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Cholesterin

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09.09.2013
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Cholesterin

Mit zusammengekniffenen Augen blickt er in die Leere und sieht die Sonne. Er ist überzeugt, dass ihm der Himmel wieder einmal geholfen hat. Ebenso überzeugt ist er von seiner Gesundheit. Die Natur hier oben gibt ihm alles, was er braucht. Und er kennt die Natur: die Tiere, die Pflanzen und das Wetter. Sogar Gott.
„Die Bäume sind gefällt“, sagt Franz Pfefferle, als er am Abend ins Haus kommt. Er setzt sich vor den Herrgottswinkel an den Eichentisch, der mit Eiern, Schwarzwälder Speck, Butter und selbstgebackenem Brot gedeckt ist.
„Die Kinder kommen gleich“, sagt Ursula, seine Frau, und streicht ihm über die Haare. „Die stehen heute wieder so nach oben ab“, meint sie. Franz weiß, dass sie damit auch seine Gedanken meint. Für ihn gibt es wenige, aber dafür klare Wege, die er viele Male seit seiner Kindheit gegangen ist. Er hat gelernt, was Verantwortung für eine Familie bedeutet.
Franz nimmt das Messer und schneidet den Speck. Seine Sehnen zucken unter der braungebrannten Haut der Hände. Kein Fettgewebe und kaum Muskeln. Trotzdem besitzt Franz genug Kraft, um als Landwirt arbeiten zu können. Er ist stolz auf fünfundzwanzig Kühe, vier Schweine, zwei Haflinger und vierzig Hektar Weide und Wald. Morgens schaut er manchmal kurz in den einzigen und geerbten Spiegel des Hauses. Die Leute sagen, er besäße eine große und zu hagere Gestalt mit einem schmalen Gesicht, aus dem eine hohe, gebogene Nase rage. Ihm ist das egal.
Franz hat vor zwanzig Jahren eine Frau aus dem Nachbardorf geheiratet. Er mag die viel kleinere und rundliche Ursula immer noch sehr. Lange, blonde Locken hängen über ihre Schultern. Zufrieden blickt sie wie so oft mit ihren hellblauen Augen zu Franz, entweder weil er eine gefährliche Arbeit erfolgreich hinter sich gebracht hat oder weil die Sonne scheint.
Die Kinder kommen herein. Trutpert ist sechzehn und ähnelt seiner Mutter. Er geht auf ein fernes Gymnasium und muss mit den Eltern, wenn diese Kühe melken, aufstehen, um zum Bus zu laufen. Barbara geht unten im Tal in die Grundschule. Sie ist erst zehn und dunkelhaarig und schmal wie ihr Vater. Sie streichelt Baxdi, den Schäferhund, während dieser unter die Bank kriecht.
Franz‘ Schwester Hedwig bringt Gläser und setzt sich als letzte an den Tisch. Sie ist noch dünner als Franz. Das Kleid ist ihr zu groß, aber sie fühle sich darin wohl, sagt sie, wenn man sie darauf anspricht. Sie redet nicht viel, weshalb man ihre geistige Begabung unterschätzt.
Alle fünf falten die Hände, schauen nach unten und beten: „O Gott, von dem wir alles haben, wir danken dir für deine Gaben. Du speisest uns, weil du uns liebst. O segne auch, was du uns gibst. Amen.“
Franz füllt die Gläser mit frischer Milch.
„Morgen früh musst du zum Arzt“, sagt Ursula zu ihrem Mann. „Bitte dusch dich heute noch.“
„Bist du krank, Papa?“, fragt Barbara.
„Nein, ich war doch noch nie krank. Es ist nur eine Vorsorgeuntersuchung. Macht euch keine Sorgen.“
„Ist das eine Untersuchung, bevor Sorgen kommen?“, fragt Trutpert.
„Weiß ich nicht“, antwortet Franz.
„So eine Untersuchung sollten alle Männer ab fünfundvierzig jetzt tun“, sagt Ursula. „Ich gehe ja regelmäßig hin. Und seit einem Jahr leitet ein netter, junger Arzt, Dr. Mogitsch, die Praxis im Tal.“

Franz holt am folgenden Morgen seinen dreißig Jahre alten Mercedes Diesel aus der Scheune und wischt unter dem mächtigen Dachvorhang des Schwarzwälder Hofes den Staub mit seinen Händen von den Scheiben, weil er keinen Lappen findet, währenddessen die Hühner hinter das Auto in den Bauerngarten unter einen blühenden Apfelbaum rennen. Von dort geht nach Westen ein schmaler Pfad durch lichte Wälder tief ins Tal und bei klarem Wetter, so wie heute, sieht man über die Rheinebene bis in das Elsass und die Vogesen.
„Bitte rede nicht zu schnell bei den fremden Leuten. Und denk daran, dass die Hochdeutsch sprechen“, bittet Ursula beim Abschied.
Franz steigt ins Auto und blickt auf die bewaldeten Anhöhen. In den Mulden liegen die sich der Landschaft anpassenden Nachbarhöfe. Der erste ist zwei Kilometer entfernt. Er wird von vier Brüdern bewirtschaftet, bei denen es noch keine Frau länger als drei Monate ausgehalten hat. Den nächsten Hof hat ein Schweizer gekauft: Herr Rödelsberger betreibt dort alleine eine experimentelle ökologische Landwirtschaft.
Franz wendet. An die Südseite des Hofs, dort wo das Heu eingefahren wird, grenzt eine steile Wiese, auf der im Sommer seine Kühe weiden und jetzt eine schwarzweiße Katze sitzt. Durch die Wiese führt ein steiniger Weg nach oben in den Wald. Franz verlässt sein Gehöft nicht gerne. Baxdi rennt bellend hinter dem Auto her. Er muss die schmale, geteerte Straße nehmen, die nach Osten steil hinunter führt, an Heidelbeersträuchern vorbei, dann über eine Brücke neben einer stillgelegten Sägemühle. Franz schaut nicht in die Berge; er achtet auf Kurven und erkennt, dass die Gräben an der Seite noch immer voll Wasser stehen.

„Bitte nehmen Sie im Wartezimmer Platz“, begrüßt ihn die Sprechstundenhilfe Frau Riesterer. Franz setzt sich - er ist alleine - und wartet. Er wartet selten.
Endlich erscheint der nächste Patient.
„Guten Morgen, Franz“, begrüßt ihn Fridolin Grammelspacher, dessen linker Arm mit einem gelben Tuch verbunden ist.
„Hallo. Was ist dir passiert?“, fragt Franz.
„Mein Arm ist vielleicht gebrochen; er wackelt so unangenehm. Ich kann es vor Schmerzen kaum aushalten. Beim Heuholen ist eine Leitersprosse durchgeknickt. Bin auf Betonboden gefallen ...“
Fridolin wird unterbrochen.
„Grüß Gott die Herren.“ Frau Obergfell kommt herein. Sie hustet und keucht. Sie wäre ganz heiß, sagt sie, und hätte besser diesen Morgen ihrem Mann nicht geholfen, Kühe zu melken.
„Herr Pfefferle“, ruft die Sprechstundenhilfe. „Sie sind der erste heute.“
„Ich bin nicht krank“, sagt Franz. „Nehmen Sie doch einen der beiden Kranken zuerst dran. Ich besuche inzwischen noch meinen alten Freund Paul Hug hier unten im Tal. Der wird sich freuen. Hab ihn schon lange nicht mehr gesehen.“
„Das geht nicht. Der Doktor hat bereits Ihre Akte in der Hand.“
„Eine Akte von mir? Kenn ich nicht. Braucht er so was?“
„Kommen Sie, wir wollen doch keine Zeit verlieren, wenn andere Patienten warten.“
Franz folgt Frau Riesterer ins Zimmer.
„Guten Tag, Herr Pfefferle. Wie geht es Ihnen?“ Dr. Mogitsch, ganz in Weiß und Tennisschuhen, reicht ihm die Hand.
„Kann nicht klagen. Habe heute noch viel Arbeit.“
„Wir wollen hier dafür sorgen, dass Sie noch lange arbeiten können.“ Dr. Mogitsch bittet Franz, Platz zu nehmen.
„Haben Sie Beschwerden?“
„Nein.“
Dr. Mogitsch geht mit Franz ein langes Formular durch; dann muss sich Franz ausziehen und sein Inneres wird abgehört und untersucht.
„Das habe ich selten“, sagt Dr. Mogitsch, „so gar keine Krankheiten.“
„Krankheiten kann ich mir nicht leisten“, sagt Franz, während er sich anzieht.
„Was meinen Sie?“
„Die Kühe und der Wald brauchen mich.“
„Ich verstehe Sie nicht.“
„Ich habe viel Arbeit im Wald und meine Kühe geben besonders gute Milch“, fährt Franz erregt fort. Franz hat noch nie nachvollziehen können, dass er nicht verstanden wird. Alemannisch klingt für ihn wie Hochdeutsch.
„Reden Sie doch bitte mal langsamer oder geben Sie sich etwas mehr Mühe. Ich verstehe Ihren Dialekt kaum.“
„Das kommt noch, gell?“ Franz betont jedes Wort.
„Ich bin noch nicht lange hier. Aber es gefällt mir, tolle Landschaft, herrliche Berge.“ Dr. Mogitsch spricht wulstig und Franz glaubt, er kenne ihn aus einem Heimatfilm, den der vor Jahren mit Ursula gesehen hat.
„Ja, das sagen alle Touristen zu uns. Doch saftiges Gras und kräftige Kühe sind wichtiger.“ Franz steht auf und möchte gehen.
„Bleiben Sie bitte sitzen, wir müssen noch Blut abnehmen. Machen Sie dazu den linken Arm nochmals frei.“
„Ja, wenn Sie meinen.“
„Das wird leicht“, erkennt Frau Riesterer, „da sind ja fast nur Knochen, Sehnen und pralle Venen.“
„So was kommt von der Arbeit im Wald“, antwortet Franz. Er bewegt sich schon wieder, als wolle er gehen.
„Stillhalten, ich bin gleich fertig.“ Nach ein paar Sekunden zeigt Frau Riesterer das Röhrchen mit Blut.
„Das ist ja so viel, wie ich verliere, wenn ich mir in den Daumen säge“, erklärt Franz.
„Was meint er?“, fragt Dr. Mogitsch und schaut Frau Riesterer an. Doch ohne die Antwort abzuwarten, wendet er sich an Franz: „Für heute sind wir fertig. Nach der Blutanalyse melden wir uns bei Ihnen. Dann entscheiden wir weiter. Auf Wiedersehen, Herr Pfefferle.“
„Auf Wiedersehen, Herr Dr. Mogitsch, war nett, Sie kennenzulernen.“
„Ade und Grüße an Ihre Frau“, sagt Frau Riesterer.

Ursula freut sich, dass Franz nicht so lange weg bleiben brauchte und pünktlich zum Mittagessen kommt.
„Dann war es ja sicher nicht schlimm bei Dr. Mogitsch. Ich finde, dass er ein sympathischer Mann ist.“
„Ja, aber Kühe sind ihm egal.“
Ursula geht zu Hedwig an den Herd. „Heute gibt es übrigens Hühnersuppe. Hedwig musste das schwarze Huhn schlachten. Es hat keine Eier mehr gelegt und ist schräg gelaufen.“
„Gut“, sagt Franz, „nach der Suppe gehe ich gleich mit Baxdi in den Wald. Ich muss Holz wegräumen.“
„Aber pass auf und komm bald wieder. Barbaras Schule schließt heute früher und Barbara will dich sicher gleich sehen, wenn sie kommt.“

Nach ein paar Tagen erhält Franz eine Einladung zu Dr. Mogitsch.
„Es sieht nicht alles gut aus“, beginnt Dr. Mogitsch, „aber Sie müssen sich trotzdem keine Sorgen machen.“
„Ich will mich nicht sorgen. Erst muss ich im Wald Ordnung machen, danach muss ich das Heuen vorbereiten.“
„Schön. Also, wie soll ich es Ihnen erklären? Ihr Cholesterin-Wert im Blut ist zu hoch.“
„Was habe ich im Blut?“
„Cholesterin.“
„Haben das Kühe auch?“
„Das ist nicht mein Fachgebiet. Aber sicher … ja. Alle Zellen haben Cholesterin in ihrer Membran.“
„Also Kühe haben dieses Zeug?“
„Hm …“ Dr. Mogitsch denkt nach. „Dann muss ich Ihnen das mal genauer erläutern: Es gibt gutes und schlechtes Cholesterin. Sie haben fast nur schlechtes in Ihrem Blut.“
„Verstehe ich nicht.“
„Gut, dass ich Sie inzwischen besser verstehe. Ich lese nämlich Johann Peter Hebel und habe mir in diesem Dorf ein Haus gekauft.“
„Das ist schön. Dann bleiben Sie ja für immer hier?“
„Das plane ich. Und ich will all den Leuten hier helfen.“
„Wir brauchen Hilfe. Kann ich jetzt gehen?“ Franz steht auf.
„Nein. Bitte setzen Sie sich wieder. Das Wichtigste habe ich Ihnen noch gar nicht sagen können. Sie müssen Ihre Ernährung drastisch umstellen.“
„Ich? Warum?“
„Weil Sie zu viel Cholesterin im Blut haben. Das könnte mit der Zeit zu einer Verengung der Blutgefäße führen und damit eine Menge anderer Krankheiten nach sich ziehen: einen Herzinfarkt zum Beispiel. Das Risiko, früher zu sterben, ist bei einem hohen Cholesterin-Wert sehr hoch.“
„Das klingt bedauerlich. Was soll ich tun?“
„Ich sag’s Ihnen kurz. Sie dürfen keine Eier, keinen Speck und keine Butter mehr essen.“
Franz blickt schockiert.
„Und Milch sollten Sie auch nicht mehr trinken.“
„Das, das geht doch nicht. Ich will mich nicht allein von Brot und Apfelwein ernähren.“
„Ich habe für Sie einen Diätplan erstellt.“
„Wozu?“
Dr. Mogitsch sagt mit Nachdruck: „Cholesterin muss in Ihrem Blut gesenkt werden. Sie dürfen ab jetzt nur noch Nahrungsmittel zu sich nehmen, die wenig oder gar kein Cholesterin enthalten.“
Franz will das nicht glauben. Er denkt an seine Tiere und fragt: „Wenn im Hühnerei dieses Zeug ist, vor dem ich Angst bekommen soll, und … „
„Ich will Ihnen keine Angst machen.“
„… Und so ein Ei enthält alles, dass sich ein Küken entwickeln kann. Was soll denn dann daran falsch sein, ein Ei zu essen?“
„Ich erwähnte doch gerade gutes und schlechtes Cholesterin.“
„Wird das Zeug schlecht in mir?“
„Das nicht gerade. Aber es ist in Ihrem Blut in einer Form, in der es sich an Blutgefäßwände anlagert.“
„Spielt es dort Teufel?“
„Ja, genau. Endlich haben Sie mich verstanden!“ Dr. Mogitsch lehnt sich erleichtert zurück und gibt Franz ein Blatt Papier: „Also … hier ist genau aufgelistet, was Sie essen dürfen und was nicht.“
„Kann ich jetzt gehen?“
„Ja, gleich, ich will nur kurz noch was sagen. Falls die Diät nicht hilft, müssen wir es mit Medikamenten versuchen. Sie bekommen dann ein Rezept von mir. Und wenn Sie Fragen haben, können Sie mich während der Arbeitszeit gerne anrufen.“
„Das mach ich mal. Ich arbeite den ganzen Tag. Auf Wiedersehen, Herr Dr. Mogitsch.“
„Auf Wiedersehen, Herr Pfefferle, und weiterhin alles Gute.“

Franz zeigt den Zettel seiner Frau. Diese setzt sich auf den nächsten Stuhl.
„Um Himmels Willen Franz! Du bist ja schwer krank! Und ich dachte, du seist so gesund.“
„Ich fühle mich wohl. Aber Dr. Mogitsch weiß mehr. Es gäbe gutes und schlechtes …“ Franz nimmt das Blatt Papier aus Ursulas Hand und liest vor: „Cholesterin.“ Dann blickt er zu Ursula: „Ich hätte von dem schlechten.“
„Aber Franz. Alles an dir ist doch gut. Vor dir rennt der Teufel weg“, sagt Ursula sanft.
Sie liest weiter und erkennt besorgt. „Ich kann jetzt nur noch im Lidl und Aldi unten im Tal für dich einkaufen. Wo nehme ich die Zeit und das Geld her? Ihr braucht mich doch hier!“
„Ach komm. Wir essen so wie immer. Und morgen will ich bei Paul wieder Speck gegen Wein tauschen.“
„Franz, ich habe Angst um dich. Lass uns doch versuchen, Dr. Mogitschs Rat zu folgen.“
„Wenn Du meinst. Ich sehe jetzt erst mal nach den Kälbern.“
Franz verlässt die Küche durch den Milchlagerraum in den Stall und hört Ursula beten:
„O Gott, hilf uns - in unserer Einsamkeit. Lass den Franz gesund bleiben.“
Franz lebt und isst weiter wie bisher. Er folgt der Natur, seinem Magen und seinem Hunger. Er behält Recht und bleibt gesund. Und dünn und sehnig. Jahre später liest ihm Ursula beim Frühstück aus einer Zeitung vor: … Die Patente für Cholesterin-Senker sind abgelaufen. Inzwischen hat sich jedoch herausgestellt, dass die meisten Krankheiten, für deren Ursache man eine zu hohe Cholesterin-Konzentration verantwortlich gemacht hat, altersbedingt sind
Ursula legt die Zeitung auf ihre Beine und blickt zu Franz. „Es geht doch hier um deine Krankheiten? Verstehst du das?“, fragt sie.
Grinsend schiebt sich Franz ein Stück Speck in den Mund. „Ist mir egal“, antwortet er.

 

Hej Fugu,

ich muss gestehen, ich habe die Geschichte ab einem bestimmten Punkt nur noch überflogen um zu lesen, worauf es hinaus läuft. Es hat nicht nur, aber auch etwas mit Deiner Art zu erzählen zu tun (hab momentan wenig Zeit). Wenn das Erzählte, ich nenne es mal "hölzern" klingt, wirken die Prots auf mich beinahe wie Insekten unter einer Lupe. Mit einer Absicht dahinter wäre das böse, aber ich fänd es trotzdem interessant
(ob es so gemeint ist, da bin ich mir unsicher).

Wenn es in der wörtlichen Rede hölzern klingt, überlese ich die aber einfach, weil sie ihren Zweck verfehlt, mir die Figur nicht näher bringt und ich nur ganz pragmatisch nach den relevanten Fakten suchen muss, um die Geschichte zu verstehen.

„Die Bäume sind gefällt. Ich habe einen Riesenhunger,“ sagt Franz Pfefferle, der heute Abend pünktlich ins Haus kommt.
Könnte weg, dadurch erhält das Baumfällen eine stärkere Betonung und die anschließende Aufzählung der Speisen legt vorhandenen Hunger zumindest nahe.
Ich glaube aber, dass hier dieses Hölzerne, Sperrige schon am Werk ist. Für mich klingt das einfach nicht. Es sei denn, Franz Pfeffere wäre ein Automat. Ich kann mir das gut in Robotersprache vorstellen:
... die-bäu-me-sind-ge-fällt-ich-ha-be-ein-en-Rie-sen.-hun-ger ...
Aber überhaupt nicht als etwas, was ein lebendiger Mensch sagt, wenn er von der Arbeit kommt und seine Frau trifft, mit der er schätzungsweise seit zwanzig Jahren verheiratet ist (nicht geschätzt, gelesen
Franz hat vor zwanzig Jahren eine Frau aus dem Nachbardorf gefunden
und dann wieder vergessen :)).

„Die Kinder kommen gleich“, sagt Ursula, seine Frau, und streicht über die Haare ihres Mannes.
Hier versetze ich:
„Die Kinder kommen gleich“, sagt seine Frau Ursula und streicht ihm über die Haare.
(dass er ihr Mann ist, ergibt sich aus der Tasche, dass sie seine Frau ist)

Seine Sehen drücken die braungebrannte Haut seiner Arme und Hände nach oben.
Auch das klingt schief und nach Ich-hab-mich-in-meiner-eigenen-Formulierung-verheddert. Dadurch wirken die Sehnen eher wie auf dem Kopf stehende Klaviertasten, weniger wie etwas Lebendiges.

Trutpert ist sechzehn
Woah, noch nie gehört, diesen Namen. Gibt's den wirklich. Was hat der wohl für 'nen Ursprung?

Franz‘ Schwester Hedwig bringt Gläser u
Irgendwie fehlt mir hier eine Erklärung. Auch wenn man Schlabberklamotten trägt und nicht viel redet, heisst das ja nicht, dass man automatisch beim Bruder unterkommt.

„Ist das eine Untersuchung, bevor Sorgen kommen?“, fragt Trutpert.
So, so, der ist also sechzehn, okay.

Mehr schaff ich gerade nicht. Wenn ich nochmal Zeit und etwas hoffentlich Konstruktives zum Anmerken find, meld ich mich und versuche, das zumindest noch etwas abzurunden.

Einen schönen 1. Mai!

Gruß,
Ane

 

Hallo Fugusan,

„Reden Sie doch bitte mal langsamer oder geben Sie sich etwas mehr Mühe. Ich verstehe Ihren Dialekt kaum.“
„Ich erwähnte doch gerade gutes und schlechtes Cholesterin.“
„Wird das Zeug schlecht in mir?“
„Was habe ich im Blut?“
„Cholesterin.“
„Haben das Kühe auch?“
„Das ist nicht mein Fachgebiet. Aber sicher … ja. Alle Zellen haben Cholesterin in ihrer Membran.“
„Also Kühe haben dieses Zeug?“

Ich lebe selbst in einer eher ländlich geprägten Gegend und frage mich, warum Du den Bauern so strunzdumm darstellst. Alles wofür er sich zu interessieren scheint, ist das Holzhacken im Wald, seine Kühe und genug Speck auf dem Tisch. Dazu kommt noch so ein ... merkwürdiger Name wie Trutpert.
Ich empfand Deinen Protagonisten ab dem Zeitpunkt als einfach unsympathisch. Da war's mir dann auch egal, ob der jetzt krank ist oder nicht. Die Ignoranz am Ende macht es nicht besser. Vielleicht ist da ja Deine Intention, aber ich fand das echt nicht toll.

In der ersten Hälfte beschreibst Du zudem ein bisschen zu viel, für meinen Geschmack. Bis zum Arztbesuch passiert ja eigentlich gar nichts, jedenfalls nichts Weltbewegendes, Besonderes. Tagwerk wird beendet, Tische sind gedeckt, eine Familie isst, ein Mann fährt ins Dorf.

Und am Ende steht man wieder da, wo es angefangen hat. Wirklich was entwickelt hat sich nichts, Speck wird gegen Wein getauscht, mehr verändert sich nicht. Da fühlt sich das Ganze so belanglos an, so bedeutungslos. So empfand ich das jedenfalls. Vielleicht wolltest Du damit die Sturheit, die Ignoranz ländlicher Bevölkerung ausdrücken. Mich hat es aber nicht überzeugen können.

Beste Grüße
gibberish

 
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Hallo Ane,
ich habe mich sehr gefreut, dass Du wieder mal bei mir reingeschaut hast.

Wenn das Erzählte, ich nenne es mal "hölzern" klingt, wirken die Prots auf mich beinahe wie Insekten unter einer Lupe.
Dieser Kommentar gefällt mir. So könnte man es sehen. Ich wollte aber mit einer Kamera über Menschen und Landschaften. Ich hoffe, dass Du unter der Lupe Interessantes entdecken konntest. Leider sind die meisten Menschen etwas hölzern, solche die im Wald sind, und solche, die mit Holzmöbeln ihre Praxis einrichten. Der Rest ist metallisch.
(ob es so gemeint ist, da bin ich mir unsicher)
Ich musste das Böse ganz vorsichtig verpacken. Sonst werde ich noch vernichtet. Manche sehen aber inzwischen das Problem wie einen Aderlass.
„Die Bäume sind gefällt. Ich habe einen Riesenhunger,“ sagt Franz Pfefferle, der heute Abend pünktlich ins Haus kommt.
Könnte weg, dadurch erhält das Baumfällen eine stärkere Betonung und die anschließende Aufzählung der Speisen legt vorhandenen Hunger zumindest nahe.
Ja, das stimme ich Dir zu. Ist schnell weg.
Aber überhaupt nicht als etwas, was ein lebendiger Mensch sagt, wenn er von der Arbeit kommt und seine Frau trifft, mit der er schätzungsweise seit zwanzig Jahren verheiratet ist …
Ja, das ist eine problematische Stelle. Welche Frau oder Mann wollen ein Leben wie Franz und Ursula, besonders, wenn ausser Gott andere mitbestimmen wollen. Ich ändere da vielleicht noch was. Und „gefunden" ist jetzt „verheiratet, ein erfolgreiches Appetenzverhalten.
„Die Kinder kommen gleich“, sagt seine Frau Ursula und streicht ihm über die Haare.
Ist geändert. Danke.
Auch das klingt schief und nach Ich-hab-mich-in-meiner-eigenen-Formulierung-verheddert. Dadurch wirken die Sehnen eher wie auf dem Kopf stehende Klaviertasten, weniger wie etwas Lebendiges.
Ja, da habe ich einen bösen Schreibfehler. „Sehen“ sollte „Sehnen“ sein. Ich habe den Satz geändert.
Irgendwie fehlt mir hier eine Erklärung. Auch wenn man Schlabberklamotten trägt und nicht viel redet, heisst das ja nicht, dass man automatisch beim Bruder unterkommt.
Ich dachte, das Ärmliche, die Ausweglosigkeit, das Sichaufgeben des Menschen wäre rübergekommen. In der Nachbarschaft leben ja vier unverheiratete Brüder. Wie wäre dort ein Leben für Hedwig? Das ist nicht mal unter der Lupe erkennbar.
So, so, der ist also sechzehn, okay.
Ja, ein cleverer Bauernsohn. Ob der den Schwarzwaldhof mal weiterführt?
Schön, dass Du soweit schon reingeschaut hast. …
Einen schönen 1. Mai!
Das wünsche ich besonders Dir. Ich muss ganz normal arbeiten.
Viele Grüsse
Fugu


Hallo gibberisch 224,
es freut mich, dass Du meine Geschichte gelesen und kommentiert hast. Ich habe lange überlegt, ob ich sie unter Satire oder seltsam laufen lasse. Für dich wäre Satire wahrscheinlich besser gewesen.

Ich lebe selbst in einer eher ländlich geprägten Gegend und frage mich, warum Du den Bauern so strunzdumm darstellst.
Der Bauer ist eher gerissen. Er will von dem Zeug, was ihm nicht weiterhilft, nichts wissen. Es ist eine Abwehrhaltung. Schade, dass Du ihn als strunzdumm empfindest. Ich habe versucht, zwei Welten, Bauer und Arzt, aufeinanderstossen zu lassen, jeder stur, jeder nur in seiner Welt. Das ist mir bei Dir nicht gelungen.
Alles wofür er sich zu interessieren scheint, ist das Holzhacken im Wald, seine Kühe und genug Speck auf dem Tisch.
Ja, er und seine Familie leben davon. Dazu kommen noch Eier und früher waren Pfifferlinge dabei. Ich habe von einem Fall gehört, da waren die Beiträge für die Krankenversicherung höher, als die Einnahmen eines solchen Hofes.
Dazu kommt noch so ein ... merkwürdiger Name wie Trutpert.
Das ist ein üblicher Name in der Gegend, wo die Geschichte spielt.
In der ersten Hälfte beschreibst Du zudem ein bisschen zu viel, für meinen Geschmack. Bis zum Arztbesuch passiert ja eigentlich gar nichts, jedenfalls nichts Weltbewegendes, Besonderes. Tagwerk wird beendet, Tische sind gedeckt, eine Familie isst, ein Mann fährt ins Dorf.
Ich stimme dem zu. In der Gegend passiert auch nicht viel. Lange Winter, Wind, Langeweile, immer das gleiche auf dem Tisch. Religiös und Stallgeruch.
Und am Ende steht man wieder da, wo es angefangen hat.
Das ist doch gut. Ich hätte das sehr leicht in einer Dystopie enden lassen können. Das war übrigens ein Ende, das ich gestrichen habe. Das andere Ende, wäre die heile Welt. Der Arzt kommt beim Bauer zu Besuch, vergisst Cholesterin und isst Speckeier.
Speck wird gegen Wein getauscht, mehr verändert sich nicht.
Er plant das nur. Er will sich wieder mal besaufen. Alkohol und Rauschgifte sind bei Franz Mangelware.
Da fühlt sich das Ganze so belanglos an, so bedeutungslos. So empfand ich das jedenfalls.
Ja, wer will schon mit diesen Protagonisten tauschen.
Vielleicht wolltest Du damit die Sturheit, die Ignoranz ländlicher Bevölkerung ausdrücken.
Nein, das ganz sicher nicht. Eher noch die lückenhafte Ausbildung der Ärzte. Schade, dass überhaupt nicht rüberkam, was ich zeigen wollte.
Mich hat es aber nicht überzeugen können.
Trotzdem vielen Dank für Deine Mühe. Irgendwie hast Du mir schon weitergeholfen.
Viele Grüsse
Fugu

 

Hallo Fugusan,

Die Geschichte zeigt eine Bauernfamilie, die abgelegen hoch über einem Tal wohnt und es scheint, dass sie mit dem Leben, das sie führt, zufrieden ist.
Dass eine unverheiratete Schwester auf dem Hof mit lebt, ist nicht aussergewöhnlich. Allerdings wäre es interessant, noch etwas mehr über sie zu erfahren.

Und dann die beiden Teenager. Jugendliche in diesem Alter sind nicht gerade pflegeleicht. Hier scheint jedoch alles in Harmonie aufzugehen. Ist das so?

"Ist eine Voruntersuchung eine Untersuchung bevor Sorgen kommen?"
Ich frage mich, ob ein sechzehnjähriger Junge eine solche Frage stellen würde?

Dass die Familie vor dem Essen ein Dankgebet spricht, hat mich berührt.

Die Fahrt zum Arzt ist anschaulich beschrieben, trotzdem würde ich etwas kürzen. Es tut der Geschichte keinen Abbruch.

Dass sich Franz, der ein ausgesprochener Naturmensch ist, sich noch nicht mit Cholesterin befasst hat, kann ich gut verstehen.
Interessant ist, dass er beim Doktor zu diesem Thema viele Fragen stellt. Viele Patienten getrauen sich das nicht.
Die radikale Diät von Dr. Mogitsch zeigt, dass er noch jung ist und noch nicht allzu grosse Erfahrung hat.

Lieber Fugusan, das sind so einige Gedanken, die mir beim Lesen der Geschichte gekommen sind.
Übrigens, ich habe sie gerne gelesen.

Alles Gute wünscht Dir
Marai

 

Hallo Marai,
ich bin froh darüber dass Du die Geschichte gelesen hast und sie Dir gefällt.

Die Geschichte zeigt eine Bauernfamilie, die abgelegen hoch über einem Tal wohnt und es scheint, dass sie mit dem Leben, das sie führt, zufrieden ist.
Richtig. Das will Franz so beibehalten.
Dass eine unverheiratete Schwester auf dem Hof mit lebt, ist nicht aussergewöhnlich. Allerdings wäre es interessant, noch etwas mehr über sie zu erfahren.
Solche Leute sind auf den Höfen manchmal unerlässliche Hilfen, weil in der Landwirtschaft keine hohen Löhne bezahlt werden können. Sie ist hier nur eine Nebenfigur.
Und dann die beiden Teenager. Jugendliche in diesem Alter sind nicht gerade pflegeleicht. Hier scheint jedoch alles in Harmonie aufzugehen. Ist das so?
Ja, bis jetzt noch. Die Pharmaindustrie hat die Berge noch nicht erreicht.
"Ist eine Voruntersuchung eine Untersuchung bevor Sorgen kommen?"
Ich frage mich, ob ein sechzehnjähriger Junge eine solche Frage stellen würde?
Ich kenne solche, die so schlagfertig sind.
Dass die Familie vor dem Essen ein Dankgebet spricht, hat mich berührt.
Das freut mich. Es zeigt, welche Achtung und Wertschätzung diese Leute ihren Nahrungsmitteln zukommen lassen.
Die Fahrt zum Arzt ist anschaulich beschrieben, trotzdem würde ich etwas kürzen. Es tut der Geschichte keinen Abbruch.
Ich habe einen Satz entfernt. Danke für den Hinweis.
Dass sich Franz, der ein ausgesprochener Naturmensch ist, sich noch nicht mit Cholesterin befasst hat, kann ich gut verstehen.
Ja, er merkt aber, dass an der Cholesterinmode etwas nicht stimmen kann, weil seine Tiere (inklusive sich im Ei entwickelnde Küken) auch mit Cholesterin leben können. Er lässt sich sein gewohntes Essen nicht wegnehmen.
Interessant ist, dass er beim Doktor zu diesem Thema viele Fragen stellt. Viele Patienten getrauen sich das nicht.
Genau. Franz denkt mit und will sich weiter bilden. Merkt aber, dass er von Dr. Mogitsch nichts lernen kann.
Die radikale Diät von Dr. Mogitsch zeigt, dass er noch jung ist und noch nicht allzu grosse Erfahrung hat.
Das ist ebenfalls korrekt. Er kennt nur die moderne Lehrbuchmedizin. In den Bergen sind tatsächlich Leute erkrankt, als die Cholesterinmode begann. Sie wurden wieder gesund, als sie Eier und Speck assen. So hatte ich die Geschichte ursprünglich aufgebaut. Dann dachte ich aber, dass der Leser selbst dahinter kommt. Bei Dir ist das gelungen.
Lieber Fugusan, das sind so einige Gedanken, die mir beim Lesen der Geschichte gekommen sind. Übrigens, ich habe sie gerne gelesen.
Vielen Dank für das Lob. Vor allem erleichtert es mich, dass Du das Verhalten von Franz so interpretiert hast, wie ich es beabsichtigt hatte.
Viele Grüße
Fugu

 

Hallo Fugusan,
es ist der Herrgottswinkel, gefolgt von Eiern, Schwarzwälder Speck, Butter und selbstgebackenem Brot, der mich in Deine Geschichte hineingezogen hat.
Bayern also, oder Baden-Württemberg, Berge, Kühe, Deppen.
Das ist eine interessante, komische Welt, darüber wollen die Leute was hören, 300 sämtlich verfilmte Alpenkrimis pro Jahr sind der Beweis.
Das ist eine Welt, in der ich selbst gern leben würde, wäre ich nur da geboren – für alle anderen ist es wohl eher der blanke Horror.
Ich kann mich, dank Deiner sehr guten Schreibe, in Franz, Ursula und die Gegebenheiten es Hofes sehr gut einfinden. Und Cholesterin. Das ist ein tolles Thema, fast jeder hat wohl schon den erhobenen Zeigefinger seines Arztes zu diesem Thema gesehen. Ich jedenfalls - obwohl Läufer – habe da eine klare Ansage bekommen, bin – aus ganz anderen Gründen – allerdings zum Vegetarismus konvertiert und habe seither kein Problem mehr damit.
Aber Franz – ja, der kennt natürlich nichts anderes als die leckeren Eier, den Schwarzwälder Speck, die Butter und das selbstgebackene Brot.
Deine Szenen gefallen mir gut: da duscht man nur wegen des Arztes (sonst wohl Kaltwasser am winzigen Handwaschbecken), Auftritt der dünnen männerlosen Schwester und des kläffenden Hundes. Alles schon gehört aber in diesem Kontext okay und gut geschrieben.
„Und rede nicht zu schnell bei den fremden Leuten,“ - gefällt mir ;).

Marai: „Dass die Familie vor dem Essen ein Dankgebet spricht, hat mich berührt.“ – Naja, das ist das alte Thema mit der Gottesfürchtigkeit. Glücklich, wem es nützt, das bildet echt Resilienzen, an den Schöpfer zu glauben. Belassen wir es mal dabei: Es passt in diese bayrisch-schwäbische Berggeschichte, aber man sollte die Menschen nicht danach definieren, ob sie nun beten vorm Essen.
Ciao, nastro.

 

Hallo Fugusan,

eine schöne Geschichte, die ich gerne gelesen habe.

Folgendes ist mir aufgefallen:

„Auf Widersehen Herr Dr. Mogitsch, war nett, Sie kennenzulernen.“
Wiedersehen

O Gott, hilf uns. In unserer Einsamkeit.
O Gott, hilf uns in unserer Einsamkeit.


„Ich habe viel Arbeit im Wald und meine Kühe geben besonders gute Milch,“ fährt Franz erregt fort.
„Reden Sie doch bitte mal langsamer oder geben Sie sich etwas mehr Mühe. Ich verstehe Ihren Dialekt kaum.“

Nur, dass er erregt spricht, heißt nicht unbedingt, dass er schnell oder mit Dialekt spricht, denke ich.

„Bitte nehmen Sie im Wartezimmer Platz“, begrüßt ihn die Sprechstundenhilfe Frau Riesterer. Franz setzt sich und wartet. Er wartet selten.
Endlich erscheint der nächste Patient.

Hier musste ich erst überlegen und dann kam ich darauf, dass er wohl der einzige Patient im Wartezimmer war und sich das "endlich" darauf beziehen soll, dass er nun endlich jemand kommt, der ihm Gesellschaft leistet, richtig? ;-)
Vielleicht sollte man schreiben, dass er die einzige Person war.

Auch ich habe mich direkt ins Schwabenländle versetzt gefühlt :-)
Sehr schön.

Gruß,
GoMusic

 

Hallo nastro,
schön, solches Lob von Dir zu hören und dass die Geschichte bei Dir so gut angekommen ist.
Ja, wenn man nicht in Franz‘ Welt geboren wird, kann man sie nie richtig kennenlernen. Und umgekehrt sicher auch. Die nächste Geschichte ist vielleicht „Franz in New York“. Aber wahrscheinlich würde Freiburg schon reichen. Eine andere Geschichte könnte sein „Ein Tourist bittet Franz‘ Schwester zu sich“. Es freut mich, dass Dir die Figuren und die Szenerie gefallen haben. Und das mit dem Cholesterin ist schon tragisch. Das Zeug ist überall im Körper und wird gebraucht. Ich finde in der Literatur kaum direkte Beweise, dass eine Senkung dessen helfen soll. Vielleicht in Einzelfällen? Aber Franz und seine Verwandten gehören nicht zu diesen Fällen. Die wären in den Bergen gestorben, bevor sie Nachkommen hätten zeugen können. Hoffen wir für die Bauern, dass Dr. Mogitsch lernfähig ist. Er lernt ja schon den Dialekt, um mit seinen Kunden reden zu können. Auf jeden Fall brauchen diese Kunden keine „blockbuster drugs“. Und ja, das hast Du fast richtig erkannt, die Protagonisten waschen sich in der Regel draussen an einem Brunnen, der von einer Quelle gefüllt wird. Von der Quelle führt auch ein Rohr ins Haus. Übrigens scheint sich die Mode zu ändern: Zucker wird jetzt wieder böse und Fett ist gut. Wahrscheinlich laufen die Patente auf die Cholesterin-senkenden blockbuster drugs aus. Aber jetzt muss ich aufhören, sonst bringt mich jemand fort.
War erfreulich, wieder von Dir zu lesen.
Viele Grüsse
Fugu

Hallo GoMusic,
herzlichen Dank für Deine Korrekturen. Die Kleinigkeiten sind erledigt.

Vielleicht sollte man schreiben, dass er die einzige Person war.
Das ist jetzt der Fall. Gut, dass Du meine Geschichte gelesen hast.
Nur, dass er erregt spricht, heißt nicht unbedingt, dass er schnell oder mit Dialekt spricht, denke ich.
Klar. Aber er spricht ja nur Dialekt, auch schon vorher. Der Arzt versteht ihn kaum, was ihn erregt. Und er spricht von Natur aus schnell, weswegen er ja den Hinweis von seiner Frau vor der Abfahrt bekommt. Ich glaube aber zu erkennen, was Du meinst. Das Problem kommt vielleicht daher, dass ich die einheimischen Personen nicht Dialekt (alemannisch) sprechen lasse, weil das kaum einer verstände und zudem schwer zu lesen wäre.
Auch ich habe mich direkt ins Schwabenländle versetzt gefühlt
Das ist schön. Ich wollte Dich aber ins Badnerländle und dort in den Hochschwarzwald versetzen. Ist aber egal. Die Hauptsache ist der Effekt.
Also, Dein Kommentar hat mich sehr gefreut und mir weitergeholfen.
Ich werde mir irgendwann "Dein Geschenk" vornehmen.
Viele Grüsse
Fugu

 

Hallo Fugusan,

ich habe mir deine Geschichte nochmals durchgelesen. Zunächst muss ich sagen, dass sie mir immer besser gefällt, habe aber wieder was gefunden.

„Die Kinder kommen gleich“, sagt Ursula, seine Frau, und streicht ihm über die Haare.
„Die stehen heute wieder so nach oben ab“, meint sie.

Kein Zeilenumbruch, da kein Sprecherwechsel oder Fokus auf andere Person.

Es ist noch gar nicht lange her, seit er den Hof von seinem Vater übernommen hat, als dieser kurz nach seiner Mutter gestorben ist.
Wessen Mutter? Wahrscheinlich die von Franz' Vater, es könnte aber auch die Mutter von Franz gemeint sein (?)

Zufrieden blickt sie wie so oft mit ihren hellblauen Augen zu Franz, entweder weil er eine gefährliche Arbeit erfolgreich hinter sich gebracht hat oder weil die Sonne scheint.
Vielleicht wäre es so besser: „…oder weil einfach nur die Sonne scheint.“

„So eine Untersuchung sollten alle Männer ab fünfundvierzig jetzt tun“, sagt Ursula. „Ich bin ja schon hingegangen, obwohl ich jünger bin. Und seit einem Jahr leitet ein netter junger Arzt, Dr. Mogitsch, die Praxis im Tal.“
Klingt fast so, als ob sie als Frau unter 45 zu einer Untersuchung für Männer ab 45 gegangen ist ;-)
Dabei sollten Frauen das doch schon ab 35 (?) tun.

Franz holt am folgenden Morgen seinen dreißig Jahre alten Mercedes Diesel aus der Scheune und wischt unter dem mächtigen Dachvorhang des Schwarzwälder Hofes mit seinen Händen, weil er keinen Lappen findet, den Staub von den Scheiben,
Zu sehr verschachtelt, so dass der Dachvorhang in den Fokus gerät anstatt das Wischen.
Vielleicht so? "und wischt unter dem mächtigen Dachvorhang des Schwarzwälder Hofes den Staub mit seinen Händen von den Scheiben, weil er keinen Lappen findet."

Franz verlässt sein Gehöft nicht gerne. und dann:
Franz genießt die Fahrt durch die Berge.
Etwas zu widersprüchlich :-)

„Das wird leicht“, erkennt Frau Riesterer, „da sind ja fast nur Knochen, Sehnen und pralle Venen.“
Aufeinmal ist Frau Riesterer da ;-)
Wo es vorher so klang, als ob nur Franz ins Zimmer geht ("Franz geht ins Zimmer.")
Vielleicht so? "Franz folgt Frau R. ins Zimmer."

Es gäbe gutes uns schlechtes …
und schlechtes

Sie liest weiter und erkennt besorgt.
„Ich kann jetzt nur noch im Lidl und Aldi unten im Tal für dich einkaufen. Wo nehme ich die Zeit und das Geld her? Ihr braucht mich doch hier!“

Kein Zeilenumbruch notwendig (siehe oben).

Hoffe, ich bin nicht zu kleinig :-)

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Hallo GoMusic,
herzlichen Dank, dass Du dich nochmals gemeldet hast und so detailliert über den Text gegangen bist. Ich habe alle Vorschläge übernommen, außer einem. Die Sonne scheint noch gleich. Wahrscheinlich mag ich keine Füllwörter zwischen Sonne und Erde. Nein, die Korrekturen waren nicht kleinlich. Es waren tatsächlich noch Flüchtigkeiten drin. Ich bin Dir dankbar, dass Du mich darauf hingewiesen hast. Besonders freut mich, dass Dir die Geschichte besser gefallen hat.
Also, bis bald wieder.
Viele Grüße
Fugu

 

Hallo Fugusan,
der dumme Bauer fällt auf das dumme Geschwätz vom Cholesterin nicht rein. Du hast die Geschichte ja auch so genannt. Das Cholesterin ist die Hauptfigur, die gleich zwei Figuren beinhaltet, das gute und das schlechte. Siamesische Zwillinge?
Welche Rolle spielt es nun? Es soll die Lebensweise eines gesunden Bauern ändern. Der müsste an irgendwelche kryptischen Zeichen der Blutmessung glauben, denn er sieht ja nichts und fühlt nichts von dem Cholesterin. Von seiner Sicht aus eine religiöse Angelegenheit. Er bleibt der Realität verhaftet.
Das ist ein schöner Gedanke, wie wir fremden Zeichen ausgeliefert sind.
Du hast schön erzählt, hättest aber poinierter alles kürzer machen sollen, denn die Prägnanz geht verloren.
Die Kinder sind überflüssig.
Zurück zur Natur wünschen wir uns wohl alle
Fröhiche Grüße
Wilhelm

 

Hallo Wilhelm,
vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren.

Das Cholesterin ist die Hauptfigur, die gleich zwei Figuren beinhaltet, das gute und das schlechte. Siamesische Zwillinge?
Ein Januskopf. Man sollte das Gute zuerst suchen.
Welche Rolle spielt es nun? Es soll die Lebensweise eines gesunden Bauern ändern. Der müsste an irgendwelche kryptischen Zeichen der Blutmessung glauben, denn er sieht ja nichts und fühlt nichts von dem Cholesterin. Von seiner Sicht aus eine religiöse Angelegenheit. Er bleibt der Realität verhaftet.
Ja, ganz im Gegensatz zu Deinem Jaro in Die Burg.
Für den Franz gibt es keine Burgen, auch keine Cholesterinburg. Dort oben, in der Einsamkeit, helfen ihm wahrscheinlich göttliche Eingebungen, nach denen er frei handeln kann, mehr, als auf Zettel geschriebene Vorschriften.
Das ist ein schöner Gedanke, wie wir fremden Zeichen ausgeliefert sind.
Es freut mich, dass Du das so siehst.
Du hast schön erzählt, hättest aber poinierter alles kürzer machen sollen, denn die Prägnanz geht verloren. Die Kinder sind überflüssig.
Darin bist Du natürlich Meister. Aber Dein Jaro ist im Gegensatz zu Franz ein Totalegoist, der sich in Gedanken irrationale Burgen aufbaut und versucht, ein besseres Leben mit Macht über andere zu finden und dabei zugrunde geht. Das sollte man so kurz wie möglich halten. Franz dagegen lebt für seine Familie und will den Hof halten und behalten. Ich denke, die Kinder charakterisieren dabei den Franz mit.
Zurück zur Natur wünschen wir uns wohl alle
Ich bin mir nicht sicher. Es sind ja gerade die Grausamkeiten der Natur, die uns zwingen, Schutzmassnahmen zu erfinden.
Nochmals herzlichen Dank für Deinen netten Kommentar.
Ein schönes Wochenende und viele Grüße
Fugu

 
Zuletzt bearbeitet:

… Das Risiko, früher zu sterben, ist bei einem hohen Cholesterin-Wert sehr hoch.“
„Das klingt bedauerlich. Was soll ich tun?“

Hallo Fugu,
Zeit, Dich mal wieder zu besuchen!

Aber, bei allem Klugen, was meine Vorredner sagen, die Geschichte klingt, wie der vorweg zitierte, kleine Dialog: Komisch i. S. von seltsam.

Warum?

Nicht nur am Anfang will es mir wie Volks- oder besser: Bauerntheater erscheinen, nicht wegen Trutpert, sondern wegen der Sprache, die Regieanweisungen auswalzt zu Beschreibungsliteratur

[Abendliche Bauernstube. Ursula …
Franz (betritt die Stube): „Die Bäume sind gefällt.“
(Franz setzt sich an den Eichentisch … usw.]

die gelegentlich unfreiwillige Komik darbietet, da knarren nicht nur "hölzerne Dialoge", da knarren die Bretter, welche oft genug die Welt bedeuten, zur Erheiterung des Publikums

[Ursula: „Morgen früh musst du zum Arzt ... Bitte[,] dusch dich heute noch.“
Barbara: „Bist du krank, Papa?“ …
Franz: „Nein, ich war doch noch nie krank. Es ist nur eine Vorsorgeuntersuchung. Macht euch keine Sorgen.“
Trutpert: „Ist das eine Untersuchung, bevor Sorgen kommen?“
Franz: „Weiß ich nicht.“
Ursula: „So eine Untersuchung sollten alle Männer ab fünfundvierzig jetzt tun. Ich (Ursula!) gehe ja regelmäßig hin. …“]

Aber die Komik beginnt schon früher mit der Inventur:

Er ist stolz auf fünfundzwanzig Kühe, vier Schweine, zwei Haflingerpferde und vierzig Hektar Weiden und Wald. Es ist noch gar nicht lange her, seit er den Hof von seinem Vater übernommen hat, als dieser kurz nach seiner Frau gestorben ist. Wie er war sein Vater groß und hager mit einem schmalen Gesicht, aus dem eine hohe, gebogene Nase ragte.

Das Haflinger in aller Regel Pferde sind, weiß selbst ein geborener und eingefleischter Städter wie ich, und die 40 ha „Weiden“ wäre auch als „eine“ Fläche anzusehen: „40 ha Weide“ (wie beim Wald, 40 ha Wälder wäre ja noch seltsamer i. S. von komisch), selbst wenn diese Fläche nicht zusammenhängend wär (da wären dann „zwei/drei/vier Weiden“ angebracht …). Richtig komisch wird’s erst mit der verstorbenen Frau des Vaters (es muss ja nicht Franz’ leibliche Mutter gewesen sein …), aber besonders mit der Umkehrung der Ähnlichkeiten: Franz sieht seinem (lebenden) Vater ähnlich, nicht umgekehrt. Mit einer unmerklichen Verschiebung des vergleichenden „wie“ würde die Relation ins rechte Licht gerückt:
[E]r war [wie] sein Vater groß und hager mit einem schmalen Gesicht, aus dem eine hohe, gebogene Nase ragte.
(Bei Trutpert klappt es nicht unbedingt besser, aber immerhin beim Vergleich
Trutpert ist sechzehn und gleicht äußerlich seiner Mutter. Er geht auf ein entferntes Gymnasium und muss mit den Eltern aufstehen, wenn diese Kühe melken, um zum Bus zu laufen.
Obwohl auch hier einiges, wenn schon nicht komisch, so doch befremdlich anmutet: Das „entfernte“ Gymnasium, wo’s doch einfach noch da ist, wenn auch relativ „fern“ und der Zusammenhang „melken“ und „laufen“ zur Bushaltestelle. Besser vllt.
Er geht auf ein [fernes] Gymnasium und muss mit den Eltern [wenn diese Kühe melken (gehen/müssen o. a.)], aufstehen, um zum Bus zu laufen.

…weshalb man Ihre geistige Begabung unterschätzt.
Hier bistu – selbst wenn’s auf einem Hof spielt – zu „höflich“ zu Hedwig …

Auf Wiedersehen[,] Herr Pfefferle.“
„Auf Wiedersehen[,] Herr Dr. Mogitsch, war nett, Sie kennenzulernen.“

Das seltsamste aber ist, warum Du Dich nicht traust, den alemannischen Dialekt zu schreiben … Denn dass der Arzt nicht Neuhochdeutsch verstehe, gibt dem ganzen noch einen seltsameren Anstrich.

Gruß

Friedel,
der VORSOGlich ein schönes Wochenende wünscht!

 

Hallo Friedel,
gefällt mir, wie Du in das fast Unsichtbare, das Essenzielle, der Sprachen vordringst. Modern würde man vielleicht sagen, das sei eine Nanoanalyse mit „high performance“ und „soft skills“. So habe ich alle Verschläge von Dir übernehmen können.

Nicht nur am Anfang will es mir wie Volks- oder besser: Bauerntheater erscheinen, nicht wegen Trutpert, sondern wegen der Sprache, die Regieanweisungen auswalzt zu Beschreibungsliteratur …
Es ist die Nähe zum Kloster St. Trutpert (Trudpert). Was Trutpert und seine Verwandten sagen, ist eine „real life performance“. Die Kulisse: Steilhänge, Gras, Weid‘ und Wald, Kühe, dann eine Arztpraxis. Aber: Für eine gelungene Kulisse habe ich wenig Adjektive in der Geschichte.
Haflingerpferde
Das sind jetzt Haflinger. Es hätten auch Pferde sein können. Falls jemand denkt, es handle sich hier um Schwarzwaldmammuts, würde dies den Inhalt der Geschichte kaum ändern.
Das seltsamste aber ist, warum Du Dich nicht traust, den alemannischen Dialekt zu schreiben … Denn dass der Arzt nicht Neuhochdeutsch verstehe, gibt dem ganzen noch einen seltsameren Anstrich.
Gell. Dann vuständi ussa dm ledschde Alemann un e bar Schwiza neames me ebbis. Aaba s‘Wichdigschde isch, dass iichch gar nit alemannisch schriebe cha.
Das Seltsamste und Widersprüchliche - so versuchte ich es rüberzubringen – ist jedoch, dass ein dünner, drahtiger und aktiver Typ aus einer Sippe lauter Drahtiger und Schmaler, zu viel von einem fettlöslichen Molekül haben soll. Zudem basiert die Aussage des Krankheitenverkäufers auf einem einzigen Messwert, der wahrscheinlich vertauscht wurde oder falsch positiv war. Ein glaubwürdiges Opfer hätte die rundliche Ursula sein können.
Schön, dass Du mich wieder besucht hast. Und danke für die Korrekturen. Wie gesagt, all das von Dir Gefundene ist geändert.
Viele Grüße
Fugu

 

Hallo Zusammen,
diese Geschichte besaß Lücken. Ein Teil der Kritiken und Kommentare haben mir das gezeigt. Die Pointe war nicht rübergekommen. So habe ich die Geschichte überarbeitet. - Herzlichen Dank für Eure Hilfe. Es ist sicher nachvollziehbar, warum mich dieses Thema nicht loslässt.
Fugu

 
Zuletzt bearbeitet:

Ja, das war doch abzusehen, dass nach der ganzen Riesterei und Rüruppigkeit der Ära Schröder die Frau vom Riester sich als Arzthelferin verdingen muss und den gemeinsamen Ehenamen aufgibt,

hallo Fugu,

und mit einem Abstand von fast anderthalb Jahren hat die Geschichte gewonnen in der neuen Fassung, und die vormals unfreiwillige Komik ist beseitigt, soweit sie nicht durch Darstellung kindlicher Naivität

„Bist du krank, Papa?“, fragt Barbara.
„Nein, ich war doch noch nie krank. Es ist nur eine Vorsorgeuntersuchung. Macht euch keine Sorgen.“
„Ist das eine Untersuchung, bevor Sorgen kommen?“, fragt Trutpert.
begründet wird.

Was wird sein, wenn die Lebensmittelindustrie auch dem Landwirt potentielle als aktualisierte Gefahren der Laktose und des Gluten einredet, wie sie es inzwischen im Selbstbedienungsladen der Republik im Eingangsbereich betrieben wird. Gesundheitsfürsorge als Mrd.Geschäft dank vieler kleinen Helferlein. Konzerne wachen über unser Wohlbefinden. Wann wird der letzte Verweigerer die Gesundheitsapp tragen und in der wirrtuellen Welt nicht mehr erkennen können, wo Marketing und PR beginnen?

Bis auf eine mickrige Stelle - hier

Sie redet nicht viel, weshalb man Ihre geistige Begabung unterschätzt.
(versehentlich flüchtig auf die Hochstelltaste gekommen?) gibt's da nix zu mäkeln. Und noch ne abschließende Anmerkung
Ursula freut sich, dass Franz nicht so lange weg bleiben musste und pünktlich zum Mittagessen kommt.
Hier hätt ich noch den Vorschlag, „müssen“ (= äußerlicher Zwang, gezwungen werden/sein) durch das umfangereichere „brauchen“ zu ersetzen, das sowohl bedeutungsgleich mit „müssen“ ist, zugleich aber etwas für sich selbst benötigen, nötig haben, und sei's einem durch welches Medium auch immer eingeredet worden.

Gerne wiedergelesen vom

Friedel

 

Hallo Fugusan,

bin erst jetzt auf die Geschichte gestoßen. Sie hat mich aus zweierlei Gründen interessiert. Zum einen das Gesundheitsproblem mit dem Cholesterin, zu anderen mit der Verortung im Hochschwarzwald, da ich selbst in einem Schwarzwaldtal nahe Freiburg lebe.

Ich fange mal mit dem zweiten Punkt an, möchte aber gleich signalisieren, dass es mir nur um das Inhaltliche geht.
Du beschreibst die bäuerliche Welt auf den Schwarzwaldhöfen von heute, wie ich finde, ganz zutreffend. Es gibt die Bauernfamilien mit den Frauen, die Gesundheitsinformationen in ihren Familien umsetzen möchten. Stichwort Landfrauen. Und ihre Kinder können und dürfen aufs Gymnasium gehen. Und es gibt ihn, den wortkargen, kauzigen Schwarzwälder mit seiner Abneigung gegen alles Neumodische, weil er auf Grund jahrhundertealter tradierter Erfahrungen ein gutes Gespür dafür hat, was für ihn gut ist und was nicht.
Da ist nun der Schnittpunkt mit dem Cholesterin. Wer im Wald, im Stall und auf den Steilhängen schuftet, hat reichlich Bewegung und auch der Blutdruck dürfte nicht bedenklich sein. Schlank und eher knochig ist der Bauer, trägt keinen Bauch vor sich her. Da fallen schon mal zwei Risikofaktoren weg.

Hier fängt für mich Satire an, der kerngesunde Bauer trotz erhöhter Cholesterinwerten behält am Ende recht, während der junge, übereifrige Doktor hinter dem neuesten Forschungsstand bleibt, ein Opfer der Pharmaindustrie. Das könnte man noch ausarbeiten. Vielleicht entwirft er nicht nur einen Ernährungsplan, sondern empfiehlt der Bäurin noch dies und jenes Produkt, die es beim befreundeten Apotheker gibt ...

Noch was zum Alemannischen. Ich habe mal für eine Geschichte von RinaWu Vorschläge fürs Alemannische gemacht, da waren die Meinungen recht geteilt. Kein Wunder, wenn jede Mundart ein Dorf weiter anders auftritt.

Gerne gelesen
wieselmaus

 

Hallo Friedel,

bei Deinem Riester-Vergleich musste ich lachen. Darauf wäre ich nicht gekommen. Es ist schön, dass Du nochmal vorbei geschaut hast und es erleichtert mich, dass Du diese Version für besser betrachtest. Danke auch fürs Aufspüren der kleinen Fehler; die sind korrigiert.
Ich fürchte mich auch schon vor der Zwangsgesundheitsapp und dem Angleichen der Krankenkassenbeiträge anhand der App-Daten. Das wird viele Hacker beschäftigen. Bin gespannt auf die nächsten Krankheiten, die erfunden werden. Auf jeden Fall wird die Diagnose wieder vor der Krankheit sein. Eine Art Wahnsinn wäre vielleicht an der Reihe, einen, den man mit patentiertem Wasser (besser Schnaps) behandeln muss.

Nochmals vielen Dank und bis bald wieder
Fugu


Hallo wieselmaus,

freut mich, dass Du auch diese Geschichte gerne gelesen und kommentiert hast. Ich glaube zu erkennen, wie Du die Geschichte weitergeführt haben möchtest. In der neuen Version habe ich mein Ziel vielleicht schon erreicht, nämlich, dass die Geschichte verstanden und weitergedacht wird. In etwa so, wie Du es schreibst: Der Arzt verschreibt dem Franz Medikamente, was ich nur als Möglichkeit angedeutet habe. Franz wirft das Zeug ins Klo, es ist ihm sogar für die Kühe zu schade. Sagt er dem Arzt die Wahrheit, erhält er von ihm Vorwürfe mit Drohungen über kommende Krankheiten. Verschweigt er sie, so schlösse der Arzt, er hätte richtig behandelt und würde die Cholesterin-Senker mit bestem Gewissen weiterverschreiben. Das zweite passiert wohl sehr oft und führt zu falschen Statistiken. Ich weiß noch nicht, ob ich die Geschichte in dieser Art weiterführen will. Den Arzt wollte ich neutral darstellen. Als jemand, der die Doktrinen der Medizin-Professoren unreflektiert weitergibt und auch nicht in der Lage wäre, bei der Diagnose den ganzen Menschen und sein Lebensumfeld zu sehen. Das Problem läge also weiter vorne, in der Ausbildung der Ärzte. Ich möchte den Arzt als einfachen Menschen, der sein auswendig gelerntes Wissen anbringen und in einer schönen Gegend wohnen will, stehenlassen. Wenn er Sklave der Pharmaindustrie wäre, würde er sich nicht in einem bäuerlichen Schwarzwalddorf, sondern vielleicht in einen Kurort mit vielen Alten und Reichen niederlassen. Ich denke aber weiter darüber nach.

Ich hatte Deine Vorschläge fürs Alemannische gelesen. Aber, wie Du dort sagst, die Variationen waren für mich ein Grund, den Dialekt wegzulassen. Die Geschichte könnte in jedem Gebirge, in das Ärzte vordringen, spielen. Ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen und behaupten, dass die unter einem Dach lebenden Sippen eigene Betonungen und Satzstellungen entwickelten.
Es freut mich, dass mir eine Einheimische bei den Beschreibungen zustimmt. Ich bin in Staufen aufgewachsen, also umgeben von viel Tourismus, was ich erst viel später als Gewinn sah, weil ich dadurch mit vielseitig gebildeten Menschen in Kontakt gekommen bin. Mein Vater hatte einen Freund, einen Bauer, im obersten Obermünstertal. Eine Freundschaft über Generationen, die jetzt wahrscheinlich aufhören wird. Leider. Der Freund hieß Trutpert, ein Name, den es nur noch im Kloster und Geschichten geben wird. Wir waren als Kinder oft dort oben. Es war die Welt der Kuhweiden und stillen Nadelwälder. Kälte und Schnee. Und abgeschiedenen Menschen. Immer zufrieden und hilfsbereit. Ein paar der Kinder der Schwarzwaldhöfe gingen mit mir in die Schule. Wegen ihrer Sprache wurden sie von eingewanderten Lehrern mit Theaterhintergrund aus Großstädten manchmal gehänselt. Sie lachten nur und glichen die schlechten Deutschnoten mit schriftlichen Noten in den Naturwissenschaften aus, als hegten sie unter ihren Dächern geheime Formeln. Ich erinnere mich nicht, dass ich je mit einem von ihnen gestritten hätte. Übrigens merkt man an der Sprache leicht, dass der Hochschwarzwald von Süden her überwiegend aus der Schweiz besiedelt wurde.
Der andere Grund, warum ich diese Geschichte nicht weitertreiben möchte, ist die zweite Seite der Medizin. Entzündete Zähne entfernt man nicht gerne selbst.
Nochmals herzlichen Dank für Deinen Kommentar.
Viele Grüße
Fugu

 

Das mit den Dialekten ist übrigens überall so,

Ihr Lieben, wieselmausund Fugu,

da ich in einem Schmelztigel leb, zähl ich sogar die Soziolekte dazu, die hier von Westen nach Osten Rheinisch (Rheinfränkisch, das Holländische ist das Altfränkische und sehr nah dran, man spreche Kölsch mal langsam und Niederländisch schnell ...) und einige Sächsische Dialekte (West-Fälisch, Sauerländisch [eigentlich das sächsische suderlant]), und sich mit Jiddisch, Polnisch, Italienisch, Türkisch vermischen, letztere Element im Kanakdeutsch festgehalten.

Das Ostfälische wird Richtung Harz gesprochen und da spricht auch jedes Dorf ein bisschen - manchmal mehr - anders als die Nachbarn, was dann fürs Friesische genauso gilt.

Das erste schriftlich niedergelegte Vaterunser in Hochdeutsch ist übrigens das Alemannische.

Bewahrt Euch den/die Dialekt/e, bevor alle Pidgin sprechen!

Friedel

 

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