark wie ein Bär. Mit einer Hand drückt er zu und zieht den Wichmann zu sich.
„Wenn ich dir sag, dass dus Gewehr nehmen, es mir auf die Brust setzen und abdrücken sollst, würdests tun?“
Wichmann kann den Atem vom Sturmsepp riechen. Den Alkohol darin und noch was anderes.
„Würdest den Leuten sagen, dass es recht war? Dass es recht war, weil ich dich drum gebeten hab? Würdest ihnen sagen, dass niemand dort hochdarf? Damits Graben aufhört! Sag schon!“
Wichmann versucht sich zu befreien. Er zerrt und windet sich, aber er hat keine Chance gegen die Kraft vom Sturmsepp.
„Natürlich nicht! Weil du nicht gesehen hast, was ich gesehen hab und weil du nicht hörst, wies mit einem spricht.“ Der Sturmsepp lässt ihn los.
„Es ruft nach mir, weißt? Hat mich all meine Kraft gekostet, herzukommen. En weit´res Mal wirds nicht geben.“ Er schüttelt den Kopf. „Die ersten Tage kamen mir vor wie Minuten, und wie Jahrzehnte kamen se mir vor. Als ich plötzlich wieder bei mir war, hört ich die Kühe im Stall vor Schmerz schreien. Ich hatt se Tage lang nicht gemolken. Die Abstände, in denen ich weiß, was ich tu, werden größer. Heut bin ich weg, bin los, ohne nachzudenken. Aber morgen schon werd ich wieder zurückgekehrt sein, um weiterzugraben.“
Er greift in seine Tasche und legt ein paar Münzen auf den Tresen.
„´s geht nur so“, flüstert er.
Bevor Wichmann etwas tun kann, nimmt der Sturmsepp das Gewehr, stellt es auf den Boden und legt sein Kinn auf den Lauf. „Haltet euch fern von meinem Hof!“, sagt er, bevor er abdrückt.

„Hat sich dieser alte Hurenbock doch tatsächlich einfach so vor deinen Augen erschossen, Deibel noch eins!“ Heinz Kohr schüttelt den Kopf. Er steckt die Daumen seiner dicken Hände zwischen Hemd und Hosenträger. Dann sagt er: „Also ´s wird nicht einfach den rauszubekommen, schwer wie der is.“ Er kratzt sich am Kopf. Das blöde Grinsen, das er dabei im Gesicht trägt, würde ihm der Wichmann am liebsten herausschlagen.
„Ich muss den Hannes holen“, murmelt er. „Wenn der seinen Heuwagen mitbringt, können wir ihn da raufpacken.“ Mit der Stiefelspitze tippt er das Bein vom Sturmsepp an. Er runzelt die Stirn.
„Hat der denn was gesagt? Warum er unbedingt noch vor der nächsten Messe in die Hölle fahren will?“
Wichmann schüttelt den Kopf.

Als Kohr mit der Leiche abgezogen ist, holt Wichmann einen Holzeimer, füllt ihn mit Wasser und beginnt den Boden zu putzen. Er will das Blut weghaben. Das Bild in seinem Kopf, wie der Sturmsepp ihn ansieht, bevor er abdrückt, will er am liebsten gleich mit wegwischen. Müde ist er. Trotz allem ist er müde, denn er hat in der Nacht kein Auge mehr zugetan. Und jetzt ist schon Tag und hinlegen wird er sich nun auch nicht mehr. Wenn er den Lumpen, den er benutzt, um über die groben Holzdielen zu schrubben, auswringt, rinnt ihm blutiges Wasser durch die Finger. Im Krieg hat er für eine Weile einem Wundarzt assistiert. Den Namen von dem hat er vergessen, aber Blut und Gekröse hat er da sehen können, so viel wies für drei Leben reichen tät. Ruinen aus Fleisch hat der Arzt diejenigen genannt, die zu ihnen gebracht wurden. Bis er dann ´70 bei Chevilly selbst zu einer Ruine wurde. Wichmann hat Blut gesehen. Mehr als genug. Aber das hier, auf dem Boden seiner Schenke, das ist anders.
„Und dann erschießt sich der also einfach so bei dir am Tresen“, sagt Schwär.
Den hat er beinahe vergessen. Schwär, der Schutzmann. Seit einer halben Stunde sitzt der an einem Holztisch, vielleicht zwei Meter von der Stelle entfernt, wo sich der Sturmsepp eine Kugel verpasst hat, und sieht Wichmann zu, wie der den Boden schrubbt. Als sie den Sturmsepp rausgehievt haben, hat der schon keinen Finger krumm gemacht. Hat kein Wort gesagt und jetzt meint er also plötzlich ´s Reden anfangen zu müssen.
„So wars, ja“, sagt Wichmann und schrubbt weiter, ohne aufzusehen.
Schwär beginnt, sich eine Pfeife zu stopfen.
„En harter Hund, der Josef. Ich kenn den, seit ich klein bin. Als Bub hat der mich ei´mal arg verdroschen, weißt? Nur weil ich über sein Feld gesprungen bin.“ Er sieht den Wichmann an und schüttelt den Kopf. „Aber was renn ich Blag auch über sein Feld, wie?“ Er lächelt.
„Hätt jedenfalls nicht gedacht, dass der sich mal ´s Leben nimmt, weißt? So einer kämpft doch mit dem Tod bis zum Schluss. Klammert sich ans Leben, mit Zähnen und Klauen klammert sich so einer fest, und seis nur aus Sturheit. Und dann erschießt der sich? Und warum nicht bei sich in der Scheun‘, wo der seine Ruh‘ hat?“
„Man kann nicht reinschauen in die Leut‘.“
Schwär lacht. „Nein, reinschauen kann man nicht.“ Er zieht an seiner Pfeife. „Morgen werd ich mir den Sturmhof ansehen.“
Wichmann hört auf zu schrubben und schaut auf.
„Den Hof willst dir ansehen?“
„Sicher. Mir is die Sache nicht geheuer. Außerdem muss die Tiere wer versorgen. Der Kohr hat sich angeboten, das zu übernehmen. Wir reiten zusammen.“
Wichmann schweigt und hält den blutigen Lappen in der Hand. Der Balken. Der bereitet ihm Kopfzerbrechen. Wie konnt der das wissen?, fragt er sich. Das konnt der gar nicht wissen. Ein Schuss ins Blaue. Nicht anders möglich. Er überlegt. Er muss sichergehen.
„Ich komm mit. Bei den Kühen könnt ihr ne helfende Hand bestimmt brauchen.“

Sie reden davon, die Kühe vom Sturmsepp holen zu gehen, aber Hannes ist sich nicht sicher, ob ers glauben kann. Dazu sind die zu nervös, denkt er. Der Wichmann sieht aus, als hätt der zwei Tage nicht geschlafen. Und Schwär macht auch einen komischen Eindruck. Und dann haben beide ihre Gewehre dabei. Wozu?, fragt er sich. Nein, er glaubt nicht, dass es hier nur um die Tiere geht. Da ist was anderes. Seinem Onkel scheints egal zu sein. Der sitzt auf seinem Pferd und tut, als würd ihms ganze Land gehören.
„Hannes“, hat der gesagt. „Bist en guter Jung, dass mitkommst, uns mit den Viechern zu helfen.“
„Sicher Onkel“, hat Hannes geantwortet, obwohl er einzig wegen der Münzen mit ist, die Kohr ihm versprochen hat.
Sein Onkel reitet voraus. Großspuriges Zeug erzählt der, obwohl ihm keiner zuhört. Aber das ist dem egal. Vielleicht merkt ers nicht mal. Über dies redet er und über das. Natürlich auch über den Sturmsepp. Tut so, als tät er ihn kennen. Als wüsst er ganz genau, was los war mit dem. Dabei weiß dieser dumme Mann gar nichts, denkt Hannes. Wusst überhaupt noch nie auch nur irgendwas.
„Sag, du warst doch mitm Sturmsepp im Kriech gewesen, stimmts?“, meint er zum Schwär.
„Man sagt ja, dass er anders zurückgekommen is von dort.“
Schwär lässt sich Zeit mit einer Antwort.
„Das sind alle“, sagt er schließlich.
Kohr lacht. Immerzu muss der lachen, denkt Hannes. Wie ein Kind ist der.
„Sicher, aber man verzählt sich ja so einiges. Von seinem Hof und von seinen Feldern und von solchen Sachen. Dass das losging, als er nachm Kriech wieder heimkam.“
„Sachen?“, fragt Schwär. „Was verzählt man sich denn?“
Er weiß natürlich genau, was Kohr meint. Hannes hat die Geschichten schon gehört, da war er noch ein kleiner Bub. So lang redet man hier schon über den Sturmsepp und seinen Hof. Manchmal hatte der Tagelöhner bei sich. Grobe und einfache Burschen waren das. Nach getaner Arbeit saßen die manchmal beim Wichmann, um ihren Lohn zu versaufen. Wenn die genug getrunken hatten, haben sie erzählt, von dort oben. Von seltsamen Lichtern aus dem Wald. Von einem Flüstern im Wind. Von Pflanzen, die sogar bei Frost auf den Feldern wachsen. Betrunkenes Geschwätz, das kann natürlich sein. Aber man sagt ja, dass immer auch ein bisschen Wahrheit dabei ist.
„Weißt schon“, sagt Kohr. „Er dort oben ganz allein und ständig übervolle Felder. Seltsam, nicht?“
Schwär dreht sich zu ihm.
„Im Ort verzählt man sich, dass ihm seine Liesel en totes Kind in die Welt gesetzt hat, nachdem er wieder daheim war. Nach der Geburt hat er sie am nächsten Tag schon wieder aufs Feld gezerrt. Hat se pflügen lassen, bis se umgefallen is. Manche sagen, dass er die Liesel da nen ganzen Tag hat liegenlassen.“ Er macht eine Pause. „Seiner Ernte hats offensichtlich nicht geschadet.“
Schwär schüttelt den Kopf.
„Was willst damit sagen?“
„Bluternte“, flüstert Kohr. Er schiebt eine Hand unter den Hosenträger und nickt Schwär entschlossen zu.
„Meinst du das wirklich, ja?“ Schwär dreht sich in seinem Sattel und sieht Hannes und Wichmann an. „Glaubt ihr das auch? Dass der Josef da Schindluder getrieben hat? Dass der mit dem Deibel im Bunde stand, seine Frau und sein Kind aufm Feld verscharrt hat und deshalb solche Ernten hatte? Glaubt ihr auch an Nachzehrer und Aufhocker, ja? Und an den Mann im Mond, an den glaubt ihr auch, wie? Ich sag euch mal was. Der Josef war bestimmt kein guter Mensch. Dazu warer zu kaltherzig und zu verschroben war der auch. Aber davon abgesehen, war mit dem alles in Ordnung! Und jetzt will ich von dem Geschwätz nichts mehr hören!“
Schweigend reiten sie weiter. Es hat aufgehört zu regnen. Trotzdem hat Hannes noch kein einziges Tier gesehen, seit sie unterwegs sind, hat keinen Vogel gehört, nichts. Scheinen sich zu verbergen, denkt er. Kalt ist es und nass auch und eine schwere Schweigsamkeit herrscht zwischen ihnen. Als sie um eine Kurve biegen, sehen sie den Sturmhof. Hannes denkt, dass er mit den Kühen und dem Hof und mit all diesen Sachen hier nichts mehr zu schaffen haben will.

Das erste, was ihnen ins Auge fällt, ist der tote Hund. Er liegt im Schlamm vor dem Haus. Wichmann greift nach seinem Gewehr und Schwär tut es ihm gleich. Sie steigen ab und binden die Pferde an einen Baum.
„Der is kaputt", murmelt Kohr. Sein Grinsen ist wie weggewischt. Die Tür zum Haus steht offen. Schwär macht einen Schritt darauf zu.
„Is da wer?“, ruft er. Drinnen regt sich nichts. Die Männer werfen sich Blicke zu, dann gehen Schwär und Wichmann hinein. Kohr zögert. Schließlich folgt er ihnen. Nur Hannes bleibt zurück. Sein Mund ist trocken und alles in ihm schreit, dass er wegmuss. Dass er hier wegmuss, so schnell es nur geht. Also dreht er sich um und stolpert Richtung Waldrand davon. Nach etwa fünfzig Schritt bleibt er stehen. Zunächst weiß er gar nicht, warum. Er schaut sich um und wundert sich. Dann hört er etwas.

Im Haus ist es dunkel. Die schmalen Gänge und die Räume wirken eng. Das schwere Holz drückt auf sie herab, macht alles klein. In der Luft liegt der Geruch von kaltem Rauch.
„Sehen wir nach den Tieren“, sagt Kohr.
Er geht den Gang zum Stalltrakt entlang, öffnet die Tür und sieht hinein. Es ist dunkel und zunächst kann er nichts erkennen. Er macht einen Schritt in den großen Raum und bleibt stehen. Ein erdiger Geruch steigt ihm in die Nase. Nach alten Kartoffeln riecht es. Nach Heu und nach Tieren. Es ist kein unangenehmer Geruch. Ein wenig Licht dringt durch Spalten in der Stallwand. Staub wirbelt umher. Als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, sieht er Umrisse auf dem Boden. Sie sind umsonst hergekommen. Die Rinder sind alle tot. Er will sich umdrehen, will den Stall verlassen und den anderen Bescheid geben, da hört er was. Er bleibt stehen. Lauscht. Geht zur Tür neben dem großen Scheunentor, öffnet und geht hinaus auf das Feld.

Schwär sieht aus dem Fenster. Er weiß nicht, wie lange er schon dort steht und den Blick nicht abwenden kann. Da draußen ist eine Birke. Sie bewegt sich im Wind. Wiegt sich nach links und nach rechts. Aber nicht nur der Baum bewegt sich. Die Rinde, denkt Schwär. Die sieht aus, als ob sie fließen würde. Das Weiß und das Schwarz wie im Strom, im ständigen Wechsel. Er muss grinsen. Das ist schön, denkt er. Er will es den anderen zeigen. Doch Kohr und Hannes sind nicht da. Nur Wichmann steht neben ihm.
„Ich geh mal dort raus“, sagt Schwär. Schon ist er bei der Tür, geht über den Rasen und sieht dort, am Rande des Waldes neben dem Feld vom Sturmsepp einen großen Haufen Erde liegen. Ein Loch, denkt er. Dort muss ein Loch sein.

Wichmann steht neben Schwär. Vor dem Fenster sieht er den Sturmsepp. Er kann ihn hören, obwohl der nicht mal seinen Mund bewegt. Obwohl das Fenster geschlossen ist und der Sturmsepp bestimmt dreißig Meter von ihm entfernt steht, obwohl der längst tot ist, kann er ihn hören.
„Willst wissen, wies is erlöst zu sein, deswegen bist hier, Wichmann. Deswegen bist mitgekommen mit den anderen.“
Erlöst?, denkt Wichmann. Aber das hat er nicht gesagt zu ihm. Er hat gesagt, dass sie sich fernhalten sollen. Warum sind sie überhaupt hier? Er überlegt. Um nach dem Rechten zu sehen und wegen der Rinder. Aber das stimmt nicht, denkt er. Er ist mitgekommen, weil der Sturmsepp Dinge über ihn wusst, die keiner weiß. Darum gings ihm. Aber nun, mit einem Mal, da will er hier gar nichts mehr. Er drückt sich am Schwär vorbei, der neben ihm steht und merkt nicht, dass der schon lange zur Tür raus ist. „Ich geh nicht mit“, murmelt er.
Ich darf nicht hineinsehen in das Loch, denkt er. Ich wills nicht wissen. Wills nicht mehr wissen. Er geht, irgendwann rennt er. Durch das Haus rennt er, stößt dabei einen Stuhl um, stolpert, rempelt mit der Schulter gegen den Türrahmen, rennt weiter. Draußen rutscht er aus, fällt, rappelt sich wieder hoch. Weiter!, denkt er. Weiter! Zu den Pferden! Nur zu den Pferden muss er es schaffen. Er rennt. Er sieht Hannes, der auf ihn zukommt.
„Wir müssen hier weg!“, ruft er. „Wir müssen gehen!“ Er dreht sich zu seinem Pferd, will aufsteigen, als Hannes ausholt und ihm mit einem schweren Stein den Schädel zertrümmert. Wichmann fällt. Auf dem Boden atmet er noch zwei Mal. Dann ist er still.
Hannes sieht auf den toten Mann herab. Er lässt den Stein fallen, geht um das Haus und stellt sich neben Kohr und Schwär an den Rand der Grube.

Lange vor dem Mann, dem sie hier Straßen gewidmet haben, weil er durch das Moor wanderte und darin etwas sah, der vermaß und entwässerte, der erste, der wirklich mit dem Graben begann und den sie Vater der Moorbauern nennen, lange vor Schweden, vor Wasserburgen und auch vor Bauern, die sich von Fürsten und Bütteln nicht länger die Butter vom Brot nehmen lassen wollten, lange vor Kirchen, Stämmen, vor Hügelgräbern und dem großen Eis, lange vor all dem war hier das Alte. Verborgen unter Erde, Wurzeln und Stein, seit es dort einschlug. Schlafend, wachsend. Vor fünf Tagen begann es mit Josef Sturm zu sprechen. Der ging daraufhin hinaus auf das Feld und als es so weit war, verließ er seinen Hof.

Hannes berichtet, dass sie Hilfe brauchen auf diesem seltsamen Gehöft und weitere Männer aus dem Dorf machen sich auf den Weg. Bis zum Ende der Woche graben bereits annähernd einhundert Menschen aus den umliegenden Ortschaften. Je tiefer man kommt, desto weniger spielen ihre bisherigen Sorgen oder Sehnsüchte eine Rolle. Das Alte spricht und ihnen wird klar, dass alles ein einziger Irrtum gewesen ist. Dies hier, das Graben ist die Wahrheit.
Man rodet einen Teil des Waldes, konstruiert simple Lastenkräne und beginnt, die Erde dadurch schneller aus der Grube hervorzuholen.
Manche sterben nach Tagen in der Grube buchstäblich mit der Schaufel in ihrer Hand. Aber das ist in Ordnung. Über den kleinen Zug Soldaten, der in einiger Entfernung gesichtet wird und in ihre Richtung unterwegs ist, macht man sich keine Sorgen. Auch diese Männer werden verstehen, wenn sie erst einmal nahe genug herangekommen sind. Sie werden ihre Gewehre wegwerfen und sich einen Spaten greifen.
Man gräbt tiefer und immer tiefer. Eine Sache von wenigen Tagen, vielleicht schon morgen, meint man und in ihren von Fackeln und Grubenlampen erleuchteten Gesichtern zeichnet sich Vorfreude ab. Morgen, denken sie, morgen wird eine andere Zeit sein.

 

Hallo @Habentus,

bin eigentlich kein Freund so langer, mehr oder weniger dahinplätschernden Erzählungen. Deine Geschichte habe ich aber gerne gelesen: Mir gefällt das leicht Dunkle, Mystische, der langsame Erzählweg ins Ungewisse.
Vorallem schätze ich deine gedanklichen Investitionen für Formulierungen, eine kleine Auswahl:

Wie aus einem Schlaf gerissen, fühlt er sich, ohne zu wissen, warum.
Ein gutes Bild für Verunsicherung.

Aber Wichmann fragt sich stest, ob er´s wird Halten können. All die schweren Gedanken und die vielen Fragen, auf die er keine Antwort mehr zu finden hofft.
Prima, das 'Halten können' - dann die 'schweren Gedanken', einmal geht es um Gewicht, dann um Gewichtiges.

"stets"

Nein, der Grund, dass du hier unten hockst und den Tod herbeisehnst, is en and´rer.“ Der Sturmsepp grinst und Wichmann wird eiskalt.
Man wird neugierig, um was es geht.
(Der Zeilenumbruch ist im Text an dieser Stelle - en and´rer.“ - ungünstig).

Als sie ihn draußen haben und Kohr mit der Leiche abgezogen ist, holt Wichmann einen Holzeimer, füllt ihn mit Wasser und beginnt mit einem Lappen den Boden zu putzen. Er will das Blut weghaben. Das Bild in seinem Kopf, wie der Sturmsepp ihn ansieht, bevor er abdrückt, will er am liebsten gleich mit wegwischen.
Wie oben beim 'Gewicht': Gelungen, dieses physische Putzen und das 'Wegwischen' im übertragenen Sinn.

Ruinen aus Fleisch hat der Arzt diejenigen genannt,
Schrecklich (aber gut ...).

Josef Sturm steigt auf sein Pferd und gibt dem Tier die Sporen. Schwere Schauer peitschen über das flache Land, als er das Moor passiert. Die wenigen Hütten dort sehen so aus, als ducken sie sich. Birken stehen links und rechts des Weges. Der starke Herbstwind umfasst sie, ringt und schüttelt an ihnen. Er lässt sie hinter sich, reitet vorbei an niedrigen, aus Stöcken
"Er lässt sie hinter sich" könnte man auch auf "Herbstwind" beziehen.

„Willst wissen, wie´s is erlöst zu sein, deswegen bist hier, Wichmann. Deswegen bist mitgekommen mit den anderen.“
Ein ausdrucksstarker Satz, überhaupt sind die ruhigen, aber auch gedankenschweren Dialoge ansprechend.

Du merkst, mir hat der Text zugesagt, das Seltsame überwiegt dem Horror, was mir entgegenkommt.

Ob man mehr über DAS ALTE wissen muss - vielleicht besser nicht ... es könnte mächtig werden:cool:

LG,

Woltochinon

 

Hallo @Habentus !

Schon der Titel hat mich angezogen (klang erstmal nach einer Lovecraft-Anlehnung, was am Ende nicht so weit davon weg war). Und bin auf meine Kosten gekommen! 😀
Ein Mysterium, das über Äonen unter einer abgelegenen Siedlung schlummert und dann nach oben quillt. Genau mein Ding 😄

Auch wie vielfältig du die Charaktere beschreibst, macht die Sache doppelt interessant.
Bin zwar kein großer Fan von ständigen Perspektivwechseln, habe mich dann aber dran gewöhnt. Nur die eine Stelle, an der du über eine kurze Passage in einen Ich-Erzähler wechselst, hat mich irritiert. Habe auch nicht verstanden, warum du das gemacht hast.

Das Ende fand ich originell, obwohl du fast alles offen lässt. Viele hätten da eher ein Finale mit Mord und Totschlag gewählt, aber deine Lösung ist angenehm unverbraucht 🙂

Drei Kleinigkeiten sind mir aber aufgefallen:

„Hat sich dieser alte Hurenbock doch tatsächlich einfach so vor deinen Augen erschossen, Deibel noch eins!“
Finde diese Formulierung vom Wichmann zu flapsig. Dem wurden kurz vorher psychisch die Hosen ausgezogen, als ihn der Sturmsepp mit seinen dunklesten Gedanken konfrontiert hat, und dann sieht er, wie dem Mann der Kopf explodiert. Später verhält er sich entsprechend, nur diese Stelle passt nicht ganz.

Das blöde Grinse, dass er dabei im Gesicht trägt
Grinsen. Oder gehört das zum Dialekt?

„Ich muss den Hannes dazuholen“, sagt er. „Dann könnt´s gehen. Wenn der seinen Heuwagen mitbringt und wir alle mit anfassen, könnten wir ihn da raufpacken.“
Bin ja kein Experte im Leichenbeseitigen, und klar, der Typ ist groß, aber braucht man wirklich mehrere Männer, um einen einzigen hochzuhieven? Zumal das in einer bäuerlichen Gegend spielt, wo die meisten sicher körperlich arbeiten und gut zupacken können.

Vom Lesefluss her fand ich es flüssig geschrieben, trotz der eingestreuten Mundart. Die bildlichen Formulierungen wie die Ruinen aus Fleisch fand ich wie @Woltochinon treffend gewählt und sorgen zusätzlich für eine beklemmende Atmosphäre.

Gern gelesen!

VG
MD

 

Hallo @Habentus!

Das ist sehr stimmungsvoll, atmosphärisch dicht erzählt! Du nimmst dir Zeit für den Sturmsepp und das zahlt sich aus. Das liest sich sehr schön, zog mich prima rein. Leider ging es mir dann zu fix zu Ende. Das Alte, ist mir zu schwammig, finde ich entgegen MD wenig originell, ein zu einfacher, oft verwendeter Ausweg aus der sehr gut aufgebauten Spannung. Mir gefällt die Bezeichnung an sich und somit auch der Titel nicht. Finde, das wird der gut geschriebenen Gesichte nicht gerecht, wertet sie eher ab. Auch die Ausführungen zu Das Alte finde ich nicht gut. Das passt für mich nicht zum Vorangegangenen, wirkt eher drangehängt, um abschließen zu können. Hätte mir ein griffigeres Ende gewünscht, ohne zu wissen, was das sein könnte. Oder noch offener, ohne die nachgeschobene Erklärung. Dennoch sehr gern gelesen, auch wenn mich das Ende etwas enttäuschte.

Zu den Details:

Die wenigen Hütten dort sehen so aus, als ducken sie sich weg.

Der starke Herbstwind umfasst sie, ringt und schüttelt an ihnen.
Da blieb ich hängen: ringt mit ihnen und schüttelt sie – klingt für mich stimmiger.

Die Menschen hier, denen das Lachen so schwerfällt, müssen Wind und Wetter trotzen, um die Saat auszubringen.

Monate und Jahre voll Arbeit haben Spuren hinterlassen und Furchen gegraben.
Monate und Jahre der Arbeit haben Spuren hinterlassen, tiefe Furchen gegraben.

Ihm, dem Hünen, ist die Kleidung nass und schwer und sein Gesicht ist verwittert wie Stein.
Ihm, dem Hünen, ist die Kleidung nass und schwer, das Gesicht verwittert wie Stein.

Als er absteigt, schlägt ihm Regen gegen den Rücken seines Mantels.
Hat ein Mantel einen Rücken? Ich weiß, wie es gemeint ist. Klingt dennoch eigenartig.

Wasser rinnt über den Filzhut und Josef Sturm wischt sich mit seiner Hand über das Gesicht, bevor er absteigt und sein Pferd einige Meter auf der Dorfstraße führt. In einer offenen Scheune bindet er es an.

Josef Sturm, dem ist, als spüre er eine kalte Hand im Nacken, streicht über die Nüstern des Tieres und klopft sanft die Flanke.
Dem Josef ist, als spüre er eine kalte Hand im Nacken,. Er streicht über die Nüstern des Tieres und klopft sanft die Flanke.

Josef Sturm geht auf die Tür zu. Er hat sein Gewehr in der Hand.
Josef Sturm geht auf die Tür zu, das Gewehr in der Hand.

Er bleibt also stehen, um zu lauschen. Sieht sich um, kneift die Augen zusammen. In der einsetzenden Dämmerung kann er am Ende des Weges nur den Umriss einer alten Mühle ausmachen.
schaut sich um, fände ich stimmiger.
der alten Mühle – er ist ja nicht irgendwo, er kennt das Dorf gut ...

Wichmann starrt den Mann an, der da durch den Eingang seiner Schenke bricht, Wind und Wasser hereinbringt, die Tür zuschlägt und den schweren Riegel vorschiebt, als wären die Hunnen im Anmarsch.
Finde das sagt auch ohne Hunnen alles aus.

Die groben Holztische sind verwaist, denn bei dem Wetter täte man wohl auch nicht den schlimmsten Hund vor die Tür setzen.
Passt für mich sprachlich und inhaltlich nicht. Sie befinden sich ja nicht draußen.

Der vielleicht drei Mal im Jahr bei ihm aufschlägt, der für zwei Männer säuft und nie viel redet, bevor er sich aufs Pferd schwingt, um zurück zu seinem Hof im Moor zu reiten.

All die schweren Gedanken und die vielen Fragen, auf die er keine Antwort mehr zu finden hofft.

Bis Wichmann fragt:
„Warst bei dem Wetter auf´m Feld gewesen?“
Zeilenumbruch weg

Beinahe, Als hätte er´s Knirschen gehört, bei jedem Wort.

Sein Gesicht ist eingefallen und im flackernden Licht der Kerzen sehen die Schatten unter seinen Augen und entlang der Wangen aus wie ausgebeizt.
... der Wangen wie gebeizt aus.

„Ich hab meinen Hund erschlagen“, flüstert er mit seiner seltsam rieselnden Stimme.
mit der seltsam rieselnden Stimme.

„Irgendwann die letzten Tage hab ich ihm mit nem großen schweren Ast den Schädel eingeschlagen.
Hier verzichtest du auf das Auslassungszeichen. Fände ich generell besser.

Draußen, direkt am Waldrand, neben meinem Feld. Da hab ich gegraben. Und gegraben. Und gegraben.“
Finde die Wiederholung nicht schön. Vielleicht: Da hab ich gegraben. Immer weiter gegraben.

Wichmann, der nicht weiß, was er von all dem seltsamen Gerede halten soll, gießt ihnen ein.

„Das Alte hat mir was über dein Bier erzählt, Wichmann.
„Es hat mir was über dein Bier erzählt, Wichmann.
Versuche mal dezent, dir Das Alte auszureden :D

Wie kann er das wissen?, denkt er.
Wie kann der das wissen?, denkt er.
Würde hier, wie auch zuvor, bei der bleiben.

Wichmann kann jetzt den Atem vom Sturmsepp riechen. Den Alkohol darin und dann ist da noch was anderes.

„Ich merk, wie´s an mir zerrt. Es ruft nach mir, weißt? In mir schreit´s. Alles, jede Faser will, dass ich zurückkehr. Es hat mich all meine Kraft gekostet, herzukommen. En weit´res Mal wird´s nicht geben. Ich bin nicht länger mein eig´ner Herr.“

Aber das hier, auf dem Boden seiner eigenen Schenke, das ist anders.

Von einem leisen Flüstern im Wind.
Flüstern is ja leise.

Schwär fährt mit seiner Hand von seinem Bauchnabel bis zu seiner Kehle und schüttelt den Kopf.
Schwär fährt mit der Hand von seinem Bauchnabel bis zur Kehle und schüttelt den Kopf.

Sein Fell ist dreckig und verfilzt, der Schädel eingedrückt. Als hätte wer mit großer Kraft dagegen geschlagen.
Ist zum einen klar und braucht es ohnedies nicht.

Er beginnt zu traben, aber nach etwa fünfzig Schritt bleibt er stehen.
Er trabt? Oder sitzt er wieder auf dem Pferd?

Die schmalen Gänge und die Räume wirken eng und gedrungen. Das schwere Holz drückt auf sie herab, macht alles klein.
Gibt es in solch einem Bauernhaus mehr als einen Gang?

Davon abgesehen gibt es keine Spuren eines Einbruchs oder sonst etwas Auffälliges.
Sind die vorangegangenen Details Spuren eines Einbruchs?

Und Obwohl er längst tot ist.

Wichmann fällt. Auf dem Boden atmet er noch zwei Mal. Dann ist er still. ZEILENUMBRUCHHannes sieht auf den toten Mann herab. Er lässt den Stein fallen, geht um das Haus herum und stellt sich neben Kohr und Schwär an den Rand der Grube.
Fände ich ohne Dann ist es still. weit wuchtiger.

Für mich könnte die Erzählung hier enden.
Obwohl ich mir damit nach dem zweiten Mal lesen gar nicht mehr sicher bin.
Hat doch was :susp:

Du kennst das Spiel, alles nur meine unbedeutende Meinung, vielleicht ist Passendes dabei.

Gruß,
Sammis

 

Moin @Sammis !

Hab mich bezüglich des Endes undeutlich ausgedrückt: Fand nicht "das Alte" originell, das gabs schon öfter (obwohl ich solche angedeuteten Mysterien mag), sondern wo alle Leute am Schluss von der Macht besessen werden und bis ins Endlose graben.

VG

 

Hallo @Woltochinon und danke dir für Kommentar und Anmerkungen! Hat mich wirklich gefreut, dass dir meine Geschichte zusagt! Gerade, weil du auch der erste warst, der dann einen Kommentar hinterlassen hat. Da fällt dann (zumindest bei mir) erst mal ein wenig die Unruhe ab, wie der Text wohl ankommt. Danke also auch dafür :)

Mir gefällt das leicht Dunkle, Mystische, der langsame Erzählweg ins Ungewisse.
Tatsächlich war die Geschichte sogar noch drei Seiten (!) länger in der Ursprungsversion. Dann habe ich (für meine Begriffe) aber sehr rigoros gekürzt. Ich hatte eigentlich ein gutes Gefühl dabei, hatte aber trotzdem die Befürchtung, dass das Entschleunigte und Mystische (das wollte ich nämlich schon ein wenig einfangen) dadurch vlt. verloren geht. Da du es explizit erwähnst, ist das wohl nicht so der Fall. Freut mich!

"stets"
Hab ich verbessert.

Man wird neugierig, um was es geht.
(Der Zeilenumbruch ist im Text an dieser Stelle - en and´rer.“ - ungünstig).
Tja, das stimmt. Vlt. nehm ich irgendwo noch mal ein Wort raus in der Hoffnung, dass dann der Zeilenumbruch wegfällt ...

"Er lässt sie hinter sich" könnte man auch auf "Herbstwind" beziehen.
Stimmt. Habs zwischenzeitlich ersetzt durch Josef Sturm. Ganz zufrieden bin ich aber noch nicht. Vlt. schreib ichs noch mal etwas anders.

Ob man mehr über DAS ALTE wissen muss - vielleicht besser nicht ... es könnte mächtig werden
Da gehen die Meinungen vermutlich generell auseinander. ich finde aber auch, dass es das nicht braucht. Ich habe eine Vorstellung davon, was das Alte ist, wo es herkommt und was es vorhat. Andere haben da vlt. eine andere Idee. Ich wollte das einigermaßen offenhalten.


Hallo @MorningDew ich wollte deiner (mittlerweile sogar eingelesenen Story!) auch noch einen Besuch abstatten. Danke auf jeden Fall für Kommentar und Anmerkungen!

Schon der Titel hat mich angezogen (klang erstmal nach einer Lovecraft-Anlehnung, was am Ende nicht so weit davon weg war). Und bin auf meine Kosten gekommen!
Feut mich! Auch der Vergleich :) Tatsächlich war ich anderthalb Wochen in der Gegend rund um das Teufelsmoor im Urlaub. Und da gibt es Stellen, da könnte ich mir das Ganze ehrlich gesagt gut vorstellen, haha. Da kam auf jeden Fall die Idee zustande. Auch wenn Namen (Josef) und Dialekt (erfunden) nicht in die Gegend passen.

Auch wie vielfältig du die Charaktere beschreibst, macht die Sache doppelt interessant.
Auch das Kompliment nehme ich gerne an :)

Bin zwar kein großer Fan von ständigen Perspektivwechseln, habe mich dann aber dran gewöhnt. Nur die eine Stelle, an der du über eine kurze Passage in einen Ich-Erzähler wechselst, hat mich irritiert. Habe auch nicht verstanden, warum du das gemacht hast.
Tja, ich wollte zum einen den Hannes noch ein bisschen vorstellen. Ich wollte aber nicht einfach über ihn schreiben, sondern auch die Stimmung und die Angespanntheit hervorheben. Deshalb dachte ich, dass das so ganz gut funktioniert. Es ist ein Bruch, das sehe ich. Trotzdem finde ich, dass das eigentlich ganz gut funktioniert. Falls es jetzt aber noch mehr Leuten negativ auffällt, werd ichs vlt auch noch mal anders ausprobieren.
Kann auch sein, dass ich in ein oder zwei Wochen noch mal anders über die Stelle denke und das ändere. Momentan bin ich da etwas textblind.

Das Ende fand ich originell, obwohl du fast alles offen lässt. Viele hätten da eher ein Finale mit Mord und Totschlag gewählt, aber deine Lösung ist angenehm unverbraucht
Ja, eigentlich stand das Ende ganz am Anfang. Ich dachte, dass es doch ganz witzig ist, etwas zu haben, was quasi immer mächtiger wird und so gesehen eigentlich ab einem bestimmten Punkt nicht mehr aufzuhalten ist. Die Soldaten stellen da ja dann auch keine Gefahr mehr da. Je nachdem, wie man das jetzt zu Ende liest, ist das Ende der Geschichte ja der Anfang vom Ende der Menschheit. Der Gedanke stand zuerst. Danach kam alles drum rum.

Finde diese Formulierung vom Wichmann zu flapsig.
Stimmt, wäre sie auch. Aber tatsächlich ist es der Kohr, der da spricht. Dem Wichmann wird das ja auch zu viel. Er würde ihm ja am liebsten eine reinhauen. Aber glaube, ich muss den Zeilenumbruch wegmachen, damit es klar wird.

Grinsen. Oder gehört das zum Dialekt?
Nee, Fehler von mir. Ich verbessere es.

in ja kein Experte im Leichenbeseitigen, und klar, der Typ ist groß, aber braucht man wirklich mehrere Männer, um einen einzigen hochzuhieven?
Tja, stimmt schon. Ich habe tatsächlich mal eine Zeit lang Teilzeit bei einem Bestatter gearbeitet. Ich kann sagen, dass das teilweise zu zweit (Treppenhaus plus Sarg oder Tragetasche, dritter Stock usw.) wirklich sehr, sehr schwer sein kann. Aber stimmt, das sind eigentlich starke Typen. Vielleicht fahr ich die Stelle auch noch mal zurück.

Hallo @Sammis freut mich sehr, dass du vorbeigeschaut hast! Auch danke für deine Anmerkungen. War viel Gutes dabei!

Das Alte, ist mir zu schwammig, finde ich entgegen MD wenig originell, ein zu einfacher, oft verwendeter Ausweg aus der sehr gut aufgebauten Spannung.
Das kann ich nachvollziehen. Da gehen vermutlich generell die Meinungen etwas auseinander. Ich find eigentlich schon, dass das funktioniert, bin aber gespannt, wie das vlt auch noch andere bewerten. Vlt. sehe ich das, wenn ich die Geschichte in 1-2 Wochen noch mal grundelgend lese, auch so wie du.

Mir gefällt die Bezeichnung an sich und somit auch der Titel nicht.
Tja, ich finde Titel ja sowieso immer schwierig. Zuerst hieß die Geschichte der Sturmsepp. Aber eigentlich geht es ja gar nicht um den Sturmsepp. Der Name ist halt (finde ich zumindest) cool und irgendwie auch schwer. Hab den tatsächlich aus einem Hörbuch von Werner Herzog geklaut. In seiner Kindheit gab es wohl einen Bauern, den die so genannt haben. Anyway, ich hab dann überlegt, wie ich die Geschichte nennen soll. Das Alte stand als Begriff für die fremde Macht schon fest. Und dann fand ich das auf eine sympathische Art oldschool.

inde, das wird der gut geschriebenen Gesichte nicht gerecht, wertet sie eher ab. Auch die Ausführungen zu Das Alte finde ich nicht gut.
wirkt eher drangehängt, um abschließen zu können.
Hab es weiter oben schon geschrieben. Tatsächlich stand das Ende ganz am Anfang. Da wollte ich mehr oder weniger drauf hinaus. Vlt. stiht es auch stilistisch daher so ein wenig raus, weil es quasi mit einem zeitlichen Abstand zuerst da war? Ich persönlich find das schon gelungen, weil ich es spannend finde, weiter drüber nachzudenken, was da jetzt als nächstes passiert. Wird die Macht immer größer, werden die Menschen immer mehr in den Bann gezogen? Und was passiert eigentlich, wenn sie das Alte wirklich ausgegraben haben? Ich hatte da so was tentakel- und hochhausgroßes vor Augen, haha. Aber da kann bestimmt jeder selbst überlegen, wie es weiter geht.
Wie gesagt kann ich aber deine Sichtweise schon auch nachvollziehen. Ich mach mir da mal weiter drüber Gedanken, ob ich das Ende noch mal verändern muss. Oder zumindest die Art und Weise, wie es dranhängt.


Da blieb ich hängen: ringt mit ihnen und schüttelt sie – klingt für mich stimmiger.
Ihm, dem Hünen, ist die Kleidung nass und schwer, das Gesicht verwittert wie Stein.
Dem Josef ist, als spüre er eine kalte Hand im Nacken,. Er streicht über die Nüstern des Tieres und klopft sanft die Flanke.
Josef Sturm geht auf die Tür zu, das Gewehr in der Hand.
Das sind insgesamt so ein paar Sachen, wo ich verstehe was du meinst. Deine Vorschläge würden sprachlich entschlacken und den Lesefluss wahrscheinlich erleichtern. Unten habe ich auch noch Dinge von dir, die ich auf jeden Fall übernehmen werde. Bei diesen Beispiele hier aber will ich es erst mal noch so stehen lassen. Ich finde diese leichte, sprachliche Verschrobenheit gibt dem Text eine Schwere, die ich erreichen wollte. Durch bestimmte Wiederholungen und Satzstellungen muss man als Leser manchmal ein wenig innehalten. Das finde ich im Moment noch gut. Es kann aber sein, das habe ich ja schon angemerkt, dass ich in 2 Wochen feststelle, dass das für mich so gar nicht mehr funktioniert und ich auch diese Anmerkungen von dir einbaue. Bis dahin lasse ich es aber mal so stehen.

der alten Mühle – er ist ja nicht irgendwo, er kennt das Dorf gut ...
Stimmt! Wird geändert

Finde das sagt auch ohne Hunnen alles aus.
Haha, da hänge ich dran! Aber ist wahrscheinlich Geschmackssache.
Passt für mich sprachlich und inhaltlich nicht. Sie befinden sich ja nicht draußen.
Stimmt. Gemeint ist, dass aber auch niemand vor die Tür treten würde, um zu Wichmann in die Schenke zu gehen.

„Es hat mir was über dein Bier erzählt, Wichmann.
Passt an dieser Stelle tatsächlich besser. Ich ändere das. Aaaber vom Alten werde ich generell erst mal noch nicht abrücken, haha.
Flüstern is ja leise.
Absolut! Ich ändere es

Er trabt? Oder sitzt er wieder auf dem Pferd?
Nee, er bewegt sich schlurfend, aber schneller als einfach nur laufen. Vlt fällt mir noch was Passenderes ein.

Gibt es in solch einem Bauernhaus mehr als einen Gang?
Also die Höfe (teilweise auch schon recht alt) die ich so kenne (vor allem im Schwarzwald), sind teilweise wirklich imposant groß. Zumindest von außen. Drinnen sind die Wohnbereiche teilweise winzig, die Gänge beengt und alles vertäfelt mit dunklem, schweren Holz, dass das Ganze noch mal bedrückender macht. Und es gibt schon mehrere Gänge.
Aber stimmt schon, gibt auch deutlich kleinere Häuser. Ich überle noch mal, wie ichs mache.
Sind die vorangegangenen Details Spuren eines Einbruchs?
Nee, da passt die Formulierung nicht. Ich überleg mir was.
Fände ich ohne Dann ist es still. weit wuchtiger.
Tja, ich finde gerade dass das dem ganzen Wucht verleiht :/ aber ich überleg mal, ob ichs versuchsweise mal rausnehme.

Danke euch allen für die vielen hilfreichen Anmerkungen und Meinungen!
Viele Grüße
Habentus

 

Hallo @Habentus,

Da fällt dann (zumindest bei mir) erst mal ein wenig die Unruhe ab, wie der Text wohl ankommt. Danke also auch dafür :)
Nett, dass du das erwähnst, geht mir auch so.

Sammis:
Mir gefällt die Bezeichnung an sich und somit auch der Titel nicht.

Tja, ich finde Titel ja sowieso immer schwierig. Zuerst hieß die Geschichte der Sturmsepp. Aber eigentlich geht es ja gar nicht um den Sturmsepp.

@Sammis/Habentus,

gerade Einworttitel sind schwierig, da sie wenig Raum für eine Beschreibung des Textinhalts bieten. Trotzdem mag ich sie, die deutsche Sprache bietet eine Spielwiese für kreative Wortkompositionen (zB. 'Schattengeflüster', 'Todeswahn').
"Das Alte" fand ich gut, weil es auf irgendwelche vergangenen Vorgänge verweist, bzw. eine (unbestimmte) Macht, die immerhin schon einige Zeit am Wirken ist.

Einen 'Zeitanker', um zu wissen in welchem Jahrhundert das spielt, habe ich etwas vermisst. Man könnte dann eher erschließen, in welcher Gedankenwelt die Protagonisten zu Haus sind.

"Sturmsepp", als Namens-Oxymoron ist ein gelungener Ausdruck!

LG,

Woltochinon

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Habentus

Bist fleissig in letzter Zeit, sehr schön! Ich komme momentan leider nicht so oft zum Schreiben, wie ich das eigentlich gerne möchte, aber bisschen Lesen und Kommentieren liegt immerhin drin ;-) Habe schon gestern auf einer mitternächtlichen Bahnfahrt begonnen und habe dann heute Morgen deinen Text fertiggelesen. Ich schreib Dir erstmal ein paar Dinge raus, die mir so formulierungstechnisch etc. aufgefallen sind und am Ende dann noch ein Fazit. Meine Anmerkungen sind wie immer recht kleinteilig, hoffe, das stört Dich nicht.

Josef Sturm steigt auf sein Pferd und gibt dem Tier die Sporen.
Wieso nicht: Josef Sturm steigt auf sein Pferd und gibt ihm die Sporen? Fände ich knackiger, das mit dem Tier braucht's eigentlich nicht. Josef Sturm, gefällt mir der Name! (und er passt gut ins Setting)

Die wenigen Hütten dort sehen so aus, als ducken sie sich.
Ich denke nicht, dass da was falsch ist, an dieser Formulierung, aber mein Gefühl sagt mir, dass Die wenigen Hütten sehen aus, als duckten sie sich besser wäre. 'dort' und 'so' würde ich eliminieren, da es in meinen Augen Füllsel sind.

Der starke Herbstwind umfasst sie, ringt und schüttelt an ihnen.
Hier habe ich Probleme mit den Formulierungen der Wind umfasst die Bäume und der Wind ringt an ihnen. Vielleicht geht das nur mir so. Klar, man ist ja immer bemüht, möglichst neue und treffende Formulierungen zu finden, Du hast da auch einige gute Sachen in dem Text drin, das hier finde ich aber weniger gelungen. Nur als Vorschlag: Der starke Herbstwind peitscht durch das Astwerk, zerrt und rüttelt an ihm. Sowas in die Richtung könnte ich mir vorstellen. Aber ist natürlich 'up to you'.

Wie aus einem Schlaf gerissen, fühlt er sich, ohne zu wissen, warum.
Er reitet, als wäre der Deibel hinter ihm her.
Ich würde das hier am Ende des Absatzes killen und -- falls Dir die Formulierung gefällt bzw. Du an der hängst -- das ein wenig früher einbauen, wo es genau darum geht:
Er treibt sein Tier an, zu schnell, gefährlich geradezu, er reitet, als wäre der Deibel hinter ihm her. Ansonsten wirkt es auf mich so nachgeschoben. Den vorherigen Satz fände ich wirkungsvoller in seiner Aussage (als Abschluss des Absatzes).

Als er absteigt, schlägt ihm Regen gegen den Rücken seines Mantels.
Finde ich eine originelle Formulierung! Auch schönes Wort finde ich: Mantelrücken. Kannte ich so noch gar nicht :-) Wie im Zitat geschrieben klingt es für meine Ohren aber ein wenig seltsam, ich fände was in die Richtung besser: Als er absteigt, schlägt ihm Regen gegen den Mantelrücken.

Wasser rinnt über den Filzhut und Josef Sturm wischt sich mit seiner Hand das Gesicht, bevor er sein Pferd einige Meter auf der Dorfstraße führt.
Ja, mit seiner Hand, mit wessen sonst? Ist so ein Klassiker. Würde einfach schreiben mit der Hand oder mit einer Hand ginge wohl auch.

Ein Trog steht bereit, ein wenig Heu darin.
Fungiert ein Trog nicht eher als Tränke? Also ich hätte geschrieben: Ein Trog steht bereit, daneben liegt ein wenig Heu.

Josef Sturm, dem ist, als spüre er eine kalte Hand im Nacken, streicht über die Nüstern des Tieres und klopft sanft die Flanke.
Wenn er spricht, und sei es nur ein einzelnes Wort, ist ihm, als wäre ihm was in den Hals geraten.
Für einen Moment ist ihm, als wäre da was.
Du bemühst Dich um eine 'altertümliche' Ausdrucksweise, was ich grundsätzlich begrüsse, da es gut in den Kontext passt, dieser Ausdruck, 'ihm ist', finde ich aber ein wenig zu exzessiv eingesetzt. Da gibt es bestimmt andere Möglichkeiten, um das bisschen zu variieren. Im ersten Zitat: Das mit der kalten Hand im Nacken finde ich ein wenig zu abgegriffen. Im letzten Zitat: Das klingt gestelzt auf mich, was genau nimmt er denn da wahr? Der Erzähler könnte das genauer in Worte fassen, finde ich.

Knirschend und rieselnd klingt es in seinen Ohren.
Was klingt knirschend und rieselnd in seinen Ohren? Die eigene Stimme? Ansonsten hätte ich vielleicht geschrieben: Ein Knirschen und Rieseln in seinen Ohren.

Wichmann wird dort sitzen, weiß er.
Würde ich streichen. Wer ausser Josef Sturm sollte das (in diesem Moment) sonst wissen?

Ob Gast oder nicht, wird er dort sitzen und die Stunden zählen.
Das mit dem 'Gast oder nicht' habe ich nicht recht verstanden. Dem Wichmann gehört die Schenke, oder? Auf wen bezieht sich dann 'Gast'? Nicht auf Josef Sturm, denke ich, das würde in Kombination mit dem vorhergehenden Satz nicht viel Sinn machen ... Du merkst, mich hat die Stelle ein wenig verwirrt.

Wichmann starrt den Mann an, der da durch den Eingang seiner Schenke bricht
Wahrscheinlich willst Du hier ausdrücken, dass er die Tür kraftvoll aufstösst, aber wegen des 'durch die Tür [bzw. Eingang] brechens' liest es sich so, als zersplittere die ihn tausend Stücke. Das Bild wirkt auf mich deshalb übertrieben. Kann aber sein, ich lese die Stelle falsch, bzw. interpretiere 'brechen' nicht so, wie von Dir beabsichtigt.

Die groben Holztische sind verwaist, denn bei dem Wetter täte man wohl auch nicht den schlimmsten Hund vor die Tür setzen.
Hier habe ich auch ein wenig Verständnisprobleme: Es ist niemand in der Schenke, weil man bei dem Sauwetter auch nicht den Schlimmsten vor die Tür setzen würde. Aber wenn man das nicht täte, dann sässe ja auch noch der Schlimmste im Gastraum, weil man auch ihn eben nicht rauswerfen würde? Oder ist damit gemeint, dass die Frauen auch die schlimmsten Ehemänner bei dem Sauwetter nicht vor die Tür stellen würden und deshalb bleibt der Gastraum leer? Mmmh, ein wenig kompliziert :D

„Wozu die Büchs?“, ruft er seinem Gast zu, denn das Gewehr ist ihm nicht entgangen. „Angst vorm Wolf?“
Klar ist ihm die Büchs nicht entgangen, sonst würd' er nix sagen ...

Aus dunklem, schweren Holz ist der gehauen, massiv schaut der aus.
Aus dunklem, schwerem Holz ist der gehauen [...]

Er sieht ihn sich an[KOMMA] seinen Gast.
„Wölfe hat man hier schon lang nicht mehr gesehen“, sagt der Sturmsepp und Wichmann holt zwei Gläser und eine Flasche hervor. Er schenkt ihnen ein. Sie trinken. Lauschen dem Wind und dem Regen.
Paar Füllwörter könnten hier noch ausgesiebt werden, finde ich.

Ansonsten habe ich bis hierhin auch ein wenig das Gefühl, dass dieser 'altertümliche' Duktus nicht ganz konsequent durchgezogen wird, weshalb gewisse Stellen (wo ebenjener Duktus weniger stark zu Tage tritt) etwas aus dem restlichen Text rausfallen. Ich verstehe, dass das sehr schwer ist, in so einer Sprache zu schreiben und ich schätze deinen Effort, dies durchzuziehen, für mich geht das aber momentan noch nicht gänzlich auf und der Text wirkt -- jetzt rein auf die Schreibweise bezogen -- manchmal noch etwas unentschlossen.

„Warst bei dem Wetter auf´m Feld gewesen?“
Hier im Dialog passt die Ausdrucksweise sehr gut, finde ich, gerade auch solche Sachen wie hier im Zitat machen den Wichmann lebendiger, geben ihm durch die Sprache ein Gesicht. Finde ich gut gemacht.

Unter den Nägeln ist sie ebenso wie im Gesicht und in den Haaren und als der Sturmsepp gerade was gesagt hat, war´s ihm, als befände sich die Erde auch zwischen dem seinen Zähnen und im Hals. Beinahe, als hätte er´s Knirschen gehört, bei jedem Wort.
Das musste ich dreimal lesen, bis ich alles erfassen konnte. Mir würde es helfen, da ein oder zwei Sätze mehr draus zu machen: Unter den Nägeln ist sie ebenso wie im Gesicht und in den Haaren. Als der Sturmsepp gerade was gesagt hat, war's ihm, als befände sich die Erde auch zwischen dem seinen Zähnen und im Hals. Als tät's knirschen, bei jedem Wort. Sowas.

Wenn wir schon dabei sind: Du hast 45x das Wörtchen 'als' in dem Text drin. Das finde ich zu viel und für mich hat sich das jetzt bereits an dieser Stelle hier etwas abgenutzt. Danach würde ich den Text noch einmal durchkämmen, schauen, ob sich gewisse Formulierungen umstellen/verändern lassen.

„Gibst ihn denn auf[KOMMA] deinen Hof?“
Es ist der Blick, von wem, der keine Erschöpfung, keinen Hass und keine Trauer mehr kennt. Ein Blick von einem, der nur noch funktioniert.
Grammatikalisch nicht korrekt, denke ich. Auch wenn Du hier diesen alten Sprech hast, würde ich nicht unbedingt zu stark die Regeln verbiegen ;-) Ich fände es ganz okay, wenn Du stattdessen schreibst: Es ist der Blick von einem, der keine Erschöpfung, keinen Hass und keine Trauer mehr kennt, von einem, der nur noch funktioniert.

Sein Gesicht ist eingefallen und im flackernden Licht der Kerzen sehen die Schatten unter seinen Augen und entlang der Wangen aus wie ausgebeizt.
Toll! :thumbsup:

„Ich hab meinen Hund erschlagen“, flüstert er mit seiner seltsam rieselnden Stimme.
Weg mit dem wertenden 'seltsam', es wird längst zuvor klar, wie der Wichmann die Stimme des Sturmsepps wahrnimmt.

„Irgendwann die letzten Tage hab ich ihm mit nem großen schweren Ast den Schädel eingeschlagen. Willst wissen warum? Weil der nicht mehr aufhören wollt, zu bellen. Der wollt´s Bellen einfach nicht mehr aufhören. Tag und Nacht hat der angeschlagen. Du willst wissen, was ich so treib auf meinem Hof, ja? Ich kann´s dir nicht sagen, [was ich so treib auf meim Hof,] weil ich mich kaum dran erinnern tu. Aber ich weiß, was ich getan haben muss, Wichmann. Weil´s nicht zu übersehen is. Draußen, direkt a [A]m Waldrand, neben meinem Feld. Da hab ich gegraben. Und gegraben. Und gegraben.“
Da im Dialog würd ich bisschen was streichen, um den ein wenig knackiger, direkter zu gestalten, mit weniger wiederholenden Elementen. Selbstverständlich nur ein Vorschlag.

Wichmann runzelt die Stirn. Er versteht nicht, was das bedeuten soll.
Wichmann versteht nicht, was das bedeuten soll, aber jeder Leser wird verstehen, was Wichmanns Stirnrunzeln bedeutet ;-)

„Es is dort etwas. Dort unten, in der Erde neben meinem Feld, verborgen unter Wurzeln, unter Lehm und Steinen begraben, da is was. Und es will raus aus der Erde.
Schlusszeichen fehlen.

Der Sturmsepp lacht und es klingt, als hätte sich ein großer Hund verschluckt.
:thumbsup: (das es ein grosser Hund ist, bräuchte es für mich nicht, auch oder gerade weil der Sturmsepp sowieso als Hüne beschrieben wird)

„Das Alte hat mir was über dein Bier erzählt, Wichmann. Du panschst´s, nicht wahr? Die Leut hier vermuten´s ja schon lang, nur beweisen kann´s dir keiner. Und deine Frau? Die is dir untreu deine Frau, weil du se nicht mehr besteigst. Seit dem Kriech schon nicht, stimmt´s?“
Müsste das nicht in diesem Sprech nicht als 'nich' ausgesprochen werden? Ich weiss nicht, haha :D Hier hat mich die Einführung des 'Alten' etwas überrumpelt, vor allem weil er direkt damit startet, was dieses Alte ihm alles so über den Wichmann erzählt hat. Es kommt für mich deshalb so ein wenig aus dem Nichts. Klar, da ist vorher von seinem Graben die Rede, das da was unter der Erde ist, aber vielleicht könnte er da vorher bereits was andeuten, in die Richtung Da unten inner Erde, da liegt was begraben, was Altes. Fände ich ein wenig organischer. Hier könntest Du das Alte bereits einbringen, finde ich:
„Es is dort etwas. Dort unten, in der Erde neben meinem Feld, verborgen unter Wurzeln, unter Lehm und Steinen begraben, da is was. Und es will raus aus der Erde.

Es weiß so vieles. Auch über uns, die wir hier leben. Es hat mir erzählt, dass du Stunde um Stunde vor deinem Balken hier unten hockst und überlegst, dich dran aufzuhängen, während sie dort oben liegt und sich nach anderen Männern verzehrt. Aber um deine Frau geht’s dir nicht. Die is dir eigentlich egal. Nein, der Grund, dass du hier unten hockst und den Tod herbeisehnst, is en and´rer.“
Vielleicht auch da etwas aussieben. Den Anfang würde ich streichen, weil es auch so klar wird, dass das Alte vieles weiss und vor allem auch vieles über die Bewohner dieser Ortschaft. Ansonsten wüsste der Sturmsepp ja bspw. nicht über Wichmanns Machenschaften beim Bierpanschen Bescheid.

Wie kann er das wissen?, denkt er. Wie kann das sein?
Zweiteres würde ich streichen.

„Eingesperrt unter Erde, Wurzeln und Stein[,] gehört´s.“
Komma nach 'Stein' entfernen.

„Ich merk, wie´s an mir zerrt. Es ruft nach mir, weißt? In mir schreit´s. Alles, jede Faser will, dass ich zurückkehr. Es hat mich all meine Kraft gekostet, herzukommen. En weit´res Mal wird´s nicht geben. Ich bin nicht länger mein eig´ner Herr.
Das Durchgestrichene klingt schön, doch leider ist es ziemlich übererklärt.

Die ersten Tage kamen mir vor wie Minuten, und wie Jahrzehnte kamen se mir vor.
Verstehe ich nicht. Waren die Tage nun wie Minuten oder wie Jahrzehnte? Lese ich es falsch?

Weil ich Angst hat, dass ich´s nicht tun würd, wenn erst mal die Gedanken anfangen[,] in meinem Kopf rumzugeistern.
Kein Komma nach 'anfangen'.

„Ich muss den Hannes dazuholen“, sagt er. „Dann könnt´s gehen. Wenn der seinen Heuwagen mitbringt und wir alle mit anfassen, könnten wir ihn da raufpacken.“
Wie schwer ist der Sturmsepp, dass es dazu drei Mann braucht? Auch wenn er wie gesagt als Hüne beschrieben wird, ist mir das bisschen zu 'over the top'.

Als sie ihn draußen haben und Kohr mit der Leiche abgezogen ist, holt Wichmann einen Holzeimer, füllt ihn mit Wasser und beginnt mit einem Lappen den Boden zu putzen. Er will das Blut weghaben. Das Bild in seinem Kopf, wie der Sturmsepp ihn ansieht, bevor er abdrückt, will er am liebsten gleich mit wegwischen.
Ich weiss nicht, wahrscheinlich ist das so eine Stil-Sache, diesem alten Sprech auch ein wenig geschuldet, aber solche Sachen, die wirklich extrem naheliegend sind wie hier das Durchgestrichene, das würde ich mir noch einmal überlegen: Natürlich will er das Blut weghaben, sonst würde er ja nicht zu Putzen anfangen. Ich habe da einfach das Gefühl, solche Einsprengsel halten den Text nur unnötig auf. Den letzten Satz da oben im Zitat finde ich übrigens super!

Müde ist er. Trotz allem ist er müde, denn er hat in der Nacht kein Auge mehr zugetan.
Wenn er den Lumpen, den er benutzt, um über die groben Holzdielen zu schrubben, auswringt, rinnt ihm zähflüssiges Blut durch die Finger.
Wichmann hat Blut gesehen. Mehr als genug. Aber das hier, auf dem Boden seiner Schenke, das ist anders.
Hier auch die Wiederholungen. Mir fällt das gerade hier in diesem Abschnitt ziemlich stark auf. Im letzten Zitat müsstest Du natürlich noch ein wenig umformulieren, damit es aufgeht, aber das er mehr als genug Blut gesehen hat, wird ja sehr schön gezeigt, bei der Stelle mit dem Wundarzt. Ich finde, diese wiederholenden Sachen, das kann man gut machen in den Dialogen, weil manch einer spricht vielleicht so, aber direkt im Text, also beim Erzähler, würde ich das eher lassen, ist aber nur eine persönliche Empfindung und andere mögen's anders sehen.

Ruinen aus Fleisch hat der Arzt diejenigen genannt, die zu ihnen gebracht wurden.
'Ruinen aus Fleisch': Gefällt mir sehr gut! Wer wurde zu ihnen gebracht? Die Kriegsversehrten. Vielleicht wäre es deshalb schöner: Ruinen aus Fleisch hat der Arzt die Kriegsversehrten genannt.

Hat kein Wort gesagt und jetzt meint er also plötzlich das Reden wieder anfangen zu müssen.
'Wieder' killen, weil ich habe es so gelesen, dass der vorher gar nix gesagt hat.

„Man kann nicht reinschauen in die Leut.“
Schwär lacht. „Nein, reinschauen kann man nicht.“ Er zieht an seiner Pfeife. „Morgen werd ich mir den Sturmhof ansehen.“
Da ist mir direkt in den Sinn gekommen, dass man in den Kopf vom Sturmsepp hätt reinschauen können, nachdem sich der erschossen hat :D Flinte unters Kinn und abgedrückt, vielleicht hat's ihm den halben Kopf zerrissen und so galgenhumormässig hätte ich das passend gefunden, wenn einer der beiden gesagt hätte: "Nun ja, nach dem Schuss konnt man schon reinsehen." Irgendwie sowas. Aber ich will Dir natürlich nicht zu sehr reinreden, es ist einfach eine spontane Idee und Du darfst gerne damit machen, was Du willst.

Der sitzt auf seinem Pferd und tut, als tät ihm hier das ganze Land gehören.
'tut' und 'tät' in einem Satz ist eventuell etwas ungünstig. Vielleicht: Der sitzt auf seinem Pferd und tut, als würde ihm hier das ganze Land gehören. Das Wörtchen 'hier' wird auch ganz schön oft gebraucht im Text, nicht so viel wie 'als', aber immerhin auch 21x. Es ist mir aufgefallen beim lesen. Vielleicht hie und da ein 'hier' aussieben? Die meisten davon brauchts eigentlich nicht, aber auch hier (:D): Ist vielleicht dem Sprech geschuldet.

„Sag, du warst doch mit´m Sturmsepp im Kriech gewesen, stimmt´s?“
Der Ausdruck 'Kriech' kam ja schon vorher vor, er hat mich etwas irritiert, weil ich nicht wusste, was damit genau gemeint ist. Dachte erst, der Kriech ist irgendein Typ oder so. Aber bei dieser Stelle habe ich's dann geschnallt, der Krieg ist damit gemeint. Nun, sicher liegt das einfach an mir, ich kenn die deutschen Dialekte einfach zu wenig.

„Und danach hat der nicht einmal mit der Miene gezuckt, ich hab das gesehen. Hat einfach sein Messer abgewischt und weitergemacht. Das vergess ich nicht.“
Über die legendären Erträge des Sturmsepp hatte es immer einiges an Gerede gegeben.
Auch hier vielleicht Dinge rausnehmen, die obvious sind oder einfach Wiederholung.

Kein einziges Tier hab ich gesehen, seit wir unterwegs sind. Hab keinen Vogel gehört, nichts. Sie scheinen sich zu verbergen. Es ist still.
Es regnet ja immer noch. Singen Vögel, wenn's schwer regnet? Nein, die suchen doch Schutz und sind still, ist normales Verhalten, oder? Auch sonst verkriecht sich die hiesige Fauna doch bei Sauwetter. Die Stelle hat mich etwas irritiert, weil's mir nicht ungewöhnlich erscheint, bei dem Wetter keine Tiere zu sehen/hören.

Kalt ist´s und nass auch und ne schwere Schweigsamkeit herrscht zwischen uns. Als wir um eine Kurve biegen, sehen wir den Sturmhof. Ich denk, dass ich besser daheim geblieben wär. Mit den Kühen und dem Hof und mit all diesen Sachen hier, will ich nichts zu schaffen haben.
Den letzten Satz dieses Abschnittes würde ich streichen. Es ist klar, dass er mit den Kühen und dem Hof nix zu schaffen haben möchte, hat er vorher bereits erwähnt. Ausserdem fände ich es eindringlicher, mit dem zweitletzten Satz aufzuhören: Das schafft eine schön gruselige Stimmung, weil der Sturmhof in Sicht kommt und sein einziger Gedanke: Ich wär besser daheim geblieben. Das hat bei mir in dieser Kombination ein schönes Bild des Sturmhofs vor dem inneren Auge geweckt (bzw. meine Fantasie angeregt, ohne das beschrieben wird, wie besagter Sturmhof aussieht / btw. auch schöner Ausdruck: Sturmhof. Ich hab wie gesagt direkt Bild).

„Der ist kaputt, murmelt Kohr“, als sie an dem Tier vorbeigehen.
Da stimmt was mit den Schlusszeichen nicht, die sind verrutscht.

Das Haus ist dunkel. Die schmalen Gänge und die Räume wirken eng und gedrungen. Das schwere Holz drückt auf sie herab, macht alles klein. In der Luft liegt der Geruch von kaltem Rauch. In der Küche steht ein Teller auf dem Tisch, in dem etwas Fleisch schimmelt und auf dem Boden finden sich die Abdrücke schwerer Stiefel. Davon abgesehen gibt es kaum etwas Auffälliges.
Atmosphärisch beschrieben. Wenn es sonst nichts Auffälliges zu sehen gab, würde ich das nicht noch extra erwähnen.

Als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, sieht er Umrisse auf dem Boden. Sie sind umsonst hergekommen. Die Rinder sind alle tot.
Diese Stelle ist aus Kohrs Sicht beschrieben, oder? War der auch im Krieg? Wenn ja, hätte ich es schön gefunden, wenn ihn die Umrisse der toten Rinder an den Krieg erinnert hätten, an Leichenberge vielleicht, die er gesehen hat. Wäre der Atmosphäre weiter zuträglich, auch wenn es mir ohne das schon gut gefällt.

Das Weiß und das Schwarz, wie im Strom miteinander verbunden.
Würde das Satzende streichen.

Wollt vielleicht etwas, dass sie herkommen?, denkt er. Hat etwas den Sturmsepp geschickt?
Meiner Meinung nach kommt er zu schnell auf diesen Gedanken. Vorher hat er ja dem Sturmsepp sein Geschwätz vom Alten und so nicht wirklich geglaubt und jetzt denkt er plötzlich so. Es wirkt auf mich etwas überhastet, so als müsste der Text langsam aber sicher zu seiner Konklusion kommen, mich hat das etwas aus dem Text rausgeholt, da mir die Herleitung seiner Gedanken zu wenig organisch eingebettet sind.

Er sieht dem Hannes in die Augen. Dann dreht er sich voll Angst zu seinem Pferd. Er will aufsteigen, als Hannes ausholt und ihm mit einem schweren Stein den Schädel zertrümmert. Wichmann fällt. Auf dem Boden atmet er noch zwei Mal. Dann ist er still.
Auch das geht mir etwas zu schnell. Wichmann erhält relativ viel Präsenz in der Geschichte und wird dann hier von Hannes innerhalb ein, zwei Sätzen um die Ecke gebracht. Ich würde das etwas dramatischer gestalten, nicht so schnell abhandeln, Wichmanns Charakter hat mir gut gefallen insgesamt und ich finde, so einen 'schnellen Tod' (bzw. das Ausscheiden aus der Geschichte) hat er deshalb nicht verdient.

Lange vor dem Mann, dem sie hier Straßen gewidmet haben, weil er eines Tages durch das Moor wanderte und darin etwas sah. Der vermaß und entwässerte, der erste, der wirklich mit dem Graben begann und den sie den Vater der Moorbauern nennen. Lange auch vor den Schweden, vor Wasserburgen und vor Bauern, die sich von Fürsten und Bütteln nicht länger die Butter vom Brot nehmen lassen wollten. Vor Kirchen, vor Stämmen, vor Hügelgräbern und vor dem großem Eis. Lange vor all dem war hier das Alte.
Finde ich gut, vor allem auch, weil hier eine weitere Perspektive eingenommen wird: Die des Alten. Das wirkt unverbraucht. Aber ich hatte Mühe in den Absatz hineinzufinden, weil die Sätze unvollständig und abgehackt sind. Vielleicht könntest Du aus dem ganzen Abschnitt einen Satz machen? Das würde mir besser gefallen.

Das Ende ist dann aus neutraler Perspektive geschildert, das Graben der ganzen Leute. Hat mir auch gut gefallen und es rundet die Story ab. Was ist das Alte? Ist es ein Meteor? Vielleicht ist es das, vielleicht ist in diesem Meteor eine ausserirdische Präsenz eingeschlossen. So zumindest meine Theorie :D Danke für die Story @Habentus, ich habe sie insgesamt sehr gerne gelesen und Du hast mich gut unterhalten. Die Geschichte trieft regelrecht vor Atmosphäre, das finde ich super gemacht. Weiter so. Die vielen Perspektivwechsel haben mich nicht gestört, nein, sie machten die Story für mich interessanter und abwechslungsreicher. Gegen Ende wechselt die Sicht ja sehr sprunghaft und da hatte ich zugegeben manchmal etwas Mühe, zu erkennen, aus wessen Sicht das nun erzählt wird, aber ist halb so wild, da war ich bereits vollkommen 'gefangen' von deiner Erzählung. Gutes Teil!

Beste Grüsse,
d-m

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Habentus,


du hast schon richtig viele Anmerkungen bekommen, ich hoffe, meine sind nicht doppelt oder dreifach vorhanden. Eigentlich wollte ich dir nur dalassen, dass ich die Geschichte sehr spannend finde. Eigentlich wollte ich eine so lange Geschichte gerade gar nicht lesen, sondern nur kurz reingucken, aber dann hat es mich doch reingezogen.
Gerade die Anfangsszenen in der Kneipe sind so plastisch, auch die Figur des Sturm ganz scharf umrissen, aber dennoch atmosphärisch passend. Das ist eine Geschichte von der ich denke, dass ich sie nicht nur einmal lesen werde.
Den Erzählstil und die Sprache hast du echt gut durchgehalten, und das auf diese Länge. Ist bestimmt viel Arbeit gewesen.
Was mir noch ganz gut gefällt: dass "das Alte" sehr ambivalent ist und man unterschiedliche Modelle ausprobieren kann beim Lesen. Vielleicht braucht es hier eine Auflösung gar nicht so sehr.

Als er absteigt, schlägt ihm Regen gegen den Mantel.
Als er noch auf dem Pferd sitzt nicht? :confused:
als befände sich die Erde auch zwischen dem seinen Zähnen und im Hals. Beinahe, als hätte er´s Knirschen gehört, bei jedem Wort.
Das erinnert mich an die letzten Sätze in "Friedhof der Kuscheltiere". Das "Liebling" wird auch mit zwischen den Zähnen knirschender Erde gesprochen.
Und es will raus aus.
Aus was?
Ich hatt' se Tage lang nicht gemolken.
Kurz darauf ist noch so eine Stelle.
Wenn er den Lumpen, den er benutzt, um über die groben Holzdielen zu schrubben, auswringt, rinnt ihm zähflüssiges Blut durch die Finger.
Obwohl es schon mit Wasser verdünnt ist, ist es zähflüssig?
„Bist en guter Jung, dass mitkommst, um uns mit den Viechern zu helfen.“
"dass't"?
Von einem Flüstern im Wind.
Das finde ich recht stilbrüchig und zu altbekannt. Das kannst du anders!
„Der ist kaputt, murmelt Kohr“,
kaputt", murmelt Kohr
Ein erdiger Geruch steigt ihm in die Nase. Nach alten Kartoffeln riecht es. Nach Heu und nach Tieren. Es ist kein unangenehmer Geruch.
Ich find schön, wie konsequent du Sinneseindrücke verwendest wie hier. Der Geruch ist mir vertraut und entsteht quasi sofort.
Ein wenig Licht dringt durch Spalten in der Stallwand. Staub wirbelt in der Luft umher.
Es ist echt super, wie du das eingefangen hast mit knappen Worten.
Hügelgräbern und vor dem großen Eis.
Zum Ende der Woche sind sie zu zwanzig.
"zu zwanzigst"

Sehr gern gelesen und viele Grüße,
Helen

 

Hallo @Habentus

Solche Horrorgeschichten mag ich, die mit wenig Blut auskommen und ihre Spannung aus dem Atmosphärischen beziehen, wo im Dunkeln das Grauen lauert und genug Raum für die eigene Fantasie ist. Ich wollte auch gar nicht wissen, was das Alte eigentlich ist. Aber neugierig wie ich bin, hätte ich auch weitergegraben.

Einzig der Abschnitt, in dem Hannes als Ich-Erzähler fungiert, hat meine Lesefreude dann doch empfindlich getrübt. Dieser Wechsel der Erzählform, den ja auch schon andere moniert haben, wirkt für mich wie ein Fremdkörper in der Geschichte und ich sehe auch nicht, was für ein Mehrwert damit verbunden ist. Die Angespanntheit von Hannes kannst du doch genauso verdeutlichen, wenn du den Ich-Erzähler nicht bemühst:

„Sie reden davon, dass sie die Kühe vom Sturmsepp holen gehen. Aber Hannes ist sich nicht sicher, ob er‘s glauben kann.“ Und so weiter ... Schon bist du im Kopf von Hannes drin und erzählst aus seiner Perspektive.

Hier noch Kleinigkeiten, teilweise deckt sich das mit meinen Vorrednern, aber doppelt wirkt besser. :)

Der starke Herbstwind umfasst sie, ringt und schüttelt an ihnen.
Durch die Zusammenziehung wird es schlicht grammatisch falsch. "ringt an ihnen"?
Warum nicht: "ringt mit ihnen, schüttelt sie"
Ob Gast oder nicht, wird er dort sitzen und die Stunden zählen.
Auch hier wieder: Durch die Verknappung wird es mehrdeutig. Der Leser könnte denken, ob er Gast ist oder nicht ist gemeint.
Der vielleicht drei Mal im Jahr bei ihm aufschlägt, ...
"aufschlägt" finde ich zu flapsig. Passt nicht richtig.
„Gibst ihn denn auf deinen Hof?“
Hier sollte nach "auf" ein Komma stehen. Ohne das Komma habe ich den Satz zuerst mit der Betonung auf "Hof" gelesen, so dass ich mich fragte, wer denn auf seinen Hof gegeben wird.
Wollt vielleicht etwas, dass sie herkommen?, denkt er. Hat etwas den Sturmsepp geschickt? Nein, nicht geschickt. Ihn von der Leine gelassen. Damit er sie herbringt.
Erklärbär? Darauf wäre ich als Leser gerne selbst gekommen.

Grüße
Sturek

 

Hallo @deserted-monkey @Helenesthe und @Sturek
und vielen Dank für eure teilweise wirklich sehr ausführlichen Kommentare! Da kann ich wirklich viel von mitnehmen. Danke dafür!

Ich bin noch bis Montag unterwegs und werde dann aber auf jeden Fall auch noch mal ausführlicher auf eure einzelnen Kommentare eingehen und die Vorschläge einbauen. Wollte euch aber schon mal eine kurze Rückmeldung geben, dass ich eure Kommentare zur Kenntnis genommen und mich außerdem sehr darüber gefreut habe!

Bis die Tage und noch ein schönes Wochenende!
Habentus

 

Abend nochmal @Habentus !

ich wollte deiner (mittlerweile sogar eingelesenen Story!) auch noch einen Besuch abstatten.
Danke im Voraus! :D Ich werde die Geschichte zwar sprachlich nochmal überarbeiten, die meisten Tipps kamen erst nach der Vertonung. Trotzdem lohnt es sich, beim Erzählfuchs reinzuhören, weil er eine hervorragende Vorleserstimme hat ;)
Und bin natürlich auf deinen Kommentar gespannt!

Auch wenn Namen (Josef) und Dialekt (erfunden) nicht in die Gegend passen.
Echt, der Dialekt ist erfunden? Klang für mich die ganze Zeit bayerisch... Aber ok.

Stimmt, wäre sie auch. Aber tatsächlich ist es der Kohr, der da spricht.
Wups, hab ich durcheinander gebracht. Mit ein Grund, warum ich kein Fan von Perspektivwechseln bin, aber jeder, wie er mag.

Tja, stimmt schon. Ich habe tatsächlich mal eine Zeit lang Teilzeit bei einem Bestatter gearbeitet.
Ok, dann werde ich da nicht mit dir diskutieren ;) Bin Leichen-Laie :schiel:

Hallo @Woltochinon !

Einen 'Zeitanker', um zu wissen in welchem Jahrhundert das spielt, habe ich etwas vermisst.
Ich meine, da stehen zwei Hinweise drin. Gib mal die französischen Städtenamen, die erwähnt werden, in wikipedia ein. (Sorry, wenn ich so dreist anstelle des Autors antworte, aber bin eben drüber gestolpert.)

Schönen Abend und einen guten Start in die Woche!
MD

 

Hallo @deserted-monkey hier nun meine etwas verspätete Antwort!
Finde ja, dass du in einer beachtlichen Regelmäßigkeit richtig gute Kommentare und Anmerkungen hier im Forum beisteuerst!
Auch bei meiner Geschichte haben mir deine Anmerkungen wirklich echt was gegeben! Da steckt richtig viel Gutes drin, was ich übernehmen werde und was dem Text auf jeden Fall auch guttun wird. Danke dafür!

Bin auf jeden Fall gespannt auf dein nächstes Teil :)
Bis dahin eine gute Zeit!

Ich gehe mal auf die Anmerkungen im Einzelnen ein:

Meine Anmerkungen sind wie immer recht kleinteilig, hoffe, das stört Dich nicht.
Das stört überhaupt nicht!

Wieso nicht: Josef Sturm steigt auf sein Pferd und gibt ihm die Sporen? Fände ich knackiger, das mit dem Tier braucht's eigentlich nicht.
Ja, stimmt schon irgendwie. Ich hänge aber auch ein wenig an der ursprünglichen Formulierung. Ich werds trotzdem mal so machen, wie du vorschlägst und schauen, was das mit mir macht.

Ich denke nicht, dass da was falsch ist, an dieser Formulierung, aber mein Gefühl sagt mir, dass Die wenigen Hütten sehen aus, als duckten sie sich besser wäre. 'dort' und 'so' würde ich eliminieren, da es in meinen Augen Füllsel sind.
Werd das ducken ändern. Das klingt tatsächlich richtiger. Die Füllwörter würde ich aber erst mal lassen. Es stimmt schon, was du sagst. Im Grunde sind die überflüssig. Im Text gibts davon ja auch noch echt eine Menge. Ich finde aber (das war zumindest mein Ziel), dass die dem Text auch ein wenig so eine eigene Note verpassen. Manchmal geht es mir nach einer Woche später dann so, dass mich so was auch stört. Dann nehm ich sie raus. Bis dahin lass ichs aber erst mal noch so stehen.

Hier habe ich Probleme mit den Formulierungen der Wind umfasst die Bäume und der Wind ringt an ihnen.
Ja, ist eine schwache Stelle. Vorher stand hier mal: Er kreuzt Weiden und Buchen und auch ein paar schmale Birken, die sich im Wind wiegen, als winken sie mit Ästen, die wie dürre Finger Richtung Himmel abgehen.
Also noch ein wenig sperriger. Ich nehm, glaube ich das ringen raus und stell den Satz mal um.

Ansonsten wirkt es auf mich so nachgeschoben. Den vorherigen Satz fände ich wirkungsvoller in seiner Aussage (als Abschluss des Absatzes).
Ja, hast recht. Wirkt drangepappt. Aber in den Absatz sollte der rein. Ich finde generell, dass ausgerechnet der erste Absatz noch nicht so richtig stimmt. Ich werde den vermutlich noch mal insgesamt überarbeiten müssen. Dann ändere ich auch das hier. Danke für den Hinweis.

Ja, mit seiner Hand, mit wessen sonst? Ist so ein Klassiker. Würde einfach schreiben mit der Hand oder mit einer Hand ginge wohl auch.
Haha, stimmt. Wird geändert.

Fungiert ein Trog nicht eher als Tränke? Also ich hätte geschrieben: Ein Trog steht bereit, daneben liegt ein wenig Heu.
Mmh, da bin ich kein Experte. Aber ich glaube zu wissen, dass es sogar einen Heutrog gibt. Also glaube ich schon, dass das so funktioniert. Werd aber recherchieren.

Im ersten Zitat: Das mit der kalten Hand im Nacken finde ich ein wenig zu abgegriffen. Im letzten Zitat: Das klingt gestelzt auf mich, was genau nimmt er denn da wahr? Der Erzähler könnte das genauer in Worte fassen, finde ich.
Ja, hast recht. Kommt zu oft vor. Glaube, dass ich das mit der Hand ganz rausnehmen werde. Das letzte finde ich aber ganz gut. Gerade weil es nicht ausformuliert, um was es geht.

Was klingt knirschend und rieselnd in seinen Ohren? Die eigene Stimme?
Genau! Wenn er was sagt, dann klingt es rieselnd und knirschend. Wegen der Erde dachte ich. Aber jetzt, wo du es so aufbringst ... mh, vlt. nehme ich das versuchsweise mal raus. Muss ich mir noch mal überlegen.

Würde ich streichen. Wer ausser Josef Sturm sollte das (in diesem Moment) sonst wissen?
Hast schon recht. Aber ich glaube, dass dann auch der nächste Satz nicht mehr dazu passt und funktioniert. Rein von der Sprachmelodie her. Ich überlege mal, wie ich es löse.

Wie im Zitat geschrieben klingt es für meine Ohren aber ein wenig seltsam
Ja, ging mir auch so. Habe die Stelle mittlerweile schon abgeändert.


Das mit dem 'Gast oder nicht' habe ich nicht recht verstanden. Dem Wichmann gehört die Schenke, oder? Auf wen bezieht sich dann 'Gast'?
Also, wenn wegen des Unwetters sehr wahrscheinlich niemand mehr kommt, könnte sich Wichmann ja auch entscheiden, einfach dichtzumachen. Dann müsste er nicht mehr sitzen und auf Gäste warten, die wahrscheinlich ohnehin nicht kommen. Aber der Sturmsepp weiß eben, dass der Wichmann da unten sitzt, egal ob mit Gästen zu rechnen ist oder eben nicht. So ist die Stelle gemeint.

Das Bild wirkt auf mich deshalb übertrieben. Kann aber sein, ich lese die Stelle falsch, bzw. interpretiere 'brechen' nicht so, wie von Dir beabsichtigt.
Ja, kann ich nachvollziehen. Bei mir in der Gegend ist das schon auch ein sprachlicher Gebrauch für jemanden, der wo reinstürmt. Also umgangssprachlich. Aber kann verstehen, dass man zuerst dran denkt, dass da was aufgebrochen und zerstört wird. Vielleicht fällt mir noch was Besseres ein.

Hier habe ich auch ein wenig Verständnisprobleme: Es ist niemand in der Schenke, weil man bei dem Sauwetter auch nicht den Schlimmsten vor die Tür setzen würde. Aber wenn man das nicht täte, dann sässe ja auch noch der Schlimmste im Gastraum, weil man auch ihn eben nicht rauswerfen würde? Oder ist damit gemeint, dass die Frauen auch die schlimmsten Ehemänner bei dem Sauwetter nicht vor die Tür stellen würden und deshalb bleibt der Gastraum leer? Mmmh, ein wenig kompliziert :D
Haha, seh ich ein, dass das vielleicht verwirrt. Also gemeint habe ich es so: Wenn ich selbst den schlimmsten Hund nicht vor die Tür setze, weil das Wetter zu schlecht ist, dann gehe ich selbst ja erst recht nicht vor die Tür, um in der Kneipe einen zu heben. Macht das Sinn?

Klar ist ihm die Büchs nicht entgangen, sonst würd' er nix sagen ...
Stimmt! Werd ich streichen

Aus dunklem, schwerem Holz ist der gehauen [...]
Wird übernommen

Ansonsten habe ich bis hierhin auch ein wenig das Gefühl, dass dieser 'altertümliche' Duktus nicht ganz konsequent durchgezogen wird, weshalb gewisse Stellen (wo ebenjener Duktus weniger stark zu Tage tritt) etwas aus dem restlichen Text rausfallen.
Ja, das kann gut sein. Da muss ich insgesamt noch mal drüber gehen.

Das musste ich dreimal lesen, bis ich alles erfassen konnte. Mir würde es helfen, da ein oder zwei Sätze mehr draus zu machen
Mmh, ja das ist so. Der ist definitiv verschachtelt :/ Aber ich finde, dass das hier auch so sein muss. Gehört irgendwie zu dem Vibe, den ich erzielen wollte.

Wenn wir schon dabei sind: Du hast 45x das Wörtchen 'als' in dem Text drin. Das finde ich zu viel und für mich hat sich das jetzt bereits an dieser Stelle hier etwas abgenutzt. Danach würde ich den Text noch einmal durchkämmen, schauen, ob sich gewisse Formulierungen umstellen/verändern lassen.
Oha, das ist viel :) Dann gehe ich wohl da noch mal explizit auf die Suche. Danke fürs Aufzeigen!

Grammatikalisch nicht korrekt, denke ich. Auch wenn Du hier diesen alten Sprech hast, würde ich nicht unbedingt zu stark die Regeln verbiegen ;-) Ich fände es ganz okay, wenn Du stattdessen schreibst: Es ist der Blick von einem, der keine Erschöpfung, keinen Hass und keine Trauer mehr kennt, von einem, der nur noch funktioniert.
Ja, das dachte ich mir, dass der mir um die Ohren fliegt, haha. Werd wahrscheinlich deinen Vorschlag übernehmen.

Weg mit dem wertenden 'seltsam'
Stimmt, kann weg.
Da im Dialog würd ich bisschen was streichen, um den ein wenig knackiger, direkter zu gestalten, mit weniger wiederholenden Elementen. Selbstverständlich nur ein Vorschlag.
Ja, das sind gute Vorschläge. Nehme an der Stelle auf jeden Fall was raus! Dann wirkt es etwas gestraffter. Übrigens war die erste Version des Textes über zei Seiten (!) länger. Nicht inhaltlich. Einfach von Formulierungen usw. Also da hab ich tatsächlich schon ordentlich gekürzt. Aber klar, da geht noch mehr!

Wichmann versteht nicht, was das bedeuten soll, aber jeder Leser wird verstehen, was Wichmanns Stirnrunzeln bedeutet ;-)
Stimm! Wird geändert

:thumbsup: (das es ein grosser Hund ist, bräuchte es für mich nicht, auch oder gerade weil der Sturmsepp sowieso als Hüne beschrieben wir
Wird geändert

Müsste das nicht in diesem Sprech nicht als 'nich' ausgesprochen werden?
Stimmt. Wird geändert

Es kommt für mich deshalb so ein wenig aus dem Nichts.
Ja, das ist etwas unstimmig, hast recht. Ich hatte das ursprünglich etwas ausführlicher diese Stelle. Da ist beim Kürzen wohl bisschen zu viel rausgefolgen. Jetzt passt diese plötzliche Erwähnung nicht mehr. Ich werd das ändern.

Vielleicht auch da etwas aussieben. Den Anfang würde ich streichen, weil es auch so klar wird, dass das Alte vieles weiss und vor allem auch vieles über die Bewohner dieser Ortschaft. Ansonsten wüsste der Sturmsepp ja bspw. nicht über Wichmanns Machenschaften beim Bierpanschen Bescheid.
Absolut. Gute Vorschläge. Werde ich übernehmen

Zweiteres würde ich streichen.
Das würde ich gerne lassen. Ich finde, dass das die Stelle verstärkt. Sonst wirkt es zu verloren.

Das Durchgestrichene klingt schön, doch leider ist es ziemlich übererklärt.
Ja, stimmt. Aber ich dachte, dass das der Sturmsepp hier schon so sagen könnt. Aber wahrscheinlich hast du recht. Ich nehm es mal übergangsweise raus.

Verstehe ich nicht. Waren die Tage nun wie Minuten oder wie Jahrzehnte? Lese ich es falsch?
Also gewissermaßen beides. Kennst du das Gefühl, wenn sich etwas gleichzeitig lang und kurz anfühlt? Das wollt ich hier überspitzt so machen. Also das er gar nicht mehr weiß, wie viel Zeit jetzt in Wirklichkeit vergangen ist. Er also komplett das Gefühl für Zeit verliert. Für ihn könnte es sowohl Minuten als auch Jahrzehnte gewesen sein, die er dort mit dem Graben zugebracht hat( es waren ein paar Tage).
Mmh, ist schwer zu erklären, merke ich. Ist die Stelle zu verwirrend?

Wie schwer ist der Sturmsepp, dass es dazu drei Mann braucht? Auch wenn er wie gesagt als Hüne beschrieben wird, ist mir das bisschen zu 'over the top'.
Haha, das wurde ja auch in einem anderen Kommentar angemerkt. Tatsächlich können Verstorbene echt schwer sein. Aber stimmt schon. Das ist hier drüber. Ich werds ändern.

Natürlich will er das Blut weghaben, sonst würde er ja nicht zu Putzen anfangen. Ich habe da einfach das Gefühl, solche Einsprengsel halten den Text nur unnötig auf. Den letzten Satz da oben im Zitat finde ich übrigens super!
Ja, stimmt schon. Aber ich denke, dass es hier den Satz braucht, um mit dem anderen Satz abschließen zu können. Der baut also quasi auf (auch wenn er alleine unnötig wäre). Aber wenn der fehlt, steht der andere (für mich) da zu verloren da.

Ich finde, diese wiederholenden Sachen, das kann man gut machen in den Dialogen, weil manch einer spricht vielleicht so, aber direkt im Text, also beim Erzähler, würde ich das eher lassen, ist aber nur eine persönliche Empfindung und andere mögen's anders sehen.
Das stimmt, da wird viel wiederholt. Ich hab aber tatsächlich auch manche Wiederholungen erst nachträglich hinzugefügt. Nachdem ich den Text mal selbst eingelesen und angehört hatte (Kann ich übrigens absolut empfehlen - da fallen Dinge echt noch al anders auf). Weil ich fand, dass dann die Stimmung davon profitiert. Also werd ich das mal so lassen.
Aber (habe ich ja oben schon mal geschrieben) kann es gut sein, dass ich 1-2 Woche merke, dass mir das gar nicht mehr gefällt und ich es dann in deine Richtung verändern werde.

'Wieder' killen, weil ich habe es so gelesen, dass der vorher gar nix gesagt hat.
Stimmt. Fliegt raus

Da ist mir direkt in den Sinn gekommen, dass man in den Kopf vom Sturmsepp hätt reinschauen können, nachdem sich der erschossen hat :D
Haha, das wäre dark. Aber ich glaub, das würde so stimmungstechnisch nicht so ganz passen.

'tut' und 'tät' in einem Satz ist eventuell etwas ungünstig. Vielleicht: Der sitzt auf seinem Pferd und tut, als würde ihm hier das ganze Land gehören.
Ja, stimmt. Werd deinen Vorschlag hier übernehmen.

Auch hier vielleicht Dinge rausnehmen, die obvious sind oder einfach Wiederholung.
Fliegt raus!

Es regnet ja immer noch. Singen Vögel, wenn's schwer regnet? Nein, die suchen doch Schutz und sind still, ist normales Verhalten, oder? Auch sonst verkriecht sich die hiesige Fauna doch bei Sauwetter. Die Stelle hat mich etwas irritiert, weil's mir nicht ungewöhnlich erscheint, bei dem Wetter keine Tiere zu sehen/hören.
Oha, das stimmt! Da hab ich gar nicht drüber nachgedacht, macht aber ja total Sinn. Die Stelle änder ich. Danke fürs Aufzeigen :)

Den letzten Satz dieses Abschnittes würde ich streichen.
Mmh, der Satz liegt mir ja tatsächlich am Herzen. Ich finde, der fasst das (gerade aus der Perspektive von Hannes) noch mal gut zusammen.

Da stimmt was mit den Schlusszeichen nicht, die sind verrutscht.
Wird geändert.

Wenn es sonst nichts Auffälliges zu sehen gab, würde ich das nicht noch extra erwähnen.
Stimmt, ist unnötig. Werde ich rausnehmen

Diese Stelle ist aus Kohrs Sicht beschrieben, oder? War der auch im Krieg? Wenn ja, hätte ich es schön gefunden, wenn ihn die Umrisse der toten Rinder an den Krieg erinnert hätten, an Leichenberge vielleicht, die er gesehen hat. Wäre der Atmosphäre weiter zuträglich, auch wenn es mir ohne das schon gut gefällt.
Eigentlich dachte ich, dass der nicht im Krieg ist. Außerdem denke ich, dass das an der Stelle auch nicht so gut passen würde. Weil sich das dann mit den anderen Stellen, an denen die Kriegserfahrungen aufblitzen, irgendwie doppeln würde.

Würde das Satzende streichen.
Auch hier: werde ich streichen

Es wirkt auf mich etwas überhastet, so als müsste der Text langsam aber sicher zu seiner Konklusion kommen, mich hat das etwas aus dem Text rausgeholt, da mir die Herleitung seiner Gedanken zu wenig organisch eingebettet sind.
Ja, wahrscheinlich ist das auch ein wenig so. Aber ich denke trotzdem, dass das hier trotzdem funktioniert. Denn es gibt ja schon durchaus so Momente, dass einem in einer bestimmten Situation (hier ist es ja das Trugbild des Sturmsepps und der offensichtliche Widerspruch zu dem, was er in der Kneipe gesagt hat) quasi die Schuppen von den Augen fallen. Aber vielleicht mache ich es mir damit auch zu einfach. Falls mir noch was Besseres einfällt, werde ich es ändern.

Auch das geht mir etwas zu schnell. Wichmann erhält relativ viel Präsenz in der Geschichte und wird dann hier von Hannes innerhalb ein, zwei Sätzen um die Ecke gebracht. Ich würde das etwas dramatischer gestalten, nicht so schnell abhandeln, Wichmanns Charakter hat mir gut gefallen insgesamt und ich finde, so einen 'schnellen Tod' (bzw. das Ausscheiden aus der Geschichte) hat er deshalb nicht verdient.
Ja, das habe ich schon bewusst so gemacht. Oft stört mich das nämlich in Geschichten, wenn das Dahinscheiden wichtiger Figuren ellenlang ausgewalzt wird. Für mich ist es oft viel effektiver, wenn das plötzlich passiert und wirklich nur ganz knapp behandelt wird. Dann lasse ich als Leser schon mal gerne den Text sinken und denke: uff!
Wenn mir das aber zu ausführlich vorgesetzt wird, bin ich irgendwann einfach raus. Vermutlich aber einfach Geschmackssache.

Aber noch ein kurzes Beispiel, was ich meine. Es gibt eine Stelle in die dunkle Seite des Mondes. Da bringt eine Figur quasi ohne Vorwarnung die Katze seiner Freundin um. Und dann steckt er die tote Katze in seinen Aktenkoffer. Das wird nur ganz knapp beschrieben, ist dafür aber für mich viel heftiger als wenn das jetzt haarklein beschrieben werden würde. Für mich die beste Stelle im Buch, an die ich mich immer noch erinnern kann!

Finde ich gut, vor allem auch, weil hier eine weitere Perspektive eingenommen wird: Die des Alten. Das wirkt unverbraucht. Aber ich hatte Mühe in den Absatz hineinzufinden, weil die Sätze unvollständig und abgehackt sind. Vielleicht könntest Du aus dem ganzen Abschnitt einen Satz machen?
Witzig, dass du das vorschlägst. Ich hatte das nämlich in einer früheren Version tatsächlich in einem Satz untergebracht. Das hat aber für mich nicht funktioniert. Ich sehe aber, was du mit zu abgehackt meinst. Ich denke, dass ich noch mal versuche, das anderweitig ein wenig runder zu machen.

Du hast mich gut unterhalten. Die Geschichte trieft regelrecht vor Atmosphäre, das finde ich super gemacht. Weiter so.
Freut mich wirklich deine Meinung zur Geschichte!


@Helenesthe @Sturek @MorningDew ich habe euch natürlich nicht vergessen!
Ich werde euch morgen ebenfalls antworten!

Beste Grüße
Habentus

 

du hast schon richtig viele Anmerkungen bekommen, ich hoffe, meine sind nicht doppelt oder dreifach vorhanden.
Selbst wenn, freue ich mich erst mal über deinen Kommentar und dass du die Geschichte gelesen hast @Helenesthe ! Danke dafür. Außerdem sind Anmerkungen immer hilfreich, selbst wenn sie sich doppeln, weil dann ja oft klar wird, dass das Problem eher grundsätzlicher Natur ist.
Freut mich jedenfalls, dass du vorbeigeschaut hast und werde mich mit Sicherheit mal bei Zeiten bei dir revanchieren. Und da du noch gar nicht so lange hier im Forum bist auch von meiner Seite herzlich willkommen!

Den Erzählstil und die Sprache hast du echt gut durchgehalten, und das auf diese Länge. Ist bestimmt viel Arbeit gewesen.
Danke! Ich hab allerdings schon das Gefühl, dass es mir noch nicht hundertprozentig gelungen ist, das durch den kompletten Text gleichbleibend durchzuhalten. Ich werde also bei der Überarbeitung da auch noch mal drauf achten müssen. Dass es dir aber gefallen hat, freut mich!

Als er noch auf dem Pferd sitzt nicht? :confused:
Da hast du einen Punkt. Andererseits dürfte klar sein, was gemeint ist. Ich überlege, den Satz zu ändern oder zumindest umzustellen.

Aus was?
Ist geändert.

Kurz darauf ist noch so eine Stelle.
Stimmt! Ich werde es ändern.

Obwohl es schon mit Wasser verdünnt ist, ist es zähflüssig?
Ja, das ist nicht zu unterschätzen, vor allem, wenn es sich um richtig viel Blut handelt. Aber hast schon recht, ist natürlich die Frage, ob da überhaupt so viel Blut fließt bei dieser Art der Verletzung. Ehrlich gesagt ist das eher für den Effekt. Vermutlich hast du recht, und ich werde es an dieser Stelle rausnehmen.
Das finde ich recht stilbrüchig und zu altbekannt. Das kannst du anders!
Mh, findest du das stilbrüchig? Finde eigentlich, dass das ganz gut passt :) Aber recht hast du mit dem altbekannten. Mal sehen, vielleicht fällt mir ja auch noch was Besseres ein.

kaputt", murmelt Kohr
Glaube das alleine ist zu knapp und kryptisch. Da ist dann nicht so ganz klar, wie das gemeint ist, an dieser Stelle.

Ich find schön, wie konsequent du Sinneseindrücke verwendest wie hier. Der Geruch ist mir vertraut und entsteht quasi sofort.
Es ist echt super, wie du das eingefangen hast mit knappen Worten.
Danke, freut mich, dass dir die Stellen gefallen :)

"zu zwanzigst"
Stimmt! Wird geändert


Hallo @Sturek habe mich auch sehr über deinen Besuch und Kommentar gefreut!
Ich steige direkt mal ein:

Einzig der Abschnitt, in dem Hannes als Ich-Erzähler fungiert, hat meine Lesefreude dann doch empfindlich getrübt. Dieser Wechsel der Erzählform, den ja auch schon andere moniert haben, wirkt für mich wie ein Fremdkörper in der Geschichte und ich sehe auch nicht, was für ein Mehrwert damit verbunden ist. Die Angespanntheit von Hannes kannst du doch genauso verdeutlichen, wenn du den Ich-Erzähler nicht bemühst:
Ich bin ja ein Freund dieser Passage. Weil ich finde, dass dieser Bruch den Text eher auflockert. Aber ich werde es in der Überarbeitung trotzdem mal ändern und dann sehen, wie es passt. Wenn es für dich in Ordnung ist, werde ich dich dann anpinnen? Dann kannst du, falls du möchtest ja sagen, ob es wirklich besser geworden ist durch die Änderung.

Durch die Zusammenziehung wird es schlicht grammatisch falsch. "ringt an ihnen"?
Warum nicht: "ringt mit ihnen, schüttelt sie"
Habe ich geändert.

"aufschlägt" finde ich zu flapsig. Passt nicht richtig.
Mh, ich finde, dass das ganz gut passt. Vielleicht Geschmackssache.

Hier sollte nach "auf" ein Komma stehen.
Ist geändert

Erklärbär? Darauf wäre ich als Leser gerne selbst gekommen.
Tja, da sagst du was. Ich weiß schon, was du meinst. Und grundsätzlich stimme ich dir zu. Es ist eigentlich immer besser, wenn ein Text nicht alles haarklein ausbreitet, sondern der Leser selbst auf Dinge kommt. Hier dachte ich aber, dass sowieso relativ viel vage bleibt. Und deshalb wollte ich zumindest das noch als Hilfestellung mitgeben. Aber ich werde in der Überarbeitung vielleicht dann auch diese Stelle abändern, wie du vorschlägst. Mal sehen.

Hallo noch mal @MorningDew

Echt, der Dialekt ist erfunden? Klang für mich die ganze Zeit bayerisch... Aber ok.
Ja, angelehnt an einzelne Worte, aber ich glaube, für echtes Bayrisch reichts bei weitem nicht. Ist eher eine Mischung und hat sich beim Schreiben eben ein wenig so ergeben.

Ok, dann werde ich da nicht mit dir diskutieren ;) Bin Leichen-Laie :schiel:
Nee, war gar nicht so gemeint. Du hast schon recht. Kann schon sein, dass das hier übertrieben ist. Werde ich in der Überarbeitung mitbedenken.

Ich meine, da stehen zwei Hinweise drin. Gib mal die französischen Städtenamen, die erwähnt werden, in wikipedia ein. (Sorry, wenn ich so dreist anstelle des Autors antworte, aber bin eben drüber gestolpert.)
Ja, so wie du sagst. Spielt sich alles eine gewisse Zeit nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 ab. Andererseits ist es eben auch (erfundener Dialekt, nicht ganz klar räumlich zu verordnen) Fiktion.

Viele Grüße
Habentus

 

Hallo @Habentus ,

danke für's Willkommen heißen und die Antwort! Ich freu mich, dass bei meinen Anmerkungen was dabei war, das du für die Geschichte rausziehen konntest. :)

Da hast du einen Punkt. Andererseits dürfte klar sein, was gemeint ist. Ich überlege, den Satz zu ändern oder zumindest umzustellen.
Hm, lach nicht, aber ich weiß aufrichtig nicht, was gemeint ist. :shy:
Mh, findest du das stilbrüchig? Finde eigentlich, dass das ganz gut passt :) Aber recht hast du mit dem altbekannten. Mal sehen, vielleicht fällt mir ja auch noch was Besseres ein.
Js, auch beim zweiten Lesen finde ich das nicht optimal eingesetzt. Mir ist aber auch jetzt aufgefallen, woran das liegen könnte: der Dialekt im Text ist doch sehr bodenständig und kernig gehalten, da finde ich das Flüstern vielleicht zu hauchzart und heißluftig an.
Glaube das alleine ist zu knapp und kryptisch. Da ist dann nicht so ganz klar, wie das gemeint ist, an dieser Stelle.
Aber ich sehe, dass du ja doch noch gesehen hast, was los war! Sorry aber, war ein sehr kurzes Zitat von mir.

Viele Grüße,
Helen

 

Hi @Habentus,

ich les ja sonst gar keinen Horror, nur ab und zu hier, und ganz konkret grüße ich in dem Fall mal herzlich dankend zu @Woltochinin rüber, der mich mit diesem Satz geködert hat:

Du merkst, mir hat der Text zugesagt, das Seltsame überwiegt dem Horror, was mir entgegenkommt.
Es hat sich nämlich gelohnt.

Der Anfang ist schon mal schön anschaulich und stimmungsvoll, Atmosphäre überzeugt und ich finde du hältst das auch durch. Es gibt ein paar Stellen, die ein bisschen rausfallen (oder bei denen ich ein bisschen rausfalle), aber so richtig viele sind es nicht, würd ich sagen.
Ich geb mal ein paar Beispiele, wo es für mich nich ganz passt:

Ein kleiner Stolperer war das hier für mich:

Ob Gast oder nicht, wird er dort sitzen und die Stunden zählen.
Wichmann kenne ich ja bisher noch nicht, also hab ich das erstmal auf diesen selbst bezogen, also: Ob Wichmann ein Gast ist oder nicht. Macht im Zusammenhang keinen Sinn, aber das weiß ich an der Stelle halt noch nicht.

Tendenziell streichen tät ich diesen Einzelsatz:

Schnell geht er weiter.
Nimmt für mich ein Quäntchen Atmosphäre weg.

Noch kleinkarierter:

Und doch ist da der Josef Sturm, wie Wichmann erkennt.
-- den Wichmann erkennt passt mehr zum Duktus, finde ich.

Hier:

„Wozu die Büchs?“
-- finde ich dann einen Aufhänger für meine Hauptkritik: Diese dialektalen Reden gefallen mir nicht durchgehend so richtig. Vielleicht einfach, weil mir das zu viele " ´"-Zeichen sind, die mich immer wieder aufhalten (zumindest einige von diesen könnte man einfach weglassen), vielleicht auch, weil das Mundartliche mir teilweise inkonsequent umgesetzt erscheint. Das ist ein ziemlich oberflächlicher Kritikpunkt, könntest du sicher mehr oder weniger leicht und schnell umarbeiten, aber es ist trotzdem etwas, was den Leseeindruck mit prägt. Genau an dieser Stelle, die ich als Aufhänger genommen habe, stört es mich allerdings noch nicht, die Büchs ist völlig unproblematisch.
Unglaubwürdig ist aber z.B.:
Du panschst´s, nicht wahr?
Das ist kaum auszusprechen. Entweder du pantscht's (grammatikalisch nicht korrekt, aber als umgangssprachliche Vereinfachung denkbar; oder halt du panscht es.

Dann dieses en:

der Grund (...) is en and´rer.
warum verkürzen sie -ei- ausgerechnet im unbestimmten Artikel, sonst aber nie? Das passt nicht. Sprachvarianten haben immer System (wer "en" für ein sagt, müsste auch "dahem" für daheim sagen, z.B.). Das hier kein System dahintersteckt, verrät sich an einer Stelle ganz deutlich:
Als Bub hat der mich ei´mal arg verdroschen
Müsste hier zumindest enmal heißen, emmal ginge auch und wäre sogar noch logischer, aber einmal halt nicht ...
Nun gut, ich will's nicht überstrecken, es gibt ein paar solcher Stellen, die diese Mundartlichkeit für mich nicht authentisch klingen lassen und das kehrt halt - nicht aufs Ganze gesehen, aber immer wieder - die Wirkung um: es klingt dann nicht mehr natürlich, sondern konstruiert.
(Und auf der ganz oberflächlichen Ebene würde mich das beim Lesen sogar schon weniger irritieren, wenn du statt dem Akzentzeichen "´" den Apostroph " ' " nehmen würdest. Unter anderem wärst du dann auch den unglücklichen Zeilenspruch los, der im Moment - zumindest bei mir auf dem Bildschirm im Zitat oben das Wort "and'rer" - trennt. ((Noch besser wäre hier allerdings gar kein Zeichen, sondern einfach "andrer", das ist eine akzeptierte Nebenform von "anderer)) ).

Nicht nur am Anfang, sondern ziemlich durchgehend finde ich die Atmosphäre woe gesagt wirklich überzeugend gezeichnet. An einzelnen Stellen fällst du vielleicht mal durch die eine oder andere Erklärung, die zu viel ist raus. Dazu hast du ja, meine ich, schon Anregungen bekommen. Eine Stelle, die mir besonders aufgefallen ist, war diese:

Das erste, was den Männern ins Auge fällt, ist der tote Hund. Er liegt im Schlamm vor dem Haus. Sein Fell ist dreckig und verfilzt, der Schädel eingedrückt. Als hätte wer mit großer Kraft dagegen geschlagen.
Zumidnest Wichmann und ich wissen schon, dass der Hund erschlagen worden ist, und die anderen Beteiligten sind mir in dem Moment egal - sie können es wissen oder nicht, spielt keine Rolle. "Als hätte" passt da nicht - es ist ja der Fall, dass jemand mit großer Kraft dagegen geschlagen hat.

Gerade in der Gegend noch ein Beispiel - nicht für eine Unstimmigkeit, sondern für ein Quäntchen zu viel Erklärung:

„Ist da wer?“, ruft er. Drinnen regt sich nichts. Die Männer werfen sich Blicke zu, aber keiner sagt was. Schwär und Wichmann gehen hinein.
Für mich klar besser: „Ist da wer?“, ruft er. Drinnen regt sich nichts. Die Männer werfen sich Blicke zu. Schwär und Wichmann gehen hinein.

Hier das:

Wichmann steht neben Schwär. Vor dem Fenster sieht er den Sturmsepp.
fand ich gut gemacht, wie sie da beide nebeneinader stehen und völlig andere Dinge sehen.

Und an derselben Stelle nochmal kurz zurück zur Atmosphäre. Ich finde, dass du diese Wortwiederholungen --

„Willst erfahren, woher ich´s wusst, stimmt´s?“, sagt der zu ihm. Wichmann kann ihn hören, obwohl der Sturmsepp nicht mal seinen Mund bewegt. Obwohl das Fenster geschlossen ist und der Sturmsepp bestimmt dreißig Meter von ihm entfernt steht, kann er ihn hören. Obwohl er längst tot ist.
-- generell sehr treffsicher setzt und dass sie einen nicht ganz kleinen Beitrag dazu leisten, dass der Text rund und geschlossen wirkt. (Deswegen auch oben: den Wichmann erkennt statt wie Wichmann erkennt :cool:)

Schön dann auch dieser bedeutungsvolle Wiederspruch:

Erlöst?, denkt Wichmann. Aber das hat er nicht gesagt. Er hat gesagt, dass sie sich fernhalten sollen.

Ein bisschen weniger stringent finde ich dagegen gelich im Anschluss das hier:
Warum sind Schwär, Kohr, der Hannes und er selbst jetzt hier? Wegen ihm, denkt er. Wegen dem Sturmsepp sind sie hergekommen. Um nach dem Rechten zu sehen und wegen der Rinder. Aber das stimmt nicht, denkt er. Die Rinder sind ihm völlig egal. Er ist mitgekommen, weil der Sturmsepp Dinge über ihn wusst, die keiner weiß.
Das ist für mich ein bisschen schlingernd. Besser fänd ich:
Warum sind Schwär, Kohr, der Hannes und er selbst jetzt hier? Wegen ihm, denkt er. Wegen dem Sturmsepp sind sie hergekommen. Um nach dem Rechten zu sehen und wegen der Rinder. Weil der Sturmsepp Dinge über ihn wusst, die keiner weiß.
Oder auch:
Deswegen ist er jetzt hier. Weil der Sturmsepp Dinge über ihn wusst, die keiner weiß.

Jedenfalls dieser Hakenschlag - aber das stimmt nicht usw. - das nimmt Schwung raus.
Und auch das:

Obwohl er gesagt hat, dass sie nicht kommen dürfen, sind sie jetzt also hier.
Würd ich noch rausnehmen, auch weil die Frage, die sich hier öffnet, unmittelbar von einer anderen angelöst wird:
Wollt vielleicht etwas, dass sie herkommen?, denkt er.
Anders wäre es, wenn das erste eine Überlegung wäre, die eine größere Bedeutung hat: Warum hat er gesagt, wir sollen nicht herkommen, obwohl er doch wollte, dass wir herkommen? - und dann würde sich an der Frage etwas entwickeln. Ich seh grad, dass auch @Sturek und @deserted-monkey mit der Passage im Umkreis dieser Textstelle hadern, also wohl ein Hinweis, dass da was getan werden könnte - so oder anders.

Das Ende --

Hannes berichtet im Dorf, dass sie Hilfe brauchen, dort oben auf diesem seltsamen Gehöft. Weitere Männer kommen. Zum Ende der Woche sind sie zu zwanzig.
-- geht zwar wirklich ein bisschen schnell. Find ich aber im Grunde eigentlich gut so: zum Bericht wechseln, nicht mehr detailliert ausgestalten, denn es ist alles gesagt, die Charaktere sind von dem Phänomen eingefangen und verschluckt. Trotzdem würde ich mir irgendein Link wünschen, eine minimale Brücke, die "Hilfe brauchen" und "weitere Männer kommen" verknüpft, ein griffiger halber Satz ...


Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Ohne ins Einzelne gehen zu wollen: Eine sehr gute Geschichte, unterhaltsam und spannend (den Titel würde ich ändern), mit dem offenen Ende in der Form bin ich mir noch nicht ganz sicher. Aber das Entscheidende: Es macht Spaß, das zu lesen. Gratulation!

 

Hallo @Habentus

Wenn es für dich in Ordnung ist, werde ich dich dann anpinnen? Dann kannst du, falls du möchtest ja sagen, ob es wirklich besser geworden ist durch die Änderung.
Kannst du gerne machen. Ich meine, der Ich-Erzähler bringt auch den Nachteil mit sich, dass ich mich erstmal neu zurechtfinden muss. Wer erzählt denn da eigentlich? Es hat gedauert, bis sich mir erschlossen hat, dass Hannes erzählt. Dadurch wurde ich aus dem Lesefluss und der Atmosphäre des Textes gerissen. Aber: Es ist dein Text und wenn du meinst, er wird durch die Auflockerung verbessert, dann folge eben deiner Intuition. :) Ein Vergleich wäre jedenfalls interessant.

Grüße
Sturek

 

Hallo @erdbeerschorsch freut mich, dass du vorbeigeschaut hast und danke auch für deine hilfreichen Anmerkungen!
Ich steige direkt mal ein:

Wichmann kenne ich ja bisher noch nicht, also hab ich das erstmal auf diesen selbst bezogen, also: Ob Wichmann ein Gast ist oder nicht. Macht im Zusammenhang keinen Sinn, aber das weiß ich an der Stelle halt noch nicht.
Ja, das stimmt. Ich schaue mal, wie ich das lösen kann.

-Zeichen sind, die mich immer wieder aufhalten (zumindest einige von diesen könnte man einfach weglassen), vielleicht auch, weil das Mundartliche mir teilweise inkonsequent umgesetzt erscheint.
Das stimmt, die Sprache ist teilweise noch ein wenig unausgegoren. Da werde ich bei einer Überarbeitung definitiv noch mal drübergehen und das an der einen oder anderen Stelle anpassen.

Das ist kaum auszusprechen. Entweder du pantscht's (grammatikalisch nicht korrekt, aber als umgangssprachliche Vereinfachung denkbar; oder halt du panscht es.
Mh, guter Punkt. Werde ich ändern zu: du panscht es. Das passt auch, denke ich.

Zumidnest Wichmann und ich wissen schon, dass der Hund erschlagen worden ist, und die anderen Beteiligten sind mir in dem Moment egal - sie können es wissen oder nicht, spielt keine Rolle. "Als hätte" passt da nicht - es ist ja der Fall, dass jemand mit großer Kraft dagegen geschlagen hat.
Stimmt, werde ich ändern!

Für mich klar besser: „Ist da wer?“, ruft er. Drinnen regt sich nichts. Die Männer werfen sich Blicke zu. Schwär und Wichmann gehen hinein.
Stimmt. Das ist überflüssig. Wird geändert

fand ich gut gemacht, wie sie da beide nebeneinader stehen und völlig andere Dinge sehen.
Danke! Ich mag die Stelle auch gerne :)

Das ist für mich ein bisschen schlingernd. Besser fänd ich:
Warum sind Schwär, Kohr, der Hannes und er selbst jetzt hier? Wegen ihm, denkt er. Wegen dem Sturmsepp sind sie hergekommen. Um nach dem Rechten zu sehen und wegen der Rinder. Weil der Sturmsepp Dinge über ihn wusst, die keiner weiß.
Oder auch:
Deswegen ist er jetzt hier. Weil der Sturmsepp Dinge über ihn wusst, die keiner weiß.
Mmh, meine Intention war es, die Gedankengänge darztsellen. Da finde ich es eigentlich schon auch legitim, das so ein wenig schlingernd darzustellen. Auch wenn ich deinen Punkt sehe, dass das den Lesefluss bremst. Ich lasse es mal so stehen, habe es mir aber beim Überarbeiten markiert.

Anders wäre es, wenn das erste eine Überlegung wäre, die eine größere Bedeutung hat: Warum hat er gesagt, wir sollen nicht herkommen, obwohl er doch wollte, dass wir herkommen? - und dann würde sich an der Frage etwas entwickeln. Ich seh grad, dass auch @Sturek und @deserted-monkey mit der Passage im Umkreis dieser Textstelle hadern, also wohl ein Hinweis, dass da was getan werden könnte - so oder anders.
Ist vorgemerkt :) Aber danke fürs Aufzeigen

Trotzdem würde ich mir irgendein Link wünschen, eine minimale Brücke, die "Hilfe brauchen" und "weitere Männer kommen" verknüpft, ein griffiger halber Satz ...
Stimmt! Ich werde den Satz verbinden, dann sollte das ein wenig klarer werden.

Ohne ins Einzelne gehen zu wollen: Eine sehr gute Geschichte, unterhaltsam und spannend (den Titel würde ich ändern), mit dem offenen Ende in der Form bin ich mir noch nicht ganz sicher. Aber das Entscheidende: Es macht Spaß, das zu lesen. Gratulation!
Hallo @Jaylow es wurde ja auch schon viel zu der Geschichte angemerkt. Wenn du magst, sag mir aber doch auch gerne noch mal, warum du den Titel ändern würdest!
Dein kurzer, lobender Kommentar hat mich jedenfalls gefreut :)

Viele Grüße
Habentus

 

Hallo, liebe Kommentatoren, ich habe in den letzten Tagen versucht, viele von euren Anmerkungen umzusetzen. Ich habe noch mal an der Sprache geschraubt und habe auch noch mal eine gute dreiviertel Seite gekürzt. Außerdem habe ich die Passage, in der sich die Perspektive ändert, umgeschrieben. Das hatten @Sturek und andere ja vorgeschlagen. Ich bin unschlüssig, ob es nun besser passt, aber wollte es zumindest mal probieren.

Auf jeden Fall vielen Dank für die vielen hilfreichen Kommentare und Anmerkungen! Ich glaube, dass es der Geschichte merklich gutgetan hat. Ich werde mir den Text in 1-2 Wochen noch mal vornehmen. Vielleicht bin ich dann weniger textblind und wieder in der Lage, neutraler draufzuschauen.

Viele Grüße
Habentus

 

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