Was ist neu

Cousine Jessica

Mitglied
Beitritt
08.05.2006
Beiträge
253
Zuletzt bearbeitet:

Cousine Jessica

Ich habe immer noch eine Mordswut. Mann, habe ich Angst gehabt, und Mama hat mich auch noch ausgeschimpft. Dabei war alles Jessicas Schuld. Sie ist echt die Seuche. Aber am Besten ich erzähle mal von Anfang an.

Letzten Sonntag haben wir gemeinsam mit Tante Christa, Onkel Bernd und ihren drei Kindern, Simon, Leon und Jessica einen Ausflug in den Wald gemacht.
Meinen Cousin Simon finde ich voll okay. Er ist zehn und geht in die vierte Klasse. Somit ist er ein Jahr älter als ich. Leon ist fast vier und kann schon mal eine kleine Nervensäge sein. Wenn er was will und es nicht sofort bekommt, geht sein grauenhaftes Geheule los. Außerdem war er an dem Unglück am Sonntag maßgeblich beteiligt.
Tja, und dann gibt es da noch meine Cousine Jessica. Jessica ist genau so alt wie meine kleine Schwester Edda. Beide sind sieben, aber das ist auch schon das Einzige, was sie gemeinsam haben. Jessica ist einfach ätzend.
Als wir neulich bei ihr zu Besuch waren, hat sie erst einmal bestimmt, was wir spielen sollten:
„Ich bin die schöne Prinzessin und Edda ist mein Hofdame. Du, Katinka bist der gemeine Ritter, der mich entführen will.“
Klar, wir sind immer die Bösen und Jessica die Gute. Trotzdem waren Edda und ich erst mal einverstanden, und so haben wir angefangen uns zu verkleiden. Edda hat sich aus ein paar bunten Tüchern ein Kleid gewickelt. Ich bekam einen alten Filzhut und das Plastikschwert von Simon. Der Besen war mein Pferd. Mit dem Hut sah ich aus wie ein alter Opa, ich gefiel mir gar nicht. Jessica hatte natürlich die beste Verkleidung. Sie darf mit dem Hochzeitskleid ihrer Mutter spielen. Es ist ein wunderschönes, weißes Kleid mit vielen Perlen bestickt. Der Rock ist weit ausgestellt, so dass er sich aufbläht, wenn man sich mit ihm dreht. Ein traumhaftes Prinzessinenkleid. Natürlich wollten Edda und ich auch mal die Prinzessin sein.
Aber Jessica meinte: „Nein, das geht nicht. Das erlaubt meine Mutter nicht. Nachher macht ihr noch Flecken drauf.“
Als ob ihr das nicht auch passieren könnte. Dauernd schrieb sie uns vor, was wir sagen und tun sollten.
„Edda, du bist ganz neidisch auf mich, weil ich so schön bin. Vor lauter Neid und weil du so böse bist, hättest Du heimlich versucht mein Kleid zu zerreißen“, sagte sie zu Edda.
Zu mir sagte sie: „Katinka, du heißt Ambrosius und bist in mich verliebt.“
„Ambrosius ist aber ein doofer Name, ich will lieber Eisenherz heißen.“
„Nein, das geht nicht“ kommandierte sie, „Eisenherz ist ein Prinz. Aber du bist ein Ritter.“
„Dann heiße ich eben Ritter Mutiges Herz!“ So schnell gab ich nicht auf.
„Na, gut, wenn du unbedingt willst“, meinte sie schnippisch, „Aber du bist in mich verliebt. Du willst mich entführen und versucht mich zu küssen, weil ich eine ganz schöne und kluge Prinzessin bin.“
Edda und ich sahen uns an. Meine Schwester hatte keine Lust eine neidische Hofdame zu sein, und ich wollte meine Cousine nicht entführen und erst recht nicht küssen. Wir hörten auf zu spielen. Nur Jessica spielte den ganzen Nachmittag noch weiter, nämlich beleidigte Leberwurst. Aber so ist sie immer.

Jedenfalls wanderten wir an diesem Sonntag gemeinsam in den Wald. Es war ein richtig kalter Novembertag. Aber wir waren schön warm eingepackt. Bei Edda achtet Mama ganz besonders darauf, dass ihr nicht kalt wird. Meine kleine Schwester hat nämlich eine Blasen-Nieren-Krankheit. Darum macht sie auch manchmal noch nachts Pipi ins Bett. Mama sagt, sie kann nichts dafür, und ich finde es auch gar nicht schlimm.
Nachdem wir eine Weile gewandert waren, beschlossen die Eltern in einem Ausflugslokal einzukehren. Das Lokal hieß „Zur alten Mühle“, weil hinter dem Haus ein großer Mühlteich samt Mühlrad war. Wir tranken Limonade und wollten dann raus spielen gehen.
„Ihr geht nicht an das Wasser“, sagte Mama streng, „das ist viel zu gefährlich. Habt ihr mich verstanden?“
„Ja, ja, machen wir nicht“, versprachen Edda und ich.
„Das gilt auch für euch Drei“, sagte mein Onkel zu seinen Kindern gewandt, „Wehe, ihr geht dorthin.“
Wir spielten eine ganze Zeit lang vor der Türe Nachlaufen. Bis wir, ja bis wir auf die blöde Idee kamen doch hinter das Haus zum Mühlteich zu gehen.
Es war eigentlich kein richtiger Teich, sondern ein großes aus Beton gegossenes Becken. Das Wasser reichte nicht bis ganz oben zum Beckenrand, sondern stand etwa einen halben Meter darunter. Am rechten Ende des Bassins war ein mächtiges, eisernes Mühlrad mit breiten Schaufeln. Es kam mir so groß wie das Riesenrad auf dem Jahrmarkt vor. Aber es drehte sich nicht, was wir schade fanden. Wir wären gerne auf die andere Seite des Beckens gegangen. Dazu hätten wir über den linken schmalen Beckenrand gemusst. Der war aber aus Sicherheitsgründen mit Stacheldraht umzäunt. Das Mäuerchen war sehr schmal und man hätte nach rechts ins Becken fallen können und nach links zwei Meter in die Tiefe, wo unten ein kleines Flüsschen vorbei floss.
Simon schlug vor Stöcke zu suchen, die wir ins Wasser halten wollten, um zu sehen wie tief es war. Plötzlich gab mein kleiner Cousin Leon meiner Schwester einen Schubs und Edda stolperte:
„He, bist du bescheuert, wenn ich da rein falle“, motzte sie ihn an.
„Hör sofort auf damit“, schimpfte ich auch böse. Aber Leon guckte zu seiner großen Schwester Jessica, die eifrig mit dem Kopf nickte. Ich hörte noch ein leises „Ja, ja, mach noch mal“ und schon hatte Leon Edda ein zweites Mal geschubst. Diesmal fiel sie mit einem lauten Schrei ins eiskalte Wasser.
Für Sekunden war ich wie versteinert. Der Schreck hatte mich so gelähmt, dass ich mit Leon nicht mal mehr schimpfen konnte. Dann tauchte Edda aus dem Wasser wieder auf.
Sie schrie aus Leibeskräften: „Hilfe, Katinka, Hilfe.“
Mir lief es eiskalt den Rücken herunter und ich stöhnte laut auf: "Eddaaa."
Wegen der dicken Winterklamotten konnte sie nur schwerfällige Schwimmbewegungen machen. Verzweifelt versuchte sie die andere Seite des Beckens zu erreichen, wo ein Rohr aus der Wand lugte. An dem wollte sie sich festhalten, denn bis zum Beckenrand reichte sie nicht ran.
Immer wieder rief sie: „Hilfe, Katinka, Hilfe!“
Ich hatte Todesangst um meine kleine Schwester. „Ich komme, halte dich fest“, rief ich Edda zu, „ich bin gleich bei dir.“
Dann nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und rannte zu dem kleinen Mäuerchen. Ich quälte mich durch den Stacheldraht. Während ich mit Gänsefüßchen über den Rand balancierte, zitterte ich am ganzen Körper. Links von mir ging es tief nach unten, aber ich versuchte nicht dorthin zu sehen. Die Sorge um Edda war so groß, dass ich alles getan hätte, um ihr zu helfen. Ausgerechnet meine kranke Schwester hatte er in das eisige Wasser gestoßen. Zum Glück stand das Mühlrad still, sonst wäre sie durch den Schlag der Schaufeln noch dorthin gezogen worden. Das Überqueren des Beckenrandes kam mir wie eine Ewigkeit vor. Endlich war ich drüben angelangt. Ich lief zu der Stelle, wo Edda an dem Rohr hing und angstvoll wimmerte. Dann beugte ich mich nach vorne, reichte ihr meine Hand und mit einem Ruck hatte ich sie aus dem Wasser gezogen. Die Angst hatte mir eine unglaubliche Kraft verliehen. Edda stand schlotternd vor mir, so dass ich ihr meine Jacke um die Schultern legte. Vorsichtig schob ich sie zwischen all dem Stacheldraht zurück auf die andere Seite.
„Oh, Katinka, Katinka“, jammerte sie und ich hörte, wie sie vor lauter Kälte und Schreck mit den Zähnen klapperte.
Simon war in der Zwischenzeit in die Gastwirtschaft gelaufen und hatte die Eltern informiert. Mein Vater und Onkel Bernd kamen mit ihm angerannt. Papa nahm Edda auf den Arm und lief mit ihr zurück in das Lokal.
Und wißt ihr, was Jessica die ganze Zeit getan hatte? Sie hatte zugeguckt was geschah und sich den Bauch gehalten vor Lachen. Kaum zu glauben, aber ich schwöre, Jessica und Leon lachten und lachten. Meine Cousine hatte ihren kleinen Bruder angestiftet, Edda in den Mühlteich zu schubsen. Sie hatte sich aus Eddas und meiner Angst einen Spaß gemacht.
In mir wuchs eine ungeheuerliche Wut. Ich stellte mich vor sie hin, stützte meine Arme in die Seiten und funkelte sie zornig an: „Du bist das Hinterlistigste und Fieseste, was ich kenne.
Am liebsten würde ich dir eine knallen, aber dann müsste ich Angst haben, mich an dir Oberseuche anzustecken. Ich will nie wieder was mit dir zu tun haben, egal wie verwandt wir sind!“
Sie glotzte mich mit offenem Mund an, und bevor sie was sagen konnte, lief ich weg. In der Gastwirtschaft erwartete mich die Schimpfe meiner Mutter, die ich ja auch verdient hatte. Ich ließ sie stumm über mich ergehen, zu Hause wollte ich meinen Eltern dann alles erzählen.

 

Hallo KatinkaH und herzlich willkommen! :)

Insgesamt hat mir Deine Geschichte gut gefallen. Die Kinder werden recht lebendig, bis auf Simon und Leon, die ein bisschen kurz kommen.
Einige Anmerkungen im Detail:

Man, habe ich Angst gehabt, und Mama hat mich auch noch ausgeschimpft. Dabei war alles Jessicas Schuld. Sie ist echt die Seuche. Aber am Besten ich erzähle mal von Anfang an.
Mann, ... Hier machst Du neugierig, der Anfang hat mir gefallen.
Er ist Zehn und geht in die vierte Klasse.
zehn
Wenn er was will und kriegt es nicht sofort, geht sein grauenhaftes Geheule los.
Satzbau. Wenn er was will und es nicht sofort bekommt, ...
Jessica ist genau so alt wie meine kleine Schwester Edda. Beide sind sieben Jahre alt, aber das ist auch schon das Einzige, was sie gemeinsam haben.
Wiederholung von alt. Beide sind sieben, aber ...
Sie darf mit dem Hochzeitskleid ihrer Mutter spielen.
hm, wenn ich mir das so vorstelle, zieht sie es an. Sie ist aber erst sieben. Wie passt es ihr denn? Wunderschön schaut sowas ja nur aus, wenns passt - aber eine siebenjaährige im Kleid einer erwachsenen Frau? schaut das nicht auch lustig aus? Kann der Rock sich überhaupt bauschen, er müsste doch auf der Erde hängen?
„Edda, du wärst ganz neidisch auf mich, weil ich so schön bin. Vor lauter Neid und weil du so böse wärst, hättest Du heimlich versucht mein Kleid zu zerreißen“, sagte sie zu Edda. Zu mir sagte sie: „Katinka, du heißt Ambrosius und wärst in mich verliebt.“
Meiner Erfahrung nach reden Kinder anderes. Diese gepreitzten Formen hören sich ja furchtbar an. Kinder beim Rollenspiel reden (zumindest alle, die ich kenne) im "ist": du bist ganz neidisch auf mich, ... weil du so böse bist, hast du ... und bist in mich verliebt ... weiter unten nochmal
Meine kleine Schwester hat nämlich eine Blasen-Nieren-Krankheit. Darum macht sie auch manchmal noch nachts Pipi ins Bett. Mama sagt, sie kann nichts dafür, und ich finde es auch gar nicht schlimm.
finde ich sehr schön. Es gibt viele Kinder, die noch Bettnässen, und die werden oftmals selbst von der Familie böse verspottet. Der liebevolle Umgang hier gefällt mir ausgezeichnet!!
sagte mein Onkel zu seinen Kinder gewand,
gewandt
Während ich mit Gänsefüßchen über den Rand balancierte,
mit Gänsefüßchen? Gänsefüßchen kenne ich als Synonym für Anführungszeichen... hier würde ich liebe auf Zehenspitzen schreiben.
Ich will nie wieder was mit dir zu tun haben, egal wie verwandt wir sind!“
ein guter Satz! Viel zu oft hängt man sich an die Blutsbande, obwohl man sich nicht leiden kann ...
Sie klotzte mich mit offenem Mund an
glotzte

so, das wars auch schon. Gern gelesen, sehr lebendig erzählt!

schöne Grüße
Anne

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Maus,

vielen Dank für das herzliche Willkommen in der Rubrik Kinder und das Lesen und Kommentieren. Die Fehler habe ich sogleich ausgemerzt!

Natürlich war das Kleid viel zu groß, aber als Kind fand ich es einfach wunderbar, und das es zu groß war, hat mich nicht einmal an Jessica gestört.:)

Meine achtjährige Tochter liebt Rollenspiele und ich habe die Beobachtung gemacht, dass die Kinder sich vorher die Rollen und Ereignisse mit "wärst, wären etc." erklären, um sie dann nachzuspielen. Es klingt in der Tat seltsam, aber so habe ich es im Gedächtnis. Werde beim nächsten Spiel nochmal genau hinhören. Wenn es den Lesefluß allerdings stört, kann ich es durchaus ändern.
Bei uns sagt man Gänsefüßchen, wenn man Fuß vor Fuß setzt, möglicherweise ist das eine regionale Besonderheit.

Ich freue mich sehr, dass dir meine Geschichte gefallen hat. Insbesondere da es meine erste Kindergeschichte war und ich für mich festgestellt habe, dass
Kindergeschichten sehr schwierig zu schreiben sind.Darum nochmal freu, freu, freu und einen lieben Dank.

LG
Katinka

p.s. habe die wörtliche Rede der Kinder doch geändert, liest sich besser und verändert die Authenzität nicht.

 

Hallo KatinkaH,

eigentlich mag ich Geschichten, die in der ich-Form geschrieben sind, nicht so besonders. Aber hier mache ich eine Ausnahme, da die beschriebene Situation nicht anders rüber zu bringen ist.
Der Kern der Geschichte gefällt mir ganz gut, nur der Teil über die Schilderung des letzten Sonntagsbesuches ist so ein bisschen in die Länge gezogen. Diese "wäre" Erklärungen wirken etwas störend. Sicherlich soll hierdurch ein genaues Bild von Jessica entstehen und ihre gemeine Art zum Ausdruck gebracht werden. Ich kann mir vorstellen, das Kinder bei diesem Textabschnitt an Aufmerksamkeit nachlassen, aber bei dem eigentlichen Geschehen an der Mühle (was gut beschrieben und gelungen ist) wieder voll zuhören.
So ging es mir jedenfalls beim Lesen.

Ein Kind wird am Ende viele Fragen stellen. Wie werden die Eltern reagieren? Ja - und was passiert mit Jessica? Hier könnte man einen kleinen Wink einbauen, damit der Leser mit dem Ende nicht so ratlos steht. Vielleicht nur einen Hinweis von Katinka, das die Mutter sie verstehen wird.

Die wörtliche Rede sollte in einer neuen Zeile beginnen. Läßt sich besser lesen.

Zusammenfassend fand ich die Geschichte recht gut.

Liebe Grüße
Goldis

 

Hallo Goldis,

vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren. Ich freue mich sehr, dass dir zusammenfassend meine Geschichte gefallen hat.
Ich habe die Geschichte meiner 8jährigen Tochter vorgelesen, bevor ich sie hier eingetellt habe. Sie hat mir in einem einzigen Satz eine super Kritik gegeben, woraufhin ich den Schluß geändert habe. Danach habe ich ihr allerdings die Geschichte bzw. den Schluß nicht nochmal vorgelesen, was ich auf deine Anregung hin bzgl. Verständnis der Mutter tun werde. Bin gespannt was sie sagt.

Liebe Grüße
Katinka

 

Hallo Katinka,

ein neues Gesicht in der Kinder-Rubrik - wie schön :)!

Zunächst einmal ein paar Bemerkungen von mir, die ich gleich beim ersten Lesen herausgeschrieben habe:

Der Rock ist weit ausgestellt, so dass er sich weit aufbläht,
Wortwiederholung "weit" - vielleicht fällt dir da ja noch etwas anderes ein?
„Edda, du wärst ganz neidisch auf mich, weil ich so schön bin. Vor lauter Neid und weil du so böse bist, hättest Du heimlich versucht mein Kleid zu zerreißen“,
bei diesen "wärst" und "hättest" geht es mir ein bisschen so wie maus - meine Kinder haben bei ihren Rollenspielen an diesen Stellen immr gesagt: "Du bist jetzt wohl ganz neidisch ..." oder "Du hast wohl das und das gemacht ..." Genauso haben wir in meiner Kindheit die Handlungsabläufe bei Rollenspielen festgelegt - aber ich kann mir gut vorstellen, dass es regional unterschiedlich sein wird, wie die Kinder sich in diesem Zusammenhang äußern ...

Für mein Gefühl wäre es schön, wenn du jedesmal bei einer neuen wörtlichen Rede eine neue Zeile beginnen würdest. Das erleichtert das Lesen erheblich und ist, soweit ich weiß allgemein üblich :)

Habt ihr mich verstanden!“
das ist doch eine Frage - zugegebenermaßen eine strenge, aber doch eine Frage - also statt ! ein ?.
„He, bist du bescheuert, wenn ich da rein falle“, motzte sie ihn an. „Hör sofort auf damit“, schimpfte auch ich ihn böse an.
anmotzen und anschimpfen - die Wiederholung von "an" macht das Ganze ein wenig schwerfällig. Einmal kannst du es sicher weglassen.
wo Edda an dem Rohr hing und bitterlich weinte
bitterlich weinen die Prinzessinnen in den Märchen, aber zu einem Kind, wie deiner Ich-Erzählerin, die sonst häufig eine sehr saloppe Umgangssprache verwendet, passt dies Wort nicht so richtig.

Im Ganzen erzählt deine Katinka sehr lebendig und so, dass ich mich beim Lesen gut in sie hineinversetzen konnte. Besonders ihre Abneigung Jessica gegenüber kommt gut herüber. Lediglich die Szene, als Edda im Wasser zappelt und Katinka über das Mäuerchen balanciert empfand ich als ein wenig zu distanziert. Ich hatte nicht so richtig das Gefühl, dass Katinka wirklich in panischer Angst um ihre kleine, kranke Schwester war ...

Und ein weiterer Kritikpunkt für mich ist, dass deine Geschichte ziemlich vorhersehbar ist. Als du Eddas Krankheit erwähnst, vermutete ich schon, dass ihr irgend etwas Gefährliches passieren würde. Und als dann der Mühlenteich erwähnt wurde, war für mich alles klar ...

Das Unbehagen, dass Katinka und Edda der zickigen, gemeinen Jessica gegenüber empfinden, kommt sehr gut herüber und ist etwas, das alle Kinder irgendwie und irgendwo schon einmal erlebt haben.

Zu Beginn erzählt deine Katinka - für meinen Geschmack - sehr authetisch und altersgemäß von dem blöden Rollenspiel, in welchem jessica immer alles bestimmt. Im zweiten Teil, bei der Katastrophe am Mühlenteich, verliert sich diese Authentizität ein wenig - vielleicht geschieht das dadurch, dass du ein wenig technisch versuchst, den Teich, das Mäuerchen, den Stacheldraht, etc. zu beschreiben?

Lieben Gruß
al-dente

 

Liebe KatinkaH,

ich halte es auch so wie du. Meine besten Kritiker sind meine Kinder und bei ihnen merke ich, wie die Gschichte angenommen wird.
Schön, dass du meinen Hinweis annimmst (ist ja eh nur ein Vorschlag), ich denke das ein Hinweis über die Reaktion der Mutter die Kinder als eigentlicher Empfänger, beruhigen wird, da sie sich ohnehin viel mehr Gedanken machen, was sie hören und sehen.

Ich werde bei deiner Geschichte dran bleiben.

Viele Grüße
Goldis

 

Hallo al-dente,

vielen Dank für die nette Begrüßung, vielleicht sieht man sich öfter in dieser Rubrik, wobei Kindergeschichten (noch) nicht mein bevorzugtes Genre ist.
Deine Anmerkungen haben ich weitesgehend umgesetzt.

Es freut mich, dass ich es geschafft habe lebendig und altersgemäß zu erzählen, denn ich denke das ist mit das Wichtigste in einer Kindergeschichte.

Was Katinkas Angst um Edda und auch die technische Erzählung um das Mäuerchen anbetrifft, muß ich nochmal sehen, ob und wie ich das geändert bekomme.

Das die Geschichte für Kinder vorhersehbar ist, finde ich nicht schlimm. Meiner Meinung nach mögen Kinder Bekanntes, sie lassen sich ja sogar Geschichten mehrfach erzählen. ABER fragen wir doch unsere klugen kleinen Kritiker selbst;)

Lieben Dank fürs Lesen und Kommentieren

Katinka

 

Hallo Goldis,

die lieben Kleinen...
danke für die Antwort.

LG
Katinka

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich mische mich hier einfach noch einmal schnell ein:

Goldis, du schreibst:

Meine besten Kritiker sind meine Kinder und bei ihnen merke ich, wie die Gschichte angenommen wird.
Ich glaube, dass die eigenen Kinder nicht immer die besten und hilfreichsten Kritiker sind.
Viele meiner Geschichten sind natürlich auch so entstanden, dass ich sie zunächst meinen Söhnen erzählte und erst viel später, manchmal erst nach Jahren, aufschrieb.
Wenn ich heute an die Situationen denke, in denen die Geschichten erzählt wurden, so waren das immer besondere Augenblicke - gemütlich saßen wir alle im Bett (z.B.), aneinandergekuschelt, und spannen in außergewöhnlichen Momenten gemeinsam an einer Geschichte. Beim Erzählen veränderte sich manches an der Geschichte durch Bemerkungen der Kinder wie
"Jetzt läuft der Wichtel wohl weg und dann kommt ein Auto."
oder
"Ich finde, der Drache hat Schnupfen."
Wenn die eigenen Kinder Geschichten, die in solchen Situationen entstehen, lieben, genießen und richtig gut finden, dann sagt das sehr viel über die gemütliche "Geschichten-Erzähl-Stimmung" in dieser Familie aus, aber, meiner Meinung nach nichts über die literarische Qualität der Geschichten.
Ich habe mich immer von den Vorlieben meiner Kinder für spezielle Themen für meine Geschichten leiten und inspirieren lassen, insofern waren meine Söhne mir echte "Ideengeber".
Die wirkliche literarische Qualität einer Geschichte, erweist sich, meiner Meinung nach, aber erst, wenn die fertige Geschichte, vorgelesen, auch Kinder fesselt und begeistert, zu denen der Autor / die Autorin keine persönliche Beziehung hat.
Das Ganze gilt natürlich auch für Texte aus anderen Genres - gute Freunde loben oft jeden Erguss, jedes Verslein, einfach, weil sie den Autoren / die Autorin kennen, schätzen, mögen ... :)

Mein Senf dazu! :D
Liebe Grüße
al-dente

 

hi al-dente,

du kennst meine Tochter und meinen Mann nicht....:D

Aber grds. gebe ich dir recht, bei Freunden und Familie läuft man Gefahr Gefälligkeitskritik zu erhalten.

LG
Katinka

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom