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Danke, 2016

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21.12.2016
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Danke, 2016

Es war ein gewöhnlicher Dienstagnachmittag und ich hatte Zeit zum Totschlagen. Das kalte Wetter verleitete mich in ein Café zu gehen, um mir dort eine heiße Tasse zu gönnen. Im Café war es schon ziemlich voll, aber ich erspähte einen freien Platz gegenüber einer alleinsitzenden Person. Eigentlich wollte ich das Café sofort wieder verlassen, ich habe es nicht so mit Menschenmengen, aber der Geruch von Kaffee und Gebäck verlockte mich dann doch. Deswegen bestellte ich auch meine Tasse Kakao und einen Zimtstrudel.

„Äh…“, ich hasste es, wenn ich so nervös wurde. „Kann ich mich hierhin setzen?“
Die Person hob seinen Blick von der Zeitung und nickte mir zu. „Ja, kein Problem.“

„Danke…“, ich verstummte danach und setzte mich hin. Ich dachte daran, das Gespräch irgendwie auf dem Laufenden zu halten. Mein Blick wanderte zur Tageszeitung meines Gegenübers; die Schlagzeile, die da lautete: ‚LKW rast in Weihnachtsmarkt‘.
Ich sagte daraufhin: “Ich hatte gehofft, es hätte mit den Anschlägen in diesem Jahr aufgehört.“

„Es konnte ja niemand ahnen. Nicht so kurz vor Weihnachten“, erwiderte er.
„Vielleicht wurde man zu unvorsichtig“, überlegte ich. „Ich dachte, wir wären auf sowas vorbereitet gewesen…“
„Welchen Unterschied hätte es gemacht? Wenn es ein bewusster Terroranschlag war, wäre dem Täter jedes Mittel recht. Ich wünschte mir aber, dass es nie soweit kommen musste.“

„Ja, was können wir schon tun? Dieses Jahr ist das reinste Chaos“, fügte ich halbherzig hinzu. Mein Gesprächspartner zuckte bei dieser Anmerkung zusammen, als hätte ich ihn gerade beleidigt.
„Ich kann auch nichts dafür“, sagte er plötzlich in einem gereizten Ton. „Es ist schon schlimm genug, was in den USA passiert“, er faltete die Zeitung zusammen und ich erblickte einen weiteren Artikel: ‚Wahlmänner wählen Donald Trump zum Präsidenten‘.
„Er ist also offiziell der Präsident?“, fragte ich mit einem anschließenden Seufzen.
„Nicht meine Absicht“, kommentierte er trocken. „Wegen ihm wurde 2016 überhaupt als schlimmstes Jahr betitelt. Was habe ich denn falsch gemacht?“

Ich war von seiner Frage verwirrt. Warum sollte er etwas falsch gemacht haben?
„Was? Sie tragen doch keine Schuld daran. Warum sollten Sie das denken?“, wollte ich deshalb von ihm wissen.
Er lachte kurz, als hätte ich einen schlechten Witz erzählt. „Wir können uns ruhig duzen. Ich glaube, ich sollte ehrlich zu dir sein. Tut mir leid.“
„Wie meinen Sie – äh – wie meinst du das?“
„Ich weiß es klingt unglaublich, aber was war in diesem Jahr bisher nicht unglaublich? Also… ich bin 2016.“
Das war eine merkwürdige Aussage. Meine Gedanken versuchten einen Zusammenhang zu finden. Fragen schwirrten durch meinen Kopf. Aber alles, was ich herausbringen konnte, war: „Hä?“
„Du verstehst es nicht? Naja, es gibt keinen Grund, warum du mir glauben solltest. Ich wollte es nur einmal erwähnt haben.“
Seine Antwort half nicht weiter.

„Wie soll das gehen? 2016 ist eine Jahreszahl, keine Personifikation“, stellte ich das offensichtlichste fest. Was war es, an das ich denken musste? Mentale Störung? War er so gestresst von allem, dass er diese Identität auf sich selbst projizierte?
Er schüttelte leicht den Kopf. „Mag sein, dein Glaube an das Übernatürliche ist geschwächelt. Das hat jedoch nichts mit Gott oder Spiritualität zu tun. Sieh es als Fehler im Universum, dass ich existieren muss“, seine eigenen Worte brachten ihn zum Schmunzeln. „Und dabei gibt es wohl genug Leute, die sich fehl am Platz fühlen, ohne meine Bürde zu tragen.“

Je mehr er darüber sprach, umso mehr wollte ich ihm Glauben schenken. Aber meine Skepsis hielt mich von diesem Leichtsinn ab.
„Vielleicht hast du auch nie an meiner Existenz gezweifelt“, sprach er weiterhin. „Jeder sucht etwas… oder jemanden, um ihn die Schuld in deren Schuhe zu schieben. Einem Jahr die Schuld für zu geben klingt doch ein wenig abstrakt, oder?“
Jetzt – wo er es erwähnte – schien es lächerlich, ein Jahr dafür zu verfluchen.

„Mir kann es egal sein, ob du nun wirklich 2016 repräsentierst oder nicht…“, sagte ich nach einer Weile. „Es bleibt ein Fakt, dass 2016 nicht gerade das beste Jahr war. Wir hatten Anschläge, die US-Wahl, Brexit und zahlreiche Berühmtheiten, die von uns gegangen sind.“
„Du musst mir nicht Dinge aufzählen, von denen ich schon längst weiß“, antwortete er kühl, aber sein Ausdruck wirkte betrübt. „Vor allem solltest du mir nicht die schlechten Dinge nennen. Ich höre das oft genug. Du musst bestimmt auch an die Ereignisse denken, die dich persönlich betroffen haben. Es hilft nicht viel, aber… mein Beileid.“

„Ist schon gut“, beruhigte ich ihn. „Die Zeit bringt solche Verluste eben mit sich. Vielleicht braucht man solche Erfahrungen, um das Leben wertschätzen zu können.“ Es war ein schlaff-philosophisch-formulierter Satz, aber im Grunde steckte viel Wahrheit darin.
„Sag mir“, setzte er erneut an. „Sag mir, dass du in diesem Jahr auch schöne Erlebnisse hattest.“ Seine Stimme hatte einen nahezu flehenden Ton, als würde eine Verneinung seine Stimmung zutiefst senken.

„Natürlich gab es schöne Erlebnisse. Ich habe neue Freunde kennengelernt, ich wüsste jetzt gar nicht, was ich ohne sie machen würde. Es gibt so viele neue Dinge, die ich lieben gelernt habe, dass es mich selbst schon überrascht. Da sind viele Orte, an die ich mich stets erinnern werde. Es gab Tage, die für mich unvergesslich schön waren. Nicht alles an diesem Jahr war schlecht“, fing ich an über diese Erinnerungen nachzudenken. Es erfüllte mich schon an Freude, zu wissen, was mir dieses Jahr eigentlich gebracht hatte.
„Es freut mich, das zu hören. Mal nicht nur an die schlechten Seiten zu denken, sich einfach mal Gedanken um das Gute zu machen. Und…“, er überlegte kurz. „Du feierst auch Weihnachten?“

„Ja, richtig“, antwortete ich. „Mal wieder eng mit der Familie an einem Tisch sitzen. Auch wenn ich bezweifel, dass ein politisches Thema ausgeschlossen ist.“
„Kann man nicht vermeiden“, erwiderte er. „Hast du schon alle Geschenke besorgt?“
„Nun… ich weiß es gar nicht. Ich selbst habe ja keinen Wunsch geäußert. Was soll ich den anderen im Gegenzug schenken…“
Er sah mich schweigend an, als erwartete er, dass ich weiterreden würde.
„Also…“, begann ich. „Ich weiß nicht, was ich einer Freundin schenken soll… Dabei klingt es so bescheuert. Wir sind schon so gut befreundet, dass ich weiß, was ihr gefallen würde, aber… ich tu mich gerade so schwer deswegen. Mir bleibt nicht einmal mehr so viel Zeit…“
„Sie wird dir auch etwas schenken? Willst du etwa versuchen für den Preis aufzukommen, ein Geschenk finden, was denselben Wert haben könnte?“, hakte er nach.
Ertappt. Ich nickte als einfache Antwort.
„Würdest du sagen, sie ist glücklich, mit dir befreundet zu sein?“
„J-ja?“

„Weißt du, was für mich bisher das schönste Geschenk ist?“, er wartete gar nicht auf meine Antwort. „Ich führe in diesem Moment das wohl angenehmste Gespräch in meinem ganzen Leben. Vorher hatte man mich kaum beachtet. Aber jetzt wird mir ganz warm ums Herz. Ich bin mir sicher, deine Freundin ist dir sehr dankbar. Dankbar dafür, dass du an ihrer Seite bist. Ihr zuhören kannst. Ihr beistehst, auch wenn euch gerade schwere Zeiten treffen. Deine Freundschaft ist ein Geschenk, das wertvoller ist, als alles andere. Du bist ihr doch auch dankbar, oder? Warum teilst du es ihr nicht einfach mit?“
Sein Vorschlag brachte ein Lächeln auf meine Lippen.
„Danke“, antwortete ich. „Das ist eine wunderschöne Idee.“

Meine Tasse war inzwischen ausgetrunken. Der Strudel war auch schon verputzt. Ich fühlte, wie das Gespräch sich dem Ende neigen würde.
„Eine Sache noch“, sagte ich. „Was passiert, wenn dieses Jahr zu Ende geht? Was geschieht dann mit dir?“
„Ich werde verschwinden. Ohne eine Spur zu hinterlassen, werde ich euch nicht mehr zur Last fallen. Und ihr werdet vergessen, dass ich jemals existiert habe.“
Dass er diese Antwort so gleichgültig aufsagen konnte, verwunderte mich.

„Wie kannst du sowas sagen? Meinst du wirklich, man könnte dich so schnell vergessen? Nur weil du stirbst, heißt es nicht, dass du aufhörst zu existieren. Solange man an dieses Jahr zurückdenkt, lebst du in den Gedanken anderer weiter. Jede kleinste Erinnerung aus diesem Jahr, und wenn es auch die schlechten Erinnerungen sein müssen… Vielleicht werden sich nicht alle dankbar zeigen, aber du solltest spätestens jetzt wissen, dass du denkwürdig bist.“
„Du hast ja recht. Auf eine gewisse Weise würde ich dann noch existieren. Ich sollte mich wohl auch bei dir bedanken. Das war eine sehr nette Unterhaltung“, wir standen beide zur selben Zeit auf und er streckte mir seine rechte Hand entgegen. Ich schüttelte sie.

„Man sagt sich sonst, dass man sich zweimal im Leben sieht, aber ich nehme an, dies war unsere einzige und letzte Begegnung?“
„Ich befürchte ja“, antwortete er.
Wir verließen noch gemeinsam das Café. Es ist mittlerweile recht spät geworden.
„Wenn es so ist, dann… danke nochmal. Du warst ein sehr bedeutsames Jahr für mich.“
„Ich wünsche dir noch ein frohes Rest-Jahr. Und auch alles Gute in der Zukunft.“
Mit diesen Worten verabschiedete er sich von mir.

 

Für Menschen, die auf "Google - Year In Search 2010-2016" stehen. Für Menschen, die gerne mit den kontrafaktischen aufwärtgerichteten Mechanismen bei der Bewältigung von kritischen Lebensereignissen herumhantieren. Für Menschen, die schwarze nervige Punkte sehen und das weiße Blatt, auf dem diese Punkte sind, völlig außer Acht lassen. Für jemanden, der gerne das Jahr mit einer männlichen Person assoziiert. Für alle, die etwas lebensmüde sind und nicht viel mit ihrer teuer erkauften Zeit anfangen können. Für alle, die nicht auf tiefgründige Konversationen zwischen einem Mann und - nun ja - einem Jahr stehen.
Ich habe mich nur gefragt, die ganze Zeit, wie wäre dieses Gespräch abgelaufen, wäre ich an der Seite des Erzählers gewesen??? Ein bisschen anders?

Also, am liebsten gehe ich jetzt auch ins nächste Cafe, um das herauszufinden und gleichzeitg ein bisschen Zeit totzuschlagen...

 

"Die Zeit geht nicht, sie stehet still,
Wir ziehen durch sie hin;
Sie ist ein Karavanserai,
Wir sind die Pilger drin."​

Mein Blick wanderte zur Tageszeitung meines Gegenübers; die Schlagzeile, die da lautete: ‚LKW rast in Weihnachtsmarkt‘.

Na, das nenn ich mal einen Text, wie aus der Pistole geschossen, zu dem der erste Satz dann passt
Es war ein gewöhnlicher Dienstagnachmittag und ich hatte Zeit zum Totschlagen.
-

libe/r/s Libertoasz -
und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts! -

und wir können exakt den Tag nennen, an dem diese Begegnung der seltsamen Art stattfand.

Ich dachte daran, das Gespräch irgendwie auf dem Laufenden zu halten.
Welches Gespräch, bisher warens Floskeln ... Aber ein interessanter Gedanke, das laufende Jahr sitzend im Café zu treffen. Wen aber, frag ich mich unwillkürlich, will unser vermutlich junger Prot totschlagen, die Zeit wird ja nicht meinen, sonst stünde dort ja „ich hatte Zeit, die Zeit totzuschlagen“, und deren Representant ist nun mal diese Person namens 2016.

Aber das ist auch so eine Redensart, die darstellt, dass man die Langeweile (nicht die Zeit) totschlägt mit irgendwelchen beliebigen Dingen. Tatsächlich find ich es eine hübsche Idee, mit einer „Person“, die sich als „2016“ vorstellt, Kaffee zu trinken. Aber 2016 wird nicht sterben, wie die Zeit es ja gar nicht kann. Sie ist abstrakt und wie in einen zu engen Anzug in ein bürgerliches Korsett der Zeiteinteilung gezwängt, um Pünktlichkeit auf den Punkt genau definieren zu können.

Waren es vordem die großen Zyklen von Tag und Nacht, die Jahreszeiten, die das Leben bestimmten, so ist es heute im Extremfall die Zehntelsekunde. Die Uhrzeit, die den Tag in 24 gleich große Teile der Stunde zerstückelt und die Stunde wiederum in 60 Minuten und die Minute in 60 Sekunden usw. Aber die Zeit als solche ist abstrakt, nur an der Veränderung festzumachen. Gottfried Keller, der Nationaldichter der Schweiz, von dem die hier zitierten Verse stammen, hat
das auf den Punkt gebracht:

"Ein Etwas, form- und farbenlos,
Das nur Gestalt gewinnt,
Wo ihr drin auf und nieder taucht,
Bis wieder ihr zerrinnt.

Es blitzt ein Tropfen Morgentau
Im Strahl des Sonnenlichts;
Ein Tag kann eine Perle sein
Und ein Jahrhundert nichts."​


Was besonders auffällt, sind natürlich die Schnitzer,
wie hier, wo der zwote Infinitivsatz zwar mit dem notwendigen Komma beglückt wird, der vorhergehende aber nicht.Da muss auch ein Komma hin, weil die Infinitivgruppe von einem Substantv, eben dem Café abhängt:
Das kalte Wetter verleitete mich[,] in ein Café zu gehen, um mir dort eine heiße Tasse zu gönnen.

„Äh[...]…“, ich hasste es, …
Die Auslassungspunkte, wie Du sie verwendest – wie hier das erste, aber nicht einzige Mal, behaupten, dass am vorhergehenden Wort wenigstens ein Buchstabe fehle. Was nicht der Fall ist (da wäre dann auch ein Apostroph sinnvoller anzuwenden). Also besser eine Leerstelle zwischen Wort und Auslassungspunkten.

Und dann kommt ein richtger grammatischer Fehlschuss

Die Person hob seinen Blick von der Zeitung und nickte mir zu.
„Die Person … seinen Blick ….“, besser „ihren“!

Ich wünschte mir aber, dass es nie so[...]weit kommen musste.“
Besser Konjunktiv, „so weit kommen müsste.“ (So weit i. d. R. als unbestimmte zeitliche oder räumliche Angabe immer auseinander. Nur als Konjunktion zusammen!

„Wie soll das gehen? 2016 ist eine Jahreszahl, keine Personifikation“, stellte ich das offensichtlichste fest.
Inhaltlich korrekt, das „Offensichtlichste“ aber groß!

„Mag sein, dein Glaube an das Übernatürliche ist geschwächelt.
Besser „dein Glaube schwächelt“ oder „hat geschwächelt“, wenns unbedingt ein Partizip sein muss.

Jeder sucht etwas[...]… oder jemanden, um ih[m] die Schuld in deren Schuhe zu schieben.

Einem Jahr die Schuld für zu geben klingt doch ein wenig abstrakt, oder?“
Wie weise, folgte nicht ein Jahr dem andern, nicht ohne Spuren zu hinterlassen ... Das nennt man dann Geschichte.

[„]Nicht alles an diesem Jahr war schlecht“, fing ich an[,] über diese Erinnerungen nachzudenken.
Es erfüllte mich schon an Freude, zu wissen, was mir dieses Jahr eigentlich gebracht hatte.
"an Freude"? Besser "mit Freude"

Willst du etwa versuchen[,] für den Preis aufzukommen,

Ich fühlte, wie das Gespräch sich dem Ende neigen würde.
„dem Ende zuneigen würde“ oder „sich dem Ende ging“

„Eine Sache noch“, sagte ich. „Was passiert, wenn dieses Jahr zu Ende geht? Was geschieht dann mit dir?“
„Ich werde verschwinden. Ohne eine Spur zu hinterlassen, werde ich euch nicht mehr zur Last fallen. Und ihr werdet vergessen, dass ich jemals existiert habe.“
Eine gewagte Behauptung

Ich befürchte[,] ja“, antwortete er.

"Es ist ein weißes Pergament
Die Zeit und jeder schreibt
Mit seinem roten Blut darauf,
Bis ihn der Strom vertreibt.

An dich, du wunderbare Welt,
Du Schönheit ohne End,
Auch ich schreib meinen Liebesbrief
Auf dieses Pergament.

Froh bin ich, daß ich aufgeblüht
In deinem runden Kranz;
Zum Dank trüb ich die Quelle nicht
Und lobe deinen Glanz.​


Nicht den Kopf hängen lassen, es ist ein erster Versuch. Und wer hätte je gehört, dass ein Meister, der vom Himmel fiel, Freude an seinee Meisterschaft mit gebrochenem Genick gehabt hätte?

Halt die Ohren steif und schöne Tage diese Tage vom

Friedel

 

Hallo Libertoasz,

Dein Text ist recht flüssig geschrieben und der gute Anfang hat mich sofort in die Geschichte hineingezogen. Auch ich finde die Idee, das Jahr 2016 im Cafe zu treffen, interessant. Mir hätte sie aber noch besser gefallen, wenn Du die Person etwas näher beschrieben und ihr irgendein Merkmal gegeben hättest, das sie außergewöhnlich macht. Vielleicht ist sich der Prot zunächst nicht sicher, ob da ein Mann oder eine Frau vor ihm sitzt, z.B. Es könnte auch ein Kind sein, das alt wirkt. Oder umgekehrt.
Herr Schuster hat geschrieben, die Person wäre männlich, aber mir war das nicht so klar. Du hast zwar "Gesprächsparnter" geschrieben, aber für mich klang es, als wolltest Du es eher neutral halten.
Inhaltlich flacht es für mich in dem Moment ab, als die Freundin ins Spiel kommt. Das Jahr sagt:"Auch wenn euch gerade schwere Zeiten treffen."
Schwere Zeiten? Der Prot hat doch lediglich gesagt, dass er nicht weiß, was er schenken soll. Das allein macht für mich noch keine schwere Zeit aus. Auch das Hochhalten freundschaftlicher Werte ist zwar einerseits ein immer wieder schöner Gedanke, aber in diesem Rahmen zu abgedroschen für meinen Geschmack. Gut, man könnte es natürlich so sehen, dass das Jahr sich erst entwickeln musste und es zunächst lustig findet, Chaos zu stiften, um dann gegen Ende zu erkennen, was wirklich zählt. Trotzdem ist mir das so, wie es hier beschrieben wurde, zu platt.
Insgesamt finde ich die Idee aber, wie gesagt, spannend, nur könntest Du meiner Meinung nach noch mehr daraus machen und das Ganze noch mehr ausschmücken. ( Gestik, Mimik, Atmosphäre usw.)
Hier noch ein paar Sachen, die mir aufgefallen sind:
1) ..."Ich verstummte danach..."
"Danach" würde ich weglassen, das geht schon aus der Situation hervor, wann das geschieht.
2) ..."um ihn die Schuld in die Schuhe..."
ihm
3)... "sprach er weiterhin..."
Das klingt gestelzt in meinen Ohren und passt nicht zum eigentlichen Stil.

Ich hoffe, Du kannst etwas mit meinen Vorschlägen anfangen.
Einen guten Rutsch wünscht
Chai

 

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