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Daimon (Antike)

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06.01.2010
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Daimon (Antike)

Daimon


Der quirlige, rabenschwarze Höllenhund des Verwalters Aeunius drängte sich knurrend in die Scheune, und mit seinen blutunterlaufenden Augen glich er einem Lemuren, der seine Opfer nicht mehr entkommen lassen wollte.
„Vergil“, flüsterte mein alter Freund Horaz. „Lass doch endlich die blöden Äpfel fallen und komm nach oben. Sonst beißt dich das dämlich Vieh noch in den Hintern!“
Ich hörte zwar seine Worte. Doch in diesem Moment verstand ich ihren Sinn nicht. Der Hund bannte mich einfach mit seinem bösen Blick.
Panisch schaute ich ihm erst in die Augen, um mich danach wehmütig an die Äpfel zu erinnern. Ihre saftige gelbe Farbe trieb mir das Wasser in dem Mund zusammen. Kampflos wollte ich sie nicht hergeben. Doch das drohende Knurren riet mir etwas anderes und brachte mich von meinem Vorhaben ab.
Ich lies sie fallen. Das dumpfe Geräusch des Obstes drang an meine Ohren, und mein Magen knurrte laut.
Wie eine Säule stand die Töle vor mir und gebärdete sich furchterregend. Ich wagte keinen Schritt mehr. Die Beine versagten, wurden butterweich, und mein eigener Angstschweiß drang mir in die Nase.
Es war mir klar, dass mein Gegner meine Furcht roch und trieb wohlwissend seine Spielchen mit mir. Er wusste, dass ich ihm nichts anhaben konnte.
„Horaz.“ Meine Stimme überschlug sich. „Tu doch endlich was!“
Mein Freund hatte sich schon vor mir auf den Speicher gerettet, als die Bestie des Verwalters tobend über die Wiese gerollte kam.
„Was soll ich den machen?“
„Was weiß ich denn? Wirf ihm irgendwas an den Kopf. Egal was! Verdammt, ich bin Dichter. Kein stinkender Legionär.“
Meine Worte fruchteten. Ich hörte, wie er sich langsam erhob. Jedes Schleichen seiner Schritte, jedes Knarren der Balken weckte eine gewisse Hoffnung in mir.
„Ich sehe nichts. Nur das Heu vom letzten Sommer“, rief er herunter.
„Dann nimm das doch.“
Ich war der Verzweiflung nahe, denn der Gedanke, dass sich seine Zähne in mein Fleisch bohrten, bereiteten mir Unbehagen.
Horaz befolgte meinen Rat. Raschelnd fielen die verdorrten Halme zu Boden. Der Hund durchkreuzte jedoch unseren Plan und sprang nach hinten.
Das war die Gelegenheit für mich. Meine Beine gehorchten mir wieder. Stolpernd rannte ich zum nächsten Balken und versuchte mich nach oben zu ziehen. Horaz umklammerte mein Handgelenk, um mir zu helfen.
Doch der Hund war nicht gewillt, seine Beute entkommen zu lassen. Gewitzt befreite er sich aus dem Stroh. Nur ein paar Halme verfingen sich in seinem borstigen Fell, und in einer schier arroganten Haltung schlich er heran und schnappte nach mir.
Da ich noch halb in der Luft hing, erwischte dieser schwarze Teufel meinen wolligen Umhang und hängte sich an den groben Winterstoff. Schwer spürte ich das Tier an meinem Hals. Er schnürte mir die Luft ab.
„Mach die Fibel los“, krächzte ich wütend.
„Was?“ Er kapierte wieder einmal nichts.
„Du sollst endlich diese verdammte Fibel losmachen. Der erwürgt mich noch. Und ich habe keine Lust schon ins Gras zu beißen!“
Horaz zuckte mit den Schultern: „Du bist gut. Und wie? Du merkst doch, dass der Hund sein Gewicht verdoppelt.“
„Zieh mich zur Querstange. Da kann ich mich festhalten. Und du kannst mich dann endlich von dieser verdammten Klemme befreien.“
Der zierliche Horaz tat, was ich ihm geraten hatte. Unter für ihm unmenschlichen Anstrengungen zog er mich nach oben. Doch die Töle gab nicht auf und verbiss sich noch tiefer in den Stoff.
Meine Finger kratzen am Holz. Die Knöchel meiner Finger traten weiß hervor, und meine Arme zitterten unter dieser Last.
Mein Freund beugte sich zu mir herunter. Ich spürte wie seine eiskalten Finger meinen Hals umrundeten, um sich dem Stoff zu nähern.
Nur kurz zuckte ich zusammen. Die Wolle scheuerte an meiner Haut und hinterließ blutige Striemen.
Horaz fluchte. Die Nadel saß fest. Unter mir zog der Hund ruckartig kräftiger, und ich rutschte ein Stück tiefer.
Mein Gegner gewann wieder Boden und nutzte seine anwachsende Stärke aus. Ihm gefiel der Stoff einfach zu gut, dass er nicht mehr gewillt war, ihn loszulassen.
Horaz fingerte unterdessen fieberhaft an meinem Umhang, und ich war erleichtert, als ich den Klotz unter mir nicht mehr spürte.
Der Hund rollte durch den Dreck, und der Umhang deckte ihn zu.
Mein Freund fasste nach meiner Hand und stupste mich in das sonnendurchflutete Stroh.
Heftig sog ich die frische Luft des noch warmen Sommers ein. Mein Atem pulsierte in den Lungen. Übelkeit stieg auf. Mein Magen stülpte sich von innen nach außen. Der Haferbrei bahnte sich seinen Weg nach unten und bildete auf dem
staubigen Erdboden eine klumpige Masse. Der Kreislauf machte schlapp, und außerstande irgendetwas zu sagen, plumpste ich in das Heu. Mühsam würgte ich eine erneute Breiwelle nach unten und betete stumm zu den Göttern, dass sie mich die Tortur überleben ließen.
Gedämpft hörte ich Horaz, der sich erleichtert in das Heu setzte und mit einem „Puh“ seinen Atem ausstieß.
Langsam öffnete ich die Augen und blinzelte in die Abenddämmerung. Mein Körper kam zur Ruhe.
Von unten drangen lustvolle schmatzende Laute herauf. Immer wieder vernahm ich das reißende Knarren meines Mantels, und ich trauerte um den geliebten Stoff. Denn es wurde kühl, und ich war nur mit einer leichten Tunika bekleidet.
„Na, der hat aber seinen Spaß“, raunte mein Freund und legte seine Arme um seine Beine. „Was nun? Wir haben zwar unsere Haut gerettet, aber der da unten wird uns nicht gehen lassen.“
Ich war frustriert. Einzig und allein der Hund hatte seinen Spaß. Vom Mantel war fast nichts mehr übrig.
„Mein Vater bringt mich um, wenn ich nach Hause komme. Der Umhang war neu.“
Ich schaute auf den Boden und stupste einen Stein nach unten. Horaz schlug mir brüderlich auf die Schulter. Auch er war mit seiner Weisheit am Ende.
„Das ist noch das geringste Übel. Wir brauchen einen Weg nach unten, denn morgen haben wir wieder Schule. Du weißt ja wie der alte Parthenius reagiert, wenn man seine Lektionen versäumt“, stöhnte mein Freund.
„Für wahr. Da ist der Tateros das Elysium.“
„Na ja. Macht nichts. Ich glaube fest daran, dass ich vorhin eine Leiter gesehen habe. Hoffen wir nur, dass sie noch dasteht, und der Hund die Lunte nicht riecht.“
Ich erhob mich, straffte den Rücken und unterdrückte einen Schrei. Die Arme brannten wie Feuer.
Unter unseren Füßen knackten die Halme. Das Rascheln der Halme dröhnte in unseren Ohren. Jeder Schritt ermahnte uns an den Hund, im Stillen erschrecken, er könnte unsere Absicht wittern und uns doch noch auflauern.
Vorsichtig sah ich noch einmal nach unten, und Horaz flüsterte mir ins Ohr: „Der ist ja richtig euphorisch auf das bisschen Stoff.“
Betrübt trauerte ich meinem wärmenden Freund nach, der nun verdreckt und zerfleischt auf dem Boden lag, schreiend und klagend unter jeden seiner Bisse, bis er schlussendlich den Todesstoß bekam.
Japsend beruhigte sich der Köter und legte sich fix und fertig in den Dreck. Uns hatte er vergessen.
Horaz hatte die Leiter entdeckt und winkte mich herüber. Leise stieg er aus dem Fenster du stieg hinab. Mit einem angemessenen Abstand folgte ich ihm.
Unten angekommen lauschten wir in die Nacht. Kein Bellen. Kein Knurren drang an unser Ohr. Dafür ein greller Pfiff, der uns durch die Glieder fuhr.
Wir ergriffen die Fluch, doch ich kam nicht weit. Hart prallte ich gegen einen gewaltigen Körper, der sich vor mir aufbaute. Ich verlor den Halt unter meinen Füßen und währe fast gestürzt. Doch eine fleischige Hand rettete mich vor dem Fall. Unsanft wurde ich auf die Beine gestellt und sah bleich in das fette Gesicht des Verwalters, der mich böse angrinste.
„Sieh an, Daimon, wenn haben wir den da. Einen edlen Herren, der einen einfachen Mann bestehlen will. Das ist aber nicht nett. Ich kenne dich, Freundchen. Und ich kenne auch deinen Vater.“

Nach einer Weile stand ich mit gesenktem Kopf vor meinem alten Herren, der noch immer wütend mit Aeunius diskutierte. Offensichtlich war der Verwalter keineswegs einsichtig, denn er bestand auf sein Recht. Mein Vater gab klein bei und zog mich mit sich. Der Dicke fühlte sich als Sieger und ging nach Hause. Sanft fasste mich mein alter Herr an meinem Handgelenk und sah mir tief in die Augen.
„Das nächste Mal, wenn du wieder so was Dämliches vorhast, lasse dich nicht erwischen. Ansonsten gibt es Hausarrest!“

 

Hallo,

Der quirlige, rabenschwarze Höllenhund des Verwalters Aeunius
Rabenschwarz ist eine abgenutzte Verstärkung, man kann die sicher irgendwo in einem Text mal bringen, aber es ist was, das man eher versteckt, und nicht an den Anfang packt.
Höllenhunde gibt’s nur einen, den Cerberus. Und der ist alles andere als quirlig. Der ist massiv, weil er sich nicht vom Fleck bewegen muss.
Und das Genetiv-Attribut bringt eine Information zu früh und überlastet das Bild vollends.

und mit seinen blutunterlaufenden Augen glich er einem Lemuren, der seine Opfer nicht mehr entkommen lassen wollte.
Der zweite Satz ist kraftlos, weil er aus dem Bild fällt: Was macht ein schrecklicher Totengeist? „Er will seine Opfer nicht mehr entkommen lassen.“

Sonst beist
Beißt

Doch in diesem Moment kapierte ich ihren Sinn nicht.
Das Wort „kapierte“ hier, schafft es den ganzen Text zu killen, danach kann man ihn gar nicht mehr ernst nehmen. Völlig falsche Stilebene.

Der Hund bannte mich einfach mit seinem bösen Blick.
Das „einfach“ ist auch falsche Stilebene.

Ihre saftige gelbe Farbe rieb mir das Wasser in dem Mund zusammen
Trieb

Ich lies sie fallen.
Ließ

und gebärdete sich furchterregend.
Entsteht kein Bild.

Es war mir klar, dass mein Gegner meine Furcht roch und trieb wohlwissend seine Spielchen mit mir. Er wusste, dass ich ihm nichts anhaben konnte.
Mir/mein/Meine/seine/mir/ich/ihm
Zu viele Pronomen.

Ich war der Verzweiflung nahe, denn der Gedanke, dass sich seine Zähne in mein Fleisch bohrten, bereiteten mir Unbehagen.
Der Gedanke (Singular) erfordert „bereitete“ mir Unbehagen.
Und der ganze Satz ist trashig.

Gewitzt befreite er sich aus dem Stroh. Nur ein paar Halme verfingen sich in seinem borstigen Fell, und in einer schier arroganten Haltung schlich er heran und schnappte nach mir.
Da ich noch halb in der Luft hing, erwischte dieser schwarze Teufel meinen wolligen Umhang und hängte sich an den groben Winterstoff. Schwer spürte ich das Tier an meinem Hals.
Zähl mal die Adverbien und Adjektive in dieser Textpassage allein: Gewitzt, borstigen, schier arroganten, schwarze, wolligen, groben, schwer

Ich hab’s dann nur noch quer gelesen. Dürfte ich, auch wenn’s vielleicht frech wirkt, Reiners Stilfibel empfehlen? Die gibt es bei Amazon bestimmt oder, wenn die zu verstaubt ist, Schneiders Deutsch für Fortgeschrittene? Eine Stilkunde würde dem Text sehr gut tun.

Gruß
Quinn

 

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