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Das äußerst interessante Leben einer Bad-Bodenfliese

ish

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31.01.2002
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Das äußerst interessante Leben einer Bad-Bodenfliese

Heute Morgen, als ich im Bad an einem wohlbekannten "Was kann man da tun außer lesen und nachdenken?"-Ort saß, hatte ich nichts zu lesen und dachte nach. Ich sah die Fliesen auf dem Boden und fragte mich, was eine solche Fliese wohl denken und fühlen würde, wenn sie denken und fühlen könnte.
Aus diesem Gedankenspiel hier ein
kurzer Abriss:

0. Tag bis 14. Tag des Fliesen-Lebens:

Die Fliese (sie ist weiblich)genießt es, im Ladengeschäft die Blicke der Kundschaft (hauptsächlich die der Männer, denn die Fliese ist hetero und nicht bi, zumindest die Fliese, die ich meine) auf ihr ruhen zu sehen und denkt sich im Stillen: "Hach, würde mich doch endlich mal einer anfassen!"

15. Tag:

Die Fliese wird gekauft und landet mit einer ganzen Menge, ebenfalls weiblicher, Konkurrenz auf einem großen Haufen und bekommt keine Luft mehr (gut, sie kann nicht atmen, aber sie könnte zumindest denken, dass sie keine Luft mehr bekommt).

16. Tag:

Die Fliese wird auf dem Boden verklebt. Und obwohl sie sich wehren will (mit Sado-Spielchen hatte sie nun wirklich nicht gerechnet), kann sie das nicht, weil sie (natürlich) keine Muskeln hat (aber sie denkt eben drüber nach, dass sie sich wehren würde, wenn sie... naja).

17. bis 20. Tag:

Die Fliese freut sich, dass sie wieder viele begeisterte Blicke auf sich zieht (obwohl es sie ankotzt, dass sie nicht unterscheiden kann, ob die Blicke nun ihr oder ihren zahlreichen Kolleginnen gelten) und sehnt sich gleichzeitig nach Berührung, nach einer "starken Hand" (was Frauen eben so wollen).

21. Tag:

Jemand, ein Mann (!), tritt zum ersten Mal auf die Fliese. Das ist ein seltenes Gefühl für die Fliese, weil sie nicht gerade in der Raummitte verklebt wurde. Folgendes denkt sie in diesem Augenblick: "Warum hat der sich die Füße nicht vorher gewaschen?!"

22. bis 30. Tag:

Die Fliese wartet darauf, dass etwas außergewöhnliches passiert.

31. Tag:

Eine Katze wandelt mit sanften Schritten schnurrend um sie herum. Sie denkt sich "schönes Tier, das kann sich sogar bewegen", bis die Katze sich direkt auf sie setzt und ihren Darminhalt auf ihr entleert.

32. bis 35. Tag:

Die Fliese wartet verzweifelt darauf, dass jemand merkt, dass sie beschissen wurde. Sie hätte laut um Hilfe geschrieen und hätte die Katze gegen die Wand geklatscht, wenn sie das hätte tun können.

36. Tag:

Die Fliese wird gereinigt. Die Fliese genießt das Gefühl des feuchten Lappens, wie er über ihre leicht rauhe Oberfläche gleitet. Dummerweise ist die Lappenhalterin eine Frau. Die Fliese macht sich Gedanken, ob es nicht doch besser wäre, lesbisch zu werden.

37. bis 50. Tag:

Die Fliese hasst die Fliesenleger dafür, dass sie in eine so ruhige Ecke verdammt wurde, in der nichts passiert.

51. Tag:

Beim Zähneputzen fällt dem Hausherr ein Glas zu Boden und trifft... die Fliese. Das erste Mal verspürt sie Schmerz, ist tief verwundet, und wartet natürlich darauf, dass sie von einem liebevollen Herrn oder einer
liebevollen Dame zärtlich versorgt und gesund gepflegt wird.

52. Tag:

Plötzlich sieht sie, wie ein Meisel und ein Hammer neben ihr auf den Boden gelegt werden und harte Männerhände immer näher kommen. Zuerst will sie fröhlich frohlocken ("Die starke Hand"), doch dann bekommt sie Krämpfe, als sie mit harten Schlägen aus ihrem Fundament gerissen wird und dabei innerlich und äußerlich vollständig zerbricht. Zum Glück kann die Fliese nicht schreien, sonst hätten die Glasfenster auch ausgewechselt werden müssen.

53. Tag:

Die Fliese, zumindest einige ihrer Teile, landet unsanft in einem Baucontainer und wird abtransportiert. Auf dem Weg unterhält sich die Fliese mit ihren Leidensgenossen. Alle kommen zu demselben Entschluss: "Fliese zu sein ist absolut scheiße!"

 

So witzig fand ich die Story nicht. Es waren auch viel zu viele eingeklammerte Textstellen darin. Über eine Bodenfliese zu schreiben, ist natürlich schön abgefahren, hier aber schlecht umgesetzt.
Das hier ist ganz gut:

Eine Katze wandelt mit sanften Schritten schnurrend um sie herum. Sie denkt sich "schönes Tier, das kann sich sogar bewegen", bis die Katze sich direkt auf sie setzt und ihren Darminhalt auf ihr entleert.

Und dem hier stimme ich zu:
"Fliese zu sein ist absolut scheiße!"

 

Naja, irgendwie hat man das alles so ähnlich schon einmal gelesen. Diese Gegenstände mit Gedanken sind wie BigBrother: Je mehr man über dieses Konzept schreibt, desto uninteressanter wird´s. Nur: BigBrother war von Tag eins an schon schlecht und entwickelte sich dann mit fallender Tendenz. Pass auf, dass hier nicht dasselbe abläuft...
Gruß, Cheese and Bacon.

[Beitrag editiert von: BigXtra am 04.02.2002 um 00:56]

 

Jaja, ich hätte es gleich bleiben lassen sollen, das Teil hier rein zu setzen :-). Ich stimme Dir im Grunde auch vollständig zu. So, let's bury this crap and concentrate on better stories ;)

Ish

 

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