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Thema des Monats Chorgesang der Toten

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29.01.2010
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Chorgesang der Toten

Unsicheren Schrittes marschierte Karl Friedrich Klagefeld heimwärts. Betrunken war er nicht, doch stark angesäuselt, zumindest nach eigener Einschätzung. An diesem Abend war das Glas auf den Geburtstag einer Violinistin erhoben worden. Verstärkt durch den Alkohol, dem er nur gelegentlich zusprach, entlockte ihm der Gedanke daran ein Lachen.
Für seinen Aufenthalt als Gastdirigent hatte das Musikkonservatorium Lilienthal ihm ein Zimmer in der Pension „Villa Schwertlilie“ reserviert, malerisch in einer Parkanlage gelegen. Er näherte sich dem alten Friedhof, der auf der hinteren Seite nur durch einen Birkenhain vom Grundstück der Pension getrennt war. Stellte man sich vor der Friedhofsmauer auf die Zehenspitzen, konnte man die Grabsteine erblicken. Vor mehr als hundert Jahren war die geweihte Stätte durch eine neue am östlichen Ortsrand ersetzt worden. Da hier auch lokale Prominenz bestattet war, wurden die alten Gräber nicht aufgehoben und alsdann kümmerte sich niemand mehr darum.
Beim Anblick der Mauer verspürte Klagefeld unvermittelt Harndrang, was ihn verleitete, das zu tun, was er bei andern im nüchternen Zustand als verachtenswert empfunden hätte. Doch er fühlte sich im Recht, da der spontane Druck ihn drangsalierte. Zu dieser Zeit war auch niemand mehr unterwegs und im Licht des Mondes wäre er allenfalls nur als Silhouette vor der Mauer wahrnehmbar gewesen.
Das Plätschern animierte ihn zu flüchtigen Gedanken an Händels „Wassermusik“. Er lachte, doch es erstarb abrupt, da er dachte, etwas zu hören. Ich bin wohl doch besoffen, dass ich meine, im Wasserstrahl ein Durcheinander von Gesangstimmen herauszuhören. Mit dem Versiegen des Plätscherns nahm das Klanggemisch aber kein Ende. Gedämpft hörte er es, eindeutig mehrstimmig. Er schüttelte den Kopf, drückte die Zeigefinger fest auf beide Gehörgänge, damit diese unsinnigen Töne aufhörten. Erfolglos, nun hob sich gar eine Sopranstimme mit einem „Ave Maria“ hervor, gleich wieder durch verschiedene Liedtexte übertönt, vorgetragen von Tenören und Sopranen, einer Altstimme und einem Bass. Karl Friedrich wurde abwechselnd heiss und kalt. Bin ich verrückt oder träume ich? Kann es der Alkohol sein, der mich Stimmen vernehmen lässt? Soviel war es doch nicht? Gut, ich vertrage nicht allzu viel, aber gleich ein Wirrwarr an Stimmen zu hören, ist doch abwegig.
Erlösend kam ihm der Gedanke, hier übt ein Chor, jeder für sich allein, wie ein Orchester, das seine Instrumente einstimmt. Bei einem Chor ein abstruses Vorhaben, wer kommt da nur auf eine solch weinselige Idee? Es ist auch merkwürdig, auf einem alten Friedhofsgelände ein Übungslokal zu unterhalten, aber immerhin stört es hier niemanden. Er stellte sich auf die Zehenspitzen, um nach Licht in einem Fenster Ausschau zu halten. Es gab da jedoch kein Gebäude, einzig Grabsteine und drei vereinzelte Bäume, die er im schummrigen Licht ausmachen konnte. Aber die Laute kommen eindeutig von diesem Grundstück. Bin ich doch verrückt, oder stellt sich ein Tinnitus ein? Seine Heiterkeit, die ihn noch beflügelt hatte, verflog nun gänzlich. Angst beschlich ihn. Dies darf nicht sein, es wäre eine Katastrophe, das Ende meiner beruflichen Karriere! Als ob ein schwarzes Loch sich öffnete, stellte sich eine düstere Verstimmung ein, zwischen Zorn und Resignation schwankend. Es muss eine Erklärung geben, die Gesangstimmen bilde ich mir nicht ein!
Das alte Eisentor war nicht verschlossen, es öffnete sich mit dem kreischenden Ton von aufeinander reibendem Metall. Die Stimmen waren nur einen Moment verstummt und setzten in unveränderter Dissonanz wieder ein.
Kein Mensch war zu sehen, obwohl es gut ein Dutzend Stimmen sein mussten. Ungläubig trat er zwischen die Grabsteine, es klang so nah und doch gedämpft. «Zum Teufel, so geht das nicht!», rief er laut die Töne überschallend, überzeugt, ins Leere zu sprechen.
«Hallo, Herr Klagefeld», erklangen im Chor gemischte Stimmen.
Er wankte, zitterte vor Schreck, ein panisches Gefühl unterdrückend, welches aufzutreten drohte. Das ist kein Tinnitus, wenn ich klar sprechende Stimmen höre. So beruhigend dieser Umstand war, schauderte ihn die Tatsache, dass an diesem ungemütlichen Ort Geschöpfe zugegen waren, die ihn kannten. Wenngleich, an Geister glaubte er nicht.
Eine gespannte Ruhe war eingetreten, als ob er am Dirigentenpult stünde, das Orchester bereit zum Einsatz. Schleichend kam ihm der Verdacht, dass die Teilnehmer der feuchtfröhlichen Geburtstagsrunde vorausgeeilt wären, um ihm einen Streich zu spielen, und sich hinter Grabsteinen versteckt hielten. So schnell sein Gang es erlaubte, hastete er von Stein zu Stein, doch da war nichts. Sein aufgekeimtes Frohlocken fiel wieder in sich zusammen, die düsteren Gedanken noch stärker aufwühlend.
«Ich durchschaue das üble Spiel. Wo seid Ihr? Kommt hervor!» schrie er aufgebracht.»
«Möchten Sie das wirklich?», erklang eine gedämpfte Stimme. Schallendes Gelächter folgte, auch mit dieser unerklärlichen Dumpfheit, und verebbte nur langsam. «Wir sind die Bewohner von diesem Ort», dies war nun eine helle Frauenstimme.
Er versuchte sie zuzuordnen, doch sie kam ihm nicht bekannt vor. Sicher sind es Schüler des Konservatoriums, die aus Unfug harmlose Passanten erschrecken?
Klagefeld erstarrte, denn knapp vor sich nahm er eine Bewegung wahr. Der Erdboden wurde durch eine Knochenhand durchbrochen. Die Finger wippten ihm zuwinkend. Fassungslos starrte er darauf, rieb sich die Augen um die Halluzination zu vertreiben, doch es nutzte nichts. Die Beine gehorchten seinem Willen nicht, welcher reflexartig die Flucht die angeordnet hatte. Er stand wie im Boden verwurzelt, unfähig auch nur einen Schritt zu tun. Was geschieht mit mir? Sein Körper zitterte wie Espenlaub, während die Knochenhand sich langsam zurückzog.
«Wir freuen uns über Ihren Besuch, Herr Klagefeld. Seien Sie unser Gast.»
Die lähmende Angst erlaubte ihm keinen klaren Gedanken, er stand nur zitternd da, in Erwartung im nächsten Moment von schauerlichen Skeletten umringt zu werden. Ausgerechnet ihm, der nie an Übersinnliches geglaubt hatte, einzig für die Musik lebte, musste so etwas Abscheuliches widerfahren.
Die gespannte Ruhe, die nun vorherrschte, wurde ihm schon quälend. Es war als warteten die Toten auf eine Antwort von ihm. Seinen Körper konnte er biegen und wenden, doch die Beine waren stocksteif. Um sich zu überzeugen, dass er noch sprechen konnte, fragte er: «Warum … ausgerechnet … ich?» Die Worte kamen abgehackt hervor, seine Kehle war ihm im Moment wie zugeschnürt.
«Sie sind Dirigent, Herr Klagefeld! Wir brauchen Ihre Hilfe.»
«Meine Hilfe?» Er verstand gar nichts. «Ich kann Euch nicht helfen, Ihr müsst mich mit jemand anderem verwechseln. Bitte lasset mich gehen.»
«Nein, Herr Klagefeld, Sie bleiben!» Schneidend scharf stellte eine tiefe Stimme dies klar.
«Nein», gellte sein Schrei durch die Nacht, da er glaubte der Boden unter seinen Füssen gebe nach und er würde ins Reich der Toten befördert. Diese Angst war vorläufig unbegründet, der Boden blieb fest, aber er war hoffnungslos ausgeliefert.
«Wie kann ich Euch denn helfen?», fragte er zaghaft. Die Angst, die Toten weiter zu erzürnen, sass ihm im Genick.
«Einige von uns waren Musiker, einzelne Sänger, da wir aber über keine Musikinstrumente verfügen, bleibt uns nur der Gesang. Wir würden gerne wenigstens noch einmal einen Auftritt einüben, doch konnten wir uns bisher nicht auf ein gemeinsames Stück einigen.»
«Darum dieses elende Katzengejammer, das Ihr hier veranstaltet?», formulierte Klagefeld spontan seinen Gedanken und laut aussprechend. Erschrocken, über seine beleidigenden Worte korrigierte er sich umgehend. «Entschuldigt bitte. Ich wollte sagen, es klang sehr disharmonisch».
Stimmengewirr und Gelächter vermischten sich, bis eine Stimme sich durchsetzte. «Sie verstehen nun unser Anliegen. Also, es ist Ihre Aufgabe als Dirigent uns als Chor auftrittsfähig zu trimmen.»
Klagefelds Gedanken überschlugen sich. Er meinte einen Funken Hoffnung zu erkennen, wie er aus dieser misslichen Lage wieder herauskommen könnte.
«Lasst Ihr mich gehen, wenn ich mit euch ein Lied einstudiert habe?»
Er hörte vielstimmiges Gemurmel, konnte aber nicht verstehen, was sie miteinander besprachen, da die Erde den Schall dämpfte. Doch dann ebbte es ab.
«Wir sind einverstanden, wenn Sie es bis zum Morgengrauen schaffen. Ansonsten müssen sie auf ewig bleiben.»
Karl Friedrich wurde einen Augenblick schwarz vor Augen, … auf ewig, hämmerte es in seinem Kopf. «Und wer garantiert mir, dass Ihr Euer Wort haltet?»
Explodierend erschallte die tiefe Stimme. «Was bilden Sie sich ein, wir sind eine ehrenwerte Gesellschaft. Und seien Sie versichert, wir haben Mittel Sie wenn nötig auf ewig gefügig zu machen mit uns zusammenzuarbeiten. Es ist also ein reines Entgegenkommen von uns.»
Ihm wurde Übel beim Gedanken, was sie mit ihm anstellen könnten, wenn es nicht klappte und er sich weigerte weiter zu üben. Es musste gelingen, um jeden Preis. … Immerhin ist es auch eine fantastische Herausforderung. So eine Chance bietet das Leben, wenn überhaupt, nur einmal. Diese Selbstmotivation war zwar auf wackligen Beinen, aber besser als nichts. Er begann darüber nachzudenken, welche Chorstücke er aus dem Stegreif sicher dirigieren konnte, als ihm ein anderer Gedanke dazwischenkam, der ihn verunsicherte.
«Woher wisst ihr überhaupt, wer ich bin?»
«Die Walpurga Meinnich hat uns Ihren Namen genannt.»
«Ich kenne keine Walpurga Meinnich.» … Oder ist sie etwa diese eingebildete …? Bei unserer Begegnung kam es zu einem heftigen Streit, dabei kenne ich nicht mal ihren Namen.
«Das können Sie auch nicht. Die Walpurga ist vor hundertzweiundfünfzig Jahren verstorben.»
«Wie kann sie da meinen Namen kennen und wissen, dass ich Dirigent bin?» Er konnte sich auf so manches keinen Reim machen, doch dieser Punkt beschäftigte ihn jetzt vordergründig.
«Walpurga hat uns darauf hingewiesen, dass Sie vor der Mauer stehen und sich Gedanken über den Takt der „Wassermusik“ machen.»
Ungeheuerlich! Karl Friedrich fühlte sich benommen und zugleich beschämt. Das alles überstieg seine Vorstellungskraft und zermürbte sein Realitätsverständnis. «Das ist infam und unmöglich, es kann niemand die Gedanken eines anderen lesen!», schrie er.
Es waren kichernde Laute aus dem Boden zu hören. «Wollen Sie etwa behaupten, es sei nicht wahr, was Walpurga uns über sie sagte?»
Karl Friedrich meinte, einen drohenden Unterton herausgehört zu haben. Obwohl sein Schamgefühl auf das Heftigste rebellierte, lenkte er der Angst gehorchend beschwichtigend ein. «Ich habe wirklich an den Takt der Wassermusik gedacht. Aber es waren doch nur Gedanken, ich hatte es nicht mal gesummt.»
«Walpurga hatte bereits zu Lebzeiten diese Fähigkeit sich in das Denken anderer zu versetzen oder auch Dinge wahrzunehmen, die visuell oder akustisch durch andere Menschen nicht erfassbar waren. Dies ermöglicht uns auch am Geschehen rund um unseren letzten Ruhesitz teilzuhaben, es zu erblicken, was im Freien vor sich geht. Sie transportiert es in unser Vorstellungvermögen oder berichtet uns davon.»

Da Karl Friedrich im Moment keine Möglichkeit sah, das Ganze zu begreifen, diese rätselhafte Fragwürdigkeit durch klare Fakten zu widerlegen, zwang er sich rational die Chorstücke in Gedanken durchzugehen, um den Verstand nicht zu verlieren.
«Ja, das ist es!», lachte er trotz seiner unseligen Situation auf, die Idee erschien ihm passend für diese Gestalten. «Kennt Ihr den Gefangenenchor aus Nabucco
«Natürlich», erklang es mehrstimmig, sich in ein Stimmengewirr überschlagend. Ein Bass setzte sich durch: «Verdi war sogar einmal hier in Lilienthal. Mechthild, Du hattest ihn doch damals leiblich gesehen.» Mechthilds Antwort ging für Karl Friedrich nicht verständlich im Stimmengewirr unter.
«Ruhe, so kommen wir nicht weiter.» Karl Friedrich war verärgert, einen derart undisziplinierten Haufen hatte er noch nie erlebt. «Es soll nur einer für Euch sprechen!»
«Das bin ich, Egon Schüle, der Älteste der Verbliebenen.» Es war die tiefe Grabesstimme, die da sprach. «Ich bin Sänger. Nabucco ist mir in allen Facetten vertraut, obwohl Verdi es erst nach meiner Zeit komponierte. Meine späteren Musikerkollegen hatten es hier mit mir geübt, da Verdi einen nachhaltigen Einfluss gewann.»
«Gut, dann geben Sie den Ton an», Karl Friedrich hob den Arm, den Taktstock mit dem Finger andeutend.
Der Ton, den Schüle anstimmte, war perfekt. Die anderen Stimmen versuchten sich ihm anzupassen, ein Unterfangen, das nicht auf Anhieb klappte.
«Kennt Ihr alle den Text?» Karl Friedrich hatte Zweifel, dass dies jemals etwas werden könnte. Aber es musste.
Ein Stimmengewirr wogte auf, verstummte, als Karl Friedrich die Hände über dem Kopf zusammenschlug.
Die sehen mich wirklich. Noch immer konnte er es nicht fassen.
«Selbstverständlich sehen wir Sie, sonst würden Sie uns als Dirigent ja nichts nutzen, es sei denn, wir müssten Sie definitiv in unser Gewölbe bitten.» In der Grabesstimme lag eine zynische Heiterkeit.
Natürlich, die können ja auch meine Gedanken lesen, das ist reiner Wahnsinn.
«Nein, das ist die übersinnliche Fähigkeit von Walpurga.» Sein tiefes, abgründiges Lachen, das folgte, kam wie ein Donnergrollen aus dem Erdinnern.
Bei Karl Friedrich hatte dieser Ton ein Frösteln verursacht. Einen Augenblick stellte er sich Schüle in der feuchten, modrigen Gruft, umringt von den andern schlotternden Skeletten vor. Walpurga neben ihm, ihre Fähigkeiten als Medium einsetzend. An den Wänden aufgeschichtete Schädel, wie er es aus Katakomben kannte. Doch da, in einer Ecke des Gewölbes sass an die Wand gelehnt ein Skelett in letzte Kleiderfetzen, Spinnweben bedeckten die Gestalt. Es muss ein unfreiwilliger Gast sein, der hier verendete, der Stoff der Kleider hat sich noch nicht gänzlich zersetzt. Sehe ich etwa mich selbst? Sein visionärer Gedanke drohte in Panik umzuschlagen, weshalb er sich von dem Bild losriss. Krampfhaft bemühte er sich, sein Denken unter Kontrolle zu halten, selbst dieses Vorhaben nicht auszuformulieren, was ihm nicht leicht fiel. So hob er den Arm, sich auf Nabucco konzentrierend, was sofort zu Grabesstille führte.
«Also wenn Ihr mich nicht nur sehen könnt, sondern Euch auch meine Gedanken transparent sind, werde ich den Liedtext beim Dirigieren mitdenken. Dies vereinfacht es vielleicht.»
Er gab Schüle das Zeichen, den Ton anzustimmen, und begann den Takt vorzugeben.
Nach einigen Takten verwarf er die Hände, er fühlte sich voll entrückt in der Rolle des Dirigenten. «Verdammt nochmal, seid Ihr Musiker oder Grabredner, hört in Euch beim Singen! Stellt Euch die Situation dieser armen Schweine von Gefangenen vor, versetzt Euch in deren Gefühle, genauso muss es erklingen.» Er stampfte mit dem Fuss auf die harte Erde, was einen dumpfen Laut erzeugte.
«Kann es sein, das Ihre Fähigkeit als Dirigent doch nicht so erhaben ist?», meldete sich eine bissige Männerstimme.
«Sei still Jakob», herrschte Schüle ihn an.
Karl Friedrich hob er erneut den Arm, ohne dem Zwischenrufer etwas zu erwidern. Zorn schwelte in ihm, dass es jemand wagte, seine Reputation in Zweifel zu ziehen, doch die Angst vermischt mit einem Funken Vernunft obsiegte. Ausfällige Szenen wiederholten sich in dieser Nacht noch mehrmals, doch wie er sich eingestehen musste, waren die Fortschritte erkennbar. Zwischendurch liess er einzelne Stimmen es vortragen, sie an Stellen zurechtweisend, in denen sie die Melodie nicht klangvoll sangen.

Endlich! Ich kann mit ihnen den Auftritt wagen, mit dem Chor der Toten an Verdi eine Reverenz erweisen.
«Jetzt wird es ernst, jetzt kommt der Auftritt. Wir werden es in Erinnerung an Verdis Aufenthalt in Lilienthal dem grossen Meister widmen. Ich möchte aber keinerlei Makel hören.»
Der Applaus war ihm nicht nur hörbar, sondern auch spürbar, durch ein leichtes Erzittern der Erde. Angstvoll schaute Karl Friedrich auf den Boden, doch dieser blieb kompakt.
Er nahm Haltung an, den Arm erhoben, und begann. Gedämpft, aber vollendet brachte die Erde den Chorgesang hervor, liess ihn anschwellen und abklingen, während Karl Friedrich majestätisch Arm und ausgestreckten Zeigefinger führte.
Er war vollauf zufrieden, es hatte wundervoll geklappt. Der Chor hatte sein Herzblut in das Lied gelegt, es vollendet erschallen lassen.
Im Osten begann der Himmel, sich in einem Streifen zu erhellen. Die Wirkung des Alkohols hatte sich durch die aufgepeitschte Stimmung und die eingebrachte Schaffenskraft etwas neutralisiert, wenn auch noch nicht völlig aufgelöst. Nach getaner Arbeit spürte er nun Erschöpfung aufkommen, zugleich kehrte aber auch das Gefühl von Beweglichkeit in seine Beine zurück. Vorsichtig hob er einen Fuss, es klappte. Vor Freude hüpfte er.
Da bildete sich ein Riss im Boden, mit einem Sprung setzte er davon weg, keinen Moment zu früh, denn sehr schnell bildete sich eine breite Kluft, wie ein Höllenschlund. Nun rannte er, so gut es ging.
«Leben Sie wohl, Herr Klagefeld,» erklang es lautstark im Chor, während er durch das Tor schlüpfte, «wir danken Ihnen, dass Sie den Auftritt mit uns einübten und ermöglichten. Wir würden uns freuen, Sie …»
Er war draussen. Die restlichen Worte hatte er nicht mehr verstanden, da er sich schnellstens aus dem Staub machte.

Es war Nachmittag, als er wieder am alten Friedhof vorbeikam. Seine Erinnerung an die vergangene Nacht war ihm höchst suspekt. Das Geschehen hatte sich wie ein Film in sein Gedächtnis eingebrannt, aber eben wie eine Fiktion. Diese vermeintlich nächtliche Eskapade kann ich einzig der Wirkung des Alkohols zuschreiben. So etwas Unsinniges gibt es ja gar nicht und Tinnitus ist es nicht, Gott sei Dank, dies wäre allgegenwärtig. Auch einen Wahn schloss er zögernd aus, er hatte sich kurz zuvor in der Pension noch mit andern Gästen angeregt unterhalten, kein Aussetzer, keine Auffälligkeit, die eintrat. Den Kater hatte er mit einem Pulver für solch seltene Gelegenheiten sowie einer ausgiebigen Mahlzeit vertrieben.
Dass vor der Mauer Blumenbeete angepflanzt waren, war ihm in der Dunkelheit nicht bewusst geworden. Da haben wir es, keine Fussabdrücke oder zertretene Blumen. Ha, ich meinte, direkt vor der Mauer zu stehen, aber es war wohl Einbildung? Eine letzte Spur an Unbehagen und Unsicherheit verdrängte er durch die Überzeugung, dass sich alles als Unfug herausstellen würde, wenn er den Ort bei Tageslicht nochmals in Augenschein nahm. Das Tor konnte er schwerlich und nur einen Spaltbreit öffnen, als ob es seit Jahren nicht mehr bewegt worden wäre.
Bei Tageslicht sah das Grabfeld idyllisch aus, die alten Steine wie Zeugen einer andern Zeit, der Boden von Gras und wild wachsenden Blumen überwuchert. Ein Kleinod, wenn er es so betrachtete. Auch hier entdeckte er keine zertretenen Stellen, keine geknickten Halme. Eine Kluft im Boden oder auch nur ein Riss war nirgends auszumachen. Alles wirkte völlig unberührt.
Er schaute auf die nächststehenden Grabsteine, sie datierten vor über hundert Jahren und mehr. Es gab da keine Angehörigen, die noch nach dem Rechten sahen.
Ich muss voll besoffen gewesen sein, so was passierte mir noch nie.
Seine Augen wurden gross. Er starrte auf einen Namen, der ihm aus der vergangenen Nacht vertraut war: Marie Busenhart. Dahinter sah er nun jenen von Walpurga Demuth. Und da, da und dort. Er entdeckte verschiedene Namen derer, die sich vorgestellt hatten, wie er nun zwischen den Grabreihen durchging. Bei Egon Schüle blieb er stehen. Die Grabesstimme, er konnte es nicht fassen, es gab sie alle.
„Hallo, hört ihr mich?“, die wieder keimenden Zweifel liessen ihn rufen. Totenruhe, wie es sich für den Ort gehörte, ausser Vogelgezwitscher und weit entfernte Geräusche der Strassen.
Also doch nicht! Das Mondlicht musste ausreichend gewesen sein diese Namen zu lesen und der Alkohol gaukelte mir dann visionär eine Fantasiewelt vor. Zum Glück sind sie dabei wenigstens nicht aus ihren Gräbern gekrochen, dies wäre dann doch zu arg gewesen. Er lachte über seinen letzten Gedanken, so ein Aussetzer vor der Realität war ihm wahrlich noch nie widerfahren.

Sich abwendend, um den Friedhof zu verlassen, war er nun überzeugt, dass in der Nacht ein Delirium seiner habhaft geworden war. Sein Schritt erstarrte, dumpf, sanft ansteigend erklang der erste Satz des „Ave Maria“ von Händel. Als er sich umdrehte, war es wieder still, nur die normalen Tagesgeräusche. Sein Herz hatte einen Schlag lang ausgesetzt, Angstschweiss brach ihm aus. Die Panik, welche in der Nacht durch den Alkoholpegel noch begrenzt war, brach nun voll durch. Fluchtartig entfernte er sich vom Gelände.

In weiter Entfernung verspürte er die Ruhe, welche seinem Naturell entsprach, langsam wieder einkehren. Die Umgebung wirkte ihm real, sein Verstand intakt, nichts, dass dies beeinträchtigte.
War dies jetzt ein Nachhall der feuchtfröhlichen Nacht? … Unmöglich, ich fühlte mich vollkommen gut – bis ich den Friedhof betrat! Es muss diese Stätte der Toten sein, welche in mir eine Besessenheit auslöst. Tief durchatmend überdachte er die Erkenntnis. Ausserhalb dieser Mauern bin ich völlig normal, einzig in dem Grabfeld vermögen die Toten mich zu beherrschen. Über seinen Rücken lief ein kalter Schauer. Hatte ich den Ort entweiht und die Toten dadurch aufgeschreckt? … Es war fatal, mit ihnen da noch zu singen: «Verweil an Zions frech entweihten Thoren, und walle still dem Jordan-Ufer zu.» Es hätte leicht zu meinem Sprung über den Jordan führen können, und sie hätten sich gefreut, einen Dirigenten ständig in ihrem Kreis zu haben, die Geister, die ich rief.

 

Ich hatte dieses Stück eben abgeschlossen, als ich erstaunt die Themenvorgabe zum Sommer-TdS las. An die Vorsehung glaube ich nicht, doch gewann ich den Eindruck es könnte sich hier gut einfügen.

Wie gewohnt für mich, erfolgt dieser TdS-Beitrag ohne Teilnahme am Challenge.

 
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Hallo Anakreon,

doch besoffen, das ich me

dass


fahlen Licht

hast du mindestens zweimal


«Hallo, Herr Klagefeld», erklangen im Chor gemischte Stimmen.

Das klassische Schauergeschichtenszenario ist ja immer mehr so deins, aber was ich an dieser Stelle in meinem geistigen Ohr höre, ist definitiv eher belustigend als beängstigend.


Einer solch unwirklichen Situation war er noch nie ausgesetzt, ja hielt er gar nicht für möglich.

Würde ich erSatzlos streichen.


Walpurga war bereits zu Lebzeiten eine Hellseherin und ein Medium, das die Grenzen zwischen Sein und Nichtsein überschreiten konnte.

Sowas muss eleganter gehen. Ich weiß, da kann man sich immer leicht hinstellen und das verlangen, aber es muss einfach. Gerade in Horrorgeschichten ist es doch geil, wenn sich das Unerklärliche langsam aufklärt. Das ist quasi Kernstück deiner Plot-Idee, und du pfefferst es dem Leser mal eben so mit dem Holzhammer um die Ohren. Lass ihn doch ruhig eine Weile ebenso im Unklaren über diese Walpurga wie den Protagonisten.


Ihr behauptet also, die Toten dieses Friedhofs zu sein.

Meine Fresse. Bestimmte Sachen muss man bei deinen Geschichten echt einfach akzeptieren. :D


Ungeheuerlich, die wissen sogar, was ich beim Pinkeln dachte.

Spätestens hier glaube ich, dass du bewusst eher auf lustig machst. Schade, der Stoff gäbe wahrscheinlich schon was Gruseliges her.


Für meinen Geschmack hast du die Idee zu einer feinen Schauergeschichte verhunzt, weil du ab dem zweiten Drittel immer stärker auf Klamauk setzt. Das ist so deutlich, dass es sich wohl nicht um unfreiwillige Komik, sondern um volle Absicht des Autors handelt. Das mag bei anderen Lesern funktionieren, ich fand es enttäuschend, weil ich nach dem recht stimmungsvollen Einstieg etwas ganz anderes erwartet hatte. Überraschen ist ja nichts Schlechtes, aber das war so, als wenn man sich mit Hunger auf eine Mega-Portion Spaghetti freut und dann gibt’s 'ne Tüte Gummibären. Falls du nochmal versuchen solltest, aus der Geschichte, ich sag mal nicht „mehr“, sondern etwas anderes herauszuholen, etwas, das sehr viel dunkler und sehr viel weniger süß ist, würde ich mich echt freuen. Wäre meiner Meinung nach einen Versuch wert.


Viele Grüße
JC

 

Was ist nur mit mir los, zweimal in wenigen Tagen im Horror eingetaucht, Gott sei Dank gibt's hier feine Ironie, dass echte Horrorlogen das Grausen kommen muss. Nimmstu,

lieber Anakreon,

die Gattung als solche nicht ernst? Da wäre ich aber aufs äußerste erzürnt!, was natürlich erstunken & erlogen ist. Aber meine Kleinkrämerseele - Du weißt, bin weder Joethe noch sein' Faust - und habe deshalb > drei Seelen (> als mathem. größer als-Zeichen einmal hier missbraucht) nebst einem verwirrten und einem vernünftgen Kopf und den ungezählten Stadien dazwischen. Beginnen wir also mit dem Dramolett - incl. unseres Lieblingsthemas Zeichensetzung (wobei K 117 Ziffer 2 gar nicht einmal heftig mehr hervortritt)!

…, wie ein Orchester[,] das seine Instrumente einstimmt.
Kann in der besten Familie Grammaticus vorkommen, dass ein Anfang (Relativsatz) verpatzt wird.

Bei einem Chor ein abstruses Vorhaben, wer kommt da nur auf eine solch weinselige Idee.
Das ist doch mehr als ein bloßer Aussagesatz: Ausrufungs- und Fragezeichen rufen danach genutzt zu werden.

Das alte Eisentor war nicht verschlossen, mit einem Krächzen öffnete es sich.
Krächzen ( im Spätmittelalter hieß es für meine Ohren wunderschön grachkiczen, dann angepasst ans Lautbild krachkitzen) und verweist noch deutlich auf seine Herkunft aus dem Krach, selbst wenn wir es eher kratzen hören.
Aber kracht ein Eisentor nicht nur, wenn’s zu fiele? Ist es nicht eher ein schriller Ton - wenn wir schon im Musikaliengeschäft auftreten, was ja Wilhelm Busch bereits auf den Punkt gebracht hat im Geräusch?
…, rief er laut die Töne überschallend, überzeugt[,] ins Leere zu sprechen.
Unser Lieblingsthema ...

Wäre das der erste Hinweis wider eine würde-Konstruktion in einer Deiner Geschichten? Ich weiß es gerade nicht. Aber um wie viel eleganter und zugleich ironisch (!) wirkte hier der hochsprachliche Konjunktiv irrealis, statt

Eine gespannte Ruhe war eingetreten, als ob er am Dirigentenpult stehen würde, …
das
…, als ob er am Dirigentenpult [stünde], …
womit ein Anklang von Zeitlich- und Endlichkeit aufkäme.

Schleichend kam ihm der Verdacht auf, dass die Teilnehmer der feuchtfröhlichen Geburtstagsrunde vorausgeeilt waren, um ihm einen Streich zu spielen und sich hinter Grabsteinen versteckt hielten.
Hier will mir einerseits das „auf“ entbehrlich erscheinen, während der Gedanke besser im Konjunktiv daherkäme und die Infinitivgruppe auch zu beenden wäre:
Schleichend kam ihm der Verdacht […], dass die Teilnehmer der feuchtfröhlichen Geburtstagsrunde vorausgeeilt w[ä]ren, um ihm einen Streich zu spielen[,] und sich hinter Grabsteinen versteckt hielten.
«Wer seid Ihr? Woher kennt ihr mich?» schrie er aufgebracht.
Warum einmal das Pronomen der Anrede und dann wieder so unhöflich …?
Setzt sich übrigens fort (das Unhöfliche ...)

Den Ton, den Schüle anstimmte, war perfekt.
Wer oder was war perfekt? – Keine Fang, sondern die Fallfrage. Besser also
De[r] Ton, den Schüle anstimmte, war perfekt.

Noch immer konnte er es beinah nicht fassen.
Ist das beinah nicht eher entbehrlich?

Krampfhaft bemühte er sich[,] seine Gedanken unter Kontrolle zu halten, …
…, was sofort zu einer Grabesstille führte.
Gibt es mehr als „eine“ Grabesstille und wie unterschiede sich die „zweite“ von der ersten usw.?

Er gab Schüle das Zeichen[,] den Ton anzustimmen[,] und begann dann[,] den Takt vorzugeben.

Verdammt nochmal, seid Ihr Musiker oder Grabredner, hört in Euch beim Singen.
Schön, dass Höflichkeit noch wert ist! Besser statt des Punktes ein „!“!

Im Osten begann, der Himmel sich in einem Streifen zu erhellen.
Hier erscheint mir das Komma sich vorzudrängen. Ich würd’s seinen Platz zwischen Himmel und Reflexivpronomen zuweisen …

…, nur vom Wunsch getrieben[,] ins Bett zu gelangen.

Er wandte sich ab[,] um den Friedhof zu verlassen, …
Ha!, auch einmal K 117 Ziffer 1!

…, und sie hätten sich gefreut[,] einen Dirigenten ständig in ihrem Kreis zu haben, …

Zum Abschluss noch ein Wort widers German Gerund. Ja, so spricht „man“ gemeinhin
…, hier ist ein Chor am Üben, …
und besonders zwischen den rheinischen Kamp-Lintfort, Moers, Rheinhausen und den westfälischen Hamm und Unna (schönes Namen), Ruhr und Lippe etwa im
"am Tun / Machen / Laufen usw. sein" bis hin zum Nickerchen: Bisse am Pennen? Da fehlt also noch einiges im Alemannischen, bis dort das German Gerund, dem ich sicherlich einmal eine kleine Geschichte widmen werde, zur Perfektion ausgearbeitet ist. Aber ist das „schön“? Wäre nicht einfacher, kürzer und zudem eleganter
…, hier [übt] ein Chor […], …?

Und ein verzweifelte Suche nach den Namen (Walpurga, die olle Hex, lassen wir mal Außen vor). Da ist der Prot Karl Friedrich Klagefeld - ob es dieses Mal wieder mit dem (in)direkten Bezug zu den Namen geht? Stichwortartig:
Klagefeld = Klagemauer, aber auch: „Die Klage“, mittelhochdeutsches Reimpaargedicht (etwa 4350 Verse), späterer Zusatz zum → Nibelungenlied, entstanden um 1220. Die Klage erzählt die Bestattung der Gefallenen und das Schicksal der Überlebenden.

Lilienthal, nicht nur bei Bremen gelegen, sondern auch nicht so sehr im Vogelsang, sondern in der Geschichte des Vogelfluges.

Schwertlilie – hab ich doch gerade erst die Lilie als Wappen missbraucht (wenn auch eher in einem wilden Walde mit Burgfelsen denn als Parkanlage oder alten Friedhof. Und der Harndrang ist halt bei älteren Herren und Wittibern (besonders nach Einhaltung der strengen Regel, viel zu trinken, was ich auch schon mal gern ... naja, Maibock is' nich' mehr, aber die EM klopft heftig an ...) Und zwischendurch ein schönes Paradox als Weiterentwicklung des eindeutig zweideutig

Gedämpft hörte er es, eindeutig mehrstimmig.

Mir gefällt's - dabei ist mir die Reinrassigkeit wurscht!

Gruß & schönes Wochenende vom

Friedel

 
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Lieber Anakreon,

„Ernst ist das Leben, heiter die Kunst“ galt zu Schillers Zeiten. Heute ist es eher umgekehrt: Heiter ist das Leben, ernst die Kunst – oder das, was als Kunst im Feuilleton auftaucht.
Kurz: Es ist eine Tragödie mit der Komödie.

Das die Kunst heutzutage ernst sein müsse, gilt verstärkt für das Genre Horror. Hier wird Schrecklichkeit, nicht Heiterkeit erwartet.
Und dennoch will ich dir nicht die Leviten lesen; die Geschichte hat mir gefallen. Ein schönes Schauermärchen, locker und mit einer Prise Ironie erzählt.

Der Einstieg, „Torkelnden Schrittes marschierte Karl Friedrich“, zeigt, zunächst technisch betrachtet, Innen- wie Außensicht in einem Satz. Während der Erzähler seinen Karl torkeln sieht, wähnt der sich marschierend. Anders sind die Gegensätze, torkeln und marschieren, nicht zusammenzubringen.
Stilistisch betrachtet wird hier eine ironische Distanz zum Erzählten angezeigt. Was sich im zweiten Satz fortsetzt: „Betrunken war er nicht, doch stark angesäuselt, zumindest nach eigener Einschätzung.“

Damit ist der Erzählstil festgezurrt. Der Erzähler macht einen halben Schritt über das gepflegte, wenn auch leicht abgenutzte Parkett des Horror hinaus und setzt einen Fuss auf unbearbeitetes Land.
Ob dieser Spagat den Beifall der Menge bringt, ist ungewiss. Ich denke, eine Abwechslung ist grundsätzlich zu begrüssen. Und Etwas, was abseits des Gängigen steht, muss dieses nicht unbedingt überragen.

Nur zwei Beispiele für einige Stellen, die mir besonders gefallen haben, …
„Beim Anblick der Mauer verspürte Klagefeld unvermittelt Harndrang,“
… obgleich die Auflösung dieser Assoziationskette mancher Dame verborgen bleiben dürfte. :D

Sehr schön auch, wie Karls Furcht vorübergehend von leidenschaftlicher Begeisterung verdrängt wird. Er vergisst völlig, wo er ist und mit wem er es zutun hat, das er so Sätze raushaut wie: «Verdammt nochmal, seid Ihr Musiker oder Grabredner, …“
Ich glaube, das ist ein durchaus realistisches Verhalten. Ähnliches wurde bei Langzeitgefangenen, die in ihrer zugeteilten Arbeit aufgehen, beobachtet.

Trotz leichter Ironie und gelegentlicher Humorigkeit ist der Grusel immer noch das Vordergründige in dieser Geschichte. Dafür sorgen besonders der Anfang und der letzte Absatz.
Hmmm ... könnte diese Dramaturgie der Melodie (Gefangenenchor*/Freiheitschor) nachempfunden sein? Da gibt es einen (oder mehrere) Wechsel zwischen, ich sag mal laienhaft, schweren und leichten, fast fröhlichen Tönen.

*Du hast übrigens "Gefangenchor" geschrieben. Ich meine, das ist falsch.


Lieben Gruß

Asterix


@Proof

Zitat:
Geändert von Proof (01.06.2012 um 20:04 Uhr).
So ohne bissigen Kommentar? Schade, irgendwie fehlt mir der. :D

 

Hallo Proof

Zitat:
doch besoffen, das ich me

dass

Ich bin mir nicht restlos sicher, aber meine, „das“ sei die richtige Form bei diesem Satz, da keine Konjugation vorliegt.

Zitat:
fahlen Licht

hast du mindestens zweimal

Stimmt war zweimal vorhanden. Einmal ist es jetzt schummrig.

Das klassische Schauergeschichtenszenario ist ja immer mehr so deins, aber was ich an dieser Stelle in meinem geistigen Ohr höre, ist definitiv eher belustigend als beängstigend.

Zitat:
Ungeheuerlich, die wissen sogar, was ich beim Pinkeln dachte.

Spätestens hier glaube ich, dass du bewusst eher auf lustig machst. Schade, der Stoff gäbe wahrscheinlich schon was Gruseliges her.

Ich ahnte, dass die heitere Note Anlass zur Kritik geben würde. Darum schaute ich im „Rubrikbeschrieb“ nochmals nach, ob dies tragbar sei, ein Zwitter von Humor und leichtem Schaudern.
Ich wählte diese leichtfüssige Ausrichtung, da es so in meine Sammlung an Friedhofsgeschichten passt, die sich zwischen den Eckpunkten sinnlich, heiter, ernst oder gruselig bewegen.

Würde ich erSatzlos streichen.

Ich werde mir dies überlegen. Es braucht dies sicher nicht zwingend und schneidet sich möglicherweise mit weiteren Stellen, die diesen Sachverhalt in anderen Worten einbringen.

Sowas muss eleganter gehen. Ich weiß, da kann man sich immer leicht hinstellen und das verlangen, aber es muss einfach. Gerade in Horrorgeschichten ist es doch geil, wenn sich das Unerklärliche langsam aufklärt.

Auch diesen Gedanken muss ich etwas setzen lassen. Es stimmt schon, die Walpurga nimmt da eine Schlüsselstellung ein und ihre Karten nicht sofort aufzudecken, hat schon seinen Reiz.

Meine Fresse. Bestimmte Sachen muss man bei deinen Geschichten echt einfach akzeptieren.

:lol:

Für meinen Geschmack hast du die Idee zu einer feinen Schauergeschichte verhunzt, weil du ab dem zweiten Drittel immer stärker auf Klamauk setzt. … ich fand es enttäuschend, weil ich nach dem recht stimmungsvollen Einstieg etwas ganz anderes erwartet hatte. … Falls du nochmal versuchen solltest, aus der Geschichte, ich sag mal nicht „mehr“, sondern etwas anderes herauszuholen, etwas, das sehr viel dunkler und sehr viel weniger süß ist, würde ich mich echt freuen. Wäre meiner Meinung nach einen Versuch wert.

Ich verstehe deine Enttäuschung durchaus und bin mir auch bewusst, an welchen Stellen es leicht zu wirklich gruseligem Horror gedreht hätte werden können. Etwa wenn die Toten hervorgekommen wären, Kleiderfetzen und einzelne Haarsträhnen an ihren Skeletten hängend. Hier lag es jedoch gewollt in meiner Absicht, diesen Dreh nicht anzuwenden. Wenn ich mich recht erinnere, war seinerzeit der Film „Tanz der Vampire“ wegen seiner humoristischen Ausrichtung hart kritisiert worden. Vorsichtshalber habe ich mir deshalb eine Pelzkappe über die Ohren gezogen, damit ich die zu erwartenden Prügel aushalte. :D
Ich werde, schrecklich, diese Absichtserklärung habe ich letzthin doch schon an jemand anders abgegeben, bei der nächsten Geschichte in dieser Rubrik, etwas perfid Gruseliges ausdenken. Vielleicht in die Richtung, dass eine gebeutelte Ehefrau ihren Alten auf die Herdplatte setzt und bis zur Verkohlung schmoren lässt. Zusammen mit ihrem Hund lebt sie dann genüsslich einen Monat von dem Fleisch. In zwei Wochen fahre ich in den Süden, nicht allzu fern jener Kirche, in der die eingemauerten drei Mädchen hausen. Vielleicht inspiriert mich deren Geist zu etwas Makabrem.

Ich danke dir herzlich für deinen Kommentar, die Hinweise und Anregungen, über die ich an erwähnten Stellen noch nachdenke. Allfällige Änderungen folgen dann nach.


+


Meine Güte,

lieber Friedel,

da habe ich ja noch Weiteres verbockt, als nur Schabernack in die ernsthafte Rubrik Horror zu tragen. Das geliebte Pferd zum Partizipien reiten liess ich im Stall und durchquerte zu Fuss die Regelwerke, die Aufmerksamkeit wohl zu sehr den gebeutelten Tretern widmend.

wenn wir schon im Musikaliengeschäft auftreten, was ja Wilhelm Busch bereits auf den Punkt gebracht hat im Geräusch?

Der Busch hatte es sich einfach gemacht, als er Musik schlicht als Geräusch wahrnahm. Da tue ich mich schwerer, den Klang dieses rostigen Tors einzufangen. Aber ich habe eine neue Formulierung eingebracht.

Warum einmal das Pronomen der Anrede und dann wieder so unhöflich …?

Vor lauter Furcht verliess mich da wohl die höfische Sitte und unangebrachtes Stottern trat auf. Doch dem ist wieder Remedur verschafft.

Da fehlt also noch einiges im Alemannischen, bis dort das German Gerund, dem ich sicherlich einmal eine kleine Geschichte widmen werde, zur Perfektion ausgearbeitet ist. Aber ist das „schön“?

Du hast schön recht, ich verliere mich da manchmal in den Tiefen der Fantasie, was seine Opfer (Leser) fordert.

Und ein verzweifelte Suche nach den Namen (Walpurga, die olle Hex, lassen wir mal Außen vor). Da ist der Prot Karl Friedrich Klagefeld - ob es dieses Mal wieder mit dem (in)direkten Bezug zu den Namen geht?

Die Verwirrung, die ich mit den Namensgebungen stiftete, war mitunter ein kleiner Teil des Schalks. Doch um der Verzweiflung ein Ende zu setzen, sei’s geklärt: Die Walpurga ist heute ein veralteter aber noch nicht ausgerotteter Name, der mir für ihre Lebenszeit angemessen erschien.
Zu Marie Busenhart, deren amouröser Name du hier nicht zur Diskussion stelltest, gibt es einen pikanteren Bezug. Ich kannte mal eine sehr betagte Dame mit diesem Nachnamen, die in der Nähe des Opernhauses in Zürich wohnte. Damals war das Frölein im deutschsprachigen Raum noch gang und gäbe, die Jungfer hingegen tunlichst gemieden. Kurzum, die rüstige Mittachtzigerin war jeweils höchst empört, wenn jemand sie mit Frau Busenhart ansprach. Fräulein Busenhart, gab sie unmissverständlich zu verstehen, gütigerweise ohne ihren Gegenüber dabei die Handtasche über den Schädel zu ziehen, doch die Entrüstete brauchte jeweils einige Zeit sich zu beruhigen. Ich mochte sie gut, diese alte ehrenhafte Dame.
Klagefeld war ein spontaner Einfall, als ich mir die Namen und Figuren berühmter Dirigenten überlegte. An sich hätte etwa Barenboim oder Solti mir gefallen, doch nein, es sollte nebst Verdi kein Original auftreten. Also driftete ich in die Mode ab und stolperte über Karl Lagerfeld, was mir ein Spiel mit dem Namen erlaubte, ohne dass es zur Klage führen würde. Den Vornamen für Klagefeld wiederum assoziierte ich im Bildnis von Harry Rowohlt, dem ich einen Doppelnamen verpasste. :D
Lilienthal war eine poetische Eingabe, doch da ein solcher Ort nur im Raum Bremen vertreten ist, beschränkte ich ihn auf das Konservatorium. Da Schulen, Gymnasien sich diesen Namen in Anlehnung an Otto von Lilienthal zulegten, bewegte ich mich da mal in ganz legalem Spielraum. Und da die Lilie als altes Wappensymbol geschichtsträchtig wirkt, gab es dieser Stätte einen edlen Hauch.
Es sind also Irrungen und Wirrungen, die mich manchmal packen, nicht so wie beim Zögling Törless, aber wenn ich mich der Entscheidungsfindung für Namen hingebe.

Und zwischendurch ein schönes Paradox als Weiterentwicklung des eindeutig zweideutig

Was nur die Ernsthaftigkeit des abgehandelten Themas unterstreicht, was paradoxerweise nicht jedermann auf Anhieb erfasst.

Mir gefällt's - dabei ist mir die Reinrassigkeit wurscht!

Das freut mich sehr.

Für deine Auseinandersetzung mit dem Stoff, die ergiebigen Hinweise, welche bereits ihren nächtlichen Niederschlag fanden, und deinen Kommentar danke ich dir herzlich.


+


Lieber Asterix

Kurz: Es ist eine Tragödie mit der Komödie.

Einen Moment dachte ich, jetzt hebt Tucholsky seinen Mahnfinger, aber nein, es ist Thomas Bernhard dessen eine Kurzgeschichte in meinem Hinterkopf geistert, im Titel Komödie als auch Tragödie.

Und dennoch will ich dir nicht die Leviten lesen; die Geschichte hat mir gefallen. Ein schönes Schauermärchen, locker und mit einer Prise Ironie erzählt.

Da fällt mir doch ein Stein von Herzen. Die aufgesetzte Pelzkappe, als Schlagdämpfer gegenüber den Kritiken, kann ich vom Haupte ziehen und der Freude ungehemmten Raum geben.

Stilistisch betrachtet wird hier eine ironische Distanz zum Erzählten angezeigt.

Damit ist der Erzählstil festgezurrt. Der Erzähler macht einen halben Schritt über das gepflegte, wenn auch leicht abgenutzte Parkett des Horror hinaus und setzt einen Fuss auf unbearbeitetes Land.
Ob dieser Spagat den Beifall der Menge bringt, ist ungewiss. Ich denke, eine Abwechslung ist grundsätzlich zu begrüssen. Und Etwas, was abseits des Gängigen steht, muss dieses nicht unbedingt überragen.

Ich zweifelte, ob ich die Geschichte einbringen soll, da ich mir der Gratwanderung mit diesem Stück im Klaren war. Doch gab mir den Ausschlag, dass die „Rubrikbeschreibung“ Humor und Satire als zulässig erachtet, ohne dass ich es diesen Klassierungen präzis zuordnen wollte.
Erwartungen setzte ich keine bestimmte darin, höchstens vielleicht etwas das Eis zu brechen, für eine Vielfältigkeit, die dieses Genre bieten kann.

„Beim Anblick der Mauer verspürte Klagefeld unvermittelt Harndrang,“
… obgleich die Auflösung dieser Assoziationskette mancher Dame verborgen bleiben dürfte.

Ich geh davon aus, dass diejenigen Damen, welche mit ihren Pudeln oder andern Modeerscheinungen spazieren gehen, sich schon früh emanzipierten. Allfällige Nachfragen der Andern nach diesem bestimmten Reflex dürften sich dann im intimen Austausch zwischen den Desperate Housewives klären.

Ich glaube, das ist ein durchaus realistisches Verhalten. Ähnliches wurde bei Langzeitgefangenen, die in ihrer zugeteilten Arbeit aufgehen, beobachtet.

Das ist ja interessant. Ich hatte mir seine Reaktion einfach so aus dem Stegreif vorgestellt, ein Dirigent, dem sich eine ungeahnte Möglichkeit eröffnet, es als Beglückung wahrnimmt, vom Schaudern erst erfasst wird, als er wieder klar sieht.

Trotz leichter Ironie und gelegentlicher Humorigkeit ist der Grusel immer noch das Vordergründige in dieser Geschichte. Dafür sorgen besonders der Anfang und der letzte Absatz.

Das freut mich, diese Einschätzung zu hören, da ich es trotz der heiteren Komponente als Gruselgeschichte verstanden wissen wollte.

Hmmm ... könnte diese Dramaturgie der Melodie (Gefangenenchor*/Freiheitschor) nachempfunden sein? Da gibt es einen (oder mehrere) Wechsel zwischen, ich sag mal laienhaft, schweren und leichten, fast fröhlichen Tönen.

Du hast es feinsinnig wahrgenommen, dass das Lied auch Aufbruch darstellt, nicht nur düstere Gefangenschaft. Ich hatte es für dieses Stück ausgewählt, da ich es im gesetzten Kontext eine zwar etwas entfernte aber doch sinnige Wahl fand, die der Dirigent treffen konnte.

*Du hast übrigens "Gefangenchor" geschrieben. Ich meine, das ist falsch.

Das ist mir bei sämtlichen Lesungen durchgerutscht, da es mir zu vertraut war, um es noch differenziert wahrzunehmen. Vielen Dank für den Hinweis, ich habe es berichtigt.

Herzlichen Dank für deine Auseinandersetzung mit dem Stück und deinen Kommentar. Es freut mich sehr, dass es in seiner Grenzüberschreitung auch Anklang zu finden vermag.

Euch allen wünsche ich noch einen behaglichen Sonntag.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Lieber Anakreon,
du lässt dir ja immer Sachen einfallen! Also mit einem Dirigenten, der einen Haufen ungebärdiger Leichensänger dirigiert und vor lauter Job und Aufgehen in seinem Beruf völlig die Angst verliert, damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet.
Der Zwischenteil ist eindeutig klamaukig geworden. Aber ich finde das nicht schlimm, lustige, humorige Horror-Geschichten sollte es auch geben. Und insofern fand ich den Mittelteil gelungen. Einige der Geister hätten von mir aus noch ruhig eine Winzigkeit mehr über die Stränge schlagen können und Klageneld mit seiner strengen Dirigentenstimme sie zurechtweisen können. Aber es dürfte wirklich nur eine Winzigkeit sein. Und außerdem bin ich ja auch öfters ein ziemlich alberner Mensch, von daher hör da vielleicht lieber auf andere.
Schwierig finde ich dann den Übergang wieder zurück zum Horror. Es ist dir gelungen, denn du hast den Dirigenten vorher ordentlich mit Alkohol abgefüllt, es wäre sonst nicht glaubhaft gewesen, dass er dann am nächsten Tag, als er wieder auf den Friedhof geht, Angst empfindet. Der Alkohol hat ihn in der Nacht beruhigt und die ungewöhnliche Situation ertragen lassen. Hat ihn aber gleichzeitig auch das Gefährliche der Situation etwas abgemildert interpretieren lassen. Und das wird ihm am nächste Tag erst klar.
Dennoch war das von der Entwicklung her auch die Stelle, die mich nicht ganz überzeugt hat. Vom Horror in den Gruselschmunzel zu gehen, das ist leicht, aber umgekehrt wieder zurück in den Horror zu kommen, das finde ich viel schwieriger. Ich habe mir überlegt, ob du die Einsicht, die er am nächsten Tag hat, dass er es ist, der die Toten weckt, noch verstärken könntest, vielleicht könnte er sich an etwas erinnern, was einer der Toten gesagt hat: dass sie ihn behalten wollen oder so. Und die Einsicht verstärken, dass er sie mit dem Gefangenenchor hätte auf die andere Seite bringen können. Dann wäre der Schmunzelteil in der Mitte noch stärker eingeordnet und das Ende, das ihn ja in einer aufgewühlten Verfassung zurücklässt, vollends glaubhaft. Versteh es nicht falsch, es ist auch jetzt schon glaubhaft, für die Geschichte fände ich es halt noch schöner.

Insgesamt gesehen gefällt mir deine Geschichte gut. Ich habe sie gerne und mit Belustigung und ein wenig Schaudern gelesen.
Was ich allerdings auch noch klasse fände: Du kannst dir ja mal die Idee als solche aufheben und eine zweite Geschichte irgendwann dazu schreiben. Eine ihne den Schmunzelteil. Die Vorstellung, dass der da von dieser bleichen Sängerarmee auf ewig geholt wird, mann oh mann, das könnte ziemlich infernalisch werden.

Und das gibts auch noch auf die Pelzkappe:

Torkelnden Schrittes marschierte Karl Friedrich Klagefeld heimwärts.
Betrunken war er nicht, doch stark angesäuselt, zumindest nach eigener Einschätzung.
Das ist mir auch aufgefallen. Wärst du ein Neuling , hätte ich dir geschrieben, dass das nicht geht. So aber weiß ich, dass du das absichtlich gemacht hast. Du willst seine etwas schräge Verfassung verdeutlichen. Er ist ziemlich besoffen, aber er behält die Contenance.

Da hier auch lokale Prominenz bestattet war, wurden die alten Gräber damals noch nicht aufgehoben und später kümmerte sich niemand mehr darum.
Das "noch hier würde ich streichen. Du brauchst es nicht für den Inhalt und es kickte mich beim Lesen raus.

Beim Anblick der Mauer verspürte Klagefeld unvermittelt Harndrang, was ihn verleitete das zu tun, was er bei andern im nüchternen Zustand als verachtenswert empfunden hätte. Doch er fühlte sich im Recht, da der spontane Druck ihn drangsalierte.
:lol:
Hier wird der witzige Mittelteil schon angelegt.

Das Plätschern animierte ihn zu flüchtigen Gedanken an Händels „Wassermusik“.
:D

Ich bin wohl doch besoffen, das ich meine, (Komma) im Wasserstrahl ein Durcheinander von Gesangstimmen herauszuhören.
Es muss dass heißen.
Grund: Es ist hier weder der Artikel das, der beim Nomen steht, noch das Relativpronomen das, das eine Nomen, auf das es sich bezieht, ersetzt. Es ist hier eindeutig die Konjunktion dass.
Wenn du den Satz umstellst/umformulierst, merkst du es:
Ich meine, dass ich im Wassersrahl Stimmen höre.
Ein Supertrick, das und dass unterscheiden zu können, ist die Ersatzprobe.
Kannst du dieses oder welches einsetzen: DAS
Kannst du das nicht: DASS


Erfolglos, nun hob sich gar eine Sopranstimme mit einem „Ave Maria“ hervor, gleich wieder durch verschiedene Liedtexte übertönend, vorgetragen von Tenören und Sopranen, einer Altstimme und einem Bass.
Es müsste übertönt heißen, weil es sich ja noch auf den Sopran bezieht, der durch andere Lieder übertönt wird.

Er wankte, zitterte, einer Ohnmacht nahe , (Komma)bekämpfte er das panische Gefühl, welches ihn zu erdrücken drohte.

«Wer seid Ihr? Woher kennt Ihr mich?»,(KOMMA) schrie er aufgebracht.

«Ich kenne keine Walpurga Meinnich.» (...)

«Walpurga war bereits zu Lebzeiten eine Hellseherin und ein Medium, das die Grenzen zwischen Sein und Nichtsein überschreiten konnte. Sie ermöglicht uns am Geschehen, rund um unseren letzten Ruhesitz teilzuhaben, es erblicken, was im Freien vor sich geht.»

Hier fände ich es schön, wenn er auf irgendeine Frau kommt, der er irgendwann mal Unrecht getan hat oder so. Die Aufklärung, dass Walburga ihm nicht zuleibe rücken wird, erfolgt mir hier auch etwas zu schnell.

«Ihr behauptet also, die Toten dieses Friedhofs zu sein. Und was soll dann dieses Katzengejammer, dass Ihr hier veranstaltet?», fragte Klagefeld ungläubig, dass dies sich wirklich abspielte.
:)

«Natürlich», erklang es mehrstimmig , KOMMAsich in ein Stimmengewirr überschlagend.

«Ruhe, so kommen wir nicht weiter.» Karl Friedrich war verärgert, einen derart undisziplinierten Haufen hatte er noch nie erlebt. «Nur einer soll für Euch sprechen!»
:lol:

Ein Stimmengewirr wogte auf, verstummte, als Karl Friedrich die Hände über dem Kopf zusammenschlug. (...)

«Selbstverständlich sehen wir Sie, sonst würden Sie uns als Dirigent ja nichts nutzen.» Die Grabesstimme klang leicht erheitert, was sie noch sonderlicher hallen liess.

:)
absonderlicher finde ich besser als sonderlich, aber vielleicht ist da ja schweizerisch?
Nach einigen Takten verwarf er die Hände. «Verdammt nochmal, seid Ihr Musiker oder Grabredner, hört in Euch beim Singen!
:D


Bei Tageslicht sah das Grabfeld direkt idyllisch aus, die alten Steine wie Zeugen einer andern Zeit, der Boden von Gras und wild wachsenden Blumen bedeckt. Ein Kleinod, wenn er es so betrachtete. Auch hier entdeckte er keine zertretenen Stellen, keine geknickten Halme. Alles wirkte wie seit Langem völlig unberührt.
Sehr schöne Stelle, aber das Fette würde ich streichen. Kommt für meinen Geschmack dann noch besser.

Wie du danach dann seine Erkenntnis darüber, dass das Ganze keine Halluzination durch Müdigkeit und Suff hervorgerufen war, das finde ich anhand der Namen schön gemacht. Und anhand des dann wieder einsetzenden Gesanges.

Ja ich habe die Geschichte gern gelesen, es hat Spaß gemacht.
Bis bald mal wieder
Liebe Grüße Novak

 

Liebe Novak

Also mit einem Dirigenten, der einen Haufen ungebärdiger Leichensänger dirigiert und vor lauter Job und Aufgehen in seinem Beruf völlig die Angst verliert, damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet.

Der Gedanke an einen Chor von Toten hatte mich einfach angesprungen. Ich hatte dann das Nachsehen, es umzusetzen. :D

Der Zwischenteil ist eindeutig klamaukig geworden.

So Arg? Ich hatte es selbst als relativ feines Schelmenstück in dieser Umgebung wahrgenommen, aber da war wohl Selbsttäuschung dabei.

Aber ich finde das nicht schlimm, lustige, humorige Horror-Geschichten sollte es auch geben. Und insofern fand ich den Mittelteil gelungen.

Seufz. Da durfte ich beim nächsten Satz ja wieder aufatmen. Doch schon hörte ich die Einschränkung mit dem Mittelteil heraus.

Einige der Geister hätten von mir aus noch ruhig eine Winzigkeit mehr über die Stränge schlagen können und Klageneld mit seiner strengen Dirigentenstimme sie zurechtweisen können. Aber es dürfte wirklich nur eine Winzigkeit sein.

Hm. Da befürchtete ich eben, dass es die Grenzen einer ehrbaren Gruselgeschichte sprengen würde, umso mehr ich kein „Humorautor“ bin und eher mit feiner Ironie zu taktieren beabsichtige.

Schwierig finde ich dann den Übergang wieder zurück zum Horror. Es ist dir gelungen,

Das freut mich, diese Einschätzung.

Dennoch war das von der Entwicklung her auch die Stelle, die mich nicht ganz überzeugt hat. Vom Horror in den Gruselschmunzel zu gehen, das ist leicht, aber umgekehrt wieder zurück in den Horror zu kommen, das finde ich viel schwieriger.

Da spüre ich das wackeln meines Sitzes.

Ich habe mir überlegt, ob du die Einsicht, die er am nächsten Tag hat, dass er es ist, der die Toten weckt, noch verstärken könntest, vielleicht könnte er sich an etwas erinnern, was einer der Toten gesagt hat: dass sie ihn behalten wollen oder so. Und die Einsicht verstärken, dass er sie mit dem Gefangenenchor hätte auf die andere Seite bringen können.

Da werde ich mal darüber nachdenken. An sich wollte ich es nicht restlos ausfüllen, dem Leser Spielraum für seine eigene Fantasie geben, aber vielleicht ist es an diesem Punkt doch noch etwas mager.

Was ich allerdings auch noch klasse fände: Du kannst dir ja mal die Idee als solche aufheben und eine zweite Geschichte irgendwann dazu schreiben. Eine ihne den Schmunzelteil. Die Vorstellung, dass der da von dieser bleichen Sängerarmee auf ewig geholt wird, mann oh mann, das könnte ziemlich infernalisch werden.

Da fehlt der Zwiespalt in mir völlig, der es mir ernsthaft ermöglichen würde mich selbst zu konkurrieren. … Was mir gangbar wäre, ist eine analoge Situation, jedoch mit gänzlich andern Merkmalen und Figuren. Auah! Jetzt hat sich in mir so ein irrwitziger Gedanke festgebissen. … Nein!, ich gebe keine Absichtserklärung mehr ab, sonst wertet man es als Schlendrian, wenn ich es nicht in nützlicher Frist erfüllen kann.

Und das gibts auch noch auf die Pelzkappe:

Oh weh, ich habe vergessen, sie aufzusetzen. :sconf: Ich hol sie mal schnell.

Zitat:
Torkelnden Schrittes marschierte Karl Friedrich Klagefeld heimwärts.
Betrunken war er nicht, doch stark angesäuselt, zumindest nach eigener Einschätzung.

Das ist mir auch aufgefallen. Wärst du ein Neuling , hätte ich dir geschrieben, dass das nicht geht. So aber weiß ich, dass du das absichtlich gemacht hast. Du willst seine etwas schräge Verfassung verdeutlichen. Er ist ziemlich besoffen, aber er behält die Contenance.

An diesem Teil des Machwerks hatte ich lang gebastelt, verschiedene Teile ausprobiert, bin aber immer wieder zu diesen Sätzen zurückgekehrt.

Das "noch hier würde ich streichen.

Das hatte ich am Schluss eingebaut, als ich noch letzte Änderungen vornahm. Aber du hast recht, jetzt stört es mich auch.

Zitat:
Ich bin wohl doch besoffen, das ich meine, (Komma) im Wasserstrahl ein Durcheinander von Gesangstimmen herauszuhören.

Es muss dass heißen.

Da hab ich mich also doch selbst übertölpelt, trotz des werten Hinweises von Proof.
Ich werde mich jetzt erst 1 Minute in Demut üben.

:huldig:

Hier fände ich es schön, wenn er auf irgendeine Frau kommt, der er irgendwann mal Unrecht getan hat oder so. Die Aufklärung, dass Walburga ihm nicht zuleibe rücken wird, erfolgt mir hier auch etwas zu schnell.

Ich sehe, mein Nachdenken über die Walpurga hat noch einen zusätzlichen Gewichtstein erhalten.

absonderlicher finde ich besser als sonderlich, aber vielleicht ist da ja schweizerisch?

Nach Duden und Wahrig ist es keine Helvetismen. Ich habe es aber geändert, da es mit dem ab… eine treffendere Bedeutung erhält.

Sehr schöne Stelle, aber das Fette würde ich streichen.

Ist eliminiert, zur Vollendung der Idylle.

Ja ich habe die Geschichte gern gelesen, es hat Spaß gemacht.

Das freut mich sehr.

Ich danke dir herzlich für die Auseinandersetzung mit dem Stoff, die Korrekturhinweise und natürlich deine Kommentare.

À propos Nachdenken: Es wird wahrscheinlich etwas dauern, bis ich an jenen Stellen Umgestaltungen vornehmen kann, zu denen Anregungen auf mich hereinstürzten. In den nächsten vierzehn Tagen kumulieren sich bei mir dringende Termine und anschliessend flüchte ich für zwei Wochen in den Süden. Einen Schnellschuss möchte ich nicht machen, aber vielleicht bricht ja auch noch ein Ideengewitter über mich herein.

Ich war gespannt, wie das Dirigentenstück bei Musikkennern (muss ja nicht unbedingt Oper sein) ankommt, da ich ein ausgesprochener Musikbanause (lediglich gelegentlicher Konsument von Klassik, Jazz bis Pop) bin und mir die Eigenheiten zu Chormusik erst erarbeiten musste. Hierin brachte es mir zumindest bis jetzt kein blaues Auge. :D

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo, lieber Anakreon,
nein, keine Sorge, die Pelzmütze bleibt unberührt, war mir nur wichtig, noch ein paar wenige Dinge zu sagen:

Der Zwischenteil ist eindeutig klamaukig geworden.
So Arg? Ich hatte es selbst als relativ feines Schelmenstück in dieser Umgebung wahrgenommen, aber da war wohl Selbsttäuschung dabei.

Mei oh mei, wenn ich Klamauk schreibe, ist das bei mir aberner Person kein Vorwurf, sondern eher ein Gütesiegel für Horror, der ins Lustige, Humorige geht. Klamauk ist für mich kein Vorwurf.
Also: Mit dem Schelmenstück geh ich d'accord, ich meinte einfach eine lustig gestrickte Horrorvariante, einen humorvollen Ausbruch aus dem normalen Genre. Ein Spiel mit Erwartungen, die nicht erfüllt werden. Jeder denkt ja bei deiner story zunächst, jetzt müsste die Luzy abgehen und Klagefeld würde durch die Geister vertilgt werden , aber stattdessen dirigiert er die Saubande. Und das Schelmenstück, den fröhlich-frechen "Klamauk", hast du hier gemacht und es ist dir gelungen. Meine Ideen gingen in die Richtung, vielleicht die eine oder andere Stelle zu verstärken oder etas zu verändern im Sinne deiner Geschichte.
Aber: Du hast schon Recht, zu viel der Verstärkung durch Witzeleien, das könnte die Geschichte vielleicht in die falsche Richtung drängen. Oder gar die Witzepolizei auf den Plan rufen.
:D
Und du musst dir auch keinesfalls selbst Konkurrenz bereiten, jedenfalls, wenn du die Pelzkappe aufbehältst.

Ich war gespannt, wie das Dirigentenstück bei Musikkennern (muss ja nicht unbedingt Oper sein) ankommt, da ich ein ausgesprochener Musikbanause (lediglich gelegentlicher Konsument von Klassik, Jazz bis Pop) bin und mir die Eigenheiten zu Chormusik erst erarbeiten musste. Hierin brachte es mir zumindest bis jetzt kein blaues Auge.
Dass du ein Musik-Banause wärst, das merkt man nicht, Im Gegenteil, ich habe durch deine Beschreibungen (auchin anderen Geschichten) schon immer gedacht, du würdest dich in Ballett oder in Kunst oder hier im Chorgesang auskennen. Du hast die Musik nicht bis ins Einzelne beschrieben, aber das, was du beschrieben hast, das konnte ich sehr gut nachvollziehen und genießen.

À propos Nachdenken: Es wird wahrscheinlich etwas dauern, bis ich an jenen Stellen Umgestaltungen vornehmen kann, zu denen Anregungen auf mich hereinstürzten. In den nächsten vierzehn Tagen kumulieren sich bei mir dringende Termine und anschliessend flüchte ich für zwei Wochen in den Süden. Einen Schnellschuss möchte ich nicht machen, aber vielleicht bricht ja auch noch ein Ideengewitter über mich herein.

Na, da mach dir bitte nur keinen Stress.
Ich weiß selbst nur allzugut, welchen Druck das ausübt, wenn man meint, man müsste irgendetwas innerhalb einer bestimmten Zeit erledigen. Du musst das von der Geschichte her sowieso überhaupt nicht tun. Und wenn du es machst, dann deswegen,weil du es gut findest und weil du den Zeitpunkt für dich als einen sinnvollen gesetzt hast.

Alls Gute für die nächsten Tage

 


da habe ich ja noch Weiteres verbockt, als nur Schabernack in die ernsthafte Rubrik Horror zu tragen.

Ach wo, nix zu danken,

lieber Anakreon,

Schabernecken wider Widrigkeiten des täglichen Horrors wie seiner Erzeuger (oder glaubt jemand, öffentliche Hinrichtungen gäbe es nicht mehr?, okay, auf Marktplatz und Galgenberg braucht man weniger zu suchen als in & vor den Medien, als deren Vorläufer sicherlich die allzu menschliche Scheidung der Herrschaften von Himmel und Hölle nebst allem, was dazwischen köchelt, und wäre es ein Moor, der Sumpf, der finstre Wald, die Vernebelung oder der einsame Ruf des Kauzes auf einem alten Friedhof oder die Wanderdüne im wüsten Lande), gegen die nur Typen wie Ulenspegel und Villon helfen (Lieblingszitat auf der studentischen Parka des langhaarigen Friedchen: Werd ich am Galgen hochgezogen, weiß ich, wie schwer mein Arsch gewogen).

Gleichwohl: Schabernack tat selbst dem Genre des Westerns gut! Und gilt der Urahn deutschspachigen Horrors nicht auch als hervorragebder Satiriker (wenn auch nicht zu Lebzeiten) & Musiker? Das ETA Hoffmann wahrscheinlich seine frühen Ängste in seinen schaurigen Erzählungen verarbeitete dürfte mehr als eine Vermutung sein.

Aber wie: Verwirrung durch die Namensgebung?! Da haben Deine Geschichten ihren besonderen Reiz, indem sie durch einen Namen Bezüge zu entfernt erscheinenden Geschehnissen aufdecken können. So hielt ich weniger die Walpurga (die mir mehr als vertraut ist und deren Namensbase mir weiland schon janz schön heiße Jefyhle jebracht hätt – wenn s’e nur nich’ so viel jekwatscht hätt) als Karl Friedrich für ein gelungenes Wortspiel – Spontaneität hin oder her: Klagefeld – der Nibelunge not / die Klage – das Anpinkeln von natürlichen wie künstlichen Hindernissen (Baum / Mauer) und die Kunst, Klage und Mauer zur – jetzt fällt mir das Wort nicht mehr ein. Dass ich nicht nur für Musikalität hinter Barenboim steh, dürfte seit dem west-östlichen Diwan kein Geheimnis sein, und dass ich Harry Rowohlt – unserm Altergenossen, wo die paar Jahre Unterschied auch nix mehr ausmachen – eigentlich schon mit Winnie The Pooh.

Schön und eigentlich auch geschichtsreif Dein Hinweis aufs vrouwelin / Fräulein, das es erst mit dem 12. Jh. gibt und bis zur frz. Revolution dem Adel vorbehalten blieb. Da gibt man den Status der unverheirateten vrouwe / Frau (denkwürdig genug: bis zum 10. Jh. war die Frau schon mit einem „f“ – frouwe – versehen; welch ein Fortschritt in der grammatikalischen Emanzipation!) auch als Bürgerliche nicht so leichtfertig hin. Zudem verrät die Heirat in ihrer zwoten Silbe die Nähe zum Hausrat – und wer möchte schon freiwillig Objekt einer Inventur werden? So kommt denn Frau Busenhart doch noch zu einem (eher ungewöhnlichen) Dialog, nachdem ich nun auch für Walli meinen Kopf hinhalte.

Es sind also Irrungen und Wirrungen,
die nicht nur Dich packen, lieber Anakreon.

Gruß aus dem erkalteten Ruhrpott vom

Friedel

 

Liebe Novak

Oh, du hast kostbare Nachtstunden geopfert, wie ich der Zeitanzeige entnahm, um es zu verdeutlichen. :shy:

Mei oh mei, wenn ich Klamauk schreibe, ist das bei mir aberner Person kein Vorwurf, sondern eher ein Gütesiegel für Horror, der ins Lustige, Humorige geht. Klamauk ist für mich kein Vorwurf.

Da bin ich beruhigt, da ich Klamauk stark mit den Auftritten des Ostfriesen Otto assoziierte. Das wäre dann sehr, sehr weit von meiner Absicht entfernt gewesen.

Ein Spiel mit Erwartungen, die nicht erfüllt werden. Jeder denkt ja bei deiner story zunächst, jetzt müsste die Luzy abgehen und Klagefeld würde durch die Geister vertilgt werden , aber stattdessen dirigiert er die Saubande.

Das gefällt mir, wenn es die Lesererwartungen erst auf die falsche Fährte führt. So hat es Überraschungseffekt. Na ja, die Vampire unter den Lesern bekommen ihren Tropfen Blut nicht und die Kannibalen kein Fleisch zwischen die Zähne und müssen halt darben. :eek: Aber mein Mitleid ist denen natürlich gewiss.

Aber: Du hast schon Recht, zu viel der Verstärkung durch Witzeleien, das könnte die Geschichte vielleicht in die falsche Richtung drängen.

Ich denke, es lässt sich vielleicht eher durch etwas mehr Anspannung in der Situation vertiefen. Mal schauen, was mir dazu einfällt.

Dass du ein Musik-Banause wärst, das merkt man nicht … Du hast die Musik nicht bis ins Einzelne beschrieben, aber das, was du beschrieben hast, das konnte ich sehr gut nachvollziehen und genießen.

Da hatte ich ja Glück, dass ich das Erarbeitete nur punktuell einbrachte und Schnitzer so vermeiden konnte. Bei andern Kunstrichtungen wäre ich mir da sicherer gewesen, aber manchmal grase ich eben über den Zaun hinweg.

Na, da mach dir bitte nur keinen Stress.

Ja ausreichend Zeit ist ein wichtiger Faktor zum Gelingen, die Ungeduld dessen ärgster Feind. Ich werde sie mir nehmen, die Zeit. Obwohl ich heute mich selbst auslinkte und notfallmässig die Mediziner mit falschem Alarm auf Trab hielt. Aber die Zeit konnte ich zumindest nutzen, mit Denken.

Danke, für deine ermutigende Ergänzung, ich werde in diesem Sinne die grauen Zellen strapazieren. :)


+


Gleichwohl: Schabernack tat selbst dem Genre des Westerns gut!

Und erhellt selbst die düstere Unterwelt, wenn ich Platons „Höhlengleichnis“ unter ein solches Vorzeichen zu stellen wagte.

Lieber Friedel

Das ETA Hoffmann wahrscheinlich seine frühen Ängste in seinen schaurigen Erzählungen verarbeitete dürfte mehr als eine Vermutung sein.

Der Gute hatte wenigstens einen Quell und musste nicht wie ich krampfhaft die Fantasie auspressen, um die Idee welche mich ansprang, in Worte zu fassen.

Da haben Deine Geschichten ihren besonderen Reiz, indem sie durch einen Namen Bezüge zu entfernt erscheinenden Geschehnissen aufdecken können.

Es muss ein Hang zu den spätmittelalterlichen Vexierbildern sein – später gab es auch Vexierlieder -, die mich in den Bann ziehen und es als Spiel mit Namen ausleben lassen.

Schön und eigentlich auch geschichtsreif Dein Hinweis aufs vrouwelin / Fräulein

Eine kleine Episode, die das Leben schrieb. Zu Lebzeiten des Fräuleins B. hätte ich natürlich diskret geschwiegen, aber so war es eine Gelegenheit, sie unvergesslich in den literarischen Cyberhimmel zu hieven.

Gruß aus dem erkalteten Ruhrpott

Keine Sorge der Abkühlung wegen, es folgt gleich rheinabwärts das Schmelzwasser aus den Schweizer Bergen, um über die Wasserkraftwerke den nördlichen Nachbarn (mal nicht politisch) aufzuheizen.

Schöne Grüsse euch beiden

Anakreon

 

Lieber Anakreon

Beim Anblick der Mauer verspürte Klagefeld unvermittelt Harndrang, was ihn verleitete das zu tun, was er bei andern im nüchternen Zustand als verachtenswert empfunden hätte.

Ich meine, da muss ein Komma hin nach verleitete.

Zu dieser Zeit war auch niemand mehr unterwegs und im fahlen Licht des Halbmondes wäre er allenfalls nur als dunkle Silhouette vor der Mauer wahrnehmbar gewesen.

Auch wenns eine Schauergeschichte ist, das "fahle" Mondlicht und die "dunklen" Shilouetten sind für meinen Geschmack zu viel des Guten. Ich würde beide Adjektive hier streichen, vor allem das "fahle" Mondlicht, das sollte eigentlich raus.

Bei einem Chor ein abstruses Vorhaben, wer kommt da nur auf eine solch weinselige Idee?!

Fragezeichen / Ausrufezeichen in Kombination wirkt ziemlich seltsam, ich würde das Ausrufezeichen hier streichen.

Und was soll dann dieses Katzengejammer, dass Ihr hier veranstaltet?»

[...], das (mit einem S)

Etwas, das wenn überhaupt, nur einmal im Leben vorkam.

Auch wenn es vielleicht komisch aussieht, aber auch nach "das" würde ich hier ein Komma setzen.

Ohne weiter über die Absurdität nachzudenken, rief er sich die Chorstücke in Erinnerung, die er aus dem Stegreif zu dirigieren vermochte.

Hier frage ich mich als Leser schon, warum der Prot. nicht stärker auf diese Szene reagiert. Da sprechen auf einem Friedhof die Toten zu ihm, aber er denkt da nicht weiter drüber nach. Wenn es der Prot. nicht tut, warum soll es dann der Leser tun?

Mir gefällt der Einstieg deiner Geschichte, aber ab hier hab ich meine Probleme damit, nicht mal unbedingt wegen des Klamauks (den hast du davor ja auch schon drin), sondern weil für mich als Leser an dieser Stelle klar wird, dass das ja freundliche, gut aufgelegte Geister sind, mit denen es dein Herr Klagefeld hier zu tun hat. Da nimmst du mMn zu früh die Luft raus, denn ab hier wird eigentlich klar, in welche Richtung es gehen wird. Das wird in den folgenden Sätzen verstärkt, deine Geister erscheinen hier einfach allzu menschlich, und das macht die Geschichte nicht un-, aber doch weniger interessant. Denn ob der Dirigent jetzt hier vor einer Horde von Toten oder vor dem Altherrenchor von Lilienthal steht, macht ab dieser Stelle eigentlich keinen Unterschied mehr, und damit verwirfst du das eigentlich interessante Moment in dieser Geschichte.
Ich als Anhänger des düsteren Horrors hätte es schöner gefunden, wenn es eine gewisse Spannung zwischen Klagefeld und den Geistern gegeben hätte, aber die sind mir zu früh auf einer Wellenlänge, das ist allzu harmonisch hier. Es muss ja gar nicht böse enden (hätte aber nichts dagegen gehabt ;)), aber da muss einfach noch ein bisschen mehr Würze rein.

«Gut, dann geben Sie den Ton an,» Karl Friedrich hob den Arm, den Taktstock mit der Hand andeutend.

Fände hier den Finger statt der Hand besser.

Einen Augenblick stellte er sich Schüle in der modrigen Gruft vor, verdrängte dies jedoch schnell, da es in Panik umzuschlagen drohte.

Schade, hier wird ein interessanter Gedanke mit purer Willenskraft "verdrängt". Lässt sich aufkommende Panik so einfach verscheuchen?

«Jetzt gilt es Ernst, jetzt kommt der Auftritt.

"Jetzt gilt es ernst" ist doch ein Helvetismus, oder? Hochdeutsch würde man eher "Jetzt wird es ernst" sagen.

«Leben Sie wohl, Herr Klagefeld,» erklang es im Chor, als er zum Tor torkelte,

Das Torkeln würde ich jetzt weglassen, er wirkt eigentlich nicht mehr betrunken, und man muss schon ordentlich was intus haben, um wirklich zu torkeln, oder?

keine Auffälligkeit, die auftrat.

Das doppelte "auf" klingt nicht so gut hier.

Komisch, es sind weder Fussabdrücke zu sehen noch sind Blumen zertreten. Ich hatte doch nah an der Mauer gestanden, oder spielte mir der Suff einen Streich und ich pinkelte gar nicht hier? Ein unbewusstes Verlangen, im schützenden Dunstschleier des Alkohols, einmal in der Fantasie kräftig über die Stränge zu hauen?

Ich hab so ein bisschen Probleme mit den Gedanken des Prot. Da wechselt irgendwie die Sprache, der zitierte Teil passt bspw. nicht so recht mit diesem hier zusammen (paar Zeilen weiter unten):

Ich muss voll besoffen gewesen sein,

Klingt, als würden hier zwei verschiedene Personen denken.

Es gab da keine Angehörigen, die noch nach dem rechten sahen.

dem Rechten.

Bei einigen Steinen konnte man die Namen nur schwer erkennen, da die Witterung sie schon seit langer Zeit beutelte.

Da sie zum Zeitpunkt des Satzes nicht gebeutelt werden, wäre hier "gebeutelt hatte" besser.

Er wandte sich ab, um den Friedhof zu verlassen, nun überzeugt, dass in der Nacht ein Delirium seiner habhaft war,

Auch hier besser PQP: "... habhaft geworden war"

Es hätte leicht zu einem Sprung über den Jordan führen können, und sie hätten sich gefreut, einen Dirigenten ständig in ihrem Kreis zu haben, die Geister, die ich rief.

Ja, wäre ein schöneres Ende gewesen, muss ich zugeben, warum hast du das eigentlich nicht gewählt?

Die Geschichte liest sich angenehm, ich muss zugeben, ich hatte anfangs Probleme mit deinem Stil, aber irgendwie hab ich mich dran gewöhnt :). Also deine Geschichten haben jedenfalls einen hohen "Wiedererkennungswert", würdest du hier "anonym" schreiben, ich glaube ich würde deine Geschichte aus zehn herauspicken können ;). Ich hätte natürlich nichts dagegen, wenn du in der Richtung mal etwas Neues ausprobieren würdest ... aber seis drum, jeder hat ja so seinen Geschmack, als Leser wie auch als Autor.

Es ist auch nette Unterhaltung, dein Klagefeld kommt sympathisch rüber, irgendwie wünscht man ihm nichts Böses ... und dennoch, ein wenig mehr Spannung, ein wenig mehr den Leser auf die Folter spannen, das würde der Geschichte glaub guttun. Hier wird halt, wie ich es oben geschrieben habe, alles ein wenig zu schnell deutlich, du legst die Karten mMn zu früh auf den Tisch. Weisst du, es muss ja gar nicht ins Böse umschwenken wenn du das nicht willst, aber es könnte ja bspw. sein, dass die Geister Hr. Klagefeld erstmal gegen seinen Willen auf dem Friedhof festhalten und ihn zwingen, sie zu dirigieren, ihn zwingen, aus ihnen bis zum Morgengrauen einen anständigen Chor zu machen (die Idee mit dem Chor finde ich nämlich wirklich gut!) ... sonst muss er bei ihnen bleiben, auf ewig. Er kann das ja auch schaffen und die Geschichte geht aus wie gehabt, aber man wäre dann als Leser doch gefesselter. Diese Freiwilligkeit, oder wie ichs oben genannt habe, diese Harmonie, das stört mich hier ein wenig.

So viel dazu, viele Grüsse und bis bald!

 

Lieber Schwups

Und wieder setze ich meine "Pelzkappe" auf, um unter sicherem Schutz auch deine werte Kritik zu empfangen.

Auch wenns eine Schauergeschichte ist, das "fahle" Mondlicht und die "dunklen" Shilouetten sind für meinen Geschmack zu viel des Guten. Ich würde beide Adjektive hier streichen, vor allem das "fahle" Mondlicht, das sollte eigentlich raus.

Ja, klingt sachlicher und der Szene vor dem Eintreten der Ereignisse gerechter.

Zitat:
Etwas, das wenn überhaupt, nur einmal im Leben vorkam.

Auch wenn es vielleicht komisch aussieht, aber auch nach "das" würde ich hier ein Komma setzen.

Du hast recht, beim langsamen Lesen bin ich jetzt auch über dessen Fehlen gestolpert.

Zitat:
Ohne weiter über die Absurdität nachzudenken, rief er sich die Chorstücke in Erinnerung, die er aus dem Stegreif zu dirigieren vermochte.

Hier frage ich mich als Leser schon, warum der Prot. nicht stärker auf diese Szene reagiert. Da sprechen auf einem Friedhof die Toten zu ihm, aber er denkt da nicht weiter drüber nach. Wenn es der Prot. nicht tut, warum soll es dann der Leser tun?

Hm, wenn ich als Schöpfer des Textes in mich gehe, muss ich gestehen, dass ich hier dem Druck, den Inhalt kurz zu fassen, wohl zu stark nachgegeben habe. Ich werde es diesbezüglich neu überdenken.

Mir gefällt der Einstieg deiner Geschichte, aber ab hier hab ich meine Probleme damit, … weil für mich als Leser an dieser Stelle klar wird, dass das ja freundliche, gut aufgelegte Geister sind … Da nimmst du mMn zu früh die Luft raus, denn ab hier wird eigentlich klar, in welche Richtung es gehen wird. … deine Geister erscheinen hier einfach allzu menschlich, und das macht die Geschichte nicht un-, aber doch weniger interessant. Denn ob der Dirigent jetzt hier vor einer Horde von Toten oder vor dem Altherrenchor von Lilienthal steht, macht ab dieser Stelle eigentlich keinen Unterschied mehr, und damit verwirfst du das eigentlich interessante Moment in dieser Geschichte.

Es scheint ja einhellig, dass dies eine eklatante Schwachstelle an der Geschichte ist. Ich werde da das Geschehen zwischen den Toten und dem Dirigenten wohl nochmals neu einfädeln, ein Spiel von Perfidität und gruseligen Zwischentönen aufziehen müssen. Dies scheint mir machbar, ohne vom Tenor der Geschichte abzukehren, aber als Knacknuss bleibt mir, warum Klagefeld da nicht einfach davon laufen sollte. Doch da wird mir schon noch was für ihn Zwingendes in den Sinn kommen.
Mit dem Argument, dass es keinen Unterschied mehr macht, ob der Dirigent jetzt hier vor einer Horde von Toten oder vor dem Altherrenchor von Lilienthal steht, hast du mir ja richtiggehend den Boden unter den Füssen weggezogen. Ich bin ganz konsterniert! :D

Zitat:
«Gut, dann geben Sie den Ton an,» Karl Friedrich hob den Arm, den Taktstock mit der Hand andeutend.

Fände hier den Finger statt der Hand besser.

Kein Problem, das habe ich geändert. Die Dirigenten handhaben dies ja sehr unterschiedlich, wenn sie sich nicht am Taktstock festklammern. Mit dem Finger wirkt es optisch gar nach einem Stellvertreter für das Stäbchen.

Zitat:
Einen Augenblick stellte er sich Schüle in der modrigen Gruft vor, verdrängte dies jedoch schnell, da es in Panik umzuschlagen drohte.

Schade, hier wird ein interessanter Gedanke mit purer Willenskraft "verdrängt". Lässt sich aufkommende Panik so einfach verscheuchen?

Werde mal darüber nachdenken, ob Klagefeld den Schüle vielleicht doch eine kurze Zeitspanne materialisiert, sich das Bild seiner in Details vorstellt. – Eine aufkommende Panik und ob sie verdrängt werden kann, dürfte sehr stark von der Konstitution des Betroffenen abhängig sein. Wobei ich das „verdrängt“ hier umgangssprachlich für Realitätsnähe setzte und nicht in psychoanalytischem Sinne. Freud hatte seinerzeit dem Begriff der Verdrängung eine schwer traumatisierende Erfahrung unterlegt, die für Betroffene unerträglich ist und deshalb dem Bewusstsein selbstregulierend entzogen wurde. So etwas geschieht dann nicht willentlich, aber auch nicht ohne schädliche Konsequenzen..

"Jetzt gilt es ernst" ist doch ein Helvetismus, oder? Hochdeutsch würde man eher "Jetzt wird es ernst" sagen.

Ich habe es überprüft. In den Schweizer Medien ist diese Redensart mit „gilt“ gebräuchlich, während die Deutschen es mit „wird“ verwenden. Canoonet weist nur andere Redensarten mit „gilt“ beispielgebend aus. Wahrig hat ebenso Beispiele mit „gilt“, etwa: Da gilt keine Ausrede. DUDEN erwähnt „gilt“ synonym für gelten, setzt in Klammer aber selten. [Jeweils in den neuesten Ausgaben der Wörterbücher.] Als Helvetismen ist es nirgends ausgezeichnet, in der Praxis aber wohl so. Da belobe ich dich, der den Durchblick bewahrt.
Aber kurzum, ich habe es angepasst.

Das Torkeln würde ich jetzt weglassen, er wirkt eigentlich nicht mehr betrunken, und man muss schon ordentlich was intus haben, um wirklich zu torkeln, oder?

Ist geändert.

Zitat:
Komisch, es sind weder Fussabdrücke zu sehen noch sind Blumen zertreten. Ich hatte doch nah an der Mauer gestanden, oder spielte mir der Suff einen Streich und ich pinkelte gar nicht hier? Ein unbewusstes Verlangen, im schützenden Dunstschleier des Alkohols, einmal in der Fantasie kräftig über die Stränge zu hauen?

Ich hab so ein bisschen Probleme mit den Gedanken des Prot. Da wechselt irgendwie die Sprache, der zitierte Teil passt bspw. nicht so recht mit diesem hier zusammen (paar Zeilen weiter unten):

Zitat:
Ich muss voll besoffen gewesen sein,

Dies werde ich dem „grossen Nachdenken“ einverleiben. Obwohl, Suff und soff, kommen in beiden Gedankengängen vor und gegenwärtig beurteilt er es wieder nüchterner. Wobei, ich sehe da schon auch einen etwas geschwollenen Satz darin.

Zitat:
Es hätte leicht zu einem Sprung über den Jordan führen können, und sie hätten sich gefreut, einen Dirigenten ständig in ihrem Kreis zu haben, die Geister, die ich rief.

Ja, wäre ein schöneres Ende gewesen, muss ich zugeben, warum hast du das eigentlich nicht gewählt?

:lol: Es entsprach nicht meiner Intention. Ich denke, für Klagefeld sind diese Erlebnisse als Lebender viel schwieriger zu ertragen. Es bleibt ihm künftig eine Unsicherheit, was war Wirklichkeit und was nicht. Als Toter hätte er zwar seine Funktionalität, aber die Zweifel wären ihm dann abhandengekommen. So muss er warten, bis ihm ein Organversagen dann mal Gewissheit darüber geben wird. Also eigentlich viel grausamer, als ein Übertritt im Suff.

Die Geschichte liest sich angenehm, ich muss zugeben, ich hatte anfangs Probleme mit deinem Stil, aber irgendwie hab ich mich dran gewöhnt. Also deine Geschichten haben jedenfalls einen hohen "Wiedererkennungswert" … Ich hätte natürlich nichts dagegen, wenn du in der Richtung mal etwas Neues ausprobieren würdest ... aber seis drum, jeder hat ja so seinen Geschmack, als Leser wie auch als Autor.

Ein Wiederkennungswert hat ja auch seine guten Seiten, solange die Inhalte ihre Originalität nicht verlieren. Bei Friedhofsgeschichten haben sie bei mir natürlich eine gewisse Duplizität der Stimmungen, bei denen ich mich schwerer tue, sie umzukippen. Bei andern, etwa der Hybriden Wandlung, war die Urheberschaft aber wohl höchstens am Schreibstil erkennbar. Das Thema Friedhof dürfte nun für lange Zeit beerdigt sein, doch weiss ich nicht, was für eine Idee mich dann überkommt. Vorläufig habe ich gar nichts in Planung und die Arbeit am vorliegenden Stück deckt mich wohl noch eine Weile ein.

Es ist auch nette Unterhaltung, dein Klagefeld kommt sympathisch rüber, irgendwie wünscht man ihm nichts Böses ...

Er sollte auch etwas Identifikationsfigur abgeben, aber natürlich könnten ihm da noch etwas mehr Widerwärtigkeiten widerfahren. Mal sehen, welche Abgründe sich da noch auftun, die die Harmonie stören.

die Idee mit dem Chor finde ich nämlich wirklich gut!

Ein Grabgesang, den die Toten selbst veranstalten … :lol:

Ich danke dir herzlich für die Auseinandersetzung mit dem Stück, die Korrekturhinweise die ich alle übernommen habe, und die wie immer gut unterlegten Kommentare und Argumentationen. Deine Anregungen liegen nun in dem „riesigen Korb“ mit denen der Anderen. Ich werde sie in nächster Zeit sichten, ordnen, abwägen und schauen, wie sich die Geschichte diesen Lesererwartungen annähern lässt, ohne dass meine Intention sich das eigene Grab schaufelt. Also die Graberde bewegt sich …

Schöne Grüsse

Anakreon

 

hallo anakreon,

deine geschichte finde ich gelungen. die mischung aus feinem humor und horror gefällt mir. auch die sprechenden namen wie z.B. frau busenhart passen gut dazu. der protagonist wirkt sehr charmant.

das ende finde ich sehr gut, vielleicht ließe es sich etwas länger und auch horrormäßiger ausbauen.

mit musik und chören scheinst du dich im gegensatz zu mir auszukennen.

Die andern Stimmen versuchten
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Die anderen Stimmen versuchten

schöne grüße petdays.

 

Hallo petdays

Das freut mich, dass der Chorgesang deinen Gefallen findet, und dass Ironisches sich mit Horror verbindet.

Ich habe die Geschichte inhaltlich aufgrund der diversen Kritiken überarbeitet, vor allem noch mit gruseligen Sequenzen ausgebaut. Doch die Neufassung werde ich erst zu Hause einbringen. Da ich mit einem kleinen Netbook unterwegs bin, die Software gibt nicht sehr viel her, ist das Schreiben damit echt mühsam. Auch deinen Hinweis auf die Vertippe berücksichtige ich dann.

mit musik und chören scheinst du dich im gegensatz zu mir auszukennen.

Eigentlich bin ich in Bezug zu Musik eine Banause, höre zwar gerne dies und jenes, aber von verstehen kann keine Rede sein. Zu Chören musste ich die Spezifikationen erst nachlesen, etwa welche Stimmlagen da nicht vorkommen etc.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Die Kritiken berücksichtigend, habe ich die Geschichte in einzelnen Passagen überarbeitet und den Text um anderthalb Seiten erweitert, die heiter-beklemmende Note jedoch bewahrt.

Die untröstlichen Hardliner muss ich auf eine nächste Geschichte verweisen, die in einigen Wochen druckreif sein wird; Arbeitstitel: Dargebotene Hand. Da meine Fantasie mir derart grausigen Horror jedoch nicht einfach erschliesst, griff ich thematisch auf wahre Ereignisse zurück, die sich vor zwei Jahrzehnten abspielten. Die Inspiration dazu kam mir in den letzten Wochen bei einer Klausur im Süden, als ich mich an diesen tragischen Fall einer jungen Frau erinnerte. Nach ihrer Festnahme 1997 wurde sie für ihr Wirken wie ein wildes Tier in Isolationshaft gehalten – bis vor Kurzem, als diese Massnahme widerwillig aufgehoben wurde, da sie gegen die Folter-Konvention verstösst. In seiner Bestialität bildet es ein krasses Gegenstück zur vorliegenden Geschichte und zeigt, dass die Wirklichkeit viel grausamer sein kann als dichterische Fantasie.

 

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