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Chronologie eines Erfolges

Beitritt
22.11.2005
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Chronologie eines Erfolges

Holger Hinkelkin war wahrhaftig ein Mann von Welt: Nicht eine Kulturveranstaltung hatte er in diesem Sommer versäumt. Natürlich immer in Begleitung seiner wunderschönen, 10 Jahre jüngeren Frau Domenike. Eine Archäologin, die er bei einer seiner zahlreichen Expeditionen in Malaysia kennen gelernt hatte. Wenn die Veranstaltungen nicht zu langweilig waren, konnte man sie auch mit ihren reizenden Kindern Pavel (ein Adoptivkind aus Rumänien), Gret und Sven Adenik sehen. Auch wenn die kleine Gret und der kleine Sven Adenik bereits Bühnenerfahrung besaßen, konnten sie doch noch nicht so lange still sitzen. Kinder halt.
Nach den Veranstaltungen lachte man bei einem Glas Wein ein Stündchen mit der Dorfelite. Jeder war herzlich eingeladen. Als erster Vorsitzender des hiesigen Kulturvereins gehörte dies zu einer seiner vielen aber durchaus angenehmen Pflichten.
Obwohl er es sich daheim gerne mit einem Glas Rotwein und klassischer Musik gemütlich machte, verstand er es sehr wohl auch beim wöchentlichen Kegelclubtreffen zünftig einen zu heben, wobei er seine Kegelfreunde in regelmäßigen Abständen gewinnen ließ. Ähnlich wie er es mit seinen Kindern beim Halma arrangierte.
Holger Hinkelkin war Architekt. Spezialisiert auf gemeinnützige Gebäude. Durch sein virtuoses Klavierspiel verzückte er seine Frau immer wieder aufs neue, verstand es aber auch beim Zelten mit den Kindern die Gitarrensaiten zu zupfen, die Klarinette in seiner Jazzband zu blasen oder die Orgel während den Hochämtern zu bedienen. Ja: Holger Hinkelkin verstand es alle Register zu ziehen.
Er hatte ein Patenkinder in Papua – Neuguinea, Venezuela, Indien und setzt sich zusammen mit seiner Frau für die Erhaltung des Regenwaldes ein. Seine monatlichen Feiern sind sehr beliebt, wobei hier auch schon einmal über die Stränge geschlagen wird und auch seine Kolumne in "der Zeit“ erfreut sich nicht nur lokaler Lorbeeren.
Aber eines hatte Holger Hinkelkin in seinem ereignisreichem und spannendem Leben noch nicht erreicht:
Er war noch nie nackt gewesen.

 

Hallo Aris,

entweder ist es zu spät am Abend und ich habe nicht mehr alle Kanäle offen oder es wird morgen auch noch so sein, dass ich etwas fragend vor deinem Text sitze.
Du erzählst von einem Menschen, dem die öffentliche Meinung sehr wichtig ist und reihst die Aktionen, die damit verbunden sind, auf.
Dann kommt so etwas wie eine Pointe oder Auflösung im letzten Satz, die ich einfach nicht verstehe. Inhaltlich kann ich dazu nicht mehr sagen: Ich sehe die Satire nicht, da es wirklich genügend solche Typen real auch gibt.

Was du dir unbedingt angewöhnen solltest:

Gret und Sven - Adenik sehen.
Da ich den Namen Adenik nicht kenne, habe ich herumgerätselt, was das mit dem Gedankenstrich soll. Dabei ist das ein Doppelname :shy: .
Also bitte die Leerzeichen weg, das hast du in einer deiner anderen Geschichte auch nochmal so.

Netter Gruß
bernadette

 

Hm, es ist zwar mitten am Tag, aber ich kann bernadette da nur zustimmen: Hier ist ein Typ, der alles kann und alles hat! Ist ja auch alles wunderbar aufgelistet, aber mir verschließt sich der Satire-Effekt völlig! Wem oder was willst Du denn hier einen Spiegel vorsetzen?

Gruß
Leser1000

 

Hallo ihr beiden
Der letzte Satz bietet euch Platz für Spekulationen: Was dieser Erfolgreiche Mensch für seinen Erfolg und sein Ansehen opfern musste, oder auf was er verzichten muss. Nacktheit wird in der Regel mit kindlicher Leichtigkeit assoziiert. Diese haben die hier beschriebenen Menschen, von denen es, wie bernadette anmerkt, freilich auch real sehr viele gibt, meiner Meinung nach verloren. Und es sind genau diese Menschen denen ich einen Spiegel vorhalten möchte. Spöttisch-tadelnd finde ich meine KG schon, muss aber zugeben, dass es sich um eine recht seichte Satire handelt. Vielleicht könnte ich den Effekt des letzten Satzes verdeutlichen. Ratschläge sind hier sehr willkommen.

Gruß
Aris Rosentrehter

 

Hallo Aris,

was mir an deinem Text vor allem auffiel, waren die vielen fehlenden Kommas, da die Sätze dadurch nicht gegliedert waren und sich schlecht lesen ließen.
Ein bisschen übertrieben ist es ja, was Holger Hinkelkin alles kann, aber das darf in einer Satire ja auch sein.
Der letzte Satz soll wohl andeuten, dass dein Prot eigentlich nie er selbst war, trotz eines erfolgreichen Lebens, dass es Masken sind, die er sich für diesen Erfolg zugelegt hat, dass er noch nie auf den Schutz durch Leistung verzichtet hat. Nicht er, sondern sein Erfolg, seine politische Korrektheit sind es, für die man ihn liebt.
Ob "nackt" dafür ein gelungenes Bild in diesem Kontext ist, wage ich zu bezweifeln, legt es doch nahe, dass er auch seine beiden Kinder angezogen gezeugt hat.

Auch ich sehe das satirische Moment in der Geschichte nicht, trotz der Charakterüberspitzung. Dazu fehlt mir vielleicht der Gegenpart. Es ist ja nicht schlimm, wie dein Prot seinen Erfolg erringt, eher ein gesellschaftlich sanktionierter Weg, zu dem ich mir schlechtere vorstellen könnte. Es ist nochnicht einmal leer, wie er ihn erzielt, nur, dass er eben offensichtlich noch nie Not gelitten hat. Aber ist es zu verurteilen, wenn er trotzdem vesucht, sie lindern zu helfen?

Was kritisierst du gesellschaftlich?

Lieben Gruß, sim

 

Hallo sim

Danke für die Hinweise. Könntest du dir die Mühe machen und mir auflisten wo du Kommas angebracht fändest?

Ich kritisiere in erster Linie die Reinheit seiner Seele. Mein Prot hat es nie geschafft sich seinen Mitmenschen zu öffnen und mit ihnen zu sein. Sie sind nur Sprossen auf seiner Kariereleiter. Ich schreibe von Menschen, deren Altruismus nur in der Öffentlichkeit stark ist. Sei gehen an Bettlern vorbei wenn grad niemand hinsieht und wenn jemand hinsieht wedeln sie mit der Brieftasche und und gestallten es als Zeremonie. Das finde ich schon verwerflich.

Gruß
Aris Rosentrehter

 

Sei gehen an Bettlern vorbei wenn grad niemand hinsieht und wenn jemand hinsieht wedeln sie mit der Brieftasche und und gestallten es als Zeremonie. Das finde ich schon verwerflich.

Aber das ist doch gang und gebe und daher für mich in dieser Ausführung keine Satire.

 

Könntest du dir die Mühe machen und mir auflisten wo du Kommas angebracht fändest
nicht nur das. ;)
Als erster Vorsitzender des hiesigen Kulturvereins gehörte dies zu einer seiner vielen aber durchaus angenehmen Pflichten.
Der Satz ist falsch. Für ihn als ersten Vorsitzenden des hiesigen Kulturvereins gehörte dies zu seinen vielen, aber durchaus angenehmen, Pflichten. <-- Die Kommas sind optional und dienen nur der Übersicht der Satzgliederung.
Als erster Vorsitzender des Kulturvereins, kann er etwas anordnen, er kann Pflichten "haben", aber in deiner Version stehen Subjekt und Objekt im falschen Verhältnis.
verstand er es sehr wohl, auch beim wöchentlichen Kegelclubtreffen zünftig einen zu heben, wobei er seine Kegelfreunde in regelmäßigen Abständen gewinnen ließ.
Er lässt sie also dabei gewinnen, einen zu heben? Das drückt dein Satz jedenfalls aus. Oder lässt er sie beim Kegeln gewinnen? Das drückt dein Satz nicht aus.
Ähnlich wie er es mit seinen Kindern beim Halma arrangierte.
Komma nach "Ähnlich"
Durch sein virtuoses Klavierspiel verzückte er seine Frau immer wieder aufs neue, verstand es aber auch beim Zelten mit den Kindern die Gitarrensaiten zu zupfen
- aufs Neue
- Durch das fehlende Subjekt im zweiten Satzteil verstand er es, durch sein virtuoses Klavierspiel mit den Kindern die Gitarrensaiten zu zupfen.
- Komma zwischen "auch" und "beim"
oder die Orgel während den Hochämtern zu bedienen
Genitiv: während der Hochämter
Holger Hinkelkin verstand es alle Register zu ziehen
verstand es, alle
Er hatte ein Patenkinder in Papua - Neuguinea
entweder hatte er Patenkinder oder ein Patenkind in Papua-Neuguinea (ohne Leerzeichen)

Ich kritisiere in erster Linie die Reinheit seiner Seele.
Da frage ich mich natürlich, was an einer reinen Seele zu kritisieren ist.
Mein Prot hat es nie geschafft sich seinen Mitmenschen zu öffnen und mit ihnen zu sein.
Du verstehst den Begriff also anders als ich. Für mich gehört Offenheit den Mitmenschen gegenüber unbedingt zur reinen Seele.
Ich schreibe von Menschen, deren Altruismus nur in der Öffentlichkeit stark ist. Sei gehen an Bettlern vorbei wenn grad niemand hinsieht und wenn jemand hinsieht wedeln sie mit der Brieftasche und und gestallten es als Zeremonie.
Um das zu erkennen, müssten wir schon hellsehen können, denn davon schreibst du nichts in deiner Geschichte. Du erhältst selber die Fassade aufrecht, stellst deinen Prot textintern einer solchen Situation gar nicht gegenüber.
Außerdem beschreibst du deinen Prot nicht als Altruist. Es geht ihm ja anscheinend gut, sonst könnte er sich das alles nicht leisten.

Lieben Gruß, sim

 
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Hallo -

ich muss den Vorrednern widersprechen. Ich finde den Text absolut gelungen. Der Schlusssatz ist ein Volltreffer :thumbsup: !!!

Psychologen würden sagen, hier haben wir einen Mann, der nur aus seiner 'Persona' besteht, also aus seinem nach außen gerichteten Selbst, das sich chameleonartig der jeweiligen Umgebung anpasst; ob das verwerflich ist, ist eine Frage, aber auf jeden Fall ist es traurig, - und das sagt der letzte Satz: Wenn alle Beziehung "Leistung" ist, ein Theaterspiel, ist eines nicht möglich: Intimität. Nie nackt gewesen zu sein - heißt: die absolute Einsamkeit.

Sprachlich wohl wenig eine Satire, inhaltlich aber durchaus ein Stich: Vermutlich merken die Marionetten noch nicht einmal, wie sie emotional verarmen, während sie Macht und Geld hinterherlaufen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo

Und danke. Da mach ich hier doch gleich mal einen Flic Flac! So wie du es interpretierst, sollte es auch rüberkommen.
Und sim: Danke für die Mühe. Ich werde die Stellen verbessern. Und ich bemängele natürlich die fehlende Reinheit seiner Seele. Wort vergessen!
Und dass er seine "Freunde" beim saufen gewinnen läßt, finde ich witzig. Das laß ich so stehen.

Gruß
Aris Rosentrehter

 

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