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Can buy me Love

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16.10.2002
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Can buy me Love

Er ist dunkelblond und hat Schatten unter den Augen. Wenn er den Kopf beugt und das Licht der Neonlampe schräg über sein Gesicht fällt, das sich doch zu einem Teil schon im Schatten befindet, sieht man sie noch deutlicher. Sein Gesicht ist nicht mager, eher voll und wenn er lacht, sieht man Grübchen. Die Stirn ist hoch, glänzt leicht. Sie wird kaum verdeckt, von den eher dünnen Haarsträhnen, die ihm ins Gesicht fallen. Seine Lippen sind weich und doch ist er oft allein.
Er ist nicht ordentlich. Seine Wohnung, so wie man sie sich vielleicht vorstellen würde. Der Herd dreckig, voller Ringe unterschiedlicher Größe. Wie die Ringe eines Baumes, nur nicht der Größe nach angeordnet. Er ist unsicher. Wohl schüchtern. Seine Hände spielen nervös, manchmal mit der Luft!
Seine tiefe beruhigende Stimme dringt weit durch die Wände des Altbaus. Womöglich ist er deswegen darauf bedacht leise zu genießen. Meistens hält er die Lippen geschlossen, er spricht wenig. Lachend versteckt er seine Zähne.

Ab und zu trifft er sie. Er holt sie ab, von der Ecke acht Straßen weiter.
Es ist dunkel, während sie durch die Stadt fahren. Bis zum Fluss mit seinen unzähligen Straßenlaternen unter denen die Büsche große Schatten werfen. Schatten tausendmal dunkler, als die unter seinen Augen. Schatten, von denen sie beide verschluckt werden.
Wenn sie zurückkehren, horcht er ins Treppenhaus, die Tür ist immer offen.
Es riecht nach Kohl, auf der Treppe liegen zertretene Kippen aber es ist still. Er ist flink, wenn er drei Treppen auf einmal nimmt und einen großen Schritt über jeden Treppenabsatz hinauf zum nächsten macht. Ihre Schuhe klappern.
Das Schloss seiner Wohnungstür klemmt und der Dielenboden gibt leicht nach, biegt sich unter zwei Paar Füßen.

Am Rand der Gläser sammeln sich kleine Blasen, ihr Lippenstift ist lila.
Der Sekt ist kalt, doch er tut gut. Die Schnalle ihres Schuhs hat eine kleine Laufmasche in ihre schwarze Nylonstrumpfhose gerissen, als sie die Beine übereinander schlug. Seine Hände verdrängen die Luft, doch sie finden halt an der Spitze unter der Bluse.
Die Knöpfe klimpern metallisch, als sie über den Parkettboden hüpfen.

Im Schlaf, wenn er die Augen schließt bedecken seine Wimpern die Schatten.
Die Straßenlaternen brennen immer noch. Das Haus macht gleichmäßige Geräusche und es knistert leise, als sie das Kuvert von der Kommode nimmt und in die Nacht entschwindet.

 

Hallo Cosima und willkommen auf kg.de!

Eine Geschichte, die die Leere im Leben Deines Protagonisten zeigt. Diese Sicht hast Du gut aufgebaut und auch stilistisch fällt mir jetzt nichts negativ auf.

Allerdings gibt Deine Geschichte als solche für meine Begriffe ein bisschen zu wenig her. Ich hätte parallel die Leere in der Frau geschildert, die sich, ihren Körper, verkauft. Hätte aufgezeigt, daß beide einsam sind - verstehst Du, was ich meine?

Alles liebe
Susi

 

Hallo Susi!

Ich glaub, ich verstehe was du meinst.
Das ist wohl so zustande gekommen, da ich mich sehr auf ihn als Hauptperson fixiert habe!
Ich hab die Geschichte um seine Person aufgebaut und somit fehlt es ihr vielleicht wirklich etwas an Komplexität oder vollständiger Darstellung eines gesellschaftlichen Problems!
Gut erkannt! Danke für deine Kritik!


Liebe Grüße
Cosima

 

Hallo Cosima!

Einsamkeit? Schatten auch auf der Seele? Schmutz als äußeres Zeichen für den im Inneren? Ich weiß es nicht. Es war auch nicht dein Bedürfnis zu erklären warum und wieso er so ist. Es ist eine kalte Atmosphäre die du mir bietest, ein liebloses Zusammenkommen das du gerade durch das Aussparen von Emotionen sehr gut beschreibst. Du zeigst einfach was ist und das unsentimental und ungeschönt.

Lieben Gruß schnee.eule

 

Hallo Cosima,

ich denke nicht, dass es deiner Geschichte an Komplexität mangelt. Die Frau hat mich ehrlich gesagt überhaupt nicht interessiert. Der Einblick in sein totes Leben war die Hauptsache. Interessant fand ich den Titel... Can buy me love - ich bin mir nicht sicher, heißt das "Kann Liebe mich kaufen?" Wenn ja, dann finde ich den Titel sehr gelungen - und dann wäre durch den Titel die Einsamkeit der Frau ebenfalls ausgedrückt ohne sie großartig zu schildern - sie stellt für ihn sowas wie Liebe dar, doch sie hat ihn auch für sich "gekauft", ihn in Abhängigkeit von ihr getrieben... ähm... wenn der Titel anders gemeint war, verzeih meine Gedanken.

Liebe Grüße, und schreib mal mehr,
Mario

Oh, das war eben mein 200. Posting!! ;)

 

Kristin,

danke für den Hinweis! Ich wollte bei dem Titel wohl unbedingt auf ne Frage hinaus - Kann mir Liebe kaufen, stimmt ja... hmpf. Schade. Dann ist meine schöne These hinfällig.

cu
Mario

 

Hallo Mario, Hallo Kristin!

Na da wird ja richtig diskutiert...Also was von meiner Seite vielleicht zu dem Thema zu sagen wäre:
Ihr kennt ja sicher das Lied von den Beatles: "Can't buy me love"!?
Da geht es ja darum, dass Geld dem Helden des Songs keine Liebe kaufen kann(money can't buy me love)!
Ich hab darauß jetzt praktisch gemacht: (Geld) kann mir Liebe kaufen! Und lasse dann meine Geschichte "weitererzählen"!
Wobei wir auch bei deiner Frage wären, die du dir so gewünscht hast, Mario!
Natürlich wirft diese krasse Behauptung, die der Titel der Geschichte darstellt, Fragen auf.
Z.B. ist das war, kann das sein? Oder ist Sex gleich Liebe?
Durch diese dreißte Behauptung wird diese krankhafte Situation, die in der Geschichte geschildert wird verdeutlicht...
Dachte ich zumindest! Aber ich hoffe, sie macht auch Sinn, wenn sich vielleicht jeder was anderes in den Titel hineininterpretiert!

Liebe Grüße

Cosima

 

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