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Commander Jenkins oder Wie man eine Sci-Fi-Geschichte nicht schreibt
Commander Jenkins!!!
Commander Jenkins stand auf der Brücke seines Kampfraumschiffes Osiris und sah die Armee der Ch`kch`tee mit geladenen Condistributorraptoren auf sich zukommen …
Die Crew schwieg.
Kein erster Kannonier von Ho`Kol`takjte der ihn darauf hinwies, dass er immer noch drei tyrandalische Mega-3-Standard-Raumverzerrer an Bord hatte.
Kein Beta-X-Berater, der ihn darauf hinwies, dass der yxalanische Friede, seit über 3456 Jahren gehalten hatte und er nun der Erste sein werde, der das Feuer eröffnen würde.
Jenkins holte sein Sacktuch aus der rechten Jackentasche und schnäuzte ordentlich hinein. Er öffnete den Stoff und erkannte das Sternenbild seiner Vorväter.
Hellgrüne Fäden vermischten sich mit roten Strängen zu einem klaren Bild.
„Das Augurium ist mit uns.“ Commander Jenkins Stimme vibrierte kein bisschen.
Vize-Contra-Ex-Konsul-Vertreter Mai trat an Commander Jenkins heran.
Er versuchte seine fünf Lippen unter Kontrolle zu halten.
„Meister! Wir können nichts gegen solch faktische Übermacht ausrichten. Gebt die weiße Fahne!“
Jenkins belegte seinen ersten Offizier mit einem müden Lächeln und winkte mit seinem Sacktuch.
„Das ist vielleicht eure Meinung! Aber was soll ich schon darauf geben?“
Was bis zu diesem Zeitpunkt noch keiner wusste war, dass Commander Jenkins als alter Meisteroffizier der ewigen Garde einen Trumpf im Ärmel hatte.
Auf der achteckigen Brücke spielte sich der Wahnsinn der Einigkeit unter den Soldaten ein.
Commander Jenkins blickte ernst auf das vor ihm im Raum aufblinkende Warnsignal, auf dem tausende Feinde wie ein großer Krake auf ihn zuwaberten.
Jenkins atmete tief aus und sagte:
„Bringt mir die Gefangenen!“
Jack Jenkins war schon als Junge ein großartiger Mensch.
Nicht nur, dass er seiner Mutter unbefruchtet als perfekter Laserpistolenheld entsprang, nein, er rettete ohne weiteres Zutun seinen gesamten Planeten Ryriak mit einem alten Trick, den ihm sein Großvater beigebracht hatte.
Es war im Jahr des „Eitlen Herrn“, als Großvater Jenkins von einem maladirytaktylischen Händler die Pläne für eine Zeitmaschine gekauft hatte.
Er hatte eigentlich nur die Schuld von 2000 Credits für ein paar Schuhe zu zahlen, doch Großvater Jenkins, der, nebenbei erwähnt, auch noch ein Priester der „heiligen Ankunft von Arkfackel dem Prächtigen" war, wollte die Sache auf seine Weise lösen.
Also lud er den alten Schuster Grimbalak zum Tee ein.
Großvater Jenkins servierte heißen Zarabra-Tee. Der Schuster trank einen kurzen Schluck und verbrannte sich die Zunge, dass er nicht mehr sprechen konnte. Vorher hatte ihm aber Großvater Jenkins noch das Versprechen abgenommen nie mehr über seine Schuld von 2000 Credits zu sprechen, wenn er ihm dafür das beste Leder der Galaxis besorgen würde.
Mit einem feuchten Nicken sprang Großvater Jenkins in seine 8-Dimensionen-Zeitmaschine und kümmerte sich darum, dass weder Grimbalak, noch der Tee, noch seine Schuldenlast für seine Schuhe je wieder ein Thema sein würden.
Mit diesem Geheimwissen ausgestattet sah Commander Jenkins der Zukunft sehr nichtssagend entgegen.
„Herr, wie können wir mit unserem Tod euren Sieg glorreich gestalten?“
Jenkins sah aus den Augenwinkeln die wimmernden Reste seiner Feinde auf dem Boden seiner Brücke kauern.
„Ihr habt die Koordinaten für die Trefferfläche des Ch`kch`tee`schen Kommandoschiffes in euren Eiersäcken. Es liegt an euch ob ihr weiterleben wollt!“
Die Gefangenen, ein Mann und eine Frau, die sich sehr liebten und nur des Unglückes wegen auf die verdammte Osiris gekommen waren, starrten sich an.
„Gebt uns noch ein paar Minuten um uns zu verabschieden.“
Jenkins verzog den Mund. „Sekunden würden uns allen besser zu Gesicht stehen“, sagte er.
Er konnte es kaum noch erwarten seinen wartenden Kriegern den Befehl zum Angriff zu geben. Das gefangene Pärchen griff sich an die Köpfe samt der dazugehörenden Tentakel.
„Die Koordinaten sind 34-xy-Omega-Alpha. Feuert dorthin, dann wird euch der Sieg gewiss sein.“
Mit diesen Worten küssten sich die Alien noch einmal auf ihre Essensöffnungen und erdrückten sich gegenseitig mit ihren Armen.
Jenkins lächelte und gab den Befehl zu feuern.
Wie erwartet hämmerten die Salven auf das feindliche Hauptschiff, sodass es in Flammen aufging.
„War es das wert?“, fragte Vize-Contra-Ex-Konsul-Vertreter Mai.
„Ihr meint die Vernichtung eines ganzen Volkes?“, antwortete Jenkins.
„Ja!“, sagte Mai
„Nun, das wird sich zeigen, denn ich kann nicht Richter und Retter zugleich sein“, meinte Jenkins.
„Die Männer feiern“, sagte der Konsul-Vertreter.
„Das ist gut so“, kontemplierte Commander Jenkins.
Aus der hintersten Ecke der Brücke meldete sich ein Kampfpriester mit den Worten: „Herr, wir haben einen von ihnen gefangen!“
„Na und?“, Jenkins wischte mit seinem Sacktuch über seinen Nacken und kontrollierte die abgezogenen Haare.
„Herr, seht euch das an.“
Vor Jenkins Augen projeziierte sich ein Laserbildschirm auf dem ein toter Körper zu sehen war, über dem ein roter Punkt schwebte.
Jenkins wischte sich irritiert über die Oberlippe.
„Das sieh ja aus wie …“ Er keuchte.
„ … wie UNSERE Seelen!“, antwortete Vize-Konsul Mai.
„Wollt ihr damit sagen, dass die Ch`kch`tee unsere Seelen haben?“
Commander Jenkins wurde schwindelig.
Ein tiefes Brummen ergriff die Brücke und mit blauem Rauch erschien vor der Brückenbesatzung Grimbalak, der Weise.
Sein schwebender Geist manifestierte eine Hand und wies auf Jenkins.
„DU BIST VERDAMMT“, tönte es durch den Raum.
Jenkins fiel auf die Knie und bat um Verzeihung. Blut trat aus seinen Ohren und er war sich seines Todes sicher.
Die Brücke war nun endgültig von Grimbalaks Rauch eingenommen.
Jenkins rührte in seiner Tasche nach seinem Sacktuch.
„Es tut mir leid!“ Seine Stimme kam fest wie der Schritt eines Offiziers, der am ersten Tag seines Dienstes sein Kommando antrat.
„Sagt mir, wie kann ich es wieder gut machen?“, fragte Jenkins fragend.
Der Geist Grimbalaks schniefte.
„Commander Jenkins. Ich habe deinen Weg lange verfolgt. Du weißt was zu tun ist.“
Commander Jenkins schlug ein Viereck über seinem Schwanz und stand auf.
„Um die Seelen zu retten werde ich in den Tod gehen!“
Grimbalak lächelte.
„Nein, du brauchst nur die 2000 Credits zu zahlen, die dein Großvater mir noch schuldet.“
„Wie?“, fragte Commander Jenkins.
Der Geist atmete schwer durch.
„Mit deinem Blut …“
Tränenreich nahm Commander Jenkins das Schwert von Vize-Konsul Mai in seine Hand und setzte es an seine Brust.
Mit einem letzten Seufzen rammte er den Stahl in sein Herz.
Schweißgebadet wachte Commander Jenkins in seinem Bett auf.
Der Lautsprecher in seinem Zimmer brüllte: „Commander Jenkins auf die Brücke, Commander Jenkins auf die Brücke. Die Ch`kch`tee greifen an.“
Jenkins erhob sich und schlüpfte in seine Stiefel.
Mit ernstem Blick betrachtete er die Maschine seines Großvaters, die ihm in schwierigen Situationen ein Jahr in die Vergangenheit schicken konnte.
Er zog sein Sacktuch und wischte sich über die Stirn. Er hatte eine Armee von Kampfschiffen, doch leider keine 2000 Credits um das Ding in Gang zu setzen.
FIN - ENDE - AUS - VIELLEICHT ...