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Das Achselhaar der Hölle

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23.01.2011
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Das Achselhaar der Hölle

Ich bekam doch tatsächlich die Ehre, ein Achselhaar des Teufels höchst persönlich kennenzulernen! Es war aus der Hölle geflohen und hat sich in unserer Küche eingenistet. Ich hatte ja schon von lebendigen Topflappen aus der Hölle und einem von Dämonen besessenen Wäschekorb gehört, aber ein übernatürliches Achselhaar war mir neu.

Alles begann vor nicht allzu langer Zeit. Nichts ahnend erhob ich mich eines Morgens aus dem Bett und stellte fest, dass ich Heißhunger auf Pizza hatte. Ich lief in die Küche und wollte gerade den Kühlschrank öffnen, als ich ein leises Stöhnen vernahm. Zuerst dachte ich an meinen pornobesessenen Bruder, der wieder einmal seine Filme zu laut gedreht hatte … doch das Geräusch gehörte einem ganz anderen Ursprung: Und da hatten wir es schon, das Achselhaar des Grauens, des Verderbens … oder was auch immer. Der Klang der ersten Wörter, die es von sich gab, hörten sich etwas verstörend an, als ob ein alter Herr gerade an einer Seegurke zu ersticken drohte – aber ich konnte sie trotzdem verstehen: „Ich bin ein stinkendes Achselhaar, du Arsch! Verglichen mit deinem Mundgeruch, ist der Schweiß des Teufels ein Segen!“
„Ach, was du nicht sagst“, entgegnete ich. Ich wunderte mich bis heute noch, warum ich in diesem Augenblick noch den Mund aufbrachte.
„Bist du gar nicht überrascht, dass ich mich mit dir unterhalten kann, Junge?“, fragte es mich.
„Doch, etwas …“, gestand ich mit zittriger Stimme. Ich bemerkte, dass ich eine Gänsehaut bekam, denn dieses Ding versprühte eine wirklich unheimliche Atmosphäre. Dieses unangenehme Gefühl wurde noch verstärkt, als es mir gleich danach noch sagte, dass es dem Teufel gehörte. Der Gedanke, dass es einst unter Satans Arm höchst persönlich saß, war unfassbar.
„Wir sind gar nicht so verschieden! Ich hab auch oft schreckliche Blähungen, genau wie du!"
„Ja, toll ... und jetzt?“, wollte ich auf diese höchst beunruhigende Aussage von diesem Haar wissen.
„Ganz einfach“, antwortete es. „Ich werde dich töten, du hässliches Scheißerchen!“
Was es behauptete, war ja schon krass … aber irgendwie schien es mir, als ob es nur ein großes Maul besaß, und nicht mehr.
„Mordlustige Topflappen, ein lebendiger Wäschekorb“, kreischte es im selben Moment. „Glaubst du etwa, all das hatte nichts zu bedeuten?“
„Es stand irgendwann einmal in der Zeitung“, sagte ich. „Weißt du, wie lange das schon her ist? Und außerdem kann man solche beknackten Berichte nun wirklich nicht ernst nehmen!“
„Du hast doch keine Ahnung, du dummer Idiot!“, schrie das Achselhaar wie am Spieß. „Das waren Vorboten! Vorboten des Grauens! Und das Grauen bin ich!“
„Du meinst, dass mit diesen Ereignissen und deiner Wenigkeit ein Zusammenhang besteht?“ Jetzt hatte mich dieses Haar wirklich sprachlos gemacht. Ein entfernter Verwandter namens Stuart war bei diesen mysteriösen Ereignissen hautnah mit von der Partie. Ich hatte ihn immer als Verrückten abgestempelt … Immerhin gab er seinen Bremsspuren, die er in seinen Unterhosen hinterließ, eigene Namen und behandelte sie wie Haustiere … Und seine arme Frau ließ dieses kranke Verhalten jeden Tag über sich ergehen. Sie musste diesen dicken Kerl wirklich über alles in der Welt geliebt haben … aber das war eine andere Geschichte. Nun sah ich mich mit einer großen Bedrohung konfrontiert: Einem Achselhaar, das anscheinend wirklich der absolute Antichrist sein könnte.
„Das Ende dieser Welt ist gekommen! Erwacht, meine Alptraumsoldaten!“, kreischte es.
Im selben Moment erwachte der Teppich, auf dem ich gerade stand, zum Leben.
„Ich habe es satt, dass deine Schweißfüße die ganze Zeit auf mir herumtrampeln!“, schrie er völlig verhasst zu mir nach oben. „Wie lange habe ich darauf schon gewartet, dir das endlich sagen zu können, du ekelerregender Wurm!“
„Was wird das hier …?“, fragte ich geschockt.
„Ich könnte auch deine Unterhose zum Leben erwecken! Bin ja mal gespannt, worüber die sich so beschwert!“, kicherte das Achselhaar. Plötzlich kam es aus dem Lachen gar nicht mehr heraus. Jetzt wollte ich keineswegs länger zögern! Das Verlangen, dieses Haar einmal fest in der Hand zu halten, packte mich! Ich nutzte diese Gelegenheit und ergriff es. Doch genau das sollte sich als schwerer Fehler herausstellen. Wie wild schrie es um sich und mehr Einrichtungsgegenstände entwickelten innerhalb von Sekunden ein bösartiges Eigenleben.
„Tötet ihn, meine Freunde!“, rief das Achselhaar. „Er hindert uns daran, unsere Bestimmung zu erfüllen!“

Nach diesen Worten musste mich irgendetwas hart gepackt und getötet haben. Danach fand ich mich in der Hölle wieder. Das Fegefeuer erfasste meinen gesamten Körper und damit begannen die Qualen der Ewigkeit. Doch ich sollte dieses schreckliche Schicksal nicht alleine teilen: Direkt neben mir befand sich mein entfernter Verwandter Stuart, der irgendwie auch umgekommen war.
„Alles begann mit diesen teuflischen Topflappen in deiner Küche … Ich hätte dir das glauben sollen ...!“, schrie ich ihm zu.
„Ist ja schon gut ... Ich fasse ja selbst nicht, dass ihr wahrer Chef ein Achselhaar aus der Hölle ist ... Das ist doch krank ...“, murmelte Stuart vor lauter Schmerzen. „Aber das tut jetzt alles nichts mehr zur Sache … Ich hab jetzt ganz andere Sorgen!“
„Und welche?“, wollte ich wissen. „Haben sie etwas mit der ewigen Verdammnis zu tun?“
„Mein Gott, nein! Ich frage mich nur, ob man hier in der Unterwelt noch Bremsspuren in der Unterhose hinterlassen könnte ... Ich will mein Lieblingshobby unter gar keinen Umständen aufgeben!“
„Oh mein Gott“, seufzte ich. „Selbst in den tiefsten Schlunden der Hölle …“
„Mach doch nicht wieder so ein Gesicht“, meinte Stuart. „Es hätte doch alles schlimmer kommen können. Es ist ja nur ein Achselhaar des Teufels, dass die Welt zur Hölle fahren lässt, nicht? Stell dir mal vor, es wäre ein Sackhaar von ihm ... dann wäre der Gedanken wirklich nicht zu ertragen gewesen ...“

 
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Hallo HollywoodOni,

auf Deiner Homepage beschreibst Du Deine Geschichten mit dem Wort "durchgeknallt"; so sollen sie sein. Wo ist bei Dir in dieser Geschichte der Knaller? Bremspuren? Und wo durchbricht der einfache Knall die Knallmauer? Sackhaar?
Bei der "Blechtrommel" war duchgeknallt noch wertvoll, heute ist durchgeknallt einfach nur Kitsch wie im 19. Jahrhundert Herzschmerz, Rosamunde Pilcher der heutigen Jugend?
Wenn schon Haare vom Teufel, dann bitte auch eine humorvolle (wir sind hier bei "Humor") Verarbeitung des Teufels mit den drei goldenen Haaren der Grimms. Wenn man es durchknallen lassen möchte, muss das, was nicht durchgeknallt ist, da sein. Wo alles durchknallt, gib es nichts zum Durchknallen. Erst der Kontrast macht das Durchknallen schön.
Lies einfach, auch wenn es anstrengend ist, die großen Durchknaller der Literatur: Don Quichotte, Simplicius Simplicissimus, Oskar Matzerath, American Psycho. Es ist doch gut, dass Du Dich anstrengst, viel zu schreiben. Aber habe Achtung vor der Zeit, die Du damit verbringst, habe Achtung vor Dir selber, denn es sind Deine Worte.
Bitte, lass es schöner durchknallen, lass es wirklich krachen und knallen, nicht nur säuseln.
Herzliche Grüße
Wilhelm

 
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Hallo Wilhelm,

aus deinem Kommentar erschließe ich, dass dir diese Story nicht so gefallen hat. :D
Trotzdem vielen Dank für deine Kritik!
Ich würde mal sagen, dass jeder etwas anderes unter "durchgeknallt" versteht. Es steht sicherlich nirgendwo geschrieben, dass man in einer durchgeknallen Story nicht alles durchgeknallt machen darf. Nur, weil es die großen Durchknaller der Literatur so machen, so wie du sie nennst, muss ich das auch noch lange nicht so machen. Man will sich ja schließlich von allen abheben und seinen komplett eigenen Stil verwirklichen. Auch wenn vielen meine Schreibweise und Ideen nicht passen, wird es immer welche geben, die sich damit amüsieren. :)

Mit freundlichen Grüßen
HollywoodOni

 

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