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Daemmerung

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19.06.2001
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Daemmerung

Sie haben mich eingeschlossen. Ich weiss nicht, wie lange ich schon hier bin. Ich schreie, dass sie mich raus lassen sollen, dass sie mir die Tuer zeigen sollen. Das diffuse Licht macht mich verrueckt. Am Rande meines Sichtfeldes tauchen Schatten auf, doch als ich mich ihnen zu wende, haben sie nie existiert.
Ich hebe die Hand und will mir ueber die Augen wischen. Ich lasse sie wieder sinken ohne meine Absicht ausgefuehrt zu haben. Denn ich habe Angst, dass das Licht bleibt. Die aufkommende Panik legt mir einen eisernen Ring um die Lungen und macht mir das Atmen schwer. Ich blinzle.Nichts. Muehevoll draenge ich sie zurueck. Ich schreie wieder. Doch es bleibt unbeantwortet und erstirbt in einem heiseren Kraechzen.
Ich senke meinen Blick auf meine Haende. Nichts. Nichts als lichtes Grau. Verzweifelt versuche ich meine Haende zu erkennen. Meine Augen schmerzen von der Anstrengung. Nichts. Nicht einmal ein Schatten. Noch immer unveraendert, als ich meine Haende langsam hebe. Kurz bevor sie mein Gesicht beruehren lasse ich sie fallen, werfe meinen Kopf zurueck. Meinem Mund entringt sich ein hilfloses Stoehnen. Heisse Traenen rinnen meine Wangen hinab.
Ich mache einen Schritt in die daemmrige Dunkelheit. Oben? Unten? Links? Rechts? Ich weiss es nicht. Ich bewege mich in die Richtung, die ich fuer geradeaus halte. Vorsichtig setze ich einen Fuss vor den anderen. Keine Hindernisse. Gar nichts. Leer. Ich strecke meine Arme aus. Die Stille scheint mich zu erdruecken. Sie lastet auf meiner Seele und tut schon fast phzsisch weg. Ich hoere nicht einmal meine eigenen Schritte.
Es scheint als ob das Licht alles schlucken wuere, was keinen festen Koerper hat/ Ich halte inne, als meine Fingerspirtzen kalte Wand beruehren. Der unerwartete Kontakt jagt mir Schauer ueber den Ruecken. Ich zucke zurueck. Kalt. Aber vielleicht meine ersehnte Tuer. Versichtig lege ich meine Haende auf die rauhe Oberflaeche und taste mich daran entlang.
Die Daemmerung kriecht meinen Ruecken hinauf. Schleimig und dunkel ueberzieht sie meinen Koerper mit Kaelte. Dort, wo sie meine Haut beruehrt, bleibt ein schwierig zu definierender, pochender Schmerz zurueck. Ich weiss, dass ich daran ersticken werde ueber kurz oder lang. Mein Zeitgefuehl hat mich verlassen. Ich kann Sekunden nicht mehr von Jahren unterscheiden. Alles verschwimmt in dieser grauen Ebene, die sich vor meinen Fuessen ausbreitet. Doch sie ist nicht unendlich. Ich bin am Ende.
Ich spuere die Wand. Und hinter dieser Wand ist etwas. Meine Gedanken rasen. Die dunkle Erinnerung an etwas anderes als Grau schwebt irgendwo in meinem Gedaechtnis. Verzweifelt versuche ich mich zu erinnern. Wo bin ich? Wer bin ich? Panik schnuert mir die Kehle zu. Wie bin ich hier her gekommen? Und warum? Wo die Antwort sein sollte, erfuellt Leere meinen Kopf.
Ich spuere, wie die Dunkelheit sanft meinen Nacken beruehrt. Kalte, nicht existierende Finger jagen mir Schauer ueber en Ruecken. Verzweifelt versuche ich mich zu erinnern. Namen wirbeln durch meinen Kopf, Begriffe, Erinnerungen. Keine Bilder. Ich weiss, dass die Dunkelheit gehen wird, wenn ich mich nur erinnern kann.
Ich kneife meine Augen zu, Konzentration! Die Panik scgwappt ueber die Barriere, die mich muehevoll aufgebaut habe. Ich reisse die Augen weit auf. Der Druck waechst, dann bricht der Damm endgueltig. Viele, kleine Stuecke sorgfaeltiger Arbeit. Die Welle schwappt ueber meine Gedanken, begraebt alles, was sich vielleicht doch noch an die Oberflaeche getraut haette unter einer Lawine von Schutt und Asche.
Ich beginne zu rennen. Meine Haende tasten sich noch immer an der Wand entlang. Schneller und schneller ist, was mir meine Beine sagen, mein Keuchen. Stillstand ist, was mir meine Augen sagen, mein Gehirn. Sinneseindruecke kaempfen gegeneinander. Sinne, deren Existenz ich vergessen hatte. Die Daemmerung macht mich verrueckt. Die Dunkelheit konnte ich nicht abschuetteln. Die Panik weicht schlagartig einem Nichtgefuehl von Stumpfheit. Ich werde langsamer. Mein Herz rast, mein Atem geht keuchend. Ich lehne mich mit dem Ruecken gegen die Wand. Das Gefuehl von Substanz, die nicht meine eigene ist, gibt mir einen kleinen Teil von Sicherheit wieder. Fragende Sicherheit. Unsichere Sicherheit. Keine Sicherheit.
Stoehnend lasse ich mich an der Wand herunter rutschen. Ich hebe eine Hand und wische mir ueber die Augen. Ich schluchze hilflos. Die diffuse Dunkelheit bleibt. Graue Leere. Nichts.
Ein unartikulierter, wenig menschlicher Schrei entringt sich meiner Kehle und wird von Grau verschluckt. Kraftlos lasse ich meine Arme sinken. Ich kauere an die Wand gelehnt, mein Blick gesenkt in Grau. Jahrelang, Jahrhundertelang. Nicht geweinte Traenen rinnen meine Wangen hinab. Keine Reaktion. Ich sitze dort. Bewege mich nicht. Eine Ewigkeit, oder zwei. Niemals. Ploetzlich springe ich auf. Spannung hat sich in meinem Inneren aufgebaut. Sie beobachten mich, ich weiss es. Ich trommle mit meinen Faeusten an die Wand. Schreie, dass sie endlich das Licht anmachen sollen.
Im gleichen Augenblick weiss ich, dass da niemand ist. Nur ich und die Daemmerung. Meine Schultern schmerzen. Ich halte inne. Lasse meine Faeuste sinken. Ich spuere das Blut nicht, das an meinen Handgelenken hinab laeuft. Der Schmerz ist weit entfernt und unwirklich. Nicht mein eigener. Ich lehne meine Stirn an die Wand und schliesse meine Augen.
Verloren.

 

Sehr bedrückend beschrieben, die Situation, in der sich der Protagonist/die Protagonistin sich da wiederfindet. Deprimierend ihre/seine Gedankengänge.

Dennoch kann ich mit der Beschreibung wenig anfangen. Wer ist die Hauptfigur? Handelt es sich um die Beschreibung eines innerseelischen Zustandes, eines physischen Krankheitsbildes (Koma) oder eine real existierende Situation? Wenn ja, wie ist er/sie dort hineingeraten? Ist er/sie eventuell tot und hängt "zwischen den Welten" fest?

Zu viele Interpretationsmöglichkeiten ohne weiter führende Anleitung. Am Ende weiß ich, der Leser nicht, ob ich jetzt eine Horror-, eine Science-fiction- oder eine philosophische Geschichte gelesen habe.

Eher ein Teil einer Geschichte als eine Geschichte, aber als solcher gut geschrieben.

 

Schande... und ich hab gedacht, das waere zu offensichtlich, was ich da verzapft hab :)
Aber ich bin der Meinung, dass wenn eine Geschichte nicht richtig verstanden wird oder wenn Fragen offen bleiben, dass dann entweder Autor und/oder Leser unfaehig sind. Deswegen sag ich zu dem Sinn auch gar nichts.

Viele Gruesse
Sara

 

Oh - dann bleibt mir nur noch, mich für meine offensichtliche Unfähigkeit um Verzeihung zu bitten.

Werde nicht weiter stören. Tschuldigung.

 

Sorry, wenn das so rueber gekommen ist, aber so war das nicht gemeint. Das ist nur generell meine Meinung.
Nicht auf dich bezogen. Wirklich!! :sad:

 

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