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Da draußen...tief in mir

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11.09.2001
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Da draußen...tief in mir

Es war finster, kein Stern war am Himmel zu sehen. Ich stand im Garten und sah hinauf, hoffte, dass doch ein Stern durch die Wolkendecke hindurchscheinen würde. Doch nichts dergleichen geschah. Ich sah weiter in den Himmel, stundenlang, und träumte...
„Bist du noch immer auf der Suche?“ erklang plötzlich eine freundliche Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und sah dort jemanden stehen. In der Dunkelheit konnte ich nicht erkennen, wer es war, doch ich kannte ihre Stimme. Es war die Stimme meiner Frau.
„Ja “, antwortete ich und seufzte. Irgendetwas kam mir seltsam vor. Ich sah weiter nach oben in den wolkenverhangenen Himmel..
„Du suchst etwas, das nicht mehr existiert. Das Licht ist schon lange erloschen.“, sagte die Stimme ruhig.
„Nein, es ist noch irgendwo. Ich werde es finden, wenn ich nur lange genug danach suche“, antwortete ich und sah weiter in den dunklen Nachthimmel. Es war kalt, die Tannen rauschten und ein eisiger Wind wehte.
“Warum suchst du noch, wo du doch weißt, dass du nichts finden wirst. Denk nach, das Licht ist schon lange erloschen, es wird nie wiederkehren. Höre auf zu suchen, bevor auch das Licht in dir erlischt“, sagte meine Frau und ihre Stimme klang traurig.
Ich hörte, wie meine Frau sich mir von hinten näherte und spürte, wie sie sich an mich presste. Sie legte ihre Arme um meine Schultern. Die Berührung tat gut, doch war sie irgendwie kalt und unwirklich.
Ich nahm den Blick kurz vom Himmel und sah ihr in die Augen. Eine einzelne Träne lief über ihr blasses Gesicht, dann flüsterte sie leise: „Beende deine Suche, es ist kein Licht mehr da draußen. Je länger du danach suchst, desto schwächer wird das Licht in deinem Herzen.“
„Nein!“ antwortete ich und wandte meinen Blick wieder dem Himmel zu. Ich wollte schreien, doch meine Stimme war leise und zitterte. Ich wusste, sie hatte Recht, doch akzeptieren wollte ich es nicht. Ich blieb weiter draußen, und wartete...
Nach einer Ewigkeit wurde mir dann klar: Meine Frau ist schon lange tot...doch bis heute wollte...konnte ich ihren Tod nicht akzeptieren und glaubte noch immer, dass sie irgendwann...irgendwie zu mir zurückkehren würde. Jetzt, wo ich aufgehört habe, sie zu suchen, weiß ich, wo sie ist. Sie wird nicht zurück auf diese Welt kommen, doch sie lebt weiter, solange ich sie in Erinnerung behalte...tief in meinem Herzen.

 

Hallo Neawoulf,

Deine Geschichte ist wirklich traurig-schön.
Zuerst dachte ich, Du erzählst vom Tod eines Kindes
und ich habe nicht damit gerechnet, dass die Frau,
mit der er doch redet Tod ist, aber genau das macht
den Reiz Deiner Geschichte aus.
Ich finde sie gut.
Die Idee mit dem Licht im Menschen und die assoziation
auf die Sterne ist gut rübergekommen und somit
auch nett zu lesen.

Gruß
ypsilon

 

Ich fand die Geschichte nicht schlecht. Am Anfang hatte ich keine Ahnung was mit dem "Licht" gemeint war, das hat Neugierde geweckt. Die Frau die du auftreten lässt bleibt geheimnisumwoben und das finde ich hier auch gut.
Der Schluß ist ein wenig mager und zu abrupt, aber das war nur mein Gefühl.

 

Hi,

ich weiß, dass die Geschichte nicht sooo super ist, vor allem das Ende. Als ich angefangen habe zu schreiben, wusste ich nicht wohin mit der Text führen würde, die letzten drei oder vier Zeilen sind eigentlich das Ergebnis von dem, was ich dachte, nachdem ich den Rest des Textes noch einmal gelesen habe. Ich weiß echt nicht, wie ich auf solche Ideen komme.

@Ypsilon Interessanter Gedanke mit dem Kind...wie kommst du darauf, dass es um ein Kind gehen könnte? Ich glaube, wenn man die letzten Zeilen nicht liest, gibt es ein Dutzend Möglichkeiten, den Text zu interpretieren. Diese letzten Zeilen sind halt meine Interpretation von dem, was da aus mir herausgesprudelt ist, ohne beim Schreiben darüber nachzudenken.

MfG Neawoulf

 

gänsehaut!
eigentlich sollte das als kritik allessagend sein!
wenn ein leser eine gänsehaut bekommt, dann ist die geschichte gelungen, es verzeiht dann kleine stilblütchen gern!
bezüglich der länge, sicherlich konnte man das ganze noch dehnen, aber das hätte nicht unbedingt zu einer verbesserung geführt; für dieses thema und der schnellen gänsehaut passt die formel "in der kürze liegt die würze"!
bye
barde

 

Tach auch, Neawoulf.

Wie meine Vorredner fand auch ich deine Geschichte äußerst lesenswert. Und wie bei meinen Vorrednern liegt auch meine Begeisterung für deine Geschichte in ihrer fesselnden, traurigen Atmosphäre begründet.
Doch will ich zwei Dinge anmerken:

#1: Man merkt deiner Schlusspassage (IMHO leider) an, dass sie ein nachgereichtes Anhängsel ist. Sie passt stilistisch nicht zum vorher geschriebenen.

#2: Ein leichter Hang zum Kitsch macht sich in der Geschichte breit (vgl. "Eine einzelne Träne lief über ihr blasses Gesicht").

Beide Punkte fallen aber nicht sonderlich ins Gewicht, weshalb der positive Gesamteindruck bestehen bleibt.

Go on writin`, Neawoulf. ;)

MfG,
maX.

 

Hallo neawoulf

Trotz ihrer kürze liest sie sich gefällig, und transportiert glaubhaft Suche und Erkenntnis.
Auch der vergleich zum Umgang mit vergangener/verlorener Liebe bleibt machbar..

der Lord

 

Ich denke, über so viel Lob fühle ich mich geehrt. Als ich angefangen habe zu schreiben, hatte ich nicht vor, es irgendwem zu zeigen, denn ich war mir von Anfang an sicher, dass es schlecht werden würde. Vor allem, da das, was ich schrieb für mich selbst erst keinen Sinn ergab, ich wollte nur diese traurige Atmosphere irgendwie in einem kurzen Text zusammenfassen. Die von euch, die meine anderen Geschichten gelesen habe (waren erst 2 oder 3 Stück) werden vielleicht gemerkt haben, dass dieser Text etwas völlig anderes ist als das, was ich üblicherweise schreibe. Nun ja...wenn mir wieder einmal so ein Gedankenausbruch auf die Tastatur fällt, werde ich es ebenfalls hier platzieren.

MfG Neawoulf

 

Hallöchen Neawoulf!

Ich finde, trotz der Kürze konntest du richtig Atmosphäre schaffen, was der plötzliche Schluß aber irgendwie kaputt gemacht hat. So habs ich empfunden. Zuerst läßt du alles offen und im Unklaren, wie du selbst sagst, für jeden frei interpretierbar und dann kommt deine Interpretation, inklusive Erklärung, mit der Erinnerung und so, das ist mir persönlich etwas zu viel gesagt, aber wirklich was dran aussetzen kann ich nicht! ;)

An einer Stelle mußte ich etwas stocken:

Ich hörte, wie meine Frau sich mir von hinten näherte und spürte, wie sie sich an mich presste.
Also die Frau kommt von hinten? Und dann schaut er ihr in die Augen?
Ich nahm den Blick kurz vom Himmel und sah ihr in die Augen.
Dreht er sich vorher um oder wie? Ist aber eigentlich gar nicht tragisch, merkt ich grade, denn am Schluß erfährt man ja, daß sie tot ist und ihre Augen in seinen Erinnerungen überall sein können. Aber das weiß man ja zu dem Zeitpunkt noch nicht... Ich überleg grade... ich glaub ich habs mir grade selbst erklärt, oder? ;)

Du bringst mich zum Nachdenken, was soll denn das? :) tzz...

Bis denn
Korina

 

Vermutlich drehte er sich vorher um :) Auf jeden Fall habe ich darüber gar nicht so nachgedacht...

Naja, es freut mich auf jeden Fall, dass euch meine Geschichte gefallen hat. Ich habe sie in der Hoffnung geschrieben, dass Menschen darüber nachdenken. Scheinbar habe ich mein Ziel erreicht.

Greetings by Neawoulf

 

Hallo Neawolf, ...wir haben Weihnachten und die Stories auf der 1. seite von Alltag, werden trauriger und trauriger. Du schreibst sie ist nicht so super, finde ich gar nicht. Sieht aus, als müsste die Geschichte geschrieben werden", "rausgelassen werden"!

Liebe Weihnachtsgrüsse Stefan

 

Hi Nea...ich kann Arche nur beipflichten.
Weihnachten drängt nach innen, da wo unsere wichtigen Seiten wohnen.
Darum sind solche "intensiven" Geschichten auch so wichtig.
Lord

 

Hallo Neawoulf!

Es ist schon sehr lange her, da versuchte jemand, mich über einen schlimmen Verlust hinweg zu trösten. Ich bekam damals den Rat, zum Himmel zu sehen, nach einem Stern zu suchen und mir vorzustellen, dass die Person, die ich verloren hatte, jetzt dieses Licht ist. Deine Geschichte hat in mir Erinnerungen hervor gerufen. Sehr traurige, aber auch sehr schöne. Mag kitschig klingen, aber ich stehe Nachts oft da und sehe zum Himmel. Inzwischen hab ich da eine ganze Menge Sterne. Am schönsten ist es, wenn ich weiß, dass anderswo auch jemand steht und sich den selben Stern anschaut ... dann begegnet man sich, egal, wo man gerade ist. Eine sehr schöne Geschichte!

Gruß ... Déjà-vu

 
Zuletzt bearbeitet:

@Arche
Nun, dass diese Geschichte nun wieder ganz oben auftaucht, mag daran liegen, dass ich lange nicht mehr auf dieser HP war. Die Geschichte selbst habe ich bereits im Mai geschrieben.

@Lord Arion
"Intensive Geschichten", wie du sie nennst sind wichtig...jedoch ärgert es mich jetzt schon wieder beinahe, dass ich euch damit ausgerechnet kurz vor Weihnachten belästige :(
Naja... dennoch ist mir in den letzten Wochen wieder mal aufgefallen, dass das Thema Tod immer aktuell ist... komischerweise scheint es jetzt zur Weihnachtszeit mehr zu sein als üblich.

@Déjà-vu
Ich finde es nicht kitschig, die Sterne zu beobachten... ich mache es ja selbst ab und zu.


Um von diesem Thema nun ein wenig abzulenken, würde ich mich freuen, wenn jemand mal nen kleinen Kommentar zu meiner Weihnachtsgeschichte schreiben würde :D Findet ihr unter Special --> Weihnachten


Greetings by Neawoulf

 

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