Dann geht alles gut...
Im Supermarkt unterwegs.
Ich schleiche mich durch die einzelnen Regalreihen, erspähe die Beute um dann blitzschnell zuzugreifen. Die Jagd führt mich bis zu den Kühlregalen, und dann schlage ich ein letztes Mal zu, die Tiefkühlpizza ist jetzt ebenfalls mein.
Ich stecke sie zum anderen Zeug in den Rucksack. Ich gehe zur Kassa und zahle. Die Kassiererin ist freundlich, ich frage mich ob sie das bei der Ausbildung gelernt hat oder ob sie wirklich nur nett sein will.
Ich verlasse den Supermarkt.
In dieser Jahreszeit ist es schon kalt, und was noch schlimmer ist, die Blätter fallen, sicher, sie kommen wieder, fantastische Planung der Natur, der Baum lässt seine Blätter zu Boden fallen um im Frühling in ein ganz neues Gewand zu schlüpfen, aber was passiert in der ganzen Zeit mit uns ? Ich meine, wünschen wir uns nicht vielleicht auch... nein, ein dummer Gedanke.
Mein Weg führt mich durch einen großen Park, ich höre das Laub unter meinen Füßen, eine positive Sache an dieser Jahreszeit, eine neue Sache, die man wahrnehmen kann und etwas vertrauenswürdiges hat, wie ein alter Bekannter der dann und wann in die Stadt zum Besuch kommt.
Ob ein Bekannter zu Besuch kommen wird ?
Wohl eher nicht.
Es wird doch niemand Zeit finden.
Nicht jetzt, sie werden ein anderes Mal kommen.
Ich stampfe durch den Weg der vor mir liegt. Die Blätter rascheln.
Wenn ich sage, es geht den Anderen auch so, ich glaube, vielleicht, vielleicht liege ich da gar nicht mal so falsch.
Ich komme wieder auf die Straße, vorbei an einem Parkplatz.
Ich sehe schlecht auf diese Entfernung, aber ich erkenne zwei Umrisse die miteinander zu reden scheinen.
Ich versuche mir vorzustellen über was sie reden könnten.
Wenn ich mit jemandem rede, mir fallen nur belanglose Kleinigkeiten ein, die niemanden wirklich interessieren können, aber es geht allen so.
Aber was kann man schon sagen.
Es gibt einfach nichts zu sagen. Wir reden dann eben über das Wetter, machen schlechte kleine Scherze, verirren uns im großen Wald sinnloser Konversation, die eigentlich gar keine ist. Und selbst dann, wenn man mal nicht über das Wetter redet, sondern ein Thema hat das eine gewisse Wichtigkeit für jemanden darstellt, man kann sich sicher sein das Thema wird nach einer Minute gewechselt oder das Gegenüber hört eigentlich gar nicht hin.
Wir reden miteinander aber wir reden nicht.
Wir verstehen uns aber wir verstehen uns nicht.
Ja, zum Beispiel das schlechte Fernsehprogramm, die ständigen Wiederholungen.
Wenn wir über eine dieser belanglosen Dinge reden, vielleicht sind diese Dinge dann nur ein verschlüsselter Code aus unserem Unterbewusstsein, vielleicht packen wir ganz andere Informationen als wir glauben in ein Gespräch, das sich oberflächlich gesehen um das schlechte Fernsehprogramm dreht.
Und wenn wir uns über Belanglosigkeiten wie diese aufregen, über was regen wir uns dann eigentlich wirklich auf ?
Ich verwerfe diese Gedanken schnell wieder, nein, wenn ich es mir genauer überlege, wahrscheinlich, glaube ich, stört uns das Fernsehprogramm wirklich so sehr.
Das Leben dreht sich nun mal um solche Sachen, um einen gut bezahlten Job, ein gutes Auto, eine fette Stereoanlage, einen Großbildfernseher für das schlechte Fernsehen am Abend. Das sind die Dinge die im Vordergrund stehen. Und bei so vielen Dingen bleibt nun mal kein Platz mehr für Anderes.
Es ist halt so, die einen Dinge weichen den anderen Dingen.
Und nein, traurig ist das eigentlich nicht. Vielleicht kann man es Auslese nennen. Auslese der Wichtigkeiten.
Ich sehe meinen kondensierenden Atem. Wie er sich schnell in der Luft verflüchtigt. Ich wünschte... ich wünschte ich hätte auch die Möglichkeit dazu, einfach wie aufgelöst sein, in verschiedene Richtungen zu strömen. Zu etwas dazuzugehören, und trotzdem die Freiheit zu haben überall hinzuströmen. Ich ertappe mich immer öfters dabei Unsinn zu denken, vielleicht bin ich auch einer von 3 Leuten die einen Psychiater nötig hätten. So oder so Ähnlich stand es zumindest in irgendeiner Zeitung. Es würde mich nicht wundern wenn die Zeitung die Wahrheit gesagt hätte. Man braucht sich nur umzusehen.
Ich gehe noch immer der Straße entlang, in die ich vom Parkplatz aus eingebogen war, eine Straße weiter und ich bin bei mir daheim, in der kleinen leeren Wohnung.
Zu Hause dann werde ich meine eben gekaufte Pizza auftauen, mich vor dem Fernseher setzen und mich vom schlechtem Programm auf andere Gedanken bringen lassen, sich berieseln lassen, vielleicht einen Bekannten anrufen, mit ihm mal plaudern, vielleicht hat er ja auch mal Zeit...
Sich immer nur gut genug von sich selbst ablenken.
Dann geht alles gut.