Was ist neu

cigarette.

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25.09.2016
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cigarette.

»Hey Clara!«
Im Hintergrund rauschte es und Sammy's Stimme klang verzerrt. Sie hatte schon 3 Mal versucht anzurufen, doch jedes Mal hatte Clara ihr läutendes Handy ignoriert. Ihr war nicht danach, die Stimmen anderer zu hören. Sie hatte Angst, nachzugeben.
»Wie geht es dir? Hast du Lust, heute etwas zu machen?«
Sammy klang glücklich, wie eh und je. Sie kannte das Mädchen sicher schon 2 Jahre lang und noch nie hatte sie Sammy traurig erlebt, was einfach daran lag, dass sie nie traurig war. Manchmal überlegte sie, ob sie Sammy's ganze potentielle Trauer auf sich lud und damit dann durch die Gegend wandelte. Obwohl sie im Moment eher unter der Last kroch. Doch das konnte sie Sammy nicht erzählen.
Clara fing gar nicht erst an, abzuwiegen, ob es klug wäre, sie zu belügen. Sie sprach wie von selbst die Worte aus, die sie jedem behutsam entgegenbrachte, um danach wieder alleine sein zu können.
»Mir geht es gut, leider braucht mich meine Mutter beim Kochen, also ist heute schlecht.«
Clara's Mutter war auf einer Geschäftsreise. Sie würde sicher noch eine Woche fort sein, doch das musste Sammy ja nicht wissen.
Es reichte, dass sie sich enthusiastisch verabschiedete und viel Spaß wünschte.
»Sag mir Bescheid, wenn du mal wieder kannst!« - »Mhm. Mach ich.«
Klack.
Das Rauschen war verebbt und die Stille wieder eingekehrt; so, wie Clara es wollte.
Sie fröstelte, langte nach der Decke. Ihre Kehle lechzte nach frischer Luft. Sie wollte die Kraft dafür aufbringen, aufzustehen, blieb letztendlich aber liegen. Sie konnte später noch aufstehen.
Ihre Gedanken waren leer, ihr Kopf dröhnte etwas. Kam wohl von dem Wetterumschwung. Eine ernüchternde Tatsache nach der anderen erklomm ihr Denken. Dann stand sie auf. Ihre Umgebung schwankte ein wenig, doch sie hielt sich nicht fest; sie würde es auch so schaffen. Clara setzte einen Fuß vor den anderen. Im Vorbeigehen angelte sie sich den Hoodie, den sie gestern schon getragen hatte, und das kleine Zigarettenetui von dem Schreibtisch. Ihre große Schwester hatte es ihr mal geschenkt – Clara wusste nicht mehr so recht, wann und warum – und ein paar Sticker ihrer ehemaligen Lieblingsserien zierten die silbrig glänzende Oberfläche.
Sie klemmte es sich zwischen die Lippen, während sie vor dem von Wasserflecken behafteten Spiegel ihre Haare zu einem schlampigen Dutt band. Sie hatte keine Lust, jetzt etwas großartig Tolles mit ihnen anzustellen, zumal sie nur kurz rausgehen wollte. Der schwarze Haargummi drückte sich schmerzhaft in die blasse Haut ihrer Hände; es machte ihr nichts aus.
Der Hoodie war ihr sicher zwei Nummern zu groß, ähnelte doch mehr einem Mantel. Der Stoff innen war vom vielen Tragen kratzig. Sie steckte das Etui in die Tasche des Pullis. Ihr Blick fiel auf ihr mageres Gesicht. Clara's hohe Wangenknochen schienen noch markanter durch die Augenringe und die eingefallenen Wangen. Sie hatte nun sicher zuletzt gestern gegessen; oder war es vorgestern gewesen? Die einzige spürbare Folge war die Müdigkeit, die sie auch anderweitig einholen würde. Sie hatte nicht das Bedürfnis zu essen.
Ihr war trotz des dicken Stoffes kalt. Sie zog sich die Kapuze über die Ohren, schlüpfte in die abgenutzten Chucks. Man konnte die Reste des weißen Eddings erahnen, mit dem sie Namen und kurze Sprüche auf den Stoff gekritzelt hatte; doch das war schon etwas her.
Clara's Schritte hallten laut in dem schier leeren Treppenhaus. Eine Frau kam ihr entgegen. Eine Wolke von billigem Parfum umgab sie und ließ Clara die Nase rümpfen. Die Beine der Dame steckten in hochhackigen Stiefeln, die ihr fast bis zu den Knien reichten, sie wirkte müde, erschöpft, ausgelaugt.
Sie hätte sie grüßen können, aber mehr als ein paar flüchtige Begegnungen in den Fluren des Mehrfamilienhauses verband sie nicht. Sie kannte nicht mal den Namen der Frau, geschweige denn wusste sie, in welchem Stock sie lebte. Oder ob sie überhaupt hier lebte. Sie konnte sich gut vorstellen, dass ihr Macker irgendwo hier seine vier Wände hatte und sie ihn in dieser Aufmachung besuchte, um ihm schöne Augen zu machen. Wie dem auch sei, Clara dachte zu lange darüber nach und da war die Dame schon weg.
Ihre Finger schmerzten leicht, als sie die schwere Eingangstür aufdrückte und ihr ein Schwall kühler, feuchter Herbstluft entgegenkam. Missbilligend verzog sie das Gesicht. Hinter ihr fiel die Tür ins Schloss.
Ihre Finger bahnten sich einen Weg in die warme Tasche. Sie holte das Etui hervor. Das Zigarettenpapier fühlte sich unter ihren Fingerkuppen schneidend an. Während sie weiterging und ihr Feuerzeug auf und zu schnappen ließ, schlossen sich ihre Lippen um die Zigarette. Sog. Atmete ein, und aus. Rauch stieg in die Luft. Bildete gekräuselte Wolken, ehe sie vom nächsten Windstoß hinfort getragen wurden.
Clara sah ihm kurz nach, vertiefte sich dann wieder in ihre Aktion. Sie lief ohne bestimmtes Ziel. An diesem Sonntag schliefen die meisten noch ihren Rausch aus oder bevorzugten es im Schutze ihrer Wohnungen zu bleiben.
Wie graue Riesen erhoben sich die Häuser um Clara herum und ließen es, wie ein Gefängnis wirken. Alles, was man sah, war die graue, schlecht verputzte Betonwand eines x-beliebigen Gebäudes; alles nach demselben Schema erbaut. Kopien von Kopien reihten sich aneinander. Fingen alle Blicke ab.
Ihre Füße trugen sie die Lilienstraße entlang. Ihre Lungen füllten sich mit dem bitteren, herben Geschmack von Tabak. Doch selbst der vermochte es nicht, die Leere in ihr aufzufüllen. Uneben erstreckten sich die asphaltierten Platten des Gehwegs vor ihr. Sie folgte ihnen, ohne zu überlegen, wo sie sie hinbringen würden.
Man hatte Bäume an den Seiten der Wege gepflanzt, um der Umgebung die Trostlosigkeit zu nehmen; doch sie hatten eher das Gegenteil bewirkt. Die Tatsache, dass die Bäume schon vor langer Zeit gestorben waren und nun kahl in der Gegend standen, zeigte nur ein weiteres Mal, wo man sich befand. Jämmerlich, war die treffende Bezeichnung, fand Clara.
Man hatte dieses Fleckchen schon lange aufgegeben. Man hatte es immer wieder mit den Skizzen verglichen, die man sich vor dem Bau gemacht hatte, und war zu dem Schluss gekommen, dass es die Anwohner schon nicht stören würde, wenn man das Geld anderweitig investieren und die Verschönerung des Viertels einstellen würde. Es hatte Leute gegebene, die Unterschriften gesammelt haben. „Besorgte Eltern fordern mehr Farbe für ihre Kinder!“ oder derartiger Schrott. Clara war damals an dem Stand zweier Mütter vorbeigekommen, die rufenderweise ihren Standpunkt vertreten hatten. Vielleicht hätte sie unterschrieben. Doch zu diesem Zeitpunkt war sie gerade mal 15 gewesen und damit zu jung. Letztendlich wurde der Antrag abgelehnt und seitdem war auch kein neuer Versuch unternommen worden, die Gegend auf Vordermann zu bringen.
Sie hatte ihre Zigarette fast zu Ende geraucht, als sie an dem Tor zum Skaterpark entlang schritt. Rap dröhnte durch das metallene, verrostete Tor. Linkin Park, erkannte Clara die Band. Sie hörte Quietschen, Rollen, die auf Beton trafen, begeisterte Rufe. Sie stellte sich auf ihre Zehenspitzen, um über die Mauer gucken zu können, krallte ihre Finger in den kalten Wall, nachdem sie den Stummel zu Boden geworfen hatte.
Eine Gruppe saß auf einer Rampe. Rauch stieg in die Luft und ihr Gelächter wirkte so echt, wie Clara es lange nicht mehr gehört hatte.
Seitdem sie aus dem Krankenhaus entlassen worden war, haben ihre Mutter und ihre Schwester aufgehört, zu lächeln. Sie lachten ab und zu, doch selbst das wirkte aufgesetzt. Clara gab sich selbst die Schuld daran. Vielleicht würden sie wieder glücklich sein können, ohne sich dafür schuldig zu fühlen, wenn sie weg war.
Sie musste sich von dem Gedanken losreißen, schoss es ihr durch den Kopf. Clara sah wieder zu den Jugendlichen. Es waren vier Leute – 3 Jungs, ein Mädchen. Sie schätzte sie auf ihr eigenes Alter. Typische Punks. Ihre Haare hoben sich von dem Grau ab, stachen Clara ins Auge.
Ein verwundertes „Huh“ ließ Clara zusammenzucken. Blitzartig drehte sie sich auf dem Absatz um und sah in die dunklen Augen eines Mädchens.
»Wer bist du denn?« Die Stimme der Fremden war niedlich, sehr hoch.
Clara fühlte sich ertappt, obwohl sie nichts Verbotenes getan hatte. Sie spürte, wie sie das Bedürfnis packte, wegzurennen. Doch sie zwang sich zum Bleiben. Insgeheim hoffte sie, dass das Mädchen etwas mit ihr reden würde. Einfach etwas Ablenkung.
Wie die Punks im Skaterpark hatte auch sie farbige Haare, pink. Wie passend, dachte Clara sich. Sie war ein ganzes Stück kleiner als Clara und hatte eine süße Stupsnase.
»Ich hab' dich hier noch nie gesehen. Bist du neu?«, fragte das Mädchen Clara aus und musterte sie.
Schnell sah sie weg.
»Nein, uhm, ich lebe hier schon etwas«, erwiderte sie unsicher.
»Dass wir uns da noch nicht getroffen haben... Mein Name ist Holly! Und wie heißt du?«
Probleme, mit Fremden zu reden, hatte Holly schon mal nicht. Irgendwie war sie Clara suspekt, allerdings hatte sie keinen triftigen Grund, ihr nicht zu antworten.
»Clara.«
Stille breitete sich aus, die abrupt von den Rufen der Jugendlichen unterbrochen wurde.
»Oi, Holly!«
Das kam von dem Mädchen.
»Wen hast du denn da aufgegabelt?«, ließ jetzt einer der Jungs verlauten. Er war der einzige, der nicht auf dem Skateboard stand.
»Die stand hier rum!«, plärrte sie zurück.
Dann fügte sie noch an Clara gewandt hinzu:»Kommst du mit rein? Dann sind wir Mädchen endlich nicht mehr in der Unterzahl.«
Ihre rosigen Lippen formten sich zu einem Lächeln. Clara hätte beinahe eine Augenbraue in die Höhe gezogen. Sie wollte eigentlich nur kurz frische Luft schnappen. Aber wenn sie schon so eine brillante Gelegenheit bekam, sich ablenken zu können, sollte sie nicht ablehnen.
Sie zuckte mit den Schultern:»Von mir aus.«
Zögerlich folgte Clara Holly durch das Tor. In ihrem Kopf entstanden die furchtbarsten Szenarien. Die Leute könnten sie für dumm halten oder sie von Anfang an unsympathisch finden, sie für ihre Unbeholfenheit auslachen oder sie gar anfangen, zu hassen. Sie musste verdammt aufpassen, was sie sagte. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten. Die Fingernägel bohrten sich in die blasse Haut.
»Das ist Clara! Sie stand hier einsam rum und deswegen dachte ich mir, dass ich sie einlade«, erklärte Holly die Situation und deutete demonstrativ mit beiden Armen auf Clara.
Die Jungs, die bis jetzt die Rampe rauf und runter gefahren sind, stoppten ihre Skateboards und gesellten sich zu dem Rest der Truppe.
Nervös verzog sie ihr Gesicht, bemühte sich, zu lächeln.
Die Punks musterten sie genau und am liebsten wäre Clara einfach aus der Situation geflüchtet. Sie konnte es nicht leiden, nach ihrem Äußeren beurteilt zu werden. Gerade wirkte sie wohl wie der letzte Penner, der sich irgendwie im halbtoten Zustand aufgemacht hatte, um etwas Bier aus dem nahegelegenen Supermarkt zu holen.
»Hey Clara«, kam es zuerst von einem schwarzhaarigen Jungem mit blonden Strähnchen. Er strahlte sie aus seinem kantigen Gesicht strahlte an.
Gott, hat der was genommen?, kam es Clara in den Sinn. Oder warum war der so gut drauf?
»Hey Clara«, fingen jetzt auch die anderen an.
Ungewollt erinnerte Clara diese Situation an ihre erste Gruppentherapiesitzung. Alle hatten zu dem stehenden Mädchen aufgesehen und sie gegrüßt, als würden sie sie schon ewig kennen. Als wüssten sie, wie es ihr ging. Doch das wussten sie nicht. Das konnten sie gar nicht wissen. Clara versuchte, tief durchzuatmen. Nicht jetzt. Sie durfte sich doch nicht durch solche Kleinigkeiten triggern lassen. Mit zittrigen Händen griff sie nach dem Etui in ihrer Hoodietasche.
»Hey«, murmelte sie, während sie mit dem Feuerzeug kämpfte. Als ihm endlich eine Flamme entsprang und sie den Rauch inhalieren konnte, beruhigte sich ihr Puls wieder.
In ihrem Kopf ratterte es.
»Wollt ihr auch eine?«, fragte sie der Höflichkeit halber.
Die Gruppe sah sie an. Ihr wurde unwohl unter den stechenden Blicken der Fremden.
»Nein, danke, hab noch«, meinte das Mädchen, dessen Name sie nicht kannte, und zog als Beweis eine halb leere Schachtel Malboro aus der Tasche ihrer Lederjacke. Auch die anderen lehnten dankend ab.
»Ashley, du wirst nicht glauben, was passiert ist!«, brach schließlich Holly das Eis und ließ sich auf den Schoß des Mädchens, das offenbar Ashley hieß, plumpsen.
Es schien Ashley wenig auszumachen. Sofort schenkte sie der Kleinen ihre ganze Aufmerksamkeit.
Clara kam sich fehl am Platz vor. Wie sie da vor den Leuten stand und rauchte. Ihre Anwesenheit war nicht von Bedeutung. In ihrem Kopf bildete sich schon der Satz. „Ich geh dann mal. Euch noch viel Spaß.“
Doch noch bevor sie die Worte aussprechen konnte, wurde sie aus ihren Gedanken gerissen.
»Wohnst du hier?«, fragte der Junge, der sie zuerst begrüßt hatte.
Clara nickte. »Und du?«
»Bin erst vor 2 Monaten her gezogen, aber ja.«
Sie nickte wieder, verständnisvoll.
»Ich heiße übrigens Kyle.«
»Hey.«
Und Kyle sagte:»Hey.«
Dann lächelte er. Und Clara bemühte sich, zurückzulächeln.
»Na dann, ich gehe mal. Viel Spaß euch noch!«
Mit diesen Worten drehte sich Clara auf dem Absatz um und wäre beinahe losgerannt, hätte Kyle sie nicht aufgehalten.
»Lust, mal mit uns in den Park zu gehen?«
Sie überlegte nicht lange:»Mal schauen.«
»Nächste Woche Samstag treffen wir uns um 10 im Orangeriepark. Wäre schön, wenn du kommst.« - »Mhm.«
»Mach's gut!«, rief Kyle.
»Ja, ihr auch.«
Dann ging Clara. Sie schaute nicht, ob sich noch jemanden der Truppe nach ihr umsah. Ehrlich gesagt war es ihr auch egal. „Wäre schön, wenn du kommst.“ Wohl kaum, murmelte sie in sich hinein und eilte nach Hause.

 

Hallo InkBird,
deine Geschichte ist ja im Zuge der zahlreichen Veröffentlichungen der letzten Tage schnell untergegangen, ohne auch nur einen einzigen Kommentar abzubekommen - das will ich jetzt ändern ;)

Du schriebst unter deiner ersten Geschichte hier, dass du in der Regel nur Liebesgeschichten zwischen Mädchen oder Jungs schreibst, aber nicht zwischen Mädchen und Junge - in diesem Sinne ist dieser Text anscheinend mal etwas Neues für dich, sehr schön.

Ich kann dir direkt sagen, dass du ein Gefühl für Wörter hast und dein Schreibstil weitestgehend flüssig und gut lesbar ist.

Im Vorbeigehen angelte sie sich den Hoodie, den sie gestern schon getragen hatte,
nur gestern? Stimmungstechnisch würde hier ein "die letzten Tage schon" besser passen, gerade bei einem Hoodie ist es ja nicht unüblich, dass man den öfter als ein mal anzieht.

Sie hatte keine Lust, jetzt etwas großartig Tolles mit ihnen anzustellen,
Das brauchst du eigentlich nicht nochmal erwähnen, es reicht ja, dass man weiß, dass sie sich einen schlampigen Dutt bindet. Da kann sich der Leser schon denken, dass sie keine Lust auf was besonderes hat, sondern dass sie einfach nur die Haare aus dem Gesicht haben will.

Man konnte die Reste des weißen Eddings erahnen, mit dem sie Namen und kurze Sprüche auf den Stoff gekritzelt hatte; doch das war schon etwas her.
Auch wenn ich den Nachsatz nicht so ganz glücklich finde, hat mir der Satz an sich gefallen. Hier wird deutlich, dass es mal eine Zeit gab, als sie noch Spaß mit ihren Freundinnen und Freunden hatte, eine Zeit, in der sie lebhaft war und das Haus gerne verlassen hat - und das alles, ohne dass du es dem Leser sagst, du zeigst es einfach mit diesen Schuhen. Sehr gut.

Wie dem auch sei, Clara dachte zu lange darüber nach und da war die Dame schon weg.
Es hat mich gewundert, dass sie der Frau überhaupt so viele Gedanken widmet, das passt irgendwie nicht zu ihrer "null bock und null interesse" Haltung.

Wie graue Riesen erhoben sich die Häuser um Clara herum und ließen es, wie ein Gefängnis wirken.
Kein Komma

Rap dröhnte durch das metallene, verrostete Tor. Linkin Park, erkannte Clara die Band.
Mit Rap würde ich nicht in erster Linie Linkin Park verbinden, auch wenn die durchaus auch mal in ihren Liedern rappen. Ich würde vorschlagen, dass du die Genrebezeichnung einfach direkt weglässt und nur die Band nennst. Wer sie kennt, hat dann sofort das richtige atmosphärische Gefühl, wer sie nicht kennt, hat mir der Bezeichnung "Rap" aber definitiv das falsche atmosphärische Gefühl. Dann lieber keins als so eins.

Seitdem sie aus dem Krankenhaus entlassen worden war,
Hier würde ich mir wünschen, dass du später nochmal deutlicher machst, weshalb sie jetzt im Krankenhaus war. Wegen einer Depression kommt man ja normalerweise nicht ins Krankenhaus, oder? Hat sie sich selbst verletzt, so stark, dass sie ins Krankenhaus musste? Oder hat sie noch eine andere Erkrankung, und ist evtl auch erst dadurch depressiv geworden?

Insgeheim hoffte sie, dass das Mädchen etwas mit ihr reden würde. Einfach etwas Ablenkung.
Wieso sollte sie mit einer Fremden reden wollen, aber nicht mit ihrer besten Freundin? Warum will sie auf einmal Ablenkung?

»Die stand hier rum!«, plärrte sie zurück.
"plärren" tun in der Regel nur Babys und Kleinkinder, keine Teenager. Plärren bedeutet auch eher sowas wie "lange und quängelnd weinen" - also eher unpassend an dieser Stelle.

So, und spätestens ab jetzt wird es unrealistisch.
Du zeichnest am Anfang noch recht authentisch ein Mädchen, das unter Depressionen leidet und sogar ihrer besten Freundin absagt, weil sie allein sein will.
Dann trifft sie auf wildfremde Leute und freut sich plötzlich über diese "brillante Gelegenheit", sich abzulenken? Das passt einfach nicht zusammen.
Dann stellt sie sich da zugegeben ziemlich dämlich an, wie sie so socially awkward mit denen umgeht, haut dann ab, und obwohl sie denen keinen einzigen Grund gegeben hat, sie zu mögen oder sympatisch zu finden, laden die sie ein, sich mit denen zu treffen. Wieso tun sie das? Was ist an der so besonders und so toll, dass man unbedingt mit der befreundet sein muss?
Irgendwie wird mir da die Motivation nicht klar. Natürlich, sie könnten auch einfach nett sein, aber das ist mir dann doch "zu nett".
Auch dass der Kyle irgendwie auf sie zu stehen scheint, erschließt sich mir nicht richtig. Sie kommt da in ihrem alten Hoodie mit schlampigem Dutt und ungeschminkt an, und er steht total auf sie, ohne ihren Charakter zu kennen. Da hab ich das Gefühl, dass der einzige Grund, warum er sie einlädt, halt der ist, dass sie ein Mädchen ist, und die Gruppe mädchentechnisch in der Unterzahl ist, vor allem wenn die zwei, die da sind, dann auch noch ein Paar sind ;)

Du merkst, das Ende sagt mir nicht so wirklich zu. Ich denke, die Geschichte würde besser funktionieren, wenn du dich für eine Option entscheidest:
a) Sie hat Depressionen und das ist auch der Fokus der Geschichte. Sie trifft auf die Leute im Park, taut vielleicht kurz auf und zieht sich dann zurück in ihr Schneckenhaus. Dann aber ohne einen Kyle, der auf sie steht und ohne das Bemühen der Gruppe, sie sofort zu integrieren, ohne sie überhaupt zu kennen.
oder b) sie hat keine Depressionen, ist höchstens ein bisschen unsicher im Umgang mit anderen/fremden Menschen und vielleicht neu hinzugezogen. Sie kennt keinen und trifft dann auf diese Gruppe. Dann wäre die Geschichte allerdings hier noch nicht zu Ende, sondern geht erst da richtig los, wo du hier aufhörst, und beschreibt dann die beginnende Freundschaft zwischen Clara und der Gruppe.

So - das ist meine bescheidene Meinung zu dem Thema ;)

Handwerklich bist du auf nem guten Weg, inhaltlich brauch ich da noch mehr Stringenz.
Liebe Grüße,
Sommerdieb

 

Tagchen Sommerdieb

Ach Herrje, ich habe gerade die ganze Antwort gelöscht... Nun gut, zuerst ein mal danke ich dir für die Kritik. Ich werde deine Vorschläge bei meinen folgenden Texten zu beachten. (:

Ich lese meine Geschichten zwar Korrektur vor der Veröffentlichung, doch leider schleichen sich da dennoch Fehler ein, wie das eine Komma, wo gar keins hingehört hätte. (Das ist mir eben erst aufgefallen..)

Da meine letzte Kurzgeschichte ja arg lang und auch langatmig war, wollte ich dieses Mal etwas kürzer halten. Eigentlich hatte sich die Geschichte in meinem Kopf und auch in dem "Plotdokument" weitergespinnt. Kyle und Clara wären nicht zusammen gekommen, aber Kyle hätte sicher eine gewisse Sympathie für Clara empfunden. Ich wollte Clara generell mit niemandem zusammen kommen lassen, da Freundschaften schon kompliziert genug sind. ^^*

Clara habe ich an sich als Charakter - muss ich gestehen - zu wenig durchdacht. Sie wirkt wohl relativ unstimmig auf den Lesenden.

Meine Intention hinter Kyle's "Magst du nicht mitkommen?" war zu zeigen, dass er ein sehr offener Mensch ist, bzw. die Gruppe an sich sehr offen ist. Und die "Mädchenminderheit" ist auch ein Grund. ^^ Allerdings kann ich deine Argumente nachvollziehen und werde das berücksichtigen.

Ich danke dir!
-Birdy

 

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