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Child Army REWRITE

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07.05.2003
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Child Army REWRITE

Lex

Lex starrte durch das Visier des Gewehres auf dieses kleine Mädchen, das wimmernd vor Angst vor ihm kniete; um es herum die leblosen Körper seiner Eltern, die Lex schon getötet hatte. Kein Wimpernzucken, nicht eine einzige Sekunde zögern. Nicht einmal seine Hände zitterten. Er betätigte den Abzug, ein Schuss ertönte und traf das Kind am Kopf. Dann wurde es still. Ohne lange zu warten, drehte er sich um und marschierte weiter.
Er wollte den Rest der Truppe aufsuchen, und ihnen mitteilen, das Sektor A24 nun vollständig ausgelöscht war, als er ein Rascheln in einem nahe gelegenen Busch registrierte. Blitzschnell fuhr er herum, seine Waffe auf das Gestrüpp gerichtet. Eine junge Frau kam aus ihm hervorgekrochen. Sie war am rechten Arm verwundet.
Er starrte sie einem Moment lang an, wie sie vor ihm kauerte und flehend, ängstlich zu ihm aufblickte. Dann drückte er ab. Der Schuß saß. Sie fiel tot zu Boden. Ihr Blut durchtränkte den Waldboden und färbte ihn rot. „Tötet jeden, den ihr seht, außer es ist einer unserer Soldaten", so hieß der Auftrag und Lex verweigerte Befehle niemals. Wieder drehte er seine Schritte Richtung Norden. Dabei waren seine Bewegungen viel weniger menschlich, als vielmehr mechanisch, wie die eines programmierten Roboters.
Er hielt sein Gewehr immer noch schussbereit, für jeden der ihm begegnen sollte, hatte die Hände um den eisernen Griff gelegt. Seine kurzen, schwarz glänzenden Haare, waren an einigen Stellen vom Blut verklebt und rot. Auch sein Gesicht war an vielen Stellen mit Blut beschmiert, seine Schuhe gänzlich rot. Lex war ein Soldat in der Stufe 1 und das bedeutete absoluten Gehorsam und Gnadenlosigkeit, egal was kam. Noch vor einigen Jahren war ihm das Töten nicht so leicht gefallen - denn Lex war erst 14 Jahre alt.


Laura

An diesem Morgen im Lager wurden die Mädchen von einer lauten Sirene geweckt. Eine Übung, wie viele andere, die die Kinder in den Nächten oft um den Schlaf brachte. Die Armee konnte jeden Tag auftauchen und versuchen das Dorf zu zerstören. . Vor Jahren waren sie bereits hier gewesen, und hatten alle Jungen mitgenommen, um die „auszubilden". Auch ihr Bruder Lex war ihnen damals in die Hände gefallen.
Das Ganze war nun schon drei Jahre her. Damals war er elf gewesen und sie dreizehn. Manchmal vermisste sie ihren Bruder, doch sie wusste das es nur eine Frage der Zeit war, bis diese Armee aus Kindern gestürzt würde. Man munkelte im ganzen Land, der Staat hätte einen Plan.
'Hoffentlich sehe ich ihn dann wieder...', dachte Laura betrübt, während sie im Schlafanzug, zusammen mit einigen anderen Mädchen aus dem Dorf das Lager verließ. Draußen stand ein kugelsicherer Lastwagen. Sollte es zum Anriff kommen, waren sie dort sicher.
Also stiegen die Kinder ein und warteten bis einer der Erwachsenen sie wieder in ihre Betten bringen würde. Laura fand diese Übungen schrecklich, weil sie sie daran erinnerten, wie nah die Gefahr war.


Lex

Als Lex beim Rest der Truppe angekommen war kam ein Wärter zu ihm, und teilte ihm mit: „Neuer Auftrag: noch heute werdet ihr in Sektor A78 marschieren und auch dieses Dorf eliminieren. Teil das deinen Truppenmitgliedern mit."
Lex liebten die Wächter. Er bekam die neuen Einsatzbefehle immer zuerst.
Die Armee machte sich sofort auf den Weg. Sektor A78 war nur wenige Kilometer entfernt, vielleicht würden sie es schaffen, noch vor Sonnenuntergang dort zu sein. Während des Marschs durch den Wald, erinnerte Lex sich an Kleinigkeiten der Umgebung, an bestimmte Bäume und Flüsse, obwohl dies sein erster Auftrag im Sektor A78 war.


Laura

Laura hockte in dem grünbraunen Lastwagen, im hinteren Teil, zwischen Kisten und anderen Mädchen und wartete ungeduldig darauf, das jemand käme und ihnen bescheid sagte, dass dies alles nur eine Übung war. Doch nichts geschah. Plötzlich hörte sie draußen Schüsse. Ihr Atem stockte. Konnte es sein, dass dies hier keine Übung war?
Sie machte sich so klein wie möglich und versteckte sich hinter einer herumliegenden Kiste, als die Hintertür des LKWs plötzlich aufgerissen wurde. So konnte Laura einen kurzen Blick nach draußen werfen - und was sie dort sah, war einfach grauenvoll. Die Leichen der Erwachsenen lagen stapelweise über einander, und nun sah Laura auch ihre eigenen Eltern, an einen Baumstamm gelehnt - von fünf oder sechs Schüssen durchbohrt.
„Oh mein Gott...", flüsterte sie und ihr Blick wanderte nun zu dem Jungen, der die Tür geöffnet hatte. Es dauerte einen Augenblick bis sie begriff.
„Lex! Lex, du bist es! Hol mich hier raus, bitte!" Der Angesprochene schien keine Notiz von ihr zu nehmen, hatte den Blick starr auf die Mädchen im Lastwagen gerichtet. Dann hob er sein Gewehr.
In einem winzigen Augenblick ging an Laura die ganze Zeit vorüber, die sie mit ihrem Bruder verbracht hatte. Ihr kleiner Bruder... Sie erinnerte sich daran, wie sie und er zusammen, als er fünf Jahre alt gewesen war, zu dem großen Teich gegangen waren und Kaulquappen gefangen hatten. Sie erinnerte sich an das Segelboot aus Holz, das sie gemeinsam geschnitzt hatten, und dann, als er mit acht Jahren diese furchtbare Grippe bekommen hatte, da war sie jeden Tag für ihn da gewesen. Andere Geschwister stritten sich oft - bei ihr und Lex war das ganz anders gewesen. Wie Pech und Schwefel hatten sie zusammengehalten! Immer waren sie für einander da gewesen - sollte das jetzt alles vorbei sein? Wie weit hatte die Akademie Lex denn nur gebracht? Entsetzt sah sie ihm in die Augen, die nicht mehr die ihren Bruders zu sein schienen - so ausdruckslos, so leer.
„Nein! Bitte Lex! Nein!"
Doch es war längst zu spät. Tausend Schüsse auf einmal, so schien es, durchlöcherten die Mädchen.
Nur Laura, die noch immer zitternd hinter der großen Holzkiste hockte, hatte keinen Treffer abbekommen. Wie unter Trance sah sie zu ihren toten Freundinnen hinüber und dann auf zu Lex. „Nein...", schluchzte sie. „Lex? Lex!" Ihr Bruder drehte sich in ihre Richtung, und starrte sie kalt an. Dann hob er erneut seine Waffe, zielte auf ihren Kopf und hielt kurz inne. Es waren höchstens zwei Sekunden, die ihr vorkamen wie eine Ewigkeit. Dann ertönte aus dem Hintergrund eine Stimme.
„Lass gut sein Lex, du darfst nicht alle erledigen." Ein Wärter kam auf den Wagen zu, mit einem Grinsen im Gesicht. „Irgendwer muss uns ja schließlich sagen, in welchem Dorf der Spion sich nun versteckt hält. Das könnte uns ne ganze Menge Arbeit ersparen." Lauras Hände krallten sich um die Kiste. Die Erwachsenen im Dorf hatten immer gesagt: Und wenn sie alle Dörfer in Schutt und Asche legen, niemals dürfen sie erfahren wo der Spion steckt. Sagt es ihnen auf keinen Fall, schwört, das ihr kein Wort sagt... Doch... Was würden die mit ihr anstellen, wenn sie sich weigerte zu sprechen? Laura wollte es sich nicht ausmalen. Sie wurde grob von ihrem kleinen Bruder gepackt, an den Händen gefesselt und, mit dem Gewehr im Rücken, zu einem Armee-Wagen geführt. Mit dem sollten die Soldaten scheinbar zurück ins Lager gelangen. Laura, auf dem Rücksitz, verkniff sich krampfhaft ihr Schluchzen, doch es fiel mit jeder Erinnerung die in ihrem Kopf aufstieg schwerer. All diese Leichen, das Blut, und... Sie wünschte dies alles wäre nur ein furchtbarer Alptraum.

Lex

Seit er hier war, hatte sich viel geändert.

Laura blies, und die Schirmchen der Pusteblume flogen wild durch die Luft. Lachend versuchte Lex mit den Händen nach ihnen zu greifen, und seine große Schwester kicherte, weil er ziemlich komisch dabei aussah. Die Wiesen waren so frisch und grün, wie selten in den heißen Sommertagen und der Duft der Blumen erfüllte sie mit Glück. Lachend ließen sie sich ins Gras fallen und blickten hinauf in den klaren blauen Himmel. „Siehst du? Diese Wolke da sieht aus wie Ein Vogel mit Hörnern." Lex musste lachen, denn obwohl diese Vorstellung absurd war, stimmte es ein wenig.

Lex starrte hinab auf seine, sich unter Schmerzen windende Schwester. Warmes Blut ergoss sich über seine Hände, und ihr Schrei drang tief in seinen Kopf. Doch er fand kaum einen Wiederhall. Er zögerte einen Moment lang.

„Sieh mal, die da sieht genauso aus wie die Pusteblume", lachte Lex und rollte mich ein Stück über die Wiese. Ein Spritzer traf ihn von der Seite, denn seine Schwester hatte eine Hand voll Wasser aus dem Bach geschöpft, um ihn nass zu spritzen.

'Wasser?' Nein, das war kein Wasser. Das war Blut.

Der Vater kam über das Weizenfeld zu ihnen gelaufen und verkündete, es sei Zeit für das Abendbrot. Lex war hungrig und von dem langen Tag erschöpft. „Laura!", quengelte er. „Ich mag nicht den ganzen Weg bis nach Hause zurück laufen. Trag mich!" Vater schüttelte entschieden den Kopf. „Nein, das kommt nicht in Frage, Laura bricht uns doch zusammen." Lex große Schwester sah ihn liebevoll an, und meinte: „Aber Paps, er ist doch erst vier. Ich mach das gern."

„Wo befindet sich euer Spion?", fragte Lex mit monotoner Stimme. Statt einer Antwort kam ein schmerzstöhnendes Schluchzen und eine kräftige Kopfbewegung, die zeigen sollte, dass Laura nicht bereit war zu reden. Ein junger Wärter stand, die Arme vor der Brust verschränkt, vollkommen locker an die Wand gelehnt dort, und besah sich das Schauspiel. „Bring sie zum reden!", befahl er. Er reichte Lex eine Zange, in die ein sieben Zentimeter langes Eisenrohr geklemmt war. Es glühte, und er spürte die Hitze in seinem Gesicht. Der Junge verstand sofort, und presste das glühende Stück auf die nackte Haut ihres linken Unterarmes. Wieder ein Schrei, ... Dann nur noch ein Wimmern....

Zuhause angekommen setzten sich alle an den großen Holztisch auf der Terrasse und aßen. Die Sonne ging langsam unter, und das Zwitschern der Vögel klang so wundervoll, wie immer. Nachher wollten Laura und Lex noch ein wenig im Garten spielen. „Ach Lex mein kleiner Bruder, ich hab dich lieb."

Schließlich verstummte die weibliche Gestalt vor Lex Füßen. Sie war ohnmächtig geworden, unter den Schmerzen. Der Wärter lachte kurz auf und sagte dann: „Bring sie um. Die redet eh nicht, wir suchen uns jemand anderen. Erschieß sie und dann geh'n wir." Er hatte sich schon zur Tür gewand. Lex versuchte allen Zweifel abzuschütteln. Sie war nur ein Mensch, und der Befehl laute sie zu töten. Und ein Befehl war nun einmal ein Befehl.
Ein letzter kurzer Blick. Dann hielt er ihr die Pistole an den Kopf und drückte ab.

 

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