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Catstory
In der Scheune hinter dem großen Bauernhof wohnten vier Katzenbabys zusammen mit ihrer Mutter. Eines davon war Momo. Momo war, wie seine Geschwister auch, erst vier Tage alt und verstand noch nicht viel von der Welt. Also ging er zu seiner Mutter um sich zu erkundigen.
„Mami, was ist die Welt?", fragte er und schaute dabei mit großen Augen zu seiner Mutter hinauf.
„Naja“, sagte die Mutter und kratzte sich hinter dem Ohr. “Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Man geht davon aus, dass die Katzengötter sie erschaffen haben. Die Welt ist eine Kugel und ziemlich groß."
"Wer geht davon aus, Mami?"
"Die anderen Katzen eben und die Kühe, ja die Kühe, die denken es auch."
"Und die Ziegen, was denken die Ziegen?"
"Ach Gott, die Ziegen, seit wann denken Ziegen?"
"Der Alte mit den großen Hörnern hat mir gesagt, dass ich vor dem Hund aufpassen soll. Ich glaube schon, dass er denken kann."
"Ja, schon möglich. Hör mal. Du darfst nie zu weit von der Scheune sein, okay. Das ist zu gefährlich."
"Ja. Schon klar, Mama. Was sind eigentlich die Punkte da am Himmel?", fragte Momo und zeigte mit seiner Pfote auf sie. "Wie heißen die noch mal? Sterne! Ja, genau. Was sind die Sterne?"
"Kleiner. Du stellst ja viele Fragen. Warum gehst du jetzt nicht ins Bett? Schau, deine Geschwister schlafen alle schon. Morgen kann ich dir vielleicht ein bisschen mehr davon erzählen."
"Ach, komm schon, Mama, nur noch das mit den Sternen", protestierte er und schreckte vor den Pfoten seiner Mutter zurück.
"Naja, was soll's", dachte die Mutter."Dann gibt‘s eben ein bisschen spätnacht Katzenunterricht."
"Hast du schon mal was von den Ägyptern gehört?", fragte die Mutter.
"Nein", sagte Momo.
„Also... früher haben, wie heute die Menschen, die Katzen die Welt regiert."
"Nein, wirklich", fragte Momo erstaunt. Seine Augen waren noch größer als vorher.
„Doch, es stimmt wirklich", beantwortete die Mutter. "Die Welt gehörte uns allein. Wir ließen die anderen Tiere für uns arbeiten, und für uns Essen holen. Wir haben große Städte gehabt mit Katzenhäuser und allem drum und dran."
„Wow“, sagte Momo, er konnte es nicht glauben. "Was ist dann passiert?"
"Eines Tages gab es eine Hungersnot im Dschungel", erklärte die Mutter. "Die Katzenbehörden versuchten mit Lebensmitteln auszuhelfen, aber trotzdem war die Lage sehr heikel. Die Menschen kamen hierauf herunter von den Bäumen und wanderten, um nicht zu verhungern, zu tausenden nach Ägypten, unserer Katzenhauptstadt. Wir empfingen sie natürlich freundlich und gaben ihnen was zu Essen. Die Menschen jedoch, als sie sahen, wie schön unsere Stadt war, wollten nicht mehr zurück in den Dschungel. Wir ließen sie also für uns arbeiten und nahmen manche als Haustiere auf. Diese Menschen waren jedoch immer noch unzufrieden und irgendwann stürmten sie den Katzenpalast und töteten die Schönste aller Katzen, unsere Königin Kleopatra. Die Katzenarmee war so erschüttert, dass sie einfach nicht kämpfen konnte. So kamen die Menschen an die Macht.
Aber jetzt zu den Sternen. Die Sterne sind Feuerbälle wie die Sonne auch, und wie die Sonne auch, gibt es Welten die ihre Wärme nutzen. Diese Welten werden alle noch von Katzen regiert und eines Tages werden sie mit ihren Fliegern kommen und uns von den Menschen befreien und alles wird so schön sein, wie es mal war.“
"Das ist ja wirklich unglaublich, Mama", sagte Momo erstaunt.
"Weiß du, wann sie zu unserer Rettung kommen werden?", fragte Momo.
"Ach, keine Ahnung, ob das überhaupt jemand weiß, wenn ja, dann der große Katzenguru. Er lebt im Süden von Frankreich am Meer", erklärte die Mutter.
"Süden. Was ist das Mami?“
"Du hast ja wirklich noch viel zu lernen", sagte die Mutter und lachte dabei. Also, du kannst doch den Magnetensog spüren, der immer in zwei entgegengesetzten Richtungen an einem zieht."
"Ja, ich glaube, ich weiß was du meinst."
"Gut. Die Richtung, die ein wenig stärker an einem zieht, ist der Norden und die andere der Süden. Um zu wissen, wo der Osten und Westen sich befinden, musst du nur nach Norden schauen und dir merken, dass deine rechte Pfote der Osten ist und deine linke Pfote der Westen. Das ist nützlich, wenn du dich mal verlaufen solltest. So kannst du mit ein bisschen Kopf immer den Weg nach Hause finden."
"Aha", sagte Momo. "Also müsste sich Osten jetzt dort befinden." Er zeigte zu den Kühen, die alle schon schliefen.
"Genau, richtig, du lernst ja schnell. Und wo ist der Westen?", fragte die Mutter.
"Das müsste dort drüben bei unseren Betten sein", sagte Momo und machte gleich einen Sprung aus stolzer Freude.
"Hundert Punkte. Und weiß du, was jetzt passiert?"
"Nein".
"Du gehst jetzt ins Bett!", sagte die Mutter und packte sogleich den kleinen Momo mit ihren Zähnen an der weichen Stelle hinter Momos Hals. "Morgen ist ja auch noch ein Tag. Und außerdem, du brauchst den Schlaf, um groß und stark zu werden. Du willst doch ein großer starker Kater werden, habe ich Recht?"
"Ja, schon", sagte Momo ein wenig betrübt.
Seine Mutter hatte ihn schon ins weiche Heu gelegt.
"Gute Nacht Mami", sagte Momo noch und machte die Augen zu.
"Träum was schönes", rief die Mutter und das tat Momo. Er träumte vom Katzenflieger und vom Katzenguru und natürlich auch von Kleopatra, der schönsten aller Katzen.