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Dann sind wir schlimm zueinander

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05.07.2020
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Anmerkungen zum Text

Folgendes Zitat (Wenn wir merken, dass das Ende naht, dann sind wir schlimm zueinander) aus dem Text habe ich vor kurzer Zeit woanders gelesen und fand es beeindruckend. Ich weiß leider nicht mehr, wo und in welchem Zusammenhang ich es gesehen habe. Evtl. sogar hier? Ich erinnere mich nicht genau. Jedenfalls taucht es jetzt in dieser Flash Fiction auf. Möge die Urheberin/ der Urheber mir verzeihen.

Dann sind wir schlimm zueinander

[Wird veröffentlicht]

 
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Hallo @Habendes!

Das ist gut. Lässt sich flüssig runterlesen und macht Lust auf mehr. Einzig der Schluß zum Titel leuchtet mir nicht ein. Angedeutet wird, dass Skupek nebenan das Zeitliche gesegnet hat und das Stinken anfängt. Demnach müsste es er sein, der bemerkt hat, dass es zu Ende geht und anderen Schlimmes antat. Abgesehen von der eher harmlosen Rangelei des Lichts wegen kann ich jedoch nichts finden. Eher Gegenteiliges: Er lässt den Italiener bei sich wohnen.
Hm, überlese ich etwas oder verstehe ich es schlicht nicht?

Anbei noch ein paar Kleinigkeiten, die mir aufgefallen sind.

Die liegt auf dem Rücken und summt und dreht sich im Kreis. Aber hoch kommt die nicht mehr.
Vermutlich beabsichtig, dennoch würde ich ein UND streichen.
Die liegt auf dem Rücken und summtKOMMA dreht sich im Kreis.

Giovanni schaut zu Skupeks Tür herüber.
Müsste das nicht hinüber heißen? Jemand schaut zu mir herüber und ich schau hinüber, oder? Klingt aber vielleicht nur in meiner Ohren unstimmig.

Die Rollläden im Wohnzimmer sind halb unten, das Licht ist schummrig. Skupek will das so. Dass die Rollläden fast ganz unten sind. Dass kein Licht reinkommt.
Nach der Beschreibung zuvor, fände ich kaum anstatt kein LIcht treffender.

„Wenn du das noch einmal machst, dann brech ich dir ´s Kreuz“, hat Giovanni damals gesagt, als wieder Ruhe war.
dann könnte, glaub ich, weg.

Am Ende lässt er es bleiben, legt das Telefon zurück auf den Tisch und sieht der Fliege dabei zu, wie sie stirbt.
und sieht der Fliege beim Sterben zu. Wieder Geschmaksache.

Seine schwere Hand mit den ganzen offenen Stellen und dem Schorf liegt auf der Klinke der Tür.
könnte, denk ich, auch raus.

Es regnet zwar und es ist saukalt, aber das ist Giovanni egal.
Zwar regnet es und ist saukalt, aber das ist Giovanni egal.

Laute Stimmen einer Quizshow quatschen wild durcheinander.
vielleicht auch zu viel

Laute Stimmen einer Quizshow quatschen wild durcheinander. Eine Frau lacht laut, während die Männer noch lauter dazwischenrufen.
Eine Frau lacht schallend, während ...

Hier riecht es nur nach kaltem Rauch, nach ungewaschenen Bezügen und altem Teppichboden. Und dann ist da noch etwas anderes, denkt er. Noch ein anderer Geruch.
Noch ein anderer Geruch. Ist mir zu viel. Ein bisschen Holzhammer. Der Satz davor genüg mMn.

Er blickt zur Tür herüber.
auch hier: hinüber?

Beim zweiten Mal lesen hab ichs dann doch kapiert.
Sehr gut! Erinnert an den goldenen Handschuh.

Gruß,
Sammis

 

Hallo @Sammis und vielen Dank dir für deinen Kommentar! Freut mich außerdem sehr, dass dir der Text zugesagt hat. Deine Anmerkungen waren hilfreich und ich werde auch einiges davon übernehmen. Danke für Zeit und Mühe. Ich werde bald auch mal bei einem deiner Texte vorbeischauen!

ek nebenan das Zeitliche gesegnet hat und das Stinken anfängt. Demnach müsste es er sein, der bemerkt hat, dass es zu Ende geht und anderen Schlimmes antat. Abgesehen von der eher harmlosen Rangelei des Lichts wegen kann ich jedoch nichts finden. Eher Gegenteiliges: Er lässt den Italiener bei sich wohnen.
Hm, überlese ich etwas oder verstehe ich es schlicht nicht?
Ja, das ist so ein wenig die Frage. Natürlich habe ich da eine bestimmte Vorstellung, was konkret passiert ist. Hab das ja auch dahingeschrieben. Und ich habe da deshalb auch versucht, ein paar Andeutungen in den Text zu packen. Ich habe aber auch versucht, da trotzdem auch andere Möglichkeiten offenzulassen. So, dass zumindest die Möglichkeit besteht, dass es eben anders gelaufen ist und Skupek vielleicht wirklich einfach weg ist und sich Giovanni da in seine Befürchtungen und Ängste hereinsteigert.
Grundsätzlich wollte ich es folgendermaßen aufbauen:
Giovanni ist obdachlos. Skupek weiß das und bietet ihm seine Coach an. Allerdings stellt sich die Beziehung der beiden als schwierig heraus, es gibt Streit und Skupek (der zwar körperlich unterlegen ist) spielt sich Giovanni gegenüber auf. Irgendwann (beim Italienspiel) explodiert die Stimmung und es kommt zu einem handfesten Streit. Skupek wankt verletzt in sein Zimmer. Und dann? Dann ist er vlt. an seinen Verletzungen gestorben? Oder er ist abgehauen für ein paar wenige Tage? Das wollte ich nicht ausformulieren. Aber klar ist, dass Giovanni sowas ja schon ahnt. Er schreit ja sogar an einer Stelle, dass er erst wen erschlagen hat. Die Fliege sollte das auch ein bisschen aufzeigen, dass er ihr (Skupek und eigentlich auch sich selbst) beim Sterben zusieht. Naja, ist vielleicht auch bisschen zu verkopft, merk ich gerade beim Formulieren des Kommentars. Worum es mir vor allem ging, war, dass ich eine Stimmung transportieren wollte. Ich halte mich beruflich des Öfteren in Wohnungen von PErsonen auf, die mit vielfältigen Problemlagen betroffen sind. Teilweise kommt es da wirklich zu krasser Gewalt unter den Bewohnern. Das ist nicht mal so, dass das aus Bösartigkeit passiert, sondern meist aus Überforderung, Frust und Angst. Da war so die Grundidee des Textes.

Deswegen musste ich auch sehr schlucken als du meintest:

Erinnert an den goldenen Handschuh.
Denn mir ging es gar nicht darum, da irgendwas oder irgendwen vorzuführen. Das Gefühl habe ich aber mitunter bei Texten wie dem goldenen Handschuh. Dass das eine Art Abgehängten-porn ist. Wenn mein Text nun aber in diese Richtung geht, dann ist da was beim Schreiben massiv falsch gelaufen. Du meintest es wohl als ein Kompliment aber mit gibt das jetzt zumindest zu denken :/


Kurz zu deinen sonstigen Anmerkungen:

Vermutlich beabsichtig, dennoch würde ich ein UND streichen.
Ja, ich fand das eigentlich auch passend zur Art des restlichen Textes. Viele Widerholungen und so. Ich überlege mal noch.

Müsste das nicht hinüber heißen? Jemand schaut zu mir herüber und ich schau hinüber, oder?
Uff, das kann sein. Ich fürchte, dass ich das öfters falsch verwende. Ich änndere es.

Nach der Beschreibung zuvor, fände ich kaum anstatt kein LIcht treffender.
Mmh, stimmt eigentlich.
könnte, denk ich, auch raus.
Fliegt raus.
vielleicht auch zu viel
Stimmt!
Noch ein anderer Geruch. Ist mir zu viel. Ein bisschen Holzhammer. Der Satz davor genüg mMn.
Absolut! Ist raus.

Beste Grüße!
Habentus

 

Hallo @Habentus!

Es freut mich, dass dir meine Anmerkungen nützlich waren!

Irgendwann (beim Italienspiel) explodiert die Stimmung und es kommt zu einem handfesten Streit. Skupek wankt verletzt in sein Zimmer. Und dann? Dann ist er vlt. an seinen Verletzungen gestorben? Oder er ist abgehauen für ein paar wenige Tage?
Genau das macht die Geschichte aus. Das im Unklaren bleibt, ob Giovanni Skupek erschlagen hat (und falls ja, im Affekt oder mit Absicht) oder eben nicht.

Der Vergleich zu Handschuh war ein spontaner Gedanke und auf jeden Fall als Kompliment gedacht. Eben weil deine Erzählung die Stimmung gut transportiert.

Gruß,
Sammis

 

Moin @Habentus,

du erzählst die Geschichte von Giovanni und Skupek, die sich im Park kennenlernen. Skupek lässt Giovanni bei sich auf der Couch einziehen und du schilderst dann den Alltag von Giovanni, der sich fragt, wo Skupek genau abgeblieben ist.
Der Alltag von Giovanni besteht darin, dass er einer Fliege beim Sterben zuschaut, ohne selbst aktiv zu werden, dass er sich schwerfällig zum Bahnhof schleppt, dort den Müll durchsucht und versucht über die Runden zu kommen, nur um dann von dem Ladenbesitzer des Bahnhofsladens angegriffen zu werden. Er greift dabei in die Scherben seiner zerbrochenen Bierflasche, bedroht den Ladenbesitzer und stiefelt nach Hause bzw. zu Skupeks Wohnung, der immer noch nicht da ist.

Insgesamt finde ich es gut geschrieben und du schaffst es in wenigen Sätzen eine greifbare Charakterisierung zu erzeugen. Vor allem Giovanni wird für mich greifbar, vor allem diese Stellen sind mir dabei aufgefallen:

Auf dem Fensterbrett stirbt eine Fliege. Die liegt auf dem Rücken und summt und dreht sich im Kreis. Aber hoch kommt die nicht mehr. Giovanni schaut zu.
Das drückt in meinen Augen eine gewissen Resignation aus und ist ein gutes Beispiel von selektiver Wahrnehmung. Giovanni hat so viel Zeit, dass er dieser Fliege überhaupt zuschauen kann und gleichzeitig auch bleibt er sehr passiv, schaut dem Leid beobachtend zu. Das sagt einiges über sein Wesen aus und ist gut gemacht.

Er wartet im Vorraum der Toiletten und sammelt die Gutscheinzettel ein, obwohl er weiß, dass ihm die keiner der Läden abnehmen wird.
Indem du seine Verhaltensweisen schilderst, wird Giovanni für mich greifbarer und ich finde das hier auch ein aussagekräftiges Detail, macht deinen Text glaubwürdig.

„Mach ich auch noch mal, wenn ich muss!“ Blut läuft Giovanni zwischen den Fingern hindurch. Der Ladenbesitzer verschwindet in seinem Geschäft, die Frau ist schon weiter. Giovanni steht auf und wankt die Unterführung entlang nach draußen.
Es scheint, als hätte er schon mal jemanden umgebracht, dabei ist aber bezeichnend, dass er sich von der Frau nicht helfen lässt und seine Drohung den Ladenbesitzer auch kalt lässt. Auf mich wirkt der schwerfällige Giovanni wie eine gescheiterte Existenz, das kommt bei mir als Leser an.

Wenn er die Augen schließt, könnte er sich vorstellen, in einer großen gläsernen Glocke tief unten in irgendeinem Ozean zu sein. Neapel liegt am Meer, denkt er. Aber hier gibt es kein Wasser, und er öffnet die Augen wieder.
Finde ich eine starke Stelle, gerade der Bezug zum Anfang mit Neapel finde ich stark. Ja, das ist gut gemacht.


Nichtsdestotrotz frage ich mich, wo genau die Geschichte ist. Es ist für mich eher eine Charakterskizze, die noch nicht ganz vollendet ist. Ich bekomme einen guten Eindruck von Giovanni, vermisse allerdings eine Entwicklung bzw. eine Handlung, die über sein Alltag hinausgeht. Kannst du nachvollziehen, wie ich das meine?

Ansonsten finde ich es handwerklich sauber gearbeitet und habe es auch gerne gelesen.

Beste Grüße
MRG

 

Hallo @MRG danke dir für deinen Kommentar! Ich schaue die Tage sicherlich auch bei deinem Text vorbei!

Insgesamt finde ich es gut geschrieben und du schaffst es in wenigen Sätzen eine greifbare Charakterisierung zu erzeugen.
Das freut mich! Bei Flash Fiction ist das ja immer auch so eine Sache. Wie viel Raum gebe ich der Charakterentwicklung? Wie kann ich Relevantes in möglichst wenig Zeilen rüberbringen? Dass das in deinen Augen offensichtlich funktioniert, freut mich daher natürlich!

Nichtsdestotrotz frage ich mich, wo genau die Geschichte ist. Es ist für mich eher eine Charakterskizze, die noch nicht ganz vollendet ist. Ich bekomme einen guten Eindruck von Giovanni, vermisse allerdings eine Entwicklung bzw. eine Handlung, die über sein Alltag hinausgeht.
Es scheint, als hätte er schon mal jemanden umgebracht,
Das kann man so lesen, ja. Man kann es aber auch so lesen, dass er nicht schon mal einen umgebracht hat (also irgendwann - länger her), sondern erst vor kurzem. Und er das in dieser Situation äußert (weil er es im Grunde schon vorher gewusst hat).
Ich habe es in einem anderen Kommentar oben schon geschrieben. Ich wollte vermeiden, da eine hundertprozentige Antwort zu geben, was passiert ist und verschiedene Möglichkeiten zulassen. Aber ich wollte zumindest andeuten, dass etwas passiert ist. Und zwar, dass er im Streit Skupek schwer verletzt hat, der in sein Zimmer verschwindet und Giovanni seit dem nichts mehr von ihm gesehen oder gehört hat. Er traut sich auch nicht nachzuschauen, weil er zumindest ahnt, dass Skupek tot da liegt. Er schaut außerdem der sterbenden Fliege zu, ohne einzugreifen. Das steht sicherlich auch für ihn aber eben auch dafür, dass er Skupek liegen lässt.
Wie gesagt kann man es aber auch anders lesen. Nämlich, dass Skupek tatsächlich abgehauen ist und Giovanni seinen Alltag verlebt.

Zur Frage der Entwicklung. Die ist ja schon im Text angelegt. Er hadert mit der Situation, redet sich etwas ein, flieht aus der Wohnung, kommt zurück, um am Ende mehr oder weniger voller Angst in Richtung der Tür zu Skupeks Zimmer blicken. Er weiß dann im Grunde, dass der tote Skupek dort liegt.

Grundsätzlich ist es bei Flash Fiction ja auch die Frage, wie viel Entwicklung es braucht bzw. was das Ziel ist. Soll nur eine Stimmung transportiert werden? Soll eine deutliche Entwicklung dargestellt werden? Oder soll schlaglichtartig etwas (eine Situation, ein Gedanke, ein Tag) dargestellt werden? So habe ich zumindest diese Rubrik verstanden. Und sehe sie so auch im Unterschied zu einer normalen Kurzgeschichte.

Ansonsten finde ich es handwerklich sauber gearbeitet und habe es auch gerne gelesen.
Danke dir!

Viele Grüße
Habentus

 

Nur’n paar Anmerkungen,

@Habentus ,

wie zB hier

Weil er sich bewegt, als ob er einen Hüftschaden hätte.
Nix falsch,
aber warum das eher entbehrliche „ob“, das nicht einen Funken mehr an Bedeutung als ein Satz der Art „ Weil er sich bewegt, als hätte er einen Hüftschaden" erzeugt.

Hier würde ein eingeschobenes Ausrufezeichen die Abscheu vergrößern

Und die Füße sehen aus[!], die schaut er sich schon gar nicht mehr an.

Auch hier nix falsch, aber eine m. E. verhinderbare Doppelung (nebst Kleinigkeit)
Seitdem saß er ab nachmittags bei den niedrigen Mauern, die die Beete eingrenztenKOMMA und trank ein kleines Boonekampfläschchen nach dem anderen.
Mit die-die-... begann die Karriere von Manfred Man (“Doowadidi diddida diddidum ...“)

Und wenn er gegen Abend irgendwann aufstand, um nach Hause zu wanken, sah es aus, als müsste der nächste Windstoß ihn einfach umknicken wie einen Strohhalm.
Hm, m. E. das falsche Modalverb, selbst wenn es im Konj. irrealis steht, da ist „sollen“, sollte oder auch ein könnte toleranter ...

„Nur für ´n paar Tage vielleicht“, antwortete Giovanni. Skupek nickte, trank eines seiner Fläschchen leer und begann zu grinsen.
Reicht nicht „...und grinste“?

Die Rollläden im Wohnzimmer sind halb unten, ...das Licht ist schummrig.
Sind sie nicht, sie sind halt nur halb runter gelassen

„Wenn du das noch einmal machst, brech ich dir ´s Kreuz[!]“, hat Giovanni damals gesagt, als wieder Ruhe war.

Der ist weg, denkt er sich. Ist abgehauen.

Er wartet im Vorraum der Toiletten und sammelt die Gutscheinzettel ein, obwohl er weiß, dass ihm die keiner der Läden abnehmen wird.
Warum so pluralistisch wenn schon „kein Laden“ geradezu weltumfassend ist

Gern gelesen vom

Friedel

 

Hallo @Friedrichard

Danke für deinen wie immer sehr hilfreichen Kommentar! Habe tatsächlich alle Anmerkungen deinerseits so übernommen bis auf eine Sache hier

Hier würde ein eingeschobenes Ausrufezeichen die Abscheu vergrößern
da mir die Beiläufigkeit in diesem Satz passender erscheint.

Liebe Grüße
Habentus

 

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