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Dämonenhand
„Sie sollen aufhören!“, schluchzt der kleine Junge im Dunkeln, „Aufhören!“ Er hält seine Hände vor den Augen. Tränen fließen an ihm herab.
„Sie sind so gemein!“
„So gemein.“, tönt es aus der Dunkelheit, wie ein Echo. Der Junge blickt auf.
„So gemein.“, wiederholt die Dunkelheit. Eine längliche schwarze Gestallt schält sich heraus. Dünn, man kann die Knochen deutlich erkennen, ohne Gesicht, umwickelt mit vermoderten Bandagen.
„Wer bist du?“, will der Junge von dem Dämon wissen. Er antwortet nicht.
„Bleibst du bei mir?“, hofft der Junge. Der Dämon geht weiter auf ihn zu.
„Wenn du das wünschst.“, meint er mit einer schallenden tiefen Stimme. Der Junge nickt mit verweinten Augen.
„Ich bleibe – für immer!“
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„Verreckt!“ brüllt ein verhüllter Teenager. Die Schreie sind markerschütternd. Blut, überall. „Verreckt, ihr alle!“ Ihre Schädel donnern wieder und wieder gegen die Wand, ihre Körper schweben, wie von unsichtbaren Händen gehoben. Kein Rest Leben in ihren Augen, nur leere. Seine Hände zittern, dabei hatte er sie nicht gerührt. Ein Schrei, um all die Wut heraus zu lassen. „Ich bleibe – für immer.“
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Sie schlagen mit Stöcken auf das hilflose Tier ein. „Vermehrt euch wie Ratten, Mistviecher!“, flucht einer und lächelt die Taube blutrünstig an. „Verrecke.“ Sie sind noch jung – 15. Ein anderer Jugendlicher betritt den dunklen Spielplatz.
„Ey, verzieh dich!“, fordert einer. Der Eingetroffene bleibt nicht stehen.
„Was willst du?“, zischt ein anderer. Er bleibt kurz vor ihnen stehen.
„Vermehrt euch wie Ratten, Mistviecher!“
„Was?“
„Verrecke!“
Ihre Körper schweben. Sie schreien. Etwas greift ihnen in die Brust, Blut quillt heraus. Sie schreien. Er lacht. Unwirklich, der Anblick der blutenden Herzen auf dem kalten Asphalt. Löcher in ihren Körpern. Leere Augen. „Für immer.“