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Courage heißt Gefahr

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25.01.2008
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Courage heißt Gefahr

Als Nachhilfelehrer versuchte er, den Jugendlichen langsam an das Wissen heran zu führen. Bei der Übersetzung gab er also nicht sofort die Vokabel frei, sonder ließ den Schützling nachdenken, ihn überlegen, wie der Zusammenhang mit manchen deutschen Worten ist. Allerdings tut der Schüler sich damit manchmal schwer, z.B. mit dem Wort courageux.

„Was ist denn das Substantiv dazu“, wollte er wissen und balancierte seinen Bleistift zwischen Nase und Oberlippe.
„Äh...“,
„Genau, courage. Das gibt’s auch auf deutsch. Was bedeutet es denn bei uns, Courage haben.“ Er hatte den Bleistift von seiner Oberlippe entfernt und ließ ihn zwischen seinen langen Fingern wandern.
„Äh...“
„Wenn du an Zivilcourage denkst. Wann braucht man die denn.“ Jetzt zerstach er mit der Bleistiftspitze eine imaginäre Luftblase.
Das Kind kramte in seinem Gedächtnis wie in der Faschingskiste, wo irgendwo noch ein eine rote Nase liegen musste und sagte:„Wenn im Zug ein Opa überfallen wird.“
„Genau.“ Das war doch schon mal ein Anfang, dachte er.
„Ach so, Courage heißt Gefahr.“ brach es, also das Wissen, bzw. die Unwissenheit, aus ihm heraus.
„Nicht ganz“, relativierte der Lehrer. Den Bleistift rollte er nun mit einer flachen Hand auf dem Tisch, als wolle er Teig auswalzen. „Mmh, stell dir vor, du willst dem Opa in dieser gefährlichen Situation helfen. Was brauchst du dann.“
„Äh...“
„Was braucht ein Held um Held zu sein?“ Für den ungeduldigen Lehrer gab es da wenig Auswahl. Der Schüler sah das anders:
„Roten Umhang und blauen Dress mit S vorne drauf.“
Der Nachhilfelehre wischte enttäuscht den Bleistift vom Tisch. Er gab auf und verriet ihm die Bedeutung.

 

"Doch wozu die Banalitäten des Alltags ins Gedächtnis rufen."
Genau, und erst recht: Wozu aufschreiben?
Das frage ich mich auch immer bei Kindermundanekdoten. ;)

Lieben Gruß
sim

 

Das kann ich dir verraten: Sie reiben sich so schön an den landläufigen Vorstellungen. :shy:
Schöenen Gruß zurück
Nase

 

Hallo Claudio,

das tun sie in der Tat, dies allerdings in einer Geschichte erzählenswert zu treffen, ist wahrscheinlich sehr schwer. Immer geht man das Risiko ein, dass es höchstens "niedlich" ist oder aus der besserwisserischen Erwachsenenperspektive sogar herablassend wirkt. In beiden Fällen, selbst, wenn es um einen Begriff oder vor allem eine Haltung wie (Zivil)courage geht, bleibt mir als Leser am Ende nur ein Schulterzucken. Wäre das Kind etwas älter gewesen, lautete der Dialog vielleicht:
„Mmh, stell dir vor, du willst dem Opa in dieser gefährlichen Situation helfen. Was brauchst du dann.“
„Äh... ein Handy.“ als naheliegende Idee. Auch dann hätte mir die Reibung an der landläufige Vorstellung gefehlt, die die Episode als eigenständige Geschichte (außerhalb von Eltern auf Spielplätzen) erzählenswert macht. Leichter sind solche Begebenheiten innerhalb längerer Geschichten einzuflechten, in der Beiläufigkeit geht dann auch dieser etwas herablassende Niedlichkeitsbonus verloren.
Du hast ja gestern einige wenn auch manchmal sehr knappe, dennoch recht treffende Kommentare zu anderen Geschichten geschrieben. Vielleicht war ich deshalb einfach enttäuscht, als ich dann diesen Text dazu gelesen habe.

Liebe Grüße
sim

 

Naja, rumkritelln ist fast immer einfacher.
Aber ich werde in Zukunft nur noch mein Bestes geben, also einstellen.
Grüße Naso

 

Hi Claudio!
Ich fand die Geschichte eigentlich ganz in Ordnung. :) Wobei ich sie einfach mal nur als Nachhilfeschüler-Geschichte sehe. (Mir geht das mit meinen Nachhilfeschülern auch immer so ähnlich...)
So und diesen nutzlosen Vorkommentar kriegst du damit ich nicht nur in der zweiten Zeile fehlt ein "n" sage ;)

sonder
Sonnige Grüße
Cathy

 

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