Chillz und wie er zu mir kam
Es was ein schöner sonniger Tag, vielleicht ein bischen zu schwül, aber doch sehr verheißungsvoll. Warum? Keine Ahnung was, aber mein Innerstes war darauf vorbereitet heute etwas wichtiges zu Erleben. Meine Tante hatte mal wieder eine ihrer fixen Ideen und schleppte mich zu einem ihrer Antiquitätenhändler. Leider hatte sie kein Auto und so bat sie mich wie jedes Mal zu Fahren. Es störte mich eigentlich nicht, nur das sie dachte ich würde mich ernsthaft für „alte Möbel“ interessieren.
Doch diesmal meinte sie sei es etwas anderes. Stimmt Antiquitäten auf einem Bauernhof hatte ich vorher auch noch nie erlebt. Ich wurde neugierig, deshalb sah ich mich auch um. Doch wirklich konnten mich die Sachen nicht fesseln, es waren eher die vielen Tiere auf dem Bauernhof die da so frei herumliefen. Besonders die kleinen jungen Kätzchen fand ich ja sooo süß! Ich streichelte und knuffelte jedes Tier das an mir vorüberlief und bald hatte sich ein kleiner Pulk von zahmen Tieren um mich gebildet. Doch die Bäuerin beäugte mich sehr kritisch. Ich dachte vielleicht war es ihr nicht Recht das ich die Tiere streichelte?
Ich fragte sie. Sie jedoch verneinte und sagte: „Och, nein eigentlich hab ich nichts dagegen. Aber mein Mann wollte sich gerade um die kleinen Katzen kümmern und ich frage mich warum die hier noch frei rumlaufen.“
„Wie meinen sie das denn?“ fragte ich doch ein wenig erstaunt, da sie in einem sehr ruppigen Ton gesprochen hatte.
„Nun ja, wir haben so viele von denen. Wir können einfach nichts mit ihnen anfangen und sie streunern hier nur rum.“
Ich dachte ich hör nicht Recht. Einfach die kleinen Katzenbabys umbringen, nur weil es zu viele geworden waren. Schon kam auch der Bauer angetapst. In der einen Hand schwang er einen großen Kartoffelsack, in der anderen eine ebenso große, wie scharf geschliffene Axt. Sie glänzte grausig im Sonnenlicht.
Das konnte und wollte ich nicht mit ansehen. Etwas dagegen tun konnte ich jedoch auch nicht. Wie versteinert starrte ich mit offenem Mund erst die Bäuerin und dann den Bauern an.
Das konnte doch nicht wahr sein. Das es Ernst war merkte ich daran, dass der Bauer mit seinen schwieligen Händen, die Kätzchen richtig in den Sack hineinschaufelte. Dann trug er sie weg. Er ging mit dem Sack über der Schulter in Richtung Scheune.
Was sollte ich nur tun? Ich füllte mich hilflos, genau wie die kleinen Wesen die in dem Sack drin waren und jetzt ihrem Schicksal entgegen getragen wurden. Da drinnen rumorte es, ganz so als wüssten sie was passieren würde.
Ich musste einfach etwas tun. Doch so couragiert war ich nicht. Schnell wollte ich meine Tante holen, die richtige Frau für so eine Aktion. Doch wo nur steckte sie? Ich schaute mich um. Doch ich wollte die Kätzchen nicht aus den Augen lassen!
Schon hörte ich dieses grausige Schreien. Es hörte sich an wie Babygeschrei und noch schlimmer. Mir lief es eiskalt den Rücken herunter. Ich bin sowieso ein sehr tierlieber Mensch, aber in diesem Moment war ich geistig ganz nah dabei.
Dabei hatte ich gedacht das es ein schöner Tag werden sollte...
...und da kam auf einmal eines dieser kleinen Kätzchen aus der Scheune geschlüpft. Vorsichtig lugte es aus der Tür und entschlüpfte blitzschnell.
Drinnen in der Scheune hörte ich das Gemetzel...
...und da sah ich sie weder. Wie ein Trauerkloss saß das kleine Tier da, als würde es um seinen kleinen Geschwister trauern. Ich lockte es, hatte sehr Mitleid mit ihm.
Auf einmal hörte ich ein Geräusch hinter mir. Erschrocken fuhr ich hoch, doch es war Gott sei Dank nur meine Tante.
„Tante, hast du mich jetzt aber erschreckt.“
„Was ist denn los? Du siehst so erschrocken und ein bischen blass um die Nase aus, mein Kind,“ fragte sie besorgt.
Ich erzählte ihr was ich erlebt hatte als sie sich derweil umsah, auch sie war sehr erschrocken darüber. Se fand das Kätzchen so süß, dass sie es unbedingt mitnehmen wollte. Heimlich packte ich es in meine Tasche, es war ja kaum so groß wie meine Hand.
Da kam auch schon der Bauer aus der Scheune gerannt. „Eines muss mir doch glatt entwischt sein. Dieses Kleines Mistvieh! Na warte bis ich dich auch noch erwische! rief er erbost und ziemlich wütend.
Ich schmunzelte. Ich hatte es ja in meiner Tasche! Schnell bedeutete ich meiner Tante zum Auto zu gehen. Ich weiß nicht, aber ich hatte das Gefühl das es besser wäre, schnell zu verschwinden. Aufgehalten hat uns niemand...
...zu Hause angekommen ließ ich das Kätzchen heraus aus meiner Tasche, um es zum ersten Mal richtig anzuschauen. Doch es entwischte mir sofort und legte sich zum chillen vor meinen Radio in die Sonne. Und sofort fiel mir „Chillz“ ein. Ja so sollte es heißen, so musste es einfach heißen.
Heute frage ich mich ob mein Kater an damals denkt...
...und ob es ihm bei mir eigentlich gut geht.