Was ist neu

Chips

Mitglied
Beitritt
15.05.2013
Beiträge
1
Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Chips

Ein Konferenzraum in irgendeiner der riesigen Bürofestungen. Das Licht ist abgeschaltet, die Rollläden sind heruntergelassen. Es ist unangenehm dunkel und nur durch ein par Ritzen fallen blutrote Strahlen der untergehenden Sonne herein. Als ob die Dunkelheit verbergen könnte, was heute hier passieren würde. Nicht das keine Vorkehrungen getroffen worden wären, am höchsten Punkt des Gebäudes gelegen und vollkommen abhörsicher. Ein wahrer Hochsicherheitsbereich. Und während der Konferenz verlässt niemand den Raum, die Türen sind abgeschlossen. Wie ich es hasse, dieses abscheuliche Licht und diese Menschen, die mit mir in der Dunkelheit sitzen. Ab und zu trifft einer der verirrten Lichtstrahlen auf eine Brille und lässt sie in diesem Zwielicht wie die Augen eines Raubtiers aufblitzen. Genaugenommen sind die Menschen in diesem Raum genau das; Raubtiere. Was zu der Frage führt, welche Rolle ich in diesem makabren Komplott spiele. Vor mir sitzen die Manager der größten Global Player, wie es so schön heißt. Natürlich bin auch ich einer.
Einer von ihnen räuspert sich und beginnt, er ist das Alphatier, dass Erzraubtier. Nur das er keinen Blutdurst hat. Sein Verlangen und das der anderen wird durch etwas viel trivialeres gestillt.
"Meine werten Herren"
Es steht stellvertretend für vieles, dass er Damen weglässt, denn es sind keine anwesend.
"Sie alle wissen warum wir hier sind. Sie alle hatten genug Zeit um sich über unser Anliegen Gedanken zu machen. Ich hoffe sie haben sich für das Richtige entschieden."
Seine Ansprache lässt mich schmunzeln, die Dunkelheit verbirgt es jedoch. Das Richtige, er hätte auch gleich sagen können, dass unter ökonomischen Gesichtspunkten nur eine Entscheidung möglich ist. Die Logik diktiert es. Und ihre Moralität haben diese Teufel schon lange abgelegt. Hier spielt nur der Profit eine Rolle, Menschen sind aus der Gleichung schon lange verschwunden.
Nun meldet sich ein anderer zu Wort, seine Stimme ist nur ein ersticktes Keuchen. Er hat keine Stärke, kein Durchsetzungsvermögen. Listigkeit vielleicht, aber er ist schwach.
"Sie wollen das wirklich durchziehen? Diese Chip-Sache?"
Chip-Sache klingt so banal, aber das es hier nicht um Kartoffelchips geht, brauche ich wohl kaum zu erwähnen. Viel mehr geht es darum, aus den Arbeitern wieder das zu machen, was sie Jahrhunderte, viel mehr Jahrtausende gewesen waren.
Sklaven.
Gewerkschaften und Rechte waren für die Bestien an diesem Tisch ein Unding, Mindestlöhne so etwas wie der Untergang ihrer gierigen und dekadenten Welt. Aber wenn man die Arbeiter heute unterjochen wollte musste man es subtil tun. In der dritten Welt war Ausbeutung und Kinderarbeit natürlich gang und gebe, diktiert durch die Gier der westlichen Industrienationen. Aber für einige Menschen reicht etwas derartiges leider nicht aus. Auf ihrem liberalistischen Höhenflug liegt ihnen die ganze Welt zu Füßen und buckelt vor ihnen. Zumindest in ihren Fantasien und sie tun alles, um diese in die Tat umzusetzen. Begonnen hatte alles mit solchen Slogans wie: Nur ein zufriedener Arbeiter ist ein produktiver Arbeiter. Man gibt den Arbeitern mehr Freiheiten und beteiligt sie bei Entscheidungen, man überträgt ihnen mehr Verantwortung. Setzt sie der Selbstkontrolle aus und webt sie immer tiefer ins Netz der Selbstaufopferung zu falschen Zwecken ein. Und das alles um die Produktivität und smit den eigenen Reichtum zu steigern. Denn auch wenn sie es einem weismachen wollen, ihnen geht es nie um die Arbeiter. Für sie sind es erbärmliche Geschöpfe, einer austauschbarer als der andere, die einzig und alleine einem Zweck dienen. Macht zu generieren. Und woraus besteht Macht heute? Aus Geld! Die einzigen anderen Menschen die ihnen nicht vollkommen egal sind, sind ihre Investoren und Aktionäre, denn auch sie mehren ihre Macht. Proportional zum Anstieg der Macht sinkt ihr Skrupel und irgendwann hat eines dieser pervertierten Geschöpfe einen Einfall wie jenen, der hier grade beschlossen werden soll.
Den Arbeitern Chips implantieren, wie es bei Tieren für gewöhnlich getan wird. Unter dem Deckmantel der Nützlichkeit und Vorsorge, welche in Milliarden schweren Werbekampagnen, die schon in den Startlöchern stehen, propagiert werden sollen. Sie sollen die neue Identität verkörpern und auch die Krankengeschichte enthalten, nach Möglichkeiten die Vitalfunktionen überwachen und permanent den Standort übermittelten. Das Wissen um die letzten beiden Funktionen soll der Öffentlichkeit jedoch vorenthalten werden. Denn damit hat der Konzern ungeahnte Möglichkeiten.
Alleine mein Wissen um dieses Projekt macht mich fast wahnsinnig, denn anscheinend hat das Gift, welches der Reichtum versprüht, noch nicht den letzten Funken Rechtschaffenheit in mir abgetötet.
Geld ist wie eine Droge, es verstümmelt die Persönlichkeit, wenn man es in zu großen Mengen genießt.
Nun spricht erneut die erste Stimme, der große Initiator, das Alphatier.
"Natürlich, oder halten sie das für einen Witz? Ich glaube nicht, dass ich für meinen Humor bekannt bin. Denkt an die Möglichkeiten meine Herren."
Das Keuchen ist wieder zu hören, diesmal gequälter.
"Sie missverstehen mich. Das wird vor dem Gesetz niemals Bestand haben. Niemand der bei Verstand ist, würde dem zustimmen, unabhängig von dem was wir beschließen."
Jetzt klang die Stimme des ersten wie ein bösartiges Fauchen.
"Sie sagen, das wird vor dem Gesetz keinen Bestand haben. Ich sage, wir sind das Gesetz! Bedenken sie, wer in diesem System die Macht hat."
Darauf folgte eisiges Schweigen, denn wir denken tatsächlich darüber nach. So etwas ist leicht gesagt, aber nun ist jeder damit beschäftigt die Konsequenzen abzuschätzen. Dies ist eine schmutzige Welt und wenn Geld Macht ist, wie benutzt man dann seine Macht? Indem man Dinge kauft, oder Menschen. Denn bei fast grenzenlosen Ressourcen ist fast jeder käuflich. Und sollte widererwartend mal jemand nicht käuflich sein, so lassen sich andere Leute kaufen, um die besagte Person zu beseitigen. Noch gibt der Strippenzieher sich alle Mühe, alle Parteien im Raum auf seine Seite zu ziehen, denn ein einstimmiger Beschluss ist angenehmer, als verspritzte Hirnmasse. Einige machen sich vielleicht etwas vor, ich jedoch nicht. Ich bin mir des Sicherheitsrisikos, was jeder Dissident darstellt, durchaus bewusst. Vor jeder Residenz der Anwesenden wartet bereits einer dieser gekauften Beseitiger und alles was zum Durchtrennen des Lebensfadens genügt, ist ein Anruf. Vor meinem Haus hatte auch einer gewartet, aber die Betonung liegt hier deutlich auf hatte. Viele benutzen ihre Macht so unkreativ, beispielsweise kaufen sie Drogen oder benutzen sie um ihre perversen Neigungen zu befriedigen. Auch bei den Möglichkeiten die sich einem bieten, um Leben zu nehmen, sind die meisten Menschen so einfallslos. Sie kaufen Schusswaffen oder gar Klingen, nur um dann mit wehenden Fahnen direkt nach der Tat unterzugehen. Alle Mühen nur auf die Beschaffungen konzentriert, aber das Risiko des Zwecks vollkommen verdrängend. Ich stattdessen habe meine Kreativität förmlich kanalisiert und nutzte meine Macht, um ein ansehnliches kleines Fälschen Gift zu erstehen. Mit dem an den Verkäufer gerichteten Zusatz, dass es weh tun soll. Schmerz ist bei so etwas unerlässlich, aber wenn es persönlich wird, sind die Leiden der Peiniger eine wahre Wohltat. Und was tat ich dann? Ich tauchte eine Nadel in das Gift und tat so, als würde ich das niederträchtige Individuum, was mir auf Geheiß des gierigen Alphamonsters auf den Hals gehetzt worden war, anrempeln. Wenn man weiß wonach man sucht wird man schnell fündig, in meinem Fall jemanden der betont beiläufig beobachtet und vollkommen unauffällig aussieht. Während des Rempelns versenkte ich die Nadel unbemerkt in seiner Haut. Danach entschuldigte ich mich mehrfach und zog davon.
Aber Gift war ungeeignet für etwas in so großem Stil wie die Konferenz. Ein Krebsgeschwür pikste man schließlich auch nicht mit einer Nadel, sondern man schnitt es weg. Manche hätten möglicherweise die Polizei verständigt. Aber die Aussage, dass wir das Gesetz sind, entspricht leider der Wahrheit. Genau
genommen sind wir viel mehr als das, wir sind praktisch Götter, denn unser Geld vergibt uns nicht nur unsere Schuld, sondern macht sie sogar ungeschehen. Die Polizei hätte nichts bewirkt und so ist die
Wahl der Werkzeuge limitiert. Und wie heißt es so schön, Opfer müssen von jedem erbracht werden.
Dafür muss
wohl oder übel Sprengstoff herhalten, auch wenn dies nicht ganz meinem Sinn für Ästhetik gerecht wird.
Darum trage ich im Augenblick so viel davon unter meinem Anzug, dass es reicht, um jeden in diesem Raum in winzige Fetzen zu sprengen. Der Gerechtigkeit Aufschub leisten, auf das sie bald eintreffen möge. Welche Ironie dahintersteckt, wenn man alles tut, um die Feinde von außen fern zuhalten, aber die im
Inneren nicht berücksichtigt. In dem Irrglauben, dass jeder der Anwesenden so sehr an seiner abscheulichen Existenz hängt, wie er selbst, hat der große Jäger keine Taschenkontrollen oder ähnliches angeordnet.
Schließlich sind wir doch alle Geschäftsleute und keine Mörder. Töten tun wir nie, wir verdammen und schinden bloß hunderttausende Menschen täglich. Doch von den Herren die hier im Zwielicht sitzen, würde
das bis zu seiner Reinkarnation keiner mehr tun. Mit einem Räuspern lenkt der Gastgeber alle Aufmerksamkeit auf sich um den Sack ein für alle Mal zuzumachen. Doch so weit kommt es nicht, denn indem ich
den Auslöser in meiner Tasche betätigte, beende ich alles Leben in diesem Raum.


Und nun bin ich gezwungen mir all die Schandtaten meines Lebens immer und immer wieder
anzuschauen, denn jeder erschafft sich im Leben seine eigene Hölle nach dem Tod.

 

Auch wenn es in der Rubrik "Gesellschaft" steckt, geht es hier nicht um den zweifelsohne fragwürdig hohen Konsum von Kartoffelchips.
Ich hätte es ja in Science-Fiction gesteckt, aber außer der Dystopie fällt mir da kein Grund zu ein. Und ich bitte darum, mir die Formatierung zu verzeihen, ich weiß das es viel ausmacht.

Das schrieb Mottsche als Vorbemerkung zur Geschichte.

Hallo Mottsche,
einen herzlichenWillkommensgruß für dich.

Leider empfinde ich deinen Erstling noch unausgereift.
Das hat mehrere Gründe:

1. Zu viele Kommafehler und sonstige Tippfehler verderben im Moment noch den Lesefluss. Ich mag deinen Text jetzt nicht ins Korrekturcenter verschieben, die Fehlerdichte ist für mich noch an der Grenze, aber bitte geh doch noch mal durch, den Anfang verbessere ich dir, dann fällt der Rest dir sicherlich ganz leicht.
Du machst vor allem Kommafehler, aber auch Verwechslungen von das und dass. Ist eigentlich nicht schwer, man muss halt nur mal drauf kommen.

Nicht Komma dass keine Vorkehrungen getroffen worden wären, am höchsten Punkt des Gebäudes gelegen und vollkommen abhörsicher. (...)
Einer von ihnen räuspert sich und beginnt, er ist das Alphatier, das Erzraubtier. Nur KOMMA dass er keinen Blutdurst hat. Sein Verlangen und das der anderen wird durch etwas viel Trivialeres gestillt.

"Sie alle wissen KOMMA warum wir hier sind. Sie alle hatten genug Zeit KOMMA um sich über unser Anliegen Gedanken zu machen. Ich hoffe KOMMA Sie haben sich für das Richtige entschieden."

2. Noch fehlt deinem Text einiges, damit er den Leser in den Bann ziehen kann.
Vorab: Ein Icherzähler, der sich selbst ins Jenseits bombt, aber freudig als Einzelteilchen aus der Hölle weiterschwadroniert, wie soll das gehen? Ist unlogisch.
Dein Thema, also Überlegungen, wie man noch mehr aus Arbeitskräften rausholt, das finde ich eigentlich spannend. Auch dein Protagonist, der eigentlich einer der Supermanager ist, aber doch noch Gewissen hat, ineterssiert mich. Aber so, wie du das schreibst, muss deine Geschichte vielen Leser fremd bleiben.

- Was ist dein Protagonist denn eigentlich für ein Mensch, warum ist er nicht so zynisch wie die anderen?
- Warum will er sich an dieser ganzen Mafia rächen?
- Die Charakterzeichnung der Gegenspieler ist gelinde gesagt eine derartige Übertreibung, dass es schon wieder verharmlosend wirkt.
Es gibt einen Haufen Firmen in Deutschland, denen man durchaus vorhalten kann, dass sie die Arbeitsmarktlage und die große Nachfrage nach Arbeitsplätzen dazu ausnutzen, den Preis der Arbeit so zu senken, dass es einen graust. Oder denk an Arbeitsbedingungen in anderen Ländern, an die Jugendarbeitslosigkeit in zahlreichen europäischen Ländern, da gibt es Themen, dass sich einem die Haare aufstellen. Aber all diese Global Player würden nicht so klischeehaft dämonisch auftreten wie die in deinem Text das tun.

Und ein letzter Punkt: Du solltest weniger anklagen und berichten, wenn du eine Geschichte schreiben willst, sondern zeigen, was einem Menschen passiert, in welche Lage er gerät, welchen Konflikt er durchleben muss.
Das macht die Spannung aus.
Da ich momentan grad echt wenig Zeit habe, nur so viel, erkundige dich mal nach show don't tell, goggele es, oder auch hier auf der Seite, da kriegst du einen Einblick, wie man sich an eine Geschichte dran machen kann, so dass man den Leser für die Ereignisse und die Personen interessiert.
Viel Spaß noch hier.
Viele Grüße Novak

PS: Deine Vorbemerkung habe ich in diesen Extrapost gesteckt. Ist einfach Regel hier, dass der erste Post der Geschichte "gehört".

 

Hallo,

Es steht stellvertretend für vieles, dass er Damen weglässt, denn es sind keine anwesend.
Für was soll es denn stehen? „Für vieles“? Für was denn?
Warum sollte er „Damen“ sagen, wenn keine da sind.
Und wenn Damen da wären, was würde das aussagen? Dass auch Frauen zu Raubtierkapitalismus fähig sind?
Und dass keine da sind, heißt, dass sie es nicht sind? Oder dass die Männer sie weggebissen haben?
Ich glaube auch nicht, dass die „Global Player“ heute alle männlich sind.

Also … das ist so ein Anfang, wenn immer die ELITE beschrieben wird, die absolute super-klasse fucking elite, dann müsste man doch auch mal das Gefühl haben: Das ist die Elite! Das ist „Exzellenz“ in irgendeiner Form und dann fängt der erste an dort zu sprechen, das „Erzraubtier“, der – wenn man der Logik folgt - „mächtigste Mann der Welt“ und er murmelt so 3 Zeilen, die sich ein bisschen anhören, wie die Mitarbeiterversammlung im Rewe um die Ecke – wah.
Das ist einfach nicht gut gelöst, dann schriftstellerisch, da hab ich als Leser das Gefühl: Der Autor verhebt sich total.
Deshalb sind so viele Satiren eben Parabeln, weil man da nicht Firmenmagnaten zeigen muss oder Weltenlenker, sondern weil's da reicht Schweine auf einem Bauernhof zu zeigen.
Wenn man da so „hoch“ greift, dann muss das richtig gut sein, richtig „High profile“, das ist als Schreibanfänger einfach echt keine gute Idee, zu denken: Ich geh jetzt in die Hochfinanz, das wird schon passen!

Ja, ich hab's dann nicht viel weiter gelesen. Novak hat dir schon etliches gesagt, denke das bringt auch nix, jetzt auf so einen Text dann einzuhacken.

Wie gesagt: Satire, Gesellschaftskritik als Hauptstoßrichtung: Es hat einen Grund, warum das fast immer im kleinen Rhamen, in der Parabel passiert, oder im winzigen Einzelfall. Das ist ein sehr guter Grund.

Gruß
Quinn

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom