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Currywurst mit Paul Auster

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26.11.2017
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Currywurst mit Paul Auster

Neulich ging ich mal wieder am Rhein spazieren. Meine »kleine Runde«. Runter zum Fluss und dann nach links, Richtung City. Am Schokoladenmuseum biege ich dann meistens ab und gehe über die Severinsstraße zurück.

So also auch letzte Woche. Am Schokoladenmuseum findet derzeit der Rheinauhafen-Weihnachtsmarkt statt, und weil mir ein wenig fröstelig zumute war, dachte ich an ein Tässchen Glühwein.

Es war kurz nach halb neun Uhr abends, als ich am Glühweinstand ankam. Viele Besucher waren nicht mehr dort und so hatte ich freie Sicht, unter anderem auch auf den Bratwurststand schräg gegenüber. Das ist wichtig, denn bei den Menschenmassen, die sich hier nachmittags zwischen den Ständen hindurchschieben, hätte ich ihn gar nicht bemerken können: Dort drüben stand Paul Auster an einem Stehtisch und aß eine Currywurst!!

Unwillkürlich machte ich spontan das, was ich immer mache, wenn mir auf der Straße oder in einem Restaurant ein Promi begegnet – ich schau' weg. Das ist vermutlich seltsam, aber es wäre mir überaus peinlich, jemanden blöd anzuglotzen, womöglich noch mit offenem Mund. Nun stößt man in Köln mit seinen Rundfunk- und Fernsehsendern nicht selten auf medienbekannte Gesichter.

So hat zum Beispiel Dietmar Bär – besser bekannt als KHK F. Schenk – ganz in der Nähe eine Wohnung, und zu Tatortdrehzeiten sieht man öfter in der Kölner Südstadt. Elke Heidenreich, Frank Schätzing, Jürgen Becker – also worauf ich hinaus will, man begegnet öfter mal jemandem »den man z. B. aus dem Fernsehen kennt« und ich schau dann weg und stell mich doof.

Aber an diesem Abend dachte ich »Sei nicht dämlich, schau hin du bist noch weit genug entfernt, er sieht bestimmt nicht, dass du in anstierst.«. Ich schaute wieder hin und tatsächlich: er war es! Da stand Paul Auster und aß Currywurst. (Dass es eine Currywurst war, erkannte ich daran, dass er einzelne Stückchen aus einer Schale pickte. Bratwürste werden dort unzerhäckselt verkauft).

Dann aber kamen mir Zweifel. Was sollte Paul Auster, ein weltberühmter amerikanischer Autor, in der Vorweihnachtszeit bei nieselig-grauem Schmuddelwetter auf einem Kölner Weihnachtsmarkt? Eben, diese Frage muss man sich einfach mal stellen. Der Hafenweihnachtsmarkt mag ja ganz nett sein, aber er ist sicher nicht der repräsentativste. (Der Dom ist noch ziemlich weit entfernt.)

Die Buchmessen sind vorbei, von einer Lesung in Köln oder Umgebung hätte ich bestimmt etwas gehört oder gelesen und wäre er nicht in jedem Fall in Begleitung? Also klar, ich meine jetzt nicht unbedingt Siri Hustvedt, aber jemand vom Verlag oder sein deutscher Agent (wird er ja wohl haben) wäre doch sicher beim Weihnachtsmarktbummel dabei. Oder jemand vom Fernsehen, wenn er in einer Literatursendung auftreten würde. Aber er stand ganz alleine da und wirkte keineswegs unzufrieden.

Nein, das konnte nicht Paul Auster sein. Der saß jetzt sicher in seinem Haus in Brooklyn und nippte an einem heißen Espresso nach dem Mittagessen. Andererseits: Vor noch gar nicht langer Zeit war ich bei der Vorstellung seines letzten Buchs »4 3 2 1«, bei der er auf der Bühne saß und interviewt wurde. Und beim Büchersignieren hinterher musste ich ganz nah an ihm vorbei gehen – dieser Mann da mit der Currywurst sah haargenau so aus wie Paul Auster!

Plötzlich wusste ich, wie ich es herausfinden könnte. Ich hole mir ebenfalls eine Currywurst und stelle mich zu Auster an den Tisch. Ich würde »guten Abend« sagen, wie man das ja so macht und er würde mir antworten und dann könnte ich ja hören, ob er mir auf amerikanisch ein »good evening« wünscht oder auf deutsch mit amerikanischem Akzent. Am besten wäre es natürlich zu fragen »Sie sehen genau aus wie der amerikanische Schriftteller Paul Auster. Hat Ihnen das schon einmal jemand gesagt?«, aber das würde ich mich niemals trauen, ganz gewiss nicht.

Also ging ich rüber an den Würstchenstand und bestellte eine Currywurst. Gleich würde ich das Rätsel lösen, mir aber auf jeden Fall den Mann ganz aus der Nähe anschauen können.

Ich kann nicht sagen, dass das Auswählen und Kleinschneiden der Wurst sehr zeitraubend gewesen wäre. Auch Soße und Pulver drübergeben ging schnell. Aber mal ehrlich, ich Idiot! Wie lange sollte Paul Auster denn auf einer Currywurst herumkauen? Als ich mich umdrehte und zum Tisch gehen wollte, war er weg! Natürlich! Für so eine Currywurst, die übrigens sehr lecker war, brauchst du selbst wenn sie sehr heiß ist, nicht länger als drei Minuten, oder?

Jedenfalls war er spurlos verschwunden! Na gut, das war jetzt kein Hexenwerk. So ein Weihnachtsmarkt ist natürlich nicht beleuchtet wie ein Fußballstadion und es waren immer noch genügend Besucher dort, die ihn in der Menge verschwinden ließen. Ich lief mit meiner Pappschale in die einzelnen Gassen, in die er verschwunden sein könnte, aber ich fand Paul Auster nicht wieder.

Oh, mein Gott, was war ich ein Trottel! Ich stellte mir vor, wie ich mit Paul Auster auf dem Kölner Hafenweihnachtsmarkt zusammen Currywürste esse und dabei mit ihm über Literatur rede. Und hinterher würde ich ihn zu einem Glüwein einladen und ergäbe mir für meine Freundin ein Autogramm auf einer Frittenschale.

 
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Lieber Wortmann

(Edit: entschuldige die Umlaute, ein Fehler beim formatieren)

So hat zum Beispiel Dietmar Bär – besser bekannt als KHK F. Schenk – ganz in der Nähe eine Wohnung, und zu Tatortdrehzeiten sieht man öfter in der Kölner Südstadt. Elke Heidenreich, Frank Schätzing, Jürgen Becker – also worauf ich hinaus will, man begegnet öfter mal jemandem »den man z. B. aus dem Fernsehen kennt« und ich schau dann weg und stell mich doof.

sieht man ihn öfter

Sei nicht dämlich, schau hin du bist noch weit genug entfernt

schau hin KOMMA du bist

und tatsächlich: er war es!

Er war es (nach Doppelpunkt?)

Bratwürste werden dort unzerhäckselt verkauft).

unzerhackt?

QUOTE]ein weltberühmter amerikanischer Autor[/QUOTE]

weltberühmter KOMMA amerikanischer Autor

repräsentativste. (Der Dom ist noch ziemlich weit entfernt.)

repräsentativste (Der Dom ist noch ziemlich weit entfernt).


Nein, das konnte nicht Paul Auster sein. Der saß jetzt sicher in seinem Haus in Brooklyn und nippte an einem heißen Espresso nach dem Mittagessen. Andererseits: Vor noch gar nicht langer Zeit war ich bei der Vorstellung seines letzten Buchs »4 3 2 1«, bei der er auf der Bühne saß und interviewt wurde. Und beim Büchersignieren hinterher musste ich ganz nah an ihm vorbei gehen – dieser Mann da mit der Currywurst sah haargenau so aus wie Paul Auster!

hier werde ich etwas unruhig, weil ich Schwafelei ahne.

Plötzlich wusste ich, wie ich es herausfinden könnte. Ich hole mir ebenfalls eine Currywurst und stelle mich zu Auster an den Tisch

was für ein genialer Einfall, höhö

Ich kann nicht sagen, dass das Auswählen und Kleinschneiden der Wurst sehr zeitraubend gewesen wäre. Auch Soße und Pulver drübergeben ging schnell. Aber mal ehrlich, ich Idiot! Wie lange sollte Paul Auster denn auf einer Currywurst herumkauen? Als ich mich umdrehte und zum Tisch gehen wollte, war er weg! Natürlich! Für so eine Currywurst, die übrigens sehr lecker war, brauchst du selbst wenn sie sehr heiß ist, nicht länger als drei Minuten, oder?

empfand ich auch als sehr gedehnt und dann mit fast komisch ernüchterndem Effekt. So als hätte jemand ne Papp-Kiste, in der vorgeblich nichts drin ist, ganz langsam geöffnet, und tatsächlich wäre nichts darin gewesen ...

Oh, mein Gott, was war ich ein Trottel! Ich stellte mir vor, wie ich mit Paul Auster auf dem Kölner Hafenweihnachtsmarkt zusammen Currywürste esse und dabei mit ihm über Literatur rede. Und hinterher würde ich ihn zu einem Glüwein einladen und ergäbe mir für meine Freundin ein Autogramm auf einer Frittenschale.

weiß nicht genau, was dein Punkt ist. Ist deine "Pointe" dass der Typ so ‘blöd‘ ist, dass er nicht mal seine eigentliche ‘Blödheit‘ (dass er Auster nachrennt, als gäbe es nichts besseres zu tun) erkennt, - das sage ich als Paul Auster-Fan

einladen und ergäbe mir

er gäbe

Dein Schreibstil gefällt mir ganz gut, hat etwas kolumnenhaftes, vom Inhalt her wirkt es, als hättest auch du zu viel Zeit. Vielleicht solltest du dir überlegen, warum ausgerechnet diese Suche nach dem Autor interessant für dich ist. So wirkt es ein bisschen wie ein gedehntes Gespräch über einen kleinbürgerlichen Zufall auf irgendeiner Party. Aber wenn es genau das ist, was du zeigen willst, dann mach es irgendwie, dass man auch etwas vom Erzähler erfährt und versteht, warum er einem diesen Käse eigentlich gerade erzählt.

Grüße
Carlo

 

Hallo Wortmann, ich fand die Geschichte nicht sehr interessant. Könnte diese Promigeilheit schwer nachvollziehen und empfand es auch nicht als amüsante Begebenheit, knapp eine Berühmtheit verpasst zu haben.
Was ich aber auch sagen möchte, mir gefällt grundsätzich der Erzählton. Das ist schön ungekünstelt und so formuliert, dass ich gerne gefolgt bin.

Grüße
Kellerkind

 
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Moin Kellerkind.
Ersteres finde ich eher bedauerlich, das Letztere freut mich sehr. :-{

Hallo Carlo.
Danke fürs Korrektrulesen.
Ich habe dir gestern ziemlich ausführlich auf deinen Kommentar geantwortet, aber jetzt ist es offenbar weg. Ich schau' mal, ob ich meinen Kommentar zu deinem Kommentar wiederfinde.

 

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