Was ist neu

Dämon der Freiheit

Mitglied
Beitritt
16.03.2018
Beiträge
19
Zuletzt bearbeitet:

Dämon der Freiheit

Wach auf, Cassandra.
„Wer bist du?“, fragte ich verwirrt.
Ich bin du, bekam ich zur Antwort.
„Du kannst nicht ich sein, sonst wäre ich niemand!“, gab ich verwirrt zurück.
Eine Münze hat zwei Seiten und trotzdem ist sie eins, antwortete die Stimme gleichmütig.
Und jetzt, öffne die Augen.
„Was werde ich sehen?“
Deine Zukunft, bekam ich zur Antwort.
Als ich die Augen öffnete, sah ich nichts.
Unvermittelt überkam mich die Angst, mein gegenwärtig treuster Begleiter. Sie war da, wenn ich nicht alles sehen konnte. Sie war da, wenn ich das, was ich hörte, nicht zuordnen konnte. Sie war immer da.
Steh auf.
„Ich kann nicht“, gab ich zurück. „Ich bin es leid aufzustehen.“
Der Schmerz kam ohne Vorwarnung. Mein Kopf begann zu pochen, als hätte ich mir den Schädel gerade sehr hart angestoßen. Ich drückte hilflos meine Finger an die Schläfen.
Möchtest du, dass die Schmerzen aufhören, Cassandra?
„Ja! Bitte!“, flehte ich.
Dann steh auf.
Ich quälte mich aus dem Bett. Als ich schließlich auf wackeligen Beinen stand, kam zu den Kopfschmerzen noch Schwindel dazu. Urplötzlich bohrten sich Nadeln in mein Gehirn. Der Schmerz war unerträglich und ließ mich zu Boden sinken. „Ich habe doch gemacht, was du wolltest! Bitte, lass es aufhören!“, wimmerte ich.
Du bist schwach. Du versuchst nicht einmal mich zu bekämpfen, sagte die Stimme in einem eisigen Tonfall. Und du vertraust zu schnell. Menschen lügen. Ich lüge. Traue Niemandem. Niemals. Auf einmal waren die Nadeln aus meinem Kopf verschwunden. Zurück blieb nur ein dumpfes Pochen.
Zieh dich an.
„Warum?“
Weil die Zeit gekommen ist, uns zu befreien.
Eine Stunde später stand ich im Schatten eines Häuserblocks. Es musste gegen drei Uhr sein und die Straßen waren wie ausgestorben. Mein neuer Begleiter hatte mir bis hierhin nur knappe Befehle erteilt, die ich aus Angst vor weiteren Schmerzen befolgte. Einer dieser Befehle schlummerte in meiner Manteltasche. Ich wartete.
Da.
Um eine Ecke torkelte ein Mann mittlerer Statur. Aus seiner Richtung drangen gedämpfte, lallende Geräusche zu mir.
Sprich ihn an.
„Er … er ist betrunken. Ich möchte das nicht, bitte. Ich habe Angst.“
Du sollst zu ihm hingehen und ihn ansprechen, wiederholte die Stimme bedrohlich.
Ich setzte mich zitternd in Bewegung. Als ich ungefähr zwei Meter vor ihm war, blieb er stehen und blickte mich aus glasigen Augen an.
„Guten Abend, schöne Dame“, lallte er in meine Richtung. „Suchst du Gesellschaft?“ Selbst über diese Entfernung erfüllte der Geruch nach Alkohol den Raum zwischen uns.
Näher.
„Nein, bitte, ich möchte nicht“, sagte ich laut.
„Ach komm schon, ich tu dir nichts“, grinste mein Gegenüber mich an und torkelte in meine Richtung. Noch anderthalb Meter zwischen uns.
Du weißt, was er mit dir vorhat.
„Ich bin auch ganz lieb zu dir, wenn du lieb zu mir bist.“
Noch einen Meter Abstand.
Panik stieg in mir auf. Ich wollte nicht angefasst werden. Ich wollte diese stinkenden Hände nicht an mir spüren und versuchte einen Schritt rückwärts zu machen, aber mein Körper gehorchte meinen Anweisungen nicht.
Wir laufen nicht weg. Nie wieder. Kämpf endlich!, schrie mich die Stimme an.
Noch ein halber Meter zwischen uns.
„Nein, bitte, ich will nicht. Lass mich weglaufen, bitte“, flehte ich. Seine rechte Hand erreichte plötzlich meinen linken Arm.
„Oh nein, Häschen. Du läufst gerade nirgendwo hin“, trug sein stinkender Atem die Worte in meine Richtung. Kein Abstand mehr.
Seine Hand führte meinen Arm langsam in Richtung seines Schritts, während er höhnisch grinste.
Ich wusste, was jetzt kommen würde. Es würde mit Berührungen beginnen. Ich würde versuchen, Widerstand zu leisten. Dann würde mein Widerstand gebrochen werden, denn mein Körper war nicht stark genug. Meine Welt würde zu einem Schatten über mir schrumpfen, der rhythmisch stöhnend in mich eindrang. Ich gab auf und erwartete mein Schicksal.
Urplötzlich zuckte ein Blitz durch meinen Körper.
Jeder schmiedet sein Schicksal selbst. Du hattest die Wahl.
Dann ging alles rasend schnell, als mir die Kontrolle über meinen Körper entzogen wurde. Cassandra zog den Brieföffner mit der rechten Hand aus der Manteltasche und stach mit aller Wucht von der Seite in seinen Hals. Der Ausdruck in den Augen des Gegenübers veränderte sich schlagartig von glasig zu überrascht und dann zu schmerzverzerrt. Sie zog die Klinge erbarmungslos wieder heraus. Es gab es ein schmatzendes Geräusch und Blut begann fast augenblicklich, aus der Wunde zu spritzen. Er ließ sie los und hielt sich seinen Hals mit beiden Händen, als er auf die Knie fiel.
Was auch immer er ihr sagen wollte, er war lediglich zu einem japsenden, gluckernden Geräusch fähig. Blut quoll nun aus seinem Mund und er begann zu zucken, als müsse er sich übergeben.
„Du hättest handeln können, aber das hast du nicht. Du bist und bleibst schwach. Deswegen bin ich gekommen. Um dich von dir selbst und deiner Schwäche zu befreien“, sagte Cassandra.
Ich spürte, wie ich von Minute zu Minute mehr verschwand. Ich habe Angst, sagte ich leise.
„Ich weiß“, sagte Cassandra ruhig, fast schon liebevoll. Vom Bordstein hörte man ein letztes Seufzen, als der Unbekannte sein Leben aushauchte.
„Aber das ist jetzt vorbei. Du bist … frei.“
Danke, war das letzte, was ich jemals sagte.
Als Cassandra sich eine Stunde später Zugang zum Haus durch ein halboffenes Kellerfenster verschaffte, kam es ihr vor, als wäre keine Zeit vergangen. Das gleiche Fahrrad an der gleichen Stelle. Die Mülltüten an der Treppe. Das dumpfe Licht im Hausflur, dass durch eine Zeitschaltuhr gesteuert wurde. Der Aufzug, immer noch kaputt. Sie ging in den zweiten Stock und klingelte. Einmal, dann ein zweites Mal. Nach fünf Minuten hörte sie schlurfende Geräusche und die Tür wurde geöffnet. Sie schaute in blaublasse, allzu vertraute Augen.
„Cassi? Was zum … was machst du um diese Zeit hier? Und wie siehst du überhaupt aus?“, erwiderten der Mann hinter der Tür.
„Hör mal, wenn du wegen neulich hier bist … mir sind da etwas die Pferde durchgegangen, aber ich meine, ich war echt voll und … und du hast dich auch an mich rangemacht, oder? Cassi? Alles ok?“
Als das Licht im Hausflur plötzlich erlosch, wurde erneut ein Schicksal geschmiedet.

 

Guten Abend zusammen,

hier mein erster Versuch mich als Schreiberling zu betätigen. Ich freue mich über jede Form der Kritik :)

Liebe Grüße
Brandom

 

Hallo Brandon,

und willkommen hier.

Ob ich heute noch in Ruhe einschlafen kann? Ich werde dir frühestens morgen die Antwort geben können. :)

Derweil könntest du noch gerne die vielen unnützen Leerzeilen rausschmeißen und die drei oder vier Fehlerchen beseitigen. Da der Text gut und flüssig zu lesen war, bin ich nicht an ihnen hängengeblieben, möchte sie nun aber nicht mehr heraussuchen, da ich schon gerade meinen Türschlüssel suche :D

Ein recht gutes, erstes Stück von dir hier. Gerne mehr.

Viel Spaß hier beim Geben und Nehmen.
Liebe Grüße,
GoMusic

P.S.:
Diese Stelle hier wirkt auf mich unfreiwillig komisch/lustig:

Wer bist du?“, fragte ich.

Ich bin du, bekam ich zur Antwort.

„Das macht keinen Sinn, ich bin doch schon ich!“

Vielleicht möchtest du das noch umformulieren. Ich dachte nämlich zuerst, ab da würde es plötzlich in Albernheit enden.

 
Zuletzt bearbeitet:

Guten morgen GoMusic,

ich hoffe, ich habe dich nicht allzu sehr vom Schlafen abgehalten! :)
Vielen Dank für die positive Einschätzung. Ich werde die Geschichte am Wochenende nochmal überarbeiten. Allerdings hat mich heute Morgen, nach der gestrigen Schreiberfahrung, nochmal das Tippfieber gepackt.

Wenn du also möchtest, kannst du dir auch gerne noch meine zweite Geschichte durchlesen und einen Kommentar abgeben!

Hier der Link https://www.wortkrieger.de/showthread.php?62771-Tiefschlaf

Liebe Grüße
Brandon

 
Zuletzt bearbeitet:

Heisånn Brandon,

Im folgenden meine Gedanken zu deiner Kurzgeschichte. Was du nicht brauchst, wirfst du einfach in die Tonne ;)

Stille. Dunkelheit. Angst. Dann eine Stimme, vertraut und doch unbekannt.

1) Gleich am Anfang hast du vier unvollständige Sätze. Meiner Meinung nach solltest du hier dem Leser mehr Erzählung bieten. Ein Satz besteht in der Regel aus Subjekt und Prädikat.
2) Entweder ist die Stimme vertraut (also bekannt) oder die Stimme ist unbekannt. Beides finde ich irgendwie merkwürdig.

Wach auf, Cassandra.

„Wer bist du?“, fragte ich.

Die Stimme kennt also ihren Namen, Metawissen? Und Cassandra hat keine Gedanken oder Gefühle sonder fragt einfach nur kalt "Wer bist du?" :hmm:
Warum denn so sparsam mit deinem Protagonist?

Ich bin du, bekam ich zur Antwort.

Das macht keinen Sinn, ich bin doch schon ich!“


Ernsthaft? Klar macht es Sinn. Ist nur eine Interpretationsfrage, auch wenn es unwirklich erscheint. Cassandra reist mit ihrer Zeitmaschiene durch die Zeit!

Nicht mehr lange, antwortete die Stimme. Öffne die Augen.

Ehm .. uhm .. was? Es ist die Stimme von Cassandra, nicht "die Stimme". Cassandra wird immer sie selbst sein und bleiben, bis zu ihrem Tod. Sie mag sich vielleicht verändern, und an einer gewissen Stelle im Leben an sich zweifeln und sich ihrer selbst nicht mehr wiedererkennen.
An dieser Stelle versuchst du Mystik aufzubauen, wo eigentlich gar keine ist.

Zwielicht. Gedämpfte Geräusche unter mir. Mein Schlafzimmer.

Hier wieder drei merkwürdige und unvollständige Sätze. Wo zum Teufel sind die Prädikate :confused:

„Was zum Teufel? Cassi, was träumst du in letzter Zeit für einen Müll“, fragte ich mich verschlafen und gähnte, als ich plötzlich bohrende Kopfschmerzen bekam.

Alles war nur ein Traum. Anschließend bekommt sie Migräne.

Gut. Und jetzt, steh auf.

Okay .. die Stimme ist noch immer da. Cassandra träumte im Traum? Erinnert mich stark an "Inception".

Ich drückte hilflos meine Finger an die Schläfen und versuchte [Komma] die immer schlimmer werdenden Kopfschmerzen irgendwie verschwinden zu lassen.

Eigentlich ignoriere ich Kommafehler, aber dieser Fehler hat mich gezwungen, den Satz drei mal zu lesen.
Das "irgendwie" zeigst du mir bereits, das brauchst du nicht mehr beschreiben.


Du bist erbärmlich. Sieh dich an. Du versuchst nicht einmal mich zu bekämpfen, sagte die Stimme in einem eisigen Tonfall. Und zu vertraust zu schnell. Menschen lügen. Ich lüge. Traue niemandem. Niemals.

1) Es ist nicht "die Stimme", sondern die Stimme von Cassandra.
2) Hast du deinen eigenen Text auch nach dem Schreiben gelesen? Ein Rechtschreibfehler, der dir auffallen hätte müssen: "Und du vertraust zu schnell."
3) Inhaltlich macht Cassandra also sich selbst fertig. Warum?

Eine Stunde später (...)

Warum der Zeitsprung? Du gibst mir als Leser eine ganz neue Szene, dabei hast du die davor kaum abgeschlossen.

„Er … er ist betrunken. Ich möchte das nicht, bitte. Ich habe Angst.“

Wie alt ist Cassandra? Hat sie wirklich Angst oder fühlt sie nur unglaubliches Unbehagen?

Als ich mir eine Stunde später Zugang zum Haus durch ein halboffenes Kellerfenster verschaffte, kam es mir vor, als wäre keine Zeit vergangen. Das gleiche Fahrrad an der gleichen Stelle. Die Mülltüten an der Treppe. Das dumpfe Licht im Hausflur, dass durch eine Zeitschaltuhr gesteuert wurde. Der Aufzug, immer noch kaputt.

Eine Stelle, die mir sehr gut gefällt :) ! Hier zeigst du mir nähe zu Cassandra und wie sie ihre Umgebung wahr nimmt. Es löst etwas nostalgisches aus, weil ja auch noch der Zeitfaktor eine Rolle spielt.

„Cassi? Was zum … was machst du um diese Zeit hier? Und wie siehst du überhaupt aus?“, erwiderten der Mann hinter der Tür.
„Hör mal, wenn du wegen neulich hier bist … mir sind da etwas die Pferde durchgegangen, aber ich meine, ich war echt voll und … und du hast dich auch an mich rangemacht, oder? Cassi? Alles ok?“

In diesem Moment ging das Licht im Hausflur aus.

Stille. Dunkelheit.

„Darf ich reinkommen, Daniel?“


1) Es nicht ein Mann hinter der Tür, es ist Daniel. Erst scheint es so, als ob Cassandra "ihn" nicht kennen würde.
2) Dann schon wieder diese Sätze ohne Prädikat ...

// -- // -- //

Ich finde deine Kurzgeschichte lückenhaft und unvollständig. Es fehlt mir an einem roten Faden. Was hat das ganze Cassandra jetzt gebracht? Was hat sie erreicht? Was hat sie überwunden?

An vielen Stellen könntest du mehr beschreiben. Es ist natürlich eine interessante Idee, dass die Protagonistin Cassandra auch die Antagonistin ist. Verwirrend waren die Traumwelten vom Anfang. Gegen Ende kommt mir alles so vor, als würde es für Cassandra wirklich passieren, eher weniger wie ein Traum. Ist sie aufgewacht, oder war alles tatsächlich nur ein Traum?

Warum würde Cassandra sich selbst solche schmerzen zufügen? Dass der Schmerz aus dem Nichts kommt, kann ich in einer Traumwelt durchaus nachvollziehen, trotzdem bin ich kritisch. Träume können oft äußerst realistisch erlebt werden. Wenn dies hier der Fall ist, fehlen mir Erklärungen und warum Cassandra (also die Stimme) eigentlich diese Macht hat?
Warum würde Cassandra sich selbst zwingen, einen besoffen Mann umzubringen? "Die Stimme" hatte ja scheinbar Metawissen, also das Cassandra den Typen dort antreffen würde. Wie passt das zusammen mit dem Rest der Geschichte?

Ich schließe mich auch der Meinung an, dass dein Schreibstil unnatürlich rüber kommt. An vielen Stellen fehlen vollständige Sätze. Viele leere Zeilen sind unnötig.

Ich habe auch gesehen, dass du einen weiteren Text online gestellt hast. Ich denke, du solltest dich erst einmal mit nur einem Text und einem Plot auseinandersetzen. Es geht ja um Qualität und nicht um Quantität.

Gruss aus Norwegen,
Tio

 

Hi @Itilo

Objektive Fehler in der Rechtschreibung zur Kenntnis genommen und für die Überarbeitung notiert. (das "zu" ist mir tatsächlich durchgegangen. Betriebsblindheit, sorry :shy:)

Wie du siehst, ich mag keine Prädikate :D

Dann widme ich mich jetzt der ernsthaften Diskussion. Ich kann nachvollziehen, dass dich die kurzen "Sätze" stören. Ich persönlich finde allerdings, dass es Atmosphäre für meinen Prot generiert. Warum? Da komme ich zum Punkt Inhalt und ich bin mir nicht ganz sicher, ob du den richtig gedeutet hast.

Aus dem kurzen Gespräch mit Daniel am Ende sollte herausgehen, das zwischen meiner Prot und ihm im volltrunkenen Zustand etwas passiert ist, was auf körperlicher Ebene vielleicht nicht ganz in Übereinkunft geschah, wenn du verstehst. Seitdem ist das Leben meiner Prot dominiert von Angst, vor allem der Angst nicht Herr der Situation zu sein. Deswegen nimmt sie zu Beginn ihre Umgebung nur stichwortartig war. Je schneller sie warnimmt, desto weniger kann sie etwas überraschen. Das hatte ich durch diesen Anfang versucht zu generieren, aber es hat, zumindestens bei dir, scheinbar nicht funktioniert :schiel:

Das gleiche Problem hast du bei meiner Prot/Antiport Konstruktion immer wieder. Du siehst Cassandra als eine Person. Das ist sowohl physiologisch, wie auch biologisch natürlich korrekt. Worauf ich aber abzielen möchte, ist, dass es psychologisch hier eine Trennung gegeben hat, die vielleicht am ehesten mit einer Dissoziativen Persönlichkeitsstörung überschrieben werden kann.
Die andere Cassandra, die "Stimme", übernimmt langsam Kontrolle über die derzeitige Cassandra. Aber wie bei der Dissoziativen Persönlichkeitsstörung sind es zwei grundverschiedene
Persönlichkeiten, die miteinander in Konkurrenz stehen.
Die "neue" Cassandra muss die alte, "schwache" Cassandra verdrängen, unterwerfen oder überzeugen zu gehen.
Auf dieser Idee basiert übrigens auch die Beschreibung der Stimme: vertraut und doch unbekannt.
Leider habe ich dich mit dieser Konstruktion nicht erreicht, wie es aussieht. Wenn du dich aber darauf einlässt, löst das vielleicht einen Teil der inhaltichen Probleme. Die Schmerzen, die sie sich "selbst" zuführt, sind Ausdruck dieses Dominanzkampfes und medizinisch gesprochen wohl keine Migräne, sondern eher psychosomatisch begründet.

Der Mord an dem Mann ist, in einer gewissen Weise, der Wendepunkt in diesem Kampf. Die neue Cassandra kreirt eine ähnliche Situation (betrunkener Mann, sexuelle Agressivität) wie die, die mit Daniel geschehen ist. Die alte Cassandra möchte weglaufen, sich verstecken, Angst haben. Die neue Cassandra sorgt für eine andere Lösung der Situation. So perfide es auch ist, aber das plötzliche Gefühl der Macht nach dem Mord gibt der alten Cassandra eine Form von Frieden, weswegen sie das "Szepter", wenn man so möchte, an die neue Cassandra abgibt.

Ich hoffe, dass war nicht zu wirr ausformuliert. Ich habe schon zu Beginn mit der Idee gespielt der "neuen" Cassandra auch einen eigenen Namen zu geben, allerdings habe ich mich relativ schnell dagegen entschieden, weil es mir ja primär um diesen internen Kampf ging. Die beiden Persönlichkeiten durch Namen weiter zu trennen hat mir schlussendlich dann nicht gefallen.
Die Geschmäcker sind eben verschieden und ich bin ja noch in der Findungsphase. Vielleicht ändert sich mein Schreibstil ja auch irgendwann so, dass er dich auch erreicht :schiel:

Liebe Grüße
Brandon

 

"Je est un autre",​

heißt es schon grammatisch scheinbar inkorrekt beim jungen Rimbaud. Aber so ist es, wenn sich einer fragt, wer er denn nun selber sei, und selbst wenn in der Goetheschen Brust nur zwo Seelen leben, dass ein
Ich bin du, bekam ich zur Antwort
mich nicht überraschen oder befremden sollte, wohnen doch in meiner ungezählte zwischen schwarz und weiß,

Brandon,
und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts!

An sich umgeh ich die Sparte "Horror" weiträumig, bietet doch die ältere wie die neuere Geschichte genug Horror, der wenig zur Unterhaltung taugt und die Zeitgeschichte scheint da Dreivierteljahrhundert nach den faschistischen und nationalbolschewistischen Regimes auf einen neuen Höhepunkt zuzulaufen, dass mich schon der Titel neugierig macht, welche Freiheit denn da gemeint sein könnte und in welchem Bezug zueinander "Dämon" und "Freiheit" stehen und die drei Ellipsen als erste Sätze drängen schon in eine bestimmte Richtung

Stille. Dunkelheit. Angst.
Begriffe, die man an sich dem finstersten Mittelalter zuspricht, die aber am Anfang der bürgerlichen Revolutionen, die den einen und den andern königlichen Kopf kosteten, und die Dialektik der Aufklärung gebar mit ihrem geballten Halbwissen, Verschwörungstheorien und der daraus grassierenden Paranoia.

Ellipsen beschleunigen, werden ggfs. zu Brandbeschleunigern und mit dem Namen Cassandras als klarsichtiger Mahnerin des Schicksal Trojas weckstu eine bestimmte Erwartungshaltung (Du weißt, dass Kassandras Schicksal als Beute Agamemnons endete?), die durch die zwote Salve von Ellipsen

Zwielicht. Gedämpfte Geräusche unter mir. Mein Schlafzimmer.
zum Kammerspiel schrumpft und den Kompromiss mit den Lesegewohnheiten in der Einführung von Subjekt
Die Stimme
und Prädikat
schwieg.
sucht, mit einem Höhepunkt der denglischen Floskel
„Das macht keinen Sinn, ...
endet, so Eye conclude: It makes nonsense and headache. Aber nun nimmt die Gescihchte Fahrt auf und zeigt wie schon an anderer Stelle durch Damarisdie Folgen von wehrhafter Verteidigung, die ich aber nicht nacherzähle, soll die Geschichte doch gelesen werden ... (was mich auch zu dem Rat an Dich verführt, nicht zu viel Erklärungen nachzuschieben - eine Geschichte erklärt sich weitestgehend selbst und ein bisschen Geheimnis sollte immer bleiben ... Authentizität gehört in den Polizeibericht und evtl. die Gerichtsakte - dahin, wo der Begriff auch herkommt.)

Trivialitäten

Die wörtl. Rede schließt i. d. R. mit dem letzten Satzzeichen vorm auslaufenden Anführungszeichen. Öfters, wie hier das erste Mal, ist der Punkt zu löschen

„Was willst du?“.
(Musstu nochmals durchschauen!, bleibt nicht bei diesem einen Mal)

Gelegentlich ist ein Komma nachzutragen wie hier

Du versuchst nicht einmal[,] mich zu bekämpfen, ...
weil die Infinitivgruppe von einem Nomen abhängig ist, das hier durch Pronomen gut vertreten wird. Den nächsten Fall findestu beim nächsten Reflexivpronomen ... Aber auch hier müsstestu nochmals durchschauen)

Aber auch Flüchtigkeit kommt vor, wie hier

Und zu vertraust zu schnell.
offensichtlich ein Vertipper. Unabhängig von den von Substantiven abhängigen Infinitivsätzen gibt's hier einen anderen Fall von Nebensatz
Als ich ungefähr zwei Meter vor ihm war[,] blieb er stehen und blickte mich aus glasigen Augen an.
, weil die vergleichende Konjunktion als einen vollständigen Satz einleitet ... Und hier ist es nicht so sehr die Infintivgruppe als die Pluralendung der Pronomens die zu korrigieren ist
Ich versuchte[,] einen Schritt rückwärts zu machen, aber mein Körper gehorchte meine[n] Anweisungen nicht.

So viel oder wenig für heute vom

Friedel,
der noch ein schönes Wochenende wünscht und von überzeugt ist, dass es was mit Brandon werde ...

 
Zuletzt bearbeitet:

God kveld Brandon


Wie du siehst, ich mag keine Prädikate :D

Ich weiss ja auch nicht, wer so etwas ekelhaftes verwendet in seinen Texten ... :lol:

Dann widme ich mich jetzt der ernsthaften Diskussion. Ich kann nachvollziehen, dass dich die kurzen "Sätze" stören. Ich persönlich finde allerdings, dass es Atmosphäre für meinen Prot generiert.

Ich mag es flüssig. Ich wollte keinesfalls ausdrücken es sei falsch so mündlich/umgangssprachlich zu erzählen. Mir kam es vor als hätte Oppes auf dem Sofa das Ding erzählt und ich hielt dieses Gefühl für deplatziert. Die Verwendung von Prädikaten würde nicht gross was ändern, da die Sätze ja nicht wirklich sehr viel länger wären, denke ich.

Stille. Dunkelheit. Angst. Dann eine Stimme, vertraut und doch unbekannt.

"Es war Stille, Dunkelheit und Angst. Dann eine Stimme, sie war vertraut und doch unbekannt."

Ist natürlich ein persönliches Empfinden, aber ich finde es würde mehr Reiz ausmachen dich prädikativ zu formulieren.

Da komme ich zum Punkt Inhalt und ich bin mir nicht ganz sicher, ob du den richtig gedeutet hast.

Offensichtlich habe ich ihn nicht gänzlich richtig gedeutet, nein. Danke für die nachträglich Erklärung, damit lässt sich der Plot besser einschätzen und die Geschichte analytischer betrachten. Ich möchte trotzdem nochmal meine ursprüngliche Meinung reflektieren:

Natürlich habe ich den inneren Konflikt von Cassandra mitbekommen, der ist ja kaum zu überlesen. Aber die Geschichte hat sich, jedenfalls so mein Empfinden, nicht nach Konflikt angefühlt. Vom Empfinden her erzählte Cassandra von sich selbst, die gegen sich selbst kämpft. Dabei aber nicht so richtig kämpft, sondern eher gehorcht und mit Schmerz bestraft wird. Dabei hätten wir zum Einen die erste Cassandra, die der Erzähler dicht begleitet. Zum Anderen eine Art "göttliche" und "übernatürliche" vielleicht auch "entfernte" Cassandra, die scheinbar andere Interessen verfolgt, ich deutete diese fälschlicherweise als die gleiche/weiterentwickelte Persönlichkeit von Cassandra. Trotzdem hatte die zweite, zumindest im Mittelteil, offensichtlich Kontrolle über den Körper. Wenn Persönlichkeit zwei so mächtig ist, wo ist der Konflikt?

Die erste Cassandra hat ja einfach gehorcht und kaum etwas entgegen gesetzt. Ein sehr einseitiger Konflikt und deswegen meinte ich, dass dir der rote Faden fehlt. Was hat es Cassandra gebracht, diesen Konflikt auszutragen? Warum war es wichtig, dass Cassandra diesen Konflikt austrägt? Was war die jeweiligen Motive der Persönlichkeiten so zu Handeln, wie sie es taten? In deiner Geschichte tut sie es einfach.

Vermutlich war die Geschichte zu abstrakt für mich und ich habe es erst jetzt gemerkt. Mit dem Hintergrundwissen einer Persönlichkeitsstörung, kann ich mich natürlich davon verabschieden hier rationale Fragen und Anforderungen an den Charakter zu stellen. Im Gegenteil, ich habe deine Geschichte nochmals gelesen mit diesem Wissen und finde keine Logik, kein Verhaltensmuster, keinen tieferen Sinn. Eine reihe von Geschehnissen, die mich berühren sollen ... es aber nicht tun. Naja, bis auf das Kellerfenster gegen Ende, mit der Zeit, wo das Fahrrad immer noch an der selben stelle steht usw. die Beschreibung fand ich wirklich gut :) !

ch hoffe, dass war nicht zu wirr ausformuliert. Ich habe schon zu Beginn mit der Idee gespielt der "neuen" Cassandra auch einen eigenen Namen zu geben, allerdings habe ich mich relativ schnell dagegen entschieden, weil es mir ja primär um diesen internen Kampf ging. Die beiden Persönlichkeiten durch Namen weiter zu trennen hat mir schlussendlich dann nicht gefallen.

War nicht wirr. :) Ich bin unsicher, vermutlich solltest du es nicht tun mit einem neuen Namen.

Die Geschmäcker sind eben verschieden und ich bin ja noch in der Findungsphase. Vielleicht ändert sich mein Schreibstil ja auch irgendwann so, dass er dich auch erreicht :schiel:

Ich bin da in keinster Weise als Maßstab zu betrachten. Einfach schauen was die anderen so Meinen und dann wirst du schon den richtigen Weg finden :)

Gruss
Tio

 

Hej Brandon,

so langsam glaube ich mir selbst nicht mehr, dass ich den Horror-tag meide. Es ist bereits die zweite nur heute. :hmm: Dass es eine Erklärung dafür gibt, deine Geschichte zu lesen, nämlich der kurze Austausch darüber, weisst du ja. Und da ich eine neugierige Person bin, musste ich sie eben lesen.

Stille. Dunkelheit. Angst. Dann eine Stimme, vertraut und doch unbekannt.

Anfangs war ich etwas enttäuscht auf diese Weise in die Szenerie geworfen zu werden. Ich mag halt alles Beschreibende gerne. So muss ich mir einsfixdrei gleich zu Beginn alles selbst zurecht denken. Das ist eben auch insofern schade, als es ja dein setting ist und deine Angst und so muss ich bei dem bleiben, was ich damit verbinde und das ... naja ... langweilt mich. Weisst du, was ich meine? :shy:

Als ich dann später deine ge- oder verstörte Protagonistin kennenlerne, kannst passt dieser abrupte Eingang ja wieder gut. Sie tickt eben nicht ganz richtig.

Um eine Ecke torkelte ein Mann mittlerer Statur. Aus seiner Richtung drangen gedämpfte, lallende Geräusche zu mir.
Sprich ihn an.

Dass sie bereits mit dem erstbesten einen Volltreffer landet und ein potentielles Opfer findet, okay nagut. Wäre ja auch zu umständlich auf das Wesentliche, den Mord und die Weitergabe der Angst auszumalen. Das gelingt dir gut, finde ich. Deine Sprache bleibt ruhig und beängstigend teilnahmslos, ohne dass ich die Protagonistin als ihr eigenen Opfer aus den Augen verliere.

Als ich mir eine Stunde später Zugang zum Haus durch ein halboffenes Kellerfenster verschaffte, kam es mir vor, als wäre keine Zeit vergangen.

Diese und weiter oben noch eine andere genaue Stundenangabe gefällt mir hingegen nicht so gut, eben weil ich mir auch bis hierhin vorstelle, dass sie mit all ihrem Sein, wie Kopfschmerzen, Träume, der Stimme/Begleiter, Waffe, Mord, der Schlepperei und auch der Fortsetzung ihres Tuns eben kein Zeitgefühl mehr hat und mir es auch ziemlich schnuppe ist, wie viel zeit vergangen ist.

Ich kann nicht sagen, dass ich deine Geschichte gemocht habe, aber du hast sie gut dosiert geschrieben. ;)

Ein Leseeindruck und freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo liebe Wortkrieger-Gemeinde,

gleich vornweg, ich habe die komplette Geschichte einmal überarbeitet und einige Szenen rausgekürzt, sowie die Handlung auch etwas verändert.

Das erste paar Ellipsen bleibt, da lass ich nicht mit mir verhandeln, das gefällt mir für meine Prot zu sehr :D
Das Leerzeilenargument hat gezogen und die überschüssigen Absätze wurden entfernt.
GoMusic
ich war mir bei der beschriebenen Anfangsstelle, die dir albern vorkam, schon beim Schreiben unsicher, aber mir fiel, um ehrlich zu sein, nichts besser ein. Ich habe das jetzt aber etwas abgeändert. Vielleicht gefällt es dir jetzt besser.
Friedrichard
Ich bin noch gar nicht dazu gekommen mich für deine Einschätzung zu bedanken. Natürlich war Cassandra als Namen durchaus bewusst gewählt. Ich habe einmal versucht diesem Umstand mit dem Begriff Schicksal etwas mehr Rechnung zu tragen.
Kanji
Vielen Dank für dei Einschätzung, nur zu dumm, dass du die Geschichte vor dem rewrite gelesen hast.Vielleicht gefällt sie dir jetzt ja etwas besser. :)

Ansonsten habe ich den Plot etwas eingekürzt und die Wendung etwas verändert. Ich führe auf meinem Laptop einen Versionsverlauf der Geschichte, wenn also ein Neuleser, der Interesse an der alten Version hat, diese zu Vergleichszwecken noch einmal haben möchte, kann er mich gerne per PN kontaktieren.

Ansonsten bin ich sehr gespannt auf die Einschätzung zur Veränderung!

Liebe Grüße
Brandon

 
Zuletzt bearbeitet:

Ansonsten habe ich den Plot etwas eingekürzt und die Wendung etwas verändert. Ich führe auf meinem Laptop einen Versionsverlauf der Geschichte, wenn also ein Neuleser, der Interesse an der alten Version hat, diese zu Vergleichszwecken noch einmal haben möchte, kann er mich gerne per PN kontaktieren.

Geht selbstverständlich, aber Du könntest auch den alten Text hier unter meinen Beitrag setzen,

Brandon,

wie eine "Antwort" von Dir.

Tschüss

Friedel

 

Hallo Friedrichard,

ich hatte vorher bei den mods (im speziellen bei Kanji) nachgefragt und sie meinte das ist eher unüblich.
Deswegen in Absprache diese Variante.

Liebe Grüsse
Brandon

 

Hej Brandon,

was ich beim ersten Mal nur im Hinterkopf hatte, hat sich mir beim zweiten Lesen quasi aufgedrängt: Der Name deiner Protagonistin. Das war sehr liderlich, nicht sofort darauf anzuspringen. Und dass du ihr dann eine weitere Persönlichkeit zugesprochen hast, empfinde ich als clever, zumal sie jetzt separat tätig werden kann.

Sie war mit dem Fluch belegt die Zukunft zu kennen, diese aber nicht ändern zu können. Cassandra bedeutet auch: Die Frau, die die Männer um den Finger wickelt.

Vieles gefällt mir nun auch viel besser. Zum einen diese diffuse Zeitangabe, als auch die Tat nicht als bewusster Akt und somit nicht als Mord oder Rache.
Auch die abschließende Begegnung bleibt in dieser Form offener und deutet nicht mehr auf eine amoklaufende Cassandra hin, sondern auf eine verängstigte Frau, die sich stellen muss/will.

Ich empfinde die Geschichte jetzt dichter und psychologischer.

Ich freue mich auf weitere Geschichten. Lieber Gruß, Kanji

 

Hallo, Brandon

Ich habe die Kommentare nur überflogen, weil Du, wenn ich das richtig verstanden habe, eine komplett neue Version geschrieben hast. Deshalb kann es vielleicht sein, dass sich einige Hinweise doppeln.

Ich fand Deine Geschichte schön zu lesen. Das ging flüssig in einem Rutsch. Ich fand die Sache mit den zwei Persönlichkeiten auch sehr gelungen, v.a., dass die zweite Person, Cassandra, erst ganz am Ende vollständig zum Vorschein kommt.

Ein paar Details:

Mein Kopf begann zu pochen, als ob ich mir den Schädel gerade sehr hart angestoßen hatte.

Dieses "als ob" finde ich nicht so schön. Wie wäre es mit "als hätte ich"?

Ich drückte hilflos meine Finger an die Schläfen und versuchte ihn irgendwie verschwinden zu lassen.

Komma vor "ihn". Außerdem würde ich das "irgendwie" streichen. Sie macht es ja nicht irgendwie, sondern, indem sie die Finger an die Schläfen presst.

„Warum?“.
„Suchst du Gesellschaft?“.

Ein Fragezeichen reicht als Satzzeichen aus.

Näher

Kein Satzzeichen reicht wiederum nicht.

Du weißt, was er mit dir vorhat. „Ich bin auch ganz lieb zu dir, wenn du lieb zu mir bist.“

Das sind zwei unterschiedliche Sprecher, oder? Dann würde ich da aber schnell, schnell einen Absatz machen.

Es gab es ein schmatzendes Geräusch und Blut begann fast augenblicklich aus der Wunde zu spritzen.

Komma vor "aus".

Als das Licht im Hausflur plötzlich erlosch, wurde erneut ein Schicksal geschmiedet.

Den letzten Satz würde ich streichen. Oder vielleicht einfach nur: "Das Licht im Hausflur erlosch." Das mit dem Schicksal und so, da lehnst Du Dich plötzlich sehr weit aus dem Fenster. Ich finde, das Bild passt auch nicht so ganz. Zuvor wurde scheinbar zufällig jemand ermordet. Dies hier scheint ja nun auf jeden Fall nicht mehr zufällig zu sein, aber wenn Du jetzt von Schicksal sprichst, machst Du nochmal ein ganz Schönes Fass auf. Da hat sich mein Gehirn mehrmals drumgeknotet. Also, nein. Es wirkt viel eindrucksvoller, wenn Du das weglässt, denke ich.

Ich hoffe, ich konnte Dir nochmal weiterhelfen. Sind ja fast nur noch Formsachen, das ist ja easy. ;)

Viele Grüße,
Maria

 

ich hatte vorher bei den mods (im speziellen bei Kanji) nachgefragt und sie meinte das ist eher unüblich.

Aber die liebe Kanji weiß doch, dass ich weniger übel als "unüblich" bin ...

Ich noch mal, denn neben der "weissagenden" Tochter des Priamos, der kein Glauben geschenkt und vom überlebenden Ajax vergewaltigt wurde und als Beute des Agamemnon ein gewaltsames Ende fand, gibt es noch ein Kassandra Flegra, eine Halbinsel Chalkidikis, was "Ort des Feuers" bedeuten soll und dem Myhos nach Heimat der Giganten war, die seinerzeit von dort aus versuchten, die Götter vom Olymp zu vertreiben.

Nicht jeder emanzipatorische Akt fällt glücklich aus ...

Nun, ich kann für das, was sich zwischen

Stille. Dunkelheit. Angst.
und dem Bekenntnis
Unvermittelt überkam mich die Angst, mein gegenwärtig treuster Begleiter.
nebst dem doppelten Geständnis
Ich habe Angst, ...
abspielt getrost Kanjis Urteil folgen, aber jede Änderung birgt auch die Gefahr von Fehlern

Brandon,

Hier

Steh auf.
kann man sich nochstreiten. Es klingt sehr nach Imperativ und somit nach mehr als einer bloßen Aussage - wiewohl es nach seiner Strikutur auch eine Ellipse (fehlendes Subjekt, in dem Fall "Ich steh auf") sein kann ...

Aber hier ruft die "als ob" Konstruktion weniger nach dem Indikativ als nach dem Konjunktiv irrealis

Mein Kopf begann zu pochen, als ob ich mir den Schädel gerade sehr hart angestoßen h[ä]tte.
wie überhaupt der Konj. ein Problem wird
Ich wusste, was jetzt kommen würde. Es würde mit Berührungen beginnen. Ich würde versuchen, Widerstand zu leisten. Dann würde mein Widerstand gebrochen werden, denn mein Körper war nicht stark genug. Meine Welt würde zu einem Schatten über mir schrumpfen, der rhythmisch stöhnend in mich eindrang. Ich gab auf und erwartete mein Schicksal.
Zu wissen ist doch real. Und aufgrund musstu nicht mal durchgängig das Futur I verwenden, wo das historische Futur zumindest zu Anfang genügt, etwa "Ich wusste, was jetzt kommen wird [alternativ: was jetzt kommt]. Es wird mit Berührungen beginnen[alternativ: Es beginnt mit Berührungen.]" Einfach mal ausprobieren!

Gelegentlich klappt's nicht mit den Kommas vor Infinitivgruppen

... und versuchte[,] ihn irgendwie verschwinden zu lassen.
... und versuchte[,] einen Schritt rückwärts zu machen, aber ...
Es gab es ein schmatzendes Geräusch und Blut begann fast augenblicklich[,] aus der Wunde zu spritzen.
(warum? Weil die Infinitivgruppen von einem Substantiv abhängig sind, das im ersten Fall durch das Personalpronomen ("Für-wort") angezeoit wird
Kleine Flüchtigkeit, denn hier solltestu den Punkt löschen
„Suchst du Gesellschaft?“.

Ich hoffe, dass unserer Cassandra das Schicksal der trojanischen erspart bleibe: Sie wurde in dem todbringenden Familienkrach des mykenischen Herrscherhauses durch die Hand Klytaimnestra (Agamemnons Mörderin und Wtrwe) erdolcht.

Gern gelesen vom

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Guten Abend Friedl und Maria,

Hach ja, ich und die liebe Infinitivgruppe mit zu. Generell prägt die Interpunktion und mich eine ganz spezielle, langjährige Beziehung. Manchmal verlässt sie mich, wenn ich sie eigentlich dringend brauchen würde, und manchmal drängt sie sich in meine Gedanken, wenn sie dort gerade gar nichts zu suchen hat. Aber dank professioneller Hilfe hier bin ich zuversichtlich, dass wir uns irgendwann arrangieren werden. :D

Ich habe den Text demütigst korrigiert und bin heute Abend extra noch los, um mir einen Ablassbrief zu kaufen. (Und ein Komma für diese Infinitivgruppe, aber das ist eine andere Geschichte.)

TeddyMaria
Bei deinem Vorschlag zum letzten Satz bin ich zwiegespalten. Ich habe beide Varianten ausprobiert und für beide in meinem persönlichen Stil Argumente gefunden. Ich werde darüber nochmal eine Nacht schlafen. Den Rest habe ich schon dankend übernommen.

Friedrichard
über die Konjunktivproblematik in diesem Abschnitt hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Danke dafür! Auch diese Korrektur verschiebe ich auf nach dem nächsten Sonnenaufgang, weil ich mir auch da erstmal den Klang der verschiedenen Möglichkeiten anhören möchte!

Aber es freut mich ja, dass die Abwandlung offensichtlich Anklang gefunden hat. Weiterhin gilt, ich werde üben, üben und nochmal üben. :schiel:

Liebe Grüße und einen schönen Restdienstag
Brandon

 

Hallo Brandon,

ich habe deine Geschichte und das Geschehen hier bereits verfolgt und lasse auch mal meinen Senf dazu da. Ich finde es gut, dass du hier kommunizierst und auch andere Geschichten bewertest - ist ja leider nicht selbstverständlich...

Der Name Cassandra ist bei mir leider sehr negativ besetzt, aber da kannst du ja nichts für. Ich versuch mal ganz befreit durch die Geschichte zu gehen.

Stille. Dunkelheit. Angst. Dann eine Stimme, vertraut und doch unbekannt.
Das würde ich weglassen und direkt mit „Wach auf, Cassandra“ starten. Du verlangst sonst direkt sehr viel Eigenarbeit vom Leser, nimm ihn doch direkt mit rein in deine Geschichte. Mach den Einstieg so einfach wie möglich.

„Du kannst nicht ich sein, sonst wäre ich niemand!“, gab ich verwirrt zurück.
Die Antwort finde ich total unglaubwürdig. Mich spricht eine unbekannte Stimme aus dem Nichts an und dann sage ich sowas?

Eine Münze hat zwei Seiten und trotzdem ist sie eins, antwortete die Stimme gleichmütig.
Das hast du eingefügt um zu verdeutlichen, dass die Stimme die andere Cassandra ist, die in ihr schlummert und es gefällt mir nicht. Hier kommt mir der Autor zu sehr durch, generell wirkt der ganze Dialog sehr konstruiert. Auch wenn es ein Traum ist und Cassandra verwirrt ist, kauf ich das nicht ab.

Und jetzt, öffne die Augen.
„Was werde ich sehen?“
Deine Zukunft, bekam ich zur Antwort.
Auch hier. Wenn mir jemand sagt „Öffne die Augen“ dann mache ich das oder? Allein aus Neugier. Warum sollte ich erst fragen?

Unvermittelt überkam mich die Angst,
Jetzt erst?

Die Idee für den Anfang finde ich gut, aber ich würde etwas umbauen. Dass die Stimme vertraut erscheint, kannst du einbauen, aber ich würde nicht mit der Holzhammermethode auf diese zwei Seitensache hauen. Außerdem fände ich es gut, wenn du darauf eingehst, warum Cassandra erst keine Angst hat. Vllt kannst du das verbinden.

Und da niemand alles sehen oder zuordnen konnte, war sie immer da.
Würde ich kürzen in „Sie war immer da.“ Der erste Teil ist klar.

„Ich bin es leid aufzustehen.“
Finde ich auch merkwürdig formuliert. Vllt eher
„Ich kann nicht“, gab ich zurück. „Ich will nicht!“

Ich drückte hilflos meine Finger an die Schläfen und versuchte, ihn verschwinden zu lassen.
Den zweiten Teil würde ich weglassen. Natürlich soll er weg, aber hat Cassandra Zauberfinger?

Ich quälte mich dazu, aus dem Bett zu steigen.
Ich quälte mich aus dem Bett. fänd ich schöner.

Eine Stunde später stand ich im Schatten eines Häuserblocks und beobachtete meine Umgebung. Es musste gegen drei Uhr sein und die Straßen waren wie ausgestorben. Mein neuer Begleiter hatte mir bis hierhin nur knappe Befehle erteilt, die ich aus Angst vor weiteren Schmerzen befolgte. Einer dieser Befehle schlummerte in meiner Manteltasche. Ich wartete.
Den Abschnitt finde ich gut. „und beobachtete meine Umgebung“ könnte man noch streichen.

Um eine Ecke torkelte ein Mann mittlerer Statur. Aus seiner Richtung drangen gedämpfte, lallende Geräusche zu mir.
Bisschen umständlich.
Ein lallender Mann kam um die Ecke und torkelte auf mich zu.

lallte er in meine Richtung.
Vielleicht findest du hier ein anderes Wort für lallen.

Selbst über diese Entfernung erfüllte der Geruch nach Alkohol den Raum zwischen uns.
Auch hier schreibst du umständlich und distanziert.
Warum nicht:
Selbst über diese Entfernung lies mich der Geruch nach Alkohol würgen.

„Du hättest handeln können, aber das hast du nicht. Du bist und bleibst schwach. Deswegen bin ich gekommen. Um dich von dir selbst und deiner Schwäche zu befreien“, sagte Cassandra.
Ich spürte, wie ich von Minute zu Minute mehr verschwand. Ich habe Angst, sagte ich leise.
„Ich weiß“, sagte Cassandra ruhig, fast schon liebevoll. Vom Bordstein hörte man ein letztes Seufzen, als der Unbekannte sein Leben aushauchte.
„Aber das ist jetzt vorbei. Du bist … frei.“
Danke, war das letzte, was ich jemals sagte.
Diesen Wechsel der inneren Cassandra nach außen und umgekehrt, wie die beiden ihre Plätze wechseln, finde ich echt gut gelungen! Die Icherzählerin zieht sich erleichtert zurück, froh das Szepter nun an die starke Cassandra übergeben zu können.

Das Ende finde ich auch gelungen.

Ich finde deine Geschichte hat durch die Überarbeitung schon sehr gewonnen. An einigen Stellen schreibst du mir aber zu distanziert, zu umständlich. Versuch dich in Cassandra hinzuversetzen. Was denkt sie? Was nimmt sie war? Wenn man grade am Anfang noch näher an ihr dran wäre, würde das der Geschichte gut tun, denke ich.

Aber wie immer ist das meiste Geschmackssache. Pick dir einfach das raus, womit du was anfangen kannst.

Viele Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 

Guten Abend Nichtgeburtstagskind,

ein Forum lebt vom Geben und Nehmen ...wo hab ich das zuletzt noch gelesen? :D

Erstmal ein ganz großes Dankeschön für deine konstruktive Kritik!
Und da schmelzen sie dahin, alle meine wunderschönen Ellipsen. :schiel:
Spaß beiseite, ich hatte nach den ersten Rückmeldungen versucht die Ellipsen auszuformulieren, aber ich muss zugeben, dass mir der Anfang komplett ohne sie mittlerweile tatsächlich sehr viel besser gefällt, vielen Dank!
Generell habe ich viele deiner Streichungen übernommen, die mir auf Anhieb gefallen haben.
An der Personalisierung des Einstieges arbeite ich momentan noch sehr intensiv und probiere verschiedene Varianten aus, da ich das ähnlich wie du sehe.
Normalerweise würde ich die Geschichte dann natürlich erst in seiner Endfassung posten, aber ich merke einfach, dass mir die Kritik von den erfahreneren Schreibern hier unglaublich weiterhilft, wenn man einfach mal seinen Stolz beiseite schiebt und gewillt ist zu lernen. :)
Ich hoffe die derzeitige Distanz, die ich an einigen Stellen beim Schreiben noch aufbaue, letztendlich überwinden zu können.
Bis dahin bin ich immer für Kritik zu haben!

Liebe Grüße und einen schönen Abend noch.
Brandon

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom