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Captus

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08.06.2013
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Captus

Stimmen, Gelächter und laute, gedämpfte Musik drangen an ihr Ohr. Sich bewegende, schwarze Gestalten tanzten in der Ferne. Ihre Hand presste gegen die unsichtbare Wand vor ihren Augen. Glas. Ehe sie um Hilfe schreien oder gegen die Fensterscheibe der Garage hämmern konnte, wurde ihr von hinten eine schmächtige Hand auf den Mund gedrückt.
Nein!
Das Bewusstsein ließ im nächsten Augenblick nach. Schwärze umgab sie.

Sie fuhr hoch. Das Blut rauschte in ihren Ohren. Ihr Puls raste. Schweiß rann ihr über die Stirn. Ihr Kopf pochte, brummte wie ein Motor. Die Erinnerungen an die Party legten sich wie ein unsichtbarer Schleier um ihr Gedächtnis – nicht wahr, nicht echt. Es kam ihr alles wie ein Traum vor. Doch als sie ihre Umgebung aus völliger Dunkelheit ertastete, wurde ihr schlagartig die Realität bewusst. Es war Wirklichkeit gewesen.
Auf der Party … Ich habe zu viel Alkohol getrunken. Und … da war ein junger Mann. Er hatte sich in der dunklen Garage im gegenüberliegenden Garten befunden. Wie ein Puzzle setzten sich die Teile nach und nach zusammen, ließen das Geschehene wie einen unscheinbaren Film vor ihrem inneren Auge abspielen. Er hat mich angelächelt, wollte, dass ich mich zu ihm geselle. Ich bin zu ihm gegangen. Wir haben geredet und plötzlich ... Das letzte Puzzlestück fehlte, lastete auf ihr mit unerträglichen Kopfschmerzen.
Sie hielt ihren pochenden Schädel in Händen. Ihr Atem ging flach. Vage konnte sie sich an sein Aussehen erinnern. Das erste, was ihr ins Auge gestochen war, war seine unerklärliche und unheimliche Erscheinung: Haut so weiß wie Schnee, Lippen so rot wie Blut und Haare so schwarz wie Ebenholz. Sie wusste nicht, wie sie hierher gelangt war, geschweige denn, wo sie sich befand, aber eines war sicher: Der Ort war ihr nicht geheuer.
Taub wie ihre Gliedmaßen waren, versuchte sie sich aufzurappeln. Sie fühlte Widerstand, der sie auf dem Boden anwurzelte. Etwas hält mich fest. Als sie die Fesseln mit ihren zarten Fingern, die um ihre Hand-und Fußgelenken befestigt waren, ertastete, schnappte sie erschrocken nach Luft. Verzweifelt rieb sie sich die Haut wund und rief durch die Dunkelheit – keine Antwort. Nur Stille, mit Unterbrechungen: Das Geräusch von Tropfen, die wahrscheinlich von einem kaputten Wasserrohr stammten, das Piepen von Mäusen, die ihr einen Schauer jagten, - und … Schritte, die sich mir nähern.
Sofort richtete sie ihren Rücken kerzengerade auf. Eine Tür wurde mit einem hässlichen Krachen geöffnet, und im selben Moment wurde alles vor ihren Augen erhellt. Blinzelnd musste sie sich langsam an das blendende Licht gewöhnen, das – mühsam konnte sie erkennen – von einer nackten Glühbirne ausgestrahlt wurde. Die junge Frau hockte auf dem Boden eines Kellers. Zunächst schien sie von dem baumelnden Objekt an der Decke wie hypnotisiert zu sein, dann vernahm sie die Person, die auf sie anmarschierte, mit bedachten, vorsichtigen Schritten wie von einem scheuen Luchs, der sich zum ersten Mal an einen Menschen herantraut.
Erstarrt blickte sie dem neugierigen Gesicht entgegen, dessen verengte Augen sie musterten. Es war der junge Mann aus dem Garten. Doch jetzt, im schwachen, aber ausreichenden Schein der Glühbirne, entdeckte sie die jugendlichen Gesichtszüge, die - weshalb auch immer - ihr irgendwie vertraut vorkamen, und einen Gegenstand aus Metall in seiner linken Hand, den sie unbekümmert ignorierte. Der Typ war gerade mal ein Teenager! Höchstens siebzehn, schätzte sie, während in ihr die Panik langsam schwand. Bloß ein Junge. Beruhige dich.
„Entschuldige, aber könntest du mich vielleicht befreien?“, fragte sie naiv.
Schweigend starrte er sie an.
Eine innere Stimme in ihrem Bewusstsein flüsterte ihr eine Warnung zu, sie solle misstrauisch sein, ihren Entführer nicht unterschätzen und sich auf alles gefasst machen. Mit einem Seufzer setzte sie noch einmal an: „Entschuldige ...“
„Ich hab dich schon gehört“, meinte er. Seine Stimme war sanft, aber der Unterton darin war unmissverständlich ernst, bedrohlich. „Aber ich kann dich nicht gehen lassen. Tut mir Leid.“
Sie verstand nicht. „Was soll das heißen?“ Panik wallte in ihr wieder auf.
„Du bist jetzt mein.“
Einige Sekunden lang hallte dieser Satz in ihrem Kopf wie eine liebliche Melodie – mit einem grausamen Text. „Ich verstehe nicht ...“
Der Junge ging im Keller hin und her, schwang mit dem Gegenstand aus Metall in seiner linken Hand. Eine Brechstange. Sie bekam es allmählich mit der Angst zu tun.
„Ich hab dich schon mal gesehen, weißt du? Ich bin vor nicht allzu langer Zeit in diesem Krankenhaus gewesen, wo du gearbeitet hast“, fing er an.
Jetzt fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. „Ich habe dich behandelt.“
„Und deine Fähigkeiten als Krankenschwester sind wirklich ausgezeichnet. Du hast mich immer so süß angelächelt, erinnerst du dich noch?“
Sie konnte ein plötzliches kurzes Aufflackern der Hoffnung in seinen Augen aufblitzen sehen.
„Manchmal hast du mich neckisch >Schneewittchen< genannt, weil ich wie die männliche Form von der Disney-Charakterin aussehe.“ Er lächelte schwach.
Die Art, wie er locker und unbefangen mit ihr redete, ließen eher den Anschein nach wecken, dass die beiden eine nette Plauderei zwischen alten Freunden hielten als ein Gespräch zwischen Entführer und Opfer.
„Trotz meines Krebs' hattest du es immer wieder geschafft, mich zum Lachen zu bringen.“ Er betrachtete die Brechstange in seiner Hand als würde er über den Gedanken schwanken, seinem Opfer etwas anzutun. „Und deswegen habe ich mich in dich verliebt.“
Sie brauchte eine Weile, um alles zu verarbeiten. Das kam ihr alles wie ein schlechter Witz vor. „Und nun willst du mich hier unten gefangen halten?“, brachte sie unüberhörbar zornig hervor.
Bei ihrer Lautstärke zuckte er zusammen. „Ich verbiete dir diesen Ton“, sprach er bestimmt.
„Lass mich frei!“
„Nein." Dann mit zusammengebissenen Zähnen: „Du bist mein.“
Sie schüttelte heftig den Kopf und vergrub ihr Gesicht zwischen den angewinkelten Knien. Ein Kloß steckte in ihrem Hals. Im Flüsterton wiederholte sie: „Lass mich frei.“
„Ich ... ich liebe dich. Warum also sollte ich dich freilassen?“ Seine Augenbrauen zogen sich zusammen.
Er spielt mit dir. Langsam hob sie den Kopf. Sie schöpfte Hoffnung. Vielleicht spiele ich einfach mit. „D-du willst doch, dass ich glücklich bin, hm?“
Es verschlug ihm die Sprache. Mit großen Augen schaute er sie an.
„Und das wäre ich in ewiger Gefangenschaft nicht“, sagte sie wie ein kleines Kind, das versuchte, seinem Hausarrest zu entfliehen.
Mit einem krampfhaften Schlucken gab er zurück: „Du bist hier nicht in Gefangenschaft.“
„Was ist mit denen hier?“ Sie hob ihre gefesselten Handgelenke hoch. „Die tun weh.“
„Die sind da, damit du nicht abhaust.“
„Binde mich bitte los.“ Sie versuchte, ihrem Gesichtsausdruck etwas Engelhaftes zu verleihen, das in ihren hellgrünen Augen die Unschuld widerspiegelte. „Ich werde nicht abhauen, versprochen.“
Kurzes Schweigen. Dann lachte er auf einmal laut auf. „Denkst du, ich bin so dumm?“
„Ich ...“
„O nein. Hör mir mal zu.“ Mit der Brechstange zeigte er auf sie.
Sein Blick durchbohrte sie.
„Verstehst du denn nicht? Ich liebe dich, verdammt nochmal.“ Plötzlich schritt er auf sie zu und strich ihr mit zittrigen Fingern eine dunkle Strähne hinters Ohr.
Sie wich zurück, entfernte sich - so weit es die Fesseln zu ließen - bis sie an eine Wand stieß. Ich bin so hilflos. Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag.
Theatralisch holte er tief Luft, ließ zögernd Augenblicke verstreichen als wäre er unsicher über seine nächsten Worte. „Weißt du?“, begann er. „Hier, in meiner Wohnung, bin ich so einsam und alleine. Meine Eltern sind schon seit mehr als zehn Jahren tot, gestorben an einem Flugzeugabsturz. Und nur mein älterer Bruder ist noch übrig. Er hat das Sorgerecht, aber er schaut nur ab und zu bei mir vorbei, kümmert sich nicht richtig um mich.“ Abwesend wanderte sein Blick nach rechts, an eine eingeschlagene Stelle der Wand.
Warum erzählt dieser irre Junge mir das bloß? Dachte er, er könne sie mit seiner Lebensgeschichte von ihrem Willen abhalten, sie könne seine Entscheidung nachvollziehen?
„Mein Bruder hat nur seine Drogen.“ Schnell drehte er sich wieder ihr zu. Halbherzig hoben sich seine Mundwinkel. „Doch das ist okay. Das ist seine Art, mit Verlusten umzugehen.“ Er zuckte die Schultern. „Ja, und dann vor einem Jahr hab ich die Diagnose meiner Krankheit bekommen.“ Eindringlich sah er sie an. Seine Augen waren zwischen hellem blau und grau … wie Eis.
Aus irgendeinem Grund empfand sie auf einmal Mitleid mit ihm.
„ … Ich habe noch nie Liebe oder Wärme oder Zuneigung gespürt. Nur so einen merkwürdigen Schmerz in der Brust. Das kann vielleicht auch an meinem Krebs liegen, aber ich glaube eher nicht. Der Schmerz ist innen drin.“ Seine Hand glitt zu der Stelle seines Herz'. Verbittert lachte er auf einmal wieder. „Und ich hatte mal Träume; Astronaut oder Archäologe werden, mit einem Heißluftballon fliegen, stark und glücklich werden … eine Freundin haben.“ Er stoppte.
Die Anspielung auf sie ließ sie am ganzen Leib zittern.
„Dann, im Krankenhaus, traf ich dich. Du hast mich so fasziniert. Aber ich wusste, dass ich nicht in deiner Liga war, dass ich so weit entfernt von dir war. Alle anderen Träume schienen vergessen, und jetzt immer noch. Denn … du bist mein neuer Traum.“
Sie bekam eine Gänsehaut, wand sich von ihm ab, legte ihren Kopf auf die Knie und schloss die Augen. Ihr Mitleid für ihn wollte sie unterdrücken, verdrängen. „Ich verstehe deine Entscheidung, mich hier festzuhalten nicht“, log sie. „Du kannst mich hier doch nicht gefangen halten.“ Ihre Stimme erstickte in Tränen, die ihr über die rosigen Wangen liefen.
Er kam auf sie zu und wusch mit einem Finger die Tränen weg. Instinktiv schreckte sie zurück.
Er wisperte: „Gute Nacht.“, knipste das Licht aus, verließ den Keller und ließ sie alleine mit ihren Tränen.

 

Hallo, Shall!

Deine Geschichte liest sich wie eine Dailysoap. Besonders zum Ende hin. Ich glaube nicht, dass sie etwas mit Horror zu tun hat, vielleicht eher Spannung/Krimi, aber die beiden fehlen in deinem Text.
Naja, hast ja noch Zeit zum Üben.

Einige Sätze gaben mir Rätsel auf, oder ich tat mich schwer damit:

Bewegende, schwarze Gestalten tanzten in der Ferne.
Vielleicht sich bewegende?

Ihre Hand presste (...) der Garage hämmern konnte, wurde ihr von hinten eine schmächtige Hand auf den Mund gedrückt.
Zweimal Hand im kurzen Abstand liest sich nicht schön. Zumindes als ihr der Mund zugedrückt wurde, kann man sich anders ausdrücken, oder.

Die Erinnerungen an die Party legten sich wie ein unsichtbarer Nebelschleier um ihr Gedächtnis – nicht wahr, nicht echt.
Unsichtbarer Schleier oder Nebelschleier, hm, heißt das, den gibt es nicht wirklich? Also, erinnert sie sich doch?
Ist Erinnerung und Gedächtnis nicht dasselbe?

Doch als sie ihre Umgebung aus völliger Dunkelheit erkundete, wurde ihr schlagartig die Realität bewusst.
Wie kann man etwas erkunden, was man nicht sehen kann?

ließen das Geschehene wie ein unscheinbarer Film vor ihrem inneren Auge abspielen.
Wie einEN unscheibarEN Film, meintest du?

Ihr Atem verlief flach
Sagt man das so - Atem verläuft?

Erfolglos fühlte sie Widerstand,
Äh?

Schritte, die sich mir nähern.
Wenn man das Wörtchen mir wegließe, würde sich der Satz anders lesen?

Sofort richtete sie ihren Rücken kerzengerade auf.
Hört sich umständlich an, warum nicht einfach, setze sich kerzengerade hin.

Eine Tür wurde quietschend geöffnet, und im selben Moment wurde alles vor ihren Augen erhellt.
Oh nein, bitte nicht quitschend, das ist so ein Klischee.
Wurde wirklich ALLES erhellt oder doch nur ein Teil?

dann vernahm sie die Person, die auf sie anmarschierte,
Auf etwas ANmarschieren, so höre ich das zum ersten Mal.

Schon das zweite Mal lese ich "gegenüberliegender Garten", wäre dein Text länger gewesen, hätte sich der Leser gefragt, gegenüber zu was. Also, ist eine unwichtige Info, die man streichen kann.

Jetzt fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.
Wieder so ein Klischee, versuche mal etwas Neues zu erfinden.

Trotz meiner Krebs-Krankheit hattest du es immer wieder geschafft, mich zum Lachen zu bringen.“
Ist Krebs keine Krankheit, das man das extra erwähnen muss?

In gesenktem Flüsterton wiederholte sie:
Flüstern ist doch schon leise, wie klingt es denn, wenn man das Flüstern noch weiter senkt.

Er betrachtete die Brechstange in seiner Hand als würde er über den Gedanken schwanden, seinem Opfer etwas anzutun.
Über den Gedanken schwanden? Was heißt das?

Ich hoffe, die herausgesuchten Stellen, sind für dich interessant ...

mfg
Geert

 
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Hallo Shall,

ich habe wie Geert auch noch ein paar Stellen für dich:

Haut so weiß wie Schnee, Lippen so rot wie Blut und Haare so schwarz wie Ebenholz

Och komm, das ist aus einem Märchen - falsches Genre. Und wenn du allseits bekanntes Material 'wiederverwertest' musst du schon mehr daraus machen, damit es sich nicht nur wie eine Kopie liest.

Als sie die Fesseln mit ihren zarten Fingern, die um ihre Hand-und Fußgelenken befestigt waren,

Ich glaube nicht, dass die Finger um ihre Gelenke befestigt sind.

das Piepen von Mäusen, die ihr einen Schauer jagten

Ja. Nein.

Sofort richtete sie ihren Rücken kerzengerade auf

Hatte Geert schon, klingt komisch - außerdem war sie vorhin noch am Boden festgewachsen.

Die junge Frau hockte auf dem Boden eines Kellers.

Plötzlicher und kurzzeitiger Perspektivwechsel? Vorher schreibst du aus der Sicht des Mädchens, die aber nicht so distanziert von sich selbst denken würde.

Meine Eltern sind schon vor mehr als zehn Jahren tot
seit


So, etwas allgemeiner:

Kann man so als Kapitel einer größeren Geschichte akzeptieren, aber um alleine zu stehen, fehlt imo noch etwas.
Wenn man sich nur Teile anschaut

Sie fuhr hoch. Das Blut rauschte in ihren Ohren. Ihr Puls raste. Schweiß rann ihr über die Stirn. Ihr Kopf pochte, brummte wie ein Motor. Die Erinnerungen an die Party legten sich wie ein unsichtbarer Nebelschleier um ihr Gedächtnis – nicht wahr, nicht echt. Es kam ihr alles wie ein Traum vor.
sind die zwar etwas holprig (pochte, brummte - wobei mir aber der Motor gefällt - unsichtbare Nebelschleier), aber ansonsten garnicht schlecht.
Nimm dir mehr Zeit zum Schreiben. Ich hatte das Gefühl, dass du über manche Teile hinweggegangen bist, um schneller zu einem anderen Teil zu kommen. Entsprechend war auch der Stil, irgendwann habe ich diese Stellen sogar beim Lesen nurnoch überflogen, um zu den interessanteren Stellen zu kommen.


Und naja, das Ende ist für mich kein open-end sondern mehr ein aha-und-jetzt? Es regt nicht zum Nachdenken an, es lässt keinen Spielraum, es ist einfach da.

Aber nimm dir die ganze Kritik nicht zu sehr zu Herzen, wo viel kritisiert wird, kanns garnicht so schlecht gewesen sein, sonst würden die Unterschiede nicht auffallen und man müsste alles kritisieren.
Bei dir ist sehr viel Abwechslung im Niveau. Aber durchgehend tief ist es nicht.

Gruss
Niklas

edit:
P.s. Eins noch - Captus? Captain? Kaktus? Sorry, ich weiß natürlich, was es heisst, aber ich sehe keinen Vorteil darin, einen beschreibenden Titel einfach in eine andere Sprache zu übersetzen, abgesehen davon, dass sich das Wort lustig liest ;-)

 
Zuletzt bearbeitet:

Danke für eure Kommentare und Verbesserungsvorschläge. Ich schau mal, an welchen Stellen ich noch etwas ändern werde.

@Geert:

Doch als sie ihre Umgebung aus völliger Dunkelheit erkundete, wurde ihr schlagartig die Realität bewusst.
Wie kann man etwas erkunden, was man nicht sehen kann?
Mit den Fingern. Aber ich hab's auch etwas missverständlich geschrieben.
Eine Tür wurde quietschend geöffnet, und im selben Moment wurde alles vor ihren Augen erhellt.
Oh nein, bitte nicht quitschend, das ist so ein Klischee.
Wurde wirklich ALLES erhellt oder doch nur ein Teil?
Der Satz ist von der Perspektive der Protagonistin. Ihr kommt es vor, als würde alles vor ihren Augen erhellt werden.
Jetzt fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.
Wieder so ein Klischee, versuche mal etwas Neues zu erfinden.
Und ich dachte, der Vergleich wäre nur ziemlich gebräuchlich. Aber gleich ein Klischee?

@Malgus:

Och komm, das ist aus einem Märchen - falsches Genre.
Ich habe den Text bei einem Wettbewerb eingereicht, in dem man die Beschreibung (das Zitat) von Schneewittchen in eine Geschichte rein bringen musste. Da ich aber Fantasy und Märchen nicht ausstehen kann, ist meine Geschichte - oder eher Szene - auch kein Fantasy oder Märchen.
Captus? Captain? Kaktus? Sorry, ich weiß natürlich, was es heisst, aber ich sehe keinen Vorteil darin, einen beschreibenden Titel einfach in eine andere Sprache zu übersetzen, abgesehen davon, dass sich das Wort lustig liest ;-)
Ich mag die lateinische Sprache - deswegen "Captus". Ich persönlich fänd's langweilig, wenn ich den Titel doch umändern würde in "Gefangen".

 

Ich mag Latein auch - nur bedenke, der Durchschnittsdeutsche muss erst googlen, was captus denn überhaupt bedeutet.
Na gut, wenn das gefordert war, kommt man wohl schlecht dran vorbei.

 

Hallo Shall

Den Text habe ich für einen Wettbewerb geschrieben mit der Vorgabe, die angegebenen Zitate aus "Schneewittchen" und "Rapunzel - Neu verföhnt" in eine Geschichte einzubauen, wobei mein Text eher einer Szene entspricht.

Eine solche Info wird normalerweise ins erste Posting nach dem Text gesetzt.

Überzeugt mich als Horror-Geschichte leider auch nicht. Klar ist eine Entführung nichts Angenehmes, aber richtigen Horror finde ich in deiner Geschichte keinen. Ich halte dir zugute, dass du den Entführer ambivalent anlegst. Er ist eine Figur, die (auch) Mitleid erzeugen soll - grundsätzlich eine gute Idee, aber hier verkommt er mir doch zu sehr zu einer Heulsuse. Er ist der "Böse", also er sollte auch etwas haben, von dem Schrecken, Furcht etc. ausgeht. Die Brechstange reicht dafür nicht, insgesamt erscheint er mir zu harmlos und mit seiner Allerweltsgeschichte - keiner liebt mich, ich bin ganz alleine - auch zu beliebig. Das ist keine Figur, die nach dem Lesen noch im Gedächtnis des Lesers bleibt.

Beim Aussehen des Entführers hast du den Schneewittchen-Style zu gezwungen untergebracht. Eigentlich ist es ja vollkommen egal, wie er aussieht, aber weil du halt was aus Schneewittchen gebraucht hast, hast du die Kombination schwarz-weiß-rot genommen. Finde ich auch nicht so gelungen.

Stilistisch sind mir da zu viele Adjektive drin, oft auch unpassende. Bspw. hier:

ihr von hinten eine schmächtige Hand auf den Mund gedrückt.

Ein Körper kann schmächtig sein, aber eine Hand? Wie fühlt man denn, dass eine Hand "schmächtig" ist, wenn man sie nur auf den Mund gedrückt bekommt?

legten sich wie ein unsichtbarer Schleier um ihr Gedächtnis

"Unsichtbarer" Schleier - was soll das sein?

wie einen unscheinbaren Film vor ihrem inneren Auge abspielen.

Welchen Zweck erfüllt hier das Adjektiv "unscheinbar"?

Das letzte Puzzlestück fehlte, lastete auf ihr mit unerträglichen Kopfschmerzen.

Es lastet auf ihr, obwohl es fehlt?
Und wer hat hier Kopfschmerzen, das (fehlende) Puzzlestück?

Sie hielt ihren pochenden Schädel in Händen.

Klingt so, als hätte sie ihn vom Hals abgenommen. "in Händen" vielleicht besser streichen.

Erstarrt blickte sie dem neugierigen Gesicht entgegen, dessen verengte Augen sie musterten.

Auch hier sind mir wieder zu viele Adjektive. Oft sind sie unnötig im Text, manchmal falsch, es würde sich echt besser lesen wenn du da sparsamer wärst.

Tut mir Leid.

leid

weil ich wie die männliche Form von der Disney-Charakterin aussehe.

"Charakterin"? Sagt man das echt so?

Die Art, wie er locker und unbefangen mit ihr redete, ließen eher den Anschein nach wecken, dass die beiden eine nette Plauderei zwischen alten Freunden hielten als ein Gespräch zwischen Entführer und Opfer.

Hm. ließ (Singular, da "die Art" das Subjekt ist). Dann auch: "erweckte eher den Anschein". Und: "eine Plauderei halten". Das klingt komisch. Eine Rede kann man halten, aber eine Plauderei?

gestorben an einem Flugzeugabsturz

Das klingt auch seltsam. An einer Krankheit kann man sterben, aber an einem Flugzeugabsturz? Besser: bei einem Flugzeugabsturz. Man sagt ja auch nicht: Ich habe mir an einem Autounfall den Arm gebrochen.

Insgesamt sind da also schon noch ein paar Stellen drin, die überarbeitet werden sollten, so liest sich das noch nicht flüssig. Und auch inhaltlich gehört da noch mehr Fleisch ran.

Grüsse,
Schwups

 
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Shall schrieb zu seinem Text:

Den Text habe ich für einen Wettbewerb geschrieben mit der Vorgabe, die angegebenen Zitate aus "Schneewittchen" und "Rapunzel - Neu verföhnt" in eine Geschichte einzubauen, wobei mein Text eher einer Szene entspricht.
Wie Schwups erwähnte, solche Kommentare normalerweise gleich in einem Anschluss-Posting.

 
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Hallo Shall,

und noch ein Herzliches Willkommen hier.

Ich muss auch noch was zum Titel loswerden. Ich verspreche, dass ich dann auch noch was zur Geschichte sage :). Titel sind etwas, womit ich selbst oft hadere und mich schwer tue, deshalb verliere ich vielleicht manchmal unnötig viele Worte zu dem Thema.
Aber der Titel ist nun mal das erste, was ein Leser von deiner Geschichte zu sehen bekommt. Das ist deine Visitenkarte. Und wenn da etwas draufsteht, was ein Großteil der Leser nicht versteht und zum Inhalt der Geschichte eigentlich nicht passt, nur weil du als Autor das cool findest, dann macht das keinen guten Eindruck. Fremdsprachige Titel sind selten eine gute Idee. Es kann sinnvoll sein, wenn die Geschichte sich um einen Begriff aus einer anderen Sprache dreht, der sich nur schwer übersetzen lässt. Aber auch dann sollte man sicherstellen, dass die Bedeutung in der Geschichte klar wird. Also als Beispiel, wenn du eine Geschichte mit historischem Hintergrund über Gorbatschow schreibst, und nennst die "Perestroika" - dann wär das gerechtfertigt.
Angenommen, deine Geschichte würde im alten Rom spielen oder deine Figuren wäre strenggläubige Katholiken oder würden wenigstens ein humanistisches Gymnasium besuchen, dann wäre ich vielleicht noch einverstanden mit einem lateinischen Titel. Aber selbst dann würde ich als Erbsenzählerin vom Dienst drauf hinweisen, dass "captus" die maskuline Form ist und sich deshalb nicht auf deine Protagonistin beziehen kann.
Und jetzt schreibst du bitte hundert Mal "Romani ite domum" an die Wand, und lässt den Titel ändern. :klug:

Zur Geschichte selbst: Der Text liest sich flüssig, bis auf ein paar verunglückte Formulierungen (dazu komm ich dann), aber reißt mich nicht mit. Die Situation in der Geschichte ist ein uralter Hut. Verrückter Entführer, hilfloses Opfer. Und mehr als diese Situation ist da leider auch nicht. Du hast eigentlich keine richtige Handlung. Die Protagonistin wacht auf und findet heraus, in was für einen Lage sie sich befindet - und rumms, Tür zu, das war's. Die Figuren wirken nicht glaubwürdig (dazu sage ich dann auch anhand von Textstellen noch mehr). Das, was die Geschichte von den tausenden anderen dieser Sorte abheben soll - das ungewöhnliche Aussehen des Entführers - reicht einfach nicht aus, um das Interesse wach zu halten. Und als "Horror"-Element taugt das auch nicht viel. Vampire, Werwölfe, Zombies, Leute die aussehen wie Schneewittchen - one of these things is not like the others. Ins Horrorgenre gehört eine Geschichte dann, wenn sie sehr schockierend ist und/oder wenn ein übernatürliches Element drin vorkommt.

Ich glaube mit diesem Schneewittchen-Aufhänger hast du dir keinen Gefallen getan. Das war halt die Vorgabe von diesem Wettbewerb, wo du mitgemacht hast, aber man merkt es irgendwie, dass du dir das nicht selber ausgesucht hast und nicht richtig dahinter stehst. Jetzt, wo der Text nicht mehr im Wettbewerb steht, sondern hier im Forum, kannst du doch eigentlich diese verkrampften Schneewittchenbezüge weglassen, und die Geschichte unbelastet von den Wettbewerbsvorschriften überarbeiten :).

Also die Geschichte hat mir nicht gefallen, trotzdem finde ich, man merkt, dass das nicht der erste Text ist, den du geschrieben hast, und dass du mit einem gewissen Anspruch ans Schreiben herangehst. Wenn du so weiter machst, werden die nächsten Texte nach und nach besser werden. :)

Und hier kommt der allseits beliebte Textkram (wiederholt eventuell ein paar Sachen, die in den anderen Kommentaren schon angesprochen wurden):

Und … da war ein junger Mann. Er hatte sich in der dunklen Garage im gegenüberliegenden Garten befunden.
Warum ist der zweite Satz Vorvergangenheit? Da würde ich auch die einfache nehmen. Und das "befinden" würde ich ersetzen: "Er war in der Garage im Garten gegenüber." klingt natürlicher. Sie denkt das ja, also das ist quasi wörtliche Rede. Und so "druckreif" denkt man in der Regel nicht.

Haut so weiß wie Schnee, Lippen so rot wie Blut und Haare so schwarz wie Ebenholz.
Das wirkt echt ganz schrecklich gezwungen - Hauptsache, der Satz ist drin! Selbst wenn ich an jemanden denke, der so aussieht, dann zitiere ich doch nicht in Gedanken Schneewittchen.

Als sie die Fesseln mit ihren zarten Fingern, die um ihre Hand-und Fußgelenken befestigt waren, ertastete, schnappte sie erschrocken nach Luft.
Da sind dir die Bezüge im Satz durcheinander geraten. Die Finger sollten nicht um die Gelenke befestigt sein, sondern die Fesseln. Also entweder "Als sie die Fesseln, die [...] mit ihren Fingern ertastete, ..." oder "Als sie mit ihren Fingern die Fesseln, die [...] ertastete, ..."

Das Geräusch von Tropfen, die wahrscheinlich von einem kaputten Wasserrohr stammten, das Piepen von Mäusen, die ihr einen Schauer jagten, - und … Schritte, die sich mir nähern.
Schauer werden im Allgemeinen über den Rücken gejagt, nicht einfach so :)

Blinzelnd musste sie sich langsam an das blendende Licht gewöhnen, das – mühsam konnte sie erkennen – von einer nackten Glühbirne ausgestrahlt wurde.
Der Einschub stört den Lesefluss und ist auch grammatisch nicht astrein, wenn ich mich nicht irre. Inhaltlich brauchst du das auch nicht - wenn man sich an helles Licht gewöhnen muss, ist es doch klar, dass man erst mal Mühe hat, Sachen zu erkennen.

Die junge Frau hockte auf dem Boden eines Kellers.
Warum gibst du ihr keinen Namen? Im ganzen Text ist sie nur "sie" und "die junge Frau". Wenn die Handlung schon nicht originell ist, ist es um so wichtiger, dass die Figuren lebendig wirken. Ein Name reicht längst nicht, um das zu erreichen, aber es wäre ein Fortschritt gegenüber diesen unpersönlichen Umschreibungen.

Zunächst schien sie von dem baumelnden Objekt an der Decke wie hypnotisiert zu sein, dann vernahm sie die Person, die auf sie anmarschierte, mit bedachten, vorsichtigen Schritten wie von einem scheuen Luchs, der sich zum ersten Mal an einen Menschen herantraut.
1. "vernehmen" ist ein Synonym für hören (außer wenn es die Polizei mit einem Verdächtigen macht). Inzwischen ist ja das Licht an, deshalb würde hier "wahrnehmen" passen.
2. auf sie zu marschierte. Anmarschieren gibt es zwar, aber das macht man nicht "auf" jemanden.
3. Das ist Metaphernsalat. Ein vorsichtiger Luchs, der marschiert? Wie habe ich mir denn das vorzustellen?

Erstarrt blickte sie dem neugierigen Gesicht entgegen, dessen verengte Augen sie musterten.
Das ist nur ein Beispielsatz, das Problem häuft sich im Text. Du benutzt zuviele Adjektive und Adverbien. Stell dir diese Wörter als das Salz in deinem Text vor. Man braucht ein wenig davon für den richtigen Geschmack, aber zuviel davon verdirbt das Ergebnis. Wenn du den Text überarbeitest, sollten mindestens 50% der Adjektive und Adverbien raus, besser noch mehr.

Doch jetzt, im schwachen, aber ausreichenden Schein der Glühbirne, entdeckte sie die jugendlichen Gesichtszüge, die - weshalb auch immer - ihr irgendwie vertraut vorkamen, und einen Gegenstand aus Metall in seiner linken Hand, den sie unbekümmert ignorierte.
Wie bitte? Kannst du dir irgendjemanden vorstellen, der so reagieren würde? Du wurdest entführt, wachst gefesselt auf, und jemand kommt mit einem metallenen Gegenstand auf dich zu. In welcher Welt muss man leben, um das "unbekümmert ignorieren" zu können? Das meine ich mit Glaubwürdigkeit. So reagieren Menschen nicht.

Der Typ war gerade mal ein Teenager! Höchstens siebzehn, schätzte sie, während in ihr die Panik langsam schwand. Bloß ein Junge. Beruhige dich.
Noch mal. Sie wurde entführt, ist gefesselt, und der Typ ist bewaffnet. Dass sie versucht, sich selbst zu beruhigen und sich einzureden, dass es schon nicht so schlimm sein wird, mag sein. Aber dass da die Panik schwindet, das glaube ich keine Sekunde. Was für einen Unterschied macht das Alter? Wenn ein Zwölfjähriger dich mit einer Eisenstange verprügeln könnte, ohne dass du dich verteidigen kannst, dann würde das auch sehr übel für dich ausgehen.

„Manchmal hast du mich neckisch >Schneewittchen< genannt, weil ich wie die männliche Form von der Disney-Charakterin aussehe.“
Im englischen kann "character" für eine Figur in Literatur oder Film stehen. Da wäre Schneewittchen in der Zeichentrickfassung tatsächlich ein "Disney character". Wenn man aber auf deutsch "Disney-Charakter" sagt, dann würde man das zum Beispiel benutzen um zu sagen "Dieser Film hat Disney-Charakter", um auszudrücken, dass er in einer heilen Welt spielt, wo man die Bösen und die Guten leicht auseinanderhalten kann und letztere immer gewinnen. Wenn "character" also für eine Figur steht, dann übersetzt man das nicht mit "Charakter" in Deutsche. Und schon gar nicht erfindet man eine weibliche Form davon. "Charakterin" ist ungefähr so wie "Personin".
Also, wenn der Schneewittchen-Bezug unbedingt gewahrt bleiben soll, dann mach daraus: "Weil ich aussehe wie eine männliche Version der Disney-Figur".

„Hier, in meiner Wohnung, bin ich so einsam und alleine. Meine Eltern sind schon seit mehr als zehn Jahren tot, gestorben an einem Flugzeugabsturz.
bei einem Flugzeugabsturz

Dachte er, er könne sie mit seiner Lebensgeschichte von ihrem Willen abhalten, sie könne seine Entscheidung nachvollziehen?
Das ist verworren, was genau willst du sagen?

Seine Hand glitt zu der Stelle seines Herz'.
Herzens

Sie bekam eine Gänsehaut, wand sich von ihm ab, legte ihren Kopf auf die Knie und schloss die Augen.
wandte

Grüße von Perdita

 

Hallo Shall,

deine GEschichte ist gut geschrieben aber, wie oben schon erwähnt, eher Spannung/Krimi.
Ich finde du hättest aus der Geschichte noch mehr heruas holen können, von einem Fluchtversuch oder wie der Entführer ihr etwas vertraut und SIe ein paar Tage später aus dem Keller in seine Wohnung nimmt und dort festbindet etc.

Aber es ist deine Geschichte und vor allem der Anfang hat ir sehr gut gefallen.

Mach weiter so, learning by doing

 

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