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Containerschiff

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24.08.2012
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Containerschiff

Ich konnte ihr Inneres sehen. Wir waren jung, stark und verliebt. Grauer Sand unter den Füßen, am Grollen des Meeres entlang. Unser erster weiter Urlaub. Mit dem Flieger. Ganz weit weg, wir ganz allein. Wie wir es uns für das Ehepaar ausgemalt hatten, das wir werden wollten. Wir waren ja fast noch Kinder gewesen, als wir unsere Liebe entdeckten. Als ich sie das erste Mal umarmt hatte, waren die Haare auf meinen Armen noch blond. Wir hatten so viel Glück. Es war frisch und die Wellen glänzten. Das Städtchen viel bunter, wacher als die Natur. Wir gingen Hand in Hand, dachten über Kinder nach.

Wo der Strand anstieg zu Beton, baute man auf für das Frühlingsfest. Buden und Bühnen, Girlanden und Masken, Plastik und Blech. Ernst gemeinter Kitsch. Segeltuchplanen wellten sich am Gestänge der halbfertigen Bauten. Sie drückte meine Hand und wies hinaus aufs Meer. Weit draußen war ein riesiges Containerschiff gegen weiches Blau zu sehen. Lautlos und dunkel glitt es dahin, so unvorstellbar groß. Die herbe Schönheit des Unheimlichen. Ich grinste sie an. Wir verstanden uns.

Von einem Gerüst fiel eine Stange. Wir wollten gerade frühstücken gehen. Die Stange schlug ihr in den Bauch, blieb stecken. Wir sahen beide auf das Ding, das plötzlich aus ihrem Körper stach, ohne zu begreifen. Die Stange kippte aus der Schräge. Ein Ende klapperte auf sandigem Asphalt, das andere kam mit einem feuchten Flopp wieder aus ihr heraus. Etwas spritzte auf meinen Unterarm. Sie viel nach hinten. Unsere Hände trennten sich.

Ich kniete neben ihr, als der Schmerz sie holen kam. Ich konnte ihr Inneres sehen. Das Fleisch war einfach offen, ging auseinander. Ich sah noch, wie sich ein durchtrenntes Gefäß zusammenzog. Dann quoll Blut aus dem Loch, verdeckte alles. "Scheißescheißescheiße..." Von der Wunde sah sie zu mir. In ihren weit aufgerissenen Augen sah ich, dass sie es bereits wusste. Ich schüttelte den Kopf, sagte ihren Namen und: "neineinein..." Schweiß tropfte ihr von der zitternden Nase, kam plötzlich überall aus ihrer Haut. Es riß sie, wie von Krämpfen. Sie atmete so heftig, die Zähne gebleckt, dass ihr Rotz aus der Nase flog. Ich drückte ihre Schultern fest an meine Brust, ihr Blut war so heiß. Es lief an ihr entlang, durch unsere Kleider und in meinen Schoß, leckte über meine Schenkel. Große Mengen Blut stinken erbärmlich. Dieser schreckliche Gestank.

Sie japste verzweifelt, griff sich an die Wunde, drückte eine helle Masse wieder zurück in ihren Bauch. Sich mit der Handfläche zuhaltend, fing sie an zu weinen. Ich legte meine Hand auf ihre. Ihre Finger waren kalt, so heiß und stetig es auch unter ihnen hervorschoß. Es roch mit einem Mal nach Kot. Mit einem Jaulen krallte sie sich in meinen Rücken und schluckte ihren Atem runter, dass sie sprechen konnte. Japsend, mit blassen Lippen: "Ich habe dich nie geliebt." Die Geistesgegenwart einer Sterbenden. "Nein nein nein..." Sie wand ihre Hand aus meinem Griff, so furchtbar glitschig von all dem Blut. Damit ich ihr Gesicht nicht sehen sollte, schlang sie beide Arme um mich und verbarg sich an meiner Brust. "Dich... nie.. geliebt... hab' dich... nich'.. geliebt.. dich... nich'..."
Ich hielt sie so sinnlos fest, weinte in ihr nasses Haar. "Dich.. nhn. gelrr..."

Die Hitze pulsierte nicht mehr gegen meinen Bauch. Sie wurde schlaff und erkaltete schnell. Ihr Nacken, ihre Schultern, ihre Arme. Wohin meine machtlosen Hände auch griffen, sie war schon kalt. Das Shirt an ihrem Rücken durchgeschwitzt, klamm. Kein Atem mehr in ihr. Zusammengesackt, wie sie war, spürte ich ihre Zähne an meiner Brust. Urin wusch über trocknendes Blut.

Mit rot blitzendem Licht und Sirene kam der Krankenwagen. Um uns waren viele Fremde, sie hielten sich die Hände vor Mund und Nase. Mir war schwindelig. Als die Sanitäter sie von mir drehten, waren unsere Klamotten von gerinnendem Blut aneinandergeklebt. Durch das Loch konnte ich sehen, wie von der Bewegung etwas in ihr schwappte. Ihre Augen waren offen. Sie wurde in Plastik gepackt und weggetragen. Ich blieb knien in einer stockenden Lache. Nicht wie gelähmt, aber unsagbar ratlos. Ich konnte nicht denken. Mehr Rundumlicht kam. Jemand sprach zu mir und leuchtete mir ins Auge. Der grässliche Gestank des Blutes. Schlagartig musste ich mich übergeben. Ich spie auf das Blut meiner toten Frau. In meine Stirn gruben sich meine Nägel. Ich glaube, ich habe gebrüllt.

Auf dem Kachelboden des Krankenhauskellers machte jeder meiner Schritte morastig squitsch-squitsch. Ich hatte ihr Blut sogar in meinen Schuhen. Die Polizisten blieben auf Abstand, peinlich berührt von meiner Erscheinung, wussten nichts mit mir anzufangen. Man gab mir eine Tasse schwarzen Kaffee und legte ein blaues Tuch unter, dass ich mich setzen konnte, ohne etwas schmutzig zu machen. Trocknendes Blut spannte auf meiner Haut. An dem Kaffee habe ich mir die Zunge verbrüht. Ich habe viel geweint. Die Tränen kamen und gingen in unvorhersehbaren Schüben. "Sie hat gesagt, sie hätte mich nie geliebt." Der Dolmetscher verstand mich nicht. Er erwiderte mitfühlend: "Darauf kommt es jetzt nicht an."

Zurück zum Hotel fuhr ich hinten im Krankenwagen. Ich wusste nicht, wo ihre Leiche dann war. Kleine, schwarze Blutkrümel waren zwischen den dunklen Haaren auf meinem Arm. In unserem Zimmer wartete nichts auf mich. Ich sah ihre Zahnbürste, ihre Wäsche auf unserem Bett, ihr Buch mit den vielen Lesezeichen- aber es zwang mich nicht in die Knie. Ich ging umher in meinen vor Blut schmatzenden Schuhen, sah durchs Fenster aufs Meer und erwartete den Schlag. Aber er kam nicht.

Mir kam die Idee, zu schlafen. Ich brauchte lange, um mir die Schuhe aufzuschnüren. Der Knoten war verklebt. Als ich mir die Hose runterzog, blätterte trockenes Blut von den Beinen. Vorbei am Gesicht wehte mein Shirt den Geruch von Erbrochenem. Socken und Unterwäsche waren schlimm. Dort war es nicht völlig starr, sonder schmierig, gallertig. Schlimmer noch war ihr Blut in den Falten meiner Genitalien. Mit zitternden Fingern bröselte ich Blut aus meinem Schamhaar.
Ich würde sie von mir abwaschen müssen.

Unter der Dusche fing ich wieder an zu weinen. Rostrot, streifig floß das Wasser ab. Ich musste Duschgel verwenden, um alles sauber zu bekommen. Ich wurde wach und wusste nahtlos, dass sie tot war. Heiser von all dem Weinen lag ich in unserem Bett und betrachtete eines ihrer Haare, das auf dem Laken neben mir war. Draußen das Rollen des Meeres. Ich wischte ihr Haar vom Bett und stand auf. Aus dem Büro der Hotelleitung rief ich ihre Mutter an. Ich war verwundert, wie leicht ich es aussprechen konnte. Sie weinte und ich lauschte, als wäre ich auf etwas neugierig. Nach einer Weile fragte sie, ob sie die übrige Familie für mich verständigen sollte. Ich sagte ihr, ich schaffe das schon. "Nein, das tust du nicht."

Im Flieger saß ich neben einem leeren Platz, sah hinaus auf die goldenen Wolken und dachte an die Asche meiner Frau. Im Flugzeubauch, bei dem Gepäck. Um die Überreste mitnehmen zu können, hatte ich sie zur Verbrennung geben müssen. Es gibt Regeln für soetwas. Ich landete in Dunkelheit. Einer Dunkelheit, die sich nicht mehr hob.

Mein Bruder holte mich vom Flughafen ab, brachte mich zu den Eltern. Gesichter, Umarmungen, das elende Klagen, Anfassen und Weinen. Alleine oder in Chören. Aussuchen des Grabsteins, Sonderurlaub bekommen und Formulare. Ich machte mit, aber innen blieb es dunkel. Nichts drang durch das Rauschen der Trauer. Auch nicht das Begräbnis, die widerliche Rede des Geistlichen. Als hätte er uns gekannt, dieser gütige Gott. Als wäre es mein Fehler, könnte ich seine Gnade nicht enträtseln. Ich wollte so gerne eins werden mit der Dunkelheit, aber ich blieb Mensch.

Das erste Mal alleine in unserer Wohnung. Abendessen machen, nur für mich. Ich setzte mich zu Tisch, Spiegelei und Brot auf dem Teller. Sah die Bildern von uns am Kühlschrank und wartete darauf, dass mir die Brust zersprang. Aber das Zerren und Reißen legte sich, ließ mich pulsend, lebendig zurück. Ich war nur ein hungriger Mann. Ich aß das kalte Ei und ging ins Bett und weinte.

Mittlerweile hasste ich meine Tränen. Sie kamen und gingen, wie es ihnen gefiel. Bei völlig bedeutungslosen Gesprächen brachen sie aus mir hervor und wenn ich von ihrem Ende erzählen musste, versteckten sie sich. Mein Hals gehörte nicht mehr mir. Ich verachtete meine unzuverlässige Seele. Hätte ich je so stark sein können wie sie? Wie viel Grausamkeit braucht es, gut zu sein?

Wieder in der Arbeit wusste ich dann nicht, was anfangen mit all dem Mitleid. Ich wollte nicht mehr reden. Reden half nicht, hatte nie geholfen. In seinem Kopf ist jeder allein und die Dunkelheit weicht nicht, weicht nie. Sie dauert und dauert. Ein geduldiger, schwarzer Teich. Wollte auch nicht mehr der Leidende sein. "Meine Frau ist gestorben." Nurnoch eine Formel, ein bedrucktes Kärtchen, das ich in der Tasche hatte. Die Trauer rollte sich zusammen, hörte auf zu zittern und verweste.

Irgendwann lächelte ich wieder über das Grün der Blätter, lachte über einen Witz, kam sogar selbst auf einen. Ging wieder mit Kollegen in eine Bar, war nett zu fremden Frauen. Konnte wieder meinen Bruder und seine Frau besuchen, ohne danach stundenlang im Auto vor unserem Haus zu sitzen, unfähig, mich der Leere darin zu stellen. Die Trauer war vergangen, die Dunkelheit nicht. Ich gewöhnte mich nur an sie, so wie man sich an ein kaputtes Knie gewöhnt, an stärkere Brillengläser. Unsere größte Schwäche ist, dass wir uns an alles gewöhnen können.

Nach einiger Zeit, vermutlich waren es Jahre, merkte ich, dass ich wieder reden wollte. Dass ich reden musste. Über meine Frau, den Strand und die Dunkelheit. Über Haare an meinen Armen. Es wollte aus mir raus, wie angehaltener Atem. Aber es gelang nicht. Ich wurde nicht verstanden. Die Bedeutung meiner Worte hatte sich verwandelt. Schmerz sprach ich anders aus als meine Mitmenschen. Blut war für mich etwas völlig anderes geworden, etwas dreidimensionales. Von den meisten Filmen wurde mir speiübel. Sagte ein Verliebter neben mir stolz, er könne nicht ohne die Liebe leben, musste ich sagen: "Doch, du wirst." Und sie fanden dann, ich wäre böse und kalt. Dabei verbrannte mir das Herz. Wie soll ein Mensch vom Unmenschlichen sprechen? Diese Dinge sind zu groß für den Mund, sie bleiben drinnen.

Meine Sprachlosigkeit war mir eine Qual, für die ich mich schämte. Warum sollte ich nicht schweigen können? Wollte ich von der Gewalt ihrer letzten Worte berichten? Ging es mir nur um mich? Wollte ich beweisen, dass ich noch lebte und nicht nur funktionierte? Erbärmlicherweise fand ich darauf nie eine Antwort, der ich hätte restlos glauben können. Ich musste reden. So sehr ich dagegen ankämpfte, stach es immer wieder aus mir hervor. Das Nichtverstehenkönnen der willigen Zuhörer machte mich schwach und rasend.

Sie verstanden auch nicht, warum ich jetzt, erst jetzt, damit anfing. War der Verlust noch frisch, hatte sich jeder, jeder kümmern wollen und wie Mücken hatte ich sie verscheucht. Jetzt misstrauten sie meinem Zustand. Nachtragend, vielleicht. Man leckt eben Wunden und nicht Narben. Narben sind nur Haut. Blut ist, was einen aufregt. Vor Schwäche wurde ich zornig. Wenn sie Blut haben wollten- davon wusste ich nur zu viel!

Ich erzählte also von ihrem Loch. Wie sie ihr Gedärm zurückstopfte. Wie ihr das eigene Leben an den Fingern vorbeischoß. Wie sie weinte, als sie es nicht halten konnte. Selbst, dass ich ihre Scheiße gerochen hatte aus dem zerstochenen Bauch. Man verstand nicht, sondern ekelte sich. Verachtete mich, als würde ich ihre Geheimnisse, ihr Andenken verraten.

Ich grämte mich und es misslang mir, nicht beleidigt zu sein. Was dachten die denn, was in einem passiert, wenn etwas einem den Bauch durchschlägt? Wenn man ausblutet, wenn man so stirbt? Die Augen in den Handflächen versteckend vor der Schuld: Wer war ich denn, zu verlangen, dass sie etwas davon wissen können? Dass sie etwas davon wissen sollen? Ausgeeinzelt durch Erfahrung. Um meine vollkommene Nacktheit wissend, einsam vor der Dunkelheit. Sie aber wussten nicht, dass sie nackt waren unter ihren Gedanken, hilflos. In ihren Hals war nicht die Frucht der Erkenntnis gefallen.

Aber ich wollte weiterreden, musste es, war abhängig vom Hoffen auf Verständnis. Als könnte es mich wieder aufheben und versöhnen, mich zunähen und heilen. Bildete mir wohl auch ein, es wäre meine Pflicht, sie zu warnen, aus meinem Leben wenigstens eine Lehre zu spinnen. Wie töricht von mir. Der Horror ist launisch, er schluckt nicht jeden.

Die Wahrheit jedenfalls, war bald abgestrampelt. Mit der Findigkeit eines Süchtigen fieberte ich zu anderen Ausdurcksformen. Ich log, um durchzudringen, das Unwissen zu durchschlagen. Mal war meine Frau schwanger, mal war ich Schuld am Unfall, mal war sie meine Mutter und ich noch ein Junge. Ich erzählte, ich hätte ihr beim Sterben in die Augen geblickt oder sie wäre im Krankenbett nach langem Leiden verendet. Erzählte, ich selbst hätte den Schalter umgelegt. Die Polizei, die Leute im Krankenhaus oder unsere Familie machte ich ab und an zu Bösewichten. Alle erdenklichen Kombinationen, Mutationen, Perversionen. Mit keiner gelang mir der Durchstich. Sie verstanden einfach nicht, wovon ich erzählen wollte. Der Frust ließ mich schlampig werden. Meine Erzählungen überwucherten sich.

Wer früher die Wahrheit von mir gehört hatte oder zwei neue Versionen meiner Geschichte, der hasste mich schnell. Sie dachten wohl, ich wolle ihnen etwas stehlen. Mir etwas andichten, das mir nicht zustand, das ich mir nicht erlitten hätte. Die Lügen verätzten alles Vertrauen. In der Anfeindung fand ich unerwartet angenehme Bestätigung. Meine inneres Alleinesein war endlich auch außen. Ich wurde die leere, missgünstige Litanai vom Tod meiner Liebe und dass es keiner verstand.

Einmal hatte ich in der Straßenbahn vergessen, das Ticket zu entwerten und der Kontrolleur kam. Während er den Bußgeldbescheid ausstellte, hätte ich ihn beinahe angefahren, ob er sich denn mal das Blut seiner Frau vom Schwanz geschrubbt hätte. Aber die plötzliche Erkenntnis, was ich geworden war, verschluckte mir die Zunge.

Von den tausend erbärmlichen Facetten meine Geschichte gepeinigt, kündigte ich alles. Meine nun fasrigen, ausgedorrten Freundschaften und meine, unsere, leere Wohnung. Ich ließ mich in eine andere Stadt versetzen, in eine geringere Stelle. Einen, für den ich überqualifiziert war. Nicht zur Buße, sondern um Zeit zu haben. Arbeit war nicht mehr wichtig, sondern notwendige Lapalie. Ich brauchte ein bisschen Geld, um mir Ruhe davon zu kaufen. Ich machte mich gut und höflich, glatt.

Nie mehr erzählte ich von ihr und ihrem Ende. Ich hielt mich bedeckt und vermied es, zu erklären, warum ich so war, wie ich bin. Denn anders war ich. Das veränderte Denken, die Dunkelheit, lässt sich nicht verstecken. Sie gähnt einem aus der Brust. Freundschaften erlaubte ich mir im Entzug keine. Es gab nur mich und den dunklen Teich, an dessen Rand ich saß und wartete. Die Tränen hatten mich wieder gefunden. Aber auch sie waren gealtert in all diesen Jahren, die seit der Heimkehr im Flieger vergangen waren. Sie stiegen nun regelmässig auf aus der Beklemmung, meistens nachts, wenn die Einsamkeit am hellsten war.

Im Geiste nahm ich das Maß dieser Dunkelheit. Aber nicht wie ein Kind es tun würde, sondern wie ein Scharlatan. Ich zündete Kerzen an, trank Wein, suchte in heiligen, in unheiligen Büchern. Las auch vom Aufbau des Gehirns und der Seele, von Physiologie, Psychologie, Philosophie. Angewidert war ich bald, bald sprach ich verzweifelte Gebete. Fraß Kunst in mich hinein, verhöhnte alle Phantasten. Ein belesener Ignorant war ich, ohne Ruhe, ohne Geist. Ich rang um geheime, stille Verzweiflung. Schien mir fast edel, dass ich um meine Schadhaftigkeit wusste und sie dennoch ertrug.

Ich suchte auch die vertraute Wärme der Scham. Machte auf all meine Verfehlungen aufmerksam, wann immer ich konnte. Mein abgegriffener Ausweis, dass ich nicht aus Bosheit spottete, sondern weil mir einzig Spott geblieben war. Bestellte manchmal Prostituierte zu mir. Alleine konnte ich nicht mehr, seit der Dusche im Hotel. Weinte man danach, wunderten sich diese wundervollen Frauen nicht. Während eine sich den Gürtel wieder umlegte, hatte sie gefragt: "Frau ist gestorben, was?" Ich nickte. "Das merk ich immer gleich." Ins Gesicht schlug ich ihr. Die Verwirrung platzte wieder auf.

Im Badezimmerspiegel strich ich über mein graues Haar, sah es wie zum ersten Mal. Wie schnell die Zeit vergeht schockierte mich nicht. Aber immernoch überrascht werden können, das machte mir Angst. Wie wenn man abends nach Hause kommt, absperrt und dann die Hintertür offen sieht, ein Pfad Licht nach draußen. Etwas arbeitete in mir. Ich konnte es fühlen. Mehr hinter den Rippen als der Stirn.

An einem gleißenden Frühlingstag sah ich die Wahrheit, so wie man eine Aprikose mit den Daumen spaltet und den Kern sieht. Meine Dunkelheit war auch im Panzer der Ameisen und im Geschrei der Vögel. Sie war im Wasser, das wir trinken und unter unseren Fingernägeln. Spontan, unspektakulär, als hätte ich eine optische Täuschung entlarvt. Dunkelheit und Leben erkannte ich nun als zwei Blickwinkel auf ein großes Ganzes. Von einem Auto kann man auch nicht beide Nummernschilder gleichzeitig sehen. Ich stand im Pausenraum meiner Arbeitsstelle, sah aus dem Fenster und trank Kaffee. Endlich war das Rätsel gelöst. Die nächsten Tage war ich aufgetaucht, erfrischt und übermütig.

Ich alberte herum und bemerkte mit Lachen, dass andere sich ebenfalls abmühten, die Dunkelheit zu begreifen. Sah sie wie mich zuvor schweigen, lügen, zürnen, verstummen und grübeln. Jeder Mensch hat seine Narben. Sie würden lernen. Alle würden es irgendwann verstehen, mussten es einfach verstehen! Selbst im Schlaf war ich noch hochmütig, denn mir träumte, ich stünde vor der gewaltigen Dunkelheit und rief ihr zu: "Ich kenne dich jetzt!" Und die ganze Dunkelheit drehte sich zu mir um. Und sah mich an. Auch sie kannte mich jetzt.

Furcht. Ich mied mein Bett, als könnte ich mich daran verletzen. Schlief auf dem Sofa, am Küchentisch. Neben den Flaschen. Mir blieben keine Träume, wenn ich voll Schweiß erwachte, sondern die seltsame Gewissheit, dass die Dunkelheit etwas mit mir vor hatte. Etwas war in Gang geraten, gegenüber dem ich machtlos war. Etwas wie Altern, wie der Farbwechsel der Haare. Sich für lange Zeit fürchten ist fast wie frisch verliebt zu sein. Wach, umtriebig, alarmiert, mal sich dem Los ergeben und dann wieder stark dagegen aufbegehren. Man wunderte sich über mich, sagte, ich sehe abgezehrt aus, gehetzt. Ich aber fühlte mich so lebendig, dass es manchmal weh tat in der Brust.

In meinem bewusstlosen Schlaf begann ein Traum zu keimen. Grau und tot und trotzdem sah ich ihm beim Wachsen zu, Nacht für Nacht. Es war ein Traum von den Fremden, den Toten. Sie kamen nirgendwo her, sondern tauchten auf, wie Felsen bei Ebbe. Die Dunkelheit gab sie frei. Keine Geister waren es, sondern Leichen. Farblose, nackte Gegenstände, die einmal geatmet hatten. Es wurden immer mehr. Eine Grube, ein Fluss, ein Feld, ein Berg aus Leichen. Die Toten wuchsen unaufhaltsam. Alkohol konnte sie nicht aus meinem Schlaf waschen. Er brachte mich nur zum Husten.

Irgendwann waren meine Träume voll. Schloss ich die Augen lag ich allein auf einem reglosen Meer von Leichen. Unter einem Himmel voller Leichen. Jeden Lidschlag wusch die tote Masse über mich hinweg. Konnte ich noch schlafen, oder starrte ich wach in meine Gedanken? Hypnotisiert, fiebrig. Es fiel mir schwer zu unterscheiden, was wirklicher war, und bald darauf schien es mir sinnlos. Eine seltsames Gefühl von Schwere und Druck baute sich auf und mit einem Schlag wurde ich dann durchlässig. Ging auseinander, wie ein berstendes Faß. Die Welle spritzte durch mich hindurch. Die Toten brandeten auch dahin, wo die Lebenden waren.

Wohin mein Blick auch fiel, überall kamen sie hervor. Wie Wasser aus einem verstopften Gulli. Die Toten trieben in den Wolken, verliehen dem Himmel eine körnige Textur. In Halden waren sie unter den Fenstern aufgeschüttet. Über ihre Glieder rollte der Verkehr. Wind strich im Gras durch totes Haar, leckte über getrocknete Augen. Zuhause, draußen. Ich konnte nichts tun, als sie hinnehmen, mich daran gewöhnen.

Trotz ihnen, zwischen ihnen, auf ihnen zur Arbeit fahren, essen und schlafen. Arme ragten unter dem Bett hervor. Tote saßen unter dem Schreibtisch und in den Schränken. Ihre Häute färbten die Wände. Sie türmten sich auf den Dächern, verstopften die Treppenhäuser. Ich hatte keine Wahl, ich schritt durch Massengräber. Kinder spielten auf Knochen. Lose Glieder drehten sich im Wind. Ein stiller, endloser Ozean aus Kadavern floss durch mich ab. Mein Fieber war der Glanz des Strudels, sein Gurgeln steckte in meiner Brust.

Die Toten sickerten bald auch in die Lebenden um mich herum. Eine junge Frau im Bus hatte die Leichen ihrer Eltern auf den Hüften. Einem Arbeitskollegen lag sein toter Bruder auf den Schultern. Sie waren überall. Nichts, das sie nicht mit ihnen vollsog. Ihre Schädel zeichneten sich in den Bäuchen der Schwangeren ab. Ihre Gesichter spiegelten sich im Auge meines Gegenübers. Wie Dreck fielen sie von den Füßen. Alles Lebendige war nur ein dünner Anstrich über all dem Tod. Eine Spiegelung auf der Oberfläche. Ich wünschte mir, endlich den Verstand zu verlieren. Versuchte sogar, mir Wahnsinn einzureden. Vergeblich. Ich lebte weiter in einer Welt, durchtränkt von Leichen. Manchmal drohten sie mich durch ihre schiere Masse zu überwältigen, zu begraben. Zu Ersticken.

Ich ging vor Erschöpfung zum Arzt. Von den Toten schwieg ich, aber er sollte mich untersuchen. Blutabnahme und Röntgenbilder zeigten es dann: die Toten wuchsen auch in meiner Brust. Seit ich die Diagnose hatte, rauchte ich. Es fühlte sich richtig an. Der Arzt meinte, man könne noch behandeln. Mir erschien das, wie Tauben verscheuchen. Für solche Spiele fehlt mir die Kraft. Zu all den Toten werde ich gesogen, fort von der Spiegelung. Es geht nur in eine Richtung.

Die ganze Menschheit ist mir wie ein Korallenriff. Der dünne Saum, der im Licht lebt, wächst auf einem Gebirge von Gestorbenen, die in die Tiefe verschwinden. Nurnoch Materie. Bis zum Grund. Bald werde auch ich zu einem Ding, so nicht-mehr-menschlich wie ein abgeschnittener Fingernagel. Werde aufhören zu sein. Ein Sandkorn, das den Berg hinabrollt. Kein Denken mehr, kein Ich. Nie mehr kommt das Licht zurück. Ich werde restlos verschwinden, wie meine Frau verschwunden ist in ihrer Urne. Wie all die Geliebten vor ihr. Die Kinder, die Mütter, Väter, Großeltern. Von den Toten kommt das Blut in uns. Das Meer trocknet mich letztlich aus: Ich ende...

Noch nicht. Die Enge in der Brust hält mich wach. Noch schmeckt mein Morgen nach Geronnenem. Braune Sprenkel auf meinen Händen, Kissen, dem Laken. Das Leben, die Dunkelheit, lässt einen nicht einfach so los. Kein Friede, keine Erhabenheit, kein Erbarmen. Statt zu Asche, verbrenne ich zu Schweiß. Nach dem Duschen geht es mir meist besser. Es kostet Überwindung, meine Zigaretten zu rauchen aber ich habe es mir vorgenommen. Meine Finger zittern. Die Anderen wird es beruhigen, hinterher.

Immernoch gehe ich in die Arbeit. Das Licht glänzt auf der Haut, die Toten stört es nicht. Kaffee trinken vor dem Fenster, wie immer. Knochenreste flirren in der Sonne. Meine Kollegen plätschern so dahin. In all ihrer Heiterkeit, ihrem Ärger und mit so schrecklich vielen Plänen. Ich beneide sie nicht. Wenn sie Pech haben, werden sie einmal wissen, was ich jetzt weiss. Die gleiche Dunkelheit, die uns frei gab, wird uns auch wieder verschlucken. Nichts bleibt.

Manchmal, wenn ich gegen die schwelende Schwäche trinke, löst sich meine Entschlossenheit. Dann erzähle ich von dem Tag am Meer und von den krachenden Wellen. Davon, wie glücklich wir waren. Wie ich ihr Haar vom Laken strich. Ich schließe dann die Augen und sehe in der Ferne etwas vorbeigleiten. Dunkel und unvorstellbar groß.

 

Hallo Alaglast

Die ersten Sätze machten mich stutzig:

Ich konnte ihr Inneres sehen. Wir waren jung, stark und verliebt. Grauer Sand unter den Füßen, am Krachen des Meeres entlang. Unser erster weiter Urlaub. Mit dem Flieger.

Abgehackt wie mit Wortfetzen eröffnest du deine erste Geschichte hier. Ich war in Versuchung mit Lesen abzubrechen, da es nicht vergnüglich ist, wenn alles so aufgebaut ist. Doch wollte ich wissen, was hinter dem Titel steckt, der mir eine indirekte Assoziation zum Roman „Totenschiff“ von Traven weckte.

Von einem Gerüst viel eine Stange.

fiel
Es hat noch weitere Schreibfehler im Text, die ich jedoch nicht mehr festhielt.

Die Stange schlug ihr in den Bauch, blieb stecken. Wir sahen beide auf das Ding, das plötzlich aus ihrem Körper stand, ohne zu begreifen.

Wie soll ich mir das vorstellen? Lag sie am Boden, dass die Stange sie in den Bauch treffen konnte?
Zudem würde ich beim Fettgedruckten eher ragte verwenden.

Große Mengen Blut stinken erbärmlich. Dieser schreckliche Gestank.

Woher nimmst du nur eine solche Weisheit? Hast du schon mal einen Frischverletzten erlebt, dessen Blut gestunken hat?

Wie viel Grausamkeit braucht es, gut zu sein?

Ich denke, dies ist es, ein falscher Ansatz, den du gewählt hast, um einen Text zu verfassen. Ab hier begann ich die Zeilen zu überfliegen, nicht mehr konzentriert zu lesen, da ich mich schon arg strapaziert fühlte. Eine Geschichte ergibt sich nicht aus der Aneinanderreihung von Grausamkeit, noch weniger mit schnell durchgezogenen und langweiligen Sätzen, sondern durch sinnbesetzte Handlung, die den Leser zu fesseln vermag.

Auch das Traumatische, auf das du einschwenkst, ist alles andere als überzeugend. Natürlich hinterlässt solches Erleben Spuren, die je nachdem zu einschneidenden Änderungen in der Wesensart führen können. Aber wenn man solches aufgreift, sollte es authentisch wirken, was bedingt, dass man sich erst damit auseinandersetzt, bevor man davon schreibt.

Du hast dir eine Menge Arbeit mit diesem Text gemacht, doch bis zum Ende konnte ich nichts finden, das sie mir lesenswert erscheinen liess. Für mich war es leider nur Absurdität. Aus meiner Perspektive konnte ich leider nicht mehr darin erkennen.

Lies doch mal andere Geschichten, wie sie aufgebaut und inhaltlich gestaltet sind. Kommentiere auch solche, dann bekommst du das Gefühl, warum man nicht blind drauflos schreiben kann.

Schöne Grüsse

Anakreon

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo,

ich grüß dich und ein herzliches Willkommen auf der Seite.
Ich habe deine Geschichte mit Interesse gelesen.

Ich bin mir unsicher, was ich von deiner Geschichte inhaltlich halten soll. Sie ist interessant geschrieben, keine Frage. Aber irgendwie passiert nach dem Tod seiner Frau nicht mehr viel. Klar, über die Verarbeitung (oder Nichtverarbeitung) einer Trauer zu schreiben, sich mit der eigenen Vergänglichkeit auseinanderzusetzen, das ist irgendwo auch eine Art von Horror. Aber wenn man es streng nimmt, sind seine Erkenntnisse doch recht allgemeiner Natur. Und es zieht sich recht lang hin. Man wartet auf einen Höhepunkt, doch er will und will nicht eintreffen. Ich könnte mir vorstellen, dass man seine psychische Veränderung in noch eigenartigere Bilder kleiden könnte. Ich will keine Werbung machen, aber ein Mitautor, der Salem, hat Visionen in seiner Tangogeschichte beschrieben. Kannst du ja mal lesen, das fand ich sehr spannend, wie er das gemacht hat.

Was du leider völlig fallen gelassen hast, das sind die letzten Worte der sterbenden Frau. Ich finde das komisch, dass jemand das ausgerechnet zum Schluss sagen soll, obwohl die Person vorher sich absolut verliebt gibt.Warum soll man die Liebe vortäuschen? Und selbst wenn man es tut, warum dann die Wahrheit beim letzten Atemzug? Mir kam das, wie so ein kleiner technischer Kniff vor, mit dem du künstlich Spannung schaffst, aber ich fand diese Idee nicht so gut, weil du es nicht auflöst. Es bleibt jetzt wie so ein Zottelfaden an einem Pullover. Und als Leser will man dauernd dran ziehen, aber man weiß, dass sich nichts aufribbeln wird. Mmmhh, keine Ahnung, ob du auch nur annähernd verstehst, was ich damit sagen will. Man fragt sich als Leser einfach nach der Auflösung. Und dass der Held da nicht länger dran zu ackern hat, das hat mich auch gewundert. Er hat ja zwei Traumata zu verarbeiten, den schrecklichen Unfalltod seiner Frau und ihre letzten Worte. Letztere kommenrecht schnell gar nicht mehr vor.

Ich könnte mir vorstellen, dass man mit der gesamten Geschichte noch mehr rausholen kann. Denn du erfindest manchmal recht schöne Bilder für die inneren Abgründe, denen er ausgesetzt ist.
Und das Containerschiff, das im Titel und als Rahmen auftaucht, das finde ich ein sehr geiles Motiv. Im Moment bleibt es so ein bisschen formelhaft, eben nur ein äußerer Rahmen, der die Geschichte rund macht. Da gefällt es mir durch deine Beshreibung auch schon sehr gut, denn du hast es knapp, aber sehr stimmungsvoll charakterisiert, und ich mag diese runden Enden. Aber ich könnte mir vorstellen, dass du aus deinem Containerschiff und der psychischen Verfassung des Helden wie gesagt noch mehr herausholen könntest.

Als ich mit der Geschichte begann, hatte ich ulkigerweise das Gefühl, du müsstest dich erst warm schreiben. Mir geht das oft so, dass ich am Anfang des Textes Schwierigkeiten habe, denn auf den Anfang kommts ja ziemlich an. Ein paar wenige Sätze entscheiden oft über das Lesen der ganzen Geschichte. Aber die meisten, die ich kenne, legen superviel Wert auf die ersten Sätze, und dass die gut formuliert sind. Und das war bei dir gar nicht so. Aber später kamen z. T. elegante Metaphern und Vergleiche. Da klaffte was. Deine Sätze (am Anfang) klingen (sorry) teilweise ein bisschen ungelenk, fast kindlich. Das gilt auch für viele Sätze am Anfang. Du hast mich damit echt ins Schleudern gebracht. Wars extra? Unabsichtlich? Insgesamt bin ich mir echt unschlüssig, ob du hier einfach mal was ausprobiert hast, einen Effekt hinkriegen wolltest, dass der Mann die Geschehnisse traumatisiert betrachtet. Wie durch eine Glascheibe. Als fiele er durh das Entsetzen in eine kindliche Sprechweise zurück. Kann das sein? Das würde mir einiges erklären, denn im Moment empfinde ich deinen Text sprachlich gesehen als eine Mischung von kindlich anmutenden Kurzsätzen (Anfang) und etwas später dann auch komplexeren Sätzen mit schönen Sprachbildern.
Ich bin gespannt, was du zurückschreibst.

Dass die kurzen Sätze am Anfang verwendet wurden, würde inhaltlich ja auch irgendwie passen. Manchmal sind es nicht nur kurze Hauptsätze, sondern Ellipsen. Ich mag das ganz gerne. Schreibe auch oft so. Wie du gerade siehst. Und hier am Anfang hast du oft so einen Stakkatostil, du drosselst ja das Lesetempo durch die kurzen Sätze und die vielen Punkte. Es ist einfach die Frage, ob du das wirklich immer so willst, denn es muss ja auch zum Inhalt passen.

Grauer Sand unter den Füßen, am Krachen des Meeres entlang.
Den grauen Sand mocht ich, aber Krachen des Meeres? Das will mir als lautmalerisches Bild nicht recht gefallen. Das erzeugt für mich einen anderen, viel metallischeren Klang. Rauschen ist zu abgegriffen, klar. Neulich schrieb mal ein anderer User "Tosen". Das fände ich hier gar nicht schlecht.
Nimm übrigens alle Vorschläge immer nur als Beispiel, als Verdeutlichung für das, was ich sagen will.

Unser erster weiter Urlaub. Mit dem Flieger. Ganz weit weg, wir ganz allein.
weiter Urlaub, das ist ziemlich umgangssprachlich. Unsere erste Fernreise klingt natürlich doof. Ich weiß es nicht, aber auffällig ist, dass es echt kindlich klingt. Genauso wie der nachfolgende Satz: Ganz weit weg, wir ganz allein.
Schon die Verdopplung ist so kindlich.

Wir waren ja fast noch Kinder gewesen, als wir unsere Liebe entdeckten.

Hier würde ich das gewesen streichen. Obwohl es von der Zeit her stimmt. Aber in deinen kurzen Sätzen fällt mir das ohnehin schon schlimme gewesen noch mal mehr auf.

Als ich sie das erste Mal umarmt hatte, waren die Haare auf meinen Armen noch blond.
Eine hübsche Umschreibung für ihre Jugend.

Das Städtchen viel bunter, wacher als die Natur.
Statt des Komma würde ich hier ein verbindendes und setzen, denn ich hab sofort überlegt viel bunter als was denn, ich habe es nicht auf die Natur bezogen.

Wo der Strand anstieg zu Beton, baute man auf für das Frühlingsfest. Buden und Bühnen, Girlanden und Masken, Plastik und Blech. Ernst gemeinter Kitsch. Segeltuchplanen wellten sich am Gestänge der halbfertigen Bauten. Sie drückte meine Hand und wies hinaus aufs Meer. Weit draußen war ein riesiges Containerschiff gegen weiches Blau zu sehen. Lautlos und dunkel glitt es dahin, so unvorstellbar groß. Die herbe Schönheit des Unheimlichen. Ich grinste sie an. Wir verstanden uns.
Der Absatz ist schön

Von einem Gerüst viel eine Stange. Wir wollten gerade frühstücken gehen. Die Stange schlug ihr in den Bauch, blieb stecken.
fiel
Das ist hier so ein Beispiel für deine kurzen Sätze, wie sie für mich nicht passen und ich nicht weiß, ob du genial bist, weil due es ganz extra gemacht hast, oder ob du nur ein Schusselchen warst. Es steht so unverbunden nebeneinander, dass mich das aus dem Inhalt raushaut. Ich krieg da kein Gefühl für die Tragik des jungen Paares. Es bleibt steril. Es kann natürlich sein, dass man genau diesen Effekt will, um das Traumatische zu verdeutlichen, aber ich finde es zumindest wichtig, dass man sich das fragt.


Wir sahen beide auf das Ding, das plötzlich aus ihrem Körper stand, ohne zu begreifen. Die Stange kippte aus der Schräge. Ein Ende klapperte auf sandigem Asphalt, das andere kam mit einem feuchten Flopp wieder aus ihr heraus. Etwas spritzte auf meinen Unterarm. Sie viel nach hinten. Unsere Hände trennten sich.

Diese Szene ist krass beschrieben. Würd aber ragte verwenden statt stand, wie das auch Anakreon empfohlen hat. Gefiel mir gut, weil das Geschehen wie hinter einer Milchglasscheibe ist. Man sieht ewas, aber man hat das Gefühl, man wäre gar nicht wirklich dabei. Hat so was Entrücktes.

Und dabei belasse ich es jetzt auch einmal. Hab in der letzten Zeit viel Arbeit in Kommentare gesteckt und oft noch nicht einmal ein "Kenntnis genommen" zur Antwort gekriegt. Falls du Fragen hast, kannst du dich ja melden.

Ansonsten wünsche ich dir hier einen schönen Start und viel Spaß beim Schreiben. Ich fürchte, viel helfen konnte ich dir mit meinen "unentschlossenen" Eindrücken nicht, außer vielleicht beim Inhaltlichen.

Bin gespannt auf weitere Geschichten
Grüße von Novak

PS: Hab gerade gesehen, dass meine Antwort sich mit der von Anakreon überschnitten hat und hab daher nachträglich darauf Bezug genommen. Da sieht man mal, wie unterschiedlich eine Geschichte "wirken" kann. Und auch wenn du die Anfangssätze bewusst so kindlich gesetzt hast, man muss sich darüber im Klaren werden, das sehe ich jetzt an Anakreons Reaktion, dass man schnell Leser verlieren kann.
Bis die Tage

 
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Hallo zusammen.

Danke, dass Ihr meine Geschichte gelesen und einen Kommentar hinterlassen habt. Es ist schön, seine Texte Jemandem zeigen zu können, der sie auch anpackt und damit herumhantiert. Das eröffnet neue Blickwinkel.

War gestern abgelenkt und ein bisschen aufgeregt, deswegen formuliere ich heute um:

Zu den "einfachen" Kritikpunkten an der Geschichte:

@ Rechtschreibfehler. Die sind mir peinlich. Offenbar gelingt es mir nicht, genau Korrektur zu lesen. Daran muss ich arbeiten...

@ "fast noch Kinder gewesen" - In der ersten Fassung fehlte das "gewesen". Ich hatte es erst eingefügt, als ich mich entschlossen habe, mal wieder einen Text zu veröffentlichen. Kann nicht genau sagen, warum...

@ "Krachen des Meeres." Meine diesen beinahe rhythmischen, harten Laut, wenn der Wind vom Meer kommt und die Geräusche von weiter draußen mitbringt, wo er die Gischt von den Wellen reißt. Das perfekte Wort für habe ich scheinbar nicht gefunden. Tosen ist mir zu ungeordnet und weich.

@ "Die Stange steckte". Beim Entwurf habe ich "ragen" geschrieben, aber sofort wieder gelöscht. Es war mir zu stabil und irgendwie zu ruhig. Stecken passt von den Silben irgendwie besser zu dem Einschlag: es ist plötzlich, unvermutet, nur für einen Augenblick da, dann passiert schon was Neues. Finde jedenfalls ich.

@ "Bunter, wacher als die Natur." Mhm, da hast Du Recht.

@ Leser verlieren .... damit muss man leben, wenn man experimentieren will. Ich bin niemandem böse, der meinen Text nicht mag oder ihn nicht lesen will.

Zu den Fragen, welche die Geschichte aufgeworfen hat: Ich glaube, es ist das Beste, wenn ich die "Idee" dahinter ein wenig ausführe. Es ist wohl kein Zeichen von Erzählgeschick, dass ich diese Ideen zu tief vergraben habe ...

Ihre letzten Worte: Sie weiß, dass sie sterben wird. Das sieht die Figur schon ganz am Anfang in ihren Augen. Mit der Geistesgegenwart einer Sterbenden, versucht sie noch Distanz zu schaffen, damit ihr Tod ihn nicht so hart trifft. Das eigene Andenken riskiren bei dem Versuch, dem Geliebten noch ein Rüstzeug für die auf ihn zukommende Belastung zu geben. Sie hat ihm eine grässliche Lüge erzählt um ihm etwas viel Grässlicheres erträglicher zu machen. Das jedenfalls denkt die Figur.

Der Dolmetscher versteht ihn schon nicht mehr, als er es ihm erzählt. Der sagte ja, darauf komme es nicht an. Damit beginnt die eigentliche Irrfahrt der Figur, das Nichtverstehen. Ich dachte, das sei auch ein ausreichender Hinweis darauf, dass die Figur es eben anders verstanden hat als "wörtlich", denn sie ist uneins mit dem Dolmetscher. Er nennt sie später "grausam", gemeint ist gegenüber sich selbst, und "gut", ihm gegenüber. Ihre letzten Worte haben für ihn "Gewalt", wobei nicht klar sein soll, wie er es letztlich bewertet.

Am Ende versucht er ihr Verhalten nachzumachen: Als eine terminale Lungenerkrankung festgestellt wird, fängt er an zu rauchen, denn das wird die Anderen beruhigen. Sie werden z.B. sagen können: "Klar hat der Lungenkrebs bekommen, der hat ja auch geraucht." Er gibt ihnen einen Grund dafür, dass er krank ist. Eine Illusion, vielleicht, warum es ihnen nicht passieren kann und, wichtiger, einen Schuldigen. Er will nicht, dass sie rastlose, hilflose Opfer der Willkür werden wie er.

Endlosigkeit: Die Geschichte beginnt da, wo eine tragische Liebesgeschichte enden würde und hört dann einfach nicht mehr auf. Er stirbt nicht, als sie stirbt und auch nicht, als er ihr gemeinsames Hotelzimmer betritt, als er sie begräbt, wieder daheim lebt. Er muss duschen, schlafen, essen, fliegen, arbeiten, leben. Es geht einfach weiter. Keiner seiner Geisteszustände bleibt lange stabil. Alles rutscht weg, bleibt ruhelos, widerspricht sich. Nichtmal, als er tödlich erkrankt, hört die Geschichte auf. Sie schleppt sich weiter und am Ende verlässt der Leser die Figur im Präsens, als diese wieder am Anfang der Geschichte steht, angezogen von der Dunkelheit...

Der Leser kann sich von der Geschichte lösen, für ihn ist der Ring geschlossen. Die Figur aber geht Gefahr, immer wieder das Band des Ringes entlangzufahren. Jedenfalls wollte ich, dass es so rüberkommt.

Dissonanzen: Am Ende hat man eine Geschichte gelesen, in der ein Mann die Geschichte erzählt, wie er darauf kam, die Geschichte nie mehr erzählen zu wollen. Die Figur kommt nie zur Ruhe, ist sich nie einig. Am Anfang nur durch den Redefluss: "Ich konnte ihr Inneres sehen - Zurückschrecken, Geschichte - Der Blick in die Wunde" und "Ich suchte die Wärme der Scham - Zurückschrecken, etwas vom Schämen erzählen - Dann die Erwähnung anderer Frauen."

Gegen Ende werden dann auch seine Gedanken sprunghaft und seine Sinneseindrücke passen nicht mehr zusammen. Ein Treppenhaus kann nicht von Leichen verstopft werden und man geht dennoch durch. Ein Himmel aus Leichen macht keinen Sinn. Es sollte wirken, als sähe man zwei Bilder gleichzeitig. Auch die Flussrichtung seiner Vision ändert sich: Mal kommt es aus ihm, mal dringt es in ihn, mal ist es einfach da. Er macht Worte und Bilder, aber irgendwie kommt er zu keinem Kern, keiner Aussage, außer "Ich sterbe." Es bleibt sinnlos und vermutlich versteht er sich am Ende nichtmal mehr selbst.

Ich glaube, damit bin ich am das Ziel vorbeigeschossen. Zu viel Text, wie er in seinen eigenen Gedanken schwurbelt und über die Endlichkeit nachdenkt.

Fragmente & Irritation: Kernproblem der Figur ist, dass er nicht verstanden wird. Und er wird nicht verstanden, weil er sich nicht mehr richtig ausdrücken kann. Er gibt die Eindrücke so wieder, wie er sie erlebt hat- krass, unvermittelt, rücksichtslos. Niemandem gibt er eine Hilfestellung oder bereitet sie schonend auf seine Gedankenwelt vor. Was er den Leuten gibt sind nur Bilder, nicht mal richtige Fakten oder Gefühle. Nur die verstörenden Bilder. Die Bilder, mit denen er selbst nicht klar kommt.

Am deutlichsten wollte ich das an der Stelle machen, wo er dem Frischverliebten sagt, er wird wohl irgendwann ohne seine Geliebte leben müssen. Man stirbt ja vermutlich nicht gleichzeitig. Einer wird ohne den anderen auskommen müssen - so wie er jetzt. Er wird von Schmerz und Trauer dazu gebracht, das zu sagen, aber kann sich nicht mehr auf andere einstellen. Er stößt sie vor den Kopf und erntet Feindschaft statt Mittleid.

Als er versucht, den Anderen das Ausmaß seines Schocks verständlich zu machen, greift er zu Lügengeschichten und dramatisiert sein Erlebtes. Er entwickelt Konzepte und Handlungsstränge, baut Archetypen ein und verleiht dem Vorfall irgendeine Moral...

Alles vergeblich.

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Liebe Grüße,
Alaglast

 
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Hi Alaglast, ich noch mal,
wollte noch mal ne Rückmeldung geben.

@ Leser verlieren .... damit muss man leben, wenn man experimentieren will. Ich bin niemandem böse, der meinen Text nicht mag oder ihn nicht lesen will.

Klar, no risk, no fun. Aber ich finde es wichtig, sich zu überlegen, woran es liegt, dass Leser abspringen. Sein Experiment zu prüfen, das gehört auch zum Experiment dazu. Du machst dem Leser in deiner G. Schwierigkeiten mit dem Handlungsaufbau und der Länge seiner Sinnenseindrücke. Da würd ich unbedingt entweder für eine Überarbeitung oder für neue Gesch. was rausholen und es nicht damit schnell "abtun", dass es ja nur ein Experiment war. Abtun klingt hier zu negativ, mir fällt grad nichts Besseres ein, ich denke, du weißt aber schon, was ich meine.

Bei mir kam z. B. absolut nicht als Information an, dass die Frau aus Gnade ihm die grausame Lüge hinknallt. Ich hatte es noch nicht mal später beim Lesen so recht auflösen können. Ich finde es ehrlich gesagt auch nicht nachvollziehbar, dass ein sterbender Mensch so reagieren soll. Und auf diesem brüchigen Fundament ist dann ja der Rest aufgebaut. Wenn du es also trotzdem so machst, also die Frau das sagen lässt, dann solltest du es zumindest verdeutlichen.

Damit beginnt die eigentliche Irrfahrt der Figur, das Nichtverstehen.

Am Ende versucht er ihr Verhalten nachzumachen: Als eine terminale Lungenerkrankung festgestellt wird, fängt er an zu rauchen, denn das wird die Anderen beruhigen. Sie werden z.B. sagen können: "Klar hat der Lungenkrebs bekommen, der hat ja auch geraucht." Er gibt ihnen einen Grund dafür, dass er krank ist. Eine Illusion, vielleicht, warum es ihnen nicht passieren kann und, wichtiger, einen Schuldigen. Er will nicht, dass sie rastlose, hilflose Opfer der Willkür werden wie er.

Gegen Ende werden dann auch seine Gedanken sprunghaft und seine Sinneseindrücke passen nicht mehr zusammen. Ein Treppenhaus kann nicht von Leichen verstopft werden und man geht dennoch durch. Ein Himmel aus Leichen macht keinen Sinn. Es sollte wirken, als sähe man zwei Bilder gleichzeitig. Auch die Flussrichtung seiner Vision ändert sich: Mal kommt es aus ihm, mal dringt es in ihn, mal ist es einfach da. Er macht Worte und Bilder, aber irgendwie kommt er zu keinem Kern, keiner Aussage, außer "Ich sterbe." Es bleibt sinnlos und vermutlich versteht er sich am Ende nichtmal mehr selbst.

Das ist genau der Punkt. Das Nichtverstehen wird schon deutlich, aber überleg mal selbst, was könnte für den Leser daran von Interesse sein? Er hört einer Figur zu, die sehr lange ihr Abdriften ins Trauma, ihr Nichtverstehen beschreibt und beklagt. In immer wieder neuen Stadien und Beschreibungen. Um das alles dann wieder in einem Kreislauf enden zu lassen, in dieser Erkenntnis, die eigentlich auch schon am Anfang hat:

Wenn sie Pech haben, werden sie einmal wissen, was ich jetzt weiss. Die gleiche Dunkelheit, die uns frei gab, wird uns auch wieder verschlucken. Nichts bleibt.

Und überleg mal selbst, was soll da für eine profunde Erkenntnis sein? Das weiß so ziemlich jeder, der schon mal mit Trauer zu tun hatte, dass solche Stimmungen einen Menschen ergreifen und vielleicht auch nicht mehr loslassen wollen. Aber interessant wird es doch nicht dadurch, dass man das alles lange aufschreibt. Man möchte mit der Figur mitgehen, Anteil an ihr nehmen, etwas über sie wissen. Sich sagen, ach je, fast hätte ers geschafft.
Spannend wird das Thema, glaub erst dann, wenn du der Dunkelheit im wahrsten Sinne des Wortes ein Gesicht gibst, ein Bild dafür aufbaust, das zum Handlungselement wird. Du beschränkst dich ja auf die Schilderung seiner Verfassung und seiner Reaktionen. Und das auch noch sehr lang.
Man könnte ihn vielleicht auch einen Konflikt erleben lassen, aus dem dann für den Leser auch klar wird, warum es dann doch wieder im Dunklen endet. Es gibt viele Möglichkeiten, eine Handlung hier zu entwickeln.
In deiner Antwort schreibst du ja, dass ihm das Zufällige des Todes so zu schaffen machte. Das finde ich ein viel besseres Fundament für die Geschichte als die Lüge der Frau. Den Zufall dann zu einer dunklen Macht auszugestalten, vielleicht es sogar zum Containerschiff werden zu lassen. Ich könnte mir vorstellen, dass das interessant sein könnte.
Ich nehme so Anteil an dieser Geschichte, weil mich solche Themen auch immer wieder in den Geschichten umtreiben. Meine allererste ging darum und jetzt habe ich schon wieder so eine am Wickel. Ich finde das Thema spannend, es gehört zum Horror dazu wie der Schwanz zur Katze, deswegen sag dir, dass du schon auf dem richtigen Dampfer äh Containerschiff bist. Und ärger dich nicht darüber, dass es nicht hingehauen hat. Ich könnte mir vorstellen, dass es für deine Geschichte beispielsweise eine gute Übung wäre, wenn du die einfach mal kürzen würdest. Lass doch den Zufall das verbindende Moment sein, nicht die Lüge und kürz die verschiedenen Stadien auf das zurecht, was du für absolut notwendig hältst. Es ist ja auch stilistisch so, dass da noch einiges kürzbar wäre. Dann würde ich dir empfehlen, z. B. mal "Tante Anni" von Schwups zu lesen, einem Mitautoren.
Und überhaupt hier zu lesen, auch zu kommentieren, denn man lernt daran sehr viel. Ob man es gleich umsetzen kann? Ich weiß es nicht, aber es schärft auf jeden Fall den Blick.
Ich wünsch dir noch viel Spaß hier und lass mal den Kopf nicht hängen, du kannst mit der Sprache umgehen, bist bereit Risiken einzugehen und vor allem du setzt dich auseinander mit Kritik und damit mit deiner Schreibe und deinen Geschichten. Was will man mehr.
Liebe Grüße von Novak

 

Hallo Novak,

an die Bedürfnisse eines Lesers habe ich garnicht gedacht. Die Geschichte hat keine Richtung und keinen Zug, sie ist nur Wortmalerei und Szenerie- was mir aber garnicht aufgefallen ist, weil ich mich an diese Art des Schreibens so gewöhnt hatte.

Der Text hatte nie ein Fundament. Er ist eher 'ne Sammlung, durch die man viele Erzählfäden durchziehen könnte. Solche Gebilde machen mir Spaß. Vielleicht auch deswegen das Empfinden, man könne noch mehr "rausholen".

Man kann sagen, ich habe einen "virtuellen" Attributionsfehler erzwungen. ;)

... vermutlich müsste ich die Geschichte so umschreiben, dass der Mitte seiner Trauer ein Fluss entspringt. Er wandert dann die schwarzen Wasser der Styx entlang und gelangt an das Containerschiff, den rostigen, herrenlosen Seelenverkäufer. An Bord trifft er dann auf das eiserne Gerippe Ker, das den ehemaligen Fährmann getötet hat. Er muss es besiegen, damit er dann als neuer Charon die Hände ans Steuer legen und das Schiff zurück in den großen Ringstrom bringen kann. Oder so ähnlich.

Muss erstmal herausfinden, ob es mir auch wieder Spaß machen würde, Texte mit definierter Handlung zu schreiben - besser gesagt: mich an ihnen zu üben.

Danke für unsere Unterhaltung. :)

Liebe Grüße,
Alaglast

P.S. - Was mir zu den Formulierung noch eingefallen ist:
@stand.. ragen..stecken.. -> "Die Stange, die aus ihrem Körper stach."
@Krachen des Meeres -> Wäre ich allein, würde ich jetzt "Krollen" schreiben, aber Grollen würd's wohl auch tun. Bringt die besten Assoziationen, passt zum Klang genau so gut wie Krachen und ist weniger befremdlich.

 
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Also nee, bin jetzt grad noch zufällig auf das hier gestoßen.
Hallo Nachhilfe, falls das ein Spaß sein soll, vielleicht kannst du dir dann deinen eigenen Namen empfehlen. In der Volkshochschule gibt es auch Kurse: Humor - was ist das?
Falls es etwas anderes sein soll? Verwechselst du gar Autor und Erzähler?
Und vor allem, und deswegen schreibe ich auch, befürchte ich, dass Alaglast, der sich mit seiner Gechichte Arbeit gemacht hat, und die eine oder andere kleine Begründung vedient hat und mit dieser Art der Rückmeldung nicht besonders viel wird anfangen können. Und Hoppla, hab gerade noch den Post oben drüber gesehen. Revanchismus wird hier nicht nur ungern gesehen, der wird hier gar nicht gesehen. Ich hoffe, du überarbeitest das mal ganz schnell.
Novak

 
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Wer ist "Nachhilfe" - und was ist das für ein Niveau?

Die Geschichte ist ausbaufähig. Länge und Gleichmäßigkeit der Absätze gefallen mir sehr gut. Die Körperflüssigkeiten und Gerüche empfinde ich als übertrieben und unglaubwürdig. Stange im Bauch hat mich zuerst an Frida Kahlo erinnert. Der Beginn ist viel schwächer als der Rest, den lapidaren Anfangsbrocken folgt ohne eine Änderung des Tons oder Vorahnung der Unfall. Aber, wie gesagt, absolut ausbaufähig.
Zitat "an die Bedürfnisse eines Lesers habe ich garnicht gedacht" - ähh, okay, das sollte man aber wohl tun als Autor.

Danke und Ciao, nastro

 

Ich habe die beiden Beiträge von "Die Nachhilfe" gelöscht, da sie keinen konstruktiven Inhalt hatten. Bitte sinnvoll kommentieren und beim Thema (der Geschichte an sich) bleiben!

 

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