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Close to you

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20.02.2002
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Close to you

Close to you

Ein Park. Frühling. Lennie und Rocko sitzen auf einer Bank. Auf der Lehne. Sie wollen rauchen.
„Hast du ne Zigarette für mich?“, fragt Lennie während er auf der Lehne hin und her wippt.
„Wo sind Deine?“
„Vergessen.“
„ Dann denk halt dran. Ich hab auch nicht mehr viele.“
„Jetzt gib mir schon eine!“
„Ich habe eh nur Lights.“
„Nehm ich.“
„Hier. Schnorrer.“
„Und Feuer?“
„Bitte.“
Er reicht ihm Feuer. Beide rauchen und schweigen.

„Guck mal die da.“ Lennie zeigt auf ein Mädchen.
„Wer?“
„Mit dem roten Kleid.“
„Jana?“
„Woher kennst du die?“
„Mal gesehen.“
Lennie ist begeistert: „Du kennst Frauen! Mach doch mal eine klar.“
„Mach Dir selber eine klar.“
„Mach ich doch.“
„Achja? Und wann bitte schön?“
„Vorgestern hatte ich eine.“
„Vorgestern haben wir Fussball geschaut.“
„Danach habe ich eine klar gemacht.“
„Du bist auf meiner Couch eingeschlafen.“

Sie schweigen.

„Wir sollten mal was losmachen.“, meint Lennie plötzlich.
„Was sollen wir denn los machen?“
„Eine Party. Und wir laden alle ein, die wir kennen.“
„Wir kennen doch aber gar niemanden.“
„Klar, wir kennen Ralf und die Gang.“
„Ralf und die Gang kommen nicht zu unserer Party.“
„Klar kommen die. Und ich wette die bringen ein paar nette Frauen mit. Ist das nichts?“
„Vergiss es.“
„Ich rufe Ralf nacher an.“
„Tue das.“

Rocko holt ein Brötchen aus seiner Tasche und beginnt zu essen.
„Ist das Käse?“
„Ja.“
„Ich habe auch Hunger.“
Rocko gibt ihm das Brötchen.
„Hey, danke. Hast du auch was zu trinken?“
„Nein.“
„Der Käse ist an den Rändern ganz trocken.“
„Iss es oder lass es sein.“
„Schon gut.“
Lennie isst. Sie schweigen. Dann beginnt Rocko eine Melodie zu summen.
„Hey. Was ist das für eine Melodie?“
„Ach nichts. Nichts.“
„Hey warte. Doch ich habe es.” Lennie beginnt zu singen: “Why do birds suddenly appear… Das kenne ich. „
„Ja das ist es. Und jetzt vergiss es einfach wieder.“
„Seit wann summst du denn solche Lieder?“
„Es ist egal.“

„Hast Du jemanden kennen gelernt. Ist es diese Jana mit dem roten Kleid? Soll ich sie fragen, ob sie zu der Party kommt? Sie sitzt auf der Wiese da.“ Lennie zeigt auf das Mädchen: „Siehst du?“
„Ja, ich sehe sie. Aber ich habe gesagt, es ist egal.“
„Erzähl doch, wenn was ist, wenn du eine kennen lernst.“
„Wann soll ich denn eine kennen lernen. Wir sind doch jeden Tag zusammen!“
„Hey, stört es dich, dass wir Freunde sind?“
„So habe ich das nicht gemeint.“
„Wenn du zur ihr gehen willst, dann mach. Ich warte hier.“
Rocko wird langsam wütend: „Ich möchte nicht zu ihr gehen. Und jetzt genug.“
„So wird das nichts werden. Du musst Dich mehr trauen bei Frauen.“
Rocko verspottet ihn: „Ach, Herr Casanova, sie trauen sich wohl was bei Frauen?“
„Ich habe dir gesagt, ich hatte vorgestern eine.“
„Und ich habe Dir gesagt, du hast auf meiner Couch gelegen. Wie immer.“
„Dann hast du dich geirrt.“

Sie Schweigen

„Hey, kommst du mit in die Uni?“, schlägt Lennie vor.
„Wir sind nicht angemeldet an der Uni.“
„Das ist egal. Man kann auch so hingehen. Ich schau’ mir Philosophie an. Vielleicht schreibe ich mich im nächsten Semester ein.“
„Du hast nicht mal Abitur.“
„Egal. Bei entsprechender Eignung nehmen die einen auch so.“
„Das tun sie nicht.“
„Doch.“
„Und was willst du damit anfangen?“
„Ich werde Philosoph!“
„Aha.“

Rocko legt die Hände über das Gesicht.
„Was ist los.“
„Es ist nichts los.“
„Du sagst mir nie was los ist.“
„Es ist nichts los.“
„Du siehst aber nachdenklich aus. Enttäuscht irgendwie.“
„Es ist nichts.“
„Ach, es ist weil sich dieser Typ neben die Kleine gesetzt hat.“ Lennie will Rocko trösten. „Ach lass doch, die war gar nicht Dein Typ.“
„Es ist nicht wegen ihr.“
„Du findest eine bessere. Auf der Party. Eine mit Klasse.“
„Es wird keine Party geben.“
„Na klar gibt es eine. Pass mal auf. Und ich rufe die von vorgestern an. Vielleicht bringt sie eine Freundin mit.“
„Wie Du willst.“

Lennie beginnt die Melodie zu summen.
„Hör auf.“
„Was?“
„Hör auf zu summen.“
„Oh, entschuldige. Das war unachtsam von mir. Ich mag das Lied. Es ist von den Carpenters.“
„Woher weißt du das?“
„Ich habe meine erste Freundin dabei kennen gelernt.“
„Du hattest nie eine Freundin.“
„Ich hatte viele.“
„Und wann bitte?“
„Immer mal so. Die von vorgestern hat auch Philosophie studiert.“
„Hat sie das?“
„Die Studentinnen sehen gut aus.“
„Ach, deswegen willst du jetzt studieren.“
„Nein, ich will Philosoph werden.“
„Such dir lieber einen Job.“
„Ich habe einen Job.“
„Was hast du für einen Job?“
„Ich fahre Pakete von der Post aus. Jeden Morgen.“
„Wir haben heute morgen zusammen gefrühstückt. Ich habe dich geweckt.“
„Montags habe ich frei.“
„Du hast nichts von diesem Job erzählt.“
„Du hast nicht danach gefragt. Außerdem hast du ja keinen. Ich wollte nicht, dass du dich schlecht fühlst.“
„Na danke.“
„Aber wenn du willst, kann ich mal fragen, ob du da auch arbeiten kannst.“
„Nein danke.“
„Du darfst dich nicht immer so hängen lassen.“
„Ich lasse mich nicht hängen.“
„Der Job ist ganz ok.“
„Ich sagte, ich möchte diesen Job nicht.“
„Na wie du meinst. Ich muss jetzt in die Uni. Soll ich dich nachher anrufen, wegen der Party?“
„Du hast kein Telefon.“
„Kannst du mir deins leihen? Dann rufe ich dich an?“
„Wenn ich dir meins leihe, kannst du mich nicht anrufen.“
„Stimmt ja. Dann komme ich nach der Uni vorbei und sag dir Bescheid.“
„Tue das.“
„Die Party wird toll. Du wirst es sehen.“

Rocko schüttelt verständnislos den Kopf, währens Lennie begeistert in Richtung Uni verschwindet.

 

also so richtig spannend ist die Kurzgeschichte ja nicht gerade,
Der eine bildet sich zwar ein, sonstwas für ein Leben zu haben, aber es passiert einfach zu wenig,
vielleicht einfach mal den Dialog unterbrechen um eine Situationsbeschreibungs zu liefern oder so.

 

Außerhalb des Dialoges bringst Du nur ein einziges Mal ein Adjektiv: "hübsches" Mädchen. - würde ich wirklich weglassen, da es eh nicht wirklich etwas aussagt.
Das Problem bei einem Dialog über ein langweiliges Leben ist halt, dass dieser Dialog auch langweilig ist.
Man könnte die ganze Sache spannender machen, wenn man eine dritte Person als Gegenpol schaffen würde - so ist es wirklich nur langweilig.:sleep:

 

hi Salinger

Ich geh mal davon aus, dass du dir schon was bei dem Text gedacht hast, dass da mehr dahinter steckt als das übliche "Das Leben ist so öde und langweilig, aber wir können nichts dagegen tun"

Mir ist aufgefallen, dass sich die beiden Charaktere stark unterscheiden im Umgang mit ihrer Situation.
Während Lennie versucht, Akzente zu setzen und immer das Positive sieht, auch wenn er dabei locker über die Wahrheit hinwegspaziert, reißt ihn Rocko immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
Am Schluss hat sich eigentlich nichts verändert, Lennie, die beiden behalten ihre Lebensanschauungen bei. Ein bisschen wie die Fabel mit dem Fuchs und den Trauben vielleicht.

Den Titel würde ich so deuten, dass die beiden zwar offensichtlich den ganzen Tag zusammen sind, aber einander doch nicht einmal genug kennen, um zu wissen, was der andere arbeitet etc.
Wenn du tatsächlich vor allem den Kontrast herausarbeiten wolltest, halte ich den Dialog für gelungen.

Liebe Grüße
wolkenkind

 
Zuletzt bearbeitet:

Danke für Eure Anregungen ihr drei. Im Mittelpunkt steht tatsächlich nicht eine spannende Handlung, sondern das Herausarbeiten der beiden unterschiedlichen Charaktere und Ihrer Beziehung zueinanden, so wie wolkenkind das schon gesagt hat.
Aber ganz richtig ist die Beziehung doch noch nicht getroffen.

Lennie ist natürlich der ewig postiv eingestellte Träumer, der tatsächlich "über die Wahrheit hinwegspaziert" (toll formuliert!!!). Rocko ist das ganze Gegenteil, er ist ziemlich pessimistisch und gleichgültig. Trotzdem sind die beiden Freunde und aneinander gebunden, sie können nicht ohneeinander. Ebenso wie Wladimir und Estragon in "Warten auf Godot" (das mich zu der Szene inspiriert hat).
Lennie und Rocko kennen sich natürlich schon lange und besser als man das zunächst denkt. Und ohne Lennie wäre Rocko vielleicht schon längst verloren. rein emotional. Was das rein praktische betrifft, so wäre Lennie ohne Rocko verlore, er hätte nichts zu essen, keine Platz zum schlafen.
Ja und genau das deutlich zu machen, darum ging es in dem Dialog. Das ist alles.

@Joh: Du hast Recht, ich nehme das "hübsche" raus.

 

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