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[Coming In - Living Out]

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23.04.2003
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[Coming In - Living Out]

[Coming In – Living Out]

Endlich darin, involviert, dabei. Dabei ohne Absicht.
Der Mann stand innerhalb des Kreises, wurde er doch von einem Halbstarken hineingedrängt. Wollte er das?
Ihm wurde endlich warm, er zog sein Jackett aus, ließ es fallen. Es landete in einem Fleck aus verschütteter Jim-Beam-Cola. Sofort stank es widerwärtig nach Alkohol. Er fühlte sich dreckig und beschmutzt mit dem versifften Jackett auf dem Arm. Ihn umgab ein Dunst, er musste würgen, schlucken.
Aber der Kreis drehte sich und er drehte sich mit. Stetes
"bibamus!"
machte ihn trunken, Übelkeit war nicht seine Stärke und längst vergessen. An dessen Stelle: Freudentaumel. Seine Lippen walkten, seine Finger flogen, die Beine tanzten. Nur der Geist schwieg, denn er war ja nicht gefragt.
"Und wenn man nichts gefragt wird, antwortet man auch nichts."
Aber der Jim Beam hatte dazu eine völlig andere Meinung. Plötzlich wurde sein Großhirn mit den Stimmbändern verbunden, propagierte:
"Wenn man auf der Bühne vor dem Mikrofon steht, schweigt man auch nicht."
Er hielt eine pathetische Rede.
Ein eindringendes Dreieck hinderte den Kreis am Drehen, so schien es zumindest. Und auf dem abgegrenzten Halbkreis verhaltene Blicke, flache Kritik.
Durch das stete Drehen und plötzliche Stoppen war ihm schwindelig geworden. Er begann zu zittern und war froh, als eine Halbwüchsige ihm die Hand hinstreckte. Sie gab dem Mann einen flüchtigen Kuss und
schickte ihn weg.
"Homo hominem lupus"
schwirrte es ihm schmerzend durch den Kopf. Also ging der Mann nach Haus’ und träumte von den drehenden Kreisen, die seine Hand nachher auf dem Papier und unter der Decke beschreiben wird.
Viel schnellere Schwingungen!

 
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Hallo homunculus,

dies ist eine Geschichte, die mich mit dem unangenehmen Gefühl zurücklässt, einfach zu dumm zu sein.
Ich habe nichts verstanden und bleibe ratlos, und etwas ärgerlich darüber zurück.

Endlich darin, involviert, dabei. Dabei ohne Absicht
Ich kann zum Beispiel hier nicht mit Sicherheit sagen, ob du das Komma zwischen darin und involviert absichtlich falsch gesetzt hast, oder ob es wirklich ein Versehen ist.

Doch danach fängst du für einen Absatz an, eine Geschichte zu erzählen. Ein Mann wird bedrängt, verliert dabei seine Jacke, die in eine Alkohollache fällt.
Er hebt sie zwar nie wieder auf, aber er hat sie wieder im Arm. Sich in einer bedrängten Situation nach etwas zu bücken, kann aber ein entscheidener Fehler sein.

Aber der Kreis drehte sich und er drehte sich mit. Stetes
[bibamus!]
machte ihn trunken,

Es mag daran liegen, dass ich nicht weiß, was bibamus bedeutet, aber selbst wenn ich das wüsste, würde es mir die eckigen Klammern nicht plausibel erscheinen lassen.

Die Geschichte, die du begonnen hast, hast du hier schon wieder fallen lassen, von dem Halbstarken kein Wort mehr.

Nur der Geist schwieg, denn er war ja nicht gefragt.
[Und wenn man nichts gefragt wird, antwortet man auch nichts.]
,dachte er.
Auch an dieser Stelle würde ich bei einer Geschichte, die ich verstanden hätte, folgenden Vorschlag machen:

Nur der Geist schwieg, denn er war ja nicht gefragt
(Und wenn man nichts gefragt wird, antwortet man auch nichts).
Es scheint aber so, als ob du hier ohne für mich erkennbare Absicht Wert auf die falsche Zeichensetzung und den überflüssigen Zusatz , dachte er. gelegt hast.

Wie kommt dein Held jetzt auf die Bühne? War der Kreis, in den der Halbstarke ihn gedrängt hat, der Kreis des Lichtkegels, der ihn als Redner beleuchten sollte? Warum führst du den Leser dann zu Beginn auf die Fährte einer eventuellen Schlägerei?

Warum muss der Mann überhaupt eine Reden halten, zu welchem Zweck haben sich die Menschen dort versammelt?

Wenn du mit einer Erzählform experimentieren wolltest, wäre der Text eventuell in den Experimenten besser aufgehoben. Mir ist er leider als Blitzlicht in einem Leben zu wenig, da er für mich keine erkennbare Geschichte erzählt. Aber wie gesagt, ich habe ihn ja auch nicht verstanden.

Trotz dieser bösen Kritik einen lieben Gruß,
sim

 

Hi sim,
manchmal habe ich das Gefühl, dass einige Mitglieder hier sehr rational an die gegebenen Kurzgeschichten herangehen.
Zum ersten ist dieser Text relativ metaphorisch zu sehen. Wobei ich meiner Meinung nach nicht allzu viele Bilder eingebaut habe.
Ist denn ein Kreis, in den man gedrängt wird, immer eine Schlägerei?!
Genauso gut kann man einfach in eine Gesellschaft gedrängt werden. Diese Deutung würde übrigens dem weiteren Handlungsverlauf genügen.
Ebenso ist der Bühnenbegriff bildlich zu sehen.
Die Bühne kann man mit einer kulturellen Schnittstelle der Gesellschaft gleichsetzen. Im Grunde genommen wird mit der Rede nur ein aktiver Beitrag des Mannes zum allgemeinen Dialog der Gruppe bezeichnet.
Die Figur des Halbstarken und die der Halbwüchsigen müssen nicht weiter fortgeführt werden, da sie Teil der anonymisierten Gruppe sind. Dies wird im Text eigentlich deutlich. Und da die Gruppe stets einen aktiven Part der Handlung übernimmt, sehe ich in der Figurenkonstellation keine Fehler.
Weiterhin trägt der Text für mich kaum experimentelle Elemente. Lediglich die wörtliche Rede habe ich verändert:
Die Aussprüche in eckigen Klammern entsprechen im Grunde genommen natürlich Äußerungen verschiedener Personen.
Jedoch sind sie in ihrer Aussage eher als Wert- und Normvorstellungen zu betrachten. ("bibamus" - [lat.] lasst uns trinken, "wenn man nichst gefragt wird, antwortet man auch nichts" - Normvorstellung einer Gesellschaft, "wenn man auf der Bühne vor dem Publikum steht, schweigt man auch nicht" - ebenfalls gesellschaftliche Norm, internalisiert im Über-Ich des Menschen, "homo homini lupus" - [lat.] der Mensch ist dem Menschen ein Wolf). Durch diese Ambivalenz zwischen wörtlicher Rede und allgemeinen Vorstellungen und Ansprüchen/Gedankengängen/inneren Monologen war die eckige Klammer als Abgrenzungszeichen eher angebracht als die typischen "".
Dies ist für mich der einzige experimentelle Zug dieser Geschichte. Da der Text auf der anderen Seite eine typische Gesellschaft karikiert, passt sie an sich eher in dieses Gebiet.
Ich bin der Meinung, dass schon eine stringente Handlungsabfolge gegeben ist, welche sich aber erst durch die metaphorischen Ansätze ergibt.
Schließlich lassen sich z.B. Gedichte von Paul Celan oder Ingeborg Bachmann nicht durch rationale Interpretationsansätze verstehen.
Und auch die deutschen Kurzgeschichten der Nachkriegszeit bestehen eher auf bildlicher als auf verstandesgemäßer Ebene.
Trotz alledem bedanke ich mich für die Kritik. Ausdruck- und Rechtschreibschwächen werde ich in der nächsten Zeit noch beheben.
MfG Julius.

 
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Hallo homunculus!

Ich weiß zwar nicht, ob ich deine Geschichte verstanden habe, aber ich hab sie so aufgefasst:
Ein Mann - vielleicht ein zurückhaltender - sieht auf sein Leben zurück und befindet es für langweilig, also beschließt er, sich ins pralle Leben zu stürzen (das entnehme ich dem Titel). Dies klappt aber noch nicht so recht, er verhält sich nicht so, wie er sollte, und wird schließlich nach Hause geschickt - zu alt, nicht angepasst genug an das "wilde" Leben draußen? Voll wirrer Sinneseindrücke stolpert er schließlich zurück nach Hause.
Sag mir bitte, falls du ganz was andres meintest! ;)

Was ich nicht verstehe: Wozu die eckigen Klammern? Deine Meinung hierzu kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Unwichtiges schreibt man in Klammern, aber man benutzt sie doch nicht zur Abgrenzung!! Schreib es bitte kursiv oder in Anführungsstrichen.

@sim: "bibamus!" ist lateinisch und heißt "Trinken wir!" - ein Zeichen für wildes Besäufnis?
@homunculus: Es heißt nicht "Homo homini lupus", sondern "hominem". Auf Deutsch ist das ein Dativ, auf Latein aber Akkusativ.
Die lateinischen und sonstigen Gedanken sind aber mE sehr gut und passend eingeschoben. Auch ansonsten gefällt mir die Geschichte. Aber bitte diese störenden Klammern entfernen!

Mfg
xka

 

es tut mir leid, dich so wenig verstanden zu haben, homunculus.
Normalerweise gehe ich überhaupt nicht rational an Texte ran, sondern lasse eine Geschichte, über die Emotionen auf mich wirken, bevor ich beginne, zu schauen, warum der Text auf mich in welcher Art wirkt.

Danke, für die Eklärungen des Latienischen, dessen ich leider nicht mächtig bin.

Nach deiner Erklärung gebe ich xkaxre recht. Die eckigen Klammern verwirren eher, als das sie abgrenzen.
Die Texte in ihnen (für mich zumindest der deutsch) waren mir auch ohne diese Klammern als gesellschaftliche Normvorstellungen erkenntlich.

Celan und Bachmann ? Das sind ja große Namen, die du dir da als Vorbilder genommen hast ;)

Lieben Gruß, sim

 

Hallo xka, hallo sim,
ich freue mich über die konstruktive Kritik. Ich weiß nicht ... Die eckigen Klammern sollten die Ambivalenz zwischen direkter Rede und unausgesprochenen Gedanken ausdrücken. Die Anführungsstriche sind meiner Meinung nach nicht dazu geeignet. Kursiv ist auch nicht wirklich angebracht, da es sich nicht um reine Gedanken oder Gefühle handelt.
Mal schauen - vielleicht finde ich ja noch eine bessere Variante dafür.
Deine Deutung, xkaxre, geht sicherlich von der Handlung her in die richtige Richtung. Die Variante des älteren Mannes, welcher sich nicht mehr in die jüngere Generation einfügen kann, gefällt mir sogar inzwischen sehr gut. Jedoch würde ich das eher anders ausdrücken.
Meine Intension war es, einen Außenseiter (ob nun durch höhere Bildung --> Latein, oder durch äußerliche Unterschiede --> Jackett) darzustellen, welcher auf der einen Seite die Inegration begehrt, auf der anderen Seite noch stärker den Gegensatz zwischen ihm und der Gruppe verspürt.
Das ist nur die grobe Richtung der Geschichte. Es gibt noch einige andere Deutungsfacetten, die zu finden jedem einzelnen Leser überlassen wird.
Den lateinischen Fehler werde ich beheben. Ich persönich habe nie Latein gelernt, jedoch "inspirierte" mich ebendieses "homo hominem lupus" zu der Handlung.
Vielen Dank für die Verbesserungsvorschläge.
Julius.

 

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