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Courage heißt Gefahr
Als Nachhilfelehrer versuchte er, den Jugendlichen langsam an das Wissen heran zu führen. Bei der Übersetzung gab er also nicht sofort die Vokabel frei, sonder ließ den Schützling nachdenken, ihn überlegen, wie der Zusammenhang mit manchen deutschen Worten ist. Allerdings tut der Schüler sich damit manchmal schwer, z.B. mit dem Wort courageux.
„Was ist denn das Substantiv dazu“, wollte er wissen und balancierte seinen Bleistift zwischen Nase und Oberlippe.
„Äh...“,
„Genau, courage. Das gibt’s auch auf deutsch. Was bedeutet es denn bei uns, Courage haben.“ Er hatte den Bleistift von seiner Oberlippe entfernt und ließ ihn zwischen seinen langen Fingern wandern.
„Äh...“
„Wenn du an Zivilcourage denkst. Wann braucht man die denn.“ Jetzt zerstach er mit der Bleistiftspitze eine imaginäre Luftblase.
Das Kind kramte in seinem Gedächtnis wie in der Faschingskiste, wo irgendwo noch ein eine rote Nase liegen musste und sagte:„Wenn im Zug ein Opa überfallen wird.“
„Genau.“ Das war doch schon mal ein Anfang, dachte er.
„Ach so, Courage heißt Gefahr.“ brach es, also das Wissen, bzw. die Unwissenheit, aus ihm heraus.
„Nicht ganz“, relativierte der Lehrer. Den Bleistift rollte er nun mit einer flachen Hand auf dem Tisch, als wolle er Teig auswalzen. „Mmh, stell dir vor, du willst dem Opa in dieser gefährlichen Situation helfen. Was brauchst du dann.“
„Äh...“
„Was braucht ein Held um Held zu sein?“ Für den ungeduldigen Lehrer gab es da wenig Auswahl. Der Schüler sah das anders:
„Roten Umhang und blauen Dress mit S vorne drauf.“
Der Nachhilfelehre wischte enttäuscht den Bleistift vom Tisch. Er gab auf und verriet ihm die Bedeutung.