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Custos

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10.10.2018
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Custos

Es war mal wieder an der Zeit, sich die Hände schmutzig zu machen.
Sigurd ritt den Weg entlang. Raus aus dem Wald, Richtung Stadt. Er hatte seinen Lederrucksack ans Pferd gezurrt, und schnaufte unter den Platten seiner Rüstung.
Der, verglichen mit einem durchschnittlichen Mann, hoch aufragende Riese, hob sein Visier, um einen genaueren Blick auf die Stadt zu erlangen, die sich vor seinen Augen auftat. Gerüchte über einen Drachenhort hatten den Söldner in diese Gegend gebracht. Sein Durst nach Gold war unstillbar. Augen spähten an Fensterläden und durch Türspalten in Richtung des Rüstungsberges. Langsam schritt er auf dem Rücken seines Pferdes in die Stadt hinein. Das Klimpern und Klirren, welches durch den Zusammenstoß seiner am Körper befindlichen Rüstung und seiner restlichen Ausrüstung entstand, füllte die sonstige Totenstille in der Luft. Da sein Ruf ihm vorauseilte, empfanden es die Bürger als ratsam, dem Mann aus dem Weg zu gehen. Die übermäßig prunkvolle schwarz-goldene Rüstung mit passend dunklem Schwert aus Stahl, hätte jeden noch so fähigen Abenteurer vorsichtig werden lassen.

„Wo ist der Bürgermeister dieser Stadt?"
Eine tiefdröhnende Stimme zerschlug die Stille und stieg die Luft empor. Zu seiner Rechten erschien ein kleiner, dunkelhäutiger Mann, nur durch ein einfaches Hemd und eine zerrissene Hose bekleidet, an welcher er seine leere Schwertscheide trug. Seine offenen Handteller dem berüchtigten Söldner zugewandt, lies er ein schwaches Lächeln aufblitzen, wohl um den bedrohlich wirkenden Gegenüber zu besänftigen. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn, während er langsam in Richtung seiner schmutzigen Lederstiefel griff, um den Schlüssel der Stadt herauszuholen.
„Das wäre dann wohl ich.“
Der Bürgermeister versuchte, den Augenkontakt aufrecht zu halten, doch der stählern nach unten gerichtete Blick Sigurds zwang seine Augen Richtung Boden.
„Gold, ich will es.“
„Wir werden dir alles geben was wir haben, solang du uns in Ruhe lässt.“
Der Schweiß floss ihm nun als eine unzählige Perlenkette das Gesicht herunter, tropfte auf den Boden, und bildete eine Schweißlache. Sigurds Gelächter hallte von den hölzernen Wänden wider.
„Nein, kleiner dummer Mann. Wo ist der Drache? Ich bin hier um die Stadt von diesem Fluch zu befreien, und meine Belohnung zu beanspruchen.“
Ein weiteres Mal legte sich Schweigen über die Stadt. Der Bürgermeister zögerte, dem Riesen zu antworten.
„Also…“, es wurde noch stiller.
Von einem auf den anderen Augenblick schoss Sigurds Klinge aus der Scheide, und verfehlte den Bürgermeister nur knapp. Der verängstigte Mann unterdrückte jeden Aufschrei, während er nach hinten stolpernd zu Boden viel.
„Also?“, sprach Sigurd mit bedrohlicher Stimme.
Es wanderten Tränen das Gesicht des Mannes hinunter, als er sein Mund öffnete.
„Unter dem Naiwich… nordwestlich von hier.“
Ein böses Grinsen durchzog Sigurds Gesicht, als er die Ausrüstung auf seine Schultern schwang, und seinen Blick in Richtung der vereisten Spitz des Berges richtete.
Zwei Tage hatte seine Reise gedauert, bis Sigurd den Fuß des Berges erreichte. Ein riesiges steinernes Tor ragte vor ihm auf, mindestens fünfzig Mann hoch. Er sah sich nach einer Möglichkeit um, den Berg zu betreten, um zum Drachen zu gelangen. Nach einer Weile wollte er bereits aufgeben, und lehnte sich mit seinem Körper gegen das Tor. Zu seiner Verwunderung öffnete sich die Steinplatte, ohne einen Ton von sich zugeben, noch ohne große Anstrengung.

„Ah, Zwergentüfftlerei, welch feine Handwerkskunst.“, murmelte er vor sich hin, als er den ersten Schritt in die unerwartet gut beleuchtete Höhle wagte. Licht strömte durch Risse in der Decke in den Innenraum, und erhellte eine massive Wendeltreppe direkt vor seinen Augen. Er begann den Weg nach unten zu steigen, welcher ihn tiefer und tiefer in die Höhle führte. Die Dunkelheit umhüllte ihn langsam, als er zu seiner Fackel griff. Bevor er die Fackel anzünden konnte, drang der beißende Geruch von Schwefel in seine Nasenlöcher und zwang ihn, die Fackel wieder einzupacken. Seinen Mund bedeckend, erreichte der Söldner eine weitere Tür. Er drückte gegen den kalten Stein, welcher sich mühelos öffnen ließ, als eine Wolke aus Rauch an ihm vorbei zog, ihn umgab, und es ihm beinah unmöglich machte, sein eigenes Schwert zu sehen, welches er nun schützend vor sich trug. Er ließ sich bei jedem Schritt von seinen restlichen Sinnen leiten, als er sich, beinahe in Zeitlupe, seinen Weg durch den dichten Nebel bahnte. Er fand sich selbst einen Abhang herunterlaufend wieder, der dazu führte, dass er bald wieder klarer sehen konnte, da sich der Nebel nun wie ein Umhang über ihm erstreckte. Er hustete so leise, wie es nur jemand mit brennendem Rauch in Hals und Lunge tun konnte, als sich seine Augen vor Freude weit öffneten. Direkt vor ihm, tat sich der Fuß eines Berges aus purem Gold auf. Das Gold glänzte, der Gipfel gänzlich in Rauch gehüllt. Wo war der Drache?
Sigurd umkreiste den Berg aus Gold, und erspähte die smaragdgrünen Schuppen des Monsters, welches den Hort bewachte. Er machte einen Schritt Richtung Schwanz des Monsters, als er mit seinem metallenen Stiefel auf etwas Hartes auf dem Boden trat. Den Blick nach unten schweifend sah Sigurd, dass er eine kleine hölzerne Figur eines Drachen zertreten hatte. Er verschaffte sich rasch einen zweiten Überblick seiner Umgebung, und vernahm, dass es nicht der einzige Schmuck war, der um das Gold herum verstreut lag. Dabei erblickte er ein hölzernes Schild, welches das Wappen der Stadt trug, aus der er hierher aufgebrochen war. Unbeeindruckt, schlich er sich näher an das Biest heran. Der Drache lag auf dem Bauch, den Blick vom gepanzerten Schatzjäger abgewandt. Seine Schuppen glanzlos und verblichen, die Krallen gelblich, Dampf aus jedem kleinen Riss seiner Haut strömend.
„Kinderspiel.“, murmelte Sigurd erneut.
Gerade als der Riese zum Schlag ausholen wollte, brachen Schritte, aus derselben Richtung kommend wie der Riese zuvor, die unheimliche Stille. Schnell drehte sich Sigurd um, und traf dabei auf die flammend und wütend wirkenden Blicke des Bürgermeisters und der Stadtbewohner, alle bis an die Zähne mit selbstgebauten Waffen bestückt, und in spärlicher Lederrüstung gekleidet.
„Custos hat dir nichts getan, lass ihn in Ruhe!“.
Der Bürgermeister stand nun, aufrecht in die Augen des Mörders blickend, vor ihm.
Erneut erfüllte ein böses Grinsen Sigurds Gesicht, als es ihn wie ein Blitz traf. Das war ein sterbender alter Drache, und die Stadt interessierte sich auch noch für ihn. Süß, dass sie glaubten, dass das Leben eines Drachen etwas wert sei, süß, dass sein Tod sie berühren würde und süß, dass sie glaubten, sie könnten ihn aufhalten, denn nichts stellt sich zwischen ihn und seine Beute. Er schmunzelte und gluckste, und entschied sich, die Bewohner zu ignorieren. Als er sich wieder zum Drachen umdrehte, fand er sich, in das riesige geöffnete Maul des Drachen blickend wieder. Säure tropfte von den sich vor ihm aufbäumenden Fangzähnen des Drachen, bereit, den Eindringling auszulöschen.

 
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Hallo Marco,

schön, dass mal der jungfräuliche Drache vor der feuerspeienden Prinzessin gerettet werden muss (frei nach Otto Walkes). Ich mag die Geschichte, habe aber trotzdem etwas anzumerken:

Sigurd ritt, einen enormen Lederrucksack und allerlei glitzernde Rüstung mit sich tragend, den Weg entlang, raus aus dem Wald, Richtung Stadt.
Der, verglichen mit einem durchschnittlichen Mann, hoch aufragende Riese, hob sein Visier, um einen genaueren Blick auf die bescheidene Stadt zu erlangen, die sich vor seinen Augen auftat.
Gleich am Anfang zwei superlange Schachtelsätze. Die bremsen den Lesefluss enorm. Du kannst ohne weiteres mehrere Sätze daraus machen und die eingeschobenen Nebensätze auflösen.
Ein anderes "beliebtes" Thema sind die Adjektive:
Sigurd ritt, einen enormen Lederrucksack und allerlei glitzernde Rüstung mit sich tragend, den Weg entlang, raus aus dem Wald, Richtung Stadt.
Der, verglichen mit einem durchschnittlichen Mann, hoch aufragende Riese, hob sein Visier, um einen genaueren Blick auf die bescheidene Stadt zu erlangen, die sich vor seinen Augen auftat.
Gewiß, Adjektive sind oft nötig, aber man kann sie auch weglassen und einen beschreibenden Satz ergänzen.

Gerüchte über einen Drachenhort brachten den Söldner in diese Gegend.
An dieser Stelle besser Plusquamperfekt? "... haben den Söldner in die Gegend gebracht."

der langsam in die Stadt schlenderte.
auf einem Pferd?

nur durch ein Seidenhemd und eine zerrissene Hose bekleidet,
immerhin ein Seidenhemd. Muss ziemlich teuer gewesen sein.
Von einem auf den anderen Augenblick schoss Sigurds Klinge durch das verwitterte Gesicht des Bürgermeisters und entfernte dabei jeden einzelnen Tropfen Schweiß. Der verängstigte Mann unterdrückte jeden Aufschrei, während er nach hinten stolpernd zu Boden viel.
Interessante Art jemanden zu waschen. eine andere Form der Überredung wäre für mich plausibler

Zwei Monde hatte seine Reise gedauert, bis Sigurd den Fuß des Berges erreichte.
ziemlich lange Reise

Ein riesiges steinernes Tor tat sich vor ihm auf, mindestens fünfzig Mann hoch. Er sah sich nach einer Möglichkeit um, den Berg zu betreten, um zum Drachen zu gelangen.
Ein Tor, das sich vor einem "auftut" ist nicht geschlossen. "Aufragen" wäre besser.
Plötzlich setzten seine Instinkte ein. Wo war der Drache?

Setzen Instinkte ein? Ich denke diesen Satz könntest du komplett streichen. Er nimmt der berechtigten Frage nach dem Drachen die Überraschung.

Der Bürgermeister, einst durch den Söldner eingeschüchtert, stand nun, aufrecht in die Augen des Mörders blickend, vor ihm.
das gleiche hier. Du wiederholst etwas, das der Leser bereits weiß.

Bei der Konfrontation mit dem Bürgermeister vergibst du die Möglichkeit mit einem Konflikt Spannung zu erzeugen. Das die Stadt ein Geheimnis hat, deutet sich schon an, als der Ortsvorsteher nicht in Begeisterung ausbricht, dass jemand sein Ungezieferproblem angeht. Diesen Aspekt kannst du noch vertiefen.

Ich hoffe, der Drache bekommt keine Verdauungsstörung von der Rüstung;-).

Grüße

DHF

 
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Hallo DHF,

da ich noch sehr jungfräulich bin beim Thema schreiben, helfen mir deine Tipps wirklich weiter :).

Ausgedehnt ist die Geschichte nicht, da ich sehen wollte, wie es generell ankommt, und was ich für Anfängerfehler mache. Stehe wie gesagt noch total am Anfang...

Beste Grüße

Marco

 

Hi @Marco H.,

na dann wollen wir mal sehen, was uns erwartet.

Es war mal wieder an der Zeit, sich die Hände schmutzig zu machen.

Mag ich :thumbsup: gäbe es einen Like-Button für den ersten Satz, ich würde ihn drücken.

Er hatte seinen Lederrucksack ans Pferd gezurrt, und schnaufte unter den Platten seiner Rüstung.

Komma weg.

Der, verglichen mit einem durchschnittlichen Mann, hoch aufragende Riese

Arrgh. MMn kannst du den Nebensatz streichen. Hoch aufragender Riese ist auch so schon eine anschauliche Beschreibung.

Sein Durst nach Gold war unstillbar.

Vielleicht kennst du ja das Mantra Show, don't tell. Ist zwar jetzt nur Kleinkram, aber ich könnte mir seinen Durst nach Gold besser vorstellen, wenn er z.B. Proviant aus seinen Taschen wegwirft, nur um mehr Gold tragen zu können. So wird das anschaulicher.

Das Klimpern und Klirren, welches durch den Zusammenstoß seiner am Körper befindlichen Rüstung und seiner restlichen Ausrüstung entstand, füllte die sonstige Totenstille in der Luft.

Dein Text ist nicht sehr lang, aber mir als jemand, dessen Geschichte gerne mal schnell zu lang werden, :Pfeif: wird stets geraten, drastisch zu kürzen und genau zu überlegen, was raus kann und was nicht. Kürzen ist eine eigene Kunst und ich weiß, es tut weh, Stellen, die man selbst mag, rausnehmen zu müssen. Sieh das bitte nur als Vorschlag, ich dränge dir nichts auf, aber ich denke, der Kern deiner Aussage würde auch rüberkommen, wenn du das fett Makierte rauslässt.

Langsam schritt er auf dem Rücken seines Pferdes in die Stadt hinein.

Eigentlich schreitet er ja nicht selbst, oder? Vielleicht lieber Passiv.

Da sein Ruf ihm vorauseilte, empfanden es die Bürger als ratsam, dem Mann aus dem Weg zu gehen.

Perspektivenwechsel.

„Nein, kleiner, dummer Mann. Wo ist der Drache? Ich bin hier, um die Stadt von diesem Fluch zu befreien, und meine Belohnung zu beanspruchen.“

Siehste selbst.

Zwei Tage hatte seine Reise gedauert, bis Sigurd den Fuß des Berges erreichte.

Hier hast du einen krassen Wechsel von Ort und Zeit. Mach entweder nen neuen Absatz, damit es besser kenntlich wird, oder ändere die Zeit.

Er sah sich nach einer Möglichkeit um, den Berg zu betreten, um zum Drachen zu gelangen. Nach einer Weile wollte er bereits aufgeben, und lehnte sich mit seinem Körper gegen das Tor. Zu seiner Verwunderung öffnete sich die Steinplatte, ohne einen Ton von sich zugeben, noch ohne große Anstrengung

Ich glaube nicht, dass der gute Sigurd so schnell aufgibt. Außerdem ist mir da noch nicht Konflikt genug. In der Szene steckt deutlich mehr Potential, da kannst du was richtig Gutes draus machen. Der stumpfe, brutale Söldner Sigurd, der sonst alles mit seinem Schwert kleinholzt und sich gewaltsam nimmt, verzwefelt nun an einer Tür, bei der Logik, Geschick und konzentriertes Nachdenken erforderlich sind. Definitiv nicht seine Stärken.

Bevor er die Fackel anzünden konnte, drang der beißende Geruch von Schwefel in seine Nasenlöcher und zwang ihn, die Fackel wieder einzupacken.

Wieso das? Check ich nicht.

Das Ende gefällt mir, auch wenn ich nicht verstehe, warum genau der Drache den Schatz bewacht. Scheint ein gutmütiger Kerl zu sein. Außerdem, wieso ist der Stadt so arm, wenn sie doch so massive Schätze besitzen?

Gerne gelesen! Freue mich auf mehr von dir.

Viele Grüße
Michel

 

Hi @Meuvind ,

vielen Dank, dass du dir meine Geschichte durchgelesen hast.
Da ich mich erst kurze Zeit als Schreiberling versuche, hilft mir jede Kritik ungemein weiter.
Im Moment bin ich in einer Probierphase, und versuche zu verstehen, über was ich am liebsten schreibe, und über was ich schreiben kann. Deshalb gibt es bei mir auch viel unausgegorenes Zeug, an dem ich aber die nächste Zeit gern weiterarbeite, und eventuell sogar anstrebe, die Geschichten auszuweiten.
Der Grund, warum bei mir z.B. der Drache nicht das typische blutrünstige Monster ist, als das er in einer Vielzahl von Geschichten fungiert. Das könnte interessant werden.

Vielen lieben Dank nochmal und ein schönes Wochenende an dich :)

Beste Grüße

Marco

 

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