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Dünnes Eis

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26.01.2014
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Dünnes Eis

Die Wintersonne stand über den kahlen Bäumen.
Sie hatte das Schmelzwasser von der Steilküste kriechen lassen und den einsamen Strand in eine Schlitterbahn verwandelt. Das Meer war spiegelglatt, die flachen Stellen lagen starr unter dünnem Eis.
Die Möwen schwiegen, ihre Köpfe ins aufgeplusterte Gefieder gesteckt.
Auch die beiden gingen schweigend nebeneinander. Er hielt ihre warme Hand, vertraut, wie seit Jahren. Seine Fingerspitzen waren kalt.
"Ich mag nicht, wenn du so lange schweigst."
"Warum?"
"Ich weiß nicht, was du denkst."
"Aha."
Sie sprang über die glatte Stelle.
Er tastete sich vorsichtig vorwärts.
"Ich fürchte dann, du denkst an ihn. Wie es wäre, wenn er hier mit dir wäre."
Sie schwieg.
Er kam ins Rutschen. Unter ihm knackte es. So dünnes Eis.

 

Hallo findo,
ich mag deinen Text. Du hast den eisigen Tag am Meer gut beschrieben. In den wenigen Sätzen sind viele schöne Detailaufnahmen, wie z.B. die schweigenden Möwen, sprachlich gut dargestellt.
Den Dialog würde ich ganz klassisch in Anführungszeichen setzen. Ich wusste nicht, wer den ersten Satz spricht. Das wird erst beim "wie es wäre, wäre ER hier bei dir" klar.
Der letzte Satz hat Kraft. :)

Gern gelesen.
Viele Grüße
wegen

 

Hallo wegen,
danke für die Blumen und den Tipp mit den Anführungszeichen. Ich hab es gleich geändert, so ist es besser.

Viele Grüße
findo

 

Hej findo,

also ich hab jetzt doppelt nachgesehen und mich vergewissert, dass du bereits vier Jahre stilles Mitglied warst und das dein erster Beitrag ist.

Ich mag diese Strandszene. Sie ist für mich perfekt. In all ihrer Schlicht- und Einfachheit. Liebe es.
Dein Paar befindet sich seit es 'ihn' gibt auf dünnem Eis und während sie springt, tastet er sich vorwärts.
Minimalismus, wie ich ihn schätze.

Bin kein Kommafuchs aber mir erscheinen es zu viele. :shy:

Herzlich willkommen und ich freue mich auf weitere Texte von dir.

Freundlicher Gruß, Kanji

 
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Hallo findo

Die Kürze des Textes lädt dazu ein, genau zu lesen. Mir gefällt, wie du schreibst. Dennoch habe ich ein paar Anmerkungen.

Sie hatte das Schmelzwasser von der Steilküste kriechen lassen

Hm. Die Sonne lässt Wasser kriechen? Das macht die Schwerkraft. Die Sonne lässt das Eis schmelzen. Ich glaube, ich wäre weniger gestolpert, wenn du "das" weggelassen hättest. Wenn du "das" schreibst, ist das Wasser - zumindest für mich - zu Beginn des Vorgangs schon in flüssiger Form vorhanden und erst dann beginnt die Sonne ihr Werk. Wenn du es weglässt, dann kann ich das Schmelzen des Eises mitdenken.

Sogar die flachen Stellen des Meeres lagen starr unter dünnem Eis.

Weshalb „sogar“? Ich würde das weglassen. Weil ich das unwillkürlich so lese, dass nicht nur die tiefen Stellen des Meeres gefroren sind, sondern sogar die flachen. Das ist aber nicht, was du sagen willst, nehme ich an.

Kein Wind trieb Wolken über den Himmel.

Ich lese gerade ein Buch über politisches Framing. Spannend. Zum Beispiel: Beim Lesen werden motorische Bereiche des Gehirns aktiviert, der Leser vollzieht Bewegungen, die beschrieben werden, unbewusst nach. Ich denke, das ist auch für Autoren interessant.
Und eine der wichtigsten Erkenntnisse der Kognitionsforschung besteht darin, dass unser Gehirn Mühe mit Negationen hat. Tatsächlich habe ich nach der Lektüre deines Textes das Bild von Wolken im Kopf gehabt, die über den Himmel ziehen. Ich denke, wenn man atmosphärische Details beschreibt, ist es eminent wichtig, zu schreiben, was ist, und nicht, was nicht ist.

Er hielt ihre Hand, warm, aber seine Fingerspitzen waren so kalt.
"Ich mag nicht, wenn du so lange schweigst."

Auch nachdem du Anführungszeichen gesetzt hast, weiss ich hier nicht, wer spricht. Das liegt daran, dass der vorhergehende Satz uneindeutig bezüglich der Perspektive ist. Er hält die Hand. Die Kälteempfindung aber könnte aus seiner oder aus ihrer Perspektive beschrieben sein. Ich habe das „so“ eher so interpretiert, dass aus ihrer Perspektive beschrieben wird und dachte daher, dass sie spricht. (Und auch, weil das, was gesagt wird, eher dem weiblichen Klischee entspricht). Der Dialog an sich gefällt mir.

Eine schöne kleine Szene, gut eingebettet, der Dialog öffnet Räume. Dennoch war es mir am Ende dann doch etwas zu dünn, aber das hat eher damit zu tun, worauf ich als Leser gerade Lust habe. Insgesamt gut gemacht, finde ich. Willkommen, findo!

Lieber Gruss
Peeperkorn

P.S. Möchtest du nicht noch ein Tag setzen? Dann kann man deine Geschichte besser zuordnen.

 

Lieber @ findo,

auch mir gefällt deine Miniatur, obwohl sie mir ein wenig zu deutlich auf die Redewendung ‚sich auf dünnem Eis bewegen’ hinkonstruiert ist. Um das abzuschwächen, würde ich den letzten Satz vielleicht weglassen. Ihn braucht es mMn nicht, das steckt doch schon in der Überschrift und erschließt sich dem Leser auch ohne diesen (über)deutlichen Fingerzeig.

Auch mit dem doppelten ‚so’ tue ich mich etwas schwer:

Er hielt ihre Hand, warm, aber seine Fingerspitzen waren so kalt.
"Ich mag nicht, wenn du so lange schweigst."

Das erste 'so' hat für mich einen etwas melodramatischen Touch.

Liebe Grüße
barnhelm

 
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Hallo findo,

bin neu hier, muß aber sagen, dass mir Deine Geschichte unglaublich gut gefällt. So viel in einen so kurzen Text zu verpacken, bewundere ich. Den letzten Satz würde ich auf gar keinen Fall weg lassen. Er gibt der Geschichte ja gerade den Kick.
Nur über den Satz

Er hielt ihre Hand, warm, aber seine Fingerspitzen waren eiskalt.
bin ich gestolpert. Da würde ich eher "Er hielt ihre Hand, sie war warm. Nur seine Fingerspitzen ...." oder "Er hielt ihre warme Hand ..." schreiben. Oder hielt er ihre Hand warm?

Liebe Grüße
Lies21

 

Hallo, findo

Auch mir hat Deine Geschichte gut gefallen. Es ist beeindruchend, wie Du mit so wenigen Worten so viel Stimmung machen kannst. Dafür, dass zu diesen wenigen Sätzen jetzt auch schon einiges gesagt wurde - eigentlich ja mehr als genug -, möchte ich auch gar nicht mehr viel ergänzen.

Nur über den ersten Satz wurde noch nicht gesprochen, wenn ich es recht betrachte:

Die Sonne stand so hoch, wie es im Winter ging.

Der ist für mich persönlich das einzige Manko an der Geschichte - wobei ich auch den Vorschlag mit dem Weglassen der letzten Sätze genial finde. Es ist, wie oben schon gesagt wurde, zwar nicht direkt eine Negation, aber Du sagst erst etwas und weist es dann wieder zurück: Die Sonne steht hoch, aber eigentlich kommt sie kaum über den Horizont. Ich sehe erst eine Sonne hoch stehen und muss sie dann gedanklich nach unten schieben. Mal ganz davon ab, dass "ging" wirklich ziemlich schwach klingt - das wurde mir ganz am Anfang auch gesagt, hier sehe ich es sehr eindrucksvoll demonstriert. Gegenvorschlag: "Die Wintersonne stieg kaum über den Horizont auf." Oder so ... Du kriegst das bestimmt schöner formuliert. ;) Dann muss ich im Kopf das Bild nicht erst beim Nebensatz wieder gerade rücken, sondern es taucht von Anfang an richtig auf.

Ansonsten hat es sehr viel Spaß gemacht, diese Geschichte mehrmals zu lesen und ihre einzelnen Bilder auf mich wirken zu lassen. Ich finde ja Dialoge ohne Begleitsätze persönlich immer ganz schön, finde es also gar nicht so schlimm, dass man erst nicht weiß, wer spricht. Dann kann der Dialog selbst sich in all seiner Schlichtheit poetisch entfalten. Das ist Geschmackssache, denke ich.

Viele Grüße,
Maria

 

Hi findo,

Mir gefällt dein kurzer Text gut. Du schaffst eine gute Stimmung.

Nur drei Dinge, über die ich gestolpert bin:

Die Sonne stand so hoch, wie es im Winter ging.

Steht die Sonne im Winter tatsächlich für den Menschen sichtbar flacher im Zenit als im Sommer? Ich bekomme dazu kein Bild in den Kopf.


den einsamen Strand in eine Schlitterbahn verwandelt.

Ich weiß nicht, wie genau der Begriff "Strand" abgeseteckt ist, allerdings denke ich dabei eher an den Sand, die Steine, also das Land, nicht an das Meer. Wenn ich dich richtig verstanden habe, willst du aber auf das Wasser kurz vor dem Strand hinaus, oder?
Ich hab zuerst nachgedacht, wie sehr so ein Sandstrand eigentlich durch Eis glatt werden kann. Ich vermute gar nicht, da das Wasser ja im Sand versickert, bevor es gefrieren kann, also sollte sich keine Eisschicht über dem Strand bilden. War aber noch nie an Stränden, als es eisigkalt war.
Vielleicht könntest du hier etwas präzisieren.

Zuletzt: Ich bin davon ausgegangen, dass sie anfängt zu sprechen. Erst im letzten Dialogsatz merke ich, dass das falsch war. Ich würde dazu raten, im ersten Satz anzufügen, dass ER spricht.

Soweit von mir, und Glückwunsch zum gelungenen Text,
Grüße,
Salomon

 

Hallo findo, bei der kleinen Geschichte (ist ja eher eine Szene) gefällt mir vieles gut. Sie ist noch nicht ganz rund, glaube ich. Bei so kurzen Texten muss jedes Wort stimmen, und da gibt es noch was zu tun. Über den ersten Satz wurde schon was gesagt, da stimme ich zu.

Sie hatte das Schmelzwasser von der Steilküste kriechen lassen

Ich bin durchaus ein Fan poetischer Freiheiten, aber dass das Wasser hier von der Sonne zum Kriechen gebracht wird, da stimmt was nicht, glaube ich.

"Ich mag nicht, wenn du so lange schweigst."
"Warum?"
"Ich weiß nicht, was du denkst."
"Aha."

Das ist ein etwas merkwürdiger Dialog. Insbesondere das "Aha" am Ende wirkt suspekt. Wann sagt man das? In so einer Situation?

"Ich fürchte dann, du denkst an ihn. Wie es wäre, wäre er hier mit dir."

Wäre Komma wäre ist einerseits nicht so schön, rein sprachlich. Anderseits klingt es auch ziemlich formal. Spricht man so? Klingt nicht sehr natürlich.

Den letzten Satz würde ich ebenfalls weglassen. Dass es um dünnes Eis geht, sagt ja bereits der Titel.

Trotz dieser Einwände gern gelesen.

Gruß Achillus

 

Die Sonne stand so hoch, wie es im Winter ging.

Wie hoch ist das denn? Das Schlimmste: wenn Autoren nicht konkret werden.

Sie hatte das Schmelzwasser von der Steilküste kriechen lassen und den einsamen Strand in eine Schlitterbahn verwandelt.

So Möchtegern-Poesie. Naturalistische Bilder sind deswegen schwer, weil sie sprachliche Präzision erfordern. Siehe Jim Harrison, David Quammen. Es sich nicht einfach machen. Und dann: clumsy word choice. "In eine Schlitterbahn verwandeln" - das liest sich wie in einem Kinderbuch. Aber so willst du nicht klingen.

Sogar die flachen Stellen des Meeres lagen starr unter dünnem Eis. Kein Wind trieb Wolken über den Himmel.

Wieso denn: sogar? Welche Stellen denn noch? Das steckt da ja drin, aber der Autor schweigt sich aus. Und kann etwas starr unter dünnem Eis liegen? Ein Meer, das vereist, außer wo - in der Arktis? Vielleicht ein Fluss, ein Bach, wo man dann unter dem dünnen Eis Bewegungen sieht, siehe Eislochfischen, Lachse, etc. Noch was: Kein Wind - der Leser stockt immer bei Negationen. Wenn es keinen Wind gibt, dann einfach nicht erwähnen, niemals etwas ohne Grund dahinschreiben.

Vertraut, wie seit Jahren.

In der flash fiction muss das besser kommen: das ist ja viel zu einfach. Überlege dir doch ein Bild, etwas wie eine Geste, die dem Leser zeigt; sie sind seit Jahren vertraut. So muss ich das einfach glauben. Tue ich das nicht, ist es eben vorbei mit der Geschichte.

Er hielt ihre Hand, warm, aber seine Fingerspitzen waren so kalt.

Was denn jetzt: warm oder kalt?

Der Dialog danach, also, mit guten Willen ist das ein Ausreichend. Da muss mehr kommen. Bei einer solchen Kürze will ich Exaktheit der Figuren. "Denkst du wieder an ihn?" "Wie kommst du darauf?" Eine Eskalation, etwas Feineres, Individuelles, das klingt so nach Generika, dies, das, Liebe, vergangene Liebe, dünnes Eis ... puh. Sorry, also bei so kurzen Texten muss alles passen, und das ist hier nicht der Fall, da ist viel redundant und unpräzise, und deine Figuren sind Schablonen, Pappkameraden.

Suche die Tiefe, suche das Echte, suche das, was nur die beiden zueinander sagen können. Lerne deine Figuren kennen.

Gruss, Jimmy

 
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Hallo Kanji,
es hat wirklich eine Weile gedauert, bis ich mich entschlossen habe, nicht nur zu lesen. Angemeldet bin ich seit 2009 - damals noch bei kurzgeschichten.de.

Ich hatte geglaubt, einen kürzeren Text könnte ich mir gerade noch zutrauen. Die Kommentare zeigen, dass ich damit völlig daneben lag. Minimalismus ist wohl eher was für Fortgeschrittene.

Bei den Kommas wird sich wohl in den kommenden Änderungen noch etwas tun, aber ich behalte es im Auge.

Vielen Dank für das warme Willkommen,

findo

Hallo Peeperkorn,

danke für deine Anmerkungen.

Hm. Die Sonne lässt Wasser kriechen? Das macht die Schwerkraft.

Kritik am Schmelzwasser kommt ja noch mehrfach. Ich mag das Bild trotzdem, daher habe ich erst einmal einfach das "das" weggelassen. Aber physikalisch passt es gar nicht. Konsequenterweise müsste dann aber auch der zweite Teil des Satzes anders, denn auch hier ist nicht die Sonne, sondern eher die Kälte die Ursache. Tricky...

Weshalb „sogar“? Ich würde das weglassen.
Richtig, das habe ich dann auch gemacht. Danke.

Ich lese gerade ein Buch über politisches Framing. (...) Ich denke, wenn man atmosphärische Details beschreibt, ist es eminent wichtig, zu schreiben, was ist, und nicht, was nicht ist.
Etwas in der Richtung lese ich auch oft. Deswegen danke für den Vergleich. Mir war es wichtig, auf die Windstille hinzuweisen. Winter und Meer erzeugt oft auch die Assoziation "steife Brise". Genau das würde ich gern ausschließen. Ich habe es jetzt weggelassen und versucht, das durch das glatte Meer zu beschreiben.

Er hält die Hand. Die Kälteempfindung aber könnte aus seiner oder aus ihrer Perspektive beschrieben sein.
Ja, mit dieser Stelle habe ich mich auch unwohl gefühlt. Doof, wenn man die Perspektive nicht klar bestimmt. Ich dachte eher an ihn. Ich habe den Satz ein wenig entzerrt, vielleicht passt es jetzt besser.

Wie kann ich nachträglich Tags setzen?

Vielen Dank für die Hinweise und das Willkommen

findo

Hallo barnhelm,

danke für deine Tipps.

auch mir gefällt deine Miniatur, obwohl sie mir ein wenig zu deutlich auf die Redewendung ‚sich auf dünnem Eis bewegen’ hinkonstruiert ist. Um das abzuschwächen, würde ich den letzten Satz vielleicht weglassen. Ihn braucht es mMn nicht, das steckt doch schon in der Überschrift und erschließt sich dem Leser auch ohne diesen (über)deutlichen Fingerzeig.
Weil das "dünne Eis" wörtlich vorkommt, liegt die Vermutung der absichtlichen Konstruktion nahe. Tatsächlich war das nicht der Fall. Im Ergebnis ist es für den Leser aber gleich. Momentan kann ich mich noch nicht recht dazu entschließen, darauf zu verzichten. Aber ich denke darüber nach.

Auch mit dem doppelten ‚so’ tue ich mich etwas schwer:
Das erste 'so' hat für mich einen etwas melodramatischen Touch.
Das stimmt, beide "so" sind überflüssig. Danke für den Hinweis.

Viele Grüße

findo

Hallo Lies21,

danke für deine Worte. Ich lerne gerade, dass die kurzen Texte ziemlich schwer sind. Da muss ich noch viel lernen und ausprobieren.

Den letzten Satz würde ich auf gar keinen Fall weg lassen. Er gibt der Geschichte ja gerade den Kick.
Tja, da gehen die Meinungen auseinander. Ich würde ihn auch gern lassen.

Nur über den Satz bin ich gestolpert. Da würde ich eher "Er hielt ihre Hand, sie war warm. Nur seine Fingerspitzen ...." oder "Er hielt ihre warme Hand ..." schreiben. Oder hielt er ihre Hand warm?
Der Satz war wirklich nicht gut, ich habe ihn verändert. Jetzt sollte zumindest das klarer sein. Ich bin mir aber insgesamt nicht sicher, ob er wirklich nötig ist. Darüber denke ich noch nach.

Vielen lieben Dank

findo

Hallo TeddyMaria,

danke für das Lob. Ich hab eine ganze Weile beobachtet, um die Situation zu beschreiben. Das es trotzdem noch eine Menge Verbesserungsbedarf gibt, zeigt sich ja.

Du sagst erst etwas und weist es dann wieder zurück: Die Sonne steht hoch, aber eigentlich kommt sie kaum über den Horizont. Ich sehe erst eine Sonne hoch stehen und muss sie dann gedanklich nach unten schieben. (...)
Das stimmt. Ich habe die "Wintersonne" gern übernommen und den Satz so umkonstruiert, dass niemand beim Lesen kurven muss.

Ich finde ja Dialoge ohne Begleitsätze persönlich immer ganz schön, finde es also gar nicht so schlimm, dass man erst nicht weiß, wer spricht. Dann kann der Dialog selbst sich in all seiner Schlichtheit poetisch entfalten. Das ist Geschmackssache, denke ich.
Ich hoffe, dass es nur Geschmackssache und nicht Handwerk ist. Aber auch darüber grübele ich noch.

Viele Grüße,

findo

Steht die Sonne im Winter tatsächlich für den Menschen sichtbar flacher im Zenit als im Sommer? Ich bekomme dazu kein Bild in den Kopf.
Ja, der Winterbogen der Sonne ist deutlich flacher. Möglicherweise nehmen wir das nicht mehr alle so wahr. Ich habe früher viel in der Natur gearbeitet, da war mir das auch präsenter. Aber es gab schon Anmerkungen dazu, deswegen habe ich den Satz verändert.

Ich weiß nicht, wie genau der Begriff "Strand" abgeseteckt ist, allerdings denke ich dabei eher an den Sand, die Steine, also das Land, nicht an das Meer. Wenn ich dich richtig verstanden habe, willst du aber auf das Wasser kurz vor dem Strand hinaus, oder?
Mir geht es schon um das Land, den Sand, die Steine.

Ich hab zuerst nachgedacht, wie sehr so ein Sandstrand eigentlich durch Eis glatt werden kann. Ich vermute gar nicht, da das Wasser ja im Sand versickert, bevor es gefrieren kann, also sollte sich keine Eisschicht über dem Strand bilden. War aber noch nie an Stränden, als es eisigkalt war.
Vielleicht könntest du hier etwas präzisieren.
Ein Sandstrand kann ganz prima überfrieren und sehr glatt werden. Ich hatte versucht, das mit der "Schlitterbahn" zu beschreiben. Aber wahrscheinlich ist das wirklich (siehe die Anmerkungen von @
jimmysalaryman) zu billig und wenig angemessen. Da muss ich noch mal ran.

Ich bin davon ausgegangen, dass sie anfängt zu sprechen. Erst im letzten Dialogsatz merke ich, dass das falsch war. Ich würde dazu raten, im ersten Satz anzufügen, dass ER spricht.
Der unbestimmte Dialog ist ja mehrfach kritisiert. Ich fand, dass es aufgrund der Kürze nicht dramatisch ist, wenn erst am Ende klar wird, wer spricht. Aber das ist nachlässig und wenig lesefreundlich. Daher werde ich das sicher noch präzisieren.

Vielen Dank und schöne Grüße

findo

Hallo Achillus,

danke für die Hinweise. Stimmt, es gibt noch einiges an dem Text zu tun.

Ich bin durchaus ein Fan poetischer Freiheiten, aber dass das Wasser hier von der Sonne zum Kriechen gebracht wird, da stimmt was nicht, glaube ich.
Streng genommen ist Eis natürlich auch Wasser. Dann - so mein Gedankengang - passt es auch mit der Sonne als Ursache. Aber wenn es sich dem Leser nicht erschließt, ist es schlecht. Das Wasser kriecht ja auch nicht, eher schiebt sich das Eis über den Strand. Das aber ohne die Sonne zu beschreiben, wirkt wie Gletscher.

Das ist ein etwas merkwürdiger Dialog. Insbesondere das "Aha" am Ende wirkt suspekt. Wann sagt man das? In so einer Situation?
Ich glaube, dass es in Situationen zwischen zwei Menschen, denen Vertrauen verloren ging, noch viel merkwürdigere Dialoge gibt. Ob jemand das genau so sagen würde, ist natürlich Spekulation.

Wäre Komma wäre ist einerseits nicht so schön, rein sprachlich. Anderseits klingt es auch ziemlich formal. Spricht man so? Klingt nicht sehr natürlich.
Ja, das klingt formell. Ich habe es geändert. Zwei "wäre" bleiben trotzdem :/

Den letzten Satz würde ich ebenfalls weglassen. Dass es um dünnes Eis geht, sagt ja bereits der Titel.
Daran knabbere ich noch. Aber es bleibt eine Option.

Danke und viele Grüße

findo

Hui, eine Menge guter Hinweise. Danke!

Wie hoch ist das denn? Das Schlimmste: wenn Autoren nicht konkret werden.
Jetzt ist es über den Bäumen. Das ist konkreter.

So Möchtegern-Poesie. Naturalistische Bilder sind deswegen schwer, weil sie sprachliche Präzision erfordern. Siehe Jim Harrison, David Quammen. Es sich nicht einfach machen. Und dann: clumsy word choice. "In eine Schlitterbahn verwandeln" - das liest sich wie in einem Kinderbuch. Aber so willst du nicht klingen.
Vielleicht kannst du die Kritik konkretisieren. Was sind die clumsy words? Und ich denke in jedem Fall noch mal über "Schlitterbahn" nach.


Wieso denn: sogar? Welche Stellen denn noch? Das steckt da ja drin, aber der Autor schweigt sich aus.
Das "sogar" sollte auf den strengen Frost hinweisen, aber es war ungeschickt, ich habe es weggelassen.


Und kann etwas starr unter dünnem Eis liegen? Ein Meer, das vereist, außer wo - in der Arktis? Vielleicht ein Fluss, ein Bach, wo man dann unter dem dünnen Eis Bewegungen sieht, siehe Eislochfischen, Lachse, etc.
In der Tat sind keine typischen Wellenbewegungen unter dem Eis, kein Rollen des Sandes und der kleinen Steine. Ich gucke mal, ob ich da präziser werden kann, ohne für das Nabu-Handbuch zu schreiben.

Noch was: Kein Wind - der Leser stockt immer bei Negationen. Wenn es keinen Wind gibt, dann einfach nicht erwähnen, niemals etwas ohne Grund dahinschreiben.
Ja, herrlich umständlich. Ich schrieb es Peeperkorn schon: Mir war es wichtig, auf die Windstille hinzuweisen. Winter und Meer erzeugt oft auch die Assoziation "steife Brise". Genau das würde ich gern ausschließen. Ich habe es jetzt weggelassen und versucht, das durch das glatte Meer zu beschreiben.

Ãœberlege dir doch ein Bild, etwas wie eine Geste, die dem Leser zeigt; sie sind seit Jahren vertraut. So muss ich das einfach glauben. Tue ich das nicht, ist es eben vorbei mit der Geschichte.
Die Geste war mit dem Handhalten schon da. Dort passt das "vertraut" dann gut und ergänzt nur noch. Ich hoffe, das ist besser.

Er hielt ihre Hand, warm, aber seine Fingerspitzen waren so kalt.
Was denn jetzt: warm oder kalt?
"To be, or not to be" ;)
Warm, die Hand. Die Fingerspitzen kalt. Auch das ist jetzt hoffentlich klarer.

Der Dialog danach, also, mit guten Willen ist das ein Ausreichend. Da muss mehr kommen. Bei einer solchen Kürze will ich Exaktheit der Figuren. "Denkst du wieder an ihn?" "Wie kommst du darauf?" Eine Eskalation, etwas Feineres, Individuelles
Das ist ein dickes Brett. Ich lese die Kritik, kann den Kern aber im Moment noch nicht ausreichend fassen. Lass mich noch etwas nachdenken.

Vielen Dank

findo

 

Nochmal kurz zum Dialog. Dialoge, die auf dieser Kürze dem Leser etwas spefizisches vermitteln wollen, sind sehr, sehr komplex und schwer zu schreiben. Weil du alles implizierst, eine ganze Vergangenheit, eine ganze Beziehung - das musst du eben auf diese paar Sätze herunterbrechen. Da muss das schon passen. Dafür ist es hier, in deiner aktuellen Version, noch zu allgemein. Wie würdest du mit deiner Frau/Freundin/Partner über so etwas sprechen? So wie die im Text? Eher nicht. Das sind doch eher gedankliche Fetzen, etwas Verstottertes, ein konkretes Bild zwar, das man aber sprachlich gar nicht exakt wiedergeben kann, man redet doch in der Realität auch total oft aneinander vorbei, versucht sich zu erklären, in Büchern verstehen die immer ALLES sofort.

Vielleicht habe ich mich nun etwas klarer ausgedrückt, haha.

Gruss, Jimmy

clumsy word choice: Stell dir vor, du liest ein Buch über eine Straßengang, die sich eben für eine richtig krasse Schlägerei vorbereitet, und dann liest du etwas wie: Golden Boy rutschte aus und purzelte über den Rasen. Das passt nicht in das Sujet. So etwas meine ich.

 

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