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Chris
Wahre Freundschaft hält ein Leben lang. Ich kann nicht behaupten, jemals viele Freunde gehabt zu haben. Ich brauchte auch nie welche. Wenn es so etwas wie einen gesellschaftlichen Außenseiter gab, war ich vermutlich einer. Schon in der Schule hatte ich mich in den Pausen immer alleine irgendwo rumgedrückt, mein Butterbrot gekaut und mich von allen distanziert. Ich saß da oft auf einer Treppe im Schulhof und beobachtete die anderen Schulkinder. Fröhliche, lachende Gesichter, die herumliefen und Ball spielten. Gruppen von Gleichgesinnten, die ihre Pausenbrote austauschten und sich gegenseitig von den neuesten Zeichentrickserien im Fernsehen erzählten. Mädchen mit langem, im Sonnenlicht glänzenden Haar, in denen rosa Maschen oder Spangen steckten.
Ich sah ihnen allen zu und fragte mich, worüber sie sich so freuten. Offensichtlich gab es etwas, worauf es sich zu warten lohnte. Sie wussten etwas, was sich mir nicht erschloss. Dennoch stand ich über ihnen. Sie ignorierten mich großteils und es gab nichts, wofür ich ihnen dankbarer hätte sein können.
Natürlich gab es auch Komplikationen. Durch meine Distanz den anderen gegenüber wurde bald jeder auf mich aufmerksam. Auch noch als ich in die Oberstufe kam. Sie bedachten mich auf dem Gang mit seltsamen Blicken und ich spürte ihre Unsicherheit, sobald ich in ihrer Nähe auftauchte. Als ich eines Tages nach der Schule Heim ging, passten mich vier Typen aus der Parallelklasse ab. Sie hatten sich Stöcke besorgt, die sie mir drohend vors Gesicht hielten. Ich wusste, dass es keinen Sinn hatte darüber zu reden und dass ich das, was kommen würde, auf keinen Fall verhindern konnte. Also ließ ich sie gewähren. Die Hiebe trafen mich auf den Armen, Schultern, Händen, im Gesicht und einer der letzten Schläge zielte auf meine Hoden. Ich blieb die ganze Zeit über auf dem Boden liegen, auch nachdem sie sich verzogen hatten. Ich blutete aus einer Wunde über meinem Auge und fragte mich, ob sie sich, nachdem sie es mir gezeigt hatten, nun besser fühlten. Sicher würden sie noch stundenlang darüber reden, wie sich mich fertig gemacht hatten. Ich konnte sie hören, wie sie damit prahlten, diesem elenden Freak eine Lektion verpasst zu haben. Sie mussten mich verprügeln, weil sie mich auf keine andere Weise aus ihren Gedanken verbannen konnten. Besiegt hatten sie mich nicht. Schließlich stand ich auf und ging nach Hause.
Das war nicht das letzte Mal, dass ich Prügel kassierte. Immer schien es irgendjemanden zu geben, der es auf mich abgesehen hatte. Offensichtlich kamen die wenigsten mit meiner Existenz zurecht und suchten nach einem Weg, mich dies spüren zu lassen. Kam ich damit zurecht? Ich schätze, es war mir egal. Irgendwann hatte ich aufgehört, mir Gedanken über andere zu machen. Ich lebte in meiner eigenen Welt und verbrachte nur wenig Zeit damit an meine Umwelt und das, was sich darin abspielte, zu denken. Keiner von ihnen konnte mich verstehen und ich legte auch keinen Wert darauf. Sie konnten mir mit ihren weißen Zähnen, ihren tollen Mopeds, ihren großartigen Weihnachtsgeschenken, ihren hübschen Freundinnen, ihren ersten Zungenküssen, ihren tollen Geburtstagsfesten, ihren vorbildlichen Eltern, ihrer makellosen Haut, ihren schönen Körpern, ihren viel versprechenden Zukunftsaussichten und ihrem Geld auf der Bank gestohlen bleiben. Ich spielte in einer anderen Liga.
Als ich mit der Schule fertig war, verließ ich die Wohnung meiner Eltern. Ich hatte ihnen nicht viel zu sagen und sie waren offensichtlich froh darüber, dass sie mich los waren. Geschwister hatte ich keine. Möglicherweise hatten meine Eltern, nachdem sie gemerkt hatten, wie ich mit entwickelt hatte, Angst bekommen, einen zweiten Freak großzuziehen und demnach beschlossen, es bei einem Einzelkind bewenden zu lassen. Das war das größte Geschenk meiner Eltern an mich gewesen. Ich packte meine paar Habseligkeiten und verließ meine Eltern. Ich weiß noch, dass sie mir beim Abschied nachgesehen hatten, Hand in Hand. Ich ging die Straße entlang, mit meiner Sporttasche, und spürte direkt, wie sie sich hinter meinem Rücken erleichtert umarmten. Ich war sie auf jeden Fall los. Ein für alle mal.
Ich erfuhr, daß ich ein wenig Geld auf der Bank hatte. Nicht, dass ich es selber gespart hätte. Irgendwelche Tanten und Onkel hatten mir zu diversen Anlässen Geld geschickt. Lustigerweise kannte ich die wenigsten. Vermutlich hätte ich niemals auch nur einen Groschen erhalten, hätten sie mich je kennen gelernt. Meine Eltern hatten dieses Geld auf ein Konto eingezahlt und mir das Sparbuch am Tag meiner Abreise wortlos in die Hand gedrückt. Ich steckte es ein und machte mich, wie gesagt, davon.
Die nächsten Jahre verliefen für mich eher ereignislos. Ich besorgte mir eine Ein-Zimmer Wohnung und verkroch mich die größte Zeit innerhalb meiner vier Wände. Durch Zufall hatte ich einen Job als Nachtwächter in einem Bürogebäude bekommen und konnte mir auf diese Weise ein wenig Geld dazuverdienen. Für Miete, Strom und etwas zu essen reichte es allemal. Und ich war nachts für mich, ohne dass mir jemand in die Quere kam oder mich nerven konnte. Überhaupt hatte ich mich in den vergangenen Monaten immer mehr zurückgezogen. Menschen gaben mir nichts. Ich war zwar noch nicht soweit dass ich sie verabscheute, aber ihre Gegenwart machte mich zittrig und ich konnte es kaum erwarten, wieder alleine zu sein.
Ich dachte hie und da an Frauen. Ich hatte noch nie Sex gehabt, aber allein vom Gedanken, mit einer Frau auf Tuchfühlung zu gehen, ihre nackte Haut an meiner zu spüren, ihre Säfte mit den meinen zu vermischen, wurde mir schlecht. Nein, Frauen würde es in meinem Leben nicht geben. Ich hatte weder das Bedürfnis, mein Leben mit jemandem zu teilen, noch Kinder in die Welt zu setzen. Ich wollte mit niemandem über meine Probleme reden und auch nicht ein Ohr über die Probleme des Partners abgequatscht bekommen. Alles, was ich wollte, befand sich in meinem kleinen Zimmer. Ich hatte ein Bett, einen Tisch, einen Sessel, einen kleinen Schrank und ein Fenster, durch das ich frische Luft hereinlassen konnte. Bad und Klo befanden sich am Gang. Gelegentlich machte ich mir auf einer kleinen Kochplatte etwas zu essen und setze mich dann zum Essen an den Tisch. Einen Fernseher oder ein Radio besaß ich nicht. Der Lärm, den diese Geräte verursachten, bereitete mir Kopfschmerzen. Es interessierte mich nicht, was es für Nachrichten aus aller Welt gab. Wer die Hitparaden mit welchem Song stürmte. Welche neuen Filme in den Kinos liefen. Ich ging abends von meiner Wohnung in das Bürogebäude um meinen Nachtdienst anzutreten und in der Früh wieder nach Hause. Das war mein Leben.
Eines Tages, ich saß gerade mit einem Glas Milch an meinem Tisch, begann mein Zimmer zu wackeln. Ich sah mich um. Alles vibrierte. Ich stand auf, ging zum Fenster und sah auf die Straße runter. Menschen liefen kreischend herum und hielten sich die Hände schützend über den Kopf. Einige Autoalarmanlagen begannen zu quietschen und Blumentöpfe knallten von Fenstersimsen auf den Gehsteig. Es war kein starkes Erdbeben. Genauso schnell wie es gekommen war, war es auch schon wieder vorbei. Als ich mich umdrehte sah ich, dass mein Glas auf den Boden gefallen und zerbrochen war. Ich ging zum Tisch und sammelte die Scherben auf. Eine größere rutschte mir aus den Fingern und ich holte mir einen tiefen Schnitt im Daumen. Ich ließ die Scherben fallen, setzte mich auf den Stuhl und beobachtete die Wunde an meinem Daumen. Dunkelrot tröpfelte Blut aus der Wunde und rann meinen Daumen hinab. Mit Daumen und Zeigefinger der anderen Hand hielt ich die Wunde auseinander um hineinzusehen. Sobald der Blutfluss zu stoppen schien, riss ich die zwei Finger auseinander und es begann wieder zu bluten. Ich weiß nicht mehr, wie lange ich da gesessen und meinem Blut dabei zugesehen habe, wie es fließt. Irgendwann war ich am Tisch eingeschlafen.
Mein Leben ging weiter. Ein Tag nach dem anderen ging vorbei und brachte mich unweigerlich dem Tag meines Todes näher. Ich glaube, dass sich niemand wirklich Gedanken über diese Tatsache macht. Menschen freuen sich auf ihren Urlaub nächstes Jahr oder ihre Pension in 15 Jahren. Keiner verschwendet einen Gedanken daran, dass sie zu diesem Zeitpunkt beträchtlich älter geworden sind und somit dem Tod näher. Ich dachte oft über den Tod nach. Nicht auf eine ängstliche Art und Weise. Vielmehr versuchte ich mir auszumalen, wie es mich erwischen würde und natürlich auch wann. Wer konnte das schon wissen? Menschen verdrängen die Tatsache, dass sie eines Tages sterben werden gerne. Wenn ich nach einem Nachtdienst nach Hause wankte, fragte ich mich oft, ob dies mein letzter Tag sein würde. So kreisten meine Gedanken irgendwann nur mehr um dieses eine Thema. Tagein, tagaus, Woche um Woche, Monat um Monat, Jahr um Jahr.
Irgendwann trat Chris in mein Leben. Er machte mit mir gemeinsam die Nachtdienste und ich hielt ihn anfangs für genauso unnötig wie andere Menschen. Doch Chris war anders. Er redete fast nichts und schien genauso die ganze Zeit über seinen Gedanken nachzuhängen wie ich. Er war ein sehr angenehmer Zeitgenosse. Ich war überrascht, dass es jemand geschafft hatte, dass ich diese Meinung von ihm hatte. Überhaupt schien er mir in so manchen Sachen sehr ähnlich zu sein. Es handelte sich bei ihm jedoch nicht um einen unsichtbaren Freund, falls das jetzt der eine oder andere denkt. Nein, Chris war nicht Harvey der Hase oder Tyler Durden, Chris war real, man konnte ihn anfassen. Schließlich war ich ja nicht verrückt oder so.
Eines Tages bemerkte ich eine Narbe an ihm. Beim folgenden Gespräch erzählte er mir, dass er sich an einer Scherbe geschnitten hatte. Ich erinnerte mich an das Erdbeben vor einigen Jahren und erzählte ihm davon. Er hatte es auch miterlebt. Wir redeten stundenlang über Schnittwunden und Verletzungen, steigerten uns regelrecht hinein. Am Morgen torkelte ich erschöpft, aber auf eine seltsame zufriedene Art und Weise nach Hause und schlief zum ersten Mal seit Jahren friedlich ein.
Schließlich begann ich mich zu verstümmeln. Ich hatte mir ein Rasiermesser gekauft, mit dem ich mir anfangs in die Unterarme schnitt und dann zusah, wie das Blut auf der Tischplatte zu Mustern zusammenlief. Ich schnitt mir in die Haut zwischen meinen Fingern. Obwohl es nur kleine Schnitte waren, bluteten sie sehr stark und taten höllisch weh. Aber der Schmerz hielt mich irgendwie wach, ich fühlte mich dadurch lebendig. Wenn ich mich schnitt hatte ich das Gefühl, dass alles noch einen Sinn hatte. Dass ich weitermachen musste. Irgendwann ging ich dazu über mir Schnitte in die Brust und auf die Oberschenkel zuzufügen. Ich zog mit der Spitze des Rasiermessers die Linien meiner Brustwarzenhöfe nach und sah dem Blut dabei zu, wie es sich seinen Weg nach unten bahnte. Mein Körper wurde mit der Zeit eine Ansammlung von Narben. Zwischen den Fingern hatte ich bereits eine harte Schorfschicht, da ich die Wunden jedes Mal neu aufschnitt oder aufriss, sobald sie zu verheilen schienen. Dass es zu keiner Infektion kam, verdanke ich einem Desinfektionsmittel, dass ich in ausreichenden Mengen gekauft und in meinem Schrank gelagert hatte. Das Rasiermesser kochte ich nach jeder meiner Sessions, wie ich sie nannte, in einem kleinen Topf auf meiner Herdplatte. Ich hatte mir auch ein Lederband besorgt, mit dessen Hilfe ich das Rasiermesser scharf hielt. Man brauchte ein wenig Übung dafür, doch nach einigen Wochen hatte ich den Bogen raus.
Chris schienen meine Wunden zwar aufzufallen, er sagte aber nie ein Wort. In den folgenden Wochen schienen wir immer mehr zusammenzuwachsen. Unsere Freundschaft wuchs auf eine Art, die ich nie für möglich gehalten hätte. Er schien mich zu verstehen, ohne dass wir viel miteinander reden mussten. Es war kein sexuelles Ding zwischen uns, eher eine Seelenverwandschaft. Ich merkte, wie ihn meine Verletzungen nachdenklich stimmten, einige Male hatte ich auch das Gefühl, dass er mich davon abhalten wollte. Aber er sprach mich nie darauf an. So vergingen einige Monate, in denen ich mein Leben zum ersten Mal in meinem Leben als halbwegs harmonisch bezeichnen konnte.
Die Wende kam, als Chris begann, sich immer mehr von mir zu distanzieren. Ich hatte natürlich nicht aufgehört mir Wunden zuzufügen. Einmal hatte ich mir so tief in die Armbeuge geschnitten, dass ich eine Vene erwischt hatte. Das Blut spritze mit jedem Herzschlag aus dem Schnitt, hellrot und lebendig. Der Anblick beeindruckte mich massiv. Nachdem ich eine Menge Blut verloren hatte und mich schon langsam benommen fühlte, schnappte ich mir schließlich eine Mullbinde und presste sie lange gegen den Schnitt. Ich saß noch einige Stunden auf meinem Stuhl, mir war schwindlig, aber ich fühlte mich großartig. Ich wickelte einen Verband um die Binde und legte mich aufs Bett, wo ich rasch einschlief.
Chris schien zu merken, was ich da trieb. Er war mittlerweile mein bester und einziger Freund. Offensichtlich hatte er das Gefühl mich vor Schaden beschützen zu müssen, wusste aber nicht so recht wie er mir das mitteilen sollte, ohne mich vor den Kopf zu stoßen. Also tat er das einzige, wozu er in seiner Lage fähig war. Er verließ mich. Keine Nachtdienste mehr, kein Auf Wiedersehen, er verschwand einfach aus meinem Leben. Ich verfiel in Depressionen. Ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte. Hatte ich jahrelang ohne jemanden ausgeharrt, so schien mir ein Weiterleben ohne meinen Freund nun als sinnlos. Ich meldete mich krank und blieb so lange zu Hause, bis ich gekündigt wurde. Es war mir egal. Mittlerweile war meine Trauer über den Verlust meines Freundes dem Hass auf denselben gewichen. Ich verteufelte ihn dafür, dass er sich so mir nichts dir nichts aus dem Staub gemacht hatte. Ich ging nächtelang in meinem Zimmer auf und ab, das Rasiermesser in der Hand und fügte mir wahllos Schnitte zu. Der Boden war übersät von Blutflecken, frischen roten, sowie eingetrockneten dunkelbraunen. Das Kochen der Rasierklinge hatte ich mittlerweile aufgegeben, genauso wie den Kauf von Desinfektionsmittel. Einige Schnitte auf meiner Brust und meinen Unterarmen hatten bereits begonnen sich rot zu färben. Es würde zweifelsohne zu Infektionen kommen, aber das war mir egal. Ich sah keinen Sinn mehr darin, weiter zu machen. Ich verpasste mir Schnitte und kümmerte mich nicht darum, dass ich verbluten konnte. Aber dazu, den einzig richtigen, endgültigen, alles entscheidenden Schnitt anzubringen, konnte ich mich nicht durchringen. Offensichtlich hing ich noch zu sehr am Leben.
Eines Nachts, ich drehte wieder meine Runden in meinem Zimmer, tauchte Chris auf. Er fragte mich, ob alles in Ordnung sei und ich etwas bräuchte. Ich sah ihn nur an und war außer Stande etwas Sinnvolles zu sagen. Schließlich fragte ich ihn, warum er gegangen war. Er konnte mir keine Antwort geben. Ich drängte ihn in eine Ecke, er hatte das blutige Rasiermesser in meiner Hand entdeckt. Ich schrie ihn an, ich kreischte, ob er denn nicht wusste, was er mir angetan hat und fuchtelte mit dem Rasiermesser herum. Hie und da verpasste ich mir einen Hieb auf den Arm. Chris redete ruhig auf mich ein. Er sagte, dass er die Stadt verlassen müsse und nur Auf Wiedersehen sagen wollte, schließlich seien wir ja Freunde. Ich blieb stehen und ließ beide Arme an meiner Seite runterbaumeln. Blut tröpfelte aus einigen Schnitten. Mein Körper war mittlerweile furchtbar entstellt. Ich ballte schließlich beide Hände zu Fäusten und schrie ihn an, dass er nirgends hingehen würde. Als er sich aus dem Staub machen wollte, griff ich nach ihm und stach mit dem Rasiermesser zu. Der erste Schnitt war tief und fuhr zwischen Daumen und Zeigefinger. Er schrie laut auf und versuchte sich loszureißen. Ich hielt ihn fester, begann selber zu schreien wie am Spieß und säbelte den Daumen mit dem rostigen Rasiermesser ab. Ich bemerkte eine sichelmondförmige Narbe auf der Spitze, als ich den Daumen nahezu abgetrennt hatte. Schließlich löste er sich mit einem schmatzenden Geräusch und fiel zu Boden. Ich ließ das Rasiermesser fallen und hob den abgetrennten Daumen auf. Die Narbe schien mich anzugrinsen. Chris war erledigt. Er würde mich nun nicht mehr verlassen können. Ich schlurfte langsam zum Tisch und ließ mich schwerfällig auf dem Sessel nieder. Ich öffnete meine Hand erneut an und beobachtete Chris wie er dalag. Ruhig und friedlich. Mein bester Freund. Mein einziger Freund. Ich hatte ihn umgebracht. Nur auf diese Art hatte ich ihn daran hindern können, mich zu verlassen.
Ich spürte kaum die Mengen Blut, die ich aus dem Daumenstumpf meiner linken Hand verlor. Ich hatte nur Augen für meinen Freund. Der Boden unter mir färbte sich immer mehr dunkelrot und ein dumpfes Pochen machte sich sowohl in meiner Hand als auch in meinem Kopf bemerkbar. Ich begann zu Chris’ Leiche zu sprechen, ihn davon zu überzeugen, dass es das einzig Richtige gewesen war. Das wir von nun an zusammenbleiben würden. Er grinste mich mit seinem toten Sichelmondgrinsen an, als würde er mir zustimmen. Wie ein richtig guter Freund es tun würde.
Diese Freundschaft würde ein Leben lang halten.
Ich wusste es.