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Conlectus (Pfütze)
Ich trat in eine Pfütze. Und als mein Fuß im braunen Wasser versank, spürte ich, wie kein Boden mir halt gab. Ich fiel in das gierige Loch, der schlammige Boden bot meinen Fingern keinen Halt. So glitt ich in eine dunkle Welt. Denn, mein Gott, unter meiner Welt war alles voller Wasser! Erst war ich fasziniert, das war kein See, das war auch kein Ozean mehr. Es war etwas anderes. Als ich das erkannte wollte ich wieder an die Oberfläche, doch als ich nach dem Loch schaute, in welches ich gestürzt bin, fand ich es nicht. Es war mein Eingang, doch nicht mein Ausgang. Meine Verbindung nach außen war fort. Und so trieb ich umher, meine Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit und sahen nichts. Meine Lungen gewöhnten sich an dunkles Schlammwasser, doch atmeten nicht. Meine Haut saugte das Wasser auf, doch schrumpelte nicht. Ich war nicht tot, doch am Leben war ich auch nicht. Wo war ich? Was war ich?
So trieb ich blind durch eine endlose Dunkelheit. Hörte den schier endlosen Schrei, der Stille ist. Meine Gelenke wurden starr und ich fühlte wie es mich tiefer zog. Ein unsichtbarer Sog, ein Strudel, der im nicht Sichtbaren endete. Irgendwann vergaß ich wie ich hier herkam, wer ich davor war. Die Pfütze war nicht mehr, als eine Illusion oder ein Verdacht.
Da war kein Hunger, kein Verlangen nach Schlaf. Wahrscheinlich hätten die Massen, die auf mich einwirkten, mich deformiert. Aus einem Menschen würde etwas anderes werden, ein Monster, ein Schatten aus dem was er Mal war. Ich fühlte wie mein Mund zahnlos wurde, die Arme länger und die Hände zu verbogenen Krallen. Was auch immer passiert wäre, ich wurde verschont. Denn, ich hörte etwas! Bei Gott nach all dieser Zeit hörte ich etwas! Und jemand griff nach meiner verbogenen Hand. Mit meinen verrenkten Augen sah ich nach oben.
Du hast nach mir gegriffen. Ob du wusstest, wo ich war? Dass du mich gerettet hast? Ich weiß es nicht. Deine Augen waren wie ein Leuchtturm, ein sicherer Hafen, der die Dunkelheit zerriss. Dein Arm ein Rettungsring, der mich nach oben holte. Deine Worte waren warmer Wind, der meine Wangen und Haare trocknete.
Und du warst da als ich stammelnd sagte: „Unter meiner Welt ist alles voller Wasser.“